Kevin - Volker Knehr - E-Book

Kevin E-Book

Volker Knehr

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Beschreibung

Für Kevin, den Hauptdarsteller dieses Manuskriptes, scheint das Leben keinen Sinn mehr zu machen. Seine Vergangenheit ist ein einziges Drama, aus dem er nur noch entfliehen möchte. Kurz bevor er seinem Leben ein Ende setzen kann, kommt er in Kontakt mit seinem höheren Selbst und erlebt durch den inneren Dialog mit dieser inneren Instanz den transformierenden Weg vom Opfer zum Schöpfer. Schritt für Schritt erfährt Kevin (wie auch der Leser), welchen unglaublichen Einfluss jeder Mensch auf seine Lebensumstände hat, wie man diese verändert und wie man glücklich und erfüllt lebt. Durch den bewusst gewählten inneren Dialog der Hauptfigur „Kevin“ erlebt der Leser den Inhalt so, als würde er selbst mit einem Coach das eigene Leben erforschen. Auf diese Weise wird eindrucksvoll deutlich, durch welche verborgenen Mechanismen, Abläufe und unbewussten Handlungen die Menschheit sind das Leben selbst zur Hölle machen. Erst wenn diese unbewussten Muster bewusst werden, ist Loslösen und Neukonditionieren möglich. Der Leser erkennt in diesem Selbstgespräch die komplette Vielfalt der Dramen, Ereignisse und Erfahrungen wieder, die wir alle mehr oder wenig intensiv erleben. Darüber hinaus werden aber auch all die Chancen und Möglichkeiten deutlich, die uns das Leben jeden Tag anbietet, um wirklich das Leben nach eigener Vorstellung zu gestalten.

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Seitenzahl: 341

Veröffentlichungsjahr: 2013

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VOLKER KNEHR

KEVIN

AUS DER DUNKELHEIT INS LICHT

Ein märchenhafter Weg zur Selbstentfaltung

Books on Demand

Inhalt

Vorwort

Der Aufbau dieses Buches

Einleitung: Ein Ende ist immer auch ein Anfang

Vom Leben gezeichnet und verwundet

Teil 1: Der Neubeginn

Kontakt zum höheren Selbst

Gefangen im Schattenkörper

Teil 2: Die Wahrheit hinter dem Schein

Wie man Schatten identifiziert

In mir ist ja der Teufel los

Der Mensch - Ein dreiteiliges Wesen

Das Zusammenspiel von Körper und Geist

Wie wir uns selbst Etikettieren

Teil 3: Auf dem Weg zur Selbst-Erkenntnis

Erkenne dein wahres Sein

Die Enthüllung des Universums

Blind wie ein Fisch im Wasser

Frei wie der König der Lüfte

Teil 4: Befreiung aus der Sklaverei

Realität ist nur ein logischer Irrtum

Der Bumerang-Effekt

Unsere Grundmotive – Liebe und Angst

Partnerschaft oder Erwartungshaltung

Die Sackgasse von Wertung und Urteil

Teil 5: Aus der Dualität in die Einheit

Einstein war ein cleveres Kerlchen

Weshalb werden Menschen krank

Die Hamsterradfalle

Du erfährst, was du denkst und glaubst

Hast du wirklich jemals gelebt?

Vom Denken zur Wahrnehmung

Teil 6: Universelle Prinzipien

Hilfe, meine Vergangenheit holt mich ein!

Angeschlossen an das kosmische Bewusstsein

Fragen über Fragen

Die Spielregeln und Prinzipien des Lebens

... Prinzip der Einheit:

... Prinzip der bedingungslosen Liebe

.

... Prinzip der Anziehungskraft:

... Prinzip der Polarität:

... Prinzip des Ausgleichs

... Prinzip des geringsten Aufwands:

... Prinzip der Aufmerksamkeit:

... Prinzip der inneren Befreiung:

... Prinzip von Ursache und Wirkung:

... Prinzip der uneingeschränkten Freiheit:

... Prinzip des Augenblicks:

... Prinzip des Lebenszwecks

... Prinzip des Glücks:

Teil 7: Weg von Leid - Hin zu Glück und Freude

Sind wir denn immer noch Neandertaler?

Die 3 Urtriebe und Grundinstinkte

Der Überlebens- und Selbsterhaltungstrieb

Der Herden- und Gemeinschaftstrieb

Der Fortpflanzungs- und Vergnügungstrieb

Nachwort

Vorwort

Während eines unserer Seminare fragte mich ein Teilnehmer, ob ich nicht Lust hätte, ein Buch zu schreiben, da die Inhalte des Seminars bereits in stark gekürzter Fassung eine enorme Veränderung bewirken könnten. Also entschloss ich mich dazu, den Vorschlag dieses Teilnehmers in die Praxis umzusetzen, allerdings in einer etwas ungewöhnlichen Form. Ich hatte die Idee, ein Buch zur Persönlichkeitsentfaltung zu schreiben, das sich von anderen dahingehend unterscheiden sollte, dass es in Form eines „inneren Dialoges“ erzählt wird.

Gerade deshalb aber verdeutlicht dieses Buch sehr eindrücklich und klar, durch welche verborgenen Mechanismen, Abläufe und unbewussten Handlungen wir uns das Leben selbst so schwer machen. Für die meisten Menschen ist der Alltag durchdrungen und überschattet von einer tiefen Dunkelheit; von schwarzen Wolken der Ängste, Probleme, Sorgen, Krankheiten, Verletzungen, tiefem Leid und ständigem Gejammer. Dieses Buch soll dir als Wegweiser und Pfad dienen, um endlich Schluss zu machen mit Jammern. Es soll dir helfen, dein wahres Selbst zu erkennen und deine Einmaligkeit zu erleben, um dann in deiner Einzigartigkeit in dein Leben neu zu gestalten. Es ist die Zeit gekommen, um all die dunklen Wolken deiner Vergangenheit aufzulösen und deine schwarzen Schatten als ständige Begleiter loszulassen, um so befreit, gelöst und zutiefst erfüllt, voller Lebensfreude und Zuversicht, durchdrungen von bedingungsloser Liebe und grenzenlosem Vertrauen, in einem neuen Lichte erstrahlen zu können.

