Kein Sex ist auch keine Lösung - Birgit Henriette Lutherer - E-Book

Kein Sex ist auch keine Lösung E-Book

Birgit Henriette Lutherer

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Was ist, wenn einer von beiden keine Lust mehr auf Sex hat? Ist heimliches Porno gucken Betrug an d. Partner*in? Haben Frauen und Männer die gleichen Bedürfnisse? Passen Frauen und Männer wirklich nicht zusammen? Diese und viele Fragen mehr werden hier beantwortet. Es werden mögliche Wege aufgezeigt, wie aus verstaubten Betten wieder blühende Spielwiesen werden können. Sex in der Beziehung ist wichtig – keine Frage. Warum also wird die Sexualität oftmals als Nebensache abgetan?

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Seitenzahl: 180

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Birgit Henriette Lutherer

Kein Sex ist auch keine Lösung

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Inhaltsverzeichnis

Bevor es los geht

Kapitel 1 Leben braucht Befriedigung

Kapitel 2 Sex ist auch Beziehungssache

Kapitel 3 Über Männer und Frauen

Kapitel 4 Kommunikation

Kapitel 5 Beziehungs-Einsturz

Kapitel 6 Männer und Frauen passen nicht zusammen?

Kapitel 7 Sinnlichkeit/Erotik

Kapitel 8 Was tun, wenn einer nicht mehr will?

Kapitel 9 Das tut man nicht? Von wegen!

Nachwort

Impressum neobooks

Inhaltsverzeichnis

Birgit Henriette Lutherer

Kein SEX

ist auch

keine LÖSUNG

Über Frauen, Männer, Sex und Irrtümer

Bevor es los geht

Sex ist niemals falsch, wenn darin Liebe liegt.

Aber allzu oft benehmen sich die Leute dabei wie bei einer Fitness Stunde – mechanisch.

(Marilyn Monroe)

Die Worte von Marilyn Monroe sagen viel über unsere Einstellung zum Sex aus.

Sex hat man mit jemandem oder mit sich – ein Akt, eine körperliche Aktivität zur Lustbefriedigung. Sex existiert losgelöst vom alltäglichen Leben. Das ist zumindest das, was in vielen Köpfen verankert ist.

Doch ist es das wirklich? Ist Sex nur eine, idealerweise, schöne, lustvolle, befriedigende Aktivität?

Und wieso reden Menschen ohne Scheu über ihre Vorlieben beim Essen aber nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit über ihren Sex? Sex gehört doch genauso zum Leben wie das Essen.

Sex ist mehr als eine körperliche Aktivität. So wie es eine Esskultur gibt, so gibt es auch eine Sexkultur – beides im Sinne von kultiviert.

Dieses Buch ist nicht noch ein weiterer Sexratgeber über Stellungen, G-Punkt, lustbringende Tools und dergleichen. Davon gibt es meiner Ansicht nach mittlerweile reichlich Lektüre.

Der Ratgeber will vielmehr auf Dinge aufmerksam machen, die es in einer Beziehung braucht, damit befriedigender, guter Sex genügend Raum bekommt – und auf die Dinge, die das Gegenteil bewirken.

Der Ratgeber möchte Auswege aus verkehrsberuhigten Zonen aufzeigen.

Er basiert auf Erfahrungen, die ich in annähernd zwanzig Jahren als Paar- und Sexualberaterin, sowie Dozentin gesammelt habe.

Viele Klient*innen und Student*innen traten mit der Bitte an mich heran, einen lebenstauglichen und gut verständlichen Ratgeber über Sex in Beziehungen zu schreiben. Dieser Bitte bin ich gerne nachgekommen.

Ein Sex-Ratgeber, der die soziale Komponente aufgreift, schließt vermutlich eine weitere Lücke in Punkto Aufklärung. Denn Sex ist nicht nur ein Akt, sondern eben auch gelebte Beziehung.

Beziehungen kommen allerdings in die Jahre. Nach anfänglicher Verliebtheit und Euphorie schleicht sich meist peu à peu, beinahe unmerklich, fade Routine ein. Sehr häufig wird es dann still und stiller in den Schlafzimmern. Mit der Zeit schleichen sich leider, auch meistens unbemerkt, Nachlässigkeiten ein, die schnell zum Liebeskiller werden können – In der Folge droht Sexinfarkt.

