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Das Buch „Jenseits des Abschieds – Die unendliche Reise der Seele“ erzählt von der Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits. Es geht um die Frage, was mit unseren Seelen nach dem Tod geschieht – und wie die Verbindung zu Verstorbenen weiterbestehen kann. Die Autorin schildert eindrucksvoll eigene Erfahrungen mit dem Übergang vom Leben in eine andere Form des Seins und macht Mut, den Tod nicht als Ende zu begreifen, sondern als Übergang in eine andere Dimension. Die Geschichten berühren, trösten und öffnen den Blick für die spirituelle Tiefe menschlicher Erfahrungen mit Verlust und Weiterleben.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 195
Veröffentlichungsjahr: 2025
Du bist da, das ist gut!
Silke Klapdor
Jenseits des Abschieds
Die unendliche Reise der Seele
EXPERTITION.
Ich hoffe, dass du viel Freude an diesem Buch hast und es deine Erwartungen erfüllt. Deinen Anregungen und Kommentare sind jederzeit willkommen: [email protected]
An diesem Buch haben viele mitgewirkt, insbesondere:
Verlagslabel Expertition, expertition.de
Druck und Distribution im Auftrag des Verlags Expertition, An der Alster 6, 20099 Hamburg
Lektorat Doris Litz
Umschlaggestaltung Silke Ruttert, markenliebe Werbeagentur GmbH
Autorenfotos René Erbstroh Fotografie
Engel-Fotografien istockphoto.com
Illustrationen Femke Kenter
Layout und Satz Silke Ruttert, markenliebe Werbeagentur GmbH
Eins noch: Darauf bin ich richtig stolz – markenliebe Werbeagentur hat mit meinem ersten Buch „Klein, aber Ahaa!“ 2023 und auch mit meinem zweiten Buch „Mutaufbruch“ 2024 den Deutschen Agenturpreis gewonnen!
Hergestellt in Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Verlags, zu erreichen unter: Expertition, An der Alster 6, 20099 Hamburg
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]
ISBN Hardcover 978-3-910236-22-6
ISBN eBook 978-3-910236-23-3
1. Auflage 2025
© Silke Klapdor, Altwied 2025
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Vorwort
Einleitung
Kapitel 1: Tod und Geburt fühlen sich gleich an
Kapitel 2: Conner, mein Sohn, der nicht leben durfte
Kapitel 3: Der Mann, der keine Zeit mehr bekam
Kapitel 4: Das große rote Stoffauto
Kapitel 5: Die Frau im roten Kleid
Kapitel 6: Der Mann, der nichts mehr fühlte
Kapitel 7: Warten auf den Tod
Kapitel 8: Der Brief zwischen den Welten
Kapitel 9: Der lustige Rainer
Kapitel 10: Die Mumien von Palermo
Kapitel 11: Der überlebte Zwilling
Kapitel 12: Opa beschließt zu sterben
Kapitel 13: Papa kommt dich holen
Kapitel 14: Sie war nicht einverstanden, zu gehen
Kapitel 15: Sie dachte, sie würde ihren Mann überleben
Kapitel 16: Ein tragischer Unfall
Kapitel 17: Plötzlich war Papa da
Kapitel 18: Und dann kam der Regenbogen
Kapitel 19: Der Selbstmord
Kapitel 20: Die Nacht der Seelen
Kapitel 21: Schutzengel
Schlusswort
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Titelblatt
Urheberrechte
Vorwort
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Vorwort
Glaubt, was das Zeug hält!
Als ich noch in meiner Heilpraxis aktiv war, gab es bei mir ein Credo: Der Mensch, der vor mir steht, bekommt das, woran er am meisten glaubt. Wir arbeiten mit den Methoden, die am stärksten seinen Glauben verkörpern. Warum? Die höchste Frequenz auf der Erde ist neben der Liebe jene der Hoffnung. Unsere innere Überzeugung kann Berge versetzen. Da gab es Klienten, die an Engel glaubten, andere an schamanische Krafttiere und wieder andere an Jenseitsbegegnungen. Es gab auch diejenigen, die vor allem ihrem Körpergefühl trauten oder die einen wissenschaftlichen Fragebogen benötigten. Und an was glaube ich als Trainerin und Heilerin? Das ist ehrlich gesagt völlig gleichgültig, denn die Dinge, die deinen Glauben aktivieren, die in dir etwas auslösen, die bei dir Gänsehaut hervorrufen und die deine Tränen lösen, sind die Dinge, die dir Heilung bringen. Deshalb ist es egal, woran ich oder dein Umfeld glauben. Entscheidend bist du.
