Kanonendonner über der Adria - Adam Frank - E-Book

Kanonendonner über der Adria E-Book

Adam Frank

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Beschreibung

Napoleons Herrschaft über Europa bekommt Risse. 1812/13 wird seine Armee mit immensen Verlusten in Russland geschlagen und muss nach Mitteleuropa fliehen, wo immer noch große Teile der Länder in Napoleons Hand sind. Sir David Winter bekommt 1813 den Befehl, die Küsten Dalmatiens und Istriens von den Franzosen zurückzuerobern. Doch während David erste Erfolge erzielen kann, sind auch Intrigen und Verrat nicht weit ...

David Winters Abenteuer sind ein Spiegelbild seiner Zeit, des rauen Lebens in der Royal Navy, aber auch romantischer Gefühle, des heldenhaften Mutes und der Kameradschaft auf See. Vom Eintritt in die Royal Navy über die Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges bis in die napoleonischen Kriege verfolgen wir David Winters Aufstieg vom Seekadetten bis zum Admiral.

Aufregende Abenteuer auf See, eingebettet in die faszinierende Geschichte der Marine.

Für alle Fans von C.S. Forester, Alexander Kent, Patrick O’Brian und Richard Woodman. Weitere Bücher von Frank Adam bei beTHRILLED: die Sven-Larsson-Reihe.

eBooks von beTHRILLED - spannungsgeladene Unterhaltung.

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Verzeichnis der Abbildungen

Vorwort

Hinweise für marinehistorisch interessierte Leser

Verzeichnis der Schiffe und ihrer Offiziere

Ortsbezeichnungen

Zwischenspiel in England

Rückkehr in die Adria

Die Freuden des Erfolges

Ein Vorstoß zur dalmatinischen Küste

Die Erstürmung von Rijeka

Die Befreiung Istriens

Von Triest nach Kotor

Sieg und Abschied

Schlussbemerkung

Glossar

Über den Autor

Alle Titel des Autors bei beTHRILLED

Impressum

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Über dieses Buch

Napoleons Herrschaft über Europa bekommt Risse. 1812/13 wird seine Armee mit immensen Verlusten in Russland geschlagen und muss nach Mitteleuropa fliehen, wo immer noch große Teile der Länder in Napoleons Hand sind. Sir David Winter bekommt 1813 den Befehl, die Küsten Dalmatiens und Istriens von den Franzosen zurückzuerobern. Doch während David erste Erfolge erzielen kann, sind auch Intrigen und Verrat nicht weit ...

Frank Adam

Kanonendonner über der Adria

Historischer Abenteuerroman

Verzeichnis der Abbildungen

Übersichtskarte Adria

Die adriatische Küste von Kotor bis Split

Die adriatische Küste von Kornat bis Triest

Die Bucht von Venedig

Die Bucht von Kotor

Dubrovnik

Vorwort

Napoleons Macht bröckelt 1812/13 immer mehr. Er hat in Russland nicht nur eine Schlacht, sondern seine ganze Grande Armée verloren. England als Seemacht mit seinem Welthandelspotenzial ist der Gewinner. Es greift Napoleons Imperium jetzt überall von der Peripherie her an: in Spanien, in Sizilien und an den Küsten der Adria.

Keiner dieser Kriegsschauplätze hat in der marinehistorischen Romanliteratur bisher die Beachtung gefunden, die er verdient. Außereuropäische Schauplätze schienen spektakulärer, auch wenn sie weniger kriegsentscheidend waren.

Mir schien die historische Bedeutung wichtiger. Darum habe ich nach der Eroberung Nordspaniens die Befreiung der illyrischen, ostadriatischen Küste durch die britische Flotte zum Gegenstand dieses David-Winter-Romans gemacht.

Ich lehnte mich an die Taten des Admirals Sir Thomas Francis Fremantle an, der mit seinem Geschwader von 1812 bis 1814 die gesamte Küste von Kotor bis Triest den Franzosen entriss. Sein bekanntester Kapitän war William Hoste, der Sieger von Vis 1811, der erst im Juli 1814 den Titel ›Sir‹ tragen durfte und erst 1815 Ritter des Bath-Ordens wurde, zu spät angesichts seiner Verdienste, zu spät auch für seinen Geltungsdrang.

Anlehnung heißt hier nicht Übernahme. Fremantle war 1813 nicht vor Kotor und Dubrovnik, sondern hatte nur Hoste delegiert. Aber um die Einheit der Handlung durch die Person David Winter zu stärken, habe ich ihn dort tätig werden lassen. Doch die Befreiung der Küste, die schwierige Zusammenarbeit mit den Österreichern, die Probleme mit Bocchesen und Montenegrinern sind alle Geschichte.

Wer die abenteuerliche Geschichte dieser Kämpfe verfolgt, verstrickt sich schnell in eine sonst unbekannte Schwierigkeit. Die Ortsnamen in den englischen und deutschen Berichten lassen sich nur schwer mit den heute üblichen Ortsnamen zusammenführen. Das ursprüngliche St. Veit am Pflaum hieß um 1813 Fiume. Heute heißt es Rijeka. Bei großen Orten gelingt die Zuordnung noch, wenn man die Berichte mit dem Atlas an der Seite liest. Aber bei den kleinen Orten war ich manchmal der Verzweiflung nahe. Ich habe darum für den Leser eine Liste der Ortsbezeichnungen damals und heute angefügt, um für Schlüsselorte die Zuordnung zu erleichtern. Im Text und in den Karten wurden zur Erleichterung der Lektüre die heute üblichen Ortsnamen eingesetzt.

Für die Schilderung dieser schönen Küste, für das Verständnis mancher landschaftsbedingten Probleme war es mir eine große Hilfe, dass ich auf einer Kreuzfahrt mit der MS Dalmacija die kroatische Küste sehen und bewundern durfte.

Für Hilfen bei der Literaturbeschaffung habe ich Herrn Direktor Dr. Niemeyer vom Wehrhistorischen Museum in Rastatt und den Diplom-Bibliothekarinnen der Universitätsbibliothek Landau/Pfalz zu danken.

Ich hoffe, dass ich dem Leser ein stimmiges, spannendes und anregendes Bild einer bedeutenden Zeit vermitteln konnte.

Frank Adam

Hinweise für marinehistorisch interessierte Leser

Zur Information über Schiffe, Waffen und Besatzungen der britischen Flotte verweise ich auf mein Buch mit zahlreichen Abbildungen und Literaturangaben:

Adam, E: Herrscherin der Meere. Die britische Flotte zur Zeit Nelsons. Hamburg: Koehler 1998

Für die beiden wichtigsten britischen Flottenführer in der Adria sind folgende Biografien unentbehrlich:

Parry, Ann: The admirals Fremantle. London: Chatto & Windus 1971

Pocock, Tom: Remember Nelson. The life of Captain Sir William Hoste. London: Collins 1977

In größeren Werken wird die Adria meist nur am Rande erwähnt, so z. B. in:

Woodman, Richard: The victory of seapower. London: Chatham 1998

Clowes, Wm. Laird: The Royal Navy, a history from the earliest time to the present, Vol. V. London: Sampson Low 1899

James, W.: The Naval History of Great Britain, Vol. VI. Neuauflage London: Conway 2002

Einzelheiten muss man kleineren Arbeiten entnehmen:

Sporschil, Johann: Feldzug der Österreicher in Illyrien und Italien. Braunschweig: Westermann 1842

King, J.W.: A British officer in the eastern Adriatic 1812 – 1815: The story of Captain Pearce Lowen of Korčula. In: Journal of the Society for Army Historical Research, 58, 1980. S. 27 – 39

Verzeichnis der Schiffe und ihrer Offiziere

Flaggschiff Milford

Konteradmiral

Sir David Winter, K.B.

