Kammern der Begierde - Corinna Rückert - E-Book

Kammern der Begierde E-Book

Corinna Rückert

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Anleitung zur Hemmungslosigkeit Zögernd steht Mia vor dem schweren Portal aus Eichenholz. Sie weiß, dass es kein Zurück gibt, wenn sie durch diese Tür geht. Denn dahinter wartet der geheimnisvolle Fremde auf sie, der Mann, der den Schlüssel zu ihren geheimsten Begierden besitzt. Mias Sehnsucht, sich ihm hinzugeben, ist größer als ihre Angst. Als sich die Tür öffnet, gleitet sie hinein in eine Welt grenzenloser Lust, die sie für immer verändern wird.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 282

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Corinna Rückert

Kammern der Begierde

Erotischer Roman

I

1

Leonard rieb sich an den seidenen Laken eines riesigen Bettes. Weiße seidige Schnüre rankten um seine Arme, zogen Schlingen um die Handgelenke und verloren sich im Nebel eines endlos scheinenden Raums, in dessen Zentrum ein weißer Kubus stand. Sein nackter Körper lag opferbereit auf diesem Altar der Lust. Alles um ihn herum schien in Bewegung zu sein. Die Luft vibrierte vom Wispern und Seufzen zarter Stimmen. Er spürte sanfte Hände auf seiner Haut, die sich von den Knöcheln der Füße langsam an seinen Beinen emporwanden. Der junge Mann spannte die Muskeln an, während seine gefesselten Arme ihn zur Tatenlosigkeit zwangen, und fieberte dem Moment entgegen, da die zahllosen Hände seine Körpermitte erreichen würden. Unendlich langsam eroberten sie jeden Zentimeter seiner bebenden Haut, deren Härchen sich bei jeder Berührung aufstellten und flammende Signale an seine Nerven sandten. Alles Sehnen und Spüren konzentrierte sich auf einen Punkt in seinem Körper, der auf der empfindlichen Kuppe seines Zepters zu liegen schien. Das Blut strebte auf diesen einen Punkt zu, seine Lust zentrierte sich genau dort, alles Denken richtete sich auf den erlösenden Augenblick, wenn die zarten Hände seinen Luststab berühren würden. Sein eigenes Stöhnen mischte sich unter die anderen Stimmen, aber kein Wort drang durch seine Lippen, nur das Keuchen und Atmen, das die tastenden Finger dem willigen Mund entlockten.

Schon näherte sich ein bezauberndes Geschöpf, so durchscheinend wie die kühlen Nebelschwaden, die ihn umhüllten, und erstickte sein Seufzen mit wilden Küssen. Eine Zunge drang spielerisch in seinen Mund ein, tanzte über seine Zähne und lockte den Muskel, der keine Worte mehr zu formen vermochte und der nichts anderes wollte, als die fordernden Küsse dieses lockenden Wesens zu erwidern. Leonard verschlang die Lippen des Mädchens, das sich ihm so hingebungsvoll widmete, spreizte dabei seine Schenkel, um den zarten Händen das Vordringen zu erleichtern.

Jede Pore seines Körpers verströmte Begehren, jede einzelne Faser ergab sich diesen kundigen Herrscherinnen der Lust. Er hatte sich diesen lüsternen Wesen bedingungslos ausgeliefert, war ein Sklave seiner eigenen Sehnsüchte, die sich den Begierden der Frauen unterwarfen. Seine erhobene Rute diente allein der Befriedigung ihrer Lüste, sein Leib war nichts als ein Spielzeug für ihre sich windenden Körper, seine Lippen wollten den Nektar ihrer Leidenschaft aufsaugen.

Und endlich, endlich tasteten die ersten Fingerspitzen nach seinem harten Schaft, widmeten sich die ersten zierlichen Hände seinen prallen Hoden, die er mit gespreizten Beinen den Blicken dieser Elfen darbot. Sein flacher Bauch hob und senkte sich im Takt seines Keuchens, das sich dem seufzenden Chor der Mädchen anschloss. Er suchte mit der Zunge nach einer feuchten Blüte, die ihn den süßen Sekt der Begierde schlürfen lassen würde, bis eine der Gespielinnen sich erbarmte und ihren duftenden Kelch an seine Lippen führte.

Leonard tauchte seine hungrige Zunge in die fleischigen Blütenblätter, drang tief in sie ein und leckte rau über die zarte Knospe. Die junge Frau presste ihm ihre offene Spalte entgegen und ritt auf den Wogen der Lust, die er ihr bereitete. Er war so gefangen von ihrem Duft und den süßlich herben Säften, die seinen Gaumen kitzelten, dass er kaum bemerkte, wie ein anderer Kelch sich über seinen prallen Stab stülpte.

Leo lag da und ließ sich benutzen, ein williges Werkzeug, ein Liebesknecht, der seinen Herrinnen zur Befriedigung ihrer Gelüste diente. Eine Frau nach der anderen ritt auf seinem Zepter, bis heiße Wellen der Erlösung über sie hereinbrachen und sich ihr Nektar über Leos Leib ergoss. Dann stiegen die Lustelfen ab und verschwanden im Nebel, um der nächsten Herrin Platz auf seinem harten Ständer zu machen. Sie alle trieben Leo zum Gipfel seiner Lust empor und verwehrten ihm doch, die erlösende Spitze zu erreichen. Er stöhnte und keuchte unter den fordernden Händen, den Liebkosungen weicher Münder und den heißen Schlünden, die seinen berstenden Pfahl verschlangen.