Aber ja, ich glaube an die Welten, die wir mit dem Verstand nicht erklären können, weil diese Magie in meinem Leben allgegenwärtig ist. Und ich wurde selbst bereits mehrfach Zeuge der kraftvollen Arbeit, die Silke vollbringt. Menschen mit Panikattacken, in tiefen Depressionen, am Ende ihrer Kräfte, mit gesenktem Blick finden Hoffnung. Menschen mit Ängsten und Zwängen und tiefen Schmerzen im Herzen können loslassen, weinen, finden Trost. Ich persönlich machte meinen Frieden damit, dass meine Mutter für mich in diesem Leben nicht präsent ist und mich nur aus der Ferne lieben kann. Ich fand Hoffnung, Trost und das tiefe Gefühl, dass alles seine Richtigkeit hat. Aber weißt du, was das Wichtigste für mich war? Ich ließ den Kampf los. Den Kampf um den Schmerz. Er verwandelte sich in Frieden. Und ich hatte einen Engel an meiner Seite, der diese Begegnung ermöglichte und die Brücke für mich und meine Mutter baute: Silke.
Ich erlebte etliche Male, wie heilsam es ist, mit einem Jenseitskontakt zu sprechen. Vor allem die Ergebnisse waren bezeichnend und berührend.
Menschen, die ihre Strahlkraft wiederfinden. Menschen, die auf einmal aufrecht gehen und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Menschen, denen Ballast genommen wurde und die nun leichtfüßig durchs Leben tanzen. Menschen, deren körperliche Symptome schlagartig weniger wurden, nach den Berührungen mit anderen Welten.
Es gibt wunderbar kraftvolle Frauen, wie Silke Klapdor, die jetzt in der ersten Reihe stehen, sich mit ihren Fähigkeiten nicht verstecken und uns, die wir Hilfe brauchen, einen Weg weisen und Verbindungen herstellen. Es sind diese Menschen, die laut rufen: „Die Zeit ist jetzt!!“ Menschen, die Botschaften an unser Herz weitertragen, die dieses Herz dringend hören muss, um frei zu sein. Nein, diese Menschen heilen uns nicht. Sie stellen eine wertvolle Verbindung her zwischen den Welten, damit wir uns selbst heilen können. Eine Verbindung, die uns hilft loszulassen, gehen zu lassen, anzunehmen, zu verstehen. Sie sind Brückenbauer für die Freiheit der Herzen.
Also glaubt, liebe Menschen, glaubt was das Zeug hält, an alles, was ihr spürt und seht. Glaubt mit voller Kraft daran, dass es Jenseitskontakte gibt … dann spürt, spürt euch wieder. Glaubt vor allem an alles, was euch inneren Frieden schenkt. Wir fangen im Kleinen an etwas zu verändern und jeder von euch, der diese Welten spürt, darf in sie eintauchen. Alle, die diese Welten noch nicht spüren, denen möchte ich sagen: Taucht in dieses Buch ein und spürt bei jeder Gänsehaut, die beim Lesen der Erfahrungsberichte aufkommt, dass in allem ein Kern Wahrheit steckt, der euch berühren darf, wenn ihr es zulasst. Denn was dich trifft, das betrifft dich. Dieses Buch darf auch deinen Weg ebnen, deine eigenen Kräfte zu entdecken, dich einzulassen oder selbst Brückenbauerin oder Brückenbauer zu werden.
Danke, liebe Silke, dass du Brücken baust, Hände reichst, Verbindung schaffst, mutig voran gehst!
Danke, lieber Leser, dass du glaubst!
Anja Hauer-Frey
Erfolgsautorin, Mama, Persönlichkeitsanalystin
Dieses Buch widme ich drei besonderen Menschen, die es für mich so wertvoll machen:
Meiner geliebten Tochter Femke Kenter, die die Illustrationen in diesem Buch für mich gemalt hat. Es ist mir eine große Ehre und Freude, deine Engel hier zeigen zu dürfen. Ich danke dir von Herzen.