Obwohl es sich bei diesem „Mastertraining“ um eine Geschichte handelt, spiegelt sie dennoch die komplette Vielfalt der Dramen, Ereignisse und Erfahrungen unseres eigenen Lebens wieder, wie auch all die Möglichkeiten und Chancen, die uns das Leben tagtäglich bietet, um endlich damit zu beginnen, wirklich zu leben. Tauche einfach ganz tief ein in diese Geschichte und erlebe sie so, als würdest du selbst die Hauptrolle spielen. Führe die Übungen auf die gleiche Weise durch wie „Kevin“, unser Hauptdarsteller. Du wirst so dieselben, oder zumindest sehr ähnliche Erfahrungen machen, wie er; Erfahrungen, die dein Leben in unvorstellbarem Ausmaß bereichern, verändern und transformieren können. Dieses Buch soll dich wachrütteln, aufwecken und dich aus deiner Ohnmacht, wie auch aus deinem Sklavendasein befreien. Ich möchte, dass du durch diesen Erkenntnisprozess als Meister deines Lebens hervortrittst und dein Leben endlich selbst in die Hand nimmst. Du bist ein ganz außergewöhnlicher Mensch und in deiner Art und Weise in der Welt zu sein, wahrlich einmalig. Ich wünsche mir für dich, dass du mit Hilfe dieses Buches deine Einzigartigkeit und Grenzenlosigkeit entdeckst, dein bisher brachliegendes Potenzial zur Entfaltung bringst, um so aus deinem Leben ein wahres Meisterwerk zu machen. Sei dir sicher, du verfügst bereits über alle Fähigkeiten, die dafür notwendig sind. Alles ist bereits in dir vorhanden und wartet darauf, endlich in Besitz genommen und zu neuem Leben erweckt zu werden. Wie auch immer dieses Buch in deine Hände gelangt ist, es ist sicher kein Zufall, sondern enthält genau die Botschaften, die für dein weiteres Leben von ausschlaggebender Bedeutung sein können.

Der Aufbau dieses Buches

Dieses Buch ist so gestaltet, dass du zuerst einmal unsere Hauptfigur „Kevin“ näher kennen lernst, seine Lebens-, wie auch seine Leidensgeschichte. In vielen Situationen, Erlebnissen und Erfahrungen, die Kevin erlebt hat, wirst du dich selbst möglicherweise wieder erkennen, mitfühlen und dich vielleicht an eigene alte Wunden und Verletzungen erinnern, die du selbst erlebt und erfahren hast. Nachdem all diese tiefen Narben der Erinnerung aufgedeckt wurden, kannst du gemeinsam mit „Kevin“ den transformierenden Pfad des Mastertrainings beschreiten, einen Weg, der dein Leben in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen kann und der dir die Chance gibt, auf allen Ebenen des Seins heil zu werden.

Ach ja, dir ist sicherlich aufgefallen, dass ich in diesem Buch die „Du-Form“ als Ansprache gewählt habe. Es ist für mich die bequemere und angenehmere Art zu schreiben. Ich empfinde diese Form einfach familiärer und habe so das Gefühl, einem Freund gegenüber zu sitzen, dem ich eine Geschichte erzähle.

Übrigens: Sollten wir uns irgendwann vielleicht einmal persönlich begegnen, so gilt das „Du“ selbstverständlich auch dann.

Nun wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen, von Herzen alles Liebe und eine erkenntnisreiche Zeit.

Volker Knehr

Einleitung:

Ein Ende ist immer auch ein Anfang

Kevin steht am Fenster seines kleinen Appartements und blickt hinaus auf die verregnete Straße, die direkt unter seinem Fenster verläuft. Es ist drei Uhr in der Nacht und alles ist noch ruhig und wirkt wie ausgestorben. Kevin scheint der einzige Mensch in dieser Straße zu sein, der zu dieser Zeit nicht schlafend im Bett liegt, sondern mit einem starren und gleichzeitig sehr traurigen Blick die Regentropfen beobachtet, die auf die nasse Fahrbahn prasseln. Völlig regungslos verharrt er bereits seit Stunden wie in Trance an diesem Fenster, ängstlich, deprimiert und ohne jede Lebensfreude. In dieser teilnahmslosen Haltung, tief in sich gekehrt, ziehen all die Bilder und Erinnerungen seiner Vergangenheit wie Wolken vor seinem geistigen Auge vorbei. Was zurückbleibt, sind Gefühle des Grauens. Kevin fühlt sich als Versager und Verlierer, der nie wirklich etwas Außergewöhnliches in seinem bisherigen Leben erreicht oder vollbracht hat. Er empfindet sich als Opfer seiner schlimmen Kindheit, die tiefe Spuren hinterlassen hat. Aus seiner Sicht war es ihm nicht vergönnt war, auch nur ein einziges Mal wirklich glücklich und lebensfroh zu sein. Erfüllt von Selbstmitleid, Wut und Hass auf sich und das Leben, ergriffen von einem unendlichen Schmerz der Verzweiflung, war er kurz davor, seinem Leiden ein Ende zu setzen. Er wollte dieses, von ständigen Verletzungen geprägte Leben, so nicht mehr weiterführen. Verbittert und innerlich zerrissen, im Zustand der totalen Resignation, suchte er vergeblich nach dem Sinn seines Lebens. Für Kevin war kein Licht mehr am Horizont zu erkennen. Sein Leben glich einer ewigen Dunkelheit, die immer mehr Besitz von ihm ergriff. Er war an einem Punkt angekommen, an dem ein Fortschreiten unmöglich erschien. Noch ahnt Kevin nicht, dass diese Nacht zum Wendepunkt seines Lebens werden wird.

Vom Leben gezeichnet und verwundet

Kevin wurde vor siebenundzwanzig Jahren, als viertes Kind einer Arbeiterfamilie in der Nähe von Stuttgart geboren. Er war das, was seine Eltern einen Unfall nannten. Sein Dasein war weder geplant noch gewollt, er war einfach passiert, wie eine schlimme Krankheit, die über einen hereinbricht. Von klein auf wurde Kevin das Gefühl vermittelt, ein lästiges Anhängsel zu sein. Er wurde nicht als Kind, sondern als trächtiger Kostenfaktor angesehen, der neben den drei anderen Kindern nun zusätzlich noch mit einer täglichen Ration Essen und zusätzlicher Kleidung versorgt sein wollte. Die finanzielle Misere dieser Familie glich bereits vor Kevins Geburt einem tiefen Abgrund, in den man hineingefallen war und ungebremst immer tiefer und tiefer fiel, sodass es den Anschein hatte, dass der große Aufprall nicht mehr lange auf sich warten ließe. Kevin war aus Sicht seiner Eltern nur eine zusätzliche Belastung, durch die sie noch schneller dem scheinbar sicheren Zustand der Verarmung entgegen stürzten. Bis zu seinem sechsten Lebensjahr verschlimmerte sich die familiäre Situation mehr und mehr. Das Geld wurde ständig weniger und die Atmosphäre immer unerträglicher.