Ein Schrei löste sich aus seiner Kehle – und als hätte er mit diesem rauen Laut die ungeschriebenen Regeln dieses paradiesischen Lustgartens verletzt, lösten sich die zarten Gestalten seiner Gespielinnen im flirrenden Nebel auf.

Leo stöhnte leise auf, als er die Augen öffnete. Verstoßen aus dem Reich der Sinne, fand er sich in seinem Bett wieder, neben ihm lag wie gewohnt seine langjährige Freundin Mia, die sich unruhig im Schlaf hin und her wälzte. Die Muskeln seines athletischen Körpers schmerzten vor Anstrengung, und er spürte, wie das Blut in seinem Schwanz pulsierte. Die Lust, die es ihm bereitet hatte, seinen gierigen Herrinnen als williger Sklave zu dienen, war aus der Traumwelt in die Wirklichkeit hinübergeglitten, und sein praller Ständer forderte nun seinen Tribut.

Leise raschelnd glitten Leos Hände unter die Bettdecke und packten den strammen Phallus, der sich gierig in der Faust des jungen Mannes aufbäumte. Mit der Latte in der einen und den rasierten Eiern in der anderen Hand massierte Leonard sein heißes Geschlecht. Der Traum hatte ihn so aufgeheizt, dass er jetzt nur an die langsam verblassenden Münder und Mösen zu denken brauchte, um in Fahrt zu kommen. Mia hatte sich auf die andere Seite gedreht und schlief wieder tief und fest. Schon wieder, dachte er, verpasste sie eine Gelegenheit, guten Sex mit ihm zu haben.

Je härter er seinen Schwanz wichste und die harten Bälle knetete, desto tiefer vergrub er seinen Kopf in die Kissen, um das Stöhnen und Keuchen zu dämpfen. Die Bilder von lasziven Frauen, die sich an seinem Körper aufgeilten, wirbelten ihm durch den Kopf. In Gedanken stieß er seine Zunge in eine triefende Muschi, während er von einer anderen fest geritten wurde. Es waren nicht mehr seine Hände, die die straffe Haut seines Ständers rieben, es waren die zarten Finger seiner Traumgefährtinnen, die es ihm besorgten. Er hörte sie seufzen und wimmern, weil sein Körper sich willig ihren Forderungen unterwarf. Sie konnten mit ihm machen, wonach es ihnen gelüstete, denn je mehr Lust er ihnen bereitete, desto geiler wurde er selbst.

Seine Hand glitt auf und ab, immer schneller, er schob die Haut fest über die Eichel und legte rhythmisch den geschwollenen Kopf frei. Tropfen von klarer Flüssigkeit pumpten aus der kleinen Öffnung als Vorboten einer gewaltigen Flut, die zum finalen Erguss zusammenströmte. Die Faust wichste in rasender Geschwindigkeit. Leo konnte das heftige Klatschen seiner Hand hören, die kraftvoll gegen seinen Bauch hämmerte. Ein Beben erschütterte plötzlich seine Eingeweide, und sein pulsierender Schwanz spie in wellenartigen Eruptionen eine heiße Fontäne aus. Krämpfe schüttelten seinen Körper, so heftig überrollte ihn der ersehnte Orgasmus, und Leo biss sich auf die Hand, um Mia nicht mit seinen Schreien der Erlösung zu wecken.

Es dauerte eine Weile, bis der junge Mann sich beruhigt hatte. Schwer atmend lag er neben seiner schlafenden Freundin und dachte an all das, was er vermisste und was sie verpasste.

2

Tage später war der Traum verblasst, der Leonard an jenem frühen Morgen wie eine Vision vorgekommen war. Er hatte noch lange wachgelegen mit lebhaften Bildern vor Augen, die sich auf seine Netzhaut gebrannt hatten. Doch seine geheimen Wünsche nach Hingabe und Unterwerfung waren mittlerweile im Nebel des Vergessens verschwunden. Der Alltag hatte wieder die Oberhand.

«Ach, komm! Hab dich nicht so…», sagte Leonard und umfasste spielerisch Mias Taille. Er zog die junge Frau mit sanfter Gewalt auf seinen Schoß. Sie kicherte mädchenhaft, als er seine Hand unter ihren Pullover schob und nach dem Rand des Unterhemdes tastete.

«He! Finger weg!» Lachend drohte sie ihm mit dem erhobenen Zeigefinger. «Ich muss gleich los. Noch eine Verspätung kann ich mir nicht leisten.»

Leo ließ sich nicht beeindrucken. Gerade hatte er das Hemdchen unter dem Rockbund hervorgefischt und konnte sich nun ungehindert zu Mias BH hocharbeiten. «Wir haben noch mindestens eine halbe Stunde, wenn ich dich zur Arbeit fahre», antwortete er ungerührt und achtete nicht weiter auf Mias besorgten Blick, der zur Küchenuhr wanderte. Die junge Frau unternahm einen letzten Versuch, sich aus der Umarmung ihres Freundes zu befreien, bevor sie sich dazu entschied, das Unweigerliche nicht noch länger hinauszuzögern. Leonard würde sie nicht eher in Ruhe lassen, bis er bekommen hatte, was er wollte. Sie seufzte und ergab sich seinen forschen Händen.

