Jonathans Entscheidung - Roland Reiner - E-Book

Jonathans Entscheidung E-Book

Roland Reiner

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Beschreibung

Die Reisenden begleiten die Menschheit seit Urzeiten. Ihre Aufgabe ist es die Entwicklung der Menschheit zu unterstützen und im Verborgenen positiv zu beeinflussen. Bei einem Aufenthalt zur Zeit der Pharaonen verliert einer der Reisenden ein wertvolles Artefakt. Zusätzlich zu ihrer ursprünglichen Aufgabe müssen die Reisenden dieses Artefakt finden. Eine versehentliche fehlerhafte Anwendung würde zur Vernichtung des Planeten führen. Die Suche endet erst tausende Jahre später. Jonathans Aufgabe ist es die Entwicklung der Menschheit zu beurteilen. Seine Aufgabe wird es sein darüber zu entscheiden, ob die Menschheit es verdient auch in Zukunft positiv beeinflusst zu werden, oder ob sich die Reisenden von diesem Planeten zurückziehen und die Menschheit sich selbst überlassen sollen.

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Seitenzahl: 264

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Unser Suchen kann kein Ende finden.

Unser Ziel ist in der anderen Welt.

Michel de Montaigne

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Jonathan: Kontinent Europa – ca. 33.000 Jahre v. Chr.

Jonathan: Mesopotamien – ca. 10.000 Jahre v. Chr.

Ägypten - 4.320 v. Chr.

Bayern Voralpen - 3.320 v. Chr.

Ägypten – 2.853 v. Chr.

Memphis - 1328 v. Chr.

Ipsambul - 1210 v. Chr.

Jonathan: Brunesguik - 1310 n. Chr.

Florenz – 1421 n. Chr.

Florenz – 1500 n. Chr.

Rüeggisberg – 1530 n. Chr.

Jonathan: Antwerpen - 1576 n. Chr.

Paris - 1600 n. Chr.

Jonathan: Münster- 1648 n. Chr.

Kanton Glarus - Schweiz 1773 n. Chr.

Einsiedelei bei Ferreiros – 1780 n. Chr.

Einsiedelei bei Ferreiros – vier Stunden später

Villa Morrione - Rom – 1774 n. Chr.

Jonathan: Australien - Uluru 1775 n. Chr.

Verona – 1781 n. Chr.

Verona – 1781 n. Chr.

Grotta die Fumane - 1782 n. Chr.

Grotta die Fumane - 1782 n. Chr.

Altstadt Verona – 1782 n. Chr.

Altstadt Verona - 1782 n Chr.

Monte Bondone - 1782 n. Chr.

Verona – 1782 n. Chr.

Bozen - 1783 n. Chr.

Verona - 1783 n. Chr.

Segnozano – 1783 n. Chr.

Filippo – 1783 n. Chr.

Passerschlucht – 1783 n. Chr.

Verona – 1786 n. Chr.

Jonathan: Verona – 1786 n. Chr.

Paris – 1804 n. Chr.

Jonathan: Paris – 1804 n. Chr.

Lazise - 1840 n. Chr.

London - 1861 n. Chr.

Passerschlucht – 1861 n. Chr.

Turin – 1861 n. Chr.

Ferreiros - 1880 n. Chr.

London - 1920 n. Chr.

Jonathan: Pyrenäen 1921 n. Chr.

Jonathan: Hannut - Belgien 1940 n. Chr.

Jonathan: Vallon-Pont-d‘Arc – Dezember 1994

Einsiedelei bei Ferreiros – 2019 n. Chr.

Santiago de Campostela - 2019 n. Chr.

Einschub

Body

Kloster Neuendorf - 12. August

Kloster Oybin – 13. August

Kloster Neuendorf - 13. August

Autobahn Deutschland A 5 – 14. August

Kloster Neuenburg – 15. August – 13:30 Uhr

Kloster Neuenburg – 15. August

Kloster Neuenburg – 15. August – 19:15 Uhr

Kloster Neuenburg – 16. August – 10:05 Uhr

Köln – 16. August – 11:20 Uhr

Kloster Neuenburg – 16. August – 10:15 Uhr

Köln – 16. August – 12:45 Uhr

Kloster Neuenburg – 16. August – 11:35 Uhr

Kloster Neuenburg – 16. August – 11:55 Uhr

Köln – Chorweiler – 14:00 Uhr

Kloster Neuenburg – 16. August – 14:10 Uhr

Kloster Neuenburg – 16. August – 15:00 Uhr

Köln – 16. August – 15:30 Uhr

Kloster Neuenburg – 16. August – 15:15 Uhr

Kloster Neuenburg – 16. August – 17:30 Uhr

Kloster Neuenburg – 17. August 02:20 Uhr

Kloster Neuenburg – 17. August 05:00 Uhr

Kloster Neuenburg – 17. August 06:30 Uhr

Kloster Neuenburg – 17. August 06:30 Uhr

Kloster Neuenburg – 17. August – 07:10 Uhr

Kloster Neuenburg – 17. August – 07:25 Uhr

Kloster Neuenburg – 17. August – 08:05 Uhr

Kloster Neuenburg – 10 Minuten später

Kloster Neuenburg – 18.08.

Kloster Neuenburg – 20.08.