Als Rettungsmaßnahme greifen Hilfesuchende gerne Informationen vom Internet auf. „Dr. Google“ wird schon wissen, was jetzt hilft. Dennoch wird die Situation dadurch selten besser.

Infos über das Handling der Hardware beim Sex taugen in den wenigsten Fällen, um das eigentliche Problem zu beseitigen. Denn das, was uns in den Medien als Sexualität dargeboten wird, hat mit der Realität oft wenig zu tun. Sex ist nicht gleich Porno.

Der Ratgeber klärt auf und gibt Tipps, damit das Feuer aus Erotik, prickelnder Sinnlichkeit und befriedigendem Sex erhalten bleibt oder wieder zu lodern beginnt.

Ganz nach dem Motto „einfach, praktisch, gut“ verzichte ich zum besseren Verständnis bewusst auf Fachtermini.

Meine Leser*innen sollen mit Interesse und Spaß bei der Sache sein. Um der Gendergerechtigkeit willen benutze ich das Gender Sternchen, aber nichtsdestotrotz auch das im Deutschen übliche generische Maskulinum, damit die Texte leicht verständlich und im Lesefluss bleiben.

Für wen ist dieser Ratgeber?

Das Buch ist für all diejenigen, die

mehr über ihre wirklichen sexuellen Bedürfnisse erfahren möchten

mehr über wichtige Komponenten wissen möchten, damit das Liebesleben wieder Freude macht

Die wissen möchten:

wie erfüllte Beziehung gelingt

wie man neues Begehren erzeugen kann

wie man aus der verkehrsberuhigten Zone herausfindet

wie die Lust zurückkehren kann

wie man der sexuellen Routine entrinnen kann

welche Dinge das Liebesleben tötet

was guter Sex braucht

ob es zwischen Frau und Mann Unterschiede im sexuellen Verständnis gibt

ob Frauen und Männer dieselben Bedürfnisse haben

wie Frauen und Männer ticken

und einiges mehr …

… allerdings nicht so viel mehr, dass in Gänze alles gesagt werden konnte. Dazu ist das Thema viel zu groß und viel zu komplex. Dennoch hoffe ich, dass ich mit meinem Buch viele offenstehende Fragen beantworten kann und Licht in manch dunkle Ecke bringe.

Alles hat seine Grenzen

Der Ratgeber gibt Tipps und Hinweise im Zuge der Beratung. Therapeutische Themen werden hier explizit nicht behandelt. Als Paar- und Sexualberaterin bleibt mein Themengebiet im gelebten Miteinander – außerhalb von Diagnose und Therapie.

Kapitel 1 Leben braucht Befriedigung

Jeder Mensch bekommt Hunger.

Jeder Mensch bekommt Durst.

Jeder Mensch muss unverwertbare Reste der Nahrung ausscheiden.

Jeder Mensch wird müde und muss schlafen.

Jeder Mensch bekommt sexuellen Appetit.

Alle fünf Bedürfnisse wollen befriedigt werden.

Es ist gesund und lebenswichtig die Bedürfnisse zu stillen.

Grundbedürfnisse

Jeder Mensch hat irgendwelche Bedürfnisse. Der eine braucht dies der andere braucht das und wieder ein anderer braucht ganz was anderes. Die meisten Bedürfnisse sind so individuell wie kaum sonst noch was im Leben – und das ist auch gut so.

Doch es gibt einige Bedürfnisse, die unbedingt erfüllt sein müssen, damit es uns gut geht. Das sind die sogenannten Grundbedürfnisse oder auch Urtriebe. Diese Urtriebe sind bei allen Menschen gleich – weltweit. Werden sie nicht ausreichend erfüllt, können daraus Befindlichkeitsstörungen bis hin zu Krankheit entstehen.

Diese Grundbedürfnisse sind:

Essen

Trinken

Verdauen

Schlafen

Sexualität

Alle fünf Bedürfnisse wollen befriedigt werden.

Es ist gesund und lebenswichtig die Bedürfnisse zu stillen.

Sie fragen sich jetzt bestimmt: Fehlt da nicht etwas?

Müssen wir nicht auch atmen?

Ja, atmen müssen wir selbstverständlich auch. Außerdem muss unser Herz regelmäßig schlagen. Ohne könnten wir nicht leben. Atmung und Herzschlag sind, wenn man so banal sagen will, nicht kontrollierbare Reflexe.