Meiner Herzensfreundin Silke Ruttert – dir, liebe Silke, kann ich nicht genug danken für deine Kreativität und deine Unterstützung bei der Gestaltung all meiner Bücher. Danke für deine Arbeit und danke für deine Freundschaft. Meine Bücher sind auch deine Bücher, denn ohne dich wären sie nicht das, was sie sind.
Meinem wundervollen Mann Armin, der meine Fähigkeit, mit den Toten zu sprechen, von Anfang an als selbstverständlich und wunderbar empfunden hat. Danke, dass du mich immer so liebst, wie ich bin – und niemals an mir zweifelst.
Ich liebe euch!
Einleitung
Dies ist ein etwas anderes Buch über den Tod und das Sterben.
Als Kind hatte ich im Religionsunterricht das Thema der Sterbephasen. Wir besprachen die Trauerreihenfolge eines Menschen und diskutierten auch darüber, wie man in anderen Ländern mit dem Tod umgeht.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst einen geliebten Menschen verloren – meinen Urgroßvater. Es hatte mich krank gemacht, ihn zu verlieren. Er war mein bester Freund. Am Tag der Beerdigung hatte ich hohes Fieber. Noch dazu belastete es mich, dass über seinen Tod nicht geredet wurde.
Dieser geliebte Mensch war einfach weg. Plötzlich trugen alle schwarz und durften, nach meiner Wahrnehmung nicht mehr glücklich sein. Dabei hatte mein Uropa selbst mir die Angst erst einmal genommen.
Es war an einem Sonntag im Sommer. Damals tourten Radiosender durch die Städte und nahmen ihre Beiträge live vor Ort mit Publikum auf. Es gab noch kein Internet, keine Handys, keine Videofilme oder gar Streaming Portale. Im Fernseher gab es nur drei Programme und wenig Abwechslung.
Aber an diesem Sonntag war alles anders. Das gesamte Dorf versammelte sich in der Gaststätte und sah zu, wie die Moderatoren von Radio Luxemburg ihr Programm in die Welt sendeten. Ich weiß noch, dass ich voller Freude und Aufregung war und es nicht erwarten konnte, irgendwann einmal selbst in diese Welt hinauszuziehen – vielleicht sogar als Sängerin.
Mittags gab es ein leckeres Essen im Restaurant und ich beschloss, meinem Uropa etwas davon zu bringen, denn mit seinen 93 Jahren war er zu Hause geblieben. Mit dem Schnitzel, heiß verpackt in meiner Hand, rannte ich durchs Dorf zum uralten Fachwerkhäuschen meiner Großeltern, wo auch Uropa Willi lebte. Der war in seinem ganzen Leben nie krank, hatte noch sein eigenes Gebiss und ging für jeden Toilettengang mit Mantel und Schal nach draußen aufs Plumpsklo. Er liebte es, Pfeife zu rauchen und mir Geschichten zu erzählen. Nachmittags war ich meist bei meinen Großeltern und spielte mit dem Uropa Mühle. Er war ein begnadeter Spieler und gewann sogar dann, wenn er mich gewinnen lassen wollte.
An diesem aufregenden Tag freute ich mich sehr darauf, ihm von den Radioleuten zu berichten und von der modernen Welt, die sie mit in unser Dörfchen gebracht hatten. Doch als ich durchs Fenster blickte, wo er so oft Pfeife rauchend saß, entdeckte ich nur Uropas ausgestreckte Beine, die unter dem Tisch hervorlugten.
Ich erschrak und schrie seinen Namen, ließ das Schnitzel fallen und rannte zur Tür. Mit Mühe schloss ich sie auf, ich zitterte am ganzen Körper. Mein Uropa lag auf dem Boden und konnte nicht mehr allein aufstehen oder sich auch nur hinsetzen. Er sah meine Angst und die Tränen, die mir über die Wangen liefen. Ich nahm seine Hand und flehte ihn an aufzustehen, doch er sprach ganz entspannt und ruhig mit mir: „Hol deinen Papa, du schaffst es nicht, mir aufzuhelfen. Ich habe keine Angst, der Uropa stirbt nun. Es ist alles gut. Ich hatte ein schönes Leben und bin nun bereit zu gehen. Es wird nicht geheult, Silke! Der Tod ist völlig in Ordnung und darf mich nun abholen. Jetzt lauf und hol Hilfe.“
Es dauerte noch zwei Wochen, in denen mein Uropa Willi im Bett vor sich hindämmerte, bevor der Tod eintrat. Zu Bewusstsein kam er nicht mehr. Die letzten Worte hatte er mit mir gesprochen, als ich ihn fand.
