Kinästhetik - kommunikatives Bewegungslernen - Ina Citron - E-Book

Kinästhetik - kommunikatives Bewegungslernen E-Book

Ina Citron

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Beschreibung

Im Beruf bewegungsökonomisch arbeiten - Kinästhetik erleben! Grundlagen von Kinästhetik und Gesundheit, Anleitung zum Bewegungslernen, Kinästhetik in der Pflege ...verstehen... - den Zusammenhang von Gesundheit und Bewegung erkennen - sich rund um das Bewegungslernen informieren - die Kinästhetik in der Pflege erleben ... und Bewegungsaktivität unterstützen - mit Idealtypischen Bewegungsabläufen - mit Umgebungsveränderung - mit der Entwicklung von Bewegungsmöglichkeiten zusammen mit dem Patienten

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Seitenzahl: 350

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Übersicht

I Theoretische Grundlagen

1 Kinästhetik im Überblick

2 Kinästhetik als Konzept über die Grundlagen menschlichen Lernens

3 Gesundheitsentwicklung durch Bewegung

II Anleitung zum kommunikativen Bewegungslernen

4 Lernen durch körperliche Erfahrung

5 Bewegungsempfindung

6 Menschliche Bewegung

7 Körperliche Struktur

8 Körperliche Orientierung

9 Bewegungsverhalten

10 Bewegungsinteraktion

11 Umgebung des Menschen

III Kinästhetik in der pflegerischen Anwendung

12 Idealtypische Bewegungsabläufe

13 Bewegungsaktivitäten im Liegen

14 Bewegungsaktivitäten zwischen Liegen und Sitzen

15 Bewegungsaktivitäten zwischen Sitzen und Stehen

16 Bewegungsaktivitäten für Personen ohne Stehfähigkeit

17 Umgebungsveränderung zur Unterstützung von Bewegungsaktivitäten

Kinästhetik –KommunikativesBewegungslernen

Ina Citron

3. Auflage

527 Abbildungenmit CD-ROM

Georg Thieme Verlag

Ina Citron

Althoffstraße 20

12169 Berlin

Bibliografische Information der Deutschen

Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Fotos

Christa Benner, Berlin

Frank Schreiber, Hannover

Thomas Stephan, Munderkingen

Umschlagfoto

Alexander Fischer

Kameraführung

Thomas Stephan, Munderkingen

Videoproduktion

co-Produktion Ada Götz

Sprecher

Mario Hassert, Berlin

Gestaltung und Layout

Arne Holzwarth, Büro für Gestaltung, Stuttgart

© 1998, 2011 Georg Thieme Verlag

Rüdigerstraße 14

D-70469 Stuttgart

Telefon: +49/07 11/8931-0

Unsere Homepage: http://www.thieme.de

Umschlaggestaltung: Thieme Verlagsgruppe

Umschlagfoto: Thomas Stephan, Munderkingen

eISBN: 978-3-13-167703-7

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Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.

Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierungoder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr desBenutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.

GeschützteWarennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freienWarennamen handelt.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Systemvoraussetzungen:

Um einen reibungslosen Ablauf des Programms zu gewährleisten, muss der verwendete Computer folgende Leistungsmerkmale erfüllen:

Systemvoraussetzungen Microsoft Windows PC:

– Windows 98, XP, 2000, ME ab Pentium-Prozessor II oder schneller

– mindestens 64 MByte Arbeitsspeicher

– QuickTime Player oder Windows Media Player müssen installiert sein

– Soundkarte 16 Bit, CD-ROM (4-fach), Lautsprecher

– Graphikauflösung mind. 800 × 600 Pixel, mind. 16 Bit, empfohlen 32 Bit

– Maus

Installation und Starten des Programms

Die CD ist mit einem Autostart ausgerüstet. Das Programm startet nach dem Einlegen der CD selbstständig, wenn die Autostartfunktion unter Windows aktiviert ist.

Vorwort zur 3. Auflage

Menschliche Freiheit ist endliche Freiheit.

Der Mensch ist nicht frei von Bedingungen,

sondern frei, zu ihnen Stellung zu nehmen.

