John Sinclair 2463 - Logan Dee - E-Book

John Sinclair 2463 E-Book

Logan Dee

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Beschreibung

Willkommen in Blackgrave, der Villa der toten Augen! Eigentlich waren Ernest und Olivia Harland nur flüchtige Bekannte von Suko und mir, denn sie lebten im selben Apartmenthaus. Dann zogen sie aus, in eine große, alte Villa am Londoner Stadtrand, und luden uns beide zu einer Einweihungsfeier ein. Doch es sollte eine Party des Grauens werden. Denn die alte Villa selbst war ein Tor in eine andere Welt - und die Feier als Totenfest für Suko und mich gedacht!

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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Die Villa der toten Augen

Grüße aus der Gruft

Vorschau

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Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Die Villa der toten Augen

von Logan Dee

»John!«, schrie Suko. »Hinter dir!«

Ich wirbelte herum – und sah mich einer Geistererscheinung gegenüber.

Es war eine Frau. Sie war uralt und trug ein altmodisches schwarzes Rü‍schenkleid.

Sie lächelte. Auf den ersten Blick wirkte das Lächeln freundlich. Aber das war nur Fassade. Denn es war wie eingefroren, und es lag eine Grausamkeit darin, die mich frösteln ließ.

Das Grauenhafteste aber waren die Augenhöhlen. Sie hatte keine Augen mehr. Da war nur Schwärze. Dennoch spiegelten sich abgrundtiefe Bosheit und bodenloser Hass darin.

Die Geisterfrau trat einen Schritt näher. Nein, vielmehr schwebte sie. Eine Handbreit über dem Boden.

Ich spürte die Kälte, die von ihr ausging. Wie klammer Nebel, aber viel eisiger. Automatisch griff ich mir an die Brust. Unter dem Hemd hing mein Kreuz.

Aber bevor ich es fassen konnte, löste sich die Geisterfrau in Luft auf.

Die Lampen begannen zu flackern. Dann verloschen sie ganz. Auch die Musik verstummte.

Manche Partygäste im Raum hielten das für einen Scherz. Sie lachten. Einige fragten verwundert, was denn los sei. Die Wenigsten hatten die Geisterfrau überhaupt bemerkt.

Eine Frau kreischte plötzlich auf.

Es war Olivia!

»Licht!«, schrie jemand. Wahrscheinlich Ernest, ihr Ehemann. »Mach doch endlich jemand Licht, verdammt!«

Olivias Kreischen hörte und hörte nicht auf.

Ich stürmte blind darauf zu. Suko war dicht hinter mir.

»Was, zum Teufel, geht hier vor, John?«, hörte ich ihn ausstoßen.

»Ich weiß es nicht! Aber es war Olivia!«

Ich stieß die Partygäste einfach beiseite. Auch klirrten Gläser und Flaschen zu Boden.

Ich verfluchte mich, dass ich die Beretta nicht dabei hatte. Aber wer geht schon bewaffnet auf eine Party?

Dann spürte ich wieder die Eiseskälte. Kurz bevor ich Olivia endlich erreicht hatte, griff der Schauer wieder nach meinem Herzen. Ich achtete nicht darauf. Olivia zuckte zusammen, als ich sie packte.

»Ich bin es – John! Ganz ruhig, Olivia!«

»John ... John!«, schrie sie verzweifelt und presste sich an mich.

Die Kälte verschwand.

Auch Suko hatte uns jetzt erreicht.

»Alles in Ordnung, John?«

»Alles in Ordnung«, antwortete ich.

Olivia zitterte wie Espenlaub in meinen Armen und schluchzte hemmungslos.

»Und Olivia?«, fragte Suko.

»Nur ein leichter Schock, hoffe ich.«

Jemand entzündete eine Kerze, und das Licht von mehreren Handys leuchtete auf. In dem diffusen Licht wirkten die Partygäste wie erstarrte Schaufensterpuppen. Niemand von ihnen glaubte mehr an einen Gag. Olivias Schrei war zu durchdringend gewesen, um zu glauben, sie hätte ihn aus Spaß ausgestoßen.

