Kinder stark machen - Vera Rosenauer - E-Book + Hörbuch

Kinder stark machen E-Book

Vera Rosenauer

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Beschreibung

Was können Eltern ganz konkret tun, damit sich ihre Kinder zu selbstbewussten Persönlichkeiten entwickeln und ein erfülltes Leben führen? Ihre Kinder meckern oft und sind unzufrieden? Sie fühlen sich manchmal überfordert mit den Kindern und fühlen sich gestresst? Menschen mit schwachem Selbstwert hadern ständig mit den eigenen Schwächen und Fehlern und suchen verkrampft die Bestätigung im Außen. Ein gesunder Selbstwert lässt uns mit der Grundüberzeugung sprechen und handeln, dass wir fähig sind, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen und auftauchende Konflikte zu lösen. Die gute Nachricht: Selbstwert ist nicht angeboren. Sie als Mutter oder Vater haben viel Einfluss darauf, wie sich das Selbstwertgefühl Ihres Kindes entwickelt. Ihre Sprache, Ihr Verhalten, Ihr Erziehungsstil – damit verhelfen Sie Ihrem Kind zu einem stabilen Selbstwert, zum sicheren Gefühl, wertvoll zu sein! Das Ziel ist die innere Sicherheit für Ihr Kind: "Ich fühle mich wertvoll, so wie ich bin – der Maßstab liegt in mir!" All das werden Sie in diesem Buch Schritt für Schritt an die Hand bekommen. Dies ist Ihr schnellster und bester Weg für Ihre Entwicklung und die Ihres Kindes! - Nicht nur eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern vielmehr ein aussagekräftiger Wegweiser für eine schnelle positive Entwicklung für Ihr Familienleben und das zukünftige Familienleben Ihrer Kinder - Wissenschaftliche Grundlagen und jede Menge Ideen, Anregungen und Gedanken, die Sie einfach umsetzen können, um das Leben Ihrer Kinder nachhaltig positiv zu beeinflussen - Lernen Sie sich selbst besser kennen, sodass Ihre Handlung sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten stets positiv ist, um ein gutes Vorbild für Ihre Kinder zu sein – tagein, tagaus! - Aus der Praxis für die Praxis: Viele aussagekräftige Antworten auf oft gestellte Elternfragen – damit ist ein besseres Verständnis und eine bessere Umsetzung garantiertSie wollen das beste Vorbild für Ihre Kinder sein, um ihnen alles mit an die Hand zu geben, was sie im späteren Leben brauchen? Entdecken Sie bis jetzt verborgene Wege und wirkungsvolle Alternativen zu überholten, eingefahrenen Mustern und eröffnen Sie sich neue Perspektiven auf Ihr Familienleben und Ihren Erziehungsalltag. Wenn Sie für sich und Ihre Kinder das Beste wollen, klicken Sie auf "Jetzt kaufen" und starten Sie in eine positive Zukunft!

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© 2020 Vera Rosenauer

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung bedarf der ausschließlichen Zustimmung der Autorin. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Verwertung, Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

ISBN Print: 978-3-948642-26-6

ISBN E-Book: 978-3-948642-27-3

Originalausgabe

Zweite Auflage 2021

© 2021 by Remote Verlag, ein Imprint der Remote Life LLC, Powerline Rd, Suite 301-C, 33309 Fort Lauderdale, Fl., USA

Produktleitung: Nico Hullmann

Manuskriptbearbeitung: Katrin Gönnewig & Nina Blank

Umschlaggestaltung: Wolkenart - Marie-Katharina Becker, www.wolkenart.com

Abbildungen im Innenteil: Vera Rosenauer – www.presentermedia.com

Satz und Layout: Wolkenart - Marie-Katharina Becker

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Abonnieren Sie unseren Newsletter unter: www.remote-verlag.de

Vorwort

Als mich meine geschätzte Kollegin Vera um ein Vorwort zu ihrem Buch gebeten hat, war ich im ersten Moment überrascht und dann – ich gebe es ehrlich zu – geehrt.

Diese Bitte war für mich auch ein Signal dafür, dass Frauen nicht unbedingt in Konkurrenz zueinanderstehen müssen, sondern sich unterstützen können.

