Kalt, stumm und friedlich #5 - Niklaus Schmid - E-Book

Kalt, stumm und friedlich #5 E-Book

Niklaus Schmid

0,0

Beschreibung

In Folge 5 geht es gleich dreimal zur Sache. Ob im Altenheim oder unter Schriftstellerkollegen, kein Mord ist unmöglich. KALT, STUMM UND FRIEDLICH wird in diesen Kriminalgeschichten um die Ecke gebracht. Einer fehlt für immer: Lena und Bernd holen Engelbert aus seinem Heim zu einem Klassentreffen. Dort begegnet Engelbert auch seinem gehassten Lehrer von damals. Alte Erinnerungen kochen hoch. Wird Engelbert sich beherrschen können? Aufstand der Alten: Im Altenheim treibt ein Mörder sein Unwesen. Das bleibt jedoch nicht ungestraft. Das Manuskript: Wenn man als angehender Schriftsteller von einem anderen Autor das Manuskript stiehlt, sollte man darauf achten, dass es kein Tatsachenroman über die Mafia ist.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 49

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



KALT, STUMM

UND FRIEDLICH

#5

 

 

 

 

Impressum:

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

Foto: fotolia.de

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-085-5

MOBI ISBN 978-3-95865-086-2

 

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

Kurzinhalt

In Folge 5 geht es gleich dreimal zur Sache. Ob im Altenheim oder unter Schriftstellerkollegen, kein Mord ist unmöglich. KALT, STUMM UND FRIEDLICH wird in diesen Kriminalgeschichten um die Ecke gebracht.

Einer fehlt für immer: Lena und Bernd holen Engelbert aus seinem Heim zu einem Klassentreffen. Dort begegnet Engelbert auch seinem gehassten Lehrer von damals. Alte Erinnerungen kochen hoch. Wird Engelbert sich beherrschen können?

Aufstand der Alten: Im Altenheim treibt ein Mörder sein Unwesen. Das bleibt jedoch nicht ungestraft.

Das Manuskript:

Einer fehlt für immer

Unruhe, die beiden würden Unruhe in mein Leben bringen. Das war mir von Anfang an klar.

Ich glaube, die beiden ahnten selber, dass sie störten. Wie sie da in der Tür standen und verlegen lächelnd ihre Blicke über die Gesichter der Anwesenden gleiten ließen! Man konnte ihnen die Gedanken regelrecht von der Stirn ablesen. Der mit der Glatze ist zu alt, und der in der Kordhose zu klein. Da blieb von uns drei Männern ja nur noch ich übrig. Und prompt kamen sie auf mich zu, taten so, als hätten sie nie den leisesten Zweifel gehabt.

„Hallo, Engelbert“, sagten die beiden fast gleichzeitig und mit ausgestreckten Händen. Sie lächelten ziemlich verkrampft und nannten ihre Namen: Bernd Lohsen und Lena Tackenberg. Dreißig Jahre hätten wir uns nicht gesehen, sagten sie.

„In der Schule hieß ich noch Lena Wagner.“ Sie stellte eine Tüte vom Drogeriemarkt auf den Tisch. „Seife, ein Deo, Papiertaschentücher“, sie räusperte sich, „Ich hatte vorher die Schwester gefragt, und sie meinte … „

Ich bedankte mich. Solche Sachen könne man ja immer gebrauchen, sagte ich, als sie die Tüte wie etwas Peinliches vom Tisch nahm und neben meinen Stuhl stellte. Wenn sie das mit Rücksicht auf die beiden Mitbewohner unseres schönen Heims tat, dann war das wirklich unnötig. Opa Römer spielte mal wieder mit sich selbst Schach und stierte auf den gekachelten Boden, wo er in Gedanken seine Figuren aufstellte, und Egon hatte seit dem Eintreffen der beiden noch nicht ein einziges Mal seinen Blick von der Mattscheibe genommen. Ab und zu drückte er die Tasten der Fernbedienung und stach mit ihr, als wäre sie ein Dolch, in Richtung des Fernsehapparats.

