Klein, aber Ahaa! - Silke Klapdor - E-Book

Klein, aber Ahaa! E-Book

Silke Klapdor

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Beschreibung

Steh' auf und werde zur Löwin! Unser Charakter ist eine Blume, die wunderschön blühen kann. Jede Blume ist vollkommen. Doch, um in voller Blüte und kraftvoll im Leben zu stehen, benötigt sie eine gute Umgebung, die richtigen Lebensbedingungen, Licht, Erde, Wasser sowie Luft und Liebe. So ist es auch mit uns Menschen. Wir alle kommen vollkommen auf diese Erde und haben das gleiche Recht auf ein glückliches Leben und Liebe. Doch die Bedingungen, unter denen wir aufwachsen und leben, prägen uns und nehmen Einfluss auf unseren Charakter. Dabei sind es nicht nur die markanten oder schlimmen Erfahrungen, die uns zu den Menschen machen, die wir sind. Häufig sind es Alltagssituationen aus der Kindheit, die aus der Distanz betrachtet nicht weiter auffällig sind, jedoch in uns als Kind bestimmte Gefühle und Haltungen gegenüber dem Leben verankern. Daraus entstehen Glaubenssätze wie zum Beispiel: "Ich werde nicht gesehen", oder "Ich muss perfekt sein, damit ich liebenswert bin". Wie genau diese Verankerungen entstehen, erfährst du in diesem Buch

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Klein, aber Ahaa!

Silke Klapdor

Klein, aber Ahaa!

Steh‘ auf und werde zur Löwin!

EXPERTITION.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Sei gut zu deinem Spiegelbild

Sei so, wie du sein möchtest

Du darfst Hilfe annehmen

Folge deinen Vorbildern

Entscheide dich für die beste Version von dir

Auch Scheitern ist O. K.

Dein Äußeres hilft deinem Inneren

Tipps für dich

Charakterbildung – die Fünf Charakterstrukturen

Das Modell der fünf Charakterstrukturen

Das Edelweiß

Das Veilchen

Der Kaktus

Die Rose

Die Orchidee

Und wie erblühst du?

Häufige „Kreuzungen“

Was uns allen guttut: Tipps für den ganzen Blumengarten

Dein Körper, deine Firma

Du bist der Chef deines Körpers

Die Chefetage im Denken

Was kannst du tun, um ein guter Chef deines Körpers zu sein?

Die Personalabteilung Darm

Der Personalrat Herz

Körper-Seele-Geist: gemeinsam im Aufsichtsrat

Tipps für dich

Was dein Weg über dein Ziel verrät

Schalte das Navigationssystem deines Lebens an!

Visualisiere dein Ziel!

Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen

Tipps für deine Ziele

Du bist Teil eines großen Ganzen

Unsere Familie und unsere Ahnen sind unsere Wurzeln

Das Kind in uns und seine Erfahrungen prägen uns

Die Familie beeinflusst uns über den Tod hinaus

Geteiltes Leid ist doppeltes Leid

Hilfreiche Tipps für dich und deine Familie

Los-lassen als Freiheit für deine Zukunft

Loslassen heißt auch Aufräumen

Aufräumen – ist auch Loslassen

Abschied als Chance

Was kann dir helfen, loszulassen?

Nimm Abschied!

Warum ist es häufig so schwer, loszulassen?

Nichts ist so sicher wie der Wandel

Genieße jeden Tag!

Die Tankstellen deiner Seele

Finde heraus, wo die Tankstellen in deinem Leben sind

Lerne wieder zu träumen

Nimm dir eine Auszeit am Tag

Meditation zum Finden der inneren Ruhe

Schenke dir selbst ein Lächeln

Du bist der Maßstab deines Lebens

Mach das Unmögliche wahr

Mögliche Tankstellen deines Lebens

Die fünf Bereiche deines Lebens beleben

Dein ICH Bereich

Spiritualität und Sinnfragen

Familie und Partnerschaft

Sport und Bewegung

Beruf und Arbeitsplatz

Die Fünf Bereiche im gemeinsamen Rad deines Lebens

Pass gut auf dich auf und belebe diese fünf Bereiche

Ich hoffe, dass du viel Freude an diesem Buch hast und es deine Erwartungen erfüllt. Deinen Anregungen und Kommentare sind jederzeit willkommen: [email protected]

An diesem Buch haben viele mitgewirkt, insbesondere:

Verlagslabel Expertition.

