1,99 €
Der Roman zu JASON DARKS 77. Geburtstag!
"Siebenundsiebzig, John! Sie taucht ständig auf. Findest du das nicht auch ein wenig merkwürdig?" Mein bester Freund Bill war ganz aufgeregt, als er uns berichtete, was er erlebt hatte. "Ich habe mich sofort an den PC gesetzt und nachgeforscht, ob die Zahl irgendwas zu bedeuten hat. Lange Rede, kurzer Sinn: hat sie. Viel wichtiger ist aber, dass noch ein Name aufgetaucht ist, der wohl mit der Siebenundsiebzig in Zusammenhang zu stehen scheint."
Jetzt war ich neugierig geworden. "Also gut, jetzt hast du mich. Was für ein Name?", forderte ich Bill auf, weiterzuerzählen.
"Jason Dark!"
Wie es zu diesem besonderen Roman kam, erfahrt ihr in der Januar-Ausgabe des John Sinclair-Podcasts!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 158
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Meister der Geister
Briefe aus der Gruft
Vorschau
Impressum
Meister der Geister
von Michaela Froelian und Logan Dee
Wenn auf einen Sinclair-Roman »Meister der Geister« draufsteht, dann kann damit nur einer gemeint sein – Sinclair-Schöpfer Jason Dark. Und der wird am Erscheinungstag dieses Romans 77. Jahre alt!
Und deshalb, lieber Jason, ist »Meister der Geister« unser Geschenk an dich. Das gesamte Sinclair-Team wünscht dir von Herzen alles Liebe und Gute zum 77. Geburtstag. Mögest du deinen Geisterjäger noch viele Geister jagen lassen!
Als kleine Überraschung zu dieser »Schnapszahl« haben wir uns etwas ganz Besonderes für den aktuellen Roman, den Michaela Froelian und Logan Dee für dich geschrieben haben, einfallen lassen und wünschen dir – und den Sinclair-Fans – viel Spaß beim Lesen!
Bill Conolly saß an diesem schönen, aber kalten Wintermorgen noch am Frühstückstisch, nippte an seiner Kaffeetasse und las dabei die Zeitung. Wobei lesen schon fast übertrieben war. Es wirkte eher so, als würde er die Seiten ständig miteinander vergleichen, so oft, wie er vor- und zurückblätterte. Zwischendurch schüttelte er immer wieder den Kopf, runzelte die Stirn und gab ein leises Brummen von sich. »Hmm ... seltsam ...«
Seine Frau Sheila war gerade dabei, den Geschirrspüler einzuräumen, nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten, und sah nun auf.
»Was ist seltsam?«
Bill gab keine Antwort, sondern blätterte sich weiter durch die Zeitung, nachdem er seine Tasse geleert hatte. »Das muss doch irgendwas zu bedeuten haben ...«, nuschelte er zwischen dem Rascheln der einzelnen Seiten, die er von vorne und hinten betrachtete ...
»Dann eben nicht.« Sheila rollte mit den Augen, griff nach ihrer leeren Tasse und stellte sie ebenfalls in den Geschirrspüler, bevor sie ihn zudrückte. Als sie sich wieder ihrem Mann zuwenden wollte, fiel ihr Blick aus dem Fenster.
Normalerweise hätte sie jetzt den gepflegten, aber momentan etwas kargen Vorgarten gesehen oder den Kiesweg, der hinauf zu ihrem Bungalow führte, doch in diesem Moment war das alles nebensächlich, denn da war etwas anderes, das ihre Aufmerksamkeit erregte.
»Bill ... ich glaube, da schwebt irgendwas in der Luft ...«, flüsterte sie und versuchte, die Objekte, die langsam die Zufahrt zu ihrem Haus entlangzuschweben schienen, besser zu erkennen. »Bill!«
»Hmm ...«, brummte der Reporter hinter seiner Zeitung hervor.