Ich betone das deshalb so, weil ich gerade in der Mütterszene immer wieder beobachte, dass Fähigkeiten und Fortschritte verglichen werden. Sowohl die Fähigkeiten und Fortschritte der Kinder als auch die der Mütter untereinander. Wenn ein Kind etwas noch nicht kann, was das Nachbarskind beherrscht, fühlt sich die Mutter schnell als Versagerin. Schließlich ist sie die Bezugsperson und für die Entwicklung dieses kleinen Menschen verantwortlich.

Vera und ich sind beide selbst Mütter, Elternbildnerinnen und Vortragende. Wir schätzen den kollegialen Austausch. Indem Vera mich um ein Vorwort gebeten hat, haben wir beide die seltene Chance, den Lesenden zu zeigen, dass es in der Welt der Erziehung und Entwicklung auch anders gehen kann.

Dass dieses Buch das Selbstwertgefühl von Kindern zum Thema hat, ist für mich das sprichwörtliche Sahnehäubchen. Denn bei der Entwicklung des Selbstwertgefühls ist, neben vielen anderen Faktoren, die die Autorin wunderbar beschreibt, auch das Vorbild der Eltern entscheidend.

Kinder beobachten uns – Tag für Tag. Sie bemerken, wie ihre Eltern auf andere Menschen zugehen, wie wir auf sie reagieren und ob wir sie als Freunde oder als potenzielle Gefahr wahrnehmen. Daher bedeutet Unterstützung des Selbstwerts des Kindes immer auch Arbeit an sich selbst. Eltern sind gefordert, sich mit ihren eigenen Schattenseiten auseinanderzusetzen, ihre Stoppschilder und Trigger zu kennen. Das kann unbequem und anstrengend sein. Es lohnt sich aber allemal. Denn durch unsere Kinder entwickeln wir uns auch selbst weiter. Im Idealfall werden wir durch die Kinder zu besseren Menschen.

Die heutigen Kinder werden mehr denn je ein gesundes Selbstwertgefühl brauchen. Schließlich läuft die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten so rasant, dass wir heute noch gar nicht wissen, wie die Welt aussehen wird, wenn diese Kinder erwachsen sind. Sie werden sich mit Problemen des Umweltschutzes, der Klimaerwärmung und der Welternährung herumschlagen müssen. Wir haben jetzt wahrscheinlich überhaupt keine Vorstellung davon, wie die Berufe dann aussehen werden.

Alles was wir diesen Kindern mitgeben können, ist an erster Stelle Liebe und gleich danach ein stabiles Selbstwertgefühl und Bildung verbunden mit kritischem Denken. Diese Faktoren sind es auch, die ihnen die Sicherheit geben können, mit den Herausforderungen fertig zu werden.

Vera Rosenauer beleuchtet das Thema Selbstwert von verschiedenen Seiten. In einem eigenen Unterkapitel hat sie der Abgrenzung aller „Selbst“-Begriffe Raum gegeben. Sie widmet einen ganzen Abschnitt den allgemeinen Fragen zur Erziehung, die eng mit dem Thema Selbstwert verknüpft sind. Denn leider lässt sich Selbstwert nicht eintrichtern, sondern fußt auf unzähligen Einzelerfahrungen in verschiedenen Lebensbereichen, die das Selbstbild des Kindes begründen.

Besonders hilfreich für Eltern ist sicher der letzte Teil des Buches mit den praktischen Umsetzungstipps.

Ich wünsche dir, liebe Lesende, eine genussreiche Lesezeit mit vielen Erkenntnissen und viel Spaß bei der Umsetzung.

Ilse Maria Lechner

www.entfaltungsparadies.at

Was du in diesem Buch findest

Elternfrage: Mein Kind hat wenig Selbstbewusstsein - was kann ich tun? Wie kann ich beeinflussen, dass mein Kind selbstbewusst wird?

Diese zentrale Frage vieler Eltern ist wohl auch der Grund, warum du jetzt dieses Buch (oder auch deinen E-Reader oder dein Tablet!) in deinen Händen hältst.