Zwischenzeitlich hatte Kevins Vater damit begonnen, seine Alltagsprobleme und Sorgen im Alkohol zu ertränken, wodurch sich das Zusammenleben zu einem Desaster entwickelte. Nicht selten schlug er in angetrunkenem Zustand seine Frau wie auch Kevin, denen er die Schuld für seine finanziellen Probleme unterschob. Als Kevin gerade sieben Jahre alt war, verlor der Vater aufgrund seines Alkoholkonsums seine Arbeit, so dass die Familie ab diesem Zeitpunkt Sozialhilfe in Anspruch nehmen musste. Die Situation spitzte sich mehr und mehr zu. Immer häufiger wurde die Mutter, wie auch Kevin mit den Wutausbrüchen des Vaters konfrontiert, was auch in der Nachbarschaft nicht unbemerkt blieb.

Sehr bald machte sich das Jugendamt vorstellig und entzog den Eltern aufgrund der unterlassenen Fürsorgepflicht das Sorgerecht für deren Kinder. Kevin wurde in einem Kinderheim untergebracht, wo er sich wesentlich wohler und sicherer fühlte als bei seinen Eltern, da er die Schläge, oder Wutausbrüche seines Vaters nicht mehr zu befürchten hatte. Im Alter von neun Jahren fand sich dann eine Pflegefamilie, die sich fortan um Kevin kümmerte. Doch auch hier fand er nicht das behagliche Nest, das er sich so sehnlichst wünschte. Da war zwar jemand, der sich seiner annahm, aber Liebe erfuhr er auch da nicht. Der Umgangston in dieser Pflegefamilie war von Strenge und Härte geprägt. Nur in ganz seltenen Fällen kam mal ein nettes oder gar liebevolles Wort über die Lippen seiner Pflegeeltern. Kevin wurde es zu keinem Zeitpunkt gestattet, sich frei entwickeln oder entfalten zu können. Jeder Schritt, alle Aufgaben, sein ganzes Handeln wurde ihm vorgegeben, diktiert und vorgeschrieben. Seine ganze Kindheit war ein einziges Reglement, bei dem jeder Fehlschlag und jede Missachtung in Form von Strafen geahndet wurde. Entsprachen seine Schulnoten oder sein Verhalten nicht der Vorstellung seiner Pflegeeltern, so wurde er mit Hausarrest oder Strafarbeiten belastet. Ganz gleich, wie er es auch anstellte, er konnte es seiner Meinung nach nie jemandem recht machen. Er fühlte sich während seiner gesamten Kindheit ungenügend, abgelehnt, überflüssig und unwert. Sein ganzes Bestreben galt einer kleinen Anerkennung, einem lobenden oder zustimmenden Wort. Und so versuchte er über eine gewisse Zeit, durch seine schulischen Leistungen endlich die Anerkennung zu erhalten, die er in seinem tiefsten Innern so herbeisehnte.

Seine Noten entwickelten sich daraufhin so gut, dass er eine höhere Schule besuchen konnte. Doch auch hierfür erntete er nicht das erhoffte Lob; seine Leistungen blieben seitens der Pflegeeltern gänzlich unbemerkt und unberücksichtigt. Nach einigen Monaten massiver Bemühungen und ausbleibender Anerkennung verlor sich seine Lust am Lernen. Sein ganzes Verhalten verlagerte sich schlagartig in die entgegengesetzte Richtung. Er wurde seinen Lehrern gegenüber immer aufsässiger, angriffslustiger und aggressiver. Er begann, gegen alles und jeden zu protestieren, lehnte sich auf und glänzte nur durch Widerstand.

Zum Leidwesen seiner Lehrer erhielt Kevin von seinen Mitschülern für dieses kontraproduktive Verhalten enorme Zustimmung und Anerkennung. Er war aufgrund seiner Anerkennungssucht zu einem rebellierenden Leitwolf geworden, dem jeder Weg recht erschien, um den bis dahin ausgebliebenen Zuspruch anderer zu finden. Kevins rebellischem und aufrührerischem Verhalten musste seitens der Lehrerschaft natürlich Einhalt geboten werden. Er war zu einem heftigen Störfaktor geworden, von dem sich die Schulleitung nur noch befreien wollte. Kevin ließ in dieser Zeit wirklich nichts aus, um für Unruhe und Ärger zu sorgen. Er prügelte sich mit anderen Schülern, verließ wann immer er wollte, die Unterrichtsstunde oder blieb dem Unterricht gänzlich fern. Auch fälschte Kevin die Unterschriften seiner Pflegeeltern, wann immer sie seine miserablen Klassenarbeiten unterzeichnen sollten. Es vergingen noch einige Monate, bis er dann letztendlich der Schule verwiesen wurde.

In einer neuen Schule begann für Kevin eine Zeit des Rückzugs und der Isolation. Er grenzte sich von allem ab, fühlte sich nirgendwo zugehörig und verschloss sich zusehends. Er baute einen Schutzwall und einen Panzer um sich herum auf und ließ nichts mehr an sich heran. Seine Wirkung auf andere könnte als gefühlskalt und unnahbar beschrieben werden, aber gleichzeitig auch als traurig und verletzend.

Mit vierzehn Jahren verbrachte Kevin seine gesamte Freizeit damit, eigenständig Geld zu verdienen. Gegen ein entsprechendes Honorar trug er Tageszeitungen oder Zeitschriften aus, half älteren Menschen beim Einkaufen oder erledigte kleinere Aufräum- und Gartenarbeiten in verschiedenen Privathaushalten. Jeden Groschen schaffte er sich auf die Seite. Er hatte nur noch ein Ziel, endlich volljährig zu werden, um aus diesem Gefängnis der Abhängigkeit und Zurechtweisung ausbrechen zu können, in dem er sich von Kindheit an befand. Mit seinem mäßigen Schulabschluss waren die Möglichkeiten auf einen Ausbildungsplatz erheblich beschränkt, so dass sich keine geeignete Lehrstelle für ihn anbot.

Also musste er zwangsläufig darauf hoffen, im Laufe der Zeit eine Lehrstelle zu finden. Bis dahin wollte er sich mit einer gut bezahlten Tätigkeit über Wasser halten. Schnell fand er eine Anstellung als Arbeiter am Fließband, die für seine Verhältnisse sehr gut bezahlt wurde. Kevin erwies sich als sehr fleißig und vor allen Dingen als eifriger Sparer. Am Tag seines achtzehnten Geburtstags hatte er genügend Geld zusammengespart, um sich ein eigenes kleines Appartement anmieten und schön einrichten zu können. Dieser achtzehnte Geburtstag erschien Kevin wie eine Befreiung, denn ab sofort konnte ihm niemand mehr vorschreiben, was er zu tun oder zu lassen hätte, endlich war er frei. Am Tag seines Geburtstages verließ Kevin des Haus seiner Pflegeeltern und bezog sein erstes eigenes Appartement. Seine finanziellen Mittel waren soweit ausreichend, dass er sich den Führerschein sowie einen kleinen gebrauchten Wagen finanzieren konnte.