Der junge Mann spürte sofort, dass er am Ziel war.

Bevor sie es sich anders überlegen konnte, hob er sie von seinem Schoß, drehte sie wie eine Puppe herum und legte sie bäuchlings auf den Küchentisch. Sie von hinten zu nehmen war das Höchste an Schamlosigkeit, wozu er sie bisher bringen konnte. Während er mit einer Hand gebieterisch ihren Nacken umfasste, fuhr er mit der anderen fordernd unter ihren Rock.

Es versprach ein warmer Tag zu werden, und Mia trug keine Strümpfe, die sein Vordringen hätten erschweren können. Mit sicherem Griff zog er zuerst den zartgestreiften Slip unter Mias Rock herunter und dann den Reißverschluss seiner Bluejeans auf. Sein bestes Stück sprang ihm erfreut entgegen und wartete ungeduldig, endlich in Mias feuchten Schlitz einzudringen. Die junge Frau spreizte die Beine, so weit es der auf Halbmast hängende Slip zuließ, und reckte ihr Hinterteil noch ein wenig höher. Mit sanftem Druck presste Leo die Kuppe seines Penis zwischen die fleischigen Lippen und stieß zu.

Mia begleitete das Eindringen seines Schwanzes mit spitzen Lauten, von denen sie hoffte, dass Leo sie als Äußerungen von Lust auffassen würde. Zum wiederholten Mal fragte sie sich, was eigentlich mit ihr nicht stimmte. Sie hatte einen tollen Freund, nach dessen athletischer Figur sich Frauen gerne umdrehten. Und obwohl es Leo nicht an Gelegenheiten mangelte, war er Mia treu ergeben und teilte jede freie Minute mit ihr. Er ging mit ihr ins Kino, führte sie zum Essen aus, brachte ihr sogar hin und wieder Blumen mit. Drei Wochen nachdem sie sich kennengelernt hatten, war er bereits bei ihr eingezogen. Mit einem Koffer und zwei Umzugskartons hatte er eines Abends vor ihrer Tür gestanden und ihr ewige Liebe geschworen. Mia war außer sich vor Glück, und als er die Tür energisch hinter sich verschlossen und sie an ihren zarten Hüften in die Arme gezogen hatte, glaubte Mia an den Himmel auf Erden.

Während Leo die junge Frau gleichmäßig von hinten fickte, wartete sie vergebens auf die Anzeichen ihres eigenen Begehrens, auf das Ziehen im Unterleib, das Anschwellen ihrer Schamlippen und das Zusammenfließen ihrer geheimen inneren Säfte als Vorboten von Sinnesfreuden, die Mia nur aus den lebhaften Erzählungen ihrer besten Freundin kannte. Ein paar Stöße später spuckte Leo sich auf die Finger und verrieb den Speichel auf seinem Penisschaft. Er war gleich so weit und wollte den Höhepunkt ein wenig beschleunigen. Kaum war die Haut seines strammen Ständers feucht genug, erhöhte er das Tempo, rammte ihn noch ein paar Mal tief hinein und spritzte dann mit einem zufriedenen Stöhnen ab.

Während Leo seinen nun nicht mehr ganz so prächtigen Schwanz wieder in die Hose bugsierte, verschwand Mia schnell im Bad, setzte sich auf die Toilette und hoffte, dass möglichst viel seines Saftes herausfloss. Sie stopfte sich noch etwas Toilettenpapier in den Slip und verließ dann mit Leo, der seine Hand lässig auf ihrem Hinterteil ruhen ließ, die Wohnung.

Zehn Minuten später hatte Leonard seine Freundin vor dem Café abgesetzt, in dem sie seit ein paar Monaten arbeitete. Sie hatte sich noch einmal umgedreht, ihm mit einem süßen Lächeln zugewunken und war dann – mal wieder etwas verspätet – hinter der Ladentür verschwunden. Leonard blieb noch einen Moment im Wagen sitzen und zündete sich eine Zigarette an. Nachdenklich blies er den Rauch aus dem offenen Fenster und starrte in die Ferne.

Was nur stimmte nicht mit ihr? Bisher hatte sich noch keine seiner Freundinnen über schlechten Sex beklagt, es konnte also nicht an ihm liegen, dass sie keinen Spaß dabei hatte. Obwohl sie auf die meisten seiner Wünsche und Forderungen einging, war sie doch immer etwas verklemmt. Er hatte noch nie erlebt, dass sie sich fallen ließ, die Kontrolle verlor oder auch nur eine richtig nasse Muschi bekam. Er fragte sich, mit welchen Tricks er ihr mehr Lust und Gier entlocken konnte.

Mia war genau sein Typ: freche Sommersprossen auf der Nase, große, grüne Augen mit langen Wimpern, dazu ein mondäner Kurzhaarschnitt, der ihre dunklen Locken bändigte, und phantastisch lange Beine. Für seinen Geschmack hätte sie oben herum zwar etwas üppiger ausgestattet sein können, aber ihre Brüste lagen fest und rund in seinen Händen, und die Schwerkraft würde ihnen so bald nichts anhaben können. Trotz der kurzen Röcke, die sie immer gerne trug, wirkte sie schüchtern und weckte den Macho in ihm. Leonard gefiel sich in der Rolle des starken Mannes, wenn sie den Blick senkte und sich vertrauensvoll bei ihm einhakte. Er fand, sie gaben ein schönes Paar ab, und er wollte, dass das noch eine Weile so blieb. Wer weiß, vielleicht war sie sogar die Richtige, um an eine gemeinsame Zukunft zu denken.

