Kleine Mutmachgeschichten - Heidi Dahlsen - E-Book

Kleine Mutmachgeschichten E-Book

Heidi Dahlsen

0,0

Beschreibung

Für die Autorinnen Heidi Dahlsen, Christine Erdic, Britta Kummer und Karin Pfolz ist ein Kinderlachendas schönste Geschenk, aber sie wissen auch, dassdies schnell getrübt sein kann. In diesem Buch finden sich liebevoll erzählte Geschichten die Kindern in schwierigen Situationen Mut machen können. Wie wichtig Freundschaft und Kameradschaft ist und das Erkennen von Gefahren, aber auch den eigenen Wert sehen und den Mut zum Helfen zu haben, sind Themen dieses Werkes. Witzige, aber auch gefühlvolle Erlebnisse aus dem Leben, für Kinder die mutig und selbstsicher im Lebenstehen wollen. Ein Kinderbuch von Britta Kummer​, Christine Erdiç​, Heidi Dahlsen​, Karina Pfolz​ , natürlich mit herzigen Illustrationen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 131

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

Heidi Dahlsen

Christine Erdiç

Britta Kummer

Karin Pfolz

 

Kleine Mutmachgeschichten

 

 

 

 

Impressum:

1. Auflage, überarbeitet

Mail: [email protected]

Text © Heidi Dahlsen, Christine Erdiç, Britta Kummer, Karin Pfolz

Layout, Überarbeitung, Covergestaltung © Karin Pfolz

Coverfoto © Nicole Bleck

Illustrationen © Karin Pfolz

Juni 2015, Karina Verlag, Vienna, Austria,

 

Bibliografische Information der Nationalbibliotheken:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Die Österreichische Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Österreichischen Nationalbibliothek.

 

Dieses Buch unterstützt Gewaltopfer, die Autorin ist Mitglied im Verein „Respekt für Dich – AutorInnen gegen Gewalt“

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Verlage, Herausgeber und Autor unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Inhaltsverzeichnis
Nicki
Max
Jule
Johannes
Leopoldine
Molly
Der Sprung ins Leben
Bernas Traum
Ollis großer Tag
Der große Wettkampf
Die Größe des Herzens
Sabrina
Autorin Heidi Dahlsen
Autorin Christine Erdiç
Autorin Britta Kummer

Nicki

Christine Erdiç

Es ist ein wunderschöner Sommertag. In dem kleinen Kobolddorf dort im hohen Norden Norwegens, wo die Wälder so tief sind, dass kaum ein Mensch je einen Fuß hineinsetzt, ist das Leben schon lange erwacht. Auf der Lichtung mit den niedlichen erdbraunen eierförmigen Häuschen tummeln sich Kobolde jeder Altersgruppe und die Luft ist erfüllt von Gekicher, Geschwätz und melodischem Gesang.

Nepomuck läuft hinter einem Ball her und schießt ihn mit voller Wucht ins Tor. Alles brüllt und applaudiert. Der kleine Kobold mit dem hochstehenden schwarzen Haar ist in seinem Element und so merkt er erst ziemlich spät, dass sich etwas Besonderes im Dorf tut. In das bisher leerstehende Haus am Waldrand zieht eine Familie ein. Ist das aufregend! So etwas kommt schließlich nicht alle Tage vor. Nepomuck ist drauf und dran, das Spiel Spiel sein zu lassen, so groß ist die Neugier des pfiffigen Kobolds. Doch er muss sich gedulden. Zwischendurch schielt er immer wieder zum Haus hinüber und versucht herauszubekommen, wie viele Kinder die neue Familie hat. Vier springen munter umher, ein fünftes Kind wird getragen. Es scheint schon recht groß zu sein und Nepomuck fragt sich, ob es krank ist. Endlich ist das Spiel vorbei und inzwischen sind auch andere Dorfbewohner aufmerksam geworden und treten neugierig näher.

Doch die neue Familie ist bereits in ihrer Behausung verschwunden. Enttäuscht schauen die Fußballspieler einander an. Nach geraumer Zeit kommen endlich zwei kleine Jungen und zwei etwas größere Mädchen auf den Platz gestürmt.

„Hallo, ich bin Tamara.“ „Nadine.“ „Philip.“ „Ich heiße Herold.“

Schnell werden die Neuankömmlinge integriert und gemeinsam spielen sie nun alle wieder Fußball. Niemand sieht das traurige kleine Gesicht am Fenster des frisch bezogenen Hauses.