Im Frühjahr 2020 kontaktierte mich der Verlag, ob ich mir vorstellen könnte, ein Buch über das Thema „Selbstwert stärken bei Kindern“ zu schreiben, weil ich auch Seminare und Online-Kurse zu diesem Thema gebe. Ich hatte bereits eine Menge an Material zu diesem Thema für und in ebendiesen Workshops gesammelt.

Zusätzlich wollte ich aber auch noch wissen, welche ganz aktuellen Fragen dazu meine Leserinnen haben könnten und um genau solche Fragen und Anliegen habe ich meine Newsletter-Abonnentinnen gebeten.

Außer der oben genannten ersten Frage wurden mir noch viele weitere gestellt, die du gekennzeichnet mit diesem Icon samt Antworten in den folgenden Kapiteln finden wirst.

Ich möchte dir mit diesem Buch keine simple Schritt-für-Schritt-Anleitung mitgeben, sondern vielmehr einen aussagekräftigen Wegweiser mit jeder Menge Ideen, Anregungen und Gedanken, anhand derer du deinen selbstbestimmten Weg für eine selbstwertstärkende Erziehung deiner Kinder finden kannst.

Eines möchte ich gleich vorausschicken: Zwecks besserer Lesbarkeit schreibe ich in der weiblichen Form – es sind natürlich immer alle Geschlechter gemeint!

Stell dir vor, mein Buch ist ein All-inclusive-Buffet – du kannst dir von allem nehmen, so viel du möchtest. Manches scheint vielleicht exotisch. Dann probiere es einfach aus, nimm einen kleinen Happen und wenn es dir „schmeckt“, dann hol dir etwas nach. Manches wird dir vielleicht sogar überhaupt nicht schmecken, dann lass es einfach weg! Das ist ok, denn:

Familie ist sehr individuell, da gibt es kein Patentrezept.

Das führt uns gleich zur nächsten Frage:

Ist die Methode zum Selbstwertstärken für alle Kinder gleich?

Auch wenn das Wort „Methoden“ im Untertitel dieses Buches vorkommt, möchte ich gleich klarstellen: hier geht es nicht um die einzige wahre Wundermethode, die alle Familien superharmonisch machen würde, indem man sie einfach nach einer Checkliste abarbeitet.

So einfach ist es nämlich leider nicht!

Familienleben ist wie gesagt individuell – was für die eine wunderbar passt, geht für die anderen gar nicht. 

Deshalb verstehe ich das Wort „Methode“ nicht im Sinne einer Rezeptur oder Gebrauchsanweisung, sondern als Impulse und Inspirationen für neue Vorgehens- und Verhaltensweisen. Ich möchte dir bis jetzt unentdeckte Wege und wirkungsvolle Alternativen aufzeigen, die du in deiner Ursprungsfamilie wahrscheinlich so nicht erlebt hast, und neue Perspektiven, neue Blickwinkel auf dein Familienleben und deinen Erziehungsalltag. Dazu findest du im Buch praktische Übungen, nachhaltig wirkende Selbstreflexionen sowie einfach umsetzbare Spiele und Rituale zum Ausprobieren!

Unter https://www.abenteuer-erziehung.at/selbstwert-download findest du diese Übungen auch als Download. Das Passwort dazu steht auf Seite .

Manches klingt vielleicht einfach – aber du wirst sehen, dass es nicht immer einfach ist, das Einfache auch im Alltag umzusetzen und zu leben. Aber gerade dabei möchte ich dir helfen, sodass du deine Zweifel ablegen und dein Eltern-Sein genießen kannst!

In dir stecken wahrscheinlich viele alte Muster, die du selbst als Kind mitbekommen hast. Manches ist vielleicht sogar schmerzvoll, wenn es darum geht, sich etwas näher anzuschauen und zu verändern.

Du wirst Übung brauchen, um neue Routinen zu entwickeln – Verhaltensweisen ändern sich nicht von heute auf morgen. Nimm und gib dir Zeit, sei geduldig mit dir selbst!