Flaggkapitän

John Markwood

Flaggleutnant

Thomas Wale

Major der Seesoldaten

Richard Havell

Flottenarzt

Dr. George Clark

Erster Leutnant

Henry Webster

Zweiter Leutnant

Robert Hunt

Dritter Leutnant

Benjamin Cooper

Master

Abraham Goodwin

Admiralssteuerer

Alberto Rosso

2. Admiralssteuerer

Mustafa Dukat

Diener des Admirals

Frederick Ready

2. Diener des Admirals

Baptiste Herrod

Sekretär des Admirals

George Roberts

Koch des Admirals

Peter Kemp

Linienschiff Eagle

Kapitän

Robert Everett

Dritter Leutnant

Bruce Willis

Linienschiff Elizabeth

Kapitän

Charles Pringle

Linienschiff Tremendous

Kapitän

Joseph Cartwright

Fregatte Apollo

Kapitän

Jerome Hastings

Fregatte Bacchante

Kapitän

William Hoste

Erster Leutnant

John O'Brian

Fregatte Havannah

Kapitän

Charles Deane

Fregatte Cerberus

Kapitän

Anthony Sutherland

Fregatte Cesar

Kapitän

Nathaniel Rowlandson

Erster Leutnant

Abraham Setlag

Zweiter Leutnant

Tim Camburg

Dritter Leutnant

Bill Joker

Sloop Partridge

Commander

William Malden

Sloop Weasel

Commander

Robert Lee

Sloop Wizard

Commander

Matthew Elmes

Sloop Haughty

Commander

Henry Craig

Sloop Saracen

Commander

Abraham Milton

Sloop Imogene

Commander

Richard Woodbridge

Kutter Wight

Leutnant

Jonathan Holmes

Mörserschiff Donar

Leutnant

Joseph Cook

Ortsbezeichnungen

Alte Bezeichnung

Heutiger Name

Abbazia

Opatija

Brioni

Brijuni

Castel Nuovo

Herceg Novi

Carlopago

Karlobag

Cattaro

Kotor

Cherso

Cres

Curzola

Korčula

Fiume

Rijeka

Giuppana

Sipan

Grossa

Dugi Otok

Lagosta

Lastovo

Lesina

Hvar

Lissa

Vis

Lorenzo

Lovrjenac

Lovrana

Lovran

Meleda

Mljet

Mezzo

Lopud

Mitterburg

Pazin

Monte Maggiore

Ucka

Montona

Motovun

Pago

Pag

Perasto

Perast

Pola

Pula

Ragosuiza

Rogoznica

Ragusa

Dubrovnik

Ragusa Vecchia

Cavtat

Rovigno

Rovinj

Sabbioncello

Pelješac

Spalato

Split

Umago

Umag

Vagna

Vranja

Veglia

Krk

Zwischenspiel in England

September bis Dezember 1812

Der Mann hastete die Aldgate Street entlang und bemühte sich, den vielen Kutschen und Karren auszuweichen, die hier am späten Vormittag die Straßenmitte für sich beanspruchten und oft dicht bis an den Straßenrand fuhren. Der Mann war kein Spaziergänger, dazu hatte er es zu eilig. Er schwang seinen Stock, um bettelnde Kinder aus dem Weg zu scheuchen, und fluchte abstoßend und einschüchternd, wenn sich ihm alle paar Schritte Huren in den Weg stellten.

Der Mann trug einen marineblauen Rock mit großen Messingknöpfen, blaue Kniehosen und weiße Strümpfe. Seine Schuhe waren einfach und ohne Silberschmuck. Die Anker auf seinen Knöpfen und das Band am Zweispitz wiesen ihn als Boten der Admiralität aus. Jetzt sprang der Bote zur Seite, schrie wütend und schwang seinen Stock. Ein Metzger hatte eine Schüssel mit Blut und Wasser einfach auf die dreckige Straße geschüttet und ihm beinahe die Hosen beschmutzt.

Dann bog er in eine Seitenstraße ein. Hier war es ruhiger. Die Häuser hatten Vorgärten und keine Läden im Erdgeschoss. Noch zwei Straßen weiter und er war am Ziel: einem Stadthaus, wie es sich reiche Bürger leisten konnten.

Er betätigte den Türklopfer. Die Klappe wurde geöffnet. Ein Diener blickte ihn fragend an.

»Botschaft von Sir Hugh, Seiner Majestät Seelord, für Lady Britta.«

»Kann er mir auch sagen«, knurrte der Diener abweisend.

»Nur persönlich«, blaffte ihn der Bote an.

Der Diener quetschte ein »Warten!« heraus und knallte die Klappe zu.

Nach einigen Minuten wurde die Tür geöffnet. Der Diener nickte einfach und ging einige Schritte voraus zu einer Diele. Eine Tür öffnete sich. Eine geschmackvoll gekleidete Frau trat einen Schritt heraus und sagte: »Ich bin Lady Britta. Er hat eine Botschaft von Admiral Sir Hugh für mich?«

»Aye, Mylady«, antwortete der Bote. »Meldung vom Semaphore: Die Alkmene vom Nordspaniengeschwader ist mit der Admiralsflagge am Mast heute mit der Flut in die Themse eingelaufen und wird gegen zwei Uhr mittags am Chesters Kai erwartet.«

Lady Britta lächelte. »Das ist eine willkommene Nachricht.« Sie griff nach einem Tischchen, wo hinter einer Vase einige Münzen bereitlagen, nahm zwei und gab sie dem Boten. »Für ihn mit vielem Dank. Möchte er sich noch in der Küche einen Kaffee geben lassen?«

»Das wäre sehr angenehm, Mylady«, dienerte der Bote.

»John wird ihn führen und dann wieder aus dem Haus lassen«, ordnete Lady Britta an und wandte sich dann an John: »Vergiss er nicht, dass ich ihn in einer halben Stunde brauche.« Sie nickte dem Boten noch einmal zu und ging wieder in das Zimmer.

Die Tür zu einem Nachbarzimmer stand offen, und als Britta durch sie in das Nebenzimmer eintrat, sagte ein Mann zu ihr: »Wir konnten es hören. Wie schön, dass David kommt. Ich kann ihn leider nicht mit abholen, denn ich habe eine Verabredung in Westminster. Aber Nicole wird sich nicht abhalten lassen, dich zu begleiten. Tut mir leid, dass ich unsere Kutsche brauche, aber ich soll noch zwei Kollegen abholen.«

»Macht nichts, James«, entgegnete Britta. »Wir haben ja unsere und die zweite bestellen wir beim Kutschservice. Aber da fällt mir ein, Mr Dimitrij läuft mit unserem neuen Frachtsegler ja auch heute London an. Da sehen sich die beiden vielleicht schon auf dem Fluss. Mr Dimitrij hat übrigens noch Gepäck für mich geladen.«

»Grüß deinen lieben David und auch Gregor von mir. Sag ihm, ich komme jetzt bestimmt so gut mit den Prothesen zurecht, wie er es mir immer prophezeit hatte.«

Als er aufstand, um sich von Nicole, seiner Frau, und von Britta zu verabschieden, konnte man sehen, dass er eine Arm- und eine Fußprothese trug. Aber er bewegte sich völlig ungehindert damit. David würde sich auch freuen, das zu sehen. James Watson war viele Jahre mit ihm als einer seiner Kapitäne gesegelt. In der Karibik mussten ihm nach einem mörderischen Kampf mit vier französischen Fregatten ein Arm und ein Bein amputiert werden. Er wollte damals nicht mehr leben und David hatte mit ihm um seinen Lebensmut gerungen und an die Liebe zu seiner Nicole und seinen Kindern appelliert. James hatte es geschafft, überlebte und war nun Abgeordneter im Unterhaus und glücklich mit seiner Familie.

Als James gegangen war, saß Britta mit Nicole noch auf eine Tasse Kaffee am Tisch.

»Nun kommt David noch zwei Tage früher, als ihn dir die Kellys angekündigt hatten. Mein Gott, heute ist ja der dreizehnte.«

Britta lachte. »Das war für uns immer ein gutes Datum, Nicole. Ich bin so glücklich, dass David kommt. Er wird uns von unseren Söhnen erzählen können.«

Nicole nickte und seufzte. Ihr Sohn John David war mit Brittas Sohn Charles und mit Alexander Dimitrij als Offiziersanwärter in Davids Geschwader. Ihre Mütter sorgten sich um sie.

»Um David als Admiral brauchst du dich ja nicht sehr zu sorgen, nicht wahr, Britta? Er steht auf dem Achterdeck und eine Seeschlacht ist ja nicht mehr zu erwarten. Aber die jungen Burschen müssen nicht nur bei jedem Wetter in die Takelage, sie sind auch bei jedem Unternehmen dabei.«

Britta sah Nicole nachdenklich an. »Du kennst David nicht wirklich, Nicole. Dein Sohn hat dir doch wahrscheinlich auch geschrieben, dass sie an der Küste kurz von den anderen abgeschnitten waren, aber bald wieder herausgehauen wurden.«

Nicole nickte. »Ja, das war bei Getaria.«

»Ich nehme an, David hat sie gebeten, uns das so zu schreiben. In Wirklichkeit waren sie in französischer Gefangenschaft und wurden abtransportiert. David ist mit sechzig Freiwilligen gelandet und hat sie in der Nacht weit im Inland befreit. Ich weiß es von dem spanischen Major, der sich als Armamputierter auf dem Gut erholt hat.«

Nicole hatte die Hand vor den Mund gehoben und sah Britta erschrocken an. Die erzählte ihr, dass der Major der Bruder von Davids Geheimagentin war und sich über Frau von Rostow, die Portugiesisch sprach, mit ihr verständigen konnte. Seine Schwester hatte bei der Befreiung mitgewirkt und ihm von der nächtlichen Verfolgung der Franzosen und dem Überfall im Nachtlager berichtet.

»Ohne David wären die drei in französischer Gefangenschaft, wenn es nicht noch schlimmer gekommen wäre. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, sieben oder acht Stunden durch Wald und Berge zu klettern, die Jungen zu holen und wieder die Küste zu erreichen. Ich weiß nur, er würde es immer wieder tun, nicht nur für unsere Söhne. Aber viele würden es auch für ihn tun. Er steht nicht nur auf dem Achterdeck, Nicole. Er ist ein kämpfender Admiral, und ich habe immer Angst um sein Leben.«

Nicole fasste Britta um. »Ich hätte es besser wissen müssen, denn ich kenne ihn doch. Und sein Sohn John, mein erster Mann, hat ja auch geschwärmt, wie er sich für seine Leute einsetzt. Und so redet auch James von ihm.«

»Darum wollen wir ihn dankbar begrüßen und ihm nicht gleich verraten, was wir wissen«, beschloss Britta das Gespräch.

Die beiden Frauen saßen in einer Kutsche am Rande der Thames Street und warteten. Es war recht windig und kühl am Fluss und so stand vorn am Kai nur der Diener Jeremy, ein ehemaliger Matrose, mit einem Teleskop und spähte nach der Sloop Alkmene aus. Es wimmelte im Londoner Hafen von Schiffen.

