Jungmädchenträume - Anonym - E-Book

Jungmädchenträume E-Book

Anonym

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Beschreibung

Ein unverkrampfter Roman nach einem zensierten Typoskript von 1922, versehen mit etlichen unzweideutigen Zeichnungen Ein unverkrampfter Roman nach einem zensierten Typoskript von 1922, versehen mit etlichen unzweideutigen Zeichnungen

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Cupitora

Jungmädchenträume

Ein unverkrampfter Roman

nach einem zensierten Typoskript von 1922,

versehen mit etlichen unzweideutigen Zeichnungen

eISBN 978-3-95841-755-7

© by Cupitora in der BEBUG mbH, Berlin

Der Mädchen Träume und Sehnsucht

Es ist früh 5 Uhr eines wunderschönen Sonntags im Mai.

Freundlich strahlt die liebe Sonne in das Dachstübchen eines dreistöckigen Hauses in einer der Vorstädte Leipzigs, der bescheidenen Messwohnung zweier allerliebsten Mädchen, die aus dem nahen Städtchen Pegau gekommen sind, um die Erzeugnisse ihrer fleißigen Hände zu verwerten.

Beide sind von hoher Schönheit und erregen sowohl durch diese, wie durch ihre frappante Ähnlichkeit, die sich bis auf den kleinsten Punkt erstreckt, die allgemeine Bewunderung der jungen und alten Männerwelt.

Sie haben unweit des Rossplatzes eine Bude, wohl passender einen Stand zu nennen, beim Beginn der Messe gemietet und bieten als die reizendsten Verkäuferinnen von der Welt der sie umgebenden Menge Männer- und Frauenhemden, Vorhemdchen, Kragen, Manschetten und eine Auswahl feinerer und gröberer Wäsche zum Ankauf dar.

Alt und Jung, Vornehm und Gering bleibt stehen und gafft das schöne Schwesternpaar an, teilnehmend und neugierig, bewundernd und doch auch wiederum neidisch; denn sie waren wirklich gar zu hübsch, als dass nicht verblühte übel wollende Frauen und Jungfrauen den grimmigsten Neid empfunden hätten.

»Es sind Göttermädchen!«, zischeln die in Menge herumstehenden jungen Stutzer, »ja, bei Gott, es sind wahre Engel!«, flüstern die bejahrten Herren ihnen nach, »wie frisch und gesund! wie appetitlich!« und sie werfen sich alle bedeutsame Blicke zu und reiben mit innigem Wohlbehagen die Hände.

»Die Mädchen sind zwar nicht übel«, raunten sich einige schon ältliche und deshalb neidische Damen einander zu, die ebenfalls von dem Rufe der merkwürdigen Schönheit dieser Mädchen angelockt, sich hier eingefunden hatten, doch ein so großes Aufheben, das von ihrer Schönheit gemacht wird, verdienen sie doch nicht; in unserer Jugend waren auch wir recht …«

»Ja, wenigstens nichts Feines«, warf eine andere, dem Anschein nach vornehme Dame ein, während die Erstere ihre Rede nicht vollendete, in rühmlicher Bescheidenheit ihre verblühte Schönheit nicht zu loben, – »ja, wenigstens nichts Feines sehe ich an ihnen; sie sind beide jung und gesund und weiter nichts!«

»Ja wohl, ja wohl nichts weiter!«, nickten die andern beifällig, »und wie es mit ihrer Sittlichkeit stehen wird, nun ja, das wollen wir dahingestellt sein lassen!«

»Ganz recht, dass glaube ich auch ganz gewiss«, erwiderte die vornehme Dame mit einem boshaften Seitenblicke, indem sie eben bemerkte, wie ein wunderhübscher Student in blauer Schnurenpiquesche, weißen Lederhosen und hohen Reiterstiefeln etwas kaufte, und dann dem einen Mädchen einen feurigen, verliebten Blick zuwarf, »die Messe liefert uns viel derartiges Messgut; die Männer sind dann wie versessen und wir armen Frauen haben dann nur darunter zu leiden.«

Eine der Sprecherin nebenstehende, bleiche, vollbusige Frau, deren Kleidung auch den höheren Stand verriet, und die sich ebenfalls in den mittleren Jahren befand, errötete ein wenig über diese unzarte Äußerung; doch die Erinnerung an die erwähnte, den Frauen so fatale Enthaltsamkeit schien auch auf sie den unangenehmsten Eindruck zu machen.

»Wohl wahr«, seufzte sie daher halblaut, »und wer weiß, ob nicht mein Mann auch schon – er ist ja stets so liberal –«

Auch sie vollendete ihre Rede nicht, doch der Zorn, der gewaltige Zorn über die Möglichkeit der ehelichen Einbuße drückte sich deutlich auf ihrem sich rötenden Antlitze aus, und sie schleuderte wütende Blicke auf die reizenden Verkäuferinnen.

»Wäre aber mein Verdacht gegründet!«, schluchzte sie dann fast unhörbar, »so kratze ich beiden die schwarzen Augen aus; ich werde von jetzt an genau Achtung geben und dann wehe ihm und euch!«

Arme Mädchen! Ihr steht in einem übeln Verdachte, und doch seid ihr unschuldig, so unschuldig wie die jungen Täubchen. Es ist nicht wahr, was die neidischen Frauen denken; denn noch kein männliche Frechheit hat euch entweiht, und ihr seid noch unberührte, reine Jungfrauen. Eure Schönheit nur ist euer Fehler, und dieser Fehler ist groß, ja ungeheuer in den Augen neidischer, missgünstiger Frauen, die gern und mit der größten Gefahr noch sündigten, wenn sich nur irgendwo ein bereitwilliges Werkzeug dazu fände.

Arme, arme Mädchen! Ihr seid wahrhaftig zu beklagen; denn eure Mienen, eure geringsten Bewegungen werden mit lüsternen und neidischen Augen bewacht, und eure freundlichen, bittenden Worte stets anders gedeutet und rücksichtslos verdammt. Und doch ist es nur der elende Bissen Brot, der euch nötigt, hier gleichsam am Pranger zu stehen! Und euer Verdienst ist doch nur so gering! Wie viele schlaflose Nächte habt ihr bei dem angestrengtesten Fleiße verbracht, um so viel Waren zu schaffen, die den drückenden Verbindlichkeiten für Miete, Holz, Licht und Nahrung abhelfen sollen. Die Zeiten sind ja so traurig, der Begehr so wenig, der Ware so viel!

Ach ja! ihr fühlt recht wohl das Traurige eures Geschicks; denn der Tag wird euch zu lang und ihr ermattet bei dem ewigen Anpreisen euerer Ware. Ihr sehnt den Abend herbei, um mit ihm die Ruhe, die Einsamkeit zu finden, und noch mehr die Nacht für die freundlichen, beglückenden Träume.