Im nächsten Moment war Ernest bei uns.

»Was – was ist denn los, Schatz?«, fragte er und sah mich dabei an.

Ich löste mich sanft von Olivia und übergab sie in seine Umarmung.

Gemurmel setzte ein. Jeder im Saal fragte sich, was geschehen war.

Da ging das Licht an. Auch die Musik setzte wieder ein. Wobei Sophie Ellis-Bextors Liedchen ›Murder On The Dancefloor‹ nun einen fast makabren Soundtrack zu dem Geschehen ablieferte. Bis vor dem Aussetzer hatten die meisten Gäste noch dazu getanzt.

Ich wandte mich Suko zu. »Hast du die Kälte auch gespürt?«

Er nickte. »Das war nicht normal, John, oder?«

»Nein, das war es garantiert nicht. Die Kälte kam von der Geisterfrau.«

»Und du meinst ...?«

»Ja, sie muss sich auch Olivia gezeigt haben. Kurz nach mir.«

»Ich habe die Geisterfrau auch gesehen, John.«

»Danke, dass du mich gewarnt hast. Wer weiß, was sonst geschehen wäre.« Ich fasste unauffällig an mein Kreuz. »Es hat sich erwärmt.«

»Glaubst du, dass die Geisterfrau hier noch irgendwo ist?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Kann sein. Wir sollten auf der Hut sein.«

Jemand stellte die Musik leiser. Zum Tanzen war keinem mehr zumute.

Ohne Olivia loszulassen, wandte sich Ernest an die Gäste. »Sorry, tut mir leid, Leute, aber ihr müsst uns mal kurz entschuldigen. Es ist nichts passiert. Lasst euch den Spaß nicht verderben, wir sind bestimmt gleich wieder zurück.«

Er machte seine Sache sehr gut, wie ich fand. Geradezu professionell. Ernest war Project Manager in irgendeiner aufstrebenden IT-Firma. Sicher lernt man da, entsprechend selbstsicher aufzutreten.

Er legte den Arm um Olivias Schultern und wollte sie aus dem Saal führen. Doch sie richtete ihren flehenden Blick auf uns und raunte uns zu: »John, Suko! Bitte, könnt ihr uns begleiten?«

Ernest wollte etwas sagen, aber ich nickte bereits.

»Klar, wenn du es wünschst, Olivia.«

»Ich würde mich lieber hier weiter umsehen«, sagte Suko. »Ich traue dem Frieden noch nicht.«

»Hey, was ist denn hier eigentlich los?«, funkte Ernest. »Der Strom ist kurz ausgefallen, und Olivia hat sich erschrocken. Oder gibt es da etwas, das ich nicht weiß, Freunde?«

Na ja, Freunde waren wir eigentlich nicht, aber ich dachte, er hatte meine ehrliche Antwort verdient, darum sagte ich: »Ich glaube, Ernest, Olivia hat da etwas gesehen. Oder zumindest gespürt.«

Er lachte auf, aber das Lachen klang gekünstelt. »Jetzt erzähl mir nichts von dieser Geisterfrau, John. Ich kann den Quatsch schon nicht mehr hören.«

»Aber es ist kein Quatsch, Ernest«, widersprach Olivia. »Sie hat mich berührt. Und du weißt, was das bedeutet ...«

Eine Stunde zuvor

»John! Suko! Da seid ihr ja! Willkommen in Blackgrave!«

Ich runzelte leicht die Stirn. »Eure Villa heißt wirklich Blackgrave? Also ›Schwarzes Grab‹?«

Zumindest die Bezeichnung ›Schwarz‹ passte wie die Faust aufs Auge. Die Hausfassade war pechschwarz. Was allein in dieser Wohngegend ungewöhnlich war.

Olivia lächelte ihr unvergleichliches Lächeln. »So nennen die Leute seit jeher unser neues Zuhause, ja. Aber jetzt kommt doch erst mal rein! Mensch, ich freue mich, dass ihr euch von Scotland Yard habt loseisen können.«

Sie umarmte Suko und mich und küsste uns auf die Wangen.