Druck und Distribution im Auftrag des Verlags Expertition, Holte 5, 51688 Wipperfürth

Lektorat Mirjam Saeger

Umschlaggestaltung markenliebe Werbeagentur GmbH

Fotografie René Erbstroh Fotografie

Layout und Satz markenliebe Werbeagentur GmbH

Hergestellt in Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Für die Inhalte sind der Verlag und die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne die Zustimmung des Verlags oder der Autorin unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Verlags, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Halenreie 40 – 44, 22359 Hamburg, Deutschland.

ISBN Hardcover 978-3-9822312-0-4

ISBN eBook         978-3-9822312-1-1

1. Auflage 2022

© Silke Klapdor, Altwied 2022

Vorwort

Kleinvieh macht auch Mist. Kein Spruch stimmt mehr als dieser. Nicht nur die Tierhalter unter uns wissen das genau, nein, auch all diejenigen, die sich mit Veränderungen beschäftigen. Veränderungen im Business, Veränderungen im Privaten, Veränderungen auf allen Ebenen.

Auch wenn ich es kaum glauben kann, stehe ich nun schon seit drei Jahrzehnten auf den Bühnen dieser Welt. Ich darf Menschen inspirieren, zu entdecken, welche Diamanten in ihnen stecken und was sie der Welt zu geben haben. Ich darf sie ermuntern, ihr Wissen und ihre Geschichten nicht für sich zu behalten, sondern damit hinauszugehen und mit dem Funken, den sie in sich tragen, bildlich gesprochen die Welt anzuzünden. Und schon viele Menschen haben dies getan. Sie teilen ihren Schatz, ihren Diamanten mit anderen – so wie Silke Klapdor, die Autorin dieses Buches, die lichterloh für das brennt, was sie tut: Menschen helfen und inspirieren.

Leider gibt es auch unzählige andere, bei denen der Funke, den ich entzündet habe, nach kurzer Zeit schon wieder erlischt. Sie schaffen es nicht, in ihrem sicherlich herausfordernden Alltag ihr Feuer brennen zu lassen. Sie erstarren förmlich vor der schier unüberwindbaren Größe der Aufgaben, die sie vor sich haben. Sie sehen zwar den Berggipfel in der Ferne, legen ihren Fokus allerdings leider auf den ach so beschwerlichen Weg dorthin. Zwar möchten sie auf dem Gipfel stehen, so wie viele andere vor ihnen, doch der Weg dorthin scheint ihnen unüberwindbar und sie verharren auf dem Boden der Tatsachen.

Ich finde es enorm schade, dass so viele Menschen im Mittelmaß verharren, anstatt sich ihren Platz auf dem Gipfel zu erobern. Es ist schade, dass diese Personen es nicht schaffen, ihren Ballast abzuwerfen, sei er emotionaler oder sonstiger Art, um hinauszugehen und die Welt zu erobern. Mir ist dabei völlig bewusst, dass der Weg zum Gipfel lang und beschwerlich sein kann – doch, Hand aufs Herz – ist das wirklich ein Grund, den Weg erst gar nicht anzutreten? Ich meine nein.

Silke Klapdor hat den Weg angetreten. Seit ich sie kennenlernen durfte, hat sie schon tausende von Menschen inspiriert, ebenfalls zum Gipfel aufzubrechen. Ausreden gibt es dabei keine. Denn auch dann, wenn der Weg lang sein mag, es Hindernisse geben wird und der Gipfel manchmal in unerreichbare Ferne rückt: Silke Klapdor weiß, dass Kleinvieh auch Mist macht und dass jeder – kleine Schritt ein Schritt weiter auf dem Weg zum Ziel ist.

Eben: „Klein, aber Ahaa!“

Jedes Feuer beginnt mit einem Funken, und sei er noch so schwach. Jeder Auf- stieg zum Gipfel beginnt mit dem ersten Schritt. Und jeder neue Weg beginnt mit einer Idee und dem Willen, ihn zu gehen.

Nutze die Inspirationen aus diesem Buch für deinen Weg. Ich wünsche dir dabei viel Erfolg.

Dein Hermann Scherer

 

Dieses Buch ist meiner Familie gewidmet

Meinem Mann Armin

Meinen Kindern Jason und Femke

Meinen Eltern Volker und Ruth

Weil sie mich in Liebe bei all meinen Schritten begleiten

Kennst du das Gefühl, dass du etwas Neues beginnen möchtest, aber nicht weißt, wie? Du kennst dein Ziel aber der Weg dorthin scheint viel zu steinig und lang?

