(Über)Lebenstraining für Eltern - Vera Rosenauer - E-Book

(Über)Lebenstraining für Eltern E-Book

Vera Rosenauer

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Beschreibung

In ihren Workshops erlebt die erfahrene Wiener Erziehungsberaterin Vera Rosenauer immer wieder hautnah, was Eltern wirklich berührt: Was bedeutet denn überhaupt Erziehung? Wie kann man den Selbstwert eines Kindes stärken? Was, wenn Kinder nicht hören wollen oder in der Trotzphase sind? Wie kann man Kinder fördern und fordern, ohne sie zu überfordern? Und was tun, wenn das zweite Kind kommt? All diese Fragen und noch viel mehr beantwortet die Expertin im vorliegenden Buch mit vielen alltagstauglichen Tipps. Auch das Thema Ernährung wird gestreift, denn als Ernährungstrainerin weiß die Autorin, dass Erziehung und Ernährung häufig zusammenhängen. Vera Rosenauer ist es dabei ein besonderes Anliegen, Mütter zu stärken und ihnen Sicherheit und Gelassenheit an die Hand zu geben. Denn bei allem Expertenwissen sollte niemals vergessen werden: Als Mutter sind Sie immer selbst die beste Expertin, vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl!

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INHALT

Abenteuer Erziehung…

…war ursprünglich der Titel einer Seminarreihe, die ich als Abschlussarbeit im Rahmen meiner Ausbildung als Lebens- und Sozialberaterin mit Schwerpunkt Erziehungsberatung konzipiert habe. Im Frühjahr 2008 hat das erste Seminar stattgefunden, wobei ich lieber von Workshop spreche, denn von den Teilnehmerinnen ist aktive Mitarbeit gefordert. Mittlerweile wurde in vielen Workshops heiß diskutiert, Fragen wurden gemeinsam erörtert und Eltern konnten sich mit Gleichgesinnten austauschen.

Ich möchte mich an der Stelle bei meinen Besucherinnen bedanken, die durch ihre Fragen und Anliegen meine Arbeit bereichern. Durch ihre aktive Teilnahme gleicht kein Workshop dem anderen, immer neue Aspekte werden eingebracht und halten so die Seminare lebendig.

Mit meiner Arbeit begleite ich Familien ab der Schwangerschaft bis etwa zum Volksschulalter der Kinder – ich habe mich auf die ersten Jahre spezialisiert, weil sie meiner Meinung nach die wichtigsten im Leben eines Kindes sind. Weltbild und Geschmacksprägungen entstehen, es werden wesentliche Weichen für die Zukunft gestellt.

Ich kombiniere die Themen Erziehung und Ernährung, weil sich in meiner Praxis gezeigt hat, dass beides oft zusammenhängt. So kann die Tatsache, dass ein Kind nichts essen will auch daran liegen, dass der Hochsessel einfach nicht altersadäquat ist.

Besonders am Herzen liegt mir, die Mütter zu stärken! Die Gesellschaft erwartet, dass sie nach der Geburt eines Kindes für die nächsten 18 Jahre glücklich zu sein haben, aber gleichzeitig wird Müttern gern die Schuld zugeschoben, egal ob die Kinder jetzt zu dünn oder zu dick, zu wild oder zu ruhig sind. Die oft geforderte Gelassenheit gibt es nicht einfach im Supermarkt zu kaufen. Mein Ziel ist es, den Müttern wenigstens ein Stück Gelassenheit und Sicherheit mit auf ihren Weg zu geben!

Dieses Buch ist sozusagen die Essenz aus meinem Workshop-Angebot, ein Streifzug durch Themen, die Eltern von Babies und Kleinkindern bewegen. Denjenigen, die schon Workshops besucht haben, mag es als Nachlese dienen, andere werden vielleicht durchs Lesen auf das „Live“-Angebot neugierig.

Den Büchertisch zum Schmökern ersetze ich hier durch Literaturempfehlungen, die direkt an die entsprechenden Kapitel angeschlossen sind.