Denn Träume zu haben ist kein Verbrechen, und ihr seid dann allein mit euch und vielleicht auch mit dem Gegenstande beschäftigt, dem ihr eure Liebe, eure keusche Liebe zu weihen gedenkt.

Hat euch wirklich noch kein Mann gefesselt?

Ihr habt viele lockende Anfechtungen überstehen müssen; und wie könnte dies auch wohl anders sein, mitten in einer so reichen und üppigen Stadt, wo die Zahl der schönen Lüstlinge so groß und das Geld zu diesem Zwecke so flüssig ist.

Doch verliebt seid ihr auch und für Schmeicheleien empfänglich; das könnt ihr mir nicht leugnen, denn ich habe euch scharf beobachtet, bin ein alter Praktikus in Liebesangelegenheiten und täusche mich so leicht wohl nicht. Darum nehmt euch in acht! Auch an euch, kommt die Reihe; denn der kleine Liebesgott ist schelmisch und boshaft, und kein Mädchen, vorzüglich kein schönes, kann ihm widerstehen.

Ihr seid jetzt mannbar geworden und habt heißes Blut, der Reiz der Liebe ist lockend, bisweilen gewaltig und furchtbar, zumal wenn der gewandte, begünstigte Liebhaber euch listig naht, und auch ihr den süßen Genuss wünscht, den die Natur so mächtig, so unwiderstehlich in euch legte.

Oder seid ihr schon gefallen? Ist die Blüte der Jungfräulichkeit von euch bereits abgestreift?

Doch dem widerspricht euer Auge, euer ganzes Benehmen.

Denn dann wäret ihr nur feine, listige Coquetten und verständet euch prächtig auf euer Geschäft!

Nein, nein, dies ist nicht der Fall, aber der gestrige Tag ist der Tag der Entscheidung gewesen; Amor schwirrte seine Pfeile ab und sie haben nur zu tief getroffen.

Ihr armen, und wieder ihr so glücklichen Mädchen! Ihr erblicktet zwei Jünglinge, deren Schönheit und liebeflüsternde Worte euch das ungestüm pochende Herzchen bestachen, und deren liebes Bild euch auch im Traume nicht verlässt.

O! könnten wir die Träume aller jungen Mädchen belauschen, wie vielen süßen Geheimnissen würden wir auf die Spur kommen!

Die Glocke schlägt 5 Uhr.

Die beiden Mädchen schlafen den süßesten Schlaf von der Welt.

Jettchen, die ältere Schwester, zählt 19, Julie, die jüngere, fast 17 Jahre. Beide sind hoch, und schlank gewachsen mit rabenschwarzem Haar und Auge weißem Teint und blühendroten Wangen, Zähnen weiß wie Elfenbein, langem weißen zierlichen Halse vollem elastischen Busen und herrlichen, alabasternen Armen und Händen, – und Füßchen so knapp und rund, dass sie wie aus Marmor gemeißelt zu sein scheinen; beide Gestalten, so zart und doch so üppig dass man bei dem Anblick der lieben Kinder sich der meisterhaften Abbildungen der Göttinnen Altgriechenlands erinnert.

Sie schlafen beide sanft und süß, trotzdem die Glocke schon 5 Uhr geschlagen hat.

Die Messe ist nicht gut, der Absatz gering. Sie verschlafen die Sorgen und träumen dafür süß, liebliche Träume.

Beim Zeus! Der Schlaf ist besser wie das Wachen.

Aber ihr faulen, träumenden Mädchen, stehet doch endlich einmal auf; es ist fast 6 Uhr! Nehmet eure Arbeit zur Hand und lasst die Nadel lustig fliegen, wenn es noch zu früh ist an das Anpreisen eurer Ware zu eilen!

Ach lasse doch den armen Mädchen noch den kurzen Schlaf. Est ist ja Sonntag und sie haben noch gestern Abend bis tief in die Nacht hinein sehr fleißig gearbeitet und bei und nach der Arbeit an so vieles gedacht. Die erste Liebe ist ja so unerschöpflich im Reden und Loben. Und nähen, immer nähen, waschen und plätten ist doch gar zu langweilig, und die jungen lieb- und lebenskräftigen Mädchen mit der schlanken Taille, mit den küsslichen Lippen und wogenden Busen finden die weiblichen Arbeiten auch gar nicht wichtig genug, um sich den süßen Schlaf und das angenehme Träumen rauben zu lassen.

Denn Jettchen träumt von dem schönen Studenten, auf den die alte Dame so neidisch war, der, als er nochmals ein Dutzend feine Strümpfe gekauft, bei dieser Gelegenheit sie unter das Kinn gefasst und seine Lippen, trotz, ihrer mächtigen Abwehr, auf die ihrigen gepresst hat.

Und Julien schwebt das Bild des schelmischen Handlungsdieners vor, mit seinen knappen Beinkleidern, starker, breitschulteriger Brust, blondlockigem Haar und Bart und freundlichen blauen Augen, der, als er ebenfalls ein halbes Dutzend Vorhemden kaufte, es sich unbescheiden genug erlaubte, seine Hand um ihre Taille und an ihren ängstlich klopfenden Busen, zu legen – und ihn sanft zu drücken.

Und noch mehr. Wie sie nach beendeten Tagesgeschäften nach Hause eilen wollten, so kamen die bösen Jünglinge wieder und ließen es sich nicht nehmen, sie nach Hause zu begleiten. Und wiederum hatten sie gewagt die armen Mädchen zu küssen und sie fest an sich zu pressen trotz aller Bitten und Abwehr.

Sie waren beide recht böse gewesen; das hatten die Mädchen den ganzen Abend über besprochen, und selbst im Traume kamen ihnen diese frechen Berührungen vor.

Ach, und doch schmeckte Jettchen der Kuss so süß! Und Julchen deuchte die Umarmung so wonnig! O hätte Kuss und Umarmung bis zum Tode gedauert!

Der Mädchen süßes Liebesspiel

Sie träumen noch davon, die lieben Kinder, als es schon 6 Uhr schlägt.

Doch jetzt wird mehr Lärm auf den Straßen, das Geräusch wird stärker und weckt auch unsere Langschläferinnen auf.

Julchen erwacht zuerst. Der liebe Handlungsdiener ist nicht mehr da, sobald sie das Wunderauge aufschlägt. Sie findet sich allein im Bettchen, das sie so gern mit ihm geteilt hätte. Und sie hätte sich im Traum fest vorgenommen, ihn mit einem freiwilligen Kusse zu erwecken, und nun ist der böse Schelm nicht einmal da.

Verdrießliches, o dreimal verdrießliches Erwachen! Es war ja aber nur ein Traum und so kann es einmal nicht anders sein; sie reibt unwillig mit den feinen Fingerchen die schwarzen, liebeglühenden Augen, wirft die Bettdecke weit von sich hinweg, und nimmt eine kniende Stellung an.