Essen, Trinken, Verdauen, Schlafen und Sexualität hingegen gehören nicht zu diesen Reflexen.

Sie sind zwar auch nicht wirklich kontrollierbar, weil jeder essen, trinken, verdauen, schlafen und seine Sexualität leben muss, aber allesamt sind kultivierbar.

Die fünf Grundbedürfnisse wollen gestillt werden – immer. Wir müssen von Beginn an essen, trinken, verdauen und schlafen. Auf die Sexualität komme ich gleich zu sprechen. Sie soll gesondert betrachtet werden, weil sie Hauptthema dieses Buchs ist und daher sehr viel mehr Raum einnimmt.

Kaum sind wir auf der Welt, werden diese Grundbedürfnisse auch schon von anderen kultiviert. Jemand anderes bestimmt für uns, wann wir am besten essen sollten, wie viel wir trinken und wann wir schlafen sollen.

Es dauert nicht lange und es wird uns beigebracht, eine geregelte Verdauung zu haben.

Die Erziehungsmethoden dazu sind zwar durchaus kontrovers diskutierbar, doch jeder wird wohl zustimmen, dass es durchaus sinnvoll ist einen überschaubaren Rhythmus anzutrainieren. Das macht nicht nur unser Leben dahingehend einfacher, dass wir nicht von unseren Bedürfnissen beherrscht werden, wann immer unser Körper danach verlangt, sondern es ermöglicht als Grundvoraussetzung ein gesellschaftliches Miteinanders.

Man stelle sich vor wie es wäre, wenn jeder jederzeit, getrieben von seinen Grundbedürfnissen, diesen nachgehen müsste.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten Ihrem Schlafbedürfnis nachgeben, weil ihr Körper es gerade fordert, während Sie in einem Meeting mit dem Chef sitzen. Oder noch unangenehmer, wenn Ihr Körper währenddessen unkontrolliert die Verdauungsendprodukte ausscheidet.

Das ist selbstverständlich ein No-Go.

Dies nur als kleines Beispiel und soll erst einmal ausreichen, um ein gewisses Verständnis zu bekommen.

Nun zur Sexualität. Gehen wir mit derselben Sicht auf die Grundbedürfnisse nun an das sexuelle Bedürfnis heran.

Jedem ist wohl bewusst, dass sein sexuelles Bedürfnis nicht jederzeit und überall mit irgendjemandem, x-beliebigen, befriedigt werden kann.

Mal abgesehen davon, dass es schnell die Grenzen des schützenden Rechtsraums überschreiten würde, gehört auch dieses Verhalten nicht in die Gepflogenheiten eines sicheren, sozialen Miteinanders. Niemand möchte ohne sein vorheriges Einverständnis als Sexualobjekt zur Triebbefriedigung einer anderen Person herhalten müssen.

Zum kultivierten Leben gehört unbedingt dazu, dass auch unsere Bedürfnisse kultiviert befriedigt werden.

Die fünf Grundbedürfnisse sind nicht kontrollierbar

aber kultivierbar.

Das Bedürfnis der Sexualität, genauer gesagt, die sexuelle Erregung, ist angeboren. Die Sexualität, also das, was wir im Allgemeinen darunter verstehen, wird jedoch erlernt – und dazu gehört eben auch das Kultivieren.

Die angeborenen Grundbedürfnisse werden schon im Mutterleib gestillt. Über die Nabelschnur wird der Fötus mit Nahrung versorgt und Stoffwechselprodukte werden abtransportiert. Auch gibt es Zeiten, an denen der Fötus schläft und an denen er wach ist.

Und dann gibt es auch noch die Erfahrung sexueller Erregung in der pränatalen Zeit.

Das Erleben der sexuellen Lust, gibt es schon vor der Geburt.

Dank moderner bildgebender Verfahren und sensibler Messgeräte, ist auf Ultraschallbildern bei männlichen Föten zu erkennen, dass sie schon im Mutterleib eine Erektion haben. Auch Mädchen erleben schon in der pränatalen Zeit sexuelle Erregung.

Nach der Geburt lernt das Neugeborene über Berührung seiner Haut, streicheln, küssen und dergleichen die Wahrnehmung über die Sinne. Geräusche, Temperatur, Luftzug und so weiter, werden wahrgenommen und regen das Gehirn dazu an, Nervenverbindungen anzulegen. Die dazugehörigen Empfindungen werden gespeichert, so dass sie später wiedererkannt werden können.