„Morgen Abend kommt ein Fußballspiel“, sagte Bernd, wohl um zunächst einmal über ein unverfängliches Thema das Gespräch in Gang zu bringen.

Sollte ich ihm sagen, dass der Fernsehapparat um Punkt neun, ob das Spiel dann zu Ende war oder nicht, abgestellt wurde? Unwichtig! Doch ja, ganz am Anfang hatte ich mich über solche Dinge noch aufgeregt. Aber das war schon lange her. Sechs Wochen, sechs Monate, oder waren es schon Jahre?

Egal! Früher hatte ich mich noch mit derartigen Fragen gequält, hatte lange Zeit im Bett gelegen und über Nichtigkeiten wie einen Namen, der mir nicht einfallen wollte, gegrübelt. Manchmal wollte ich mich unbedingt an irgendetwas außerhalb des Heims erinnern, an den Weg zur letzten Arbeitsstelle beispielsweise, an die Wohnung, die ich mit meiner Frau bewohnt hatte.

Wenn dann die Frage auftauchte, wie viele Stühle im Wohnzimmer gestanden hatten, und mir die Antwort nicht einfallen wollte, habe ich mich geärgert. Natürlich ist so etwas unsinnig; jetzt weiß ich das. Die Schwestern und der Arzt haben mir dabei geholfen, das zu erkennen.

Auch die Sache mit dem Weinglas haben sie mir erklärt. Lange Zeit hatte ich mich nämlich mit der Frage herumgeschlagen, warum es mir nicht gelungen war, das Glas, das vor mir auf dem Tisch stand, zu ergreifen und zum Mund zu führen.

Alles andere aus meiner Vergangenheit, der Zeit da draußen, erscheint mir verschwommen. Aber ein Bild sehe ich sehr klar: Da ist dieses Glas mit Glühwein, es steht auf einem blank gescheuerten Tisch in einer Gaststätte auf Sylt. Draußen ist es nasskalt, drinnen warm vom offenen Kamin. Wir sitzen gemütlich beisammen, einer, dessen Namen mir nicht einfällt, sagt: Auf unser Geburtstagskind Engelbert! Alle greifen zu ihren Gläsern mit dem dampfenden, würzig duftenden Wein, nur mir will es nicht gelingen, obwohl meine Hand schon ganz dicht daran ist.

Komisch! Aber, wiederum auch nicht so wichtig, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. War ja auch eine einmalige Sache. Heute packe ich Gläser, Tassen, ach, alle Gegenstände mit vollkommener Sicherheit.

Mit Leichtigkeit hätte ich mir zum Beispiel die Brotscheibe, die ich jetzt im Beisein der beiden aß, selber abschneiden können. Aber die Schwestern sagen immer, Herr Tupps, das machen wir schon für Sie. So nett sind sie zu mir.

Nachdem ich das Butterbrot gegessen hatte, drückte Bernd mir eine Papiertüte in die Hand. „Vielleicht als Nachtisch“, sagte er. „Obst – und unten liegt noch was anderes drin.“

Mit einer raschen Bewegung zum Mund deutete er das Ziehen an einer Zigarette an, als wären wir noch die zwölfjährigen Jungen, die sich zum heimlichen Rauchen auf der Schultoilette verabredeten.

Ich bedankte mich für das Obst. Vitamine sind immer gut. Alkohol hingegen ist schlecht, das haben mir der Arzt und die Schwestern gesagt. Schon ein einziges Glas kann zu Kopf steigen, haben sie mich gewarnt. Zigaretten sind auch nicht gut. Aber ich sah keinen Grund, Bernd zu sagen, dass ich mit dem Rauchen längst aufgehört hatte.

„Tja, und sonst, Engelbert?“

Ich nickte. Es war alles in Ordnung, ich konnte mich wirklich nicht beklagen. Mir fehlte absolut gar nichts.