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Bei diesem Buch geht es nicht um medizinische Erläuterungen, sondern um einen Bericht über die Erfahrungen mit und durch die Körperarbeit. Dadurch werden die Alltagsbeschwerden in einen anderen Kontext gestellt.
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Seitenzahl: 67
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Schreiben ist ein Zugang zum Wissen.
Partnerschaft Zusammen Jeder für sich Gemeinsam
Man kann nicht mehr für sich erreichen, als um sich zu wissen.
Die wesentlichen Begegnungen brauchen weder Verständnis noch Erklärung. Nur die Begegnung.
Jenseits meiner Gedankenwelt beginnt das Abenteuer.
Sich zu hinterfragen ermöglicht, Lernaufgaben zu erkennen. Sich in Frage zu stellen, bedeutet, dem Zweifel zu dienen.
Erfahrungsbericht, von Doris Lehmenkühler
Vorwort
Definition
Kinder
Philosophie der Arbeit
Arbeitsweise
Kompensation und ihre Folgen
Körper und Methoden
Psychosomatischer Stress
Einbeziehung des Patienten
Angemessen
Die Atmung
Spannungsphänomene
Traumatische Ereignisse
Berührungsängste
Alltagsrelevanz
Leistungssport
Ältere Menschen/Ruhestand
Zum guten Schluss
Für Ulrich Meyers Buch über Körperarbeit
Mit einem Rezept für ‚Manuelle Therapie‘ in der Hand, bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Therapeuten in der Nähe meines Wohnortes. Nach wochenlangen Schwindelattacken mit ungeklärter Diagnose, soll er/sie nun die Dinge richten. Wie so oft in meinem Leben spielt mir der Zufall – oder ist es Schicksal – die Adresse der Praxis für Körperarbeit, „Stock-Meyer“, in die Hände. Eine Privatpraxis in privaten Räumen mit zwei praktizierenden Therapeuten, einem Ehepaar.
Das war vor etwa zehn Jahren. Mittlerweile geht es mir wieder gut. Der Schwindel ist nicht vollständig verschwunden, aber ich habe ihn im Griff, er hat seinen Schrecken verloren, und ich kann mit ihm umgehen. Was ist in der Zwischenzeit geschehen?
Schon beim ersten Besuch ist der Unterschied gegenüber herkömmlichen Praxen für Physiotherapie deutlich. Keine Wartezeiten. Die Behandlung erfolgt zeitlich genau terminiert und stets beim selben Behandler. Das hat den Vorteil des gegenseitigen schnellen Kennenlernens und schafft Vertrauen. Vertrauen, das unabdingbar für den Erfolg der Behandlung ist. Der Faktor Zeit spielt in der aktuellen Behandlungsstunde eine untergeordnete Rolle. Ich werde so lange behandelt, bis mein Körper signalisiert, dass es genug ist. Eine Stunde oder auch länger. Anschließend habe ich ausreichend Gelegenheit zum Austausch.
Nach der ersten Behandlungseinheit entscheide ich mich, ob die in der Praxis angewandte Triggerpunkt Therapie für mich in Frage kommt. Die üblichen Berichte aus meinem Freundeskreis über diese Behandlungsmethode treffen in keiner Weise zu. Schmerzen, Druckstellen und unangenehme Körperempfindungen noch Stunden nach der Behandlung bleiben aus. Stattdessen erfahre ich eine sanfte Behandlung und im Laufe der Zeit eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit. Gerade nach den ersten Behandlungen fühle ich mich müde und gönne meinem Körper ausreichend Schlaf und Erholung. Mein Körper reagiert. Zwischen den einzelnen Behandlungssequenzen liegen zwei, drei oder auch vier Wochen.
Ein entscheidender Unterschied zu herkömmlichen Praxen stellt das sich allmählich entwickelnde Vertrauen zum Therapeuten dar. Der geschützte Behandlungsraum, in dem meist sanfte Entspannungsmusik tönt, bietet einen geeigneten Rahmen. Nur in sehr seltenen Fällen wird der Behandlungsprozess durch ein Telefonklingeln oder Ähnlichen unterbrochen. Die gesamte Aufmerksamkeit des Therapeuten gilt dem Patienten. Nach ausführlicher Anamnese der Krankengeschichte, vollzieht sich die Behandlung im Einklang mit der Ein- und Ausatmung, fast intuitiv. Natürlich gibt es einen roten Faden bei der Vorgehensweise, jedoch keinen festgelegten Ablauf. Als Patientin ohne medizinische Vorkenntnisse kann ich nicht nachvollziehen was mit meinem Körper geschieht oder ob überhaupt etwas geschieht. Entscheidend ist der Erfolg. Der stellt sich nach einiger Zeit wie von selbst ein. Der Schwindel tritt seltener auf, dann verschwindet er für eine Zeit vollständig. Das bemerke ich auf der körperlichen Ebene.