Vertrau auf dich und dein Bauchgefühl und vergiss nicht:

Umwege erhöhen nicht nur die Ortskenntnis, sie stellen sich oft im Nachhinein als das Beste des ganzen Weges heraus!

Eltern als Tourguide fürs Leben

Leitstern, Leuchtturm, Leitwolf – mit diesem Bild wird die Rolle der Eltern in der Literatur oft beschrieben. Entdeckst du die Gemeinsamkeit bei diesen Sprachbildern? Weder Stern noch Turm noch Wolf dienen als Ziel, sondern nur als Orientierung!

Der Kapitän steuert sein Schiff nicht direkt auf den Leuchtturm zu, sein Licht hilft ihm nur, den für ihn richtigen Weg zu finden. Der Leitwolf geht seinem Rudel voran.

Und so sind auch wir als Eltern nicht das Ziel für unsere Kinder, sie sollen nicht genauso werden wie wir. Wir wollen ihnen eine Richtung weisen und Vorbild sein!

Mein persönlicher Lieblingsvergleich für die Rolle der Eltern ist der Beruf des Tourguides oder Fremdenführers. Vor allem, weil ich selbst einige Jahre mit Gruppen von Reisenden in Europa unterwegs war und im Anschluss daran bis vor wenigen Jahren auch in Wien selbst Reiseleiterinnen ausgebildet habe.

Ich weiß, auf den ersten Blick hat Reiseleitung mit Erziehung nur wenig gemeinsam. Wer genauer hinschaut, findet aber viele Parallelen. Eine Reiseleiterin muss sich gut auf die Reise vorbereiten – Karten studieren, Besichtigungspunkte recherchieren, unterschiedlichste mögliche Herausforderungen erwägen und Lösungen dafür vorausdenken, vielleicht ein paar Vokabel der Landessprache lernen.

Sobald sie in der Früh ihre Gäste begrüßt, ist ständiger Rundumblick und volle Aufmerksamkeit angesagt. Geht niemand verloren? Braucht jemand ein Klo? Die Kirche, die sie mit der Gruppe besichtigen wollte, ist abgesperrt – was jetzt? Und dann hat da jemand noch einen Extra-Wunsch? 

Damit eine Reiseleiterin ihre Rolle gut erfüllen kann, braucht sie Gelassenheit, Kompetenz und Autorität. Füllt sie die Rolle nicht aus, entstehen Unruhe und Unsicherheit in der Gruppe.

Noch ein Wort zur Autorität: Ich spreche hier nicht davon, die Gruppe zu beherrschen und herumzukommandieren.

Diese Autorität, die ich meine, kommt einerseits aus der Rolle, die dieser Beruf verleiht: In einer Gruppe von 50 Personen muss es jemanden geben, der den Zeitplan macht und auch darauf schaut, dass dieser eingehalten wird (sonst gibt es vielleicht kein Abendessen!) oder die Route für den Stadtspaziergang vorgibt (sonst entsteht Chaos!).

Andererseits speist sich diese Art von Autorität aus vorab erworbenem Wissen, souveränem Verhalten und aus langer Erfahrung. Ich als Reiseleiterin hatte die zu besichtigende Stadt bereits mehrmals bereist und kannte mich aus, deshalb ist es nicht notwendig, dass jeder sich selbst seinen eigenen Weg zum nächsten Besichtigungspunkt sucht.

Das schafft Vertrauen und dadurch hat die Reisegruppe einen angenehmen und erlebnisreichen Urlaub!

Das ist mein Ziel: Ich möchte dich mit meinem Wissen und meiner Erfahrung begleiten, sodass du deine Elternrolle mit Gelassenheit, Kompetenz und einer guten Form von Autorität ausfüllen kannst!

Damit du das kannst, werden wir uns hier auch mit dem elterlichen Selbstwert beschäftigen, denn:

Du kannst deinem Kind nicht zu höherem Selbstwert begleiten als der Selbstwert, den du dir selbst gibst!

Daraus ergibt sich eine spannende Wechselwirkung:

Du stärkst dein Kind und löst dabei Prozesse auch bei dir selbst aus!Du stärkst dich selbst und dein Kind wird deine Entwicklung spiegeln, indem es dich nachahmt!

