Klara, Veränderung, Meditation, Erfüllung, Freiheit, Bedürfnisse, Selbsterforschung, Selbstverwirklichung - Dagmar Stimpfig - E-Book

Klara, Veränderung, Meditation, Erfüllung, Freiheit, Bedürfnisse, Selbsterforschung, Selbstverwirklichung E-Book

Dagmar Stimpfig

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Beschreibung

In Klaras Leben sieht es ähnlich wie bei vielen anderen aus: Sie hat eine Arbeit, einen Mann, zwei Töchter und ein Haus, dabei besteht ihr Leben aus Gewohnheiten und weitgehend unhinterfragtem Handeln. Erst mit zweiundvierzig Jahren wird ihr bewusst, dass sie mehr funktioniert als lebt und dass sie einige Dinge in ihrem Leben verändern will. Dieses Buch ist die Geschichte von Klaras Weg zu einem erfüllten Leben. Es ist kein Buch über eine Frau, die sich emanzipiert. Es geht um einen Menschen, der lernt, sich wieder auf sich selbst zu besinnen und seine Bedürfnisse wieder wahrzunehmen und anzuerkennen, um sich diese selbst zu erfüllen. In unserem Inneren haben wir alle es mit ähnlichen geistigen Mustern, Schwierigkeiten, Zweifeln und Hoffnungen zu tun, wie verschieden unsere Wege sich auch gestalten und wie verschieden wir als Personen auch sein mögen. Wenn wir in Verbindung mit uns selbst gehen und diese Verbindung vertiefen und lieben lernen, geschieht alles Weitere ganz von allein.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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KLARA

Eine Frau geht neue Wege

Dagmar Stimpfig

© 2023 Dagmar Stimpfig

2. Auflage, Vorgängerausgabe 2018

ISBN Softcover: 978-3-347-91990-7

ISBN Hardcover: 978-3-347-91991-4

ISBN E-Book: 978-3-347-91992-1

ISBN Großschrift: 978-3-347-91993-8

Druck und Distribution im Auftrag :

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag , zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Wo kämen wir hin,

wenn alle sagten,

wo kämen wir hin

und niemand ginge,

um einmal zu schauen,

wohin man käme,

wenn man ginge

Kurt Marti

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

VORWORT

EINLEITUNG

DER TRAUM

ZWEIFEL

SCHATTEN

MARC

EIN GESCHENK

DIE BOMBE PLATZT

NIGHT LINEAR

ACHTERBAHNFAHRT

DAHEIM

WEGWEISER ZUR FREIHEIT

SYNCHRON

DAS SEMINAR

NEUE WEGE

MARCS NEUE WEGE

LOS-LASSEN

KLARAS TRAUM

STETER WANDEL

NEU BEGEGNEN

ANGST

DER WEG IST DAS ZIEL

LIEBE

NACHWORT

Klara, Veränderung, Meditation, Erfüllung, Freiheit, Bedürfnisse, Selbsterforschung, Selbstverwirklichung

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

DER TRAUM

LIEBE

Klara, Veränderung, Meditation, Erfüllung, Freiheit, Bedürfnisse, Selbsterforschung, Selbstverwirklichung

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VORWORT

Jedes Wesen im Universum ist einzigartig. Und jeder einzelne von uns geht seinen ureigensten Weg.

Wenn wir unseren Weg in Einklang mit unserem Innersten, unserer Seele gehen, können wir uns selbst verwirklichen. Dann sind wir so „wie Gott uns gemeint hat“ und leben das Leben, das uns tatsächlich entspricht. Leider verlieren wir im Zuge des Heranwachsens mehr und mehr das natürliche Selbstverständnis, mit unserem eigentlichen Wesen in Verbindung zu sein und verlagern unsere Identität auf eine erworbene oder erdachte Persönlichkeit. Über kurz oder lang macht uns diese Trennung leer fühlen und unzufrieden.