Kloster Neuenburg – 20.08. – wenig später

Kloster Neuenburg – 21.09.

Einschub

Jonathan: Vallon-Pont-d‘Arc – Chauvet Höhle – Mai des Folgejahres

Kloster Neuenburg – 15.08. - des Folgejahres

Kloster Neuenburg – 2 Stunden später

Prolog

Bisher erschienen

Prolog

Es war äußerst schwierig ein Vorwort über die Geschehnisse zu schreiben. Schließlich bin ich Abt eines weithin bekannten Klosters und möchte keinesfalls, dass meine Person, mein geistlicher Hintergrund oder meine religiösen Ansichten mit den geschilderten Ereignissen in Zusammenhang gebracht werden. Nicht weil ich persönlich Angst vor Repressalien oder Anfeindungen hätte. Nein, es geht hier wirklich nicht um mich, mein Kloster oder gar um meinen Glauben. Es geht um viel mehr! Umso viel mehr! Tatsächlich gilt es nämlich uralte Geheimnisse zu schützen in die Paul und ich unfreiwillig hineingeraten sind und von denen unter keinen Umständen die Allgemeinheit erfahren darf.

Paul ist ein guter Freund von mir. Unsere Namen wurden selbstverständlich, genauso wie die Namen der Klosteranlage in dem sich die Ereignisse final ereigneten, geändert. Zusätzlich wurden in der folgenden Schilderung einige Angaben eingefügt, die dazu führen werden, dass falls Jemand auf die abstruse Idee kommen sollte die Originalschauplätze der Geschehnisse aufzusuchen, in die Irre geführt wird. Paul und ich sind der festen Überzeugung alles dafür getan zu haben.

Nun werden Sie sich wahrscheinlich fragen, welche Geheimnisse das heutzutage schon sein können, die nicht für die Allgemeinheit bestimmt sind. Schließlich sind wir doch alle aufgeklärte, kluge, verständige Menschen. Nun, das sollten wir zumindest sein. Manchmal allerdings, wenn man sich die täglichen Nachrichtensendungen ansieht, kann man daran allerdings zweifeln.

Vorweg: es sind keine irgendwie gelagerten klerikale Geschehnisse, um die es geht. Paul und ich sind auch keine Menschen, die irgendwelche dunkle Machenschaften schützen würden. Aber nach allem, was geschehen ist und was wir erfahren haben, hielten wir es einfach für klüger über einen Großteil der Ereignisse sanft den Mantel des Schweigens auszubreiten und nur einen Teil der Geschehnisse und den auch nur in sehr gekürzter und manchmal leicht abgeänderter Form zu schildern.

Engel! In Ermangelung eines besseren Begriffs wollte ich die geheimnisvollen Wesen mit denen Paul und ich Bekanntschaft machten zunächst so nennen. Diese Lebewesen waren nämlich keine Götter, aber auch keine Menschen nach unserem Verständnis. Soweit ich es verstanden haben sind es Geistwesen, die auf der Erde eine hominide Gestalt annehmen und die Menschen auf ihrem Weg durch die Zeit begleiten. Fragen sie mich jetzt nicht, wie sie auf unseren Planeten gelangen. Ich habe es nicht verstanden.

Meinem Freund Paul, im Gegensatz zu mir nicht gerade ein sehr gläubiger Mensch, sondern sogar ein äußerst rational denkender Wissenschaftler, fiel im Übrigen auch keine bessere Bezeichnung ein. Wir überlegten uns Begriffe wie Bote, Wächter oder Gesandte. Aber irgendwie entschieden wir uns dann doch für Engel. Sie sahen im Übrigen in ihrer körperlichen Gestalt wie gewöhnliche Menschen aus und hatten selbstverständlich auch keine Flügel oder Heiligenscheine. Die Mär mit den Flügeln kommt wahrscheinlich daher, weil sie, als sich in früheren Zeiten noch mehr von ihnen auf der Erde befanden, oft unerwartet schnell auftauchten oder verschwanden. Jemand der sich so rasch bewegen konnte, musste Flügel haben. Und der Heiligenschein: nun, diese Wesen umgibt zweifelsfrei eine besondere Aura.

Woher diese Engel, mit denen ich Bekanntschaft machte, letztendlich kamen, blieb mir und Paul verschlossen. Die Angaben von ihnen dazu waren äußerst kryptisch. Der Begriff Gott wurde von diesen Wesen übrigens kein einziges Mal verwendet. Sie erwähnten lediglich immer wieder eine geheimnisvolle Quelle, die sie gesandt hätte und zu der sie zurückkehren würden. Ich weiß, dass hört sich jetzt doch esoterisch und zugegebenermaßen eigenartig an. Ganz offensichtlich hatte der Begriff Quelle für diese Wesen aber eine ganz andere Bedeutung als für uns Menschen.

Soweit war der Plan. Dann bekamen Paul und ich das fertiggestellte Manuskript zum Lesen und danach waren wir uns sofort einig darüber, dass Engel doch nicht das richtige Wort war. Dieser Begriff ist einfach zu sehr mit alten göttlichen und religiösen Vorstellungen behaftet. Und gerade das würde diesen Wesen nicht im Geringsten gerecht werden und auch die geschilderten Ereignisse in einem völlig falschen Licht erscheinen lassen. Paul und ich einigten uns schließlich auf die Bezeichnung Reisende. Und nach dem mir das Buch abschließend vorlag, bin ich auch überzeugt davon, dass dies eine gute Wahl war. Reisende - ja genau, das waren Thot, Isis, Seth, Filippo, Hedwig, Elisabeth, Maria, Josef und wie sie sich sonst noch alle bei ihrem Aufenthalt auf der Erde genannt hatten.