Du siehst: Viele Wege führen nach Rom – und Rom ist schließlich nicht die einzige Stadt!

Warum Selbstwert stärken so wichtig ist

Viele Eltern jüngerer Kinder haben Angst davor, dass ihr Kind später einmal in der Schule oder in der Freundesgruppe von Mobbing betroffen sein wird. Einen 100%igen Schutz davor gibt es natürlich nicht, aber wir als Eltern können viel zu einem positiven Selbstbild und zum Selbstwert unserer Kinder beitragen, sodass es unwahrscheinlicher ist, dass es je in Sachen Mobbing zu Täter oder Opfer wird.

Ein gesunder Selbstwert lässt uns mit der Grundüberzeugung sprechen und handeln, dass wir fähig sind, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen und auftauchende Konflikte lösen zu können. Ein selbstwertstarker Mensch hat keinen Antrieb, sich über andere Menschen zu erheben, er fühlt sich wohl in einer Umgebung, in der auf Augenhöhe kommuniziert wird und muss sich nicht auf Kosten anderer den eigenen Wert beweisen.

Menschen mit gut fundiertem Selbstwert können besser mit konstruktiver Kritik und auch mit böse gemeinten Angriffen umgehen – in diesem Buch geht es darum, was genau Eltern von Babys und Kleinkindern dazu beitragen können, wie sie die Erziehung gestalten können, sodass ihre Kinder einen positiven Selbstwert entwickeln.

Kurz gesagt: Selbstwert ist das mentale Fundament für ein gutes Leben!

Selbstwert – das Gefühl, wertvoll zu sein!

Selbstwertgefühl ist ein komplexer Zustand, der sich spontan einstellt, wenn die entsprechenden Bedingungen gegeben sind – oder eben auch nicht, wenn diese Bedingungen fehlen.

Nur Kinder, die sich gleichwürdig fühlen, können Selbstwert entwickeln!

Gleichwürdig – das Wort wurde von Jesper Juul geprägt, weil gleichwertig oft von Eltern falsch als gleichberechtigt oder überhaupt gleich verstanden wird.

Das Kind als gleichwertigen bzw. gleichwürdigen Menschen zu sehen, hat nichts mit Gleichheit oder Gleichberechtigung zu tun! Allein schon vor dem Gesetz werden wir erst mit der Volljährigkeit annähernd gleichberechtigt.

Als Eltern müssen wir uns unserer Aufsichts- und Versorgungspflichten immer bewusst sein, deshalb werden wir auch immer wieder mal Entscheidungen treffen (müssen), die unseren Kindern nicht gefallen. Aber wenn wir das tun, macht es einen Riesenunterschied, ob wir diktatorisch über das „Nicht-Gefallen“ dann mit Sätzen von oben herab drüberfahren oder das Kind in seiner Wut oder in seinem Kummer verstehen und auch trösten.

Mit dieser Haltung der Gleichwürdigkeit und der Beziehung auf Augenhöhe geht ganz stark die Erfahrung von Zugehörigkeit einher, die unser Kind Wurzeln schlagen lässt. Auf Basis dieser Wurzeln können sie wachsen und Flügel entwickeln (ich denke, du kennst dieses Sprichwort!).

Diese Erfahrung, in einer gleichwürdigen Umgebung aufzuwachsen, hat nichts mit einem kurzfristigen Glückgefühl zu tun, sie zeugt eher von einem grundlegenden inneren Frieden mit sich selbst.

Aber noch schnell ein Einschub, bevor hier ein Missverständnis passiert:

Kindern Anerkennung und Wertschätzung zu zeigen, sie als gleichwürdige Menschen zu sehen, bedeutet nicht, alles, was sie tun, bejubeln zu müssen oder zu allem Ja und Amen zu sagen!

Woran erkenne ich starken oder schwachen Selbstwert?