»Ich wundere mich immer wieder, dass sie nicht zusammenstoßen«, stellte Nicole fest, die gerade aus dem Fenster geschaut hatte.

»Die Alkmene bleibt auch sicher nicht hier, sondern segelt nach Chatham zurück in die Werft«, bemerkte Britta.

Da klopfte ihr Fahrer an die Kutschwand und rief: »Jeremy winkt, Lady Britta!«

Nun sahen es auch die Frauen.

»Dann wollen wir aber schnell zum Kai«, sagte Nicole und knöpfte ihren Pelz zu. »Aber sei vorsichtig, Britta, die Kutscher fahren hier rücksichtslos.«

Die beiden stiegen aus. Der Kutscher half ihnen mit heftigem Peitscheschwenken beim Überqueren der Straße. Jeremy deutete immer wieder hinaus auf den Fluss.

»Dort kommt eine Sloop mit der Admiralsflagge. Das muss er sein. So viele kleine Schiffe, auf denen ein Admiral kommt, wird es hier kaum geben«, erklärte Britta.

»Ja, warum segelt er nicht mit seinem Flaggschiff?«, fragte Nicole.

»Das werden sie dort zum Kämpfen brauchen. Eine Sloop ist schon mal zu entbehren.«

Britta winkte Jeremy und ließ sich das Teleskop geben. Als langjährige Frau eines Flottenoffiziers konnte sie damit umgehen, stellte die Schärfe richtig ein und spähte hinaus.

»David kann ich noch nicht sehen«, sagte sie mit dem Teleskop am Auge. »Aber das dort, das ist doch Alexander Dimitrij. Und mein Gott, da ist dein Sohn, Nicole!«, rief sie überrascht. »Und da ist auch mein Edward!« Sie setzte das Teleskop ab und sagte zu Nicole: »Er bringt unsere Söhne mit. Und wir haben gar nichts für sie vorbereitet.«

»Das ist doch kein Problem, Britta«, wandte Nicole aufgeregt ein. »Sieh noch einmal durch, ob du dich auch nicht getäuscht hast.«

Britta nahm das Teleskop. »Wo sind sie jetzt?«, fragte sie ungläubig. »Da kommen sie alle drei mit David und gehen zur Reling.«

»Ja, ich sehe sie jetzt auch mit bloßem Auge. Mein Gott, wie bin ich glücklich«, rief Nicole.

»Jeremy, schau, ob du Mr Dimitrijs Kuff siehst«, bat Britta und gab ihm das Teleskop.

Sie winkten den Männern zu und die winkten jetzt zurück. Den Frauen standen Tränen in den Augen.

»Gregor kommt dort mit Victoria in dem Ruderboot, Lady Britta«, meldete Jeremy.

»Dann sind wir ja alle beisammen«, sagte Britta zu Nicole, »nur dein James fehlt.«

Die Alkmene holte Segel ein und bereitete sich auf das Anlegen am Kai vor. Die Maate brüllten ihre Befehle. Die Matrosen rannten über das Deck und zogen an Tauen. David und die Midshipmen waren zum Achterdeck gegangen, wo sie weniger im Weg standen. Aber auch von dort winkten sie Britta und Nicole zu.

»Du wirst wohl jetzt auch in London bleiben«, sagte Alexander leise zu John David.

»Ich weiß nicht. Kommt drauf an, was mein Vater in London zu tun hat. Aber wir werden uns auf jeden Fall in Portsmouth sehen.«

David verabschiedete sich von Commander Hair und bedankte sich für die Gastfreundschaft an Bord seines Schiffes. Als er zurücktrat, bauten sich die drei Freunde vor Mr Hair auf, griffen mit der rechten Hand an ihren Hut und meldeten sich zum Urlaub ab.

»Benehmen Sie sich gut, meine Herren. Und grüßen Sie Ihre Eltern von mir. Wir sehen uns dann in drei Wochen in Portsmouth hoffentlich alle gesund wieder.«

Die Seesoldaten nahmen an der Gangway Aufstellung, die gleich zum Kai geschoben werden sollte. Die drei Midshipmen würden zuerst das Schiff verlassen und dann unter Pfeifen und Trommeln auch der Admiral.

Dann war es so weit. Die Seesoldaten präsentierten. Die drei Jungen grüßten noch einmal zum Achterdeck, gingen ruhig und gemessen die Gangway hinunter und liefen nach den ersten Schritten auf dem Kai schnell auf ihre Mütter zu, die mit ausgebreiteten Armen auf sie warteten.

Nur Alexander ging langsam weiter und sah zurück zum Admiral, der lächelnd die Begrüßung der Söhne beobachtete. Aber dann hörte er, wie laut sein Name gerufen wurde. Er sah sich um und erkannte rechts am Kai, dass seine Mutter und sein Vater auf ihn zueilten. Und nun rannte auch Alexander los.

David hatte die Frauen erreicht. Britta löste sich aus den Armen ihres Sohnes und sah glückstrahlend ihren Mann an. »Hab Dank, dass du Edward und die anderen beiden mitgebracht hast. Komm, Liebster, fass mich endlich um!«

Sie umarmten sich und küssten sich verhalten. Spaziergänger waren stehen geblieben und beobachteten amüsiert und gerührt die Szene. Gregor Dimitrij stapfte mit seinem Holzfuß heran und rief: »Sir David!«

Nun sahen auch die anderen, dass Gregor und Victoria Alexander in Empfang genommen hatten.

»Wie schön, dass auch seine Mutter da ist«, schluchzte Britta.

»Gregor, du treuer Freund«, begrüßte David seinen alten Gefährten und umarmte ihn. Einige der Zuschauer applaudierten jetzt und riefen ein Hoch auf die Marine.

»Nun müssen wir aber weg«, bemerkte David. »Sonst bieten die uns noch Gage an.«

Alberto und Mustafa umarmten Gregor. Matrosen schleppten Gepäck zu den Kutschen. David begrüßte die Diener und fragte Gregor: »Kommt ihr noch auf eine Tasse Kaffee zu uns?«

»Tut mir leid, Sir. Wir haben enge Ladetermine und wollen dann übermorgen früh zurück nach Portsmouth, wo der Junge jetzt da ist. Dort kommen wir gern einmal nach Whitechurch Hill, wenn es genehm ist.«

»Versprochen, mein Lieber«, sagte David, winkte den Dimitrijs zu und ging mit Britta Arm in Arm zur Kutsche. Aber er drehte sich noch einmal zu Alberto um. »Du bist jetzt der Einzige, dessen Frau nicht hier ist, Alberto. Du kannst doch übermorgen mit Gregor heimsegeln. Ich werde so schnell nicht auf der Admiralität fertig.«

Alberto stutzte, blickte freudig, antwortete aber dann: »Aber wer übernimmt dann die Wachen und den Schutz auf der Rückfahrt?«

David winkte ab. »Wir haben Mustafa, Baptiste, Frederick und Peter, und sogar Mr Roberts wird eine Pistole abfeuern können.« Er blickte dabei nacheinander auf die Diener Baptiste und Frederick, den Koch Peter und seinen Sekretär. »Also lauf zu Gregor, frag, wo er ankert, und dann gehst du nachher an Bord.«

Alberto lachte und rief laut zu Gregor, er möge ein wenig warten.

»Du bist heut der Glücklichmacher, was, mein Liebster?«, scherzte Britta.

»Hoffentlich gelingt es mir auch bei dir«, erwiderte er und lächelte sie vieldeutig an.

Sie saßen schon beim Tee und David knabberte einen der von ihm so bevorzugten Kekse, diesmal ganz frisch. Er war ein wenig nachdenklich, denn Britta hatte ihm gesagt, dass Christinas Hochzeit nun für den übernächsten Sonntag geplant sei. Da habe er eine Woche für Admiralität und Rückfahrt und dann noch eine Woche, sich daheim einzuleben und auf die Hochzeit vorzubereiten.

Würde die Zeit je ausreichen, um sich darauf vorzubereiten, dass seine Tochter mit einem fremden Mann zusammenlebte? Dann schalt er sich selbst, weil es ihm so schwerfiel, sich mit dieser ganz natürlichen Entwicklung abzufinden. Aber er konnte seinen Gedanken nicht weiter nachhängen, denn James Watson trat ein und begrüßte alle herzlich.

»Wie schön, dass du wieder bei uns bist und sogar unsere Jungen mitgebracht hast, Onkel David«, sagte er und reichte ihm die gesunde rechte Hand. Er drückte Nicole, seinen Stiefsohn John David und dessen Freund Edward. Dann setzte er sich und Nicole goss ihm Tee ein.

James wusste, David und die Jungen würden ihn beobachten, wie er jetzt mit den Prothesen umging. Aber er ließ sich nichts anmerken, rührte den Zucker mit der rechten Hand um, griff mit der Prothese der linken Hand nach dem Milchkännchen, schob den Henkel in eine Aussparung in der Prothese und goss geschickt Milch in den Tee. Ebenso unauffällig stellte er das Kännchen zurück und nahm einen Keks mit der Prothese.