Mir besonders wichtig erscheinende Aspekte und Sätze finden Sie leicht auffindbar neben diesem Zeichen – sie eignen sich mitunter sehr gut als Erinnerung auf einem Post-it auf dem Kühlschrank.

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit verwende ich die weibliche Form, Männer (und Väter) mögen sich natürlich ebenso angesprochen fühlen.

Dieses Buch ist bewusst kurz und prägnant gehalten, ich weiß nur zu gut, dass im Familienalltag meist nur wenig Zeit zum Lesen bleibt. Bitte beachten Sie, dass natürlich all dieses Expertenwissen gut und wunderbar ist, aber letztendlich sind Sie als Mutter die Expertin für Ihr Kind – verlieren Sie daher nie das Vertrauen in Ihr Bauchgefühl!

Denn dass sich Theorie und Praxis unterscheiden, ist schon länger bekannt – wie wir am Beispiel des Earl of Rochester sehen:

„Bevor ich heiratete, hatte ich sechs Theorien über Kindererziehung. Jetzt habe ich sechs Kinder und keine Theorie.“

John Wilmot, Earl of Rochester (1647–80), engl. Dichter

Erziehung – was heißt das eigentlich?

Bekanntlich wird das Gras nicht länger, wenn man versucht, daran zu ziehen – so sagt schon ein altes chinesisches Sprichwort.

Das ist mir immens wichtig, dass Erziehung nicht versuchen sollte, Kinder in eine bestimmte Richtung zu ziehen, sondern immer das eine Kind, um das es gerade geht, mit all seinen Besonderheiten, Talenten und Eigenschaften vor Augen zu haben. Genauso natürlich die beteiligten Eltern mit all ihren Besonderheiten, Talenten und Eigenschaften.

Ziel ist die Bedürfnisse aller Beteiligten nach Möglichkeit unter einen Hut zu bringen – das ist ganz schön schwierig und anstrengend. Verabschieden Sie sich von dem Glauben, dass das bei anderen Familien so einfach läuft!

Wann beginnt man eigentlich mit dem Erziehen?

Das ist eine mir oft gestellte Frage. Es ist noch gar nicht lange her, da wurde schon mit wenigen Monaten alten Babies mit dem Töpfchentraining begonnen und „schlechte Gewohnheiten“ wie Schreien sollten laut Ratgeberliteratur ignoriert werden, damit sie nicht verinnerlicht werden.

Meiner Meinung nach ist bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Baby mobil wird – also zu krabbeln beginnt – jedweder Erziehungsversuch fehl am Platz. Je jünger das Baby, umso mehr ist möglichst rasche Bedürfnisbefriedigung angesagt.

Ab dem Krabbelalter ist dann erstmals das Festlegen von Grenzen gefragt, rein zur Sicherheit des jungen Abenteurers. Hier greifen Eltern dann am besten zur „Erziehung durch Umweltgestaltung“ – wenn Sie Ihre wertvollen Weingläser (und Ihr Baby!) schützen wollen, dann räumen Sie die Gläser für die nächsten Jahre einfach in den Keller statt ständig das Krabbeln in Richtung Gläserregal zu verbieten! Auf Dauer gesehen zeigt aber ohnehin nur die „Erziehung durch Vorbild sein“-Wirkung – Kinder werden immer das tun und sagen, was Sie von Ihnen hören und sehen.

„Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild sein – und wenn es nicht anders geht, ein abschreckendes.“

Albert Einstein

Die Sicht der Evolutionsbiologen

Die klassische Pädagogik geht davon aus, dass Kindern etwas fehlt, das wir ihnen durch Erziehung beibringen.

Mir gefällt viel besser der Ansatz der Evolutionsbiologen, der besagt, dass alle Verhaltensweisen, die unsere Kinder an den Tag legen, in den letzten 10 000 Jahren ihren Sinn gehabt haben. So hat zum Beispiel das Schlafen in direkter Nähe eines Erwachsenen über viele Generationen das Überleben gesichert, denn nur der konnte gegen plötzlich auftauchende Raubtiere etwas tun. Nun sind Raubtiere in mitteleuropäischen Kinderzimmern eher selten anzufinden, aber der Drang ins elterliche Bett zu wollen ist nach wie vor da!