Und dann war da noch Jonathan, dem Paul und ich sogar selbst begegnet sind. Liebe Leser, Jonathan zu beschreiben ist im Grunde unmöglich. Er war kein Reisender, er war vielmehr ein langmütiger Beobachter, und ein Wesen, dass auf einer völlig anderen Stufe als die Reisenden stand, von uns Menschen gar nicht zu sprechen. Der Vorname Jonathan bedeutet übrigens in etwa Geschenk Gottes.

Um unsere Geschichte zu untermauern, wurden im Text einige Fußnoten angebracht. Dies geschah keinesfalls, um besserwisserisch aufzutreten, sondern lediglich, um den Wahrheitsgehalt der geschilderten Ereignisse zu belegen. Wir hoffen, dass wir ihre Leselust damit nicht allzu sehr behindern werden.

Bevor wir mit unserem Bericht beginnen eine Frage: wissen sie was ein Djed, oder Djed-Pfeiler ist? Wahrscheinlich nicht. Dieser Gegenstand stammt aus dem prähistorischen Ägypten. Die genaue Bedeutung des Gegenstandes konnte von der Wissenschaft bis heute nicht geklärt werden. Er war aber für den Pharao und seine Priesterschaft zweifellos von großer Bedeutung – und auch für die Reisenden.

Benjamin Klausen

Jonathan

Kontinent Europa – ca. 33.000 Jahre v. Chr.

Der Mann, der auf dem Felsensprung saß und das rege Treiben im Lager des Familienverbandes des Grauen mit Interesse verfolgte, war kein Kundschafter einer fremden Horde. Ihn interessierte nicht wie viele Männer und Frauen sich um das Feuer versammelt hatten. Ohne Neid freute er sich, dass die Jäger erfolgreich gewesen waren. Das Fleisch des erlegten Bisons würde den Verband des Grauen mehrere Tage mit ausreichend Nahrung versorgen. Aus dem zottigen Fell würden die Frauen wärmende Fußbegleitung für die kommende kalte Jahreszeit fertigen.

Der Mann auf dem Felsensprung war kein Mensch, obwohl er so aussah. Jonathan zog im Auftrag der Quelle bereits unzählige Jahre auf der Erde herum und beobachtete mit einer unglaublichen Geduld die Entwicklung der Hominiden. Das war seine Aufgabe. Irgendwann würde er die Entscheidung treffen müssen, ob diese Hominiden sich so entwickelten, dass man sie eines fernen Tages in den Verband der Quelle aufnehmen konnte, ob man sie sich selbst überlassen sollte, oder was leider immer wieder vorkam sie eliminieren musste und mit einem neuen evolutionären Programm auf diesem Planeten begann. Das war stets eine schwerwiegende Entscheidung, im Gegenzug stand Jonathan dafür aber auch fast unbegrenzte Zeit zur Verfügung. Die Entwicklung von Einzellern zu einer geistig hochentwickelten Lebensform konnte schließlich Äonen dauern.

Auf diesem Planeten hatten sich aus Primaten bereits Hominide entwickelt die erfolgversprechende Eigenschaften aufwiesen. Jonathans Geduld zahlte sich aus. Der Graue hatte in der Zwischenzeit begonnen die zu verteilen. Der Mann mit den markanten langen Haaren war der Anführer dieser primitiven Hominiden. Er war der Wortführer, wenn es darum ging, wer mit auf die Jagd ging, oder im Lager zurückbleiben musste. Jonathan beschloss noch einige Tage abzuwarten, bis der Familienverband sein Sommerlager um die Höhle verließ und wie jedes Jahr den herumziehenden Tierherden folgte. Wenn sie die Wintermonate überlebten, würden die Hominiden im Frühjahr wieder hierher zurückkehren.

Zwei Tage später war es dann soweit. Der Graue führte den Verband aus dem Tal heraus. Ihr Weg folgte zunächst dem kleinen Fluss1 entlang. Jonathan verließ seinen Beobachtungsplatz und betrat wenig später die Höhle. Wie üblich lagen abgenagte Knochen und altes unbrauchbar gewordenes Steinwerkzeug herum. Aber wie Jonathan zufrieden feststellte, nicht mehr wahllos herumgeworfen wie in den Vorjahren, sondern in einer Ecke zu einem Haufen aufgetürmt.

Dann fiel sein Blick auf die Zeichnungen auf den Felsenwänden. Bären, Bisons, Pferde, Hirsche und Mammuts. Sehr viele Darstellungen reihten sich aneinander und sie waren keineswegs primitive Kritzeleien, sondern Bilder mit einer hohen Exaktheit und unglaublich großer Präzision ausgeführt. Das hier war, wie Jonathan zufrieden nickend feststellte, die Geburtsstunde der Kunst2 für diese Hominiden. Ein weiterer wichtiger evolutionärer Schritt.