(Viktor Frankl)

Im Fokus von Kinästhetik stehen die Bewegungsgrundlagen menschlicher Funktionsmöglichkeiten – der handelnde Mensch in seiner Umgebung. Empfinden, Fühlen, Denken, Handeln im Selbst- und Weltbezug unterliegt körperlich erlebbarer Faktoren, die durch die menschliche Fähigkeit zur Bewusstheit, zur Selbstreflexion und zum Lernen im Sinne einer höheren Adaptionsfähigkeit und Wahlfreiheit reguliert und gesteuert werden können. In der Interaktion des Menschen in seinen sozialen Bezügen und in verschiedenen Umgebungen ergeben sich daraus Möglichkeiten zur Verhaltensveränderung und/oder zur Veränderung der Umgebung.

Drei Sätze, der Versuch einer Verdichtung zu Herkunft, Grundannahmen, Wissens- und Forschungshintergründen und Praxiserfahrung mit diesem bewegungsbasierten Konzept über das Urmenschliche in uns, unsere Fähigkeit zur Selbstbewusstheit und zum Lernen. Jedenfalls sehe ich es so, aus meinem Blickwinkel heraus, nach fast 25-jähriger Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, den Wirkungsfaktoren, den Bezugswissenschaften, den integrierten Methoden und der Erfahrung aus der beruflichen Praxis, dem Unterrichten und dem Lehren. Dabei möchte ich die Erfahrungen in meinem persönlichen Leben mit diesem Konzept als 32-jährige genauso wenig missen, wie meine heutigen als 56-jährige berufstätige Frau.

Dem gegenüber eine heute nicht einzigartige Nachfrage eines ambulanten Pflegedienstes in meinem Wohnviertel: „Können Sie oder einer Ihrer Kollegen für unsere Mitarbeiterinnen eine Kinästhetik-Fortbildung geben. . . für drei Zeitstunden zwischen 15.00 und 18.00 Uhr.Wenn es funktioniert, gerne mehr von diesem Auftrag für andere der 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Die Fortbildungsbeauftragte räumte selbst ein, dass das wahrscheinlich weder die gelebte Pflegequalität, noch die Gesundheits- und Pflegekompetenz der Fachund Hilfskräfte erweitern könne, aber – „bitte drei bestimmte komplexe Bewegungsabläufe zur Anwendung in der häuslichen Pflege vermitteln, laut Anweisung der leitenden Fachpersonen.“

Ja, gern arbeite ich mit interessierten Personen für drei Stunden, um mit ihnen zu erkunden, was machbar und möglich ist in diesem Zeitraum, undwohin es gehen kann bei denen, die interne Motivation finden. Die neurophysiologischen Aspekte dieser Motivation werden in der Bereitschaft deutlich, sich der gespürten Rückwirkung des Handelns mit pflegeabhängigen Personen im eigenen Körper bewusst zu werden, um über Handlungsalternativen zu entscheiden und diese entwickeln zu können. Dies ermöglicht erst die besonderen Eigenschaften, die diesem bewegungsbasierten Konzept zugeschrieben und letztendlich auch erwartet werden, wenn Kinästhetik oder Kinaesthetics als „multiples Handwerkzeug“ für pflegende, betreuende, therapierende, rehabilitierende oder pädagogisierende Absichten angefordert wird.

Kinästhetik kann immer nur das sein, was Personen in ihrer beruflichen Arbeit (oder in ihrem persönlichen Leben) damit gestalten können. Sie ist und bleibt vom Kontext abhängig. Rahmenbedingungen, Lernzeiten, verschiedenen Formen der Lernunterstützung, Erfahrungen und Sichtweisen der Entscheidungsträger, Akzeptanz im kollegialen Kreis, den persönlichen Lernerfahrungen, die sozialen Bewertung, beruflichen Aufgaben, Absichten und Ziele, Lernbereitschaft und Lernfähigkeit, Belastungsfaktoren u.v. m., sind die bedingenden Faktoren, wann, wo und wie es dazu kommt.