Leonard strich über die hellen Stoppeln auf seinem Kopf und war zufrieden, welche Richtung seine Gedanken genommen hatten. Das kleine Problem zwischen ihnen, da war er sich sicher, würde er auch noch lösen.

3

Die blonde Frau stand am Fenster ihrer Stadtwohnung und ließ den Blick über die sensationelle Aussicht wandern: Vor ihr lag der Berliner Alexanderplatz mit dem leuchtenden Funkturm. Das alles würde ihr fehlen, die Großstadt, ihre Freunde, ihre Muttersprache und Mia. Sie hatte ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken, ihre beste Freundin bald sich selbst überlassen zu müssen. Natürlich war Mia erwachsen und musste selbst für sich sorgen, aber Helena war nicht sicher, wie weit die Freundin ohne ihre sanfte Unterstützung damit kommen würde. Mia wirkte manchmal wie ein scheues Reh. Wenn sie ihre langen Beine übereinanderschlug und mit ihren großen Katzenaugen auf die Welt schaute, schien es, als fürchtete sie sich ein wenig vor dem, was sie da sah. In solchen Momenten fühlte Helena stets den Impuls, sich vor die Freundin zu stellen und sie zu beschützen. Es hatte schon Situationen gegeben, in denen Helena sich wie eine Löwin aufführte, die ihr Junges verteidigte. Dabei glaubte sie fest daran, dass die süße, sommersprossige Mia ebenfalls ein Löwinnenherz besaß, das nur geweckt werden musste.

Helena nahm einen Fotorahmen aus dem Regal und betrachtete die ungleichen Freundinnen, die sich im Arm hielten. Es heißt immer, Gegensätze ziehen sich an, und in ihrem Fall traf das wirklich zu. Helena war einen halben Kopf kleiner als Mia, ihre Haare fielen in langen Strähnen bis weit über die Schultern und glänzten wie Rotgold im Sonnenlicht. Der sinnlich geschwungene Mund mit den roten Lippen weckte bei den meisten Männern sofort Assoziationen, die ihre Blicke weiter am Körper hinunterlenkten.

Mia, die dem Betrachter offen und unschuldig entgegenschaute, sah aus wie ein Engel. Helena an ihrer Seite wirkte dagegen wie die fleischgewordene Sünde. Ein Dekolleté, von dessen Anblick sich viele Betrachter nur schwer lösen konnten, eine schmale Taille, die die Rundungen der Hüften noch betonte, und wohlgeformte Beine, deren zarte Fesseln gekrönt wurden von zierlichen Füßen mit rotlackierten Nägeln. Helena kannte ihre Reize, und sie wusste sie einzusetzen.

Sie stellte das Foto wieder ins Regal und trat zurück zum Fenster. Es gab noch so viel zu tun bis zu ihrer Abreise nächsten Monat. Seit Gaetano sie von einer gemeinsamen Zukunft in Italien überzeugt hatte, war sie kaum eine Minute zur Besinnung gekommen. Der schöne Italiener mit dem harten, südländischen Profil war schon nach Varese vorausgefahren, um die Bauarbeiten in ihrem neuen Zuhause zu beaufsichtigen, einer großzügigen mediterranen Villa mit einem weitläufigen Garten.

In der Kleinstadt zwischen Lago Maggiore und Comer See im Norden Italiens besaß Gaetano eine Agentur, die Mailänder Strickwaren nach ganz Europa verkaufte. Helena hatte ihn auf der Düsseldorfer Modemesse kennengelernt, wo sie auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber war. Gaetano Florenti hatte dort seine Agentur präsentiert, um Kooperationspartner für den deutschen Markt zu gewinnen, und sie waren sich gleich am ersten Tag über den Weg gelaufen. Aus den Geschäftsgesprächen über eine mögliche Zusammenarbeit war schnell mehr geworden. Und nun hatten sie beide nicht nur neue Aufgabengebiete gefunden, sondern auch die große Liebe, wie es schien. Helena würde in Varese den Export für den deutschen Markt übernehmen und bald auch die Position der Hausherrin in der Villa Florenti. Am liebsten hätte sie ihre Freundin Mia mitgenommen, um sie nicht zurücklassen zu müssen – mit einem Freund, der zwar ein guter Anlageberater war, aber beim besten Willen nichts von Frauen verstand. Sosehr Mia ihr immer wieder versicherte, wie glücklich sie mit Leonard sei, so wenig glaubte Helena diesem angeblichen Himmel auf Erden. Ein Mann, der so unsensibel und von sich überzeugt war, konnte eine Frau wie Mia gar nicht verstehen. Sie war wie eine kostbare Orchidee, robust zwar, aber es kostete Geduld und Mühe, sie zum Blühen zu bringen. Ein Mann jedoch, der nur selbst bewundert und befriedigt werden wollte, konnte Mias verborgene Saiten unmöglich zum Klingen bringen.