»Du hast geträumt«, spricht sie leise, »und angenehm geträumt. O, wäre es doch Wahrheit gewesen! mein lieber, teurer Freund, wie wollte ich dich an mich pressen.«

Und das wunderliebe Kind breitete ihre schneeweißen Arme weit aus und drückte ihre eigenen Arme fest an den hochwogenden Busen.

»O, mein herrlicher Freund«, seufzte sie kaum hörbar und hob die feuchten, schimmernden Augen schwärmerisch zum Himmel, »o, hätte ich dich doch bei mir, wie wollte, ach wie wollte ich dich lieben!«

Dann sank sie wieder zurück in die Kissen und bedeckte den lilienweißen Leib mit der vorher verschmähten Decke.

Doch die Decke wird ihr zu warm; eine innere vom Kopf bis zu den Füßen strömende Wärme durchdringt sie mit wachsender Kraft; sie lockert die Decke wieder auf, und ihr linkes Bein über sie hinwegschlagend, bietet ihre Lage ein reizendes Schauspiel dar.

Ihr Fuß ist klein und edel geformt, ihre Wade fast reif zum Zerspringen das Knie sanft gerundet, der Schenkel weiß und fest wie ein Marmor, der Busen voll und aufrecht stehend.

So liegt sie halb vorwärts gebeugt in süße, heimliche Gedanken verloren und stützt mit der kleinen, weißen Hand das von Rabenlocken umnachtete Antlitz.

»Woher kommt nur die schreckliche Hitze«, seufzte sie dann leise, indem sie unruhig bald auf die linke, bald auf die rechte Seite wendet, »so erhitzt habe ich mich noch nie gefühlt.«

Armes Kind! Du weißt es zwar noch nicht, woher sie kommt, aber der schelmische Amor schnippt lächelnd mit dem Finger, denn er weiß es sehr gut.

Das Blut, das ihr jetzt schneller und heißer durch alle Adern rinnt, vergrößert die innere Glut, und auch das letzte Endchen der sie verdeckenden Decke muss hinweg von dem zarten Leib; ihre Füßchen strampeln sie weit fort bis an das Fußende des Bettchens, und bei dieser allmählichen Bewegung verschiebt sich das feine Hemdchen und lässt den schneeigen Leib in seiner ganzen Fülle, in seiner ganzen Pracht erschau’n.

O wonniger Anblick!

Und Julchen war kaum 17 Jahre, eine herrliche Rosenknospe in den zauberischen Tagen der lieblichsten Frühlingszeit.

»Es ist unerträglich heiß«, flüstert sie wieder. Doch nun erleichtert von dem Gewicht der Decke, und sogar noch von dem lastenden Hemdchen, wird es ihr wohler; sie liegt jetzt still ausgestreckt da; die Feuerströme, die ihre Adern durchtoben, werden minder glühend und wollüstige Bilder der erregten Phantasie umflattern sie nun mit der lieblichsten Färbung und stacheln sie auf zur heißen Sehnsucht.

Die Frühstunden, kurz nach dem Erwachen, sind der heißblütigen, verliebten Jungfrau die gefährlichsten. Verlässt sie nicht sogleich das Lager, so bemächtigten sich ihrer unbekannte Gefühle, so wie ein Drängen zur Stillung ihrer heißen Wünsche, die nicht eher ruhen, als bis das Ziel derselben erreicht ist.

So ging es auch dem holden Julchen. Die erwachte Leidenschaft der ersten Liebe bemeisterte sich ihrer mit unwiderstehlicher Gewalt.

Ihr jungfräulicher Busen klopft, er hebt und senkt sich und droht auseinanderzuspringen, und ein heißes, doch wohltuendes Brennen entsteht an dem geheimen, tief verschleierten Orte, den ihre keusche Hand noch nicht berührt hatte, an jenem so süßen Plätzchen, das seit Evas Zeiten die Wonne der Männerwelt geworden ist.

»Mein Gott, wie ist mir doch zumute«, rief sie dann lauter, indem sie sich wieder bald zur rechten, bald zur linken Seite wendete, »so hübsch und doch wieder so schrecklich; ach das Brennen und das Kitzeln! O, mein heißgeliebter Freund, o, wärest du doch bei deinem Julchen!«

Das Zittern und das Bewegen der Schenkel, die sie bald lang ausstreckt, bald hastig zurückzieht, bald wieder fest zusammendrückt, beweist die Leiden und die Freuden des armen Kindes. Eine hohe Purpurröte entflammt ihr liebliches Gesicht, und ihr schwarzes, schwimmendes Auge hebt sich entzückt zum Himmel.

Und Julchen ist fast 17 Jahr.

Bedenke dies, du böser, böser Handlungsdiener! Warum eilst du nicht herbei und stillest Juliens heißes Schmachten!?

»Es ist nicht mehr zum Aushalten«, flüstert Julchen wieder und wiegt das glühende Köpfchen, »wie kitzelt es hie und da –«

Und die niedlichen Finger der linken Hand fassen den wogenden Busen fest zusammen und streicheln und drücken zart die Rosenknöspchen, um sich Ruhe zu erschmeicheln; während die der rechten das tief verborgene Plätzchen aussuchen, das sich heute zum ersten Male so unbezähmbar erweist.

Armes Julchen!, hörst du den kleinen Liebesgott kichern, wie er leise deiner spottet!

Du hast ein unausführbares Werk unternommen, um den tobenden Busen und den zweiten, kleinen Purpurmund zu beschwichtigen.

Denn der elastische Busen schnellt auf und ab und gehorcht nicht dieser kleinen Hand, und der reitende, kleine Mund ist noch zu eng verschlossen. Er verbietet zürnend deinen zwar kleinen, doch für ihn immer noch zu großen Finger den geheimnisvollen Eingang. »A!«, seufzt sie, unwillig über diesen fatalen Widerstand, und arbeitet eifriger fort, »der böse Handlungsdiener ist gewiss ein Hexenmeister, denn ich fühle mich ganz wie behext!«

Und die Rosenknöspchen des jungfräulichen Busens, allmählich gereizt durch die zarte Reibung, heben sich mehr und mehr, und stehen endlich keck aufwärts. Ein wollüstiges Gefühl durchschauert den jungen Busen; er ist steif geworden und scheint befriedigt zu sein. Nicht so der kleine Purpurmund mit seinen Rabenlöckchen. Zwar arbeiten die weißen Fingerchen fort und fort, um einen Eingang zu erzwingen, doch vergebens, es gelingt ihnen nicht:

»Ah«, seufzt Julchen wiederum, »welche Hitze ist es doch hier«, und ihre Fingerchen sind angestrengt fleißig oben und unten. »O wäre, o wäre doch mein lieber Handlungsdiener nur hier!«

Doch der Bösewicht erscheint nicht, er lässt das arme Julchen schmachten.