Dieser Tag war für Kevin der bisher Wichtigste in seinem Leben, er fühlte sich endlich unabhängig, da er dem Gefängnis der ewigen Ablehnung entflohen war. Ein wahrer Neubeginn, denn mit diesem Tag sollte sich sein ganzes Leben verändern. Und tatsächlich, es veränderte sich wirklich alles. Kevin begann endlich zu leben. Er wurde Mitglied in einem Sportcenter und schrieb sich in die unterschiedlichsten Kurse ein, um sich körperlich fit zu halten. Dadurch lernte Kevin viele andere junge Leute kennen und integrierte sich in eine große Freundesclique. Sein Leben bestand nun nicht mehr nur aus Trauer und Zurückgezogenheit. Er fühlte sich einer Gemeinschaft zugehörig, mit der er viel Zeit verbrachte.

Neben seinen sportlichen Aktivitäten besuchte er Diskotheken, ging ins Kino und vollzog mit seinen Freunden häufiger einmal eine intensive Kneipentour. Seiner Bandarbeit blieb er treu, obwohl er nie wirklich Gefallen daran finden konnte.

Im Alter von dreiundzwanzig Jahren verliebte er sich in eine junge Frau, die er in seinem Sportcenter kennen gelernt hat. Nur drei Monate später war er mit genau dieser Frau verheiratet und wollte mit ihr den Rest seines Lebens verbringen. Die anfängliche Euphorie seiner Liebesbeziehung hatte jedoch nicht lange Bestand, da der Pleitegeier immer engere Kreise um Kevins Haupt zog. Seine Frau Susanne pflegte einen etwas kostspieligen Lebensstandard, der das monatliche Budget mehr und mehr überstieg. Statt dieser überzogenen Lebensweise nun Einhalt zu gebieten, duldete Kevin die Kauflust seiner Frau, obwohl ihm dies viele schlaflose Nächte bereitete. Wann immer er mit seiner Frau über dieses Thema sprechen wollte, blockierte sie dies mit der Bemerkung: „Wenn es dir nicht passt, dann such dir doch eine andere!“ Kevin hatte Angst, wieder alleine zu sein; er wollte in jedem Fall an seiner Frau festhalten, um jeden Preis. Um Susanne halten zu können, entschied er sich dafür, einen Kredit aufzunehmen, damit er die anspruchsvollen Wünsche seiner Angetrauten auch weiterhin erfüllen könnte. Es gingen nur wenige Monate ins Haus, bis sein monatliches Gehalt die Summe seiner Ausgaben und Verpflichtungen unterschritt. Und so sah sich Kevin veranlasst, diverse Nebenjobs anzunehmen, um seine Verbindlichkeiten erfüllen zu können, während sich seine Frau zu Hause einen schönen Lenz machte. Von seinen alten Freundschaften war inzwischen nicht mehr viel übrig geblieben, da Kevin aufgrund der kurzen Zeit, die ihm verblieb, diese nicht weiter pflegen konnte. Er arbeitete teilweise bis zu fünfzehn Stunden am Tag, nur um den aufgenommen Kredit zurückzahlen zu können.

Diese über einen längeren Zeitraum durchgeführte körperliche Überbeanspruchung forderte bald ihren Tribut. Kevin erlitt einen schweren Bandscheibenvorfall, der ihn in seiner beruflichen Aktivität zuerst einmal außer Gefecht setzte.

Seine Nebenjobs konnte er für die nächste Zeit jedenfalls nicht mehr ausüben, und auch von seiner Fließbandarbeit war er aufgrund seines bedingten Krankenhausaufenthaltes freigestellt. Die Schlinge, die der Pleitegeier um seinen Hals gelegt hatte, zog sich mehr und mehr zu, da er auf die Einnahmen seiner Nebentätigkeiten angewiesen war, diese aber nicht mehr fortführen konnte. Während den gesamten zwei Wochen, in denen Kevin stationär im Krankenhaus seinen Bandscheibenvorfall behandeln lassen musste, hatte er nicht einmal Besuch bekommen.

Seine ehemaligen Freunde wussten womöglich gar nichts von diesem Vorfall, was Kevin ja noch nachvollziehen konnte. Aber weshalb besuchte ihn seine Frau nicht? Was war geschehen? Unzählige Male versuchte er seine Frau zu Hause anzurufen und musste dabei immer nur mit seinem eigenen Anrufbeantworter vorlieb nehmen. In zunehmendem Maße schienen sich seine, von Grausamkeit geplagten inneren Vorstellungen, zu bestätigen.

Es konnte für Kevin noch einen logischen Grund geben, der die ausgebliebenen Besuche seiner Frau rechtfertigen könnte: Sie muss ihn verlassen haben! Diese Vorstellung raubte ihm seine letzten Nerven. Auf eigene Verantwortung verließ er vorzeitig das Krankenhaus. Kevin musste sich endlich Gewissheit verschaffen. Mit einem Gefühl der Panik machte er sich auf den Heimweg. Je näher er seiner Wohnung kam, desto stärker wurde dieses erdrückende Gefühl der Angst. Sein Herz raste vor Aufregung und seine Beine wurden immer weicher und schwammiger, so dass er ständig das Gefühl hatte, zusammenzubrechen.

Als er zu Hause angekommen war und über das Treppenhaus das zweite Stockwerk erreichte, stand er mit zitternden Händen und weichen Knien vor seiner Appartementtür. Er steckte seinen Schlüssel in die Tür, öffnete diese und betrat die Wohnung des Schreckens.

Kevin fühlte sich, als hätte ihm jemand den Boden unter seinen Füßen weggezogen, als er die nahezu leer geräumte Wohnung vorfand. Sie hatte ihn tatsächlich verlassen und all die gemeinsam angeschafften Dinge mitgenommen. Was Kevin blieb, waren die alten Möbel, mit denen er das Appartement ursprünglich eingerichtet hatte und ein Berg von Schulden. Auf dem Boden fand er einen kleinen Schmierzettel, auf dem stand: „Ich habe jemanden kennen gelernt, der besser zu mir passt und für mich da ist. Alles Gute, Susanne.“

Kevin fühlte sich wie eine gemolkene Kuh, die, wenn Sie nichts mehr zum Geben hat, zum Schlachthof gebracht wird. Für ihn brach eine Welt zusammen. Alles was er sich aufgebaut, wofür er gearbeitet hatte, war von einem Moment zum anderen wie ausgelöscht.