Nach und nach entsteht auf diese Weise ein Memoboard für angenehme Empfindungen und Wohlgefühle.

Das gilt selbstverständlich auch für die Empfindungen an den Genitalien. Lernt ein Kind, dass es angenehm ist, wenn es seine Genitalien berührt oder ein Baby, wenn seine Genitalien beim Baden im warmen Wasser sanft gewaschen werden, werden diese angenehmen Reize als solche abgespeichert.

Hier schon beginnt das sexuelle Lernen.

Über das Spüren wird eine positive Beziehung zu den eigenen Geschlechtsteilen aufgebaut. Das wiederum hat Auswirkung auf das spätere Sexleben.

Sexualität wird angeboren und erlernt.

Die Fähigkeit zur Erregung wird angeboren,

die Steigerung der Erregung wird erlernt.

Sexualität wird weit unterschätzt. Sie ist keine Sache der Moral, sondern des gesunden Lebens.

Jeder Mensch braucht Sex – und dennoch gilt immer noch ein Meidungsgebot, solange man nicht in einer festen Beziehung ist. Aus diesem Grund wird das eigene sexuelle Bedürfnis leider allzu oft vernachlässigt.

Selbstbefriedigung wäre da eine mögliche Lösung für Singles. Doch die wird immer noch tabuisiert – vor allem, wenn Frauen es tun.

Es gibt zwar mittlerweile ein vielfältiges Angebot an Vibratoren und anderen Spielzeugen zur Selbst-Befriedigung der Lust, doch seien wir ehrlich, so wirklich gleichwertig ist der erreichte Orgasmus durch diese Toys gegenüber einem Orgasmus, den man beim Sex mit jemand anderem erlebt, nicht.

Auch gesellschaftlich wird letzterem weitaus mehr Bedeutung beigemessen als einem Höhepunkt, der „eigenhändig“ hervorgerufen wurde.

Das wundert insofern nicht, weil einige wichtige Faktoren beim Spaß mit und an sich selbst fehlen. So gibt es kein Geküsst werden oder Berührt werden. Auch fehlt unter anderem der Geruch d. Sexualpartner*in und einiges mehr.

Mit anderen Worten: Die Sinne bekommen kaum erotische Reize von außen. Allein das Fühlen, ausgelöst durch persönliche Berührung eigener erogener Zonen, kommt zum Einsatz. Visuelle und akustische Reize, sowie das Riechen und Schmecken verbleiben in der inneren Vorstellungswelt.

Dennoch ist der Sex mit sich selbst oder mithilfe eines Sex-Toys immer noch besser als gar kein Sex.

Warum das so ist, erklärt sich schlüssig in den folgenden Kapiteln.

Und noch etwas Belangreiches vorab:

Viele Männer denken, ein Orgasmus sei Pflicht. Demgemäß arbeiten einige Männer genau mit dieser Überzeugung beim Sex wie ein Dampfhammer.

Liebe Männer: Ein Orgasmus ist keine Pflicht!

Ein Orgasmus ist schön und zudem gesund. Doch es geschieht nichts Schlimmes, wenn er mal nicht stattfindet. Der Körper kommt damit gut zurecht.

Es ist also nicht schlimm, wenn der Höhepunkt mal nicht erreicht wird. Der Sex kann trotzdem schön gewesen sein.

Einen Orgasmus bekommen ist natürlich das erfüllende Happy End und bedeutet die ultimative Befriedigung, doch muss man immer 100 Prozent erreichen, um zufrieden zu sein? Mitnichten! Dieser Anspruch erzeugt nur unnötigen Leistungsdruck. Und der kann ganz schnell zur Spaßbremse im Bett werden.

Frauen stehen dem Thema Orgasmus etwas gelassener gegenüber.

Der Anteil der Frauen, die im Bett mit d. Partner*in einen echten Orgasmus erreichen, ist geringer als manch einer denkt.

Nicht wenige Frauen spielen einen Höhepunkt vor. Meistens geschieht das, um d. Partner*in nicht zu frustrieren – hat er oder sie sich doch (hoffentlich) bemüht, damit Sie zum Orgasmus kommt.