Als er aufblickte, sahen alle woanders hin, nur nicht auf seine Hände. Doch David bekannte sich zu seiner Beobachtung und sagte: »James, du hast meine kühnsten Erwartungen übertroffen und gehst so gut und geschickt mit den Prothesen um, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Da merkt man kaum noch einen Unterschied zu den natürlichen Gliedern, erst recht nicht bei den Tollpatschen, die nicht einmal damit umgehen können. Hätte ich dich doch als Demonstrationsbeispiel bei mir gehabt, als ein spanischer Major, der Bruder meiner Agentin, nach dem Verlust der einen Hand nicht mehr leben wollte.«

»Wir kennen den Major, David. Er hat sich eine Weile auf dem Gut erholt und ist jetzt bei den Prothesenbauern. Er will Frau von Rostow in Spanien das Grab ihres Mannes zeigen. Er hat auch erzählt, wie schön deine Agentin ist und wie sie dich verehrt.«

David lachte. »Ja, sie ist schön und hat jetzt die Agententätigkeit aufgegeben, weil sich ihr Bruder zu viel Sorgen machte.«

»War das der Grund?«, fragte Britta gespielt inquisitorisch.

»Britta«, lachte Nicole. »Seit wann bist du eifersüchtig? Gönne dem armen Seemann doch mal eine Verehrerin.«

James wollte von dem Thema ablenken und sagte zu den Jungen: »Morgen kann ich euch das Parlament zeigen, wenn ihr mögt. Wenn der Speaker da ist, dürft ihr ihm die Hand geben.«

»Au ja«, freute sich John David und blickte Edward fragend an. Der nickte. »In der Admiralität waren wir ja schon öfter, aber das Parlament kennen wir nur von außen.«

Sie hatten das erste Abendessen gemeinsam mit den beiden Söhnen eingenommen, hatten noch ein Glas Wein getrunken. Die Söhne waren ins Bett gegangen. Die Eltern hatten sich getrennt, wobei die Watsons den Winters noch ein wenig anzüglich zuzwinkerten. Dann waren Britta und David allein in ihrem Salon.

Britta ging nicht in ihren Umkleideraum, sondern setzte sich auf einen Stuhl und sagte zu David: »Nun erzähl mir doch einmal von dem Stoßtrupp bei Getaria, den du weit hinein ins Land geführt hast, obwohl du mir versprochen hattest, solche Aktionen nicht mehr selbst zu leiten.«

David nickte. »Ich wusste, es würde dir nicht verborgen bleiben. Dann weißt du auch, dass unser Sohn, mein Enkelsohn und ihr Freund neben anderen gefangen waren und abtransportiert wurden. Keiner konnte garantieren, ob sie das überlebt hätten. Wie hätte ich dir, Nicole und Gregor unter die Augen treten können, wenn ich nicht alles versucht hätte?«

»Warum hast du dann nicht einen jüngeren Offizier geschickt?«

»Weil er nicht meine Erfahrung und Autorität gehabt hätte und weil ihm die Männer nicht mit dem gläubigen Vertrauen gefolgt wären wie mir.«

Britta sah ihn zweifelnd an. »Du bist auch nur ein Mensch, David.«

»Ja, wir beide wissen das. Aber die Seeleute denken anders. Für die bin ich der, der sie überall durchbringt, unter dessen Führung ihnen alles gelingt, selbst wenn es Einzelne trifft. Mir ist in all den Jahren dieser Ruf zugewachsen und nun halten sie an ihm fest, schmücken ihn aus und glauben an ihn. In gewisser Weise bin ich der Gefangene meines Rufes. Natürlich kann ich Operationen delegieren, Bootsaktionen, Erkundungen und Ähnliches. Aber wenn es um die Befreiung von Menschen geht, dann brauche ich Freiwillige, und zwar die Besten. Wie sollten die sich melden, wenn ich bei der Befreiung unserer Söhne nicht selbst dabei bin mit aller Erfahrung und allem Engagement?«

»Kannst du sie nicht mit guter Belohnung verlocken?«

»Mein Gott, Britta. Ich habe jedem Teilnehmer noch zwanzig Pfund versprochen, das sind mehr als zwei Jahre Heuer für einen Seemann. Die tausendzweihundert Pfund sind viel Geld, aber sie sind nichts im Vergleich zum Leben der drei Jungen. Aber da ich nicht bei jedem Seemann einen Stoßtrupp führen kann, muss ich immer auch finanziellen Anreiz bieten, um fair zu sein. Ich konnte nicht anders handeln, Britta, ohne unsere Söhne aufzugeben.«

Sie setzte sich auf seinen Schoß und weinte in seinen Armen. »Und ich hätte dich zusätzlich auch noch verlieren können. Wie hast du die Strapazen nur ausgehalten? Die Jungen sagen, sie wären wie ausgelaugt gewesen nach den Märschen querfeldein.«

»Dr. Cotton hat mir für den Rückweg ein Aufputschpulver gegeben. Danach musste ich sechs Stunden fest schlafen.«

»Nimmst du so etwas öfter?«

»Nein, der Arzt sagt, es führe zu schwersten Krankheiten. Ich nehme an, es ist ein Extrakt aus den Blättern, die sie in den Anden immer kauen.«

Britta war ruhig geworden in seinen Armen. Ihr Mund suchte seinen und sie küssten sich lange und immer verlangender. »Hast du noch etwas übrig von dem Pulver?«, fragte sie schelmisch.

»Da sind deine lustvollen Schreie mein bestes Pulver. Komm, Liebste, lass mich nicht länger warten!«

Am nächsten Morgen hockten die Diener der Admiralität in ihren Eichenstühlen im Empfangssaal. Neben den Schreibern und ein paar Leutnants hatte nur Sir Hugh Kelly, Erster Seelord, vor kurzem das Gebäude betreten.

»Leutnants kannst du warten lassen, bei Commanders musst du dich schon um den einen oder anderen kümmern, bei Kapitänen sind einige ganz unbedeutend. Aber das merkst du bald schon am Auftreten. Aber bei Admiralen, da lüftest du besser deinen Hintern und läufst zu ihnen hin und fragst nach ihrem Begehren. Sonst lassen sie beim Ersten Sekretär eine Bemerkung fallen und du hast jede Menge Vertretungsdienst oder Nachtdienst auf dem Buckel«, erklärte ein älterer Diener einem neuen Kollegen.

»Du, ich glaub, da fährt ein Admiral vor«, sagte dieser. »Schau doch, der Goldkragen, und den Hut trägt er quer.«

Der Alte kniff die Augen zusammen. »Ja, das ist Sir David Winter. Der kommt immer früh. Lass mich nur machen.«

Und er lief eilig auf die Tür zu und dienerte. »Sir David, wie schön, Sie wieder im Lande zu sehen. Wollen Sie zu Sir Hugh, Sir? Er ist seit wenigen Minuten im Haus.«

»Ja, führe er mich hin. Er wird ja immer jünger. Ich hoffe, es geht ihm gut.«

»Danke der Nachfrage, Sir David. Aber wir sind schon hier.« Und er klopfte an eine Tür.

Vizeadmiral Sir Hugh Kelly war Steuermannsmaat und Leutnant auf der legendären Fregatte Shannon gewesen, als David dort seinen Dienst als ›Captain's servant‹ antrat, wie es damals hieß. Sie hatten sich in den folgenden Jahren immer wieder getroffen und waren enge Freunde geworden. Sir Hugh war jetzt der älteste der ›Professionellen Lords‹ in der Admiralität, wie man die ehemaligen Flottenoffiziere unter den Lords nannte, und trug daher auch den Titel ›Erster Seelord‹.

Sie umarmten sich in Kellys Zimmer herzlich, erkundigten sich nach dem Wohlergehen des anderen, nach Frau und Kindern und kamen dann bei einer Tasse Kaffee auf den Grund ihres Treffens.

»Du weißt, David, dass wir dich von der spanischen Küste mitten im Sieg weggeholt haben, um dir den Oberbefehl in der Adria zu geben. Das Adriatische Meer ist der einzige Teil des Mittelmeers, in dem wir noch nicht die Oberhand haben. Das sollst du ändern und die großen Küstenstädte von den Franzosen freikämpfen. Ich habe mir hier eine Karte des Gebietes mit den neuen Grenzen aufhängen lassen.« Er ging zur Karte.

»Du weißt, dass die Franzosen sich nach ihrem Sieg bei Austerlitz Dalmatien von den Österreichern abtreten ließen. Als die Russen und Türken 1799 Korfu und die anderen ionischen Inseln von den Franzosen eroberten, warst du selbst dabei. Doch was Soldaten erobern, verschenken Politiker oft. Nach dem Frieden von Tilsit haben die Russen die Sieben Inseln den Franzosen übergeben. Nach dem Frieden von Schönbrunn anno 1809 gehören die illyrischen Provinzen, wie sie jetzt Dalmatien, Istrien und die anderen Gebiete nennen, einschließlich Tirol und Belgrad, zu dem Vasallenstaat Italien. Frankreich herrscht also über die gesamte Küste und über Dubrovnik. Wir haben die meisten ionischen Inseln zurückerobert, aber Korfu ist zu stark für eine Besetzung. Eigentlich haben wir nur einen Stützpunkt in der Adria selbst, das ist die Insel Vis.«

David warf ein: »Da war doch vor zwei Jahren eine Seeschlacht.«

»Ja, Kapitän Hoste hat sie gewonnen. Über ihn werden wir gleich noch sprechen. Aber erst noch zu den Gefahrenpunkten: Wir müssen Venedig unter strikter Kontrolle halten, weil die Franzosen dort mit Nachdruck Kriegsschiffe bauen, auch 74er. Du wirst es eng blockieren müssen. Der zweite Punkt ist die Verbindung von Otranto nach Korfu. Auf dieser Route wollen die Franzosen immer wieder Nachschub für die Garnison in Korfu schmuggeln. Sonst bleibt ihnen nur Ali Pascha als Lieferant, und der ist unzuverlässig und teuer.«

»Dieser Bandit lebt und herrscht immer noch?«, wunderte sich David. »Ich hätte angenommen, der Sultan hätte ihn aufhängen lassen oder irgendjemand hätte ihm den Hals durchgeschnitten. Nach unseren Maßstäben herrscht er über einen reinen Banditenstaat.«

»Ja, er lässt sich von allen bezahlen und betrügt alle. Das Völkergewirr an der Adria ist dir ja bekannt. Die französische Herrschaft hat noch zusätzlich Hilfstruppen aus den deutschen Staaten, Polen, Holland und auch der Schweiz hinzugefügt. Es sind aber eher zweitklassige Einheiten. Die kampfkräftigeren mussten mit nach Russland.«

»Und von dort gibt es kaum eine Wiederkehr«, fiel David ein.