Kinder sind aus dieser Sicht somit perfekte Kinder und keine „unperfekten“ Erwachsenen und genau das sollten wir immer im Hinterkopf behalten.

Andererseits haben Kinder auch kein Anrecht auf perfekte Eltern – es ist ganz normal, dass Eltern Fehler machen oder auch mal ausrasten. Von wem sonst würden Kinder lernen, wie man Fehler wieder gut macht oder sich entschuldigt?

Literaturempfehlung:

Born to be wild – wie die Evolution unsere Kinder prägt

Dr. Herbert Renz-Polster, Kösel-Verlag

Erziehung – Stile und Ziele

Viele Eltern wissen ganz genau, dass sie „es“ nicht so machen wollen, wie es ihre eigenen Eltern gemacht haben. Wie genau jedoch die Alternative aussehen soll, wird nicht aktiv überlegt oder reflektiert. Im Stress, wenn das eigene Kind einem anderen Kind etwas wegnimmt oder es haut, wird dann auf die altbekannten Muster aus der Kindheit zurückgegriffen und später wundert man sich: „Jetzt hab ich genau so reagiert, wie ich nie wollte!“

Schauen wir uns also einige Erziehungsstile genauer an, Sie können dann für sich überlegen, was Ihnen aus Ihrer Kindheit bekannt vorkommt und zu welchen Mustern Sie neigen.

Der autoritäre Stil

Das eindeutige Erziehungsziel des autoritären Stils ist Gehorsam. Es hat das zu geschehen, was die Eltern wollen – Kritik oder Selberdenken ist nicht gefragt! Die Methoden der Wahl sind Bestrafung und/oder Belohnung (mehr über die Risken von Belohnung auf 44), die Beziehung ist streng hierarchisch.

Autoritär erzogene Kinder sind oft angepasst, fast ängstlich, reagieren dafür in der Pubertät häufig rebellisch. Sie haben die Welt strikt in schwarz und weiß, gut und böse sowie richtig und falsch eingeteilt kennengelernt und sind auch im Erwachsenenalter immer wieder auf der Suche nach einer Autorität.

Der antiautoritäre Stil

Hier lautet das oberste Erziehungsziel: individuelle Selbstentwicklung! Modern wurde dieser Stil in den 60ern des letzten Jahrhunderts im Zuge der Studentenbewegung – dem Kind ist alles erlaubt, denn es soll sich frei entfalten können. Bei kindlichen Wünschen ist elterliches Nachgeben gefragt – wenn die elterliche Geduld dann doch nicht ausreicht, kippen selbst strikt antiautoritär erziehende Eltern in autoritäre Muster!

Auf den ersten Blick scheint dieser Erziehungsstil für das Kind recht angenehm, doch gerade so grenzenlos erzogene Kinder machen sich in ihrer scheinbar maßlosen Art auf die Suche nach Grenzen, in der Pubertät manchmal sogar auf selbstgefährdende Weise.

Beide Stile werden und wurden natürlich nicht in „Reinform“ gelebt, meist ist es ein Schwanken zwischen diesen Polen.

„Alte Erziehungsmethoden kann man nur dann aufgeben, wenn man neue hat.“

John Gray

Was also ist dann ein empfehlenswerter Erziehungsstil?

Sozial-Integrativ, demokratisch, autoritativ, partnerschaftlich – viele Bezeichnungen finden wir hier, sie alle pendeln sich etwa in der Mitte der beiden oben genannten Stile ein. Können wir beim autoritären Stil sagen, hier erlebt das Kind „Grenzen ohne Freiheit“, beim antiautoritären „Freiheit ohne Grenzen“ – der Mittelweg, das Kind „Freiheit innerhalb von Grenzen“ erleben zu lassen, ist die denkbar sinnvollste Variante.

Beim Erziehungsziel wird es für die Eltern ein Stück schwieriger, das ist nicht mehr so genau und eindeutig vorgegeben. Es gilt sich über die eigenen Werte im Leben klar zu werden und sie dem Kind vorzuleben.