Teil 1:

Der Neubeginn

Kontakt zum höheren Selbst

Mit diesem seelischen Schmerz, diesen tiefen emotionalen Wunden und Verletzungen, stand Kevin nun bereits seit vielen Stunden an seinem Fenster und blickte seitdem völlig starr und regungslos auf die nasse, verregnete und noch unbelebte Straße. In dieser zutiefst depressiven und verzweifelten Haltung versank er in einen von Negativität und Selbstaufgabe geprägten inneren Dialog, der von mehreren inneren Stimmen gleichzeitig begleitet wurde und einem inneren Überlebenskampf glich.

Mein Leben hat keinen Sinn mehr, was also soll das Ganze noch. Während all der Jahre habe ich mich ausschließlich auf der Verliererstraße befunden. Ich bin ein Versager, der die Sonnenseite des Lebens niemals richtig kennen lernen wird. Wozu sollte ich weiterkämpfen, wenn ich doch nur der ewige Verlierer bleibe.

Aber vielleicht wendet sich ja alles noch einmal zum Guten. Weshalb sollte ich nicht auch mal Glück haben. Sollte ich doch noch einmal weiterkämpfen? Ich habe ja fast noch mein ganzes Leben vor mir.

Nur was für ein Leben? Da geht es ja jedem Hund besser als mir. Ich bin geboren worden, um zu leiden, das scheint meine einzige Aufgabe zu sein. Und dass ich nichts wert bin, das habe ich mittlerweile ja zur Genüge erfahren müssen. Wenn man in dieser Welt von Überfluss reden kann, dann bin ich damit gemeint, denn ich bin mehr als nur überflüssig.

Während Kevin diesen inneren Dialog fortführte, glitt er immer tiefer in ein erdrückendes Gefühl der Angst, Hoffnungslosigkeit und Selbstaufgabe. Seine ganze Existenz erschien ihm sinnlos, ohne Lichtblick und Perspektive. Er fühlte sich, als hätte ihn das Leben erschlagen und zu Boden gestreckt. Immer stärker wurde der innere Drang, diesem so leidvollen Dasein ein Ende zu setzen.

Für einige Momente versank Kevin in einer völligen Gedankenlosigkeit. In seinem Innern herrschten nur Stille und absolute Ruhe. Mit einem Mal verspürte er ein Gefühl in sich, das er so noch nie erfahren hatte. Beinahe so, als wäre in ihm ein Licht der Hoffnung entfacht worden. Während er dieses Gefühl intensiv wahrnahm, bemerkte er eine weitere Stimme, die aus seinem tiefsten Innersten an die Oberfläche seines Bewusstseins drang. Nur ganz leise hörte er diese, ihm so fremde und doch vertraute Stimme, die ständig wiederholte:

„Kevin, hörst du mich? Kannst du mich hören?“

Total verstört und desorientiert richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf diese innere Stimme, die so liebevoll und ruhig aus dem Hintergrund erklang.

Kevin führte schon des Öfteren innere Dialoge, nur – eine so warmherzige und mit Liebe erfüllte Stimme, konnte er in sich noch niemals zuvor ausmachen. Er spürte, ohne dies erklären zu können und zu seiner eigenen Überraschung, wieder ein wenig Mut und Zuversicht.

Kevin bewegte sich vom Fenster weg, an dem er zuvor mehrere Stunden verbrachte hatte und setzte sich auf sein Sofa. Ganz sanft schloss er seine Augen und richtete seine gesamte Aufmerksamkeit nach innen; er lauschte der Stimme, die da so merkwürdig zu ihm sprach.

Wieso antwortest du mir nicht Kevin, du kannst mich doch hören? Sprich mit mir, lass uns reden, ja?

Kevin hatte das Gefühl, verrückt zu werden. Völlig verstört erhob er sich wieder von seinem Sofa und ging in seiner Wohnung auf und ab. Ständig brummelte er vor sich hin: „Ich bin verrückt, total durchgeknallt! Ich höre schon fremde Stimmen. Mann oh Mann, ist das heftig.“

Und wieder ertönte voller Liebe diese Stimme: Kevin, beruhige dich. Du führst doch ständig innere Dialoge, weshalb reagierst du auf einmal so, als wäre das untypisch und unnormal?

Kevin antwortete: Natürlich führe ich ständig innere Dialoge, aber ... Auweia, jetzt wird es aber ernst. Jetzt rede ich schon mit meiner Einbildung.

Aha, ich bin deiner Ansicht nach also nur Einbildung, reine Fantasie? Wieso hörst du mich dann so klar und deutlich?

Vielleicht weil ich verrückt und womöglich total durchgeknallt bin. Kein Wunder, nach all dem Müll, den ich erlebt habe.

Oftmals muss ein Mensch auf sehr schmerzvolle Art aus der Bahn geworfen werden, um auf den richtigen Weg zu gelangen. Sei dir sicher, du bist alles andere als verrückt. Du warst noch nie in deinem Leben so klar, wie in diesem Moment. Vertraue darauf Kevin, dass unsere Unterhaltung dein Leben nicht erschweren wird. Was hast du zu verlieren, wenn du dich ein wenig mit mir unterhältst und dich auf mich einlässt? Noch gravierender wird deine scheinbar ausweglose Situation durch unser Gespräch sicherlich nicht werden, einverstanden?

Kevin setzte sich inzwischen wieder hin und wurde zunehmends ruhiger. Er war tief berührt von dem weichen und liebevollen Klang dieser Stimme und fühlte sich irgendwie beschützt und sicher.

Okay, einverstanden! Du hast recht, viel schlimmer kann es wirklich nicht mehr werden. Du sagtest eben, ich wäre nicht verrückt. Aber wird man nicht als schizophren bezeichnet, wenn man auf einmal das Gefühl hat, zwei zu sein?

Ich habe zwar schon häufiger Selbstgespräche oder innere Dialoge geführt, aber nicht so. Deine Stimme empfinde ich als fremd, mir nicht zugehörig.

Ich verstehe dich Kevin und weiß, dass du mich als fremd und nicht zugehörig empfindest; das aber bin ich nicht. Achte einmal auf dein Gefühl und nimm wahr, wo du mich in deinem Körper empfindest.

Lass dir Zeit und spüre jede Veränderung vollumfänglich. Werde einmal zum bewussten Beobachter deines Körpers, ja?

Ja, einverstanden.

Kevin achtete sehr genau auf seine körperlichen Empfindungen, und es dauerte einen Moment, bis er den Ort lokalisieren konnte, von dem diese empfindsame Stimme ausging.

Ich habe das Gefühl, deine Stimme mitten aus meinen Herzen zu hören, von wo aus ich niemals zuvor auch nur einen Laut vernommen habe. Von diesem Punkt ausgehend wird auf einmal alles so warm und erfüllt, so als würde sich diese Körperregion mehr und mehr ausdehnen und mich vollkommen durchdringen. Ein Gefühl von Leichtigkeit und Geborgenheit durchströmt gerade meinen ganzen Körper, bis in die letzte Zelle. Ich fühle mich so präsent, gegenwärtig, so leicht. Was geschieht da mit mir?

