Julian von Bergen - David Aurélien - E-Book

Julian von Bergen E-Book

David Aurélien

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Beschreibung

Frankfurt, März 1939. Julian von Bergen, elegant, charismatisch, geheimnisvoll, steht kurz davor, die Villa Neyher, deren Gast er eine Zeit lang sein durfte, für immer zu verlassen, jenes herrschaftliche Anwesen im neoklassizistischen Stil, umgeben von einem großen Park, der an den Frankfurter Stadtwald grenzt. Doch diese letzte Nacht, in der auch der mondäne Glanz der Villa eine kaum greifbare Unruhe nicht mehr überspielen kann, wird alles verändern. Während sich Deutschland unaufhaltsam verdunkelt, wird Julian von Bergen mit etwas konfrontiert, das alles ins Wanken bringen könnte. Gefangen zwischen unausgesprochenen Wahrheiten, einer unmöglichen Liebe und zerrissenen Loyalitäten weiß er, dass er diesmal nicht davonlaufen kann. Die Villa Neyher wird zur stummen Bühne einer Nacht, in der sich Schicksale, Illusionen und Wahrheiten kreuzen. Im Morgengrauen wird nichts mehr sein, wie es war.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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"Die Reise der Seele beginnt dort, wo der Verstand aufhört, nach Antworten zu suchen – und sich dem Unsichtbaren öffnet."

Vorwort

Seit jeher sprechen Orte zu mir. Die Geschichten der Vergangenheit – selbst, wenn sie vergessen scheinen – bleiben oft knapp unter der Oberfläche bestehen, flüstern, bitten darum, gehört, ans Licht geholt zu werden, um endlich befreit zu sein. Schreiben bedeutet für mich, den Geistern eines Ortes eine Stimme zu geben – damit sie ihre Wahrheit erzählen und Frieden finden können.

Ich lebe seit zwanzig Jahren in Frankfurt und habe diese schwer fassbare Präsenz vergangener Geschichten oft gespürt – als ob Erinnerungen weiter existierten, parallel zu unserer Wirklichkeit.

Dieser erste Roman ist aus diesen leisen Stimmen geboren – aus der Atmosphäre einer unruhigen Zeit, frei schöpfend, inspiriert vielleicht von tatsächlichen Ereignissen.

Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen oder existierenden Unternehmen ist rein zufällig.

Während des Schreibens hatte ich das tiefe Gefühl, in das Frankfurt der dreißiger Jahre zurückversetzt zu sein – als lebte ich in jener Zeit, hörte ihre Geräusche, roch ihre Düfte, spürte ihre Stimmungen – obwohl wir das Jahr 2025 schreiben.

Indem ich die fiktive Villa Neyher zum Leben erweckt habe, wollte ich diese besondere Atmosphäre einfangen – ihre Geheimnisse, ihre Bewohner – und daran erinnern, dass Geschichte weiter in uns nachhallt, solange wir sie nicht wirklich anhören.

Vielleicht beginnt Heilung dort, wo wir wirklich zuhören.

Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

Kapitel 1

Frankfurt, März 1939. Villa Neyher.

Der Krieg war noch nicht ausgebrochen, aber Europa bebte bereits unter der drohenden Veränderung. Die Wirtschaft stand unter Druck, jüdische Unternehmer verloren ihre Posten, ihre Unternehmen und Besitztümer und wurden durch neue Männer ersetzt.

Die Zeitungen sprachen vom „Aufbruch Deutschlands“, doch in den vornehmen Salons wurde noch immer getrunken und getanzt – als könnte Champagner das Unvermeidliche betäuben.

Die Villa Neyher, eine majestätische Residenz inmitten eines Parks mit imposanten Bäumen, lag am Ende einer langen Allee, an der Ecke der Forsthausstraße und der Mörfelder Landstraße, direkt angrenzend an den Stadtwald. An diesem Abend fand dort ein Empfang statt, ausgerichtet von Maximilian von Neyher, dem Erben einer einflussreichen Industriellenfamilie, deren Geschäfte in den letzten Jahren auf eine harte Probe gestellt worden waren.

Dieses prächtige neoklassizistische Gebäude, mit seinen imposanten Säulen und hellen Steinfassaden, zeugte von vergangenem Glanz. Im großen Salon reflektierten vergoldete Spiegel die Bewegungen der Gäste, während makellos gekleidete Bedienstete sich lautlos durch die Frankfurter Elite bewegten, silberne Tabletts mit perlendem Champagner in den Händen.

Draußen, jenseits der gepflegten, von dekorativen Laternen beleuchteten Gärten, warfen die mächtigen Eichen des Louisa-Parks bewegte Schatten unter das diffuse Mondlicht.

Julian von Bergen trat durch das imposante Vestibül mit rotem Samtteppich ein und begab sich in den großen Empfangssaal. Sein Erscheinen zog die Blicke auf sich – ein großer, schlanker Mann in einem mitternachtsblauen Smoking mit Seidenrevers. Sein Gesicht, von fast skulpturaler Schönheit, war geprägt von hohen Wangenknochen, einer geraden Nase und Lippen, die stets den Hauch eines ungesagten Gedankens zu bewahren schienen. Seine Augen – ein tiefes Grün mit hellbraunen Reflexen – durchdrangen den Raum, immer suchend, immer wachsam. Selbst mit achtunddreißig Jahren war er noch eine Erscheinung.

Er nahm ein Champagnerglas von einem Tablett, ohne den Kellner zu beachten, und ließ seinen Blick durch die Menge schweifen. Der Saal war gefüllt mit vertrauten Gesichtern der Frankfurter Oberschicht: Bankiers, Industrielle. Die Männer trugen perfekt geschneiderte Anzüge, die Frauen schwebende Seidenroben, manche mit Pelzkragen veredelt, manche geschmückt mit erlesenen Juwelen aus Paris oder Wien.