Da will Frau nicht den Eindruck erwecken, dass er es im Bett nicht bringt oder vielleicht noch schlimmer, dass man es selbst nicht schafft. Denn der Orgasmus ist im Denken vieler Frauen leider immer noch auch ein Gradmesser und die Bestätigung dafür, wie gut der Sex war. Auch das ist ein fataler Trugschluss!

Jeder ist für seinen eigenen Orgasmus verantwortlich, denn jeder erlernt für sich selbst, wie man zum Orgasmus gelangt.

Da sind Partner*innen nur Erfüllungsgehilfen, wenn man so will.

Beim Sex ist der Orgasmus keine Pflicht.

Guter Sex braucht nicht zwingend ein Happy End.

Ein sich selbst bescherter Orgasmus ist ein wunderbares Geschenk an sich, die Lebenszufriedenheit und die Gesundheit.

Nur eins ist ganz klar: Zu zweit macht der Sex noch mehr Spaß.

Alles Schöne ist noch schöner, wenn man es mit jemand teilen kann, und mit dem man es gemeinsam genießt.

Außerdem ist Sex nicht allein ein mechanischer Akt.

Wie wir in den folgenden Kapiteln noch sehen werden, gehört sehr viel mehr dazu als die Hardware.

Jeder ist für seinen eigenen Orgasmus verantwortlich,

denn jeder erlernt für sich selbst, wie man zum Orgasmus gelangt.

Aber zunächst zurück zum Grundbedürfnis.

Wenn unsere Sexualität ein Urtrieb, ein Grundbedürfnis ist, dann ist sie gleichzeitig ein Überlebenstrieb. Zum einen natürlich, damit der Fortbestand der Menschheit gesichert ist – das ist in der Natur so vorgesehen.

Zum anderen, weil unser Körper danach verlangt um in Gänze versorgt zu sein.

Wird Sexualität – wie auch immer – zufriedenstellend gelebt, wird unser Körper gleichzeitig mit Glückshormonen, Stressabbau, zufriedenem Körpergefühl, ausgleichenden Botenstoffen im komplexen physiologischen Körperhaushalt und vielem mehr versorgt.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass nicht gelebter Sex einen Mangel erzeugt.

Nun verhält es sich so mit den Grundbedürfnissen: Wird ein Bedürfnis nicht erfüllt, also dort ein Mangel erzeugt, holt der Körper sich einen Ersatz dafür, denn er ist bestrebt einhundert Prozent Erfüllung zu bekommen. Erst dann ist er ausreichend in seinem Gesamt-Grundbedürfnis befriedigt.

Im Hinblick auf die Sexualität kann das bedeuten: Wird der Sexualtrieb nicht ausreichend zufriedengestellt, wird eine Ersatzbefriedigung in einem der anderen Urtriebe gesucht.

Das kann dann unter Umständen dazu führen, dass zum Beispiel eine Essstörung entsteht, vielleicht in Form einer Esssucht. Oder es wird vermehrt getrunken, zum Beispiel Alkohol, was dann über kurz oder lang zu einer Alkoholabhängigkeit führt.

Ziehen Sie an dieser Stelle bitte keinen Umkehrschluss. Nicht jeder, der alkoholabhängig ist oder an einer Essstörung leidet, hat keinen Sex. Die Gründe für eine diesbezügliche Störung sind mannigfaltig und keineswegs allein auf fehlende gelebte Sexualität zurückzuführen.

Nicht gelebter Sex kann nichtsdestotrotz zu physischen, wie psychischen Störungen führen.

Bedenken Sie das bitte, wenn Sie in Erwägung ziehen sollten, Ihre sexuelle Aktivität einzustellen.

Wenn zurzeit kein-e Partner*in an Ihrer Seite sein sollte, ist das lange noch kein Grund, den Sexualtrieb zu vernachlässigen.

Selbst, wenn Sie sich geschworen haben, sich nie mehr auf jemanden einzulassen, steht Ihnen immer noch die Eigensexualität zur Verfügung.

Sie können sich jederzeit selbst mit sexuell erfüllenden Berührungen beschenken. Schließlich haben Sie in der Regel zwei Hände und wahrscheinlich besitzen Sie genügend erotische Fantasien.

Mehr braucht es zur Grundversorgung erst einmal nicht. Damit tragen Sie einiges zu Ihrem Wohlergehen bei.