Lass einfach geschehen Kevin. Tauche ganz ein in dieses Gefühl, genieße es in seiner ganzen Intensität; lass dich treiben in diesem Gefühl, dem Gefühl reiner Liebe. Gestatte deinen Gedanken ruhig zu sein, stell keine Fragen. Nimm einfach nur wahr, was ist.

Es ist unheimlich schön, dieses Gefühl. Noch niemals zuvor habe ich so etwas verspürt. Es ist so, als würde ich von innen nach außen von einem strahlenden Licht erleuchtet. Alles ist so hell, so friedlich. Ich empfinde mich so weit, so grenzenlos, der ganze Raum, alles ist von diesem strahlenden Licht durchflutet. Ich bin eingebettet in dieses Licht und gleichzeitig ist das Licht in mir. Ich fühle mich unsagbar wohl, als wäre eine Zentnerlast von mir gefallen. Bin ich tot?

Nein Kevin, du bist nicht tot. Was du gerade erlebst, ist deine geistige Geburt. Du erwachst gerade erst zum Leben. Jetzt, in diesem Moment, erkennst du das wahre Wesen, das du bist, reine Liebe.

Was meinst du mit geistiger Geburt? Wer bist du? Was bedeutet „wahres Wesen“ und „reine Liebe“? Was kannst du mir geben? Weshalb ...

Langsam Kevin. Gerne gehe ich auf all deine Fragen ein, welche auch immer das sein mögen, nur – hab ein klein wenig Geduld und gib mir die Gelegenheit, eine Frage nach der anderen zu beantworten. Viele Dinge, die du hören wirst, können für dich im ersten Moment verwirrend und unerklärbar erscheinen. Du wirst dennoch sehr bald verstehen und Klarheit erfahren. Lass mich deine erste Frage beantworten.

Mit geistiger Geburt meine ich, dass du dein wahres Wesen, dich selbst, gerade zum ersten Mal bewusst erfährst. Dieses Gefühl der Leichtigkeit, Grenzenlosigkeit und Liebe, das ist dein eigentlicher, wahrer Zustand. Das, was du jetzt als Stimme oder als Gefühl wahrnimmst, Kevin, bin ich - dein höheres Selbst - der Lichtkörper in dir, den du in all den Jahren niemals bewusst wahrgenommen hast. Ich bin seit Anbeginn deiner Existenz da. Ich bin das Licht in dir und gleichzeitig leuchtet dein Licht in mir. Kevin, du und ich sind Eins, wir sind untrennbar miteinander verbunden, seit jeher.

Wenn wir so untrennbar miteinander verbunden sind, weshalb habe ich dich noch nie zuvor gehört, gespürt oder wahrgenommen. Wo warst du all die Jahre, in denen es mir schlecht ging, weshalb hast du nie mit mir gesprochen?

Ich habe schon immer mit dir gesprochen Kevin und dir meine Botschaften übermittelt, nur haben dich diese Botschaften niemals bewusst erreicht, da du den Stimmen deines Schattenkörpers mehr Aufmerksamkeit geschenkt hast, als mir. Du warst bis jetzt nicht bereit, mich, dein höheres Selbst, so bewusst wie in diesem Augenblick zu erfahren. Erst heute, wo du am Ende deiner Kräfte warst und dich in eine scheinbar ausweglose Situation hinein manövriert hast, wurdest du in dieser Klarheit auf mich aufmerksam. Zwar hast du meine Botschaften seit jeher vernommen, nur wurden sie von dir unbewusst ignoriert. Du hast meinen Botschaften misstraut und bist stattdessen zum Sklaven deines Schattenkörpers geworden, der dich beherrscht und kontrolliert. Dieser Schattenkörper war es, der dich in diese Dunkelheit geführt hat, aus der ein Entfliehen unmöglich erschien. Es ist an der Zeit, Licht in die Dunkelheit zubringen, damit auch du in deinem wahren Selbst, in deiner ganzen Herrlichkeit erstrahlen kannst.

Du möchtest wissen Kevin, was ich dir geben kann? Diese Frage ist in einem Wort zu beantworten – Nichts!

Wie „Nichts“! Was soll das dann alles, weshalb bist du dann da? Warum sprichst du dann mit mir. Ich verstehe das nicht!

Ich möchte dir ein kleines Märchen erzählen, das sehr genau beschreibt, was der wahre Grund meiner Gegenwärtigkeit ist. Höre also gut hin Kevin!

Es geschah vor langer Zeit, als die Götter sich zusammenfanden, um darüber zu beraten, wo sie denn die größte Kraft und Weisheit des Universums verstecken könnten, da in den Augen der Götter der Mensch noch nicht reif dafür war, diese Weisheit zu erhalten.

Und so beabsichtigten die Götter, diese universelle Intelligenz an einem Ort zu verstecken, an dem der Mensch erst dann zu suchen beginnt, wenn er die nötige Reife dafür erreicht hat. Es meldete sich ein Gott zu Wort und sagte: „Ich weiß, wo wir die größte aller Kräfte verstecken könnten, nämlich auf dem höchsten Berg der Welt.“ Sehr schnell aber erkannten die Götter, dass der Mensch Mittel und Wege finden würde, auch die höchsten Gipfel dieser Welt zu erklimmen. Und sie berieten weiter, bis sich ein anderer Gott zu Wort meldete und sagte: „Ich habe ein Idee; wir verstecken diese göttliche Weisheit und allumfassende Kraft an dem tiefsten Punkt der Weltmeere, dort wird der Mensch niemals hingelangen!“ „Oh doch“, erwiderte ein dritter Gott. „Der Mensch mit seinem Forscherdrang wird Geräte und Maschinen entwickeln, die es ihm ermöglichen werden, auch die tiefsten Tiefen der Meere zu erforschen. Sie werden nichts unversucht lassen, um dieses Ziel zu erreichen. Nein, das würde nicht ausreichen. Es gibt nur eine Möglichkeit, wo wir diese unglaubliche Kraft, den Schlüssel allen Lebens verbergen können; einen Ort, der von den Menschen erst dann beachtet wird, wenn sie reif dafür sind.“ Und so versteckte man diese Kraft, diese Weisheit des Universums im Menschen selbst.

Nun Kevin! Ich kann dir nichts geben, was seit Ewigkeiten da ist. Ich kann dir nur dabei helfen, diese universelle und göttliche Kraft in dir zu entdecken, damit du dieses geistige Erbe antreten und dich so in all deiner Vollkommenheit erfahren kannst.

Das ist also deine Absicht!