Obwohl sie zierlich und zart wirkte, wusste ich, dass sie eine geübte Bergsteigerin war. Man traute es ihrer aparten Erscheinung kaum zu, aber das war ihre Leidenschaft. Dafür fuhr sie jedes Jahr ein paar Mal in die Alpen.

Bevor wir uns für die Einladung bedanken und ihr unsere Gastgeschenke überreichen konnten, wandte sich Olivia schon wieder um und ging voran.

Suko und ich sahen uns an, zuckten mit den Schultern und folgten ihr in die Villa.

Olivia Harland war wirklich eine Schönheit. Wie sie vor mir herging, konnte ich nicht umhin, ihre perfekte Figur zu bewundern. Sie trug an diesem Abend ein langes rotes Kleid, das ihren Rücken freiließ und sich eng an ihren Körper schmiegte. Das seidig-schwarze Haar floss ihr über die Schultern.

Suko und ich kannten Olivia und ihren Mann Ernest schon seit einigen Jahren. Wir waren Nachbarn. Wir hatten zwar nie viel mit ihnen zu tun gehabt, aber doch das eine oder andere freundliche Gespräch geführt, wenn wir uns im Treppenhaus oder im Aufzug begegneten.

Im letzten Jahr hatten sie uns zu Olivias Geburtstagsparty eingeladen. Seitdem kannten wir uns etwas näher.

Vor zwei Monaten erst waren die beiden ausgezogen. Ich hatte mich nicht darum gekümmert, wohin. Und dann flatterte Suko und mir vor einer Woche die Einladung zu ihrer Housewarming-Party ins Haus.

Soweit also die Vorgeschichte.

Olivia drehte sich noch einmal um. »Wo habt ihr denn eigentlich Shao gelassen?«

»Sie lässt sich entschuldigen«, antwortete Suko. »Sie hat seit einigen Tagen eine heftige Erkältung.«

»Ach, schade. Ich rufe sie die nächsten Tage mal an und frage, ob es ihr besser geht.«

Ich wusste von Suko, dass Shao und Olivia ein paar Mal shoppen waren. Wahrscheinlich kannten sich die beiden Frauen besser. Ich nahm ihr ab, dass ihre Enttäuschung echt war.

Sie führte uns in einen Saal, den ich von der Größe her gar nicht in diesem Haus vermutet hätte. Etwa fünfzig Gäste befanden sich darin. Die Hälfte davon tanzte. Die andere Hälfte bediente sich am Büffet oder trank Sekt und Cocktails.

Vor wenigen Tagen waren Suko und ich ebenfalls auf einer Party gewesen – einer Vampir-Party, die Justine Cavallo, die blonde Bestie, ausgerichtet hatte.

Ich verdrängte die Erinnerung daran, denn ich wollte mir diesen Abend nicht kaputtmachen lassen. Zumal seit dieser Vampir-Party unsere junge Freundin Denise Curtis spurlos verschwunden war und wir befürchten mussten, dass Justine sie zu einer Blutsaugerin gemacht hatte.

Endlich kamen wir dazu, Olivia unsere verpackten Geschenke und die Blumen zu überreichen.

»Oh, ich danke euch! Stellt alles einfach da vorne hin.« Sie wies auf einen Tisch am Rand des Saales, auf dem sich bereits die Geschenke häuften. »Und dann nehmt euch erst mal alles, was ihr braucht. Ich stelle euch später noch einigen Gästen vor. Meine Schwester Lea ist ganz neugierig auf euch ...«

»Du hast ...?«

»Na ja, ich hab ihr nur erzählt, was ihr mir erzählt habt. Dass ihr so was wie die Ghostbusters seid.«

Ich war ihr dankbar, dass sie dabei nicht kicherte.

»Lea schreibt nämlich an ihrer Doktorarbeit über Zauberbücher und die Verbreitung magischen Wissens seit dem Mittelalter.«

»Dann wünsche ich ihr viel Glück«, meinte ich. »Ich fürchte, dazu können wir wenig beitragen.«

»Na ja, wie auch immer. Fühlt euch wie zu Hause. Ich muss ...«

Es klingelte, und Olivia stürmte schon wieder zur Haustür, um die nächsten Gäste zu empfangen.