Die gute Nachricht ist, dass wir das wieder verändern können und die verlorengegangene Beziehung zu unserem Inneren erneuern können. Dann können wir ein erfülltes Leben führen und unserer wahren Bestimmung folgen. Dabei sollte man bedenken:

Die offensichtlichen Missstände im Außen lassen sich leicht für die eigene Unzufriedenheit verantwortlich machen, jedoch hängt die Be-freiung von Altem weitaus seltener von der Veränderung äußerer Gegebenheiten ab, als weithin angenommen. Vor allem anderen muss die Unfreiheit im eigenen Innen erlöst werden, dann folgt die Veränderung im Außen ganz von selbst.

Gerne möchte ich meine Freude, den spirituellen Weg als den Lebens-Kompass zu erkennen, mit anderen, meinen Mit-Menschen, teilen.

Mögen alle Wesen glücklich sein!

DER TRAUM

Klara erwachte jäh aus einem äußerst intensiven und zugleich sonderbar befremdlichen Traum. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich von jener verwirrenden Welt zurück orientieren konnte und bis sie wieder wusste wo sie war, was heute für ein Tag war und dass das Ganze wahrhaftig nur ein Traum gewesen war.

Oh je oh je, was war das nur für ein schreckliches Produkt ihrer Fantasie gewesen?! Und dabei hatte sich im Traum alles so wirklich angefühlt! Zum Glück war alles nur geträumt – während das Hier und Jetzt gewartet hatte, ganz unbeeindruckt, nüchtern und unspektakulär.

Im Bann des eben Geträumten lag Klara auf ihrem Bett und dachte darüber nach. Etliche Male schon hatte sie die seltsamsten Dinge geträumt, irrationale, bizarre Dinge, und manches Mal hatte sie darüber gestaunt, was für Projektionen und Ideen aller Art ihr Unbewusstes produzierte, um „Liegengebliebenes“ und allerlei sonst wie „Unverdautes“ zu bearbeiten.

Doch irgendetwas war heute anders, bemerkenswert anders. Sie konnte ihren Traum nicht wie sonst ganz nebenbei auf die Seite schieben. Es war, als hätte dieser Traum ganz tief drinnen bei ihr angeklopft und sie hatte das starke Gefühl, dass ihr Innerstes ihr mit diesem Traum dringend etwas mitteilen wollte. Allmählich leuchtete Klara ein, dass sie sich ihrem Traum „stellen“ musste.

Im Traum war sie auf irgendeinem festlichen Anlass gewesen, einer Art Gartenparty. Die Leute machten allesamt den Eindruck, als würden sie sich sehr wohl fühlen und das Fest genießen. Was ihr ausgesprochen bizarr vorkam, da der Garten, in dem das Fest stattfand, von einer hohen Mauer umgrenzt war, über der sich obendrein ein gerollter Stacheldraht erstreckte. Nirgends gab es einen Ausgang. Zweifelsohne waren alle Gefangene, aber die Gäste waren schick angezogen und genossen Wein und Sekt. Vielleicht war es deswegen, dass sie das Dilemma nicht einmal bemerkten. Die Situation wirkte irgendwie unwirklich und die Atmosphäre war geradezu schauerlich, aber niemand außer ihr schien sich daran zu stören.

Auf seltsame Art und Weise wurde Klara bewusst, dass sie völlig nackt war und sich, von allen anderen unbemerkt, inmitten des Treibens befand.

Plötzlich entdeckte sie, dass ihr die Arme und auch die Beine fehlten. Sie fühlte sich den Umständen nun endgültig ausgeliefert. In ihrer Hilflosigkeit wandte sie sich an einen Gast, den sie anscheinend kannte.

Zu ihrem Entsetzen interessierte er sich keine bisschen für sie und reagierte einfach überhaupt nicht!

Mit einem Gefühl der Einsamkeit, des verletzt-Seins und der Ausweglosigkeit war sie aufgewacht.

Was war denn das??