Das Erkennenwesentlicher Faktoren in der menschlichen Fortbewegung und Handlungsfähigkeit und der wesentlichen Umgebungsbedingungen gestaltet eine, die betroffene Person unterstützende helfende Beziehung, sofern sich daraus schon eine Verhaltensanpassung ergeben kann. Das Erste erscheint einfach. Es ist eine Besonderheit von Kinästhetik, mittels extremer Vereinfachungen „begreifbare“, durch strukturierte Aktivitäten nachvollziehbare Bewegungserfahrung vermitteln zu können, und damit die offensichtlichen Inhalte der Kinästhetik zu den Themen Interaktion, Anatomie, Bewegung, Funktion, Beziehung und Umgebung. Wird Wissen und Erfahrung allerdings nicht in das eigene Bewegungs- und Verhaltensrepertoire integriert, bleibt Kinästhetik relativ unbrauchbar. In der Regel verhindert ein gezieltes Einüben von Bewegungsabläufen den körperlichen Lernprozess, der die Möglichkeiten von Kinästhetik erst begreifbar macht. Trotzdem ist es möglich, das eine zu tun, um das andere anzuregen, oder das andere in den Vordergrund zu stellen,umes für die berufliche Praxis zu fokussieren, damit es verstanden und brauchbarwerden kann. Dies fordert dann allerdings die berufliche Entwicklung der Menschen heraus, die Kinästhetik in der als berufliche Arbeit als Praxisanleiter, als Berufspädagogen, als Kursleiter oder als Fort- und Weiterbildner vermitteln.

Wesentliche Faktoren erkennen, einschätzen und ihnen mittels angemessener Verhaltensanpassungen und/oder Lernangeboten folgen zu können, gestaltet eine Fortbewegungsaktivität, eine dreistündige, eine mehrtägige Fortbildung, eine längerfristigeWeiterbildung, eine individuelle Anleitung einer pflegenden Angehörigen oder einen lebenslangen eigenen Lernprozess gleichermaßen. Überwiegende Orientierung hierbei ist gespürte Rückwirkung des eigenen Fühlen, Denken und Handeln. Hier entsteht der großeWert des Konzeptes. Wir lernen wieder hinzuspüren, um Entscheidungen zu treffen, wie, was, wann und wofür wir etwas tun. Das unterstützt und stärkt unser Selbstempfinden, unsere Lebensentwicklung, unsere Gesundheit und natürlich auch unsere berufliche Kompetenz. Und es stützt und stärkt die Personen, für die wir unsere berufliche Arbeit tun.

Ich danke an dieser Stelle den Personen, die mich in den letzten Jahren mit ihrer beruflichen und persönlichen Bereitschaft in Weiterbildung und Leben durch eine bewegte und wichtige Zeit begleitet haben, Dr. med. Rüdiger Brand, Berlin, Dr. phil. Thomas Busch, ehemals Berlin, Dr. med. Wolf E. Büntig, Penzberg, Johann W. Kluczny und Eli Wadler, Herzelia, Israel, meinen Kolleginnen und Kollegen und den anderen Menschen aus meinem Leben, mit denen ich verbunden bin.

Ina Citron

Berlin, Februar 2011

„Die Lernfähigkeit des Menschen durch den eigenen Körperzu entdecken und sie in achtsamen Bewegungen zukommunizieren und weiterzuentwickeln ist das grundlegendeThema meiner Arbeit“.

Ina Citron ist Dipl. Sozialpädagogin, Sportpädagogin und leitet das Fort- und Weiterbildungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Kinästhetik und Kommunikation e.V.. Sie ist anerkannte Kinästhetik-Lehrtrainerin, NLP-Lehrtrainerin (DVNLP), Feldenkrais-Pädagogin (FVD) und Körperpsychotherapeutin (HPG). Sie unterrichtet und lehrt Kinästhetik seit 1990 für Fachpersonen aus dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen. Seit 1995 bildet sie Kinästhetik-Trainerinnen und -Trainer aus, und bietet seit 2005 eine modularisierte Weiterbildung zur Kinästhetik-Lehrtrainerin/Bewegungspädagogin an. Außerdem arbeitet sie in freier körperpädagogischer und körperpsychotherapeutischer mit Kindern und Erwachsenen, die von schwerer Krankheit oder Behinderung betroffen sind und deren Angehörigen.

Geleitwort

„Es geht darum, einen erlebbaren Standort und nicht mehr nur einen gewußten Standort einzunehmen.“ (Heinrich Jacoby)

Eine der Hauptaufgaben von uns Menschen ist es,Wahrnehmung, Körperreaktionen, Gefühle, Denken, Verhalten und Sein in einem Prozeß so zusammenzufassen, daß wir ein stimmiges Selbstkonzept und Weltbild entwickeln und aufrechterhalten können. Dies geschieht, indem wir auf der Grundlage unserer individuellen Einstellungen und Überzeugungen Bedeutungen und Erklärungen von Handlungen und Verhalten erzeugen und diese mit den verhaltensauslösenden Erinnerungen und zukünftigen Erwartungen in einem gegebenen sozialen und natürlichen Kontext verknüpfen. Ein Großteil dieser Entstehung des Selbstbildes spielt sich außerhalb der bewußten Wahrnehmung ab. Die menschliche Sprache, das bevorzugte Instrument des Bewußtseins und zwischenmenschlicher Kommunikation, wird ebenfalls stark von unbewußt bleibenden Faktoren geleitet. Umso mehr sind unsere emotionalen Reaktionen (z. B. Angst), körperlichen Empfindungen (z. B. Muskelspannung) und unsere Ausdrucksbewegungen unbewußt.