Nachdem wir die Geschenke abgelegt hatten, begaben sich Suko und ich erst mal zum Büffet. Wir hatten seit dem Mittag nichts mehr gegessen.

Olivia und ihr Mann hatten sich nicht lumpen lassen und alles von der Feinkostabteilung bei ›Fortnum & Mason‹ zusammenstellen lassen – ein Schild wies dezent darauf hin.

»Eine Currywurst wäre mir lieber«, raunte ich Suko zu.

»Du und deine Currywurst!« Mein Freund grinste und schaufelte sich den Teller voll.

Auch Schampus ist nicht so mein Fall. Bier suchte ich allerdings vergebens. Also begnügte ich mich mit einem Glas Wasser.

»Sag nicht, du hast es jetzt auch am Magen«, frotzelte Suko.

»Wieso das?«

»Na ja, wie Sir James. Der würde hier auch nichts anderes als Wasser zu sich nehmen.«

»Da bin ich mir nicht so sicher.«

Später stellte mir Olivia ihre Schwester Lea vor.

Sie war ebenso hübsch, versteckte ihre Schönheit allerdings hinter dicken Brillengläsern und einer strengen nach hinten zusammengesteckten Frisur. Auch ihr gemustertes Kleid umflatterte eher ihre Figur, als dass sie diese betonte. Dazu trug sie einfache Schlappen, die eher auf eine Gartenparty gepasst hätten.

Trotzdem fand ich Lea nett.

Später gelang es Olivia tatsächlich, mich auf die Tanzfläche zu zerren. Ich konnte ihr den Wunsch einfach nicht abschlagen.

Danach ging ich an die Bar, um mir ein weiteres Wasser einzuschütten.

Dann erschien mir die Geisterfrau ...

Während Ernest seine Gattin nach oben führte und ich hinter den beiden hertrottete, spürte ich geradezu körperlich Ernests Ablehnung.

War er etwa eifersüchtig, dass Olivia mich gebeten hatte, mitzukommen? Nun, er hatte nicht den geringsten Grund dazu.

Er führte uns in einen eher privaten Raum. Es war eine Mischung aus Bibliothek und Wohnzimmer. Ich hätte in dieser alten Villa auch ein entsprechendes Mobiliar vermutet. Aber das Interieur war ultramodern. Und sicher auch sehr teuer gewesen.

Olivia und Ernest nahmen auf einer Couch Platz. Ich setzte mich ihnen gegenüber auf einen Designerstuhl aus Chrom und Leder. Bequem war er nicht.

Olivia schien sich von dem Schrecken erholt zu haben. Sie lächelte schon wieder.

»Danke, John, dass du mit hochgekommen bist«, sagte sie.

»Das ist doch selbstverständlich.« Ich sah Ernest an. »Also, was steckt hinter der Geisterfrau? Und wieso hältst du sie für Quatsch?«

»Weil es keine Geisterfrauen gibt!«, beharrte Ernest trotzig.

»Nur weil sie dir noch nicht begegnet ist, hältst du mich für überdreht, oder?«, hielt ihm Olivia vor. »Ich bin doch nicht blöd! Und ich spinne auch nicht!«

Ernest legte ihr den Arm um die Schultern. »Ach Schatz, das ist doch ganz normal in deinem Zustand.«

»Welchen Zustand?«, fragte ich.

»Ernest spielt darauf an, dass ich schwanger bin«, erklärte Olivia trotzig.

Ich fiel fast aus allen Wolken. »Was? Das sieht man dir absolut nicht an?«

Sie lächelte. »Ich bin ja auch erst im dritten Monat. Aber das hat nichts mit der Geisterfrau zu tun.« Ihr Lächeln erstarb. »Bisher ist sie mir allerdings nur erschienen. Heute hat sie mich das erste Mal – berührt.«

»Olivia, du hast vorhin angedeutet, dass es damit eine besondere Bewandtnis hat«, sagte ich. »Ich wüsste gern, welche.«

Bevor sie antworten konnte, klopfte es an der Tür.