»Jetzt leg doch endlich die verdammte Zeitung weg und schau mal aus dem Fenster! Es sieht aus, als schweben da ... Köpfe auf uns zu ...«
Sheila drehte sich um und riss ihrem Mann die Zeitung aus der Hand. Verdutzt sah er sie an. »He, was soll ...«
»Hast du mir nicht zugehört? Da draußen schweben Köpfe auf unserem Grundstück herum!«
Jetzt endlich folgte Bills Blick dem ausgetreckten Finger seiner Frau, der auf das Küchenfenster zeigte. Doch da war nichts. Also stand er auf und ging zum Fenster. Er sah nach links und rechts, ebenso wie er versuchte, geradeaus etwas zu entdecken, doch er konnte absolut nichts Ungewöhnliches erkennen.
»Ähm, Schatz ... hast du wirklich Köpfe gesagt? Ich sehe hier nämlich nichts, das nicht auch hierhergehören würde«, erklärte er und zuckte mit den Schultern. »Inklusive der Schaufel, die ich dir gestern unbedingt noch aus dem Keller holen sollte. Hast du die jetzt überhaupt gebraucht?«
»Die Schaufel? Die ist doch jetzt völlig unwichtig, Bill ... Sie waren da! Köpfe, die schwebten ...« Sheila stellte sich neben ihn und musste zugeben, dass er recht hatte. Nun konnte auch sie nichts Ungewöhnliches mehr sehen und schon gar keine schwebenden Köpfe. »Seltsam ... ich weiß doch, was ich gesehen habe ...«, murmelte sie und reckte den Kopf so weit vor, dass sie mit der Stirn beinahe an die Fensterscheibe stieß.
»Apropos seltsam ...«, nahm Bill den Faden auf, ging zum Tisch, griff nach der Zeitung und wedelte damit in der Luft. »Hier habe ich auch ein paar komische Sachen gelesen, irgendwie dreht sich alles um siebenund...«
»Ach, jetzt hör schon auf mit der dämlichen Zeitung, da waren wirklich Köpfe! Wir sollten zumindest mal nachsehen.« Sheila hatte sich vom Fenster weggedreht und starrte genervt auf die Zeitung, griff danach und warf sie wieder auf den Tisch, bevor sie seufzend durch die Küchentür in den Flur verschwand. »Dann sehe ich eben selbst nach.«
»Jetzt warte doch, ich komme ja mit!«, rief Bill ihr hinterher, schnappte sich allerdings noch die Zeitung vom Tisch und klemmte sie sich unter den Arm.
Kurz vor der Haustür holte er seine Frau ein, die ihre Hand gerade auf die Klinke legte.
»Also schön, wie viele Köpfe waren es denn?«, wollte er wissen.
»Fünf ... sechs ... keine Ahnung, ich habe sie ja nur kurz erblickt ...«
»Okay, dann öffnest du die Tür, und ich gehe raus, einverstanden?«
Zur Antwort drückte Sheila die Klinke herunter, zog die Tür auf und trat einen Schritt zurück, damit Bill ins Freie gelangen konnte. Das tat er auch und ging bis zum Kiesweg. Er machte ein paar Schritte in jede Richtung, sah die Garage, die immergrünen Büsche links und rechts vom Haus, den Weg bis zum Tor an der Straße, aber nichts, das auch nur im Entferntesten an irgendetwas Schwebendes erinnerte.
Schließlich drehte er sich langsam im Kreis, und während er sich anschließend wieder der Haustür zuwandte, wo Sheila stand, hob er beide Arme, die Zeitung in der Hand haltend.
»Hier ist nichts, Darling. Was auch immer du gesehen hast ... es ist nicht mehr da! Kann ich dir jetzt vielleicht erzählen, was ich Merkwürdiges in der Zeitung entdeckt habe?«
Nun trat auch Sheila nach draußen, verschränkte dabei aber gleich die Arme vor der Brust und zog die Schultern hoch. Auch wenn die Sonne schien, war es immer noch winterlich kühl. Suchend sah sie sich um. Bill hatte recht, da war tatsächlich nichts.