Was, wenn du einfach losgehst und dich auf den Weg freust. Auf jede einzelne Begegnung auf dieser Reise? Wie Beppo der Straßenkehrer in der Geschichte „Momo“ von Michael Ende. Er kehrt täglich eine ellenlange Straße. Auf die Frage hin, wie er das jeden Tag nur aushalten könne, antwortet er: „Ich kehre, mache einen Schritt und kehre dann erneut und so geht es Schritt für Schritt weiter. Erst am Abend schaue ich zurück und sehe voll stolz, was ich alles geschafft habe.

Um diese und andere Mut machende Themen rund um kleine Schritte hin zu großen Zielen geht es in diesem Buch.

Als ich begann es zu Schreiben lag ein Riesenprojekt vor mir und oft hatte ich Sorge, dass es nie fertig werden würde. Doch dann habe ich begonnen, jeden Tag ein bisschen zu schreiben und dann kam die Freude dazu als ich sah, wie mein Buch Kapitel für Kapitel wuchs.

Das Buch beschreibt viele Tools, die mir geholfen haben in meinen ver- gangenen 30 Berufsjahren, mich und meine Persönlichkeit zu entwickeln: Vom Angsthasen zur Löwin, von der kleinen Therapeutin hin zur Osteopathin, Unternehmerin, Trainerin und Speakerin.

Deshalb mit stolz : „Klein, aber Ahaa!“

Und das kannst auch du in deinem Leben schaffen.

Herzlichst,

Deine Silke Klapdor

 

Die Gesundheit

Ist zu lieben

Und geliebt zu werden

Ist zu begleiten

Und begleitet zu werden

Ist zu achten

Und geachtet zu werden

Ist zu verzeihen

Und verziehen bekommen

Ist zu lieben

Und geliebt zu werden

Ist die Liebe!

 

Das Leben zu lieben beginnt dabei, dich selbst zu lieben.

Wer kennt ihn nicht, den Satz: „Ich mag dich nicht, ich wasche dich trotzdem“? Viele Menschen gehen viel zu kritisch und verletzend mit sich selbst um. Doch mal im Ernst: Wie sollen dich andere toll finden, wenn du dich nicht mal selbst leiden kannst?

Doch warum ist das so? Was macht uns so unglücklich über das Leben mit uns selbst? War das bereits von Geburt an so, oder sind wir erst so geworden?

Schon in der Schwangerschaft spüren Kinder die Gefühle ihrer Mutter. Wenn eine Mutter Selbstzweifel und Ängste hat, ist es auch für das Baby schon deutlich schwerer, angst- und zweifelsfrei groß zu werden als wenn diese Gefühle nicht direkt von Anfang an vorherrschen. Jede Erfahrung, die das Kind dann auf der Welt macht, prägt es zunehmend.

Sei so, wie du sein möchtest

In einer glücklichen, geliebten und zufriedenen Umgebung aufzuwachsen hilft uns dabei, uns selbst lieben zu lernen. In meine Praxis kommen manchmal Familien, in denen sich die Eltern bereits in der Schwangerschaft trennen.

Hier ein Beispiel dafür. Katharina war 28 Jahre alt, als sie mit ihrem Wunsch- kind schwanger wurde. Ihr Mann Marc wollte nie Kinder haben und verließ sie in der fünften Schwangerschaftswoche für eine Arbeitskollegin. Katharina zog zu ihren Eltern und bekam den kleinen Luis. Ihre Mutter begleitete die Geburt. Schon in der Schwangerschaft hatte die junge Mutter viele Ängste, flankiert von enormen Selbstzweifeln: Was habe ich verkehrt gemacht? Wieso hat mein Mann mich verlassen? Sie schafft es heute, acht Jahre nach der Trennung, noch immer nicht, zu vertrauen. Luis kam per Kaiserschnitt auf die Welt und der kleine Junge weinte als Neugeborenes sehr viel und wollte stets zu seiner

Mama auf den Arm. Schon einfaches Ablegen des Kindes im eigenen Bettchen war nicht möglich. Mit zunehmendem Alter „bewachte“ Luis seine Mama immer mehr. Die Sorgen seiner Mutter wurden auch zu seinen Sorgen. Er spürte, dass es ihr nicht gut ging: Verlassensängste und fehlende Zuversicht in sich selbst und das Leben prägen seitdem beide.