»Was willst du damit sagen? Napoleon marschiert nach unseren neuesten Meldungen auf Borodino. Von dort ist es nicht weit nach Moskau. Dort könnte er überwintern«, widersprach Admiral Kelly.

»Eher zünden die Russen ihre Hauptstadt an«, erklärte David überzeugt. »Er kann ihnen im Winter nicht widerstehen. Ich kenne die Russen und ihre Winter.«

»Dein Wort in Gottes Ohr, lieber David. Aber wie dem auch sei. Wir müssen Napoleons Flanken aufrollen, solange seine Kräfte dort geschwächt sind.«

»Und wer hilft uns in Illyrien dabei?«, fragte David.

»Die unterdrückten Völker. Sonst kannst du wenig erwarten. Neapel hat jetzt Napoleons Marschall Murat als König. Österreich ist mit Napoleon verbündet, Italien in der Hand seiner Günstlinge. Wo soll da Hilfe herkommen? Wir müssen den Völkern, die ja drangsaliert und ausgebeutet werden, bei ihrer Befreiung helfen und hoffen, dass andere sich ein Beispiel daran nehmen. Wenn Napoleon in Russland verliert, wie du glaubst, dann hätten wir leichtes Spiel.«

»Nun will ich aber wissen, über welche Kräfte ich selbst verfüge«, warf David ein.

»Sofort. Dafür gehen wir zum Ersten Sekretär. Aber vorher noch unter uns ein Hinweis auf Kapitän William Hoste, den Sieger von Vis. Du erinnerst dich, dass er im März vorigen Jahres bei Vis mit drei Fregatten und einer Sloop ein französisch-venezianisches Geschwader von sechs Fregatten und vier kleineren Schiffen nach schwerem Kampf vernichtend geschlagen hat. Viele, vor allem er selbst, erwarteten hohe Belohnung, aber nichts erfolgte. Er ist für den Bath-Orden vorgeschlagen, aber das ist auch alles. Ich weiß nicht, warum ihm nicht mehr Anerkennung zuteilwurde. Man munkelt, dass seine bei jeder Gelegenheit vorgetragene Nelson-Verherrlichung der Regierung, die sich Nelsons Witwe und Kind gegenüber mehr als kleinlich erwies, nicht passte, mag sein, dass sein Selbstlob missfiel, ich weiß es nicht. Von einer kurzen Begegnung her ist mir der Eindruck eines jugendlichen, etwas naiv selbstbewussten Mannes geblieben, tapfer gewiss und ein guter Taktiker, aber politisch und strategisch eher kurzsichtig. Hoste kommandiert jetzt die Bacchante mit achtunddreißig Kanonen in deinem Geschwader. Er verdient eine herausragende Beachtung, aber ob ihm das reicht? Sei auf Probleme gefasst! So, und nun lass uns zu Mr Croker gehen und in seine Listen schauen.«

»Ich habe handeln müssen wie einer deiner Viehkäufer, aber schließlich hat mir der Erste Sekretär ein Geschwader von vier Linienschiffen, fünf Fregatten und je einem halben Dutzend Sloops und Briggs sowie zwei Mörserschiffen zugestanden«, erzählte David seiner Frau beim Lunch. »Ach ja, zwei Bataillone der Seesoldaten mit den entsprechenden Transportern stehen mir auch zur Verfügung.«

»Und damit soll unser Fachmann für amphibische Operationen nicht nur Venedig blockieren, sondern auch die östliche Adriaküste erobern«, mokierte sich Britta. »Erwartet die Admiralität eigentlich immer das Unmögliche?«

»Ja, ich fürchte, unsere Matrosen und Offiziere haben die ehrenwerten Lords zu sehr verwöhnt. Nun, meine Liebste, wir haben es bald geschafft. Dann kann ich bei dir bleiben. Ich werde allmählich auch ein wenig der ständigen Kämpfe müde.«

»Es wäre schön, Liebster, aber allzu viele glauben nicht an deine Russland-Theorie. Und bevor noch eine Küste von Napoleon besetzt ist, gibt dich die Admiralität nicht frei. Du bist nämlich einer von denen, die unsere Lords so verwöhnt haben. Sind noch Häfen zu befreien? Schickt nur Sir David! Wenn du mir nur bei meinen Geschäften so prompt helfen könntest.«

»Hast du Probleme, Britta?«

»Die habe ich immer, aber ich konnte sie lösen. Wir haben die Webautomaten gekauft und die Fabrik am Kanal nach Sussex eingerichtet, von der ich dir in Lissabon erzählte. Wir haben unsere Küstenflotte durch einen Neubau ergänzt, mit dem Gregor jetzt in London ist. Und ich lasse jetzt die französische Atlantikküste und die nördlichen deutschen Staaten durch Vertreter bereisen, um Kunden zu gewinnen, die wir nach Aufhebung der Blockaden sofort beliefern können. Wir produzieren im Augenblick auf Vorrat und das bindet Geld. Ich hänge ganz vom Erfolg deiner Russland-Theorie ab, mein Liebster.«

»Aber Britta, ich bin Soldat und kein Verkaufsprophet. Ich weiß nicht, was die Leute haben wollen, wenn die Blockade fällt.«

»Das lass nur meine Sorge sein. Die Frauen wollen schöne Stoffe, das war so und bleibt so. Du brauchst nur die Blockade abzuschaffen.«

Am Abend meldete sich Alberto und holte noch Gepäck für die Reise nach Portsmouth. »Der Gregor hat uns beim Einladen ganz schön gescheucht, Sir. Mir tut der Buckel richtig weh. Aber nun können wir morgen in aller Herrgottsfrühe mit der fallenden Flut auslaufen.«

»Wie viele Männer seid ihr denn jetzt auf der Kuff?«, fragte David.

»Vier Matrosen, davon zwei Invaliden aus der Stiftung, und zwei Jungen. Und nun natürlich Alexander, ich und Victoria.«

»Kann er denn Invaliden einsetzen?«

»Ach, Sir, einer hat ein steifes Handgelenk links. Das hat ihm eine Kugel zerschmettert. Nun trägt er eine Ledermanschette. Das geht gut. Und der andere humpelt, weil ihm drei Zehen fehlen. Aber das stört ihn auch nicht sehr. Es ist ein schönes Schiff, Sir. Eine Mischung aus Galiot und Kuff, Sir. Segelt besser als eine Kuff, kann aber mehr laden als eine Galiot. Und zwei Achtpfünder-Pivots haben wir. Da soll mal erst einer kommen.«

»Bei euch beiden Scharfschützen muss sich da sogar eine Fregatte vorsehen«, scherzte David. »Gute Reise, Mast- und Schotbruch und grüß mir die Dimitrijs.«

Die Winters und Watsons verlebten in London einige schöne und harmonische Tage mit ihren Söhnen. David hatte vormittags in der Admiralität oder beim Auswärtigen Amt zu tun, aber die Nachmittage besichtigten sie Parks, das Britische Museum oder einfach nur die schönsten Ladenstraßen, die den Damen genug Anregung boten.

Aber die Männer kamen auch auf ihre Kosten, als David die drei Perkussionspistolen bei einem bekannten Waffenschmied aussuchte, die er den drei jungen Midshipmen an der spanischen Küste versprochen hatte. Sie konnten zwischen fünf Modellen wählen, die noch unterschiedlich verziert werden konnten und auch in der Größe der Schäfte variierten.

Der Meister erläuterte die Vor- und Nachteile eines jeden Modells, ließ Edward und John David die Waffen in die Hand nehmen und bedauerte außerordentlich, dass Alexander nicht anwesend war. Aber ein Kollege von ihm in Portsmouth würde gern kleine Angleichungen vornehmen.

Er wies sie darauf hin, dass der Abzug bei diesem Modell breiter war als bei jenem. Das sei manchem lieb, anderen weniger. Er zeigte das Pulverhorn, die Laufreiniger, die Kugeln und lobte die Wahl, die Edward und John schließlich trafen. Er versprach, alles in zwei Tagen zu liefern.

»Damit können sie doch besser hantieren als mit unseren offiziellen Marinepistolen, mit denen man eher zuschlagen als schießen kann«, sagte David zu James.

»Ich wünschte, ich hätte als junger Bursche schon so gute Waffen gehabt«, sagte James nachdenklich.

Abends speisten sie mit den Kellys, aßen daheim oder gingen in eines der bekannten Restaurants. »Schade, dass Alexander nicht bei uns sein kann. Er isst so gern«, sagte Edward beim ersten Restaurantbesuch.