Wer zum Beispiel für sich feststellt, dass sein persönliches Erziehungsziel Selbstverantwortung ist – wird überlegen müssen, wo erlebt mein Kind, dass ich Verantwortung für mich selbst übernehme, wo bin ich Vorbild? Und andererseits Möglichkeiten suchen und finden müssen, wo sein Kind sich selbst als selbstverantwortlich erleben kann – vielleicht bei der Auswahl der Kleidung, bei altersadäquaten Entscheidungen oder beim Verkauf von nicht mehr gebrauchten Spielsachen auf dem Flohmarkt.

Genau dieses Leben persönlicher Erziehungsziele macht es natürlich auch schwer – wo nehme ich als Mutter oder Vater ein Vorbild her? Sehr hilfreich ist hier der Austausch mit anderen Eltern in Gruppen oder Workshops, wo verschiedene Ansätze und Ideen diskutiert werden können.

Die partnerschaftliche Eltern-Kind-Beziehung

Der Umgang von Eltern und Kindern ist am besten von Respekt geprägt und partnerschaftlich, doch Achtung, hier passiert oft ein Missverständnis – mein Kind als gleichwertigen Mensch zu sehen, heißt nicht, dass dieses Kind auch gleichberechtigt ist.

WICHTIG: Gleichwertig heißt nicht gleichberechtigt!

Wir Eltern haben mehrere Jahre Lebenserfahrung voraus und bei uns liegt die Entscheidung, welche Rechte und Verantwortung wir dem Kind überlassen – gemäß seinem Alter, seiner Entwicklungsstufe, seinem Temperament und seinen Talenten.

Erziehungsziel Selbstständigkeit

Selbstständigkeit ist ein Erziehungsziel, das ich oft von Eltern höre. Weil ich eine Freundin genauer Definitionen bin, frage ich gerne nach, was genau sie denn darunter verstehen. Dann herrscht meist Schweigen, gefolgt von Antworten wie:

„Na ja, das Kind soll seine Sachen selbst erledigen können“

„Es soll halt unabhängig sein“

„Schlafen im eigenen Zimmer“

Selbstständigkeit heißt für mich nicht, dass das Kind „selbstständig“ seine Schuhe anzieht, wenn die Eltern das von ihm verlangen – das wäre Gehorsam.

Jedes Kind strebt ganz von selbst nach Selbstständigkeit – es möchte sich selber umdrehen, selber gehen, selber sprechen, (irgendwann bestimmt sogar selber aus der elterlichen Wohnung ausziehen;-)). Das „Selber“ im Trotzalter ist ein schönes Beispiel dafür.

Allerdings bestimmt jedes Kind auch sein Tempo selbstständig. Es braucht eine sichere Basis und muss sich wohlfühlen, um die Motivation zum Selbstständig-Sein verspüren zu können. Ein schüchternes Kind wird nicht „selbstständig“ in eine Spielgruppe hineinlaufen, sondern sich alles zuerst einmal von Mamas Schoß ansehen. In dem Fall hängt auch viel von der persönlichen Sichtweise ab. Obige Situation kann die Mutter als Schwäche des Kindes interpretieren, als Angst vor anderen Kindern und sie kann sich bereits Sorgen um die Zukunft machen: „Oh, mein Gott, so wird mein Kind nie Freunde finden!“

Oder sie sieht es als Stärke ihres Kindes, dass es zuerst die Lage checkt und sich einen Platz unter den anderen Kindern sucht, wo es sich einklinken kann. Auf die Wichtigkeit der elterlichen Sichtweise kommen wir noch im Kapitel Selbstwert stärken (Seite →) zurück.

Mit der nötigen Balance zum Ziel – eine Gratwanderung

Ganz besonders müssen wir auf dem Weg zur Selbstständigkeit auf die Balance zwischen Festhalten und Loslassen, zwischen Fördern und Fordern, zwischen Schützen und Überbehüten achten. Dazu ein Patentrezept zu haben, wäre wohl der Wunsch vieler Eltern. Es ist ok, Fehler zu machen – wenn wir hinterher reflektieren und es in Zukunft anders versuchen.