Ich erwische mich oft dabei, wie ich meinen Patienten ihre Selbstzweifel aus- rede und ihnen Mut mache, mehr Respekt für das eigene Leben und den eigenen Körper aufzubringen, dabei schaffe ich es oft selbst nicht, liebevoll mit mir umzugehen. Kennst du das auch: Du findest einen Menschen sehr liebens- wert und attraktiv, obwohl er augenscheinlich viele Makel mit sich bringt? Doch es ist dir egal, weil du das Herz und die Persönlichkeit deines Gegenübers wahrnimmst und nicht das vermeintlich Schlechte.

Typisch für viele Frauen halte auch ich mich oft für zu dick. Wenn ich aber korpulenten Frauen gegenübersitze, die ihr Leben genießen und sich selbst mögen, finde ich sie trotz Übergewicht wunderschön. Mit meinen Mit- menschen bin ich also oft gnädiger als mit mir selbst. Das Gleiche gilt auch für andere Schwächen wie Lispeln, Stottern, eine zu große Nase oder was uns sonst noch an uns selbst stört.

Dabei ist die Persönlichkeit viel wichtiger. Ein sonniges, wohlwollendes Gemüt zum Beispiel mit der Ausstrahlung von Liebe und Wärme wird immer attraktiv auf andere Menschen wirken, während so manche „Schönheit“ mit einer kalten, arroganten und unnahbaren Erscheinung auch abschrecken kann.

Als mein Ex-Mann mich damals wegen einer anderen Frau verließ war ich am Boden zerstört. Wir hatten sehr viele Tiefs miteinander durchgestanden und diese Schicksalsschläge hatten uns innen wie außen beschädigt. Für uns beide war es die zweite Ehe – damit hatten wir vorher schon eine Trennung mit Scheidung und Verlassenheitsängsten hinter uns. Unser erstgeborener Sohn kam mit einem schweren Herzfehler zur Welt und es folgten viele Operationen und großes Bangen, ob er überleben würde – was glücklicherweise passiert ist. Er ist heute ein fröhlicher, erwachsener Mann, der gelernt hat, mit seinem Herzfehler zu leben. Unsere Tochter kam kurz nach unserem Sohn gesund zur Welt. Als Schwester eines sehr kranken Bruders muss sie oft zurückstecken und fühlt sich häufig benachteiligt, weil sie mit der Schwere der Erkrankung ihres Bruders nicht konkurrieren kann. Als meine Kinder sieben und acht Jahre alt waren, erkrankte zudem ihr Papa an Krebs, und wieder begann ein Kampf ums Überleben mit Verlustängsten auf vielen Ebenen.

Die Trennung von meinem damaligen Mann erfolgte, als die Therapie gerade beendet war und ich dringend auf eine Pause des Schicksals hoffte, denn meine Speicherkarte für schlechte Erlebnisse war nun endgültig voll. Ich aß nicht mehr, ich trank nicht mehr und am liebsten wäre ich auch nicht mehr auf- gestanden. Da wir aber noch eine gemeinsame Praxis hatten, arbeiteten wir täglich Raum an Raum und mir wurde diese Nähe, die keine echte Nähe mehr war, viel zu viel.

Einen weiteren Punkt, den wir uns im Leben unbedingt gönnen dürfen und auch sollten, erfuhr ich allerdings kurze Zeit später.

Du darfst Hilfe annehmen

An einem Morgen stand ich nach einer schlaflosen Nacht um fünf Uhr auf, um bei einem Morgenspaziergang etwas zu essen. Mein Magen rebellierte jedoch gegen die Nahrungszufuhr. Häufiges Erbrechen und Zittern am ganzen Körper machten es mir nicht mehr möglich, zu arbeiten. Die Tatsache, dass mein Mann noch immer im Haus lebte und auch mit mir gemeinsam arbeitete, aber schon Pläne machte ins Ausland zu gehen, quälte mich zusätzlich Tag für Tag. Die Reaktion meines Körpers war das Signal an mich, etwas zu ändern. Ich rief eine Freundin an: Ich brauchte Hilfe! Nach einem kurzen Gespräch mit ihr ließ ich mich umgehend in eine psychosomatische Klinik einweisen. Schon beim Betreten der Klinik spürte ich die Erleichterung, nun einmal Andere für mich sorgen zu lassen. Doch noch war ich außerstande einen klaren Gedanken zu fassen, wie meine Zukunft aussehen könnte.