Immer wieder überrascht es mich, dass ich auf Behandlungen an bestimmten Körperstellen - wie zum Beispiel dem Hals- Nackenbereich - emotional reagiere. Ich werde berührt und bin berührt. Plötzlich fließen Tränen. Ich schluchze, bin traurig, missgestimmt, entmutigt, zornig. Das alles darf sein. Wie in einer psychologischen Praxis werde ich mit meinen Empfindungen nicht allein gelassen und schon mal gar nicht entlassen. Kurze hilfreiche Statements während der Behandlung und Zeit für ein Gespräch im Anschluss sind gewöhnlich nicht selbstverständlich. Hier schon. Hier in der Praxis Stock-Meyer ist es ein ungeschriebenes Behandlungsziel den Menschen in seiner Gesamtheit zu sehen, nicht allein die Symptome zählen, derentwegen der Patient gekommen ist. Gespräche über schwer zu bewältigende Lebenssituationen, aufkommende Störungen während der einzelnen Sitzungen, besondere Empfindungen oder die an die Oberfläche kommenden Gefühle sind willkommen. So wird nicht nur der Körper, sondern auch die Seele mit einbezogen. Nach so mancher Behandlung gehe ich mit neuen Impulsen nach Hause, über die ein Nachdenken lohnenswert ist.
Oft stelle ich mir die Frage, was ich davon in meinen Alltag integrieren kann und sollte. Was kann ich ändern, damit es mir in Zukunft besser geht? Wie sorge ich ausreichend für mich?
Es ist ein langer Weg und ein immerwährender Prozess. Ich beweise Geduld und Ausdauer. Im Laufe der Zeit lerne ich, besser auf meinen Körper zu hören und seine Signale wahrzunehmen, aufmerksamer und fürsorglicher zu mir zu sein. Ein stetiger Wahrnehmungsprozess, den ich durch meine Yoga-Praxis, und Meditation begleite und unterstütze. Durch regelmäßige ‚Auffrischungen’ im Behandlungszyklus erhalte ich meinen ‚status quo’ und setze damit den Behandlungsprozess laufend fort. Der Schwindel kommt immer mal wieder zurück, auch andere kleine Wehwehchen stellen sich zwischendurch gerne mal wieder ein. Aber die Beschwerden sind lange nicht mehr so heftig und schlimm wie Jahre zuvor.
Ich freue mich sehr über die Bitte Ulrich Meyers, einen Anfangstext zu seinem Buch über Körperarbeit zu verfassen. Es ist ein Erfahrungsbericht entstanden und schildert meine subjektiven Eindrücke. Im Nachhinein kann ich sagen, es war ein großes Glück, dem Ehepaar Barbara Stock und Ulrich Meyer begegnen zu dürfen und von ihnen behandelt zu werden. Über manchen Stolperstein in meinem Leben bin ich mit ihrer Unterstützung leichtfüßig hinweggesprungen.
Vielen Dank dafür.
Doris Lehmenkühler, Februar 2022
DANKE
Ich möchte nicht versäumen, mich bei den vielen Patienten zu bedanken, die mich durch ihr Feedback bei der Themenbearbeitung unterstützt haben.
Einen besonderen Dank möchte ich Doris Lehmenkühler aussprechen für ihren liebevollen Erfahrungsbericht.
Marita danke ich für die geduldige Suche nach grammatikalischen Unfällen.
Nicht zuletzt gilt mein Dank meiner Frau Barbara für die letzten 25 Jahre gemeinsamen Lebens und Schaffens.
Immer wieder haben wir über Inhalt und Komplexität der Ausführungen debattiert. Was kann man schreiben, was nicht. Davon sind auch die Bereiche unserer Arbeit betroffen, die es nicht in dieses Buch geschafft haben.
Als ich das erste Mal darüber nachgedacht habe, die mit der Körperarbeit gemachten Erfahrungen der letzten 25 Jahre schriftlich aufzuarbeiten, konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie das gehen soll. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich so weit war, mich auf das Schreiben einlassen zu können. Um Interpretationsmöglichkeiten und Missverständnisse so gut es geht auszuschließen, kann ich nur auf meine Weise schreiben und formulieren.
Inspiriert von den täglichen, spannenden Situationen mit meinen Patienten, fing ich zunächst damit an, einzelne Sätze und Gesprächsfetzen zu notieren. Auch habe ich mit meiner Frau immer wieder über mögliche Inhalte und Gliederungen gesprochen. Nach verschiedenen Entwürfen wurde schnell klar, dass ich keinem „Stil“ entsprechen kann. Ich werde so schreiben wie ich auch arbeite, ohne Vorgaben.
So entwickelten sich die ersten Texte in meinem Kopf und ich fing einfach an zu schreiben. Durch intensives Nachspüren der zu beschreibenden Abläufe und Inhalte ergaben sich plötzlich spannende neue Zusammenhänge. Das wiederum floss in die Gespräche mit meinen Patienten ein. Ebenso in die Aufarbeitung, die meine Frau und ich am Ende des Tages vollzogen haben. Das wurde dann im Laufe der Zeit so eine Art Selbstläufer. Gespräche ergaben Texte, Texte ergaben neue Inhalte für Gespräche. Die Zusammenhänge, der „Sichtraum“ wurden komplexer.
Es war ein spannender und schöner Prozess, unsere Arbeit nach außen erkennbar zu machen. Auch wenn vieles sehr schwer zu verstehen ist. Das hängt damit zusammen, dass die Sichtweise im Bezug auf die allgemeine Haltung zu der Thematik „Körper“, sich für uns durch die Arbeit umfassend verändert hat, dazu später mehr.
Die erste Praxis hatten wir in einer Dreizimmerwohnung. Die beiden Schlafzimmer wurden zu Praxisräumen. Es war nicht sicher, ob jemand zur Behandlung kommen würde. Einfach deshalb, weil kaum bekannt war, dass es uns gab und wir kein Geld für Werbung hatten. Also mussten wir auf Mund zu Mund Propaganda setzen.