»Da unterscheidet er sich nicht von seinem Vater«, bestätigte David. »Gregor konnte mit Leidenschaft riesige Mengen vertilgen. Nun ja, er musste ja auch einen großen Körper mit Nachschub versorgen.«

Es hätte Gedankenübertragung sein können, denn Gregor wischte sich zur gleichen Zeit mit einem Tuch den Mund ab und sagte: »Du müsstest öfter an Bord sein, Victoria. Wenn der Jan dort kocht, dann schmeckt es nicht halb so gut.«

Jan, der zehamputierte Invalide, lachte. »Und ich geb dir auch kein Küsschen vor dem Essen, Käptn.«

In das allgemeine Gejohle hinein wehrte Gregor ab. »Auf deinen Kuss verzichte ich gerne. Aber jetzt nehme ich eine Mütze voll Schlaf. Harry macht die erste Wache, Jan die zweite. Dann bin ich wieder dran. Wenn etwas ist, weckt mich.«

Die Britta III glitt mit gekürzten Segeln dicht vor der britischen Küste vor Hastings durch die Nacht. Der Wind war mäßig, aber stetig und sie konnten die Lichter von Bexhill und Eastbourne so gut sehen wie das Leuchtfeuer von Beachy Head. Kein Grund also, sich vor Anker zu legen und später in Portsmouth einzutreffen.

Gregor war schon vor vier Uhr früh aus seiner Koje geklettert. Seine Blase drückte ihn und er wollte sich noch ein Brot schmieren, bevor er seine Wache übernahm.

»Na, hast du Angst, ich schmuse auf Wache mit einer Seejungfrau?«, fragte ihn Jan. »Es müsste eine Vorschrift geben, dass den Matrosen auch Frauen gestellt werden, wenn der Käptn seine an Bord hat.«

»Hau dich lieber aufs Ohr, Jan. Da hast du in deinem Alter mehr davon. Die Frauen überlass den jungen Männern.«

»Gib nicht so an, Käptn, mit deinen zehn Jahren weniger. Das mach ich durch Erfahrung wett. Aber ich geh ja schon. Wind aus Ost-Nordost, Stärke vier. Keine Vorkommnisse. Mach's gut.«

Gregor fühlte, wie das Steuerruder in der Hand lag. Dann hakte er es ein und sah nach den Segeln. Alle standen gut. Vor und seitlich vom Schiff war alles frei. Er setzte sich am Ruderhaus hin und ließ den Blick gewohnheitsmäßig an Deck herumschweifen, prüfte den Horizont und die Wolken, sah nach dem Barometer, schnupperte in den Wind, bewegte sich ein wenig und begann dann erneut mit der gleichen Prozedur.

Nach einer Stunde hörte er, wie unten seine Victoria rumorte. Sie bereitete das Frühstück vor. Gregor schmunzelte. Sie würde sich besondere Mühe geben, weil ihr Alexander an Bord war. Er selbst war auch mächtig stolz. War doch etwas für einen früheren russischen Leibeigenen: der Sohn als Britischer Offiziersanwärter und er selbst als Geschäftsführer einer Küstenreederei. Ja, alles war gut geworden, seitdem dieser fremde Kapitän vor so vielen Jahren damals in die verräucherte russische Dorfkneipe getreten war, weil an seinem Wagen ein Rad gebrochen war. Ohne Kapitän Winter hätten ihn diese adligen Strolche zu Tode geschleift. Es war ein hartes Land, dieses Russland. Es würde auch mit diesem Napoleon fertig werden.

Wieder streifte Gregors Blick den Horizont ab. Plötzlich stutzte er. Da war ein Schatten vor der Küste. Er griff nach dem Teleskop. Es war noch ein wenig dunkel, aber er erkannte drei nicht sehr hohe Masten. Der hintere Mast war dicht am Heck. Und die Segel hatten diese besondere Trapezform. Das war ein Lugger auf konvergierendem Kurs. Was wollte der hier so dicht an der britischen Küste? Das konnte nur ein Kaperschiff sein, das sich in der Nacht in der Flussmündung bei Littlehampton auf die Lauer gelegt hatte.

»Victoria!«, rief er. »Sofort alle wecken. Feuer aus. Klar Schiff. Ein Kaper jagt uns!«

Er hörte Victoria rufen und rumoren. Dann kam sein Alexander als Erster an Deck. »Dad, wo ist er?«

Gregor zeigte die Richtung an und gab ihm das Teleskop.

»Er kommt vom Land«, wunderte sich Alexander. »Vier Karronaden an der Breitseite, sicher Achtzehnpfünder. Ich nehme schon die Leinwand vom hinteren Pivot.« Er lief zum Heck.

Sie kamen alle schnell und leise an Deck, spähten zum Feind und gingen auf ihre Posten. Alberto lief zur vorderen Kanone, die er mit Harry und einem weiteren Mann bedienen würde. Victoria nahm das Ruder, in dessen Bedienung sie geübt war. Der Pulverraum war aufgeschlossen. Die beiden Jungen würden die Kartuschen an Deck bringen und die Behälter mit den Kugeln nachfüllen. Ein Mann ging zu Alexander, damit auch die hintere Kanone mit drei Mann bedient werden konnte. Das waren wenig genug. Auf einem Kriegsschiff würden sieben bis neun Mann einer Achtpfünder-Kanone zugeteilt werden. Aber es musste reichen. Es blieb sowieso nur ein Mann übrig, um die Segel und Brassen nachzuziehen.

»Vorderes Geschütz feuerbereit!«, rief Alberto vom Bug.

»Geh zwei Punkte nach Steuerbord, Victoria, und duck dich, wenn sie feuern«, befahl Gregor.

»Feuer frei!«, schrie er dann und sofort krachte die vordere Kanone. Gregor linste über das Rohr und erkannte, dass der Schuss den scharfen Bug des Luggers getroffen hatte. Dann sprang er zur Seite und riss die Abzugsleine. Der Schuss donnerte hinaus. Der Matrose hatte schon die Stange mit dem ›Wurm‹ im Rohr, die es von Rückständen reinigte. Dann drehte er die Stange und führte den Wischer ein.

Alexander stand mit der nächsten Kartusche bereit und meldete: »Treffer am Heck oberhalb der Wasserlinie.«

Gregor hantierte an der Plattform, auf der die Kanone montiert war, um sie etwas zu verstellen, denn der Lugger segelte schneller als sie und der Winkel veränderte sich. Die Entfernung betrug gut achthundert Meter, da brachten die Karronaden des Luggers noch nichts. Dass sie mit beiden Schüssen getroffen hatten, war nur dadurch zu erklären, dass Alberto und Gregor als ausgesprochene Scharfschützen galten.

Schon wieder krachte die vordere Kanone. Jetzt sah auch Victoria, dass der Treffer am vorderen Mast des Luggers die Reling und die Takelage zerfetzte. »Hurra!«, schrie sie unwillkürlich. Keiner antwortete. Gregor zielte sorgfältig und schoss. Treffer an der Wasserlinie des Hecks.

»Kann ich mit Ketten laden?«, fragte Alberto.

»Versuch es!«, brüllte Gregor zurück und ließ sich nicht beim Zielen und Richten stören.

Kettenkugeln waren zwei eiserne Halbschalen, die sich nach dem Abschuss trennten und durch eine Eisenkette verbunden waren. Sie sollten Takelage und Segel des Feindes stärker zerstören, als das eine einzige Kugel konnte.

Albertos Kettenkugel zerfetzte das vordere Luggersegel und ließ den Lugger aus dem Ruder laufen. Gregor visierte das Heck an und erzielte einen Treffer, der durch den Lugger von hinten nach vorn fuhr und mit Sicherheit viel Schaden anrichtete.

Aber der Gegner gab noch nicht auf. Ein Trupp Matrosen ersetzte das Segel. Der Lugger nahm wieder Fahrt auf und hielt jetzt mehr auf Gregors Kuff zu. Sie probierten es mit ihren Karronaden, die sie auf stärkste Erhöhung gerichtet hatten, aber ihre Kugeln fielen hundert Meter vor der Kuff in die See.

Alexander war der Einzige, der jubelte. Die anderen waren zu routiniert, um auch nur einen Handgriff eine Sekunde zu unterbrechen. Wieder hatte Alberto eine Kettenkugel gewählt, und diesmal zerriss es das Klüversegel des Luggers. Gregors Kugel krachte gegen seine hintere Karronade und warf sie um.

Die Briten kämpften mit einer Perfektion, die den jahrelangen Drill von Kriegsschiffmatrosen verriet. Und auch die beiden Jungen rannten mit Begeisterung von der Pulverkammer zu den Kanonen. Victoria führte die kurzen Befehle Gregors aus und verhielt sich wie ein alter Rudergänger. Wenn sie sich um etwas sorgte, dann war es ihr Alexander, der alle Kraft aufbieten musste, um bei diesem Tempo Kartuschen und Kugeln zu richten. Jetzt sah er zu ihr hin und sie lachte ihn aufmunternd an.

»Parbleu!«, schrie der Kaperkapitän auf dem Lugger. »Das sind ja keine Menschen auf diesem Appelkahn, das sind Teufel. Jeder Schuss sitzt, und das auf diese Entfernung. Wir müssen näher ran! Brasst die Segel schärfer und legt das Ruder. Ran an die Kerle, damit wir sie treffen.«

»Gib doch auf! Der Küstensegler ist doch die Opfer nicht wert. Vielleicht ist er eine Falle der Flotte«, wandte ein Matrose ein.