Ich war allein mit meiner Trauer und meiner Angst, bis mein Uropa mit mir Kontakt aufnahm, aus der anderen Welt. Er wurde zu meinem Ratgeber, meinem Begleiter und meinem Schutzengel.
Ich wünschte, ich hätte diese neue Erfahrung, die sich aus ihr ergebenden Erkenntnisse und Einblicke in die Anderswelt teilen können. Doch ich merkte schnell, dass man mich nicht ernst nahm, wenn ich darüber sprach. Schlimmer noch: Man bat mich, doch nicht so einen Blödsinn zu reden.
Durch diese Reaktionen wurde es still in mir – und ich behielt die Fähigkeit, mit Verstorbenen sprechen zu können, für mich. Bis jetzt. Es wird Zeit, über dieses wundervolle und gleichzeitig so traurige Thema zu reden.
Niemand möchte selbst sterben und auch keinen Menschen beerdigen müssen, den er liebt. Doch der Tod ist nur das Ende unseres menschlichen, physischen Seins. Die Seele lebt weiter und ist um uns herum.
Ich möchte Geschichten mit dir teilen, die Mut machen. Sterben müssen wir alle. Aber in ständiger Angst davor zu leben, ist anerzogen und erschwert es uns, das Leben zu genießen.
Stell dir vor, es gäbe eine Welt um uns herum, die die meisten von uns nicht sehen können, die aber real ist und in der unsere Seelen verbunden bleiben. Wäre das nicht schön? Ich nehme dich mit in meine Wahrnehmung und in die Welt der Seelen auf ihrer unsterblichen ewigen wunderschönen Reise.
Lies die Geschichten in diesem Buch mit deinem Herzen und schick währenddessen deinen Verstand in den Pausenmodus.
Enjoy the ride.
Herzlichst,
deine Silke Klapdor
Kapitel 1
Tod und Geburt fühlen sich gleich an
Mit dem Tod meiner Großmutter begann für mich die intensive Arbeit mit dem Reich der Toten und den Seelenwegen der Menschen. Ich durfte Oma Lieselotte im Sterbeprozess osteopathisch begleiten. Ich hielt sie in meinen Händen und begleitet sie zur anderen Seite der Wirklichkeit.
Oma Lotti, wie wir sie nannten, lebte im Haus meiner Eltern. Sie war 82 Jahre alt und hatte einen schönen Tag auf der Dorfkirmes mit ihren Freundinnen erlebt, als ihr Leben endete.
Sie legte sich früh schlafen, mit dem Hinweis, dass sie sich „etwas grippig“ fühle. Niemand von uns ahnte, dass es die letzte Unterhaltung mit ihr sein würde.
Am nächsten Morgen fand meine Mutter Lotti bewusstlos, aber mit flacher Atmung im Bett liegen. Sie hatte in der Nacht einen schweren Schlaganfall erlitten. Ein Krankenwagen brachte sie ins Städtische Krankenhaus. In der Notaufnahme herrschte reges Treiben. Papa und ich mussten vor der Tür warten, bis die Pfleger und Ärzte sich ein Bild vom Zustand meiner Großmutter verschafft hatten. Oma hatte das Glück, an sehr erfahrene und empathische Menschen geraten zu sein. Ihre größte Angst war nie das Sterben oder der Tod, sondern hilfloses Leiden.
Sehr schnell war klar, dass eine Operation ihr Leben möglicherweise retten könnte, aber nur um den Preis anschließender Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit. Man überlies uns die Entscheidung. Riet uns aber dazu, Oma in das „ewige Leben“ gleiten zu lassen, falls sie nicht ohne ärztliche Hilfe wieder erwachen würde. Wir ließen sie auf ein Zimmer bringen und warteten ab.
Ihre Vitalzeichen wie Atmung und Herzschlag verlangsamten sich zusehends. Am Nachmittag des fünften Tages war es so weit. Meine Schwester und ich waren gerade auf der Station angekommen, als uns die Krankenschwester mit den Worten empfing: „Gut, dass sie da sind, es scheint mit Frau Mallmann zu Ende zu gehen.“
Kerstin und ich betraten das abgedunkelte Zimmer. Meine Oma lag auf dem Bett und zog schwer die Luft in ihre Lunge. Sie war noch immer nicht bei Bewusstsein.