War das die Realität in ihrem Innersten?

Bisher hätte sie einen Traum mit surrealen Elementen mit Hilfe ihrer verstandesmäßigen Art, die Dinge zu betrachten, aufgefangen. Beziehungsweise nur mit ihrem Intellekt besehen. Nach dem Motto: „Natürlich wohnen in jedem von uns allerlei Ängste, viele Verletzungen, Traurigkeit, auch Einsamkeit und so weiter und so weiter… das ist Teil unseres Unterbewussten…“ Selbst-verständlich wusste Klaras Verstand um diese Dinge und er ordnete sie normalerweise, sicherheitshalber umgehend und entsprechend, zu.

Durch das Zuordnen passieren zwei Dinge gleichzeitig: erstens ist dadurch der Intellekt vorübergehend befriedigt und zweitens, das ist noch besser, kann man vermeiden, diverse innewohnende starke Empfindungen an sich heranzulassen.

Manchmal werden am Tage, auch in ganz alltäglichen Situationen, solche starken Emotionen aus den Tiefen berührt, dann kommen sie nachts mit irgendwelchen Geschichten zu uns, um uns ihre Existenz zu demonstrieren. Denn sie würden sehr gerne wahrgenommen und gesehen werden. Wie Geister aus Geschichten, die spuken, bis sie endlich erlöst werden. Die Dinge in unseren Köpfen zu verstecken ist schon in gewisser Weise intelligent, denn das kann uns eine ganze Weile vor extremen Emotionen bewahren, vor unerwarteten Erschütterungen schützen oder/ und von übersteigerten Reaktionen abhalten.

Aber diesmal war es anders, Klara spürte das. Und sie ahnte, dass dies in der Tat sogar ein sehr kostbarer Moment war, daher wollte sie diese Gelegenheit auch nicht ignorieren. Sie war bereit, die Botschaft des Traumes zuzulassen. Die Empfindungen waren alle noch sehr präsent und sie fühlte sie und wollte sie sich allesamt nach und nach vergegenwärtigen.

Da war noch das Gefühl gewesen, „anders“ zu sein und darin nicht wahrgenommen zu werden. Sie schien in diesem Traum eigentlich ganz grundsätzlich nicht wahrgenommen zu werden!

Und auch diese Unfähigkeit, zu entkommen oder sogar überhaupt zu handeln!

Sie versuchte, zu erfassen, was das alles zusammen für ein Lebensgefühl ist. Inwieweit schlummerte dieses Lebensgefühl in ihren Tiefen und wie äußerte es sich in ihrem „realen“ Dasein? Was war das für eine Botschaft ihrer Seele, worauf wollte sie Klara hinweisen?

Das war wahrscheinlich die wichtigste Frage…

Vor einigen Jahren bei einer Zugfahrt war sie mit einem älteren Mann ins Gespräch gekommen. Er sagte damals, seine Weisheit des Lebens sei, dass alle Erfahrungen und „Lernaufgaben“ immer wieder zu uns kommen, wiederholt und hartnäckig, durch allerlei Lebensumstände und Situationen, in verschiedenen Formen und Gesichtern, damit wir die Fingerzeige und Botschaften unserer Seele eines Tages verstehen, um die für uns vorgesehenen Lernschritte zu machen. Zur Not müsse es manchmal sogar „krachen“, falls wir uns hartnäckig weigern sollten, eine bestimmte Lektion zu lernen.