1 Ardèche / heutiges Südfrankreich

2 Jonathan befand sich in der Chauvet-Höhle

Jonathan

Mesopotamien – ca. 10.000 Jahre v. Chr.

Nachdenklich saß Jonathan gegen einen Baum gelehnt und sah dem regen Treiben nachdenklich zu. Wie sie sich abmühten diese Lebewesen, kaum dass man ihnen einen kleinen evolutionären Schubs verpasst hatte. Die Vorgänger dieser Hominiden waren unzählige Sonnenumläufe auf dem Planeten herumgezogen, ohne sich erkennbar weiterzuentwickeln. Jonathan hatte dabei ruhig und gelassen zugesehen. So etwas wie Ungeduld kannte er nicht. Diese Gefühlsregung war ihm fremd. Zeit bedeutete ihm nämlich nichts. Er war zeitlos! Auf diesem Planeten war er schon herumgelaufen, als die Vorgänger dieser Hominiden noch auf den Bäumen herumgeturnt waren.

Nun war wieder eine Entwicklung eingetreten, die sich nicht mehr aufhalten lassen würde. Jetzt zeigte sich, dass die Bemühungen der Reisenden erfolgreich gewesen waren. Es war aber auch ein langer, viele Generationen dauernder, Prozess gewesen.

Die Hominiden hatten erkannt, wie vorteilhaft es war einen größeren gesellschaftlichen Bund einzugehen. In einem Familienverband konnten die vielfältigen täglichen Aufgaben wie die tägliche Nahrungssuche und der Schutz der Gruppe auf mehrere Personen verteilt werden. Man lebte etwas sorgenfreier und es gab Freiräume, welche die eingeschleusten Reisenden nutzten um unauffällig stetig kleine Entwicklungsschübe zu geben. Irgendwann kam es dann zu einer religiöse Erkenntnis, nämlich dem Glauben, dass es höhere Wesen geben musste. Jonathan verzog leicht sein Gesicht. So wie ihn.

Er sah zu wie die Menschen mühsam Steinblöcke herbeischleppten, formten und aufrichteten.3 Zufrieden lächelnd stand er auf, hier hatte er genug gesehen. Jetzt war die Zeit für eine neue Wohnstätte gekommen. Er würde zunächst in das in der Nähe liegende Zweiflüsseland4 ziehen. Vor einigen Monaten hatte er festgestellt, dass es auch dort bereits gute Ansätze gab. An5, hatte sich der Reisende genannt, der sich auf Anweisung der Quelle unter die dortigen Hominiden gemischt hatte.

Jonathan beschloss Kontakt mit der Quelle aufzunehmen. Es war jetzt an der Zeit, dass weitere Reisende gesandt wurden. Die intelligenten Menschen, Jonathan lächelte, als er diesen Gedanken hatte, intelligent – sollte man sie tatsächlich schon so nennen? Ja, sie standen schließlich erst am Anfang einer langen Entwicklung. Es blieb abzuwarten, wo sie ihre weitere evolutionäre Reise hinführen würde. Aber die Reisenden würden ihnen weiter Hilfestellung geben, Fehlentwicklungen erkennen und ihre Erkenntnisse der Quelle mitteilen. Der Unterschied zwischen den Reisenden und ihm war, dass er völlig autark war. Seiner Beurteilung würde die Quelle vertrauen und seine Empfehlungen würde sie sofort umsetzen. Auch wenn er wie bei den Echsen, die unglaublich lang6 diesen Planeten bevölkert hatten, irgendwann ein finales Ende empfohlen hatte. Aber das war seiner Ansicht nach nötig gewesen, um den vorgesehenen Neuanfang auf diesem Planeten mit einer anderen Lebensform durchführen zu können. Bei den Echsen war keinerlei geistige Entwicklung feststellbar gewesen. Sie hätten den Schritt zu einem vernunftbegabten Lebewesen niemals bewältigt. Zeit genug hatte er ihnen eingeräumt. Aber sie waren primitive Lebewesen ohne Bewusstsein und Erkenntnis geblieben. Jonathan hoffte, dass die Entwicklung bei den Hominiden einen besseren und vor allem schnelleren Verlauf nahm.

3 Göbekli Tepe

4 Euphrat und Tigris / Zweistromland

5 Sumerische Gottheit

6 mehr als 150 Millionen Jahre (Saurier)

Ägypten - 4.320 v. Chr.

Die Landschaft dieses Landes hatte sich in den letzten Jahrtausenden gewaltig verändert. Nachdenklich sah sich der Reisende um, er konnte sich noch gut daran erinnern, wie sich hier vor langer Zeit eine endlose Savanne ausgedehnt hatte. Der ganze Boden war mit Gräsern und Büschen bedeckt gewesen. Lediglich einzelne große Bäume und kleinere Baumgruppen hatten für etwas Schatten gesorgt. Seit seinem letzten Hiersein hatte sich die Landschaft grundlegend verändert. Die Savanne waren zur Wüste geworden.