Vielleicht probieren Sie es ab und zu sich selbst die Frage zu stellen: „Was nehme ich meinem Kind ab, das es selbst schon kann?“ Die Antworten darauf sind mitunter ganz schön schmerzhaft.

Natürlich sind wir schneller unterwegs, wenn das Kind im Buggy sitzt – aber könnte es nicht auch schon durchaus den Weg zu Fuß bewältigen? Natürlich mault das Schulkind, weil alle anderen die Schultasche getragen bekommen, und wir könnten uns das ersparen, wenn wir sie auch tragen würden. Den Weg des geringsten Widerstandes zu verlassen, ist notwendig, wenn das Kind Selbstständigkeit entwickeln soll und eine gute Investition in die Zukunft, in die eigene und in die des Kindes!

Stärken stärken

In unserer Gesellschaft ist eher üblich, an jemandes Schwächen herum zu feilen, als sich auf seine Stärken zu besinnen, um damit Herausragendes zu leisten.

Erinnern Sie sich an Ihre Schulzeit? Vier Seiten Text bei der Deutsch-Schularbeit und was ist deutlich rot markiert? Die drei Fehler! Vom Rest wird nicht gesprochen, was besonders gut war, wird nicht einmal erwähnt. Es ist also eine wichtige Aufgabe für Eltern, die Stärken ihrer Kinder wahr zu nehmen und die Kinder auch erleben zu lassen. Was genau können Eltern tun?

Tun Sie nichts für Ihr Kind, das es selber schon kann! Sagte schon Maria Montessori. Klingt leicht in der Theorie, ist oft schwierig in der Praxis – planen Sie für Aktivitäten etwa die dreifache Zeit, die Sie alleine brauchen würden. Wenn Sie einen Zweijährigen haben, werden Sie wissen, wovon ich spreche. Für 100m Fußweg kann man locker eine halbe Stunde brauchen, wenn man jede Ameise unterwegs mit Aufmerksamkeit würdigt!

„Mit Kindern vergehen die Jahre wie im Flug. Doch Augenblicke können zu Ewigkeiten werden.“

Jochen Mariss

Nichtsdestotrotz ermöglicht es den Kindern Kompetenzerlebnisse und wie groß ist die Freude, wenn etwas Neues geschafft wird. Wenn die Socken endlich dort sind, wo sie hingehören! Dieser Stolz kann nur von innen kommen und wir Eltern können dafür höchstens die Umgebung bereiten, aber die Leistung erbringt das Kind selbst.

Wenn mal etwas nicht funktioniert, können wir uns darauf verlassen, dass das Kind die Lehre selbst daraus ziehen wird. Wenn Ihnen ein „Das hab ich Dir ja schon vorher gesagt!“ auf den Lippen liegt, beißen Sie besser auf selbige und verkneifen Sie sich diesen Kommentar. Wer gerade gescheitert ist, braucht nicht noch eins drauf. Oder hören Sie das gerne?

Belassen Sie Situationen, in denenetwas schiefgeht, malin der Hand Ihres Kindes – vorausgesetzt natürlich, dass es keine Verletzungsgefahr gibt und nichts Wertvolles irreparabel zerstört werden kann. Sind die Schuhe falsch herum angezogen? Wenn nicht grad eine kilometerlange Wanderung ansteht, wird sich der orthopädische Schaden in Grenzen halten und das Kind bald merken, dass es andersrum bequemer ist.

Übrigens zeigt mir meine Erfahrung, dass Eltern oft davon ausgehen, dass ein Kind, das einmal eine schlechte Erfahrung mit den Folgen seines Verhaltens gemacht hat, dieses Verhalten nicht mehr wiederholt. Das hieße aber, von Kindern etwas zu verlangen, was Erwachsene nicht leisten können. Sonst würde ja niemand mehr falsch parken, wer einmal einen Strafzettel dafür kassiert hat…