Das vorliegende Buch handelt von menschlicher Kommunikation unter besonderer Berücksichtigung der sensomotorischen Kommunikation zwischen Personen. Zu einem Zeitpunkt, in dem noch nicht einmal die menschliche Kommunikation in ihrer Vielfalt vollständig erfaßt und systematisiert ist, stellt sich die Frage, ob die Bedeutung der sensomotorischen Aspekte zwischenmenschlicher Interaktionen für die Entwicklung des Menschen in seinen sozialen Kontexten (Familie, Gesellschaft, Kultur etc.) eine befriedigende Erklärung erlaubt.

Kommunikation ist ein Begriff mit vielen Bedeutungen. Wenn Sie mit einem anderen Menschen kommunizieren, hören Sie dessen Sprache und Stimme, nehmen dessen Verhalten und körperliche Reaktionen wahr und reagieren mit Ihren eigenen Gedanken, Worten, Gefühlen und körperlichen Reaktionen auf das Wahrgenommene: Jeder Kommunikationsschritt ist eine Antwort auf eine vorherige Aktion und enthält damit eine spezifische Reaktion. Unsere Bewegungen und körperlichen Reaktionen sind eine Widerspiegelung unserer Gedanken und Gefühle und machen unsere innere Einstellung im Ausdruck einer Körperhaltung bereits sichtbar, bevor wir beginnen zu sprechen.

Individuelle Kommunikationsfähigkeit und deren Voraussetzungenwerden während der lebensgeschichtlichen Entwicklung eines Menschen in einem spezifischen sozialen und kulturellen Kontext herausgebildet. Sensomotorische Kommunikation ist ein besonderer Bestandteil in der Eltern-Kind-Beziehung, durch sie entsteht das erste sozial-emotionale und psychophysische Lernfeld eines Kindes.

Da in nahezu allen zwischenmenschlichen Interaktionen kommuniziert wird, haben selbst geringe Veränderungen oder Verbesserungen eine multiplizierende Wirkung auf den Effekt des Kommunikationsgeschehens. Umso mehr ist bekannt, daß bei Einschränkungen in der Entwicklung, Beziehungsfähigkeit und den Entfaltungsmöglichkeiten eines Menschen, bei einer angestrebten Korrektur und Lösung auf allgemeine Kommunikationsmethoden und spezifische Interventionstechniken mit Bewegung, Atmung und Körper in besonderer Weise zurückgegriffen wird.

Kinästhetik versteht sich als ein Modell sensomotorischer Kommunikation, mit dem einerseits das Bewegungsverhalten eines Menschen in sozialen Kontexten bewußt analysiert, geplant und gestaltet werden kann. Darüber hinaus stellt Kinästhetik Ihnen Methoden, Interventionstechniken und Möglichkeiten der Anpassung und Veränderung zur Verfügung, die helfen können, die körperlichen Erscheinungen von Gesundheitsproblemen und anderen Einschränkungen im alltäglichen und beruflichen Leben zu erkennen und zu überwinden.

In jeder beruflichen Tätigkeit mit jungen oder älteren Menschen, die aufgrund von Entwicklungsbehinderungen, Krankheiten oder Alterserscheinungen in ihrer Bewegungs- und Entfaltungsmöglichkeit eingeschränkt sind, stellt die Fähigkeit, sensomotorische Methoden der Kommunikation zielgerichtet und handlungsorientiert einzusetzen, eine hohe professionelle Kompetenz zur Wiedererlangung oder Förderung der Gesundheit dar.

Nicht alleine für soziale und pflegende Berufe ist die Bewußtheit über die sensomotorischen Seiten der menschlichen Kommunikation von Bedeutung. Sich selbst in der Interaktion mit Menschen körperlich erleben und angleichen zu können heißt, sich selbst wahrzunehmen und die Wirkung der Botschaften des anderen in ihren körperlichen, emotionalen, sozialen, kognitiven, sinnlichen etc. Aspekten zu erleben.