Helena schüttelte ihr üppiges Weizenhaar und sah auf die Uhr. Sie musste sich beeilen. Mia hatte gleich Feierabend, und Helena wollte ihre Freundin zum Essen einladen. Vielleicht ließen sich die verbleibenden vier Wochen dazu nutzen, Mia noch ein wenig wachzurütteln, damit sie besser auf sich achtgab. Wenn sie nur endlich selbst einmal Forderungen stellen würde, anstatt «ihrem» Leo immer die Wünsche von den Lippen abzulesen. Wer weiß, vielleicht könnte sie ihren Macho sogar ein bisschen umerziehen…

4

Leo war sichtlich genervt. «Jetzt mach schon! Ich hab die Karten nicht für den Papierkorb gekauft.» Er stand im Türrahmen und tippte auf seine Armbanduhr. Seine kurzen blonden Haare waren frischgegelt, und sein sportlicher Körper steckte in einer Cargo-Jeans und einem lässigen Leinenhemd, das halb offen über der Hose hing. «Du hast noch genau drei Minuten, dann fahr ich ohne dich los.»

Mia rannte an ihm vorbei auf der Suche nach ihren roten Sandalen. Sie wollte sich schnell noch ein wenig zurechtmachen, weil Leo sich extra einen Abend für sie freigenommen hatte.

Ach, da waren sie ja. Erleichtert fischte Mia ihre Lieblingsschuhe unterm Bett hervor. Gerade noch rechtzeitig, bevor ihr Freund endgültig explodierte, stand sie vor ihm. Der Versuch, ihn mit einem Kuss versöhnlich zu stimmen, scheiterte. Leo schob sie beiseite, riss förmlich die Wohnungstür auf und ging eilig los. Mit klappernden Absätzen eilte sie hinter ihm her. Beim Auto hatte sie ihn endlich eingeholt. Er schloss die Fahrertür auf, setzte sich in den Wagen und startete den Motor.

Er war wütend auf Mia. Sie hatte seine sorgfältige Planung für den Abend mit ihrer blöden Zeichnerei durcheinandergebracht. Statt ihm begeistert um den Hals zu fallen, weil er Karten für den neuesten Film mit Meryl Streep gekauft hatte, war sie an ihrem Zeichentisch sitzen geblieben, der übersät war mit Entwürfen für die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie. Sie hatte ihn nur einmal müde angelächelt und ihm versprochen, sich zu beeilen. Während er die Zeit bis zum Film mit einem erotischen Vorspiel überbrücken wollte, hatte sie ihn immer wieder vertröstet. Am Ende hatte er wartend an der Tür gestanden, weil sie nicht einmal genug Zeit hatte, sich in Ruhe umzuziehen. Manchmal ging sie ihm wirklich auf die Nerven. Er gab sich solche Mühe, und sie verweigerte ihm die verdiente Anerkennung. Alles war wichtiger als er: ihr Job, ihre Zeichnerei, ihre Freundin. Und dann musste er jedes Mal einen Budenzauber veranstalten, um sie ins Bett zu bekommen. Ab und zu konnte er sie zwar zu einem Quickie vor der Arbeit überreden, aber auf Dauer war ihm das nicht genug. Also lud er sie doch wieder zum Essen ein, ins Kino, ging sogar mit ihr ins Museum, nur, damit sie hinterher zugänglicher für seine Wünsche war. Ihre Beziehung war eine ständige Geduldsprobe. Doch er hatte das Gefühl, nicht aufgeben zu können, bevor er den Gipfel erstürmt hatte.

Bemüht, die angespannte Stimmung wieder zu glätten, öffnete er seiner Freundin von innen die Wagentür und ließ sie einsteigen. Sogar ein Lächeln konnte er sich abringen, was sie dankbar erwiderte.

«Es tut mir leid, Liebling!», murmelte sie sofort. «Ich hab die Zeit total vergessen.» Er nickte. Ermutigt fuhr sie fort: «Das Selbstporträt ist endlich fertig. Ich bin so froh, endlich etwas geschafft zu haben. Jetzt habe ich den Kopf frei, und wir können heute Abend ein bisschen feiern. Ich gehöre ganz dir», fügte sie kokett hinzu. Bis zum Parkplatz beim Kino hatte er immerhin den Arm um sie gelegt, während sie sich an seine Schulter schmiegte.

Als sie das Kino betraten, hatte das Vorprogramm bereits begonnen. Leo zog Mia in den dunklen Saal und sah sich suchend um. «Wie wär’s mit den Plätzen da vorn? Da haben wir eine ganze Reihe für uns.» Zielstrebig ging er voran und dirigierte Mia bis fast zum Ende einer unbesetzten Reihe. Die Sicht auf den Film war von hier aus mittelmäßig, aber sie waren weit genug von den anderen Kinobesuchern entfernt, was Leo gut in den Plan passte. Er nahm Mia die leichte Jacke ab und tat ganz interessiert, als der Hauptfilm begann.

Tatsächlich hatte er sich nicht einmal den Titel gemerkt, es ging um irgendeine Frauengeschichte, die ihn nicht sonderlich interessierte. Hauptsache, Mia fühlte sich umsorgt und zu einer gewissen Dankbarkeit verpflichtet. Er hatte nämlich ein kleines Experiment mit ihr vor. Es musste doch möglich sein, sie ab und zu aus der Reserve zu locken. Während Mia sich auf die Leinwand konzentrierte, rutschte Leonard näher an sie heran und legte den Arm um ihre Schultern. Sie hatten einen der wenigen sogenannten Knutschsitze ergattert, die keine Armlehne in der Mitte hatten, und so konnte er seine Freundin fest an sich ziehen und sein Bein an ihres schmiegen. Mia kuschelte sich in seine Umarmung und schaute sich den Film an. Leo dagegen blickte Mia in den Ausschnitt ihres Sommerkleides.