Nachdenklich wanderte der Blick des Mannes über die primitiven Hütten der kleinen Ansiedlung. Bei ihnen würde er nun für einige Jahre bleiben und seinen Auftrag erfüllen. Die Nomaden hatten sich in der Zwischenzeit den Veränderungen ihres Lebensraumes angepasst und waren in das fruchtbare Flusstal gezogen und begannen dort sesshaft zu werden.7 Unwillkürlich wanderte seine Hand unter den Umhang seiner Oberkleidung und umklammerte den Djed, seine Verbindung zur Quelle, der ihm stetig neue Lebensenergie zuführte und damit einen langen Aufenthalt auf dieser seltsamen Welt ermöglichte. Im Notfall konnte er mit Hilfe des Djed bereits vor seiner Ablösung einen der Übergänge öffnen und zur Quelle zurückzukehren.

Die Welt hier war noch urwüchsig und leider auch äußerst primitiv. Kamele, Schafe und einige streunende Hunde liefen umher. Es würde noch Tausende von Jahre dauern, bis ein Entwicklungsstandard vorhanden war bei dem man es verantworten konnte diesen Planeten und seine Bewohner sich selbst zu überlassen. Die Hoffnung, dass dies eines Tages geschehen würde setzte die Quelle in die Hominiden. Der Reisende würde sein Bestes geben, dass dies geschehen würde. Die Entscheidung würde dann Jonathan eines Tages treffen müssen. Der Reisende war froh, dass er diese Last nicht tragen musste.

Die Bevölkerung hier würde jetzt stetig wachsen. Und größere Gemeinschaften benötigten nicht nur Techniken für die entstehende Landwirtschaft, sondern vor allem auch die Möglichkeit sich Regeln und Gesetze zu geben. Die Menschen hatten bereits eine gemeinsame Sprache entwickelt, deshalb war es jetzt an der Zeit, dass sie ihre Worte in Zeichen und Symbolen festhielten. Für sich, für die Gemeinschaft und vor allem für die Nachwelt. Das würde ein sehr langer Weg werden. Der Reisende war hier, um langsam und behutsam die ersten schriftlichen Symbole einzuführen.

Der Mann überlegte kurz, sie würden ihn fragen, wie sein Name lautete und woher er kam. Bisher hatte er sich meist Hermes8, Enki9 oder Odin10 genannt. Aber das war in völlig anderen Gegenden dieses Planeten gewesen.

Diesmal würde er den Namen Thot11 verwenden und behaupten, dass ihn eine lange Wanderung von jenseits der Wüste hierhergeführt hatte. Er würde sagen, dass er schon seit vielen Sonnenumläufen unterwegs war und die Gastfreundschaft vieler Gemeinschaften erfahren hatte. Wenn sie ihn hier bei sich aufnahmen, könnte er ihnen am abendlichen Feuer über seine Abenteuer berichten. Er war schon bei Gemeinschaften gewesen welche Zeichen hatten, mit denen sie sogar ihre Götter anrufen konnten. Die Menschen hier würden diesen Geschichten aufmerksam lauschen, weitergeben und sie würden die Zeichen irgendwann nachahmen und selbst verwenden. Anfangen würde er mit wenigen Symbolen. Mann, Frau, Kind, Sonne und ein oder zwei Ziffern. Vielleicht folgte in ein oder zwei Generationen dann das erste geschriebene Wort.

Thot zog seinen Umhang enger an sich und ging entschlossen in die Richtung der primitiven Siedlung.

7 Badarikultur / Niltal

8 Götterbote (Griechenland)

9 Sumerischer Gott der Erde und der Weisheit

10 Nordischer Gott der Weisheit

11 Thot war der Gott des Schreibens, des Wissens

Bayern Voralpen - 3.320 v. Chr.

Zufrieden fuhr der alte weißhaarige Heiler über den grobbehauenen Stein. Die Familien hatten mehrere Sonnenwenden schwer gearbeitet, um die benötigten großen Felsen herbeizuschaffen. Das unheimliche Loch in der Erde, von dem ein Pfad immer weiter in den Untergrund führte, war jetzt endlich verschlossen. Falls es die unheimlichen bösartigen Gestalten in der Tiefe der Erde, von denen die Alten am abendlichen Feuer immer sprachen tatsächlich gab, ging von ihnen jetzt keine Gefahr mehr aus.

Die kleine Gemeinschaft hatte zusätzlich mühsam mehrere schwere Felsen auf dem Steinboden aufgerichtet und auf diese eine Himmelsplatte gelegt. Der Boden war mit Erde verfüllt worden. Wasser aus der nahen Quelle war versprüht worden und der alte Heiler hatte mit Mistelzweigen die entstandene Höhle bestrichen und die überlieferten Beschwörungsformeln gemurmelt. Anschließend hatte er Kräuter angezündet und mit ihrem Rauch die Höhle gereinigt.

Als zusätzlichen Schutz vor Gefahren aus der Tiefe würde man ab jetzt die toten Mitglieder der Gemeinschaft hier zur Ruhe legen. Sie würden eine kraftvolle Grenze zwischen den Welten bilden und verhindern, dass aus dem Erdreich Geister aufsteigen und Unheil über die Familien bringen würden.

Zufrieden betrachtete der Heiler sein Werk. Dann nahm er aus einem primitiven Ledersack einen keilförmigen Stein und ritzte damit, in die am Boden liegende Steinplatte, das Zeichen des Stammes ein. Drei tief nebeneinanderliegende Rillen. Sie sahen genauso aus, wie die Narben, welche den Jünglingen bei ihrer Initiation zum Mann zugefügt wurden.

Ägypten – 2.853 v. Chr.