Menschen mit schwachem Selbstwert können folgende Symptome, Auffälligkeiten und Verhaltensweisen zeigen:

Schüchternheit, ZurückgezogenheitLeistungsangst, Blackout bei PrüfungenSelbstunterschätzungSelbstvorwürfeUnterwürfiges Verhalten und hohes Bedürfnis nach ZustimmungIronie und ZynismusSelbstzerstörerisches VerhaltenAngstzuständeSelbstüberschätzungPrahlerei und GrößenwahnHang zum LügenÜbermäßiges KonkurrenzdenkenÜbertrieben angepasstes VerhaltenReizbarkeit und aggressives VerhaltenProvokationMutlosigkeit, Resignation, GleichgültigkeitKontrollbedürfnis und PerfektionismusEifersuchtMachtstrebenhohe Risikobereitschaft, extremer Übermut

Ein Symptom ist immer ein Zeichen für ein Ungleichgewicht, ein Alarmsignal!

Aber keine Angst, viele der oben genannten Dinge können und werden auch punktuell auftreten, ohne dass wir gleich auf eine Krise schließen müssen. Und auch selbstwertstarke Menschen sind mal zynisch, gleichgültig, schätzen in einer Situation das Risiko falsch ein oder halten sich mal eher schüchtern im Hintergrund.

Wie immer macht die Dosis das Gift!

Betrachte die Liste also eher als eine Ansammlung von Anhaltspunkten, die du im Auge behalten kannst und wenn dir etwas öfter und langanhaltend auffällt, ist es wahrscheinlich eine gute Idee, da intensiver hinzuschauen.

Vieles ist aber auch dabei, dass als ganz „normal“ empfunden wird.

Warum? Mangelnder Selbstwert ist leider eher die Regel als die Ausnahme, deshalb sehen wir diese Symptome auch recht häufig und sie scheinen uns als normal! Und genau deshalb ist es auch so wichtig, dass du dich als Elternteil mit deinem eigenen Selbstwert auseinandersetzt.

Sind Kinder mit starkem Selbstwertgefühl automatisch Egoisten?

Nein – wobei ich in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen möchte, dass Egoismus oft zu einseitig negativ gesehen wird! Wer dauerhaft das Wohl der anderen über sein eigenes stellt und ausschließlich „selbstloses“ Verhalten an den Tag legt, wird vermutlich irgendwann in irgendeiner Form darunter leiden, weil ja das „Selbst“ verloren gegangen ist.

Manchmal ist es einfach notwendig, zuerst auf sich zu schauen, um dann auch für andere Menschen hilfreich sein zu können. Denk nur ans Flugzeug – bei Druckabfall in der Kabine sollen die Erwachsenen sich selbst zuerst die Sauerstoffmaske anlegen und danach Kindern dabei helfen!

Zurück zum Selbstwert – woran erkennen wir Menschen mit solidem, stabilem Selbstwert? Solche zeigen sich im Leben:

hilfsbereitempathischtolerantehrlichverständnisvollin sich ruhendhöflichneugierigentgegenkommendintegervertrauendeigenständigauthentischfreundlichaufrichtigwertschätzendgroßzügiggerechtverantwortlich

Ich gebe zu, so komprimiert klingt das fast wie die Beschreibung eines Heiligen 😉, aber ich denke, du weißt, wie ich das meine. Auf alle Fälle klingt das nicht nach einem Egoisten im negativen Sinn!

Das ist natürlich ein Idealbild, genauso wie auch niemand rund um die Uhr die oben genannten Symptome eines schlecht ausgebildeten Selbstwerts zeigt.

Wie viel Selbstwert darf man einem Kind mitgeben, dass es nicht zur Überheblichkeit kommen kann?

Wenn du jemandem begegnest, von dem du meinst, er hätte zu viel Selbstwert, bedenke bitte:

Übersteigerter Selbstwert ist ein rein äußerlicher Selbstwert, er kompensiert das Gefühl von innerer Minderwertigkeit!

Insofern können wir unseren Kindern nicht zu viel mitgeben. Außerdem – was uns fehlen würde, ist ohnehin ein verlässlicher, allgemeingültiger Messwert!

Wäre das vorliegende Buch eine technische Anleitung, könnte ich eine wunderbare Versprechung abgeben wie:

„Befolge diese Schritte, dann wird sich der Selbstwert deines Kindes um mindestens 50 % steigern.“

Dies wäre aber eine blöde Versprechung, denn wie wollen wir die Größe des Selbstwertes messen?