Und sie arbeitet fort und fort mit ihren kleinen Fingerchen, doch vergebens, – vergebens! Sie finden trotz ihres Arbeitens keinen Eingang.

Aber halt, jetzt gelingt es Julchen besser. Der Zeigefinger und der Daumen heben sich höher und finden dort einen etwas erhöhten, hervorragenden, weichen Gegenstand. Ihr sanftes Streicheln bleibt nicht unbelohnt; auch er richtet sich auf und steht steif empor, wie die Rosenknöspchen des zarten Busens.

Und während der Daumen und Zeigefinger oben unermüdlich tätig sind, senkt sich der kleine Finger etwas tiefer in den zarten Spalt hinein: er streichelt hin, er streichelt her, und die kleine Mündung, durch die kaum der niedlichste, kleine Mädchenfinger eindringen kann, gibt nach – und dehnt sich allmählich aus.

Hierdurch ermutigt wird der Finger kühner, und dringt weiter ein, während das unaussprechliche Gefühl das Wollustgefühl, die innersten Nerven durchbebt.

»Ach!«, seufzt Julchen, indem sie übermannt von demselben sich heftig herumwirft, »ich muss bezaubert sein, der böse und doch so liebe Handlungsdiener hat mir’s angetan!«

Dann wird sie allmählich stiller, die Erregtheit hört auf und nur einzelne blitzschnelle Zuckungen durchschauern den ganzen Körper.

Der kleine Finger hat jetzt tiefern Eingang gefunden. »Ha!«, schreit sie mit einem Male auf und schnellt sich konvulsivisch in die Höhe, »wie schön o, mein Gott, wie herrlich –!«

Und die ersten Perlen des jungfräulichen Taues benetzen das feine Betttuch. Die eifrigen Händchen senken sich, wie müde, die tätigen Schenkel strecken sich weit und lang aus, die niedlichen Füßchen biegen sich einwärts. Auch die Rosenknöspchen des Busens senken sich wieder, und der glühende, schwarz umnachtete Kopf liegt zurückgebogen auf dem Kopfkissen. Die Augen sind halb geschlossen und blicken tränenfeucht, doch entzückt zum Himmel.

Das liebeglühende Mädchen ist ermattet; denn die Gewalt der noch ungekannten, so süßen und doch so zernichtenden Gefühle war zu heftig; sie ruht nun aus, still und regungslos, wie ein Gebild aus Marmor.

Bewunderungswerter, entzückender Anblick! Es ist erhaben über alle Beschreibung, die Natur zu sehen in ihrer Allmacht!

Die Zuschauerin

Und Julchen überlässt sich geraume Zeit dem Gefühl der Ermattung.

Sie dünkt sich ja allein zu sein, und die reizende Lage gefällt ihr.

Doch, arme Julchen, du hast dich getäuscht; du bist nicht ganz allein, bist nicht unbemerkt geblieben, schwelgend in der wollüstigen Phantasie mit dem Geliebten deines übervollen Herzens. Du hast bei dem süßen Spiel deine Schwester Jettchen vergessen, die, gleichfalls von dem Lärm der Straße erweckt, lautlos und staunend dein wunderseltsamens Treiben beobachtet hat.

Jettchen ist um zwei volle Jahre älter als Julie, und man hätte demnach eine größere Erfahrung in Liebessachen voraussetzen sollen; doch nein, auch Jettchen war noch unschuldig, obwohl das heiße Blut auch sie sehr oft beunruhigt hatte. Auch sie war eben so heftig verliebt wie Julie, und vielleicht noch mehr. Doch genug, sie erwachte und lauschte anfangs ängstlich und dann neugierig Julchens Beginnen, sie hörte deren Klageworte, sie hörte deren Liebesseufzer, und auch sie stimmte leise mit in sie ein.

Auch sie hatte ja geträumt, geträumt von dem schönen Studenten, und hatte gewünscht ihn in ihre Arme zu schließen.

Eitles Trugbild. Auch er war entflohen in der kalten Wirklichkeit

Und auch Jettchen hätte ihn so gern bei sich gehabt. Wundervolle, geheimnisvolle Einwirkung der Allmacht der Liebe.

Sie seufzte, und seufzte wieder, und seufzte stärker, als die wollustfeuernde, beklemmende Hitze auch sie überfiel, und indem sie zur Abkühlung gleichfalls die leichte Decke abwarf, suchte auch ihre weiße Hand das kleine, mit Rabenlöckchen umschattete Mündchen auf, las ihr, wie ihrer Schwester, so viele Pein verursachte.

Beide Betten standen nicht neben-, sondern hintereinander, sodass die eine Schwester die andere nicht zu sehen vermochte, wenn sie sich nicht gerade zu dem Zwecke umgedreht hätte. Und an ein Umdrehen in so kritischen Augenblicken ist wohl nicht zu denken.

Julchens Bett war näher am Fenster, Jettchens mehr im Hintergrunde nach der Türe zu.

Als Julchens Entzücken den höchsten Gipfel erreicht hatte, als die ersten Tautröpfchen der Wollust das feine Betttuch gefärbt, als Julchen mit hinsterbenden Blicken einige Sekunden laut- und bewegungslos dagelegen, so entströmte auch Jettchen der süße Born der Natur und abgebrochene Laute des höchsten Entzückens entflohen auch ihren hebenden Lippen.

»O mein Student, mein lieber, teuerer innigst Geliebter«, sprach sie laut, »wo weilst du, und warum bist du fern von mir?«

Und auch Jettchens herrlicher Körper dehnte sich weit aus, sie schloss die brechenden Augen und überließ sich mit Wonne dem süßen Gaukelspiel der erhitzten Phantasie.

Doch diesen letzten lauten Ausruf hatte Julchen vernommen, deren Pulse jetzt nun minder fieberhaft flogen. Leise sprang sie auf und eilte an das Bett der geliebten Schwester.

O des Entzückens! Da lag diese, wie sie selbst vorhin gelegen, der treueste Spiegel ihrer eigenen Stellung. Auch sie hatte das Hemdchen bis unter die Arme hinauf gestreift.

Der tadellose, schneeweiße Körper lag fast unverhüllt, der himmlische Busen hob und senkte sich, und der liebliche Rosenmund, umgeben von seiner schwarzen Löckchenpracht und etwas gerötet durch die sanfte Berührung, stand ein wenig geöffnet, da Jettchen im höchsten Entzücken die herrlichen Schenkel weit auseinandergebreitet hatte, und schien Tränen einer bittern Reue oder süßen Freude zu vergießen.

Und Jettchen hatte die Augen fest geschlossen und bemerkte die neugierige Späherin nicht.