Die Gruppe, die ich zuerst in der Klinik sah und die im Aufenthaltsraum der Station saß, war bunt gemischt. Männer und Frauen jeden Alters saßen in grauen Jogginganzügen zusammen und alle wirkten irgendwie traurig.

Ein Arzt, den ich aus der Schule meiner Kinder kannte, saß unter ihnen und ich merkte, wie ich mich schämte. Ich war nun Patientin einer Psychosoma- tischen Klinik! Die Diagnose Depression schwebte schwer und erdrückend wie ein Damoklesschwert über mir. Der bekannte Arzt grüßte mich und verschwand in einem der Zimmer. Erst am Abend stellten wir beide beim Abendessen fest, dass wir beide Patienten dieser Klinik in der nahezu gleichen Situation waren. Auch ihm ging es zunächst so, dass er dachte, ich sei eine Besucherin und auch er schämte sich dafür, dass ich ihn als Patient mit seelischen Problemen entdeckt hatte.

Schäme dich nie dafür, dass du dich zeigst, wie du bist.

Scham ist ein sehr krank machendes Gefühl und immer anerzogen. Selten kommt dieses Gefühl aus uns selbst heraus. Es sind die anderen, die mit dem moralischen Finger auf uns zeigen und uns das Gefühl vermitteln: Du bist falsch. Du hast es selbst verschuldet. Wenn unsere Grenzen körperlich wie seelisch schon früh missachtet werden, entwickeln wir Scham. Ein Kind, das zum Beispiel ausgelacht wird wenn es weint und dem gesagt wird: „Du bist doch schon groß. Wegen so was Lächerlichem weint man doch nicht!“ entwickelt Scham, denn es fühlt sich als nicht richtig.

Was aber ist schon falsch? Wer definiert falsch?

Scheitern ist menschlich und passiert jedem mal.

In den nächsten Tagen lernte ich meine „Mitinsassen“ immer besser kennen. Was mich doch sehr überraschte war die breite Mischung von sozialem, intellektuellem und finanziellem Umfeld, aus dem wir alle kamen. Jeder Mensch, der einmal vor dem Scherbenhaufen seines Lebens steht, denkt zunächst: „Ich bin allein mit meiner Situation. Das passiert anderen so nicht.“ Doch es passiert.

Da war der Bankdirektor, der es nicht mehr aushalten konnte täglich die Verantwortung für unglaubliche Summen zu tragen. Ich lernte die Studienrätin kennen, die kurz vor ihrer Rente keinerlei Geräusche mehr ertragen konnte und am liebsten nur noch alleine auf ihrem Zimmer war.

Sehr ergriffen war ich von einer jungen Frau und zweifachen Mutter. Gerade hatte sie den fünften Selbstmordversuch hinter sich. Sie erzählte mir von einer Vergangenheit, in der sie vergebens nach Liebe gesucht und immer nur Gewalt und Hass erfahren hatte. Um sich liebenswert und schön zu zeigen und zu fühlen, hatte sie in den letzten zwei Jahren 60 kg abgenommen. Doch die Liebe blieb aus. Ja, sogar die Anerkennung dieser tollen Veränderung blieb aus. Leider auch von sich selbst. So stand sie noch in Kleidern vor mir, die vier Nummern zu groß und von einem Männergürtel mehr schlecht als recht an ihr festgezurrt waren.

Jeden Morgen walkten wir beide zusammen und bauten eine liebevolle Beziehung auf. Auf einer dieser morgendlichen Runden lotste ich sie in einen Secondhandladen im Dorf am Fuße der Klinik. Ich lud sie ein, sich vier Outfits ihrer Wahl auszusuchen und sie konnte ihr Glück kaum fassen, dass man ihr einmal etwas schenkte, was nur für sie war. Und dann geschah etwas Wunderbares: Sie kam aus der Umkleidekabine und ich sah die Frau, zu der sie geworden war in all ihrer Schönheit. Und was noch viel wichtiger ist: Sie selbst konnte sich sehen und begann vor Freude zu weinen.

Ihre nachfolgenden Therapiestunden liefen fundamental anders ab. Sie hatte plötzlich eine andere Haltung und deutlich mehr Selbstvertrauen. Sie lachte viel und lächelte auch häufiger einfach nur vor sich hin, sie erschien mir glücklich und gelöst.

Sei der Mensch, der du sein willst – auch optisch.