Was dieser Unbekannte während der Zugfahrt gesprochen hatte, war für sie bisher ebenso eine theoretische Information gewesen, wie etwa die Anleitung zum Eigenbau eines Flaschenzugs: Bestimmt interessant, aber - es gibt ja so viel Interessantes. Genau genommen hatte sie sich bis zum heutigen Tag nicht wirklich damit auseinandergesetzt. „Botschaft der Seele“, das hatte so etwas… Pathetisches und dabei Abstraktes. Klara fragte sich, warum sie diese Worte eigentlich nie an sich herangelassen hatte. Es schien sich doch womöglich um einen hilfreichen Schlüssel zu handeln, durch den man das Leben und seine so eigenen Wege begreifen lernte. Dass sie bisher noch kein ernsthaftes Interesse am Eigenbau eines Flaschenzugs gehabt hatte, war natürlich egal. Aber zu hinterfragen – oder noch besser, zu begreifen – warum ihr das eine oder andere Ereignis im Leben widerfahren war, beziehungsweise was für eine Botschaft hinter bestimmten Geschehnissen steckte, war definitiv nicht egal, sondern sehr interessant. Wer weiß, wie viele Fingerzeige ihre Seele Klara schon geschickt hatte, um sie zur Reflexion über die eine oder andere Entscheidung anzuhalten. Vielleicht hätte es dann nicht bis zu ihrem zweiundvierzigsten Lebensjahr gedauert, um zu realisieren, dass ihr etwas fehlte und sie sich in ihrem Inneren so verletzt fühlte…

Der Mann im Zug damals hatte außerdem gesagt, dass alle Erfahrungen sich wie Spiralbewegungen verhielten: Auch nach Erlernen des jeweiligen Lernschrittes kämen sie erneut, dann aber eine Etage erhöht, bzw. verfeinerter, nämlich um das Gelernte zu vertiefen.

Vertiefen? Dies hier fühlte sich eher an, als wäre sie am Punkt Null und unfähig zu entkommen – als hätte sie bisher gar nie irgendeinen Schritt getan!

Hatte sie nie irgendetwas gelernt und lag am Urgrund ihrer Seele wirklich so viel Verzweiflung?

Wie war das denn nur möglich?

Die Gegebenheiten ließen es nicht zu, dass Klara ihren Grübeleien noch länger nachging.

Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war und wie lange sie seit dem Aufwachen dagelegen hatte, als sie sich plötzlich ins Jetzt zurückversetzt fühlte.

Draußen im Flur hatten sich Stimmen genähert und auch die deutlich hörbaren Geräusche von Schritten drangen zu ihr ins Zimmer, bis sie vor ihrer Türe anhielten.

Ihre Tochter Toni rief: „Mama, wo steckst Du denn? Wir wollten doch um neun zusammen frühstücken!“ Hiermit war die Intensität des Moments gebrochen. Klara beschloss, sich auf jeden Fall später am Tag genügend Zeit zu nehmen, um sich noch einmal in Ruhe und genauer mit der ganzen Sache zu beschäftigen.

Der Alltag scheint die Angewohnheit zu haben, uns komplett zu übernehmen. Das macht er so perfekt, dass wir völlig absorbiert davon sind – wir sind dermaßen beschäftigt damit zu funktionieren, dass ein deutliches Aufblitzen aus unserem Inneren uns ähnlich schockierend treffen kann, wie der überraschende Besuch einer bösen Schwiegermutter.

Eigentlich hatte Klara geglaubt, dass sie glücklich in ihrem Leben war. Und dass sie alles hatte, was sie sich immer gewünscht hatte. Dass alles gut war, so wie es war. Doch war es das?

Tatsächlich, manchmal fühlte sie unterschwellig eine gewisse Unzufriedenheit, hatte sie ein vages Gefühl von Mangel. Es nagte an ihr eine unbestimmte Sehnsucht. War denn ihr Leben eine Lüge?

Den ganzen Tag konnte sie an nichts anderes denken. Zu massiv war am Morgen der Einbruch in ihr Leben, ja in ihre Realität gewesen.

Oder war es vielmehr umgekehrt, nämlich ein Einbruch der Realität hinein in ihr Leben?

Es war Sonntag. Der „Alltag“ zuhause forderte Klara glücklicherweise nicht so unnachsichtig wie der an Wochentagen, wenn sie zur Arbeit gehen musste. So war ihr unkonzentriert-Sein nicht so folgenschwer und nur ab und zu sagte jemand zu ihr „Klara, alles klar bei Dir, wo bist Du denn?“, oder „Was ist denn heute mit Dir los, Mama?“.