Sie stand noch zwei Meter von ihm entfernt, als sie beobachtete, wie er plötzlich nach rechts blickte, wo sich die Garage befand und man um das Haus herum in den Garten gelangte. Sein Blick schien sich förmlich an etwas festzusaugen.
»Bill, was ...?«
Der Reporter verengte die Augen zu Schlitzen. »Geh wieder ins Haus und hol die Beretta!«, presste er angespannt zwischen den Zähnen hervor.
»Wieso, hast du doch was gesehen?«, fragte Sheila und wollte sich schon in die Richtung drehen, in die er so angestrengt starrte, als Bill sie harsch anfuhr.
»Los doch, jetzt geh schon!« Während er das sagte, kam er zu ihr, schob sie vehement auf die Tür zu und griff nach der Schaufel, die an der Hauswand lehnte. Dabei landete die Zeitung, der er bis eben noch so große Aufmerksamkeit geschenkt hatte, auf dem Boden. »Ja, du hattest recht. Da sind schwebende Köpfe ... und jetzt beeil dich! Ich glaube nicht, dass wir sie loswerden, indem ich mit ihnen Baseball spiele ...«
Endlich ging Sheila mit schnellen Schritten ins Haus und verschwand Richtung Arbeitszimmer. Gut so, nun konnte Bill sich den seltsamen Gebilden widmen, die an der Ecke der Hauswand schwebten, kurz nach hinten zuckten und damit aus seinem Blickfeld verschwanden, nur um dann direkt wieder vorzuhuschen und sich zu zeigen.
Langsam und mit erhobener Schaufel ging er auf die Erscheinungen zu. Es waren nicht drei oder vier körperlose Köpfe, die sie da besuchten, sondern sieben.
»Was wollt ihr?«, rief Bill, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass er eine Antwort bekam.
Und so war es auch. Statt zu sprechen, rissen die Schädel mit den unterschiedlichsten Gesichtszügen und Frisuren die Münder auf. Hervor kamen spitz zulaufende Zähne, die an Vampirhauer erinnerten. Allerdings waren es nicht nur zwei spitze Zähne, sondern gleich alle noch vorhandenen Zähne beider Zahnreihen.
»Okay, alles klar. Und wo ist der Rest von euch?« Bill trat noch einen weiteren Schritt näher, dann hätte er schon fast mit der Schaufel zuschlagen können.
Doch noch bevor er sie anheben konnte, flog einer der Schädel auf ihn zu. Plötzlich sah Bill nur noch den schnell auf- und zuklappenden Mund mit den spitzen Zähnen vor sich. Zu spät, um die Schaufel zu benutzen. Also ließ er sich einfach fallen, und der Kopf schoss über ihn hinweg.
Lange konnte er nicht liegen bleiben, der Angriff war sicher noch nicht vorbei. Immerhin waren da ja noch ein paar mehr von diesen beißfreudigen Gebilden.
Als Bill wieder auf den Füßen stand, die Schaufel leicht erhoben vor sich haltend, hatte der angreifende Kopf schon wieder kehrtgemacht und startete einen erneuten Versuch. Diesmal hielt Bill seine provisorische Waffe direkt auf der richtigen Höhe, holte aus und traf den fliegenden Feind seitlich an der Schläfe. Von einem dumpfen Geräusch begleitet wurde der Schädel in Richtung Hauswand geschleudert, und als er dagegen prallte, war ein fieses Knacken zu hören. Doch nicht nur das.
Ein erschreckter Aufschrei folgte dem Kopf auf dem Weg nach unten, wo er schließlich am Boden liegen blieb.
»Bill ...« Sheila stoppte abrupt, die Beretta in der Hand.
Nach Luft schnappend sah sie, wie der Schädel, den Bill erwischt haben musste und der eben noch am Boden lag, langsam wieder in die Luft stieg.