Wie es um das Selbstwertgefühl von jemandem steht, erkennen wir unter anderem auch an seiner Sprache.

Übung: Wie würde der Steckbrief deines Kindes aussehen?

Und weil wir hier ganz individuell unterwegs sein wollen, lege jetzt bitte gleich das Buch zur Seite und nimm dir ein Blatt Papier zur Hand!

Darauf erstellst du einen Steckbrief deines Kindes, indem du es beschreibst – seine Eigenschaften, seine Verhaltensweisen, seine Fähigkeiten, seine Talente, seine Besonderheiten etc.

Schreib alles auf, was dein Kind ausmacht. Wenn du mehrere Kinder hast, mach das bitte für jedes Kind einzeln!

Du kannst dazu die folgenden Fragen zu Hilfe nehmen:

Was sind die Haupttalente und Neigungen deines Kindes (soweit sie sich bereits auszuprägen beginnen)?Was sind die Vorlieben und Abneigungen?Was die Stärken und Schwächen?Wie geht dein Kind mit neuen Situationen um? Wie mit neuen Menschen?Welche Art von Spielen interessieren dein Kind?Wie ist seine Position in der Familie?Wie sein Umgang mit Geschwistern oder anderen Gleichaltrigen?Wie erreicht dein Kind seine Ziele?Was gelingt ihm gut, was nicht so gut?

Bist du damit fertig? Wirklich? Bitte nicht schummeln!

Wir werden im Laufe des Buches immer wieder auf diese Notizen zurückkommen, die du jetzt machst. Sie werden dir sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, das Selbstwertgefühl deines Kindes zu stärken!

Wie kommt ein Kind zu seinem Selbstwertgefühl?

So viele Worte mit „Selbst“ – ein bisschen Definition

Überleg mal, welche Substantive dir einfallen, die mit „Selbst“ beginnen?

Im Seminar sammeln wir diese Worte gern auf einem Flipchart und es ist spannend, welche da immer wieder schnell genannt werden und wie viele es eigentlich im täglichen Sprachgebrauch gibt.

Manche sind selbsterklärend, manch andere werden synonym verwendet, manche aber auch falsch!

Deshalb ist mir die Begriffserklärung zu Beginn wichtig, damit wir in Zukunft – gerade bei den wichtigsten Begriffen – auch wirklich dasselbe meinen, wenn wir dasselbe Wort verwenden.

Selbstbild ist das Bild, das wir uns von uns selbst, von unseren Eigenschaften, Fähigkeiten, Talenten machen. Es kann sich von dem Bild, das andere von uns haben, unterscheiden.

Selbstwert ist ein komplexes Konstrukt, das dazu führt, dass wir uns als wertvoll wahrnehmen. Das Gegenteil ist Minderwertigkeitsgefühl. Selbstwert ist nicht angeboren, er entwickelt sich im Laufe des Lebens in Auseinandersetzung mit der Umwelt.

Selbstachtung heißt, sich selbst anzuerkennen, unseren Selbstwert positiv zu bewerten und auch, dass wir uns selbst Anerkennung zusprechen können. Im Prinzip geht es darum, dass wir bei uns selbst einen guten Ruf haben!

Selbstbewusstsein bedeutet, dass wir uns unserer selbst bewusst sind. Wir erwerben es schrittweise und können es durch Krankheit oder auch durch Rausch kurzfristig verlieren.

Selbstwirksamkeit verspüren wir, wenn wir – manchmal auch schwierige – Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen und sofort eine Folge unserer Handlung sehen. Wir nehmen wahr, was wir bewirken.

Selbstvertrauen bezieht sich auf unsere Handlungen. Wir haben es, wenn wir grundsätzlich davon ausgehen, dass wir mit den an uns gestellten Anforderungen zurechtkommen werden. Dabei geht es vor allem um das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Selbstsicherheit ist erprobtes Selbstvertrauen. Wir gewinnen sie, wenn wir öfter erfahren haben, dass wir Herausforderungen erfolgreich begegnen konnten. Misserfolge, wenn sie gehäuft auftreten, können der Selbstsicherheit schaden.