Kevin, ich dein höheres Selbst bin absichtslos. Ich verfolge weder ein Ziel, noch möchte ich etwas verändern. Für mich ist alles gut so, wie es ist. Ich bin frei von Wertung und Urteil. Der Teil von dir, der sich als „Ich“ bezeichnet, ist derjenige, welcher sich nach Veränderung sehnt und Liebe, Glück, Erfolg, Wohlstand, Frieden und Freiheit erfahren möchte. All dies ist jederzeit möglich, wenn du die Wahrheit hinter dem Schein erkennst und dich aus den Zwängen deines Schattenkörpers befreist; wenn du dich selbst erkennst und als du Selbst lebst. Du alleine Kevin hast dein Leben, so wie es ist, selbst verursacht und unbewusst erschaffen und nur du selbst kannst es auch ändern. Du alleine entscheidest darüber, ob du diese tief greifenden Veränderungen bewirken möchtest oder nicht. Du selbst bist der Schöpfer deines Lebens, der Verursacher dessen, was ist und was sein wird.

So ein Blödsinn. Weshalb sollte ich mir ein solches Leben verursacht haben! Glaubst du es macht Spaß, zu leiden, abgelehnt und zurückgestoßen zu werden? Also – weshalb sollte ich so eine Wahl getroffen haben?

Nicht das „Weshalb“ ist die Frage, sondern das „Wodurch!“ Du hast deinem Schattenkörper Macht über dich selbst gegeben. Du bist versklavt, gefangen und eingesperrt in diesem Schattenkörper, mit dem du dich im Laufe deiner Geschichte identifiziert hast. Das bedeutet: „Du hast vergessen, wer du wirklich bist. Du glaubst, dieser Schattenkörper zu sein, das aber bist du nicht!“ Ich bin hier, um dich an dich Selbst zu erinnern.

Schattenkörper, Schattenkörper – was ist denn ein Schattenkörper? Und was soll das heißen: „Ich hätte vergessen, wer ich wirklich bin! Ich weiß ganz gut, wer ich bin, ein Verlierer und Versager. Jemand, mit dem das Leben seit jeher „Mensch ärgere dich nicht“ spielt. Die einzige Fähigkeit, die ich habe, ist die der Unfähigkeit, so einfach ist das.

Geh nicht so hart mit dir ins Gericht, Kevin. Du bist weder ein Verlierer noch ein Versager. Du bist so machtvoll, einzigartig, einmalig und besitzt grenzenlose Fähigkeiten. Um aber diese Fähigkeiten in dir selbst zu entdecken, musst du zuerst all die Schatten auflösen, die dein tatsächliches Potenzial verdecken, einhüllen und verbergen. Erinnere dich an die Göttergeschichte; all dein Potenzial ist in dir versteckt und wartet nur darauf, endlich enthüllt, freigesetzt und in Besitz genommen zu werden.

Das meinst du tatsächlich ernst, oder? Du glaubst wirklich, dass ich Fähigkeiten habe, im Leben etwas erreichen zu können?

Aber ja doch! Du selbst hast die Fähigkeit und die Möglichkeit, alles im Leben zu erreichen, was immer du dir vorstellen und glauben kannst, nur bist du dir dessen noch nicht bewusst. Versuche dir einmal vorzustellen, der Himmel über dir wäre komplett verdeckt durch schwarze, dicke Wolken, so bedeckt und dicht, dass sein tiefes Blau hinter den Wolken unsichtbar und für deine Augen verhüllt bleibt. Was du siehst, ist nur Dunkelheit, das Grauen des Himmels. Solange die Wolken sich nicht auflösen, wirst du die wahre Himmelspracht, die durch die Sonne in einem so wunderbar tiefen Blau erstrahlt, nicht wahrnehmen können. Stell dir weiter vor, du wärst als Kind aufgewachsen und hättest bis zum heutigen Tage niemals etwas anders gesehen, als diese schwarz verhangene Wolkendecke. Würdest du dann, hinter diesen Wolken, einen solch himmlischen Anblick vermuten? Überall dieses vom Sonnenlicht erhellte, strahlend tiefe Blau?

Nein, natürlich nicht. Ich würde es ja nicht anders kennen, als so grau, schwarz und verhangen. Ich wüsste noch nicht einmal, was der Himmel ist!

Richtig, Kevin. Du wüsstest nichts von dem herrlich blauen Himmel, und auch nichts von all den Sternen, die am Nachthimmel über dir leuchten. All das könntest du nicht sehen. Bedeutet das nicht Sichtbare auch gleichzeitig dessen Nichtexistenz?

Nein, natürlich nicht. Mein Auto steht ja auch auf seinem Platz, unabhängig davon, ob ich es jetzt sehen kann oder nicht – hoffe ich jedenfalls (lacht).

Nun Kevin, der strahlende blaue Himmel entspricht deinem wahren Selbst, dessen was du wirklich bist. Die Wolken stellen deinen Schattenkörper dar, der dein vollkommenes Potenzial verdeckt und für dich unsichtbar erscheinen lässt. Du bist vergleichbar mit einem Goldschatz, der in der Tiefe des Meeres verschollen und von Algen und Meerwasserablagerungen eingehüllt auf dem Meeresgrund liegt. Wenn du diesen Schatz bergen möchtest, dann ist es erforderlich, den scheinbar sicheren Boden an Land zu verlassen, um in die Tiefe des Meeres einzutauchen. Nur so kannst du den Schatz heben. Nachdem du nun diese Schatztruhe geborgen und an die Oberfläche gebracht hast, kannst du den Schatz aber noch immer nicht sehen. Erst wenn du die Truhe von all den Ablagerungen, die sich über die Jahre darum gebildet haben, gesäubert hast und die Truhe öffnest, kannst du diesen strahlend glänzenden Schatz in seiner ganzen Pracht erkennen und in Besitz nehmen.

Kevin, du trägst diesen Schatz in dir, aber er ist eingehüllt von deinem Schattenkörper. Und erst wenn du dich von dieser Hülle befreist, kannst du hervortreten und leben, als du Selbst. Erst dann kannst du deine Einmaligkeit und Grenzenlosigkeit sichtbar werden lassen. Diese Hülle gilt es nun zu erkennen und zu identifizieren, um dich so aus den Fängen deines Schattenkörpers befreien zu können. Die Frage ist: Bist du bereit, deinen Schattenkörper zu entdecken, um dich so aus seiner Sklaverei loseisen zu können? Bist du bereit, dich wirklich selbst zu entdecken? Bist du bereit für Veränderungen? Ich meine: bist du wirklich bereit?

Ja, absolut. Auch wenn ich im Moment noch nicht erahnen kann, was ein Schattenkörper ist und welche wahre Bedeutung dieser hat, so hast du mich doch sehr neugierig gemacht!