»Noch ein Wort und du baumelst an der Rah!«, brüllte der Kaperkapitän und riss die Pistole aus dem Gurt. »Wir werden den Kahn entern und die Kerle abschlachten. Ran an die Kuff und schießt!«

Die Kursänderung des Luggers ließ zwei britische Kugeln Wassersäulen aus der See reißen.

»Verdammt!«, knurrte Alberto. »Die ersten Fehlschüsse.«

Aber sein nächster Schuss saß wieder und traf den Lugger am Bug unterhalb der Wasserlinie. »Das wird ihnen Kopfschmerzen bereiten!«, triumphierte Alberto und bereitete den nächsten Schuss vor.

Aber bevor er die Leine reißen konnte, zerschlug ein Karronadentreffer die Halterung ihres oberen Rahtoppsegels. Das Segel fiel ins Meer und zog mit seinen Tauen die Kuff herum. Alberto ließ die Abzugleine los, griff sich eine Axt, die am Fuß des vorderen Mastes angebracht war, und rannte, um die Taue zu zerschlagen.

Victoria hielt verzweifelt mit dem Ruder gegen den Zug des Segels an, aber sie konnte nicht verhindern, dass die Kuff abfiel. Endlich waren die Taue zerhackt. Alberto rannte zu seiner Kanone zurück und Victoria konnte auf den alten Kurs zurück.

Aber der Zwischenfall hatte den Lugger zweihundert Meter nähergebracht, und jetzt auf fünfhundert Meter Distanz konnten auch sein Karronaden sicher treffen. Eben schlug ein Treffer in die Aufbauten der Kuff. Die Holzsplitter fetzten durch die Luft.

Victoria hatte sich geduckt, aber einer der Schiffsjungen schrie vor Schmerz auf. Ein Splitter ragte aus seinem Oberschenkel. Victoria hakte das Ruder ein und lief die paar Schritte zu ihm.

»Ich kann dir den Splitter jetzt nicht rausziehen«, sagte sie zu ihm. »Es würde zu wehtun. Aber ich kann ihn mit deinem Messer abschneiden, dass du nicht überall hängen bleibst. Außerdem binde ich dir mit meinem Halstuch den Oberschenkel ab. Es ist sonst nichts Schlimmes. Du musst nur ein wenig humpeln. Und du kriegst einen Schluck aus der Pulle des Käptns.«

Der Junge trank, schüttelte sich und humpelte davon, um neue Kartuschen zu holen. Ob die dicken Kaufleute daheim wissen, was schon Jungen auf See aushalten müssen?, dachte Victoria noch.

Und dann schrie sogar ihr Gregor »Hurra!«. Sie blickte von ihrem Ruder hoch, das sie gerade los hakte, und sah, wie sich der Fockmast des Luggers neigte und fiel. Das Luggersegel deckte die Karronaden des Gegners ab. Er war vorübergehend hilflos.

»Schieß, Gregor!«, rief Alberto. »Jetzt machen wir ihn fertig!«

Auf vierhundert Meter traf bei diesen beiden Scharfschützen jeder Schuss genau dort, wo sie wollten. Alberto durchlöcherte den vorderen Rumpf, und Gregor zerschoss ihm das Ruder. Jetzt war der Lugger wirklich hilflos. Bevor sie den Fockmast losgeschlagen und ein Hilfsruder angebracht hatten, würden sie durchlöchert sein.

Und beide Kanonen der Kuff wurden jetzt mit diesem Ziel geladen und abgefeuert. Es ging den Briten nicht mehr ums Entkommen. Sie wollten den Gegner jetzt vernichten oder zur Aufgabe zwingen. Da dachten sie nicht wie Handelsschiffer, sondern ganz in der Tradition der Kriegsflotte.

Auf dem Lugger hatte eine Kugel dem Kapitän die Brust zerschmettert. Solange sein Herz noch Blut durch die Adern pumpte, feuerte er seine Leute an. Aber dann röchelte er nur noch Blutblasen aus seinem Mund und starb.

Jetzt trauten sich die hervor, die nicht mehr an einen Sieg glaubten.

»Aufhören!«, schrie der Matrose, der schon vorhin den Zorn des Kapitäns erregt hatte. »Das ist nicht unser Tag, oder die da drüben sind mit dem Satan im Bunde. Wir können nicht mehr gewinnen. Warum sollen wir uns zusammenschießen lassen und krepieren? Hört auf zu schießen und holt die Flagge ein.«

»Recht hat er!«, brüllten andere.

»Feiglinge!«, schimpften wieder andere. Aber dann schlug eine Kugel dem Wortführer der Kampfwilligen den Kopf vom Hals. Der Körper stand noch einen Augenblick. Die Hand war immer noch erhoben und die Blutfontäne schoss aus dem Hals. Der Anblick war so furchtbar, dass sich auch seine Freunde abwandten und riefen: »Hört auf!«

Auf der Kuff merkten sie, dass der Lugger nicht mehr schoss. »Sie holen die Flagge ein und schwenken weiße Tücher!«, rief Victoria. »Mein Gott, ihr habt gesiegt!«

»Du doch auch«, korrigierte sie ihr Mann. »Alberto, was sollen wir tun? Die sind doch viel mehr als wir.«

Alberto kratzte sich am Kopf. Was machte man mit einem kaum noch schwimmfähigen Lugger, der immer noch etwa dreißig kampffähige Männer an Bord hatte?

»Dad, wir müssen nah heran, laden Kartätschen und zwingen sie, ihre Karronaden so zu vernageln, dass wir es sehen. Dann müssen sie ihre Handwaffen über Bord werfen und die Segel reparieren. Entweder schleppen wir sie, oder wir segeln windwärts von ihnen und drohen mit unseren Kanonen. Wir sind doch nur gut zwanzig Kilometer vor Portsmouth.«

Es war Alexander, der den Plan vortrug. Gregor verschlug es die Sprache. Der dachte ja schon wie ein Offizier. Aber Alberto rief: »So müssen wir es machen. Vor Portsmouth treffen wir schon auf die Wache der Sloop, und dann können wir zum Hospital.«

Die Sloop, die die Einfahrt bewachte, rief das komische Geleit an. Ihre Seesoldaten besetzten den Lugger. Ein Leutnant kam mit einigen Matrosen auf die Kuff. Gregor stellte sich vor.

»Sie haben den Lugger so zusammengeschossen?«, sagte er ungläubig. »Mit den paar Mann und zwei Kanonen?«

»Aye, Sir«, antwortete Gregor. »Aber wir sind keine ganz gewöhnliche Besatzung. Meine vier Mann – alle mit Freistellungsscheinen übrigens – sind erfahrene Invaliden der Flotte. Der eine Gast ist der Bootssteuerer von Admiral Sir David Winter, ich war sein Vorgänger, und der junge Gentleman ist ein Middy von einer Sloop des Admirals.«

Der Leutnant nickte. »Und die Gäste haben Bescheinigungen, die sie von ihren Schiffen beurlauben?«, fragte er mit einem gewissen Unterton.

»Selbstverständlich, Sir«, wandte Gregor mit Nachdruck ein. »Wenn Sie denken, was ich vermute, dann kann ich Ihnen viel Ärger ersparen. Sir David Winter hat gerade Santander erobert. Er hat noch zwei Tage auf der Admiralität zu tun. Dann kommt er hier in seine Heimatstadt, und die wird ihrem Lokalhelden zujubeln. Hier nimmt ihm niemand seinen Bootssteuerer und einen jungen Gentleman weg, Sir, mit allem Respekt.«

Der Leutnant grinste, aber es war kein freundliches Lächeln. »Nun ja, ihr seid ja selbst jetzt alle Helden. Dann werde ich meinem Kapitän berichten, und er wird dem Lazarett und dem Hafenadmiral signalisieren.«

Britta und David gönnten sich den Luxus des Ausschlafens. Die Watsons wollten heute mit den Söhnen in den St. James Park, um die Tiere zu besichtigen und ein Picknick abzuhalten. Warum, verdammt noch mal, klopfte dann jemand so früh an die Tür ihrer Suite?, dachte David.

Er sprang aus dem Bett, griff sich einen Morgenmantel und öffnete die Tür. James Watson stand vor ihm und lachte. »Tut mir leid, Onkel David, aber da steht was im Chronicle, das musst du sofort lesen.« Er gab ihm die Zeitung.

David trat aus der Tür in den hellen Flur und las den Artikel, auf den James mit dem Finger tippte.

Expressnachricht unseres Mitarbeiters aus Portsmouth:

Die Kuff Britta III. der Küstenhandelsreederei ›Whitechurch Enterprises‹ hat mit acht Mann Besatzung und zwei Achtpfünder-Pivots den Kaperlugger ›Victoire‹ mit acht Achtzehnpfünder-Karronaden aus Étaples zur Aufgabe gezwungen. 10 Franzosen wurden getötet, 32 gefangen.

Und dann wurde die Geschichte ausgeschmückt. Die Tatsache, dass es sich um Bootsteuerer des Admirals Sir David Winter und einen seiner Offiziersanwärter handelte, ferner um Invaliden seiner Stiftung, wurde gebührend hervorgehoben. Die Frau des Kapitäns wurde zur Amazone, und der Lugger triefte zum Schluss vor Blut.

David ließ die Seite sinken. »Sind die Kerls denn wahnsinnig? Sie sollen doch nur eine Frachtkuff von London nach Portsmouth segeln. Müssen die gleich Seeschlachten ausfechten?«

»Was ist denn los?«, fragte Britta, die im Morgenrock neben David auftauchte.