Doch Julchen konnte sich bei diesem Anblicke nicht mehr halten. Ein Liebestaumel, eine Gier sie zu umarmen und sie mit Küssen zu ersticken, bemächtigte sich ihrer mit unwiederstehlicher Gewalt.

»Jettchen«, rief sie daher mit zärtlichem Tone, »mein teures Jettchen!«

Jettchen öffnete die tränenfeuchten Augen und schaute errötend die unberufene Störerin lang und freundlich an. Dann wollte sie sich zudecken und griff nach dem Ende der Decke.

Doch Julchen ließ ihr dazu keine Zeit: sie warf sich über dieselbe hin; ihr Mund suchte den ihrigen und ihre vollen Arme umschlangen den Marmorhals der geliebten Schwester, und, o Wunder, auch Jettchens Arme öffneten sich bereitwillig und sie drückte deren vollen Busen fest an den ihrigen, sodass die beiderseitigen Rosenknöspchen sich neckend berührten.

Und sie küssten sich lange und zärtlich, hingebend und duldend und dann wieder verlangend, heftig und stürmisch, sodass die Anzahl Küsse nur ein einziger zu sein schien.

Doch die elastischen Jungfrauenbusen wollten die naschhaften Mündchen nicht zusammen lassen, gleich der Stahlfeder, die, zwar auf einige Augenblicke zusammengepresst, doch alle ihre Schwungkraft aufbietet, ihre natürliche Größe und Ausdehnung wieder zu erlangen; und so mussten auch die lüsternen Mädchen sich ganz fest und innig umschließen, um ihre Lippen auf einander haften lassen zu können.

Mund an Mund, Brust an Brust lagen oder standen vielmehr nun die lieblichen Schwestern, indem sie einander fest umschlungen hielten.

Die bösen Zuschauer

Doch die Lage der Mädchen war nicht bequem, denn Julchen stand noch außerhalb des Bettchens; für den Zuschauer war es aber die herrlichste, die er sich nur erdenken konnte.

Zuschauer! Zuschauer! Um des Himmels Willen! Zuschauer in diesem Augenblicke, den der dichteste Schleier verhüllen soll!

Arme, verliebte, heißglühende Mädchen, es ist wirklich so! Ihr habt Zuschauer, Zuschauer, die euch näher angehen, als ihr denkt, und die bisher jede eurer Bewegungen mit dem gierigsten Auge und sprach- und atemlos verfolgten.

Wie ist es aber möglich Zuschauer zu haben?

O, nichts leichter als dies.

Denn euch gegenüber im dritten Stock wohnen zwei Brüder, zwei wunderhübsche, junge Leute, von denen der eine Student, der andere Handlungsdiener ist, beide Söhne eines sehr reichen Vaters, der in der Nähe von Dresden ein großes Rittergut besitzt.

Sie sind beide zu gleicher Zeit nach Leipzig gekommen, der eine um die Rechte zu studieren, der andere, um in einem großen Handelshause seine merkantilischen Kenntnisse zu vermehren.

Beide sind jung und schön, der jüngere 20, der ältere 22 Jahr alt, und wegen ihrer eleganten Schönheit gesucht von den jungen und den alten Damen der üppigen Handelsstadt.

Die Damen seufzen nicht unerhört, und trotz ihrer großen Jugend verstehen sie sich auf das Geschäft der Liebe und haben schon vielerlei Erfahrungen gemacht.

Ein junger, hübscher Mann, der Geld vom Hause hat und nicht scheut es wegzuwerfen, findet täglich, ja stündlich die beste Gelegenheit, die süßesten Liebesabenteuer zu bestehen. Bereits haben sie vielen Mädchen das schwärmerische Köpfchen verdreht und viel Tränchen sind ihrethalber schon geflossen.

Du böser Student und du noch böserer Handlungsdiener! Warum spart ihr nicht lieber euer Geld oder gebt es den Armen, als dass ihr mit ihm die schwache Tugend versucht?

Du böser Student und du noch böserer Handlungsdiener, und doch zugleich auch du guter, lieber Student und du noch lieberer, teuerer Handlungsdiener!

Ha! sind sie es vielleicht?

Ja, sie sind es, die Einziggeliebten der niedlichen Verkäuferinnen, die heißersehnten Gegenstände des lieben Schwesterpaares, die gestern Abend beim Nachhausegehen die armen Mädchen so bezaubert haben.

Ihr armen und doch wieder ihr glücklichen Schwestern. Ihr seid unvorsichtig gewesen; denn ihr habt vergessen beim Schlafengehen die Rouleaux niederzulassen, und die bösen Geliebten standen schon mit Tagesanbruch am Fenster, um euer Erwachen zu belauschen.

In eurer Vaterstadt brauchtet ihr freilich kein Rouleau niederzulassen; denn euer vis-à-vis ist ein unschuldiges Scheunendach, worauf sehr selten nur eine einsame Krähe setzt, vor der ihr euch ja nicht zu genieren braucht; aber Leipzig, Leipzig! Man ist daselbst zu seinem großen Ärger fast nie ungesehen.

Sie wohnen schon längere Zeit daselbst, ohne dass es die Schwestern wissen, und haben die Mädchen jeden Morgen beim Aufstehen belauscht; doch klug in höchsten Grade, zeigen sie sich nie am Fenster, sondern stehen etwas entfernt und zwei schwarze Ferngläser vor dem Auge setzen sie in den Stand, den ganzen innern Raum des Zimmers und jede Bewegung und Miene derselben zu erschauen.

Auch heute stehen sie schon seit 4 Uhr auf der Lauer, und was bietet sich ihren entzückten Blicken dar?

Es ist Julchen zuerst in ihrer unverhüllten Schönheit, dann Jettchen in gleichem, üppigen Zustande!

O reizender, beneidenswerter Anblick! Bedenket doch, dass Julchen erst 17 und Jettchen kaum 19 Jahre alt ist, leide so jung und schön!

Der ältere Bruder, der Student, heißt Fritz, und der jüngere, der Handlungsdiener, heißt Karl, und ihr Zuname ist Etzler.

»Wie lange schlafen nur die liebe Kinder heute«, zischelt Fritz dem Bruder zu, gleichwie in Furcht sich zu verraten, wenn er lauter spräche, »es hat schon 5 geschlagen, und doch liegen beide in so süßem Schlummer!«

»Sieh, jetzt steht die eine auf«, unterbrach ihn Karl mit gleich leiser Stimme, »sieh, sieh, doch nein, sie liegt im Bette und scheint zu beten – das liebe, liebe Kind!«

»Ah nein, sie betet nicht«, rief Fritz hastig zurück; »sie scheint in Gedanken verloren Jemanden an das Herz zu drücken. O, armes Kind, du drückst umsonst; die dumme Luft weicht aus, o wäre ich da drüben, wie wollte ich – –«

»Sieh, sieh, o sieh doch nur wie jetzt! – –«

Julchen sank eben zurück in die weichen Kissen, warf die Bettdecke auf und streifte das Hemdchen hoch auf zurück bis unter die Arme, und das süße, tändelnde Fingerspiel begann, um den fliegenden Busen und das lechzende Purpurmündchen zu beschwichtigen.