Bei dem Gedanken, was er jetzt gern mit ihr anstellen würde, regte sich seine Rute. Er überlegte, ob er es wohl wagen könnte, eine Hand hineinzuschieben und eine ihrer festen Brüste zu umfassen. Vielleicht könnte er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken, wenn er ein wenig an ihrer Brustwarze spielte?

Schließlich entschied er sich für eine andere Taktik. Er nahm Mias Hand, die entspannt in ihrem Schoß lag, und hob sie langsam an seine Lippen. Ihre schlanken Finger lagen auf seiner Handfläche. Langsam presste er ihren Handrücken an seinen Mund, ließ zwei, drei Mal seine Zunge hervorschnellen und beendete diesen Vorstoß mit einem zarten Kuss. Mia räkelte sich, ohne den Blick von ihrer Lieblingsschauspielerin abzuwenden. Wie selbstverständlich ließ Leo seine Hand sinken und bettete Mias auf seinem Schenkel, dabei öffnete er die Beine ein wenig, sodass ihre Finger in seinen Schoß rutschten.

Eine Weile passierte nichts, außer dass die Hauptdarstellerin sich in ihre Rolle als Biest hineinsteigerte und die Angestellten eines Modejournals durch die Gegend scheuchte.

Wie konnten Frauen nur ernsthaft glauben, dass Männer sie gern in solche Filme begleiteten? Es musste doch jeder Frau klar sein, dass sich ein Mann von diesem Opfer einiges versprach. Mal sehen, wie weit die Dankbarkeit seiner Gespielin heute reichen würde, dachte Leo und rutschte tiefer in seinen Sitz. Damit erreichte er, dass Mias Hand nun gefährlich nahe an seinem Harten ruhte. Leo legte seine freie Hand ebenfalls zwischen seine Beine und schob die Finger der jungen Frau langsam auf seine Beule. Als Mia weder zustimmend noch ablehnend reagierte, bereitete er den nächsten Schritt vor. Er streichelte über Mias Hand, erhöhte dabei den Druck und massierte mit ihren Fingern über seinen Ständer. Er hatte den Eindruck, dass sie die Bewegungen mitmachte, und entschied sich, nicht mehr länger zu warten. Geübt öffnete er seine Hose, nahm Mias Hand und schob sie in den Schlitz seiner Unterhose, wo sie hoffentlich allein weitermachen würde. Stattdessen schnellte Mias Kopf herum, als sie die weiche Haut seines Schaftes berührte, und im gleichen Moment war ihre Hand wieder verschwunden.

«Mensch, Leo, doch nicht hier in aller Öffentlichkeit», zischte sie ihrem Freund ins Ohr. «Das ist doch peinlich.» Sie wollte wieder zur Leinwand schauen, aber Leo hielt ihr Kinn fest und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Langsam ließ er seine Lippen über ihre Wange gleiten und zum Ohrläppchen, das er zart mit seinen Zähnen massierte.

«Kein Mensch sieht uns hier», flüsterte er. «Die sitzen alle weit entfernt. Komm schon, Mia, mein Rehlein…» Er ließ seine Stimme verführerisch brummen. «Ich bin so scharf auf dich!» Als sie immer noch zögerte, fügte er hinzu: «Wenn es dir lieber ist, kann ich meine Hand auch in dein Höschen schieben. Möchtest du das?» Er strich über ihre Beine und zog dabei das Kleid hoch.

Doch das wollte Mia auf keinen Fall. Er würde von ihr erwarten, dass sie unter seinen Fingern dahinschmolz, und so müsste sie wieder eine Lust vorspielen, die sie gar nicht fühlte. Also lenkte sie ihn von diesem Vorhaben ab.

Zufrieden bemerkte Leonard, wie Mia sich ihm zuwandte und ihre Hand wieder in seine Hosenöffnung schob.

«Aah», entfuhr es ihm, als sie abermals seinen Ständer berührte. Ihre Finger waren kühl und tasteten sich zaghaft vor. In der engen Hose hatte sie nur wenig Spielraum, aber Leo zog den Schlitz so weit auf, wie es ging, und spreizte die Beine, damit sie auch an seine Hoden herankam. Er griff erneut Mias Hand und schob sie tiefer, bis ihre Fingerspitzen seinen Sack massieren konnten. Nach zwei weiteren Handgriffen hatte er die Knöpfe seiner Boxershorts geöffnet und seinen Prachthammer ins Freie bugsiert.