Wird der Sexualtrieb nicht ausreichend zufriedengestellt, wird eine Ersatzbefriedigung in einem der anderen Urtriebe gesucht.

Mit dem Sex verhält es sich zudem so:

Wird er nicht gelebt, verkümmert er. Das ist wie mit allen Dingen im Leben. Werden sie vernachlässigt, nicht gepflegt und genutzt, werden sie irgendwann vergessen. Etwas anderes tritt an ihre Stelle.

In Bezug auf den Sex kann das allerdings fatale Folgen haben.

Je früher das Nicht-Nutzen geschieht, desto schwerwiegender können die Auswirkungen auf das Gesamtbefinden sein.

Memo

Vernachlässigen Sie nicht Ihre Sexualität.

Sie ist ein wichtiger Beitrag für Ihre Gesundheit, Ihr Wohlbefinden und Ihr inneres Gleichgewicht.

Die Sexualität will genauso fit gehalten und trainiert werden wie Ihr Körper durch gesunde Ernährung und sportliche Aktivitäten.

Wer denkt, Sexualität sei nur eine schöne Nebensache,

irrt sich.

Kapitel 2 Sex ist auch Beziehungssache

Eine gut funktionierende Beziehung ist die beste Grundlage für guten Sex in der Partnerschaft.

Da tun sich gleich zwei Fragen auf:

Was ist guter Sex?

Wie funktioniert eine gute Beziehung?

Guter Sex ist zunächst einmal individuell. Jeder versteht etwas anderes darunter. Für den einen liegt das Nonplusultra in multiplen Orgasmen, für einen anderen im gleichzeitigen Erreichen des Höhepunkts mit dem/der Partner*in. Wieder ein anderer macht guten Sex am innigen Miteinander fest. Ich könnte hier eine ganze Reihe an weiteren Markern benennen. Das würde allerdings zu nichts führen – außer zu Verwirrung.

Guter Sex ist nicht greifbar. Er ist nur individuell erfahrbar und insofern nicht allgemeingültig zu benennen. Bestenfalls kann folgender Versuch einer Definition ansatzweise taugen.

Guter Sex ist, wenn beide Partner*innen nach dem Akt ein sexuell befriedigtes Gefühl verspüren und zur Ruhe kommen.

Selbstredend sollten beide als Grundvoraussetzung beim Sex Spaß haben. Der Spaßfaktor gehört zum guten Sex genauso dazu wie bei einem guten Essen das Genießen der Mahlzeit.

Vergleichbar wäre guter Sex nach dieser Definition auch in Bezug auf die anderen vier Grundbedürfnisse demgemäß

beim

Trinken – mit gestilltem Durst

Verdauen – mit ausreichend erleichterndem Stuhlgang

Schlafen – mit einer guten, erholsamen Nachtruhe

Essen – mit einem angenehmen Sättigungsgefühl

Nun zu Frage zwei:

Wie funktioniert eine gute Beziehung? Und was macht überhaupt eine gute Beziehung aus?

Eine gute Beziehung ist zunächst eine Partnerschaft, in der beide sich wohlfühlen.

Damit das so ist, braucht es einige Basisdinge.

Jede Beziehung benötigt zu allererst ein solides Fundament.

Ohne stabile Basis gerät jede Beziehung über kurz oder lang ins Wanken und droht zu zerbrechen.

In einer Partnerschaft bilden zunächst vier Säulen ein stabiles Fundament.

Da ist als erstes die Säule der Freundschaft zu nennen.

Freundschaft ist ein solider Grundstein.

Was aber zeichnet eine Freundschaft aus?

Allem voran fällt wahrscheinlich jedem ein:

Füreinander da sein, Verlässlichkeit und Vertrauen.

Und das ist auch richtig so.

Wenn m. Partner*in m. Freund*in ist, dann kann ich auf diese Punkte zählen.

Gute Freund*innen gehen durch Dick und Dünn.

Sie unterstützen sich gegenseitig.

Gute Freund*innen gehen wertschätzend miteinander um.

Sie reden in einem freundlichen Ton miteinander.

Auf Ihren guten Freund oder Ihre gute Freundin können Sie sich zu hundert Prozent verlassen.

Sie vertrauen einander.

Gute Freund*innen sind ehrlich miteinander.

Sie gehen respektvoll miteinander um.