Und beide lauschten atemlos.

»Sieh, sieh, jetzt erwacht auch die andere«, rief Fritz wiederum, »sieh, wie sie dem Treiben der Schwester neugierig zuschaut; sieh, sieh nur, beim Teufel, sie selbst fängt jetzt an –«

Und auch Jettchen war unterdes erwacht. Ihr Köpfchen bog sich über das Kopfende des Bettes ihrer Schwester, und auch sie befolgte dasselbe süße Spiel; und das lüsterne Brüderpaar konnte die Blicke nicht sättigen, die bald von der einen lieblichen Gestalt zur andern fast noch lieblicheren streiften.

O ihr bösen, neugierigen Brüder! Was sehet ihr so frech hinüber in das Heiligtum der ersten jungfräulichen Liebe. Werfet einen Schleier vor eure Augen und seid blind. Denn ihr seid es ja, die ihr dieses Unglück angerichtet habt.

O Gnade und Verzeihung! Auch wir sind ja verliebt und noch so jung. Und wer sollte uns das Schauen zum Verbrechen anrechnen? Wir wollen still, ja mäuschenstill sein, und keinem ein sterbliches Wörtchen von dem Treiben der lieben Mädchen sagen!

Sie wagen anfangs kein lautes Wort zu sprechen, und nur die tiefen Atemzüge bekunden ihr Dasein; ihr einziges Dichten und Trachten ist Schauen und Hinüberblicken zu den Gegenständen ihrer Liebe. Dann folgen einzelne Laute der Bewunderung und Seufzer, tiefe, sehnsüchtige Seufzer entfliehen der hochauf klopfenden Männerbrust.

Jetzt sahen sie Julien aufspringen, an das Bett von Jettchen eilen, und sehen, mit welcher Wollust beide Mädchen sich umfassen und die feurigsten Küsse sich aufdrücken.

Sie scheinen wie eng zusammengewachsen zu sein und bei dieser Stellung verschiebt sich Julchens Hemd und ihr entblößter Hinterkörper vom Knöchel hinauf bis zu dem blendenden Nacken bietet sich den lüsternen, gierigen Blicken dar.

Und sie sahen so Julchen von der Rückseite, Jettchen von der Vorderseite, beide Mädchen nur so dürftig geschützt von dem nachgiebigen Hemdchen.

Hemdchen, Hemdchen! o wärest du doch ganz weg und bötest du uns doch ganz den unverhülltesten Anblick dar

Julchen hat jetzt die Arme um Jettchens Nacken geschlagen, ihre Lippen fest auf die Jettchens gepresst und hebt sie bald zu sich empor, bald versenkt sie dieselbe wieder hinab in den weichen Pfühl.

Dem liebenden, glühenden Jettchen gefällt das süße Spiel, ja sie scheint eine noch innigere Berührung zu wollen; denn ihr rechtes Bein hebt sich aufwärts und schlingt sich um Juliens weiße Hüfte. Auch Julchen scheint ein engeres Umschließen wünschenswerter zu sein, denn sie drängt sich näher an das Bett und, wie übermannt durch allzugroße Erschöpfung, sinkt sie dann auf Jettchen hin, lang ausgestreckt, und Lippe an Lippe, Brust an Brust und Leib an Leib.

»Mein Gott!«, seufzte Jettchen, »wie ist mir so warm, geh doch herunter, du bist so schwer, o, weh – o, so geh doch nur weg?«

Doch Julchen geht nicht herunter von dem schneeweißen, elastischen Leibe; im Gegenteil, sie hält sich fest an den Marmornacken und drückt die Stöhnende inniger an ihr eigenes, hochklopfendes Herz.

Und auch die Rosenknöspchen des schönen Busens küssen und berühren sich, sie schwellen wieder auf durch die zarte Reibung und stehen wieder keck aufrecht da; und die zarten Purpurmündchen mit den Rabenlöckchen liegen jetzt Lippe an Lippe aufeinander und scheinen vor innerem Feuer zerbersten zu wollen.

Und Julchen bewegt sich rück- und vorwärts, zur Seite und im Kreise, bald langsam, bald schnell, und Jettchen folgt seufzend den säßen Bewegungen.

Ihr armen, und doch wieder ihr so unendlich glücklichen Mädchen, sagt an, wer hat euch dieses Spiel gelehrt?

Es ist wieder die Allmacht der liebenden Natur, die Erfinderin und Lehrerin der wonnevollen Wollust.

So liegen sie Lippe an Lippe, Busens Rosenknöspchen auf Rosenknöspchen, Purpurmund mit seinen mächt’gen Rabenlöckchen auf Purpermund, und sie drücken, sie reiben sich in unendlicher Wollust. Jetzt sprechen sie nicht mehr, die lieben Mädchen; ihre Sprache ist nur ein unterdrücktes Schluchzen geworden, sie stöhnen und ächzen gleichwie gedrückt unter schwerer Zentnerlast.

Und ihre lieblichen Gesichter glühen, ihre Augen leuchten in dunkler Glut und ein mächtiges Zittern bemächtigt sich der jugendlichen Körper.

Da mit einem Male lässt Julchen die umschlingenden Arme los, die Lippe lässt die Lippe, der Busen den Busen fahren, und sie sinkt ermattet und hinsterbend neben Jettchen hin in süßem Wonneschauer, und eine zweite verdoppelte Tränenflut benetzt das keusche Betttuch.

Und wiederum strecken sich die zarten Schenkel, die weißen Waden lang und wie gebrochen weithin aus, und die Zehen des niedlichen Fußes bohren sich ein wie krampfhaft in das Unterbett.

O ihr seligen Mädchen! Ihr seid beneidenswert.

Der Überfall

Und Fritz und Karl sehen dies wonnige Schauspiel. Bewundernd, staunend und verblüfft von der letzten noch ungewohnten Erscheinung, wagen sie anfangs nicht zu sprechen; doch auch ihre dadurch erregte Sinnlichkeit muss sich Luft machen. Sie haben die Ferngläser in der starren Hand, und diese geben jede Miene, jeden Blick, jede Bewegung nur zu treu zurück.

»O mein Jettchen!«, haucht leise atmend der ältere Bruder mit erstickter Stimme, und »o mein Julchen, mein teures Julchen!«, seufzt der Handlungsdiener nach.

Und finden sich entzündet, entflammt zum kühnsten Wagnis.