Allein die Vorstellung, mit einer Riesenlatte im Kino zu sitzen, turnte ihn wahnsinnig an. Wenn sie ihm jetzt noch einen blasen würde…, dachte Leo und leckte sich die Lippen. Während Mia unkonzentriert in seiner Hose herumfingerte, fuhr Leo mit der Zunge die zarte Haut ihres Halses hinauf und stöhnte ihr ins Ohr: «O jaa… Ich bin so geil!» Er küsste die Windungen ihres Ohres und raunte: «Komm, Schätzchen, nimm ihn in den Mund…» Doch Mia starrte ihn nur entsetzt an, schüttelte den Kopf und konzentrierte sich stattdessen auf ihre Hand, die Leos Prachtstück nun fester packte. Das ist besser als gar nichts, dachte der junge Mann und bewegte seine Hüften, um ihr den Rhythmus vorzugeben. Mia hielt den Blick starr auf die Leinwand gerichtet, falls jemand sie beobachten sollte, und massierte gleichzeitig Leos harte Stange. Bei jedem Auf und Ab berührte sie seine Hand, die die Hoden gepackt hielt und sie gegen seinen Schaft presste. Jede Abwärtsbewegung ließ Mias Handkante auf die Bälle prallen und sie zusammendrücken.

Qualvolle Lust machte sich in Leos Lenden breit. Er sog die Luft tief ein und stieß sie wieder hervor, immer schneller, im Takt der zarten Hand, die seinen Ständer bearbeitete, an ihm auf und nieder schnellte, bis seine Eier sich zusammenzogen und das heiße Sperma abfeuerten.

Der Saft lief über Mias Finger. Sie suchte in ihrer Handtasche verlegen nach einem Taschentuch, wischte sich trocken, fand ein zweites und reichte es wortlos ihrem Freund.

Die Handlung des Films hatte ebenfalls ihren Höhepunkt gefunden, auf einer Pariser Modenschau als glamouröses Highlight der gesamten Branche. Doch Leo interessierten die hungerleidenden Models nicht, wie sie in ihren unförmigen Roben über den Laufsteg stelzten. Er tupfte genüsslich seine Schwanzspitze trocken und verfrachtete seinen nunmehr entspannten besten Freund zurück in die Hose. Vielleicht konnte er Mia später noch zu einem Nachschlag überreden, aber fürs Erste war er mit dem Ergebnis seines Experimentes zufrieden.

5

«Worauf hast du Lust?» Helena hakte sich bei Mia unter und zog sie in Richtung Parkplatz. Sie nutzte jede Gelegenheit, um Mia von der Arbeit abzuholen. Die Tage bis zu ihrer Abreise rasten dahin, und sie wollte ihre Freundin so oft wie möglich für sich allein haben.

«Sushi, Spaghetti, Tapas? Ich führ dich heute Abend ganz groß aus.»

Die kurzhaarige Frau wirkte nicht sehr begeistert von dieser Einladung. Sie zuckte nur mit den Schultern und ließ sich zum Auto geleiten.

«Was ist los? Hattest du Stress im Café?» Helena blickte die Freundin skeptisch von der Seite an. «Oder gab’s Streit mit Leo?», fragte sie misstrauisch, als Mia nicht antwortete.

Diese schüttelte nur müde den Kopf. «Ich bin einfach geschafft. Können wir uns vielleicht Pizza holen und bei dir einen Film ansehen?»

Das entsprach zwar nicht ganz Helenas Vorstellung von einem gelungenen Abendprogramm, aber sie war froh, dass Mia überhaupt einmal einen Wunsch äußerte.

«Klar, mein Schatz, alles, was du willst. Wir können unterwegs irgendwo anhalten. Komm, steig ein!»

Als sie mit zwei Pizzakartons, frischgebackenem Brot, insalata mista und einer Flasche Rotwein bei Helena ankamen, wirkte Mia schon etwas entspannter. Sie streifte sich im Flur die Schuhe ab und ließ sich auf das rote Ledersofa fallen, das mitten im Wohnzimmer stand. Von dort aus hatte man den besten Blick über Berlin mit seinen überfüllten Straßen und endlosen Häuserschluchten. Helena war stolz auf ihre Wohnung, die sie mit einiger Raffinesse einem Makler vor der Nase weggeschnappt hatte. Die Fenster im Wohnzimmer der Dachgeschosswohnung reichten bis zum Boden, sodass einem die Stadt im wahrsten Sinne zu Füßen lag.

Wie viele Abende hatte sie dort gestanden und die Lichter der Großstadt beobachtet? An diesem Fenster mit Blick auf Berlin hatte sie die besten Ideen ihres Lebens gehabt. Es schien fast so, als sei diese Wohnung der Schlüssel zu ihrem heutigen Glück. Sie erinnerte sich noch gut daran, als sie Gaetano das erste Mal hierher mitgenommen hatte. Sie hatten schon einige Dates gehabt, waren tanzen gewesen, hatten die angesagtesten Restaurants der Stadt ausprobiert und eine Fellini-Retrospektive zusammen durchgestanden, bevor Helena bereit gewesen war, diesen Mann in ihre Wohnung und damit in ihr Leben zu lassen. Gaetano war an jenem Abend durch die dunklen Räume gegangen und dann vor dem Fenster stehen geblieben. Er hatte seinen Blick nicht abwenden können von den Farben und der Weite dieser zerrissenen Stadt. Selbst als sie hinter ihn getreten und ihre Hände unter sein Sakko geschoben hatte, suchten seine Augen den Horizont ab, als würde er dort die Antworten auf alle ungestellten Fragen finden.