»Schieß!«, rief Bill und sah sich hektisch danach um, was die anderen Köpfe taten.
In dem Moment krachte ein Schuss, und kleine Steinsplitter platzten von der Wand ab, wo die Kugel einschlug. Sheila keuchte erschrocken auf, während sie den Waffenarm sinken ließ.
Der Schuss war gar nicht schlecht gewesen und hätte das Ziel auch nicht verfehlt – wenn denn noch eines da gewesen wäre.
»Wo .. wo ist er hin?« Sheilas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als Bill zu ihr kam und auf die Kugel in der Wand starrte.
Nicht nur dieser Kopf war verschwunden, die anderen sechs ebenfalls. Auch als Bill um die Ecke des Hauses lief, war dort von den Köpfen nichts mehr zu sehen.
Aus dem Haus war leise das Klingeln des Telefons zu hören, doch keiner der beiden Conollys beachtete es. Ihre Aufmerksamkeit wurde stattdessen von dem angezogen, was sich jetzt an der Stelle tat, wo der Kopf gegen die Wand geprallt war.
In einem dunklen Rot und ungefähr in der Größe eines Schädels leuchtete plötzlich die Zahl 77 auf, bevor sie sich langsam zusammenzog und mit einem saugenden Geräusch wieder verpuffte. Nur die Kugel aus der Beretta, die noch in der Wand steckte, zeugte davon, dass hier gerade etwas geschehen war, ansonsten war von Köpfen oder anderen Erscheinungen weit und breit nichts mehr zu sehen.
Stirnrunzelnd lehnte Bill die Schaufel wieder gegen die Hauswand, bevor er Sheila die Beretta abnahm und sie sich hinten in den Hosenbund steckte. Dann bückte er sich, hob die Zeitung wieder auf und fasste nach der Hand seiner Frau. »Darf ich dir jetzt vielleicht erzählen, was ich Seltsames in der Zeitung entdeckt habe? Das passt nämlich irgendwie zu dem, was wir hier gerade erlebt haben ...«
Suko und John waren schon längst auf dem Weg zum Yard, als Shao beschlossen hatte, zum Shoppen in die Stadt zu fahren. Natürlich wäre sie auch allein gegangen, damit hatte sie kein Problem. Doch an diesem Morgen war ihr nach etwas Gesellschaft und Plauderei, und nachdem sie Sheila nicht erreicht hatte, war sie bei Jane auf offene Ohren gestoßen.
Die Privatdetektivin steckte gerade nicht in einem dringenden Fall, und Chris war ebenfalls unterwegs, weshalb sie gegen eine kleine Shoppingtour nichts einzuwenden hatte.
So verabredeten sich die beiden Frauen vor dem Café Fiori, um von dort aus am Leicester Square ihren Einkaufsbummel zu starten.
Shao hatte sich gerade die Jacke übergezogen und ihr Handy in eine der Innentaschen gleiten lassen, als sie ein leises Zischen hörte. Verwirrt sah sie sich um. Als das Geräusch abermals erklang, folgte ihr Blick der Richtung, aus der sie es zu hören glaubte.
Es musste aus dem Bad gekommen sein. Hatte sie den Wasserhahn nicht zugedreht?
»Ich werde lieber mal nachsehen, bevor hier ein Pool entsteht, den wir gar nicht haben wollen«, sagte sie zu sich selbst und ging auf die Tür des kleinen Raums zu, hinter der das Bad lag.
Sie drückte die Klinke herunter und schob die Tür nach innen, als sie auch schon das Gefühl überkam, dass etwas nicht stimmte. Ein seltsames Leuchten breitete sich in dem relativ kleinen Raum aus, und als sie die Tür weit genug geöffnet hatte, schwebte vor ihr, auf Höhe des Spiegels über dem Waschbecken, ein Licht. Oder eine grell leuchtende Flamme, so genau konnte sie es nicht erkennen. Sie musste die Augen leicht zukneifen und schirmte sie auch mit einer Hand ab, da das Licht so hell erstrahlte.