Natürlich gibt es bei den einzelnen Begriffen auch Überschneidungen und „Abfolgen“, bei denen eines aus dem anderen folgt.

Wenn wir zum Beispiel mit Selbstvertrauen an eine Sache herangehen und sie gelingt, zeigt uns das unsere Selbstwirksamkeit und daraus entwickelt sich unsere Selbstsicherheit.

Aber all diese „Selbst-Substantive“ haben eines gemeinsam: sie sind nicht angeboren! Sie entwickeln sich im Laufe der Lebensjahre aufgrund unserer Erkenntnisse und sind Ergebnis verschiedenster Lernerfahrungen.

Anderes Beispiel, das du als Mama vielleicht kennst: Du tust und machst den ganzen Tag, du bist müde und hast trotzdem ein schlechtes Gewissen! Da ist es Zeit, am Selbstbewusstsein zu arbeiten – dein Körper gibt dir Zeichen, wann es Zeit ist für Pausen. Kleinere Pausen zwischendurch machen dich sogar effizienter – so greifen Selbstbewusstsein und Selbstmanagement wie kleine Rädchen ineinander!

Keiner dieser Begriffe kann einen anderen ersetzen, sie können und sollen sich ergänzen – im besten Fall zu einem harmonischen Ganzen!

Können wir denn sagen, was zuerst da war? Spielen wir ein wenig mit der „Henne-oder-Ei-Frage“.

Wie entwickeln sich Selbstwert, Selbstvertrauen & Co?

Dazu müssen wir uns ein wenig anschauen, wie unser Gehirn arbeitet.

Wenn es etwas gibt, dass unser Gehirn großartig kann, ist es Muster erkennen, vergleichen und ergänzen. Im Prinzip tut es den lieben langen Tag nur wenig anderes!

Es bekommt einen Reiz über die Sinnesorgane gemeldet und weist diesem Reiz anhand von Vergleichen mit bisherigen Erfahrungen einen Wert zu. Nehmen wir ein Beispiel aus der frühen Menschheitsgeschichte: Die Augen melden ans Hirn „großes, pelziges Tier“ und sofort wird verglichen: „Kennen wir das, haben wir damit Erfahrung?“

Ganz schnell müssen jetzt Abgleiche gemacht und das Gesehene in Kategorien wie „bekannt – unbekannt“ oder „gefährlich – ungefährlich“ eingeteilt werden. Erst danach können wir eine Entscheidung über das weitere Vorgehen (Jagd aufnehmen, kämpfen, flüchten) treffen.

Wir Menschen haben gelernt, jedem Reiz, den wir über unsere Sinnesorgane (also Auge, Ohr, Haut, …) aufnehmen, sofort einen Wert zuzuschreiben. Jeder Reiz erzeugt ein „Abbild“ im Gehirn, das sofort bewertet wird.

Das passiert ganz automatisch innerhalb weniger Sekundenbruchteile und fällt uns meist gar nicht auf. Wir können auch nichts dagegen tun, außer uns vielleicht bewusst zu werden, dass es passiert!

Vielleicht kennst du das: Du siehst einen bislang unbekannten Menschen und hast sofort ein Gefühl, ob dir derjenige sympathisch ist oder nicht. Passiert das bei jemandem, den du nur zufällig einmal in der U-Bahn siehst, spielt das keine Rolle. Aber ist das vielleicht ein neuer Arbeitskollege, mit dem du in Zukunft zusammenarbeiten wirst, kannst du bei spontaner Antipathie auch überlegen, ob die Ursache für selbige etwa in deiner Vergangenheit zu finden ist.

Liegt vielleicht eine Ähnlichkeit mit dem Zahnarzt vor, der dich so bei der letzten Wurzelbehandlung gequält hat? Oder hat der neue Kollege die gleiche spitze Nase wie der ehemals verhasste Lehrer in der Schule?

Durch die Bewusstmachung der spontanen Bewertung, die dein Hirn für dich getroffen hat, kannst du eine neue Bewertung treffen!