Wohlbefinden und Gesundheit drücken sich körperlich aus: unmittelbar und eindeutig. Aufmerksam und achtsam für die eigenen körperlichen Hinweise und Botschaften zu werden verhilft Ihnen zu einer harmonischen Form der Selbstregulierung, fördert Ihre Gesundheit und unterstützt einen kreativen Umgang mit sich selbst und folglich auch mit anderen Menschen.

Den Bereich der sensomotorischen Kommunikation und Bewegungstätigkeit im Rahmen der menschlichen Kommunikationstätigkeit zu sehen ist ein innovativer Zugang. Betrachten wir den Kommentar einer Patientin: „Wenn Sie mit mir gehen, fühle ich in mir Ihre Kraft zu Gehen. Ich nehme teil an der Stärke und Freiheit, die Sie besitzen. Ich habe teil an Ihrer Kraft, Ihrer Wahrnehmung, Ihren Gefühlen, Ihrem Leben. Ohne es zu wissen, machen Sie mir ein großes Geschenk... Ich nehme teil an anderen Menschen, wie ich an der Musik teilnehme. Ob es andere Menschen mit ihren eigenen, natürlichen Bewegungen sind oder die Bewegung der Musik, immer teilt sich mir dieses Gefühl der lebendigen Bewegung mit – nicht nur der Bewegung, sondern auch des Lebens.“ (Oliver Sacks: Awakening – Zeit des Erwachens, S. 337)

Das vorliegende Buch bietet die Möglichkeit, einige wesentliche Schritte in dieses vernachlässigte Gebiet hinein zu tun. Und es ist das besondere Verdienst der Autorin, daß auf alle wesentlichen Komponenten der Wahrnehmung, des Erlebens und der Korrektur sensomotorischer Kommunikation eingegangen wird.

Die Sprache sensomotorischer Kommunikation sind die strukturellen Bedingungen des Körpers, seine Möglichkeiten zur kinästhetischen Selbstwahrnehmung, die Analyse des Bewegungsverhaltens und der Faktor des Gleichgewichts im Schwerkraftfeld. Das Buch, das Sie in Ihren Händen halten, leistet nützliche Hilfestellungen, um sich der sensomotorischen Kommunikation bewußt zu werden und die eigene sensomotorische Kompetenz persönlich wie beruflich zu erweitern.

Auch wenn das vorliegende Buch für Menschen geschrieben wurde, die eine soziale und pflegerische Tätigkeit ausüben, wendet es sich gerade auch an jene, die den „eigenen Tempel der Seele“ und den „Resonanzraum des Geistes“ kennenlernen und erweitern möchten.