Während sie sich noch fragte, was das zu bedeuten hatte, ging sie einen Schritt näher heran, weil sie glaubte, in diesem Lichtphänomen auch noch etwas anderes gesehen zu haben.
Die Erscheinung an sich blieb ruhig und auf einem Fleck, nahm auch nicht weiter an Intensität zu, aber im Innern schien sich etwas zu bewegen.
War das etwa ein Gesicht? Shao versuchte, genauer hinzusehen, was bei der Helligkeit nicht gerade einfach war. Zum Glück bewegte sich die Erscheinung immer noch nicht. Doch das, was sie darin zu sehen glaubte, wurde nun deutlicher, während die Intensität etwas abnahm. Gerade so, also sollte sie sehen, was in dem Licht steckte.
Konturen schälten sich heraus, die Silhouette eines menschlichen Kopfes war immer besser zu erkennen. Und noch mehr.
»Das ist ja tatsächlich ein Gesicht ... das Gesicht einer Frau ...«, flüsterte Shao und hob nun auch die andere Hand.
Von dem Licht schien keine Wärme auszugehen, also war es wohl auch nicht die Flamme eines normalen Feuers.
Irgendwie kam es ihr so vor, als hätte Suko ihr mal von einem ähnlichen Erlebnis erzählt ... oder war es sogar ein Fall gewesen, den er mit John Sinclair gelöst hatte?
Langsam näherten sich ihre ausgestreckten Finger der leuchtenden Erscheinung, und kurz nachdem Shao erkennen konnte, dass die Gesichtszüge der Frau asiatisch wirkten, zog sich das Lichtflammenphänomen wieder in sich zusammen.
Shao zuckte zurück, weil es so plötzlich geschah. Verwundert zog sie eine Augenbraue hoch. Doch noch bevor sie darüber nachdenken konnte, was hier geschehen war und was das Erlebnis bedeuten könnte, erschien an der Stelle, wo eben noch das grelle Licht geschwebt hatte, in gleicher Größe eine leuchtend rote Zahl.
Shao starrte das Gebilde an, das da vor ihr in der Luft prangte, während ihre rechte Hand in die Innentasche der Jacke glitt und nach dem Handy griff.
In dem Moment zog sich die leuchtende Zahl mit einem saugenden Geräusch zusammen, wurde immer kleiner und verschwand mit einem leisen Plopp schließlich ganz. Kein verräterischer Geruch, kein Rauch, keine Art von Explosion ...
Zurück blieb eine verdutzte Shao, die in ihrem Bad stand, das nun völlig normal wirkte und in dem absolut nichts mehr an das erinnerte, was sie gerade gesehen und erlebt hatte.
Würde sie sich jetzt nicht mit Jane Collins treffen, hätte sie Suko angerufen und von ihrem Erlebnis berichtet. Doch was sollte sie ihm sagen? Dass sie ein Licht im Bad gesehen hatte, in dem ein Frauengesicht steckte? Eine Zahl, die einer Leuchtreklame gleich dort aufgetaucht war? Außerdem war beides wieder verschwunden, ohne dass eine der Erscheinungen etwas angerichtet, geschweige denn sie persönlich angegriffen hatte.
Und mittlerweile kam es ihr selbst schon unwirklich vor. Zudem gab es keinen Hinweis auf einen Verursacher oder irgendetwas, das auf die Handschrift eines bekannten Gegners hindeutete.
Nachdem sich Shao also vergewissert hatte, dass in keiner Ecke des Bads noch etwas steckte oder aufleuchtete, nahm sie den Schlüsselbund, verließ die Wohnung und machte sich auf den Weg in die Stadt. Möglicherweise hatte Jane ja eine Idee, was das Licht oder die Zahl zu bedeuten haben könnten ... oder vielleicht hatte sie es sich ja doch nur eingebildet ...