Ihr Mann Marc war längst von einer Wanderung mit Freunden zurückgekehrt. Er saß am Esstisch und trank ein Glas Wasser. Er sah sie belustigt an, als sie beim Tischdecken geistesabwesend jedem zwei Messer neben den Teller legte. Sie machte nur eine Geste, die humorvoll andeutete, dass sie wohl ein bisschen verwirrt im Kopf sei, aber sie war sofort wieder in Gedanken.

Beim Mittagessen hatte sie kaum Hunger. Marc sah sie fragend und etwas besorgt an.

Auch an der eifrigen Konversation über die Sinnhaftigkeit beziehungsweise über die Sinnlosigkeit, an Gründonnerstag und Karfreitag kein Fleisch zu essen, wollte sie sich nicht beteiligen. Sonst hätte sie gerne zu dieser Diskussion beigetragen und fleißig mitgeredet. Aber heute war sie kaum aus ihrer Abwesenheit herauszubewegen.

Klara beschloss, sich baldmöglichst zurückzuziehen und noch einmal geistig einzutauchen in jene Empfindungen aus dem Traum, die sie ohnehin andauernd beschäftigten und aufwühlten.

Sie meldete sich ab mit den Worten: „Ich brauche mal etwas Zeit für mich heute, ich gehe rauf ins Schlafzimmer, bitte stört mich nicht.“

Sie machte sich nur noch einen Kräutertee, der passte jetzt gut auf den etwas unlustigen Magen. Die wohltuend beruhigende Wirkung des Tees war jetzt genau das Richtige, auch für Klaras ruhelosen Geist.

Dann ging sie ins Schlafzimmer und legte sich auf das Bett. Nach einer gewissen Zeit hatte sie sich neu eingestimmt auf den Traum und den Gemütszustand, den er erzeugt hatte. Sie hatte auch wieder die ganze Situation vor Augen und fühlte auch all die Gefühle.

Die Unfähigkeit zu entkommen, die Fremdheit, die Einsamkeit und dazu das verletzt-Sein.

Und sie spürte jetzt mit Klarheit, dass all diese Gefühle wirklich noch sehr lebendig in ihr drin wohnten, tief drinnen und unerlöst, von einem Leben im Alltag verdrängt und unterdrückt.

Zugegebenermaßen war ihre Arbeit als Bürokauffrau nicht gerade eine Erfüllung. Aber wer konnte das schon von seiner Arbeit behaupten?

Die wenigen Gesegneten, die täglich mit großer Freude ihre Arbeit machten, ständig weiter an ihrer Arbeit wuchsen, die ihre Arbeit echt liebten – also sie wusste gar nicht, ob sie überhaupt jemanden kannte, der ihr hierzu als Beispiel einfallen würde…

Man musste ja schließlich von etwas leben und Büro und Schreibarbeit waren nun mal das, was sie gelernt hatte.

Jedoch… das hatte sie damals ja nur gelernt, weil ihr Vater darauf bestanden hatte…

„Wenn Du schon kein Abitur machst, dann lerne wenigstens etwas Gescheites!“, waren seine Worte gewesen, und „Aber keinen solchen Hungerleider-Beruf!“ Das war ihm wichtig gewesen, das waren seine Meinung und seine Entscheidung gewesen. Auf gar keinen Fall durfte sie zum Beispiel Schauspielerin, Künstlerin oder Musikerin werden.

„Alles brotlos!“

Ihre Leidenschaften waren das Theaterspiel und das Tanzen gewesen. Sie hatte bei der örtlichen Theatergruppe bei mehreren Stücken mitgewirkt und immer davon geträumt, eines Tages auf bekannten Bühnen großer Städte zu spielen. Doch dieser Traum war der Vernunft gewichen und mit aller Kraft und ganz schnell war er in die Vergangenheit gedrängt worden. Wenn sie damals nur… oder wenn sie später…

Oh nein, ihr war doch klar, dass sie die Zeit nicht zurückdrehen konnte!