Berlin, im Juli 1998

JohannW. Kluczny

Inhaltsverzeichnis

I Theoretische Grundlagen

1 Kinästhetik im Überblick

1.1 Einführung

1.1.1 Geschichte der Kinästhesie

1.1.2 Herkunft und Ziele des Konzepts Kinästhetik

1.2 Kinästhetik in der beruflichen Fortund Weiterbildung für Pflegeberufe

1.3 Aufbau des vorliegenden Buches

2 Kinästhetik als Konzept über die Grundlagen menschlichen Lernens

2.1 Verhaltenskybernetischer Ansatz der Kinästhetik

2.1.1 Was bedeutet Kybernetik?

2.1.2 Regelkreis und negative Rückkopplung

2.1.3 Perzeptiv-motorische Aspekte

2.1.4 Social Tracking (Folgen und Führen in sozialen Systemen)

2.1.5 Verhaltenskybernetische Aspekte im Lernen durch Kinästhetik

2.2 Körperpädagogisches Konzept der Kinästhetik

2.2.1 Ziele der körperpädagogischen Arbeit

2.2.2 Themenbereiche der Kinästhetik

2.2.3 Unterrichtsstruktur

2.2.4 Kommunikatives Bewegungslernen für Pflegende

2.3 Lerntheoretische Ansätze in der Kinästhetik

2.3.1 Möglichkeiten und Notwendigkeiten lebenslangen Lernens

2.3.2 Organisches Lernen

2.3.3 Neurophysiologische Aspekte des Lernens

2.3.4 Unterschiede zwischen der Feldenkrais-Methode und Kinästhetik

2.4 Bewegungs- und tanzpädagogischer Ansatz der Kinästhetik

2.5 Beziehung und Kommunikation

2.5.1 Sensomotorische Aspekte der Kommunikation

2.5.2 Ganzheit

2.5.3 Humanistische Psychologie

3 Gesundheitsentwicklung durch Bewegung

3.1 Körper und Gesundheit

3.1.1 Bewegungsmangel und Bewegungsdefizite

3.1.2 Der Körper als selbstregulierendes System

3.1.3 Störungen der körperlichen Selbstregulierung

3.2 Entstehung und körperliche Auswirkungen von Stress

3.2.1 Entstehung von Stress

3.2.2 Körperliche Auswirkungen von Stress

3.3 Erwartungen, Haltungen, Glaubenssätze und Gesundheit

3.4 Körperwissen und Körperlernen

3.4.1 Körperwissen

3.4.2 Körperlernen

3.5 Bewegungsökonomie

3.5.1 Ökonomie kindlicher Bewegungsmuster

3.5.2 Koordinative Bewegungsfähigkeiten

II Anleitung zum kommunikativen Bewegungslernen

4 Lernen durch körperliche Erfahrung

5 Bewegungsempfindung

5.1 Muskelspannung, Gelenkbewegung und Gleichgewicht

5.1.1 Muskelspannung

5.1.2 Gelenkbewegung

5.1.3 Gleichgewicht

5.2 Muskelarbeit und Bewegungsempfindung

5.2.1 Wahrnehmung von Gewichtsunterschieden

5.2.2 Empfindungsfähigkeit und Muskeltonus

5.2.3 Muskeltonus und Bewegungsfähigkeit

5.3 Bewegen undWahrnehmen

6 Menschliche Bewegung

6.1 Äußere und innere Körperbewegungen

6.1.1 Äußere Körperbewegung

6.1.2 Innere Körperbewegung

6.2 Bewusst gesteuerte und automatisierte Bewegungsabläufe

6.3 Muskelkraft und Schwerkraft

6.4 Halten und Fortbewegen

6.5 Gewichtsverlagerung und Gleichgewicht

6.6 Gewichtsverlagerung um verschiedene Körperachsen

7 Körperliche Struktur

7.1 Knochen und Muskeln

7.2 Körperteile und Bewegungsräume

7.2.1 Kontaktzonen und Bewegungszonen

7.2.2 Wirksame Kontaktzonen an den Körperteilen

7.3 Isolierte Bewegungsmöglichkeiten der Körperteile

7.3.1 Isolierte Bewegungsmöglichkeiten der Körperteile entdecken

7.3.2 Heben, Rutschen und Rollen von Körperteilen

7.4 Integrierte Bewegungsmöglichkeiten der Körperteile

8 Körperliche Orientierung

8.1 Höchster Punkt

8.2 Tiefste Punkte

8.2.1 Gewichtstransfer zwischen höchstem und tiefstem Punkt

8.3 Körperquerachse

8.4 Körperlängsachse

8.5 Körperdiagonalen

8.6 Vorderseiten und Rückseiten

8.6.1 Vergleich zwischen Vorder- und Rückseiten

8.6.2 Orientierungsritual

8.7 Bewegungsintegration der Bezugsebenen körperlicher Orientierung

9 Bewegungsverhalten

9.1 Sequentielle Bewegung und En-bloc-Bewegung

9.1.1 Sequentielle Bewegung

9.1.2 En-bloc-Bewegung

9.2 Parallele und spiralige Bewegungsmuster

9.2.1 Paralleles Bewegungsverhalten

9.2.2 Spiraliges Bewegungsverhalten

9.2.3 Drehen-Strecken und Drehen-Beugen

9.3 Körperpositionen

9.3.1 Grundpositionen

9.4 Fortbewegung und Handlungsbewegung

9.4.1 Fortbewegung im vertikalen Raum