»John, es brennt! Und zwar gewaltig! Wo seid ihr gerade?« Die Hektik war nur allzu deutlich aus der Stimme des Anrufers herauszuhören. »Ihr müsst kommen! Sofort! Oder ich komme zu euch, kommt auf dasselbe raus ...«
Natürlich hatte ich gleich erkannt, wer da anrief und unsere ungeteilte Aufmerksamkeit einforderte. »Bill ... jetzt mal langsam. Was ist los? Wir sind im Yard ... Seid ihr ...«
Suko blickte auf, als ich den Namen des Reporters erwähnte. Vielleicht ahnte mein Kollege Böses, denn wenn Bill Conolly anrief, hatte er entweder einen Fall aufgetan, oder er wollte mal wieder einen draufmachen.
Da wir gerade damit beschäftigt waren, die Berichte der letzten Fälle aufzuarbeiten, war ich sogar froh über die Abwechslung in Form des Anrufs. Suko warf mir allerdings einen Blick zu, der nichts anderes zu bedeuten hatte als: Ich mach das hier nicht allein weiter, mein Freund!
Also stellte ich Bill gleich laut, damit Suko meinen guten Willen sah und direkt mithören konnte.
»Köpfe!«, fiel mir unser Freund am Telefon dann auch ins Wort.
»Was?«
»Nicht was ... schwebende Köpfe, John! Sieben davon sind heute Morgen bei uns erschienen. Einer hat mich auch angegriffen, aber nicht erwischt. Generell wirkte das auch eher etwas halbherzig, also nicht wirklich ernst. Denn als wir ihn fertigmachen wollten, ist er verschwunden, einfach so. Genau wie auch der Rest von ihnen.«
»Wie sahen diese schwebenden Köpfe denn aus?«
Nun blickte auch Suko interessiert auf, bei dem Thema schien bei ihm wohl etwas zu klingeln. Bei mir war das zumindest der Fall, denn wir hatten vor geraumer Zeit ebenfalls mit schwebenden Köpfen zu tun gehabt, mit Killer-Köpfen. Aber damals waren es nur fünf gewesen, was allerdings auch schon gereicht hatte. Selbst Sir James und Glenda waren nicht verschont worden.
»Na, wie Köpfe eben. Ich hab sie mir nicht so genau angesehen. Mir hat gereicht, dass einer von ihnen sein Maul aufgerissen hat und mich beißen wollte! Sein Gebiss hat irgendwie nach Vampirzähnen ausgehen ... aber auch wieder nicht. So ein Zwischending. Und als sie verschwunden sind, ist da auch noch was anderes aufgetaucht.«
»Jetzt mal langsam, Bill, Köpfe mit Vampirzähnen und auch wieder nicht? Was soll das denn heißen? Und was ist da noch aufgetaucht?«
Wir hörten eine Art Schnauben aus der Leitung und anschließend einen langgezogenen Seufzer. »Ich kann es auch nicht erklären. Ich kenne ja Vampire, aber bei diesen Köpfen hat es ausgesehen, als wollten sie irgendwas zwischen die Zähne kriegen und es fressen oder sich festbeißen. Und dann gab es da noch eine Zahl, John, die ständig irgendwie und irgendwo auftaucht! Ich hatte erst das Gefühl, dass sich da jemand einen Scherz erlaubt, weil wir bisher auch nicht wirklich in Gefahr waren ... also, nicht richtig, denn die Köpfe waren dann ja plötzlich weg ... aber da gab es ja auch noch die Sache mit der Zahl ...«
Jetzt war es an mir, mit den Augen zu rollen. Wir hatten die Killer-Köpfe damals vernichtet. Und irgendwie klang das alles bisher noch etwas zu fantastisch, um darin eine drohende Gefahr zu erkennen. Langsam hatte ich den Eindruck, als müsste ich meinem ältesten Freund jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen, so durcheinander, wie er sprach.
»Okay, Bill ... und um welche Zahl handelte es sich denn?«, hakte ich nach.