Es hatte länger gedauert als er erwartet hatte. Aber die Hominiden dieses Landes hatten in der Zwischenzeit eine erstaunliche Entwicklung gemacht. Nach einem längeren Aufenthalt an der heimatlichen Quelle und an anderen Orten dieses Planeten war er wieder hierher gesandt worden.

Wissenschaft und Kunst hatten in der Zwischenzeit große Fortschritte gemacht. Am erstaunlichsten war für ihn allerdings die Religion, die sich hier entwickelt hatte. Eine große Anzahl von Göttern, eine komplizierte Jenseitsvorstellung mit einem äußerst komplexen Totenkult. Äußerst aufwendige Mumifizierungen für ein Leben nach dem Tod. Es erstaunte ihn immer wieder welchen Glauben Hominiden entwickeln konnten. Was ihn nicht weiter Überraschte war, dass die Namen, die er und andere Abgesandte der Quelle bei ihren Aufenthalten verwendet hatten, Eingang in die hiesige Götterwelt gefunden hatten. Das war auch Anderenorts schon geschehen. Vor allem Isis12 wurde von der hiesigen Priesterschaft sehr verehrt. Sie hatte als herumwandernde Heilerin bereits viel für das Gesundheitsverständnis der Menschen bewirken können.

Der Mann blickte in die Richtung des Sonnenuntergangs. Morgen würde er in Memphis sein. Die Zeit war günstig. Die Regierungszeit eines neuen Pharao13 stand bevor. Der Mann überlegte: sollte er sich wieder Thot oder Osiris14 nennen? Nein, diesmal würde er einen neuen Namen wählen. Außerdem wusste er nicht wie diese Menschen reagierten, wenn er den gleichen Namen wie ein Gott trug. Thot oder Osiris schieden deshalb aus. Er würde sich Seth15 nennen. Diesen Namen hatte er bereits früher verwendet, aber in dieser Gegend war er damit noch nicht aufgetreten.

In der folgenden Nacht geschah dann tatsächlich das Undenkbare. Ein Geschehen, dass bisher noch keinem der Reisenden widerfahren war. Seth wurde hinterrücks überfallen. Normalerweise wäre das nicht geschehen. Er hätte die feindliche Annäherung spüren und erwachen müssen. Der erst kurz zuvor erfolgte Übertritt in diese Welt hatte ihn anscheinend tiefer als üblich in eine Ruhephase gleiten lassen.

Trotzdem hatte Seth innerhalb weniger Sekunden die Bedrohung erkannt. Er war aufgesprungen hatte die Stangenwaffe, die neben ihm gelegen war und den einzigartigen Dolch ergriffen und sofort den Kampf aufgenommen. Er zählte mindestens zehn vermummte Gestalten, die ihn eingekreist hatten. Trotz der zahlenmüßigen Übermacht seiner Feinde war ihm nicht bange. „Ich bin Seth!“, brüllte er laut, um die Angreifer einzuschüchtern und schlug zwei angreifenden Männer innerhalb weniger Augenblicke bewusstlos. „Ihr könnt mich nicht töten! Ich bin viel stärker als ihr!“ Doch dann geschah die Katastrophe, welche den Aufenthalt der Reisenden auf diesem Planeten viele Jahre beeinflussen würde. Als Seth vier Männer gleichzeitig angriffen, war er für den Bruchteil eines Augenblicks unaufmerksam und der hünenhafte Mann, der sich in seinen Rücken geschlichen hatte schlug ihm mit einem Knüppel brutal auf den Kopf.

Seth war nicht tot. Aber es dauerte viele Stunden, bis er wieder zu Bewusstsein kam. Der Körper, den er benutzte war in einen Zustand der Bewusstlosigkeit gefallen. Seth wusste, dass dies eine Schutzfunktion dieser hominiden Körper war. Er musste einfach abwarten, bis seine körperlichen Funktionen zurückkehrten und er die Gliedmaße wieder wie gewohnt benutzen konnte. Geduldig wartete er ab bis Kontaktfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und die Koordination der Gliedmaßen des Körpers wieder möglich waren.

Als er sich endlich aufrichten konnte, stellte er fest, dass man ihn bis auf seine Kleider ausgeraubt und dann einfach im Dreck liegengelassen hatte. Sogar die primitiven Schnürsandalen hatte man ihm ausgezogen. Seinen in dieser Welt einzigartigen Dolch und noch schlimmer den unersetzlichen Djed hatte man gestohlen! Das größtmögliche Unglück für die von der Quelle auserwählten Personen war damit eingetreten. Seths Verbindung war abgebrochen! Er konnte von sich aus keinen Kontakt mehr zur Quelle herstellen und die anderen Reisenden konnten ihn über den Djed nicht aufspüren. Seth war gestrandet und musste abwarten, bis ein neuer Bewahrer erschien, ihn fand und ihm den Rückweg ermöglichte. Ohne einen Djed konnten die Übergänge nicht passiert werden. Und was noch schlimmer war, er würde jetzt altern. Zwar bedeutend langsamer als die Menschen dieses Planeten, aber seine Lebenskraft würde stetig abnehmen, die Hülle, die er erhalten hatte würde eines Tages zerfallen. Das war nicht weiter schlimm, denn den Tod musste er nicht fürchten schließlich hatte er schon mehrere Zyklen erlebt. Aber die Schwäche und Gebrechlichkeit, die ihm jetzt bevorstand bereitete ihm Sorgen. Wenn er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, konnte er die Aufgaben eines Reisenden irgendwann nicht mehr vernünftig verrichten. Aber die Aufgabe seines Hierseins hatte sich nach dem Überfall sowieso grundlegend geändert. Jetzt musste er zunächst den Djed wieder finden. Unbedingt! Nichts war wichtiger!