Ich setzte mich ans Bett, legte meine Hände auf ihre Lunge und begann, die Atmung osteopathisch zu behandeln. Zug um Zug, Rhythmus für Rhythmus tauchte ich mit der Atmung und dem Herzschlag tiefer ein in die Innenwelt von Oma Lotti. Ihre Gesichtszüge wurden weicher und ihre Not ließ spürbar nach. Die Angst wich einer tiefen Entspannung und Hingabe.
Obwohl ich traurig und mir bewusst war, dass ich meine Oma nun für immer gehen lassen musste, umhüllten auch mich dieser tiefe Frieden und das Wissen, dass alles gut war und Oma in der nächsten Welt behütet und willkommen sein würde.
Immer länger wurde der Abstand zwischen den Atemzügen. Manchmal setzten sie für mehrere Minuten aus. Meine Schwester frage oft: „War es das jetzt? Ist sie tot?“ Ich schüttelte den Kopf und meine Hände wanderten zum Herzen der Sterbenden. Dessen Rhythmus war schwach und unregelmäßig. Ein kaum spürbares, leichtes Pochen hier und da, als würde man das zaghafte Klopfen an eine weit entfernte Tür hören.
Ich begleitete ihren Herzschlag mit einer Hand, während die andere Omas Finger umschlossen hielt. Ich war niemals zuvor beim Sterben eines Menschen dabei. Ich hatte Angst, etwas falsch zu machen, beruhigte mich jedoch damit, dass es nicht mehr darum ging, rettende Maßnahmen einzuleiten, sondern ihr die letzte Reise leicht und angenehm zu machen.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, Oma Lotti drücke meine Hand. Ich riss die Augen auf und schaute sie an. Meine Schwester rückte näher und frage was passiert sei. „Sie reagiert“, sagte ich. Dann hielten wir beide ihre Hand und spürten die feste Verbindung zu unserer Großmutter, aber sie schlug die Augen nicht mehr auf. Nach wenigen Minuten stoppte die Atmung für immer.
Ich behielt meine Hände auf ihrem Brustkorb und wollte fühlen, dass nun endgültig alles Leben erloschen war – und dann geschah etwas, das mich gleichsam überraschte und mit tiefem Glück erfüllte. Ich spürte osteopathisch das Gleiche wie bei einer Geburt: Der energetische Körper meiner Oma breitete sich aus, bekam Kraft und strömte über alle Grenzen hinaus. Es fühlte sich an, als schaute ich einem Heißluftballon beim Starten zu. Ich fühlte das neu entfachte Feuer, die Leichtigkeit und den Frieden, während der Körper leblos vor mir lag. Meine Schwester vergoss bitterliche Tränen um unsere geliebte Oma Lotti. Ich konnte nicht weinen, zu schön war das Gefühl, das mich energetisch umhüllte.
Mein verstorbener Opa Julius, Lieselottes Mann, trat an ihr Bett. Ihre Seelengestalt erhob sich, schloss ihn in die Arme und gemeinsam verschwanden sie. Zurück blieben der dunkle Raum, der Körper auf dem Bett und wir beiden Enkelinnen.
Ich starrte zur Tür. Meine Schwester hörte auf zu weinen und fragte mich, was ich wahrgenommen hätte. Ich sagte ihr mit einem Kloß im Hals, dass Opa Oma abgeholt hat. Sie legte mir die Hände auf die Schultern, lächelte unter Tränen und sagte: „Das ist doch gut, oder? Dann geht es beiden doch gut, oder?!“ Ich lächelte. „Ja, es geht beiden sogar sehr gut.“
Dann fiel die Anspannung von mir ab. Ich schaute auf den Leichnam und begann zu trauern, weil die irdische gemeinsame Zeit mit Oma Lotti nun vorbei war.
Meine Oma war der erste Mensch, der unter meinen Händen während einer Behandlung starb. Ich dachte noch lange über dieses Gefühl der „Geburt in eine neue Welt“ nach und wünschte mir mehr Gewissheit, dass es keine Einbildung gewesen war.
Diese Erfahrung durfte ich dann in den folgenden Jahren auch noch bei neun weiteren Menschen in der Sterbebegleitung machen. Schon häufiger hatte ich die Ehre und das Vergnügen, eine Geburt osteopathisch begleiten zu dürfen. Zu einer Geburt fährt man viel lieber als zu einem sterbenden Menschen. Der Beginn des Lebens wird herbeigesehnt und gefeiert, der Tod hingegen wird in unserer westlichen Welt leider oft tabuisiert.