»Der Chronicle hat einen Artikel, wonach Gregor, Victoria und die anderen einen weit überlegenen französischen Lugger zur Übergabe gezwungen haben.«

»Sind unsere Leute am Leben?«, fragte Britta.

»Ja, nur ein Schiffsjunge ist leicht verletzt«, antwortete David.

»Es sind deine Leute, David. Man denkt immer, es handelt sich nur um einen ganz normalen Auftrag, aber dann wird auf einmal ein Riesenabenteuer daraus.« Und Britta lächelte ihren Mann unschuldig an.

James Watson lachte laut heraus. »Aber du musst zugeben, Britta, es ist doch besser, unsere Leute gewinnen spektakulär, als dass sie ohne Aufsehen untergehen«, sagte James, nachdem er sich beruhigt hatte.

»Ich gebe immer alles zu, lieber James. Aber jetzt gehe ich noch einmal ins Bett. Die Helden müssen warten!«

»Alle?«, fragte David und zog die Tür vor James zu.

Britta hatte darauf gedrängt, dass sie ganz früh in London losfuhren und sich in Portsmouth überhaupt nicht aufhielten. Als sie in Whitechurch Hill, ihrem Gut, noch im herbstlichen Abendlicht eintrafen und das Hauptgebäude vor sich sahen, wusste David, warum. Britta hatte das Haupthaus umbauen und zwei Flügel anfügen lassen.

»Warum hast du das getan?«, fragte er und Britta hörte in der Frage mit: »Ohne mich zu fragen?«

»Wir kamen mit den vorhandenen Räumen nicht mehr aus. Unser Festsaal war für die kommenden Feiern zu klein, die Küche war zu alt, und ich hatte keine Räume für die Geschäftsbereiche Gutsbetrieb, Schiffsausrüstung, Textil und Küstenreederei. Das sind inzwischen große und eigenständige Betriebe, und ich brauche auch mein Zimmer. Aber komm, lass dir alles zeigen und erklären. Wir hätten das nie mit Korrespondenz abklären können. Und ich weiß, dass du mir in solchen Dingen freie Hand lässt und weißt, dass ich in deinem Sinne handeln werde. Ich muss dich ja auch einmal überraschen dürfen.«

»Wir werden sehen«, sagte David knapp, und sie wusste, dass er noch von Ärger und Ablehnung erfüllt war. »Aber erst muss ich noch meinen Sohn Charles begrüßen.«

Er ging auf Charles zu, der etwas zögernd auf ihn zukam. Siebzehn war er jetzt und ein richtiger Mann, ruhig und gefestigt. »Nun komm schon und lass dich drücken, Charles! Du wirst doch deinen Vater noch kennen.«

Nun trat Charles schnell auf ihn zu und umarmte ihn. »Aber ja, Dad. Ich dachte nur, du wärst so erstaunt über die baulichen Veränderungen, dass ich dich nicht stören sollte.«

»Ich bin erstaunt, lieber Charles, und weiß noch nicht, was ich dazu sagen soll. Aber mein ältester Sohn ist mir immer noch wichtiger als jeder Bau dieser Welt. Und schau nur, ich habe dir auch deinen Bruder für einen Urlaub mitgebracht, damit er dich noch für die Flotte begeistern kann.«

Charles lachte. »Das schafft er nicht. Komm her, Edward, kleiner Seebär. Morgen früh könnt ihr alle mit mir in den Stall kommen. Da seht ihr, was zählt.«

Nun meldete sich Britta wieder. Sie zeigte David den vergrößerten Saal, der um die frühere Bibliothek und die Küche erweitert worden war. »Hier können wir jetzt fünfzig Leute zum Essen und Tanzen bewirten«, sagte sie, und er blickte stumm auf die geschmackvollen Vorhänge, alte und neue Bilder, die Kronleuchter und das neue Parkett. Es sah festlich und geschmackvoll aus.

»Wo ist die Bibliothek jetzt?«, fragte er.

»Im Ostflügel auf zwei Stockwerke verteilt.« Und sie ging voraus, öffnete zwei Türen und zeigte ihm den Raum, an dessen Seitenwänden sich die Bücher aufreihten und durch Wendeltreppen und Zwischengänge zugänglich wurden. Im Untergeschoss waren Sitzgruppen zum Lesen, aber auch zu Diskussionen abgeteilt. Am Fenster stand Davids Schreibtisch aus der alten Bibliothek.

Edward gab seiner Begeisterung Ausdruck: »Das sieht aber prächtig aus! Hier kann man gemütlich schmökern oder plaudern.«

»Ja«, sagte David. »Und wo geht es dort hin?«

»Dort sind die Büros für die Betriebe, ein Schreibbüro, mein Arbeitszimmer und zwei Wohnräume für einen der Schreiber. Ich finde es gut, wenn in größeren Gebäudeteilen auch jemand wohnt, dem unerwartete Ereignisse wie Brände oder Undichte bei Regen sofort auffallen würden«, erklärte Britta.

»Ja, das stimmt«, pflichtete David bei. »Was alles ist im anderen Flügel?«

»Küche, Vorratsräume, Schneiderei, Wäscherei und Wohnzimmer für die Köchin.«

Sie sahen sich auch das an und David gab zu: »Das ist alles sehr durchdacht geplant und gut ausgeführt worden. Unser Gut hat sehr gewonnen, Britta.« Er nahm sie in die Arme. »Aber nun müssen wir auch unsere Leute begrüßen. Ich sehe doch unseren Alberto, den neuen Helden, schon ungeduldig warten.«

Sie begrüßten das Personal und David sprach kurz mit Alberto, gratulierte ihm herzlich und sagte: »Ausführlicher reden wir morgen noch darüber. Ich werde dann auch Gregor mit Frau und Sohn zum Lunch bitten.«

»Übermorgen kommen Christina und ihr Albert«, warf Britta ein. »Da müsst ihr Helden fertig sein.«

Aber auch Britta hatte unterschätzt, was alles auf sie einstürmen würde. Ihr ältester Sohn Charles und Frau von Rostow hatten ihr und David am Abend schon gesagt, dass alle möglichen Gremien nicht nur David, sondern auch Gregor und seine Besatzung feiern wollten. »Und immer mehr Firmen wollen ihre Güter unserer Küstenreederei anvertrauen, wo sie so gut verteidigt werden«, ergänzte Frau von Rostow.

Als Britta und David endlich im Bett lagen, stand nicht ihre liebevolle Vereinigung im Mittelpunkt ihrer Gedanken, sondern die Frage, wie sie am besten in diesen vollen Terminkalender noch die neuen Anforderungen hineinstopfen sollten.

»Ich werde jedem Besatzungsmitglied der Kuff zwanzig Pfund als Prämie auszahlen«, sagte Britta. »Und kannst du dir vorstellen, dass wir die Ehrungen für dich, die von den Behörden der Insel und von Portsmouth ohne Zweifel veranstaltet werden, mit denen für diese Besatzung zusammenlegen?«

»Aber natürlich, Britta. Die Leute haben hervorragend gekämpft, und mir ist es lieb, wenn sich nicht alles um mich dreht. Ich hatte bereits mein Quantum an öffentlicher Anerkennung. Ich brauche es nicht mehr so dringend.«

Als am nächsten Mittag Gregor mit seiner Victoria und mit Alexander und Alberto mit seiner Frau Lisbeth bei Winters zum Lunch waren, wurde nicht nur ausführlich über den Kampf berichtet, sondern auch von der Prämie und den zu erwartenden Ehrungen.

David zeigte sich überrascht, dass Alexander so schnell einen Vorschlag zur Hand hatte, wie der Lugger nach der Übergabe überwacht werden könnte.

»Über solche Dinge hat Commander Hair mit den Midshipmen immer gesprochen, schon als er noch Erster Leutnant war, Onkel David. Das sind seine ›Was kann man tun, wenn-Stunden‹. Was kann man tun, wenn man mit wenig Besatzung ein größeres Schiff kontrollieren muss und es nicht besetzen kann? Er hat sich immer neue Situationen ausgedacht und auch wir mussten überlegen, was sich ereignen könnte. Wir haben es damals kaum ernst genommen, aber als der Lugger sich ergab, fiel es mir ein.«

David war beeindruckt. »Das ist eine sehr gute Idee. Ich werde meinen Kapitänen davon erzählen, und wenn du Leutnant bist, Alexander, gib es deinen Middys weiter.«

Die Prämie erfreute alle. Die bevorstehenden Ehrungen schienen die Frauen mehr zu beeindrucken als die Männer. Aber dann sagte Gregor: »Lady Britta, die Geschichte hat unsere Reederei mächtig bekannt gemacht. In den paar Tagen, die wir jetzt daheim sind, haben zehn neue Firmen angefragt, ob wir ihre Waren transportieren können. Wir brauchen noch eine Galiotkuff, wenn wir das schaffen wollen. Das ist ein ausgezeichnetes Schiff.«

»Ja, aber es ist auch nicht billig, Gregor«, sagte Britta. »Und ich habe im Augenblick mit der neuen Faktorei schon viel am Hals.«

»Wir hatten zum Schluss vor Spanien noch eine sehr schöne Prise«, mischte sich David ein. »Ich könnte ja mal mit meinem Agenten reden, wenn du gute Zinsen zahlst.«

Die anderen lachten. »Ja, Sir David«, bestätigte Lisbeth. »Alberto hat mir schon gesagt, dass wir ein neues Zimmer anbauen können von dem Prisengeld.«