Das freundschaftliche Miteinander in einer Beziehung, gepaart mit gegenseitigem Vertrauen und Verlässlichkeit, bilden eine solide Grundlage für ein befriedigendes, erfüllendes Sexualleben in einer Beziehung.

Wer, wenn nicht Ihr*e Partner*in sollte Ihr bester Freund oder Ihre beste Freundin sein?

So viel Intimität, echte Liebe und enge Gemeinsamkeit gibt es nur in einer guten Paarbeziehung.

Bewahren Sie die Freundschaft in Ihrer Beziehung wie einen wertvollen Schatz.

Als zweites ist die Säule der Liebe zu erwähnen.

In der Paarbeziehung besitzt die Liebe selbstredend einen hohen Stellenwert. Die Liebe ist hier unabdingbar – anderenfalls wäre es „nur“ Freundschaft.

Sex kann für sich selbstverständlich auch ohne Liebe stattfinden. Dazu braucht es nicht zwangsläufig eine Liebesbeziehung.

In einer gut funktionierenden Paarbeziehung gehört die Liebe allerdings als Voraussetzung für befriedigenden Sex dazu – vor allem bei uns Frauen, denn Liebe schenkt Vertrauen. Ohne vorheriges Vertrauen ist es schwer möglich, sich vollends dem Partner hinzugeben. Aus diesem Grund bildet dieses geschenkte Vertrauen eine Basis für guten Sex in der Partnerschaft.

Doch was ist Liebe?

Ist sie greifbar? Kann sie an irgendetwas festgemacht werden? Nein, es gibt nichts, das die Liebe vollumfänglich erklären könnte. Letztendlich ist sie ein tiefgreifendes Gefühl, das ihren Sitz im Herz haben soll. Dabei sind es doch auch die berühmten Schmetterlinge im Bauch, die man verspürt, wenn man verliebt ist. Oder auch der Kopf, weil man an nichts anderes denken kann, als an d. andere*n, wenn man verliebt ist, oder auch Kehle, Zunge und Lippen, weil man ständig vom anderen schwärmen möchte.

In unserem Körper kann die Liebe also nicht zentral geortet werden.

Auch gibt es kein adäquates Wort für die Liebe, das annähernd das zum Ausdruck bringt, was dieses starke Gefühl in einem Begriff beschreiben könnte.

Liebe ist einzig spürbar und erfahrbar – auch durch unser Tun.

Liebe lässt sich deshalb auch nicht definieren. Die Liebe ist, was sie ist – einfach Liebe.

Liebe ist bedingungslos und fordert nicht.

Liebe kann man weder greifen noch in voller Gänze beschreiben – man fühlt sie.

Als drittes ist die Säule der Erotik bedeutsam.

Ein gewisses Maß an Erotik ist in jeder gut funktionierenden Paarbeziehung, die Spaß macht – und das sollte sie unbedingt – notwendig.

Erotik gibt der Beziehung und mithin dem Sex die nötige Würze.

Sie erfüllt die Paarbeziehung mit einem spielerischen Element. Nicht zuletzt ist sie ja ein Spiel mit den sexuellen Reizen. Sie macht das Miteinander leicht, wunderbar spannend und lässt es so schön prickeln.

Mit ihrem sinnlich-ästhetischen Reiz regt die Erotik sozusagen als Appetizer den sexuellen Appetit an.

Und wie Sie im Kapitel über die Grundbedürfnisse erfahren haben, gehört die Sexualität zu unserem Wohlbefinden unbedingt dazu. Ohne Sex (bei vorhandener Libido) fühlen wir uns nicht im Gleichgewicht und wir können sogar krank werden.

Erotik fördert die Intimität – auch in nicht sexueller Hinsicht.

Sie verleiht der Partnerschaft eine spezielle Einzigartigkeit im Hinblick auf das, „was wir gemeinsam haben und was uns inniglich verbindet“.

Als viertes ist die Säule der Sexualität zu nennen.

Wie inzwischen mehrmals erwähnt, ist Sexualität wichtig.

Sie gehört neben Essen, Trinken, Verdauen und Schlafen zu den Grundbedürfnissen des Menschen.

Sexualität gehört nicht nur zur Erfüllung eines möglichen Kinderwunschs ins Paarleben. Sexualität stabilisiert auch die Beziehung.

Der Sex mit d. Partner*in ist wie ein Kleber in der Paarbeziehung.