»Ich muss hinüber«, stammelt Fritz, »ich muss, ich muss zu meinem Jettchen!«

»Auch ich zu meinem Julchen«, schreit Karl feurig, »ich gehe mit und sollte es meinen Kopf kosten!«

Gesagt, getan! Im Nu fliegen die Ferngläser aus den Händen; die Morgenröcke sind abgeworfen und die Hüte ergriffen, und beide eilen leichtfüßig die Treppe hinab, über die Straße hinweg und halten erst in dem Hausflur einige Augenblicke still.

»Doch wie kommen wir in ihr Zimmer«, fragt der Ältere den Jüngern, »es wird sicherlich verschlossen sein!«

»Komm nur, komm, und verliere keine Minute!«, ruft Karl leise und ganz außer Atem, »komm nur hinauf, und es wird sich Alles machen!«

Und Fritz folgt ohne Widerrede dem willkommenen Rufe; sie steigen die drei Treppen leise hinauf, und stehen nun angestrengt horchend an der Tür des Stübchens, das ihnen Freud und Leid in so hohem Maße verursacht hat.

Das Glück begünstigt die Kühnen; das ist ein altes Sprichwort, und alte Sprichwörter treffen alle Mal ein, wenigstens hier war es der Fall.

Sie legen das Ohr an die Tür und horchen angestrengt; doch kein Laut ist vernehmlich, es ist Alles totenstill.

»Sie sind vielleicht wieder eingeschlafen, die lieben Kinder«, flüstert Karl seinem Bruder zu, »die Erregung war freilich zu groß!«

Fritz schüttelt mit dem Kopfe, und gebietet ihm durch Blinken mit den Augen und durch unwillige Handbewegung das tiefste Stillschweigen.

Und beide horchten weiter.

Jetzt macht sich ein Geräusch im Zimmer bemerkbar, und ein tiefes Seufzen dringt bis zu ihrem Ohr.

»Tritt jetzt hierher«, flüstert Fritz, »ich will anpochen, damit, wenn sie die Tür öffnen, sie dich sogleich noch nicht gewahren; doch so wie sie aufmachen, so dringe sogleich mit mir in die Stube.«

Und Karl, seinem Bruder gehorsam, trat hinter denselben, und Fritz pochte leise zweimal an. Das Geräusch verstummte sogleich, und leise Tritte, die sich der Tür näherten, ließen sich hören.

»Wer ist denn draußen«, tönte hierauf Julchens Silberstimmchen, »sind Sie es, Frau Schubert?«

Karl nickt frohlockend seinem Bruder zu, Fritz schnippt leise mit beiden Händen, und antwortet, indem er die Stimme einer ältern Frau annimmt;

»Nu freilich, wer den sonst, und machen Sie mir auf!«

Und wiederum ließ sich ein Geräusch hören: flinke Füßchen trippelten hin und her, und es rauschte, wie das Anziehen von Kleidungsstücken. Dann näherten sich die Tritte der Tür, und die freudigen Brüder hörten den Nachtriegel zurückziehen und die Türklinke klappen.

Und Julchen öffnete die Tür. Ein leichtes Tuch um die blendenden Schultern und ein weißes Unterröckchen um die wunderhübsche Hüfte geschlagen, steckte sie ihr neugieriges, sorgenloses Rabenköpfchen heraus und wollte die Wirtin hereinlassen, die jeden Morgen Waschwasser und dünnen Kaffee brachte.

Doch Himmel, wie erschrak sie; als die Sehnsucht ihrer Träume, das hochglühende, böse Brüderpaar, mit liebeflammenden Augen sieh ihren entsetzten Blicken darbot.

Einige Augenblicke stand sie wie niedergedonnert da, die Sprache war ihr versagt.

Die früher so heiß ersehnte Erscheinung erfüllte sie jetzt mit Schrecken.

»Mein Gott, mein Gott«, schrie sie deshalb in höchster Verwirrung, und der liebliche Körper zitterte fieberhaft, »was wollen Sie denn hier?«

»Was ist denn, und wer ist denn da?«, rief Jettchen neugierig und gleichfalls erschrocken durch den ängstlichen Ausruf ihrer Schwester, »warum schreist du denn so sehr?«

»Wer, o Gott, wer? Sie, ja sie sind es«, rief Julchen mit kreischender Stimme zurück, und zugleich suchte sie die Tür wieder in das Schloss zu werfen und den Nachtriegel vorzuschieben.

Armes Julchen! Du hast noch wenig Erfahrung und noch weniger Kräfte, und du, neugieriges Jettchen, hättest besser getan zu schweigen. Hättest du Julchens ängstlichen Schrei durch deine Stimme verstärkt, sodass das ganze Haus aufgeschreckt und euch zu Hilfe gekommen wäre, – so stände es besser mit euch beiden.

Doch Jettchen eilte pfeilschnell herbei, neugierig den Gegenstand zu sehen, der ihre Schwester so fürchterlich erschreckt hatte, und schrie gleichfalls erschrocken:

»Wo, wo? Wer sind sie, lass sie mich doch auch einmal sehen«, und zugleich drängte sie ihre Schwester von der Türöffnung hinweg, und auch ihr vorwitziges Köpfchen lugte zur Tür hinaus, und sah, sah –

Auch sie kreischte laut auf:

»Himmel, sie sind es, sie! o wir Unglücklichen!«

»Hilf mir die Tür zumachen«, schrie Julchen atemlos, »sonst –«

Und Jettchen fasste den, an der innern Tür befindlichen Knopf an, und bot alle ihre Kräfte auf, die Tür mit schließen zu helfen; doch diese ging nicht zurück, sie wurde zu fest von außen gehalten mit einer Kraft, die ihrer eigenen Ohnmacht spottete.

Und die armen Mädchen zogen und zogen, und doch bewegte sich die schändliche Tür nicht von der Stelle.

»Mein Gott«, seufzte Julchen.

»Mein Gott, mein Gott!«, stöhnte Jettchen auch. Und beide machten die schrecklichsten Anstrengungen die Tür zuzuziehen, doch diese wich nicht von der Stelle.

Und sie konnte auch nicht zugezogen werden; denn der eine des bösen Bruderpaares hatte seinen Fuß zwischen sie gestemmt, und so vereitelten sie die gewaltigsten Anstrengungen der bedauernswerten Mädchen.

Und wie die Katze spielt mit der erhaschten Maus die sie bald zwischen der Pfote hält, bald wieder einige Schritte laufen lässt, um sie dann mit einen Sprunge wieder zu fangen und zuletzt zu erwürgen, so ließ auch der böse Fritz den Mädchen bald die Tür fast zuziehen, bald wieder zog er dieselbe zurück, in der festen Gewissheit, sein Opfer doch unwiederbringlich zu erfassen. Doch seinem feurigen Bruder dauerte dies Spiel zu lange; mit Hast drängte er sich vor, warf seinen Bruder zurück, griff um die Tür herum, und zog sie, trotzdem die Mädchen alle ihre Kräfte aufboten, so weit zu sich heran, dass ihrem Eingange kein Hindernis ferner, im Wege stand.