12 Göttin der Geburt / Wiedergeburt / Magie

13 Hetepsechemui / Begründer der 2. Dynastie

14 Herr der Unterwelt / Totengott

15 Gott der Kraft / zerstörerische übermenschliche Kraft

Memphis - 1328 v. Chr.

Die Frau und der Mann standen im Schatten eines Obelisken. „Wie nennst du dich diesmal?“, fragte Seth neugierig. „Anches“, antwortete die Frau, die man vor langer Zeit als Isis gekannt hatte. „Ich danke dir sehr, dass du mir die Rückkehr ermöglichst“, Seth senkte seinen Kopf. „War es schwer mich zu finden?“ Die Frau nickte und wanderte mit dem Schatten, den der Obelisk warf. „Ohne deinen Djed war es nicht einfach. Ich musste lange suchen. Die Gegend, wo du dich aufgehalten hast, war uns bekannt. Als ich dann eines Abends von einem uralten herumziehenden Heiler gehört habe, wusste ich wohin ich mich wenden musste.“

Eine Weile herrschte Schweigen. Der Mann seufzte, „ja dieser Körper zerfällt immer mehr. Leider habe ich trotz langer Suche den gestohlenen Djed nicht gefunden. Nicht die geringste Spur Anches.

Aber es gibt Hinweise darauf, dass ihn Priester verbergen, weil man ihn als ein Werkzeug der Götter eingestuft hat.“ „Wie meinst du das?“ „Man hat den Djed nachgeahmt“, Seth seufzte, „natürlich nicht in der edlen vollkommenen Ausstattung und mit den geheimen Kräften, die in seinem Inneren verborgen sind. Diese Menschen wissen schließlich nicht was ein Djed ist. Sie behaupten aber, dass er von den Göttern stammen muss, und haben Abbilder von ihm geschaffen. Es gibt ihn aus Holz und Stein. Man benutzt das Ebenbild als Amulett. In der Schrift wird er als Symbol16 für Beständigkeit und Dauer verwendet. Sogar der Pharao schmückt sich mit ihm.“ Seth seufzte, „aber das Original konnte ich nicht auffinden. Was ich erfahren konnte, war lediglich, dass die Nomaden, die mich überfallen haben, den Djed und meinen Dolch an einen Händler verkauft haben. Dieser gab beide weiter. Den Weg des Dolches konnte ich nachvollziehen. Aber der Djed ging durch sehr viele Hände und war dann plötzlich unauffindbar. Da er ein vermeintliches Gerät der Götter war, müssen ihn irgendwann auch Priester besessen haben. Davon gibt es hier leider sehr viele. Während der Regierungszeit von Pharao Echnaton17 haben die Priester viele ihrer Schätze heimlich in Sicherheit gebracht und versteckt. Aton war von Echnaton nämlich zum Reichsgott und zur Quelle des Lebens erklärt worden. Die zahlreichen anderen Götter verloren damit erheblich an Einfluss. Das Verhältnis zwischen dem Pharao und den Priestern war in dieser Zeit deshalb sehr angespannt.“ Als Anches erstaunt ihr Gesicht verzog als sie von der Quelle des Lebens hörte, fügte Seth erklärend hinzu, „Aton hat keinerlei Bezug zur wahren Quelle, die uns gesandt hat. Aber die Streitigkeiten und Wirren zwischen Pharao und der Priesterschaft über die Anzahl der Götter hat dazu geführt, dass sich die letzte Spur des gestohlenen Djed die ich hatte, schließlich in Nichts aufgelöst hat. Höchstwahrscheinlich ist er mit anderen wertvollen Kultgegenständen außer Landes gebracht worden. Eine Spur führte zu einer Handelskarawane der Hethiter, eine andere in eine Stadt namens Urusalim18. Aber wie gesagt“, Seth seufzte, „ich konnte den Djed nicht auffinden.“ Er berührte die Frau, welche sich Anches nannte sacht am Arm, „ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du mich gefunden hast.“

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden. Dann deutete Seth auf eine Reihe von Säulen. „Der Umzug nähert sich. Das wollte ich dir vor meiner Rückreise noch zeigen“, er lächelte, „meinen Dolch habe ich nämlich wiedergefunden. Er ist im Besitz des Pharao. Wie er dorthin gelangt ist, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Komm“, er zog seine Begleiterin weiter weg von dem Weg, den der Tross mit Pharao Tutanchamun19 benutzen würde. Als der Pharao auf seiner Sänfte vorbeigetragen wurde, blitzte es an seiner Seite kurz auf. Der Schein kam von dem Dolch der aus einem Material20 gefertigt war, dass es auf dieser Welt nicht gab. „Vielleicht ist auch unser Djed im Besitz des Pharao.“ „Ich weiß es nicht Anches“, erwiderte der Mann, „aber ich glaube es nicht. Dann würde sich Tutanchamun doch nicht mit primitiven Nachbildungen aus Holz oder Stein schmücken. Es war mir leider auch nicht möglich in die Nähe des Pharaos zu kommen. Er ist dauernd von einer Leibwache und unzähligen Priestern umgeben.“