Gefangen im Schattenkörper

Prima Kevin, Neugierde ist ein guter Zustand, um zu lernen. Also lass uns beginnen! Du hast vorher die Meinung über dich geäußert, ein Versager und Verlierer zu sein. Wen meinst du mit diesem Versager, als wer empfindest du dich?

Als wer ich mich empfinde? Was soll die Frage, ich bin „Ich“!

Ich werde dir viele ungewöhnliche Fragen stellen Kevin, die für dich auf den ersten Blick möglicherweise keinen Sinn ergeben. Vielleicht hast du dennoch Lust, einfach auf diese Fragen einzugehen, dich in sie hineinzuspüren, um so selbst zu einer Lösung zu gelangen. Denke bitte daran: „Ich möchte dich mit meinen Fragen weder verletzen noch kränken. Ich möchte dir helfen, deine Wahrheit zu finden. Bitte vergiss das nicht Kevin.“

Sorry, ich habe etwas überreagiert! Aber ich kann mit der Frage nun wirklich überhaupt nichts anfangen.

Nun, dann versuchen wir es anders. Du sagtest gerade, dass du überreagiert hast. Woher weißt du, dass du überzogen reagiert hast? Wie konntest du zu dieser Feststellung gelangen? Und was genau hat dich veranlasst, so zu reagieren? Spüre einmal in dich hinein und achte darauf, woher du das wissen konntest. Was war die Ursache hierfür?

Ich wollte gerade schon wieder etwas impulsiv antworten, aber ich konnte es mir gerade noch mal verkneifen. Ich weiß nicht warum, keine Ahnung!

Bitte verstehe, dass ich hierbei etwas hartnäckig bleibe. Du wolltest also gerade eben etwas impulsiv reagieren, was du aber unterbinden konntest. Das bedeutet, dass du bereits wusstest, was du sagen möchtest, bevor dies über deine Lippen kam, oder?

Ja, klar! Ich habe diesen Ausspruch zuvor gedacht, wie eine innere Stimme gehört, die dann aber irgendwie unterbrochen wurde. Deshalb konnte ich diese gehässige Aussage ja erst vermeiden!

Gut Kevin, du hast gerade die Lösung gesagt. Da sind also verschiedene Stimmen in dir, die durch deine Gedanken und somit durch deinen „Verstand“ laut und zugleich aktiviert werden. Und dieser Verstand ist es, der von mir als „Schattenkörper“ bezeichnet wird. Mach dir nun bitte einmal die Funktion deines Schattenkörpers bewusst. Was glaubst du, tut dein Verstand für dich?

Was er für mich tut? Denken natürlich! Er ist die verantwortliche Instanz, durch die ich zwischen gut und schlecht, leicht und schwierig oder zwischen gerecht und ungerecht unterscheiden kann. Dieser Schattenkörper - wie du ihn nennst - hilft mir dabei, die richtige Wahl zu treffen. Er wägt für mich ab, was richtig oder falsch ist, worauf ich dann meine jeweiligen Entscheidungen stütze.

Nun, weshalb ist dann dein Leben nicht in Ordnung, wenn dir dein Verstand doch dabei hilft, die scheinbar richtigen Entscheidungen zu treffen? Lass uns mal prüfen, inwiefern dies tatsächlich zutrifft. Zuvor möchte ich deine Worte noch einmal wiedergeben. Dein Schattenkörper „Verstand“ wägt also für dich ab, was richtig oder falsch ist. Er ist also der Teil in dir, der Umstände, Situationen oder auch andere Menschen bewertet und beurteilt, aufgrund dessen du dann eine Entscheidung triffst. Um aber etwas entscheiden zu können, benötigst du Alternativen, eine Auswahl mehrerer Möglichkeiten, aus denen du dann die Richtige auswählst. Gerne verdeutliche ich dir diesen Prozess in Form eines Beispiels: “Du bist seit Jahren aktiver Raucher, Kevin. Was sagt denn dein logisch brillanter Verstand zu diesem kontinuierlichen Nikotinverzehr?

Ha, Ha, - witzig!

Dass ich es besser sein lassen sollte! Nikotin ist ja nun wahrlich keine Unterstützung, um meinem gesundheitlichen Zustand zu verbessern.

Hmmm, obwohl dein Verstand, deine Logik, dir diesen Hinweis gibt und dir seine Argumentation so klar erscheint, greifst du regelmäßig zur Zigarette? Weshalb? Wer trifft diese Entscheidung?

Ich weiß nicht so recht, mein Ego vielleicht?

War das ein Frage Kevin?

Nein, es war keine Frage. Es muss ja mein Ego sein, das mich zur Zigarette greifen lässt. Mein Verstand sagt mir klar, dass Rauchen meine Gesundheit gefährdet.

Gut, also trifft dein Ego diese Entscheidung. Was genau macht nun dein Ego, um diese Entscheidung zu treffen? Woran erkennst du dieses Ego? Was geschieht, kurz bevor du dein Nikotinverlangen befriedigen möchtest?

Jetzt, wo du vom Rauchen angefangen hast, habe ich Lust auf eine Zigarette bekommen. Ich habe jetzt das Verlangen, mir einen solchen Glimmstängel anstecken zu müssen. Irgendwie spüre ich in mir so einen Drang, dem ich in den meisten Fällen auch nachgebe! Sobald das Wort Zigarette gefallen ist, spürte ich diese innere Sucht nach Nikotingenuss. Und jetzt, in diesem Moment höre ich die ganze Zeit eine Stimme die sagt: „Nun zünd dir endlich eine an!“ Gleichzeitig ist da aber eine andere Stimme die sagt: „Das muss jetzt nicht sein!“ Es ist beinahe so, als würden sich in mir zwei Stimmen gegenseitig bekriegen.

Also hat das Wort „Rauchen“ das innere Bild einer Zigarette als Gedankenform hervorgebracht, welches in dir das Gefühl verursachte, eine Zigarette rauchen zu wollen. Und obwohl dein Verstand den Verzehr von Nikotin als gesundheitsschädlich beurteilt, gibst du diesem egozentrierten Gefühl früher oder später nach, richtig?

Ja, richtig! Ich weiß, dass dies irrsinnig ist, und trotzdem handle ich so.

Somit wird durch das Wort ein Gedanke erzeugt, der sogleich dein Ego aktiviert und in Form von unterschiedlichen inneren Stimmen mit dir kommuniziert. Das ist einerseits die Stimme die sagt: „Nun zünd dir endlich eine an!“, und andererseits diejenige, welche erwidert: „Das muss jetzt nicht sein!“ Wenn du nun eine Entscheidung triffst, worauf stützt sich diese?

Wie du bemerken kannst, habe ich mir gerade eine Zigarette angesteckt, also hat die erste Stimme gewonnen. Ich hatte einfach das Gefühl, das jetzt tun zu müssen und es geht mir nicht schlecht dabei.