»So gehen Sie doch fort!«, schrie Julchen zornig.

»Was wollen sie denn hier!«, schrie Jettchen zürnend ihr nach, »so gehen Sie doch fort, oder ich schreie die Hausleute auf!«

»Julchen, mein Julchen!«, ruft Fritz im affektierten Tone des Schmerzes, »ist dies der Empfang Ihres feurigen Anbeters?«

Und zugleich mit diesen Worten drängte er die Mädchen zurück bis in die Mitte der Stube. Karl folgte ihm atemlos nach und zog die Tür zu, aufs höchste begierig, was die Folge ihres kühnen Abenteuers sein werde.

»Julchen, mein Julchen, mein innigst geliebtes Julchen«, fuhr Fritz in Ekstase fort, »wie glücklich wie unaussprechlich glücklich bin ich, Ihnen heute den ersten guten Morgen zu wünschen!«

»Mein Jettchen, mein teures Jettchen, Sie meine Wonne, mein Entzücken«, fiel Karl ein, »wie freut und schmerzt mich doch zugleich dies heutige Zusammentreffen.«

Das erzürnte Schwesterpaar sah sich in einem Nu umfasst und geküsst, und ihr Groll und Ärger schien plötzlich zu schwinden.

»Mein Gott, so gehen, so gehen Sie doch fort!«, rief Julchen atemlos, »mein Gott, wenn Jemand käme?«

»Wie kommen Sie nur hierher?«, rief Jettchen gleichfalls, sich mit Mühe den Umschlingungen Karls entwindend; »verlassen Sie schnell dieses Haus; denn wenn die Wirtin käme und uns hier beieinanderträfe, so wäre ich des Todes!«

»Es wird Niemand kommen!«, flüsterte Fritz, indem er Julchen fester umschlang und sie innig an sein pochendes Herz drückte.

»Mag kommen, wer da wolle!«, wisperte Karl, »ich schließe die Tür und, lasse keinen Mensch ein, und beim Zeus, mich soll gewiss Niemand ungestraft in dem Vergnügen stören, mein angebetenes Jettchen hier zu sehen!«

Und er flog der Tür zu, schob den Nachtriegel vor und eilte dann zu Jettchen zurück.

»Mein Gott, mein Gott!«, seufzte Julchen hocherglühend.

»Mein Gott, mein Gott«, seufzte Jettchen stöhnend ihr nach, »was fangen wir nun an?«

Das kühne Brüderpaar hatte die furchtsamen Schwestern doch gar zu schmählich überrascht,

Und wie konnte es wohl anders sein!?

Die armen Mädchen waren ja nur kaum zur Hälfte bekleidet und zitterten in ihren Armen. Und Fritz und Karl waren wunderhübsche Jungen; sie kannten das süße Liebesspiel, sie waren stark, gewandt und listig, und hatten die Kunst der Entzündung studiert.

Und Fritz und Karl hielten die zitternden Mädchen in ihren starken Armen, und tändelten und küssten, und drückten und pressten.

»O mein süßes, süßes Julchen!«, rief Fritz dann leise und mit schmachtender Stimme.

»Und Jettchen, mein herrliches Jettchen!«, stöhnte Karl leise nach.

Und die überraschten, so schmählich überraschten Mädchen wussten nicht, was sie anfangen sollten vor Angst, Furcht und Liebeslust.

»O, gehen Sie fort, ich bitte sie um des Himmels Willen«, bat Julchen flehentlich, und ihr Auge füllte sich fast mit Tränen, »o gehen und verlassen sie uns.«

»Ja, gehen sie«, stimmte Jettchen bittend ein, »und schonen sie unsern unbefleckten Ruf.«

Und die armen Mädchen machten unsägliche Anstrengungen, sich den üppigen Küssen und gefährlichen Umarmungen zu entziehen, und drehten und wandten sich nach allen Seiten.

Doch eitle Mühe, unnützes Streben.

Das kühne Brüderpaar war nicht gewohnt, so unverrichteter Sache nach Hause geschickt zu werden, zumal da sie der Mädchen Glut, der Mädchen süßes Spiel gesehen hatten.

Doch auch ihr, ihr kühnen Brüder, seid nicht so strafbar in meinen Augen; die Mädchen sind ja so schön, so jung und halb entkleidet, und wer da weiß, welchen Reiz, welche Flamme ein jugendlicher, schneeweißer, entblößter Busen anzufachen versteht, der wird auch euch entschuldigen; gewiss, er wird es tun.

Und die Blicke der kühnen Brüder hefteten sich an die Jungfrauenbusen, und sie konnten sich nicht satt sehen: dann bogen sie ihren Mund hernieder und überfluteten ihn mit einer Unzahl von Küssen.

»Mein teures, teures Julchen«, rief Fritz von Wonnegefühl durchschauert, »wie lange und wie sehnlich habe ich diesen köstlichen Augenblick herbeigewünscht!«

Und mit diesen Worten umfasste er das zitternde Mädchen, das, beinahe seiner Sinne nicht mehr mächtig, fast gar keinen Widerstand mehr zu leisten fähig war, mit seinen starken Armen, und drängte sie weiter und weiter zurück, bis dahin, wo das weiße Bettchen stand; hier bog er sie sanft über, wickelte das hochglühende, mit Rabenlocken umnachtete, bildschöne Gesichtchen dicht in das Kopfkissen und hob den übrigen Köper nach.

Und Karl folgte seines Bruders Beispiel. Auch er zitterte in üppigem Wonneschauer, und schnell entschlossen, den begonnenen Triumph vollständig zu genießen, umfasste er blitzschnell Jettchen schlanke Hüfte, hob sie hoch empor und trug sie dem nahen Bettchen zu.

Und auch Jettchen zitterte an allen Gliedern, ihr schwacher Widerstand wurde schnell besiegt, und bald befand auch sie sich der Länge nach hingestreckt auf eben derselben Stelle, die kurz vorher der Sitz der süßen Freude war.

Das süße Vorspiel und die fatale Störung

Da lagen nun die armen Mädchen dahingestreckt auf ihre Bettchen, den mitleidslosen Blicken und Griffen der bösen Brüder ausgesetzt, und baten um Schonung und weinten und drohten und sträubten sich aus allen Kräften. Ihre kleinen Händchen wehrten die zudringlichen Finger ab, und die schneeweißen Schenkel und Füßchen strampelten vor Ingrimm und zogen sich bald dicht zusammen, bald dehnten sie sich wieder aus in blitzschnellen Windungen.

»So lassen Sie mich endlich gehen«, bat Julchen weinend und suchte sich den ungestümen Umarmungen des jüngeren Bruders zu entwinden, »mein Gott, mein Gott, haben Sie nicht so viel Mitleid!«