Die Gespräche schwankten zwischen Verleugnung und stummer Furcht.

— Ich sage Ihnen, Frankreich wird es niemals wagen, uns entgegenzutreten. Niemand hat den Mut, etwas zu unternehmen.

— Der Handel mit der Schweiz läuft noch, aber Berlin zieht die Schlinge enger. Bald werden nur noch jene Geschäfte machen können, die sich der Linie anpassen.

— Nächstes Jahr wird niemand mehr wagen, sich ihm zu widersetzen. Nach allem, was er bereits erreicht hat – wer könnte es noch?

Julian ließ diese Worte an sich abprallen, nahm einen gemessenen Schluck Champagner. Er hatte die Präsenz einiger SS-Offiziere in der Menge bemerkt, makellos gekleidet in ihren schwarzen Uniformen, mit dem silbernen Totenkopf auf ihren Mützen. Noch vor wenigen Jahren hätten solche Männer diese Salons niemals betreten – nun waren sie überall. Und sie beobachteten. Beurteilten.

Die Musik, ein sanftes Walzerstück, wirkte fehl am Platz in dieser Atmosphäre, in der jeder Blick, jedes Wort, jedes Schweigen Konsequenzen haben konnte.

— Julian, du wirkst abwesend.

Die Stimme kam von Charlotte von Lingen, seiner ältesten und vielleicht einzigen wahren Freundin in diesem Kreis. Perfekt in ihrem elfenbeinfarbenen Seidenkleid, ihre blonden Haare in eleganten Wellen gelegt, verkörperte sie Raffinesse. Charlotte hatte eine kluge Ehe geschlossen: ein Mann, weitaus älter als sie, aber mit unerschütterlichem Einfluss und Reichtum.

Doch sie war keine Frau, die sich in einen goldenen Käfig sperren ließ. Sie kannte die Regeln des Spiels – und spielte sie besser als die meisten.

— Ich genieße den Abend, antwortete Julian mit einem etwas zu kontrollierten Lächeln.

Charlotte ließ ihren Blick durch den Saal schweifen. Sie kannte ihn zu gut.

— Die Zeiten ändern sich, Julian. Manche würden sagen, man müsse die Welle reiten, bevor sie bricht.

Er hob sein Glas an die Lippen, nippte am Champagner.

— Und du? Wohin wird dich diese Welle tragen?

Er versuchte, ein Lächeln anzudeuten.

Sie neigte leicht den Kopf, und für einen Moment huschte ein Schatten der Besorgnis über ihr Gesicht.

— Dorthin, wo ich sicher bin.

Dann beugte sie sich unauffällig vor, brachte ihre Lippen dicht an sein Ohr und flüsterte:

— Um Himmels willen, Julian, was machst du noch hier?

Er antwortete nicht sofort. Er konnte es noch nicht zugeben.

Ein Klirren von zerbrochenem Glas unterbrach den Moment. Eine Dame hatte ihr Glas fallen lassen. Ihr nervöses, gezwungenes Lachen hallte durch den Saal. Für einen Sekundenbruchteil verstummten die Gespräche, eine unsichtbare Welle durchlief die Menge, bevor alles wieder zur Normalität zurückkehrte. Doch diese flüchtige Stille hatte das unausgesprochene Gefühl offenbart.

Charlotte legte besorgt eine Hand auf seinen Ärmel.

— Julian... was ist los?

Sie suchte in seinem Gesicht nach einer Antwort. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie darin einen Funken von Wut und Traurigkeit. Dann, als wäre nichts gewesen, setzte er seine Maske wieder auf, lächelte und erwiderte:

— Lass uns tanzen!

In diesem Moment spürte er einen Blick auf sich ruhen. Einer der SS-Offiziere hatte ihn bemerkt. Ihre Blicke trafen sich für eine Sekunde – eine kühle Einschätzung, eine stumme Berechnung.

Julian wusste nicht, ob sein Name bereits auf einer Liste stand oder ob er noch nur ein Name unter vielen war, die es zu beobachten galt.

Aber eines wurde ihm klar: Vielleicht war der Moment, in dem er noch hätte gehen können, bereits verstrichen.

Kapitel 2

Frankfurt, 1919.

Julian war achtzehn Jahre alt, als er zum ersten Mal aus dem Zug am Frankfurter Hauptbahnhof stieg. Sein richtiger Name, den er bei seiner Abreise aus der Tschechoslowakei noch trug, war Jakob Bulkowicz.

Die Stadt war nicht die, die er sich vorgestellt hatte, und auch nicht die, die sein Vater in seinen Erzählungen beschrieben hatte. Der Erste Weltkrieg hatte tiefe Spuren hinterlassen – Männer in abgetragenen Mänteln schleppten ihre Müdigkeit über das Pflaster, Witwen mit leeren Blicken irrten ziellos umher, und Kinder, zu ernst für ihr Alter, waren zu schnell erwachsen geworden.

Sein Name war geprägt von der Geschichte seines Vaters, Leopold Bulkowicz, ein Name, der seine jüdische und kaufmännische Herkunft verriet. Leopold war ein Geschäftsmann, der aus dem Nichts kam und ein Handelsunternehmen für Metallteile in der pharmazeutischen und chemischen Industrie aufgebaut hatte. Er stammte nicht aus einer adligen Linie, doch er hatte Charisma, Überzeugungskraft und einen gewissen Geschäftssinn.