9.4.2 Fortbewegung im horizontalen Raum

9.4.3 Handlungsbewegung

10 Bewegungsinteraktion

10.1 Bewegungsinteraktionen in der Pflege

10.1.1 Berührung und Kontakt

10.1.2 Qualität des Handlungsablaufs

10.1.3 Phasen der pflegerischen Interaktion

10.2 Sinnesfunktionen als Informationskanäle

10.2.1 Visueller Kanal

10.2.2 Auditiver Kanal

10.2.3 Kinästhetischer Kanal

10.3 Synchronisierte Bewegungsinteraktion

10.3.1 Zeitliche, räumliche und kraftdynamische Anpassung

10.3.2 Mittel der Bewegungssynchronisierung

10.4 Bewegungsinteraktionen im Gleichgewicht

10.4.1 Verstreben, Hängen und Sitzen

10.4.2 Hängen und Verstreben im fließenden Gleichgewicht

10.5 Bewegungsinformationen durch Druck und Zug

11 Umgebung des Menschen

11.1 Soziale, materielle und sensomotorische Faktoren der pflegerischen Umgebung

11.1.1 Soziale Faktoren

11.1.2 Materielle Faktoren

11.1.3 Motorisch-sensorische Faktoren

11.2 Umgebungsfaktoren der Pflegeperson

11.2.1 Einfluss der Pflegeperson auf ihre berufliche Umgebung

11.2.2 Stressreduzierung durch soziale Faktoren der Umgebung

11.3 Umgebung als Aspekt des sensomotorischen Lernens

11.3.1 Verhaltensveränderung durch Anpassung der Umgebung

11.3.2 Umgebungsveränderung durch die Pflegeperson

11.4 Bewegungsunterstützung durch die Umgebung

Übersicht über Bewegungsexperimente und Bewegungslernen

III Kinästhetik in der pflegerischen Anwendung

12 Idealtypische Bewegungsabläufe

12.1 Körperhaltung und Position der Pflegenden

12.2 Bewegungsunterstützung durch körperlichen Kontakt

12.3 Bewegungsunterstützung durch Körperbewegung

13 Bewegungsaktivitäten im Liegen

13.1 Aktivierungsritual

13.2 Aus der Rückenlage in die Seitenlage bewegen

13.3 Aus der Rückenlage in die Seitenlage bewegen, en bloc

13.4 In Seitenlage zur Bettkante bewegen

13.4.1 Variante: In Seitenlage zur Bettkante von sich weg bewegen

13.5 In Rückenlage zur Bettkante bewegen

13.6 In Rückenlage von der Transportliege ins Bett bewegen – experimentell

13.7 Aus der Rückenlage in die Bauchlage bewegen

13.8 In Rückenlage zum Kopfende bewegen

13.9 In Rückenlage zum Kopfende bewegen, en bloc

13.10 In Rückenlage zum Kopfende bewegen, mit zwei Helferinnen

14 Bewegungsaktivitäten zwischen Liegen und Sitzen

14.1 Aus der Rückenlage zum Sitzen im Bett bewegen

14.2 Im Sitzen gehen

14.3 Aus der Seitenlage zum Sitzen auf der Bettkante bewegen

14.4 Aus der Rückenlage zum Sitzen auf der Bettkante bewegen, en bloc

14.5 Aus der Rückenlage über die aufgestützte Bauchlage zum Sitzen im Bett

14.6 Bewegungsbegleitung aus der Rückenlage zum Sitzen im Rollstuhl – experimentell

14.6.1 Bewegungsbegleitung vom Sitzen im Rollstuhl zum Sitzen im Bett

15 Bewegungsaktivitäten zwischen Sitzen und Stehen

15.1 Aus der Sitzposition zum Stand bewegen

15.2 Bewegungsbegleitung beim Aufstehen aus dem Sitzen und beim Gehen

15.3 Bewegungsunterstützung beim Aufstehen vom Boden – zwei Helfende

15.4 Bewegungsbegleitung beim Aufstehen vom Boden

16 Bewegungsaktivitäten für Personen ohne Stehfähigkeit

16.1 Ohne Beinbelastung vom Sitzen zum Sitzen bewegen

16.2 Aus der Rückenlage über die aufgestützte Bauchlage zum Sitzen neben demBett

16.3 Ohne Beinbelastung aus der Seitenlage zum Sitzen bewegen, en bloc

17 Umgebungsveränderung zur Unterstützung von Bewegungsaktivitäten

17.1 Gestaltung einer handlungsunterstützenden Umgebung

17.2 Umgebung (Badewanne) als Bewegungsunterstützung

Literatur

Sachverzeichnis

I TheoretischeGrundlagen

1 Kinästhetik im Überblick

2 Kinästhetik als Konzept über die Grundlagen des menschlichen Lernens

3 Gesundheitsentwicklung durch Bewegung

1 Kinästhetik im Überblick

1.1 Einführung

1.1.1 Geschichte der Kinästhesie

1.1.2 Herkunft und Ziele des Konzepts Kinästhetik

1.2 Kinästhetik in der beruflichen Fortund

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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