Aber was hätte Klara tun sollen, als ihr Vater von ihr verlangte, dass sie entweder auf der Schule blieb oder eine Ausbildung seiner Wahl anstrebte? Sie hatte die Schule so satt und sie hatte doch gehofft, mit einer Ausbildung schneller unabhängig zu sein.

Und später… ja später war es dann irgendwie zu spät gewesen.

Das Leben ist ja so, da ist man auf dem Weg, läuft vor sich hin und auf einmal ist da eine Gabelung – man muss eine Entscheidung treffen. Manchmal fühlt man sich einer bewussten Entscheidung gar nicht gewachsen und verdrängt, dass es sich um eine Entscheidung handelt, man wählt einfach eine Richtung.

Und es ist auch nicht so, dass man bei einer bewussten Entscheidung mit Weitsicht alle Konsequenzen begreift und einbezieht. Oder dass man mit Klarheit spürt, welche die „richtige“ Wahl ist.

Und leider sind es oftmals auch Zwänge, die Entscheidungen für uns zu fällen scheinen. Und wenn dann einmal die Wahl getroffen wurde, sind Zweifel das Allerletzte, was man brauchen kann.

Erst hatte sie noch Geld sparen wollen, um die Ausbildung auf der Schauspielschule finanzieren und nachholen zu können. Währenddessen hatte sie Marc kennengelernt. Diese neue Situation hatte eine Eigendynamik entwickelt und es war bald und unausgesprochen klar gewesen, dass Marc und sie eine gemeinsame Zukunft anstrebten. Dazu gehörte auch, dass sie irgendwann zusammen Kinder haben wollten und dazu gehörte ebenso ein Stück weit das Streben nach Sicherheit.

Zurückzugehen hätte in gewisser Weise alles auf den Kopf gestellt und somit hatte sie auf ihrem Weg eine etwaige Abzweigung – wie viele dieser Art es auch gegeben haben mochte – nicht einmal wahrgenommen.

Und sie liebte Marc und sie liebte ihre Kinder!

Und sie liebte doch ihr Haus und… nun ja, ihr Haus liebte sie genau genommen nicht. Sie hatten es sich gemütlich und hübsch eingerichtet, aber im Grunde war es viel zu groß und machte viel zu viel Arbeit. Und diese vielen Räume, die gar nicht alle wirklich genutzt wurden!

Warum hatten sie kein kleineres Haus? Und warum hatten sie nur so viel überflüssiges Zeug angeschafft? Diese ganze Materie, die anscheinend nur dazu herumstand, dass sie ab und zu abgestaubt wurde? Wie war das nochmal?

„Je mehr Dinge man hat, umso mehr haben einen die Dinge“…

Ja, diese Dinge bedeuteten in Wirklichkeit allerlei Verpflichtungen und damit unnötige Last.

Betroffen stellte Klara fest, dass sie eigentlich über nicht wenige Umstände in ihrem Leben unzufrieden war.

Ob denn eine Idee von Wohlstand und eine vermeintliche Sicherheit wett machen konnten, dass sie ihren großen Traum aufgegeben hatte?

Was von dem, was sie hatte, war ihr denn tatsächlich wichtig?

Was von dem Leben, welches sie gewählt hatte, liebte sie wirklich?

Sie war in ihrem zweiundvierzigsten Lebensjahr, weit mehr als doppelt so alt, seit damals die Würfel gefallen waren. Sie konnte doch nicht auf einmal ihr ganzes Leben umkrempeln oder nach Indien zu einem Guru reisen… oder als Trostpflaster hobbymäßig an der örtlichen Laien-Theatergruppe teilnehmen – diesen Gedanken fand sie so ironisch, dass sie heute vielleicht zum ersten Mal schmunzeln musste.