Ganz behutsam hatte Helena sein Hemd aufgeknöpft und die warme Haut darunter berührt. Ihre Fingerspitzen waren über seine gewölbte Brust gewandert, hatten die Brustwarzen umspielt, die sich augenblicklich aufrichteten. Als sie seinen Hals erreicht hatte, hatte er seinen Kopf ein wenig nach hinten geneigt, sodass ihre Lippen die duftende Haut berühren konnten. Noch immer hing sein Blick in der Ferne, und sie hatte sich gefragt, ob ihre Zielstrebigkeit vielleicht seinen italienischen Stolz verletzte. Aber im nächsten Moment hatte er sich umgedreht, und in seinen Augen konnte sie ein Versprechen lesen, das ihr noch nie zuvor ein Mann gegeben hatte. Er hatte sie fest an sich gezogen, und sie konnte durch den dünnen Anzugstoff spüren, wie hart er war. Ohne ein einziges Wort hatte er ihr Höschen heruntergezogen, sie gegen das Fenster gedrückt und im Stehen gefickt. Sie hatte die Augen geschlossen, sich gegen seine harten Stöße gestemmt und war sich sicher gewesen, dass er auf die Stadt zu seinen Füßen geblickt hatte, als er in ihr kam.

Später in jener Nacht hatte er sie noch einmal genommen, in ihrem Bett, behutsam und kunstfertig, aber mit diesem ersten kurzen Akt hatte er ihr seinen Stempel aufgedrückt, sie zu seinem Eigentum erklärt und damit aus der Masse der Frauen herausgehoben, die er vor ihr gevögelt hatte.

Helena schüttelte ihren Kopf und verscheuchte die Gedanken an Gaetano, der tausend Kilometer entfernt ein Zuhause für sie errichten wollte.

«Süße!» Sie drehte sich zu Mia um, die in den weichen Kissen des Sofas versank. «Ich habe beim Aufräumen die Sammelbox mit allen Folgen von ‹Sex and the City› gefunden. Wie wär’s? Wollen wir in Cosmopolitans und schönen Männern schwelgen?»

«Ich dachte, du kennst die schon alle auswendig?»

«Genau! Ich sehe immer wieder gerne, wie die vier Mädels zu ihrem Glück finden.»

Helena schnitt die Pizza in handliche Stücke, verteilte Teller und Gabeln für den Salat und reichte ihrer Freundin ein Glas Rotwein.

«Salute!» Sie ließ den Weinkelch mit sachtem Anstoßen erklingen.

«Auf dein Glück!», erwiderte Mia und sah ihrer Freundin in die Augen. Helena konnte deutlich erkennen, dass Mia etwas bedrückte, aber sie kannte die junge Frau gut genug, um zu wissen, dass es keinen Zweck hatte, sie auszufragen. Wenn sie reden wollte, würde sie es von sich aus tun.

Während Helena mit den Fernbedienungen hantierte, nippte Mia still an ihrem Wein.

«Ich bin gerade wieder bei der vierten Staffel angelangt», verkündete Helena vergnügt. «Du weißt schon. Charlotte versucht, ihren Ehemann zurückzuerobern, Miranda sitzt mal wieder auf dem Trockenen, Carrie glaubt an eine Freundschaft mit Mr.Big. Ach ja, und Samantha entdeckt gerade ihre lesbische Seite.»

Sie angelte sich ein Pizzastück und startete den DVD-Player. Zielsicher wählte sie die 5.Folge mit dem vielversprechenden Titel «What’s sex got to do with it?» aus und kuschelte sich an ihre Freundin, die sich langsam entspannte.

Die Titelmelodie erklang, der Bus fuhr durch eine Pfütze und spritzte Carrie nass, dann erschien die Silhouette von Manhattan bei Nacht, und die beiden Frauen tauchten in die künstlich glitzernde Welt der vier Protagonistinnen ein, in der man für einen Moment seine eigene vergessen konnte.

Drei Pizzastücke und eine Viertelstunde später küsste sich Samantha an ihrer neuen Geliebten Maria herunter, stöhnte und murmelte dabei: «Oh, baby, oh, baby!», bis sie von Maria mit den Worten unterbrochen wurde: «Entschuldige! Aber das bringt es nicht für mich.»

Dies war ein Satz, den Samantha noch nie im Bett gehört hatte, also antwortete sie: «Weißt du, Schatz, ich habe von Männern noch nie irgendwelche Beschwerden bekommen.» Dabei lachte sie selbstgefällig.

«Ach, Männer…», antwortete Maria. «Ich möchte gern, dass du mich ansiehst. Finde eine innige Verbundenheit zwischen uns! Ich will Liebe machen, kein Porno-Video.»

Mia seufzte laut auf: «Ja, das möchte ich auch mal kennenlernen, Liebe machen. Ich glaub, ich habe eher das Porno-Video erwischt.» Sie schaute ihre Freundin an und fügte leise hinzu: «Dabei bin ich eine ganz miese Porno-Darstellerin. Ich kann nicht mal einen ordentlichen Orgasmus vortäuschen.»

Helena war sprachlos. Sie stoppte die DVD und starrte Mia an, die vor Scham errötete und den Blick gesenkt hielt.

«Wieso willst du einen Orgasmus vortäuschen?»

Mia zupfte an ihrem Rocksaum herum. «Na ja, ich meine ja nur.»

Dieser Mistkerl, dachte Helena und legte ihre Hand auf Mias. «Sieh mich an, Süße! Was ist los zwischen dir und Leo?»

«Es liegt bestimmt nicht an Leo», verteidigte sie ihren Freund sofort. «Es ist nur so, dass ich…» Sie stockte. «Ich meine,… ich kann nicht…»