Ihre Schwester Lea kam herein. Sie machte ein besorgtes Gesicht und kam direkt auf ihre Schwester zu. »Olivia, mein Gott. Ist alles in Ordnung? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«

Sie quetschte sich neben Olivia und nahm sie in den Arm. Ernest hatte seinen zurückgezogen.

»Alles gut«, beruhigte Olivia ihre Schwester. »Nur ...«

»Nur was ...?«

»Sie hat mich berührt!«

»Nein!« Lea schrie es fast.

»Hört ihr jetzt endlich auf mit dem verdammten Unsinn!«, verlangte Ernest.

Er war laut geworden und sprang auf. Sein ausgestreckter Zeigefinger wies auf Lea.

»Du und deine verdammten Ammenmärchen! Hör endlich auf, Olivia mit deinen Horrorgeschichten verrückt zu machen.«

Er warf wilde Blicke um sich. So hatte ich ihn noch nicht erlebt. Zeigte er jetzt sein wahres Gesicht?

Oder war er schlicht mit der Situation überfordert? Werdende Väter neigen manchmal dazu, die Nerven zu verlieren, habe ich mir sagen lassen.

»Macht doch, was ihr wollt!«, polterte er. »Ich gehe jetzt wieder runter und kümmere mich um die Gäste!«

Er rannte geradezu aus dem Zimmer. Wenigstens schlug er die Tür nicht laut zu.

Olivia bedachte mich mit einem entschuldigenden Blick. »Es tut mir leid, dass du das miterleben musstest. Aber Ernest ist nicht immer so.«

»Aber immer öfter!«, schnappte Lea.

»Okay, Mädels«, sagte ich. »Vergessen wir den Auftritt. Was hat es jetzt mit der Geisterfrau auf sich?«

»Du glaubst mir doch, John, oder?«

»Ich glaube dir. Denn mir hat sie sich auch gezeigt.«

»Das ist nicht wahr!«, entfuhr es Olivia.

»Und wie wahr das ist.« Ich erzählte ihr von meiner Begegnung.

Danach sagte Lea kleinlaut: »Ernest hat insofern recht, dass es meine Schuld ist, Olivia davon berichtet zu haben. Bevor sie und Ernest hier einzogen, habe ich ein wenig die Geschichte von Blackgrave erforscht. Der Name allein hat mich getriggert. Und ich habe schnell gemerkt, dass die Historie in mein Fachgebiet fällt. Also habe ich mich tiefer in die Materie gegraben.«

»Und die Geisterfrau spielt darin eine entscheidende Rolle, nehme ich an.«

»So ist es, Mr Sinclair.«

»John. Nennen Sie mich John.«

»Gerne, John. Wissen Sie, vor über hundert Jahren lebte in Blackgrave eine Frau, die als Hexe galt. Eine gewisse Lady Florence. Sie wird als abgrundtief böse und durchtrieben beschrieben. Als in der Nachbarschaft immer mehr Kinder verschwanden, kam man ihr auf die Schliche. Man fand die Kinder in ... dem anderen Haus.«

Ich horchte auf. »Welchem anderen Haus?«

»Olivia hat es Ihnen noch nicht erzählt? Dann haben Sie bisher nur die vordere Fassade gesehen. Aber spiegelbildlich existiert an diesem Haus exakt das gleiche Haus noch einmal.«

»Das ist der Hammer!«, entfuhr es mir. »Aber Moment. Nur damit ich das richtig verstehe: Blackgrave besteht also sozusagen aus zwei spiegelgleichen Häusern?«

»So ist es, John. Jedenfalls heißt es in den Legenden, dass diese Hälfte die böse war. Die andere verkörperte aber das Gute. Darin wohnte Lady Florence' Schwester, so heißt es. Und die war der Lady natürlich ein Dorn im Auge ...«

»Das klingt für mich immer noch wie ein böses Märchen, Lea«, schaltete sich Olivia ein. »Es gruselt mich regelrecht – jetzt, wo mich die Geisterfrau berührt hat.«

»Erzählen Sie trotzdem bitte weiter«, bat ich und warf Olivia einen entschuldigenden Blick zu. »Diese Schwester ...«