Als der Platz um den Obelisken sich wieder geleert hatte griff Anches nach der Hand von Seth, „den Dolch können wir verschmerzen. Wichtig ist den Djed zu finden. Aber deine Zeit hat hier lange genug gedauert. Ich werde nun versuche den gestohlenen Djed zu finden. Hier,“ Anches griff in ihren Umhang und reichte Seth einen Djed, „ich habe diesmal ein zweites Exemplar mit auf die Reise bekommen. Du kannst damit zur Quelle zurückkehren.“ Dankbar und voller Vorfreude senkte Seth seinen Kopf. Als sich seine Hand um den Djed schloss, spürte er bereits, wie ihn die stärkenden Kraft der Quelle durchströmte. „Woher wusstet ihr, dass man mich bestohlen hat?“ „Deine Verbindung zur Quelle wurde abrupt unterbrochen. Da du anschließend nicht zurückgekehrt bist, musste dein menschlicher Körper noch intakt sein. Aus welchem Grund die Verbindung unterbrochen war, wussten wir natürlich nicht.“ Die Frau senkte lächelnd ihren Kopf, „geh nach Hause Seth, kehr zur Quelle zurück. Ruh dich aus.“

16 Hieroglyphe

17 ca. 1351 – 1334 v. Chr.

18 Jerusalem

19 Regierungszeit etwa von 1332 bis 1323 v. Chr.

20 Meteoreisen / das Material stammt aus dem Weltall enthält Eisen, Nickel ...

Ipsambul21 - 1210 v. Chr.

Der alte Pharao22 regierte nun schon über 60 Jahre. Beim heutigen Umzug zu Ehren des Gottes Amun hatte Anches erneut einige Nachbauten des vermissten Djeds gesehen. Von dem Original fehlte aber auch ihr jeglicher Hinweis. Isis23 gekleidet in einen knöchellangen Umhang würde Anches nun ablösen. „Du hast keine Spur gefunden?“ „Nein“, Anches schüttelte ihren Kopf, „ich habe mich während meines hiesigen Aufenthalts sogar einigen Sonnenumläufen lang Nomaden angeschlossen und bin deshalb weit in den umliegenden Ländern herumgekommen. Es gab natürlich immer wieder allerlei Geschichten über göttliche Geschenke, geheimnisvolle Gegenstände, verzauberte Amulette, unbekannte Fetische aber keinen wirklich brauchbaren Hinweis, dem ich hätte nachgehen können.“

„Was ich nicht verstehe, die Menschen hier bauen den Djed immer noch nach?“, Isis blickte nachdenklich auf die Hieroglyphen auf dem Obelisken, neben dem sie standen, „obwohl sie nicht wissen um was es sich dabei handelt.“ „Ja“, Anches nickte, „sie haben jetzt sogar eigene Priester für den Djed. Er stellt für sie Beständigkeit und Zeit dar. Sie glauben, dass der Djed ein Objekt der Götter ist. Aber es gibt keinen Hinweis auf den ersten Djed. Er bleibt leider verschwunden.“ „Nun, diese Hominiden können unseren Djed nicht benutzen, dafür fehlt ihnen das entsprechende Wissen. Aber wenn sie ihn zerstören, können sie natürlich unglaublich großen Schaden anrichten. Die Kraft in ihm kann, wenn man sie unkontrolliert entfacht, Zerstörungen riesigen Ausmaßes mit sich bringen.“ Isis zupfte an ihrer Kleidung herum, die ihr noch etwas fremd war. „Du erinnerst dich vielleicht noch an die Auswirkungen, welche die Zerstörung eines Djed auf dem ehemals bewohnten Planeten dieses Sonnensystems ausgelöst hat?“ „Ja, der danach eingetretene Klimawandel machte den Planeten innerhalb kürzester Zeit unbewohnbar.“

Nach einer Weile sprach Isis weiter: „Die Gefahr, die uns droht ist, dass irgendwann der Djed untersucht und unsachgemäß behandelt wird. Wenn er seine Kraft unkontrolliert entlädt, können auch hier ganze Zivilisationen untergehen. Die Hominiden auf diesem Planeten könnten ausgelöscht, oder wieder auf einen primitiveren Zustand zurückgeworfen werden“ „Das stimmt leider, ich teile deine Einschätzung“, Anches nickte, „deshalb ist es weiterhin eine unserer vordringlichen Aufgaben den Djed zu finden und in Sicherheit zu bringen.“

Anches hatte Isis in der Zwischenzeit unter einen Dattelbaum geführt, der den beiden ein wenig Schutz vor der sengenden Mittagshitze bot. „Wenn der Djed nicht mehr in Ägypten ist, wo könnte ich ihn deiner Meinung nach suchen?“ Isis nahm die angebotene Trinkschale und nippte vorsichtig daran. Anches hob bedauernd ihre Schultern. „Wenn mein Aufenthalt noch länger gedauert hätte, wäre ich in die Länder gegangen die östlich des mittleren Meeres24