Wenn ein Neugeborenes das Licht der Welt erblickt, kommt es aus einer geschützten, engen Welt, in der die Atmung noch keine Rolle spielt. Erst mit Austritt aus dem mütterlichen Körper beginnt der Säugling zu atmen, zu schreien und sich auszubreiten.
Osteopathisch spürt man, wie bei dem Kind nach und nach verschiedene Rhythmen des Lebens erwachen und kräftiger werden. Der energetische Körper, auch als Aura bekannt, wird groß und hell. Exakt diese feinstoffliche Ausbreitung ist bei beiden identisch – beim Säugling und beim gerade verstorbenen Menschen. Beides ist meiner Erfahrung nach eine Geburt: einmal ins Diesseits und einmal in die Welt des Lichts im Jenseits. Und doch ist beides ein und dieselbe Welt.
Kapitel 2
Conner, mein Sohn, der nicht leben durfte
Ich war 27 Jahre alt, als ich mit meinem ersten Sohn schwanger wurde. Mein damaliger Mann und ich waren überglücklich. Seit frühester Kindheit waren wir die besten Freunde, aus denen kurz vor dem Abitur Liebende geworden waren.
Wir bauten uns ein gemeinsames Erwachsenenleben auf: Beide absolvierten wir ein Studium und zogen in die erste gemeinsame Wohnung. Unsere Beziehung wurde bereichert durch einen eigenwilligen schwarzen Labrador und gekrönt durch eine wunderschöne Hochzeit. Ich eröffnete meine erste Osteopathie-Praxis und stand kurz vor meinen Diplomprüfungen, als der Schwangerschaftstest positiv ausfiel. Alles war perfekt.
Doch dann wurde es schattig im Paradies. Schmerzen begleiteten mich Tag für Tag, und auch leichte Blutungen setzten ein. Meine Gynäkologin riet mir dringend, mich nicht mehr zu bewegen, Ruhe zu bewahren und mich keinem Stress auszusetzen, bis bei meinem Baby der Herzschlag zu sehen sei.
Mit der schrecklichen Angst im Nacken, dass ich mein Kind verlieren könnte, strich ich sämtliche Patiententermine auf unbestimmte Zeit und meldete mich schweren Herzens auch von meinen Abschlussprüfungen im Studium ab. Mein Mann ging täglich zur Arbeit, während ich auf der Couch lag und um mein Baby bangte.
Doch die Blutungen ließen nach, und auch die Schmerzen wurden weniger. In der achten Schwangerschaftswoche kam die erlösende Nachricht: Das Herz unseres Kindes schlug. Ich fühlte mich großartig, kraftvoll, mit riesiger Energie und Glück gefüllt. Ein Junge, Conner, lebte in mir!
Das Geschlecht wurde nie bestätigt, auch der Name existierte nur in meinem Herzen. Doch seine Seele ist noch bei mir und liebt diesen Namen. Aber der Reihe nach: Mit neuem Elan und dem Segen meiner Ärztin nahm ich langsam meine Praxistätigkeit wieder auf. Im Studium legte ich weiterhin eine Pause ein, um meinem ungeborenen Kind und mir den Stress einer Prüfung zu ersparen. Täglich redete ich mit Conner in meinem Bauch, streichelte die sichtbare Wölbung und plante sein Kinderzimmer.
Mittlerweile hatten wir uns den Traum eines eigenen Hauses mit Praxis darin erfüllt und der Umzug stand kurz bevor. Im Erdgeschoss war ein kleines Zimmer, das sich hervorragend als Kinderzimmer eignete, da es direkt neben unserem Schlafzimmer lag. Wir strichen die Wände bunt und der Raum bekam einen blauen Boden in Holzoptik. Unser Hund Skipper lag super gerne in diesem Zimmer und ich freute mich sehr darauf, es bald mit Babysachen einzurichten. Alles schien perfekt.
Erschöpft von einem Tag in der Praxis kam ich in der zwölften Schwangerschaftswoche nach Hause. Ich machte mir einen Tee, schaltete den Fernseher ein und warf mich auf die Couch. Mein Mann war noch nicht zu Hause. Skipper lag vor dem Sofa und schnarchte gemütlich vor sich hin. Im Fernsehen liefen Nachrichten.