Eines war ihr an diesem Tag jedenfalls klar geworden: Sie hatte sich in eine Lebenssituation hinein manövriert – oder sich hinein-entschieden – die verdeckte Gefühle beheimatete. Gefühle, deren Existenz sie zutiefst verunsicherte..

Als sie sich am Abend zum Schlafen legte, war sie noch immer in niedergeschlagener Stimmung.

Aber sie nahm sich vor, unter allen Umständen herauszufinden, wie sie wieder zu „Armen und Beinen“ kam. Und wie sie es anstellen würde, über diese Mauer zu kommen.

ZWEIFEL

Am nächsten Morgen war Montag und damit der Beginn einer neuen Arbeitswoche. Marc war, wie immer, eine Stunde früher als die anderen aufgestanden und hatte das Haus bereits verlassen. Freilich gab es heute nicht die Möglichkeit, eventuellen Träumen hinterher zu spüren. Die Zeit war frühmorgens so knapp bemessen, dass Klara spätestens im Bad vergessen hatte, ob sie überhaupt etwas geträumt hatte.

Nach dem Bad hatte Klara immer reichlich zu tun, denn sie musste vor der Arbeit noch die aktuell wichtigsten Dinge für den Haushalt organisieren. Glücklicherweise waren Tina und Toni alt genug, um ihr morgendliches Programm selbstständig zu erledigen,

Der gesamte Ablauf unter der Woche war gut eingespielt, der Start in den Tag funktionierte reibungslos - aber unterschwellig war grundsätzlich ein gewisser Stress zu spüren und es blieb nicht die geringste Zeit für ein entspanntes Miteinander, bis dann schließlich alle gut gerüstet das Haus verließen.

Auch ansonsten war der Tagesverlauf von Montag bis Freitag weitgehend durchorganisiert und eingespielt. Klara und Marc waren in der Arbeit, Tina und Toni waren in der Schule. An den Nachmittagen hatten die beiden Töchter etliche Freizeitprogramme und erst am Abend traf man zum Abendessen zusammen.

Natürlich liefen auch Klaras Arbeitstage ähnlich routiniert ab. Ihre Arbeit drehte sich hauptsächlich um die schriftliche Kommunikation mit Kunden der Firma, außer es gab speziellere Anweisungen ihrer Chefin.

Alles in allem war es eine ziemlich eintönige Arbeit. Die Mittagspausen verflogen dann meist recht schnell: Mittagessen, Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, ein bisschen chatten am Handy, und schon war die Pause vorbei.

Danach ging es in die zweite Runde bis zum Feierabend um siebzehn Uhr. Schnell noch ein paar Einkäufe erledigen, nach Hause fahren, sich um den Haushalt kümmern, Abendbrot vorbereiten.

Dann kam Marc, und beim gemeinsamen Abendessen erzählten alle, was sie am Tag erlebt hatten und was für den kommenden Tag geplant war. Oder was demnächst anstand oder was jemand gerne machen würde. Alles, was vier Personen zu allerlei Themen zu berichten und zu fragen und zu diskutieren hatten, versuchte man also beim Abendessen unterzubringen – so gut es ging. Mehr gemeinschaftliche Zeit hatten sie ja unter der Woche nicht miteinander.

Manchmal passte es nach dem Abendessen, dass sie noch ein wenig zusammensaßen und erzählten. Meistens allerdings gingen die Mädchen auf ihre Zimmer und hatten noch Dinge für die Schule vorzubereiten oder gingen eben ihren eigenen Interessen nach. Und Klara räumte auf, bereitete das eine oder andere für den nächsten Tag vor und zu guter Letzt… ging es endlich aufs Sofa. Endlich, denn das bedeutete Nichtstun. Dann redeten Marc und sie vielleicht ein wenig zu zweit oder sie schalteten gleich den Fernseher ein. Meist schlief einer von beiden dabei ein, aber spätestens um Mitternacht