Folge deinen Vorbildern

Wir alle kennen das Sprichwort: Kleider machen Leute.

Damit ist nicht nur gemeint, dass wir auf einem Fest festliche Kleidung tragen. Kleidung unterstreicht unsere Persönlichkeit und auch unsere Ziele und, wie wir am Beispiel der jungen Frau gesehen haben, unterstützt das Äußere auch unsere Seele. Dieses Wissen wird vielfach im beruflichen Alltag genutzt. Um seriös und Sicherheit vermittelnd zu wirken tragen Geschäftsleute in Banken etwa Anzüge. Erinnerst du dich an den Film „Pretty Woman“? Als Julia Roberts in der Kleidung einer Prostituierten einkaufen gehen wollte wurde sie überall sehr unsanft behandelt. Als sie sich wie eine „Lady“ kleidete wurde sie auch so bedient.

Die Seele bleibt die gleiche, doch schon ein verändertes Äußeres kann helfen, dass wir von Anderen so gesehen werden wie wir gesehen werden wollen.

Als ich meinen ersten Auftritt als Rednerin vor großem Publikum vor mir hatte war ich furchtbar aufgeregt. Mein damaliger Chef, ein sehr charismatischer und wortgewandter Mann, hatte mich als Zweitrednerin für eine große Firmenveranstaltung gebucht. Neben ihm eine gute Figur zu machen und dennoch fachlich und auch persönlich einen eigenen Eindruck zu hinterlassen war mir wichtig. Doch wie konnte ich mich abheben?

Auch da half mir mein „Äußeres“ mein „Inneres“ zu unterstreichen. Ich kam auf die Bühne mit einem knallroten Kleid und hohen Schuhen. Seine Er- klärung dazu: „Eben habt ihr den Fachmann erlebt – nun kommt die Fach- FRAU.“ Mein Chef lachte als er mich sah und sagte: „Da hebt sich aber Einer deutlich von mir ab. Da kann ich nicht mithalten.“

Und genau das war das Ziel für mich: Ich wollte nicht mithalten müssen – ich wollte zeigen, wer ich bin.

Eingangs beschrieb ich, dass wir alle mit bequemer Joggingkleidung in der Klinik saßen. Die erste Nacht weinte ich sehr viel und fühlte mich verlassen und einsam. In den Nächten ist es oft so, dass wir denjenigen Gefühlen aus- gesetzt sind, die noch nicht bearbeitet wurden. Tagsüber lenkten mich mein Verstand und der Tagesablauf ab und ich konnte an meinen Problemen arbeiten, doch nachts kamen die Ängste und ließen mich wieder zittern. Als ich morgens in den Spiegel schaute, schaute mir ein Häuflein Elend in die Augen. Ich zog mein T-Shirt und die Sporthose an und ging zum Frühstück.

Als ich mich dort umschaute und mir auffiel, dass wir uns alle mit uns selbst und unserem Äußeren keinerlei Mühe mehr gaben, wusste ich, dass dies nicht mein Weg werden sollte. Die Menschen lachten nicht. Sie redeten auch kaum miteinander und kein äußeres Erscheinungsbild wirkte auch nur ansatzweise positiv und kraftvoll, sondern resignierend. Ja, ich war traurig. Ja, mein Leben verlief gerade nicht so wie geplant. Aber deshalb konnte ich doch liebevoll mit mir umgehen! Und zwar außen wie innen. Ich schenkte jedem ein strahlendes Lächeln und begann, Gespräche zu führen, um jeden Einzelnen näher kennen- zulernen und zu zeigen: Wir sind gemeinsam hier – lasst es uns nutzen!

Kurzentschlossen fuhr ich noch mal nach Hause und packte meinen Klinik- koffer neu. Die Schlabberhosen und T-Shirts flogen raus und die Sommer- kleider und die hohen Sandalen durften mit. Ich duschte ausgiebig, schminkte mich und ging im bunten, leichten Kleid und mit offenen Haaren zur Psycho- therapie. Die Frau, die mir im Spiegel entgegenblickte, hatte wieder vor Spaß am Leben zu haben und ihren Weg aktiv und selbstbestimmt zu gehen.

Mein Mann hatte entschieden unsere Ehe zu beenden, doch ob das auch das Ende meines Lebens sein würde, bestimmte immer noch ich. Der Chefarzt sah mich, grinste mich an und bemerkte: „Mit Ihnen wird es leicht werden. Sie haben begriffen, dass es für Sie weitergehen soll.“