Abends, als Familie Karamio einträchtig am Tisch beisammen sitzt und zu Abend isst, kommt das Gespräch auf die neuen Nachbarn. Nepomuck hat selbst zwölf Geschwister, genauer gesagt: er ist das siebte Kind von dreizehn, wie er immer so stolz behauptet. Die goldene Mitte, sechs vor ihm und sechs nach ihm. Das kleinste, Nellie, ist fast noch ein Baby und Nepomucks absoluter Liebling. Norbert ist der älteste von allen und dann sind da noch Nora, Normen, Nadine, Nils, Nick, Neville, Nikita, Nikolas, Nicole und Nadja.

„Ich dachte zuerst, ich hätte fünf Kinder gesehen“, überlegt Nepomuck. „Aber es sind wohl doch nur vier.“

Der Vater schüttelt den Kopf.

„Nein, es sind fünf. Aber ich habe gehört, dass eines der Kinder, ein Junge, seine Beine nicht gebrauchen kann.“

„Das ist traurig“, sagt Nepomuck und wird sehr nachdenklich. Wenn er gehbehindert ist, kann er an den lustigen Spielen der Kobolde, die so gern umhertollen, nicht teilhaben.

„Dann kann er auch kein Fußball mit uns spielen“, sagt Nikita bedauernd.

„Er vermag vieles nicht“, bestätigt Mutter, die Nellie auf dem Schoß hat und füttert. Das kleine Koboldmädchen schmatzt vergnügt. Die köstlichen Blaubeerpasteten sind ihr Leibgericht.

„Nicht laufen, springen, klettern oder tanzen, das muss schlimm sein!“, ruft Nora entsetzt.

Für einen Kobold ist es fast undenkbar, still zu sitzen. Nepomuck hat ein weiches Herz, er nimmt sich fest vor, sich um den behinderten Jungen zu kümmern. Doch er wird schon bald aus seinen Gedanken gerissen. Nach dem Essen holt Vater seine Fidel hervor, Mutter singt lustige Koboldlieder und die Kinder tanzen wild durch das kleine Haus, das nur aus einem einzigen ovalen Raum besteht, der der Familie gleichzeitig zum Schlafen und Wohnen dient.

Normalerweise spielt sich das Leben der Kobolde draußen auf der Lichtung ab, aber es hat plötzlich heftig zu regnen begonnen. Wie viel schöner ist es doch, wenn sie alle gemeinsam speisen und musizieren. Sie sind ein lustiges und geselliges Völkchen, das immer zu Späßen aufgelegt ist. Durch das schlechte Wetter bedingt muss nun auch die offizielle Begrüßung der Neuankömmlinge auf den neuen Tag verschoben werden.

Am nächsten Morgen ist Nepomuck schon früh wach. Mit einem flotten Satz springt er aus dem Gemeinschaftsbett und nur knapp an Vaters stattlichem Bauch vorbei. Norbert liegt auf dem Rücken und gibt leise Pfeifgeräusche von sich.

‘Wie eine Lokomotive’, denkt Nepomuck und verkneift sich das Lachen. Dann schleicht er leise zur Tür und entwischt nach draußen.

Vor dem Haus am Waldrand sitzt ein Junge auf dem Boden und Nepomuck schlendert langsam auf ihn zu. „Guten Morgen. Ich bin Nepomuck und wohne auch hier im Dorf.“ Der Fremde blickt auf, sein Gesicht ist freundlich, aber die braunen Augen blicken irgendwie traurig.

„Auch dir einen schönen guten Morgen. Ich heiße Nicki.“ Er bewegt sich ein Stück mit Hilfe seiner Arme vorwärts und lässt die Beine dabei hinterherschleifen.

„Wie ist das passiert?“, fragt Nepomuck mitfühlend und setzt sich neben den etwa gleichaltrigen Jungen.

„Ich hatte einen Unfall, als ich noch klein war. Aber ich erinnere mich gar nicht mehr daran“, antwortet Nicki. Sie unterhalten sich eine Weile und Nepomuck erfährt, wie schwierig alles ist, wenn man nicht laufen kann und fast immer auf fremde Hilfe angewiesen ist. Die Familie ist in den letzten Jahren schon ein paarmal umgezogen, aber richtigen Anschluss hat Nicki nie gefunden, wahrscheinlich weil er nicht mitmachen kann bei den meist sehr aktiven Spielen der anderen Koboldkinder. Und so ist er für sie dann eben eher uninteressant.

Langsam wird es lebendig im Dorf und die Lichtung füllt sich. Lachend und plaudernd werden Krüge mit Quellwasser und Saft herangeschleppt. Auf der noch leicht feuchten Wiese werden Tücher ausgebreitet und der verlockende Duft von frisch gebackenen Pfannkuchen zieht über den Platz. Nepomuck schnuppert genießerisch.

„Frühstück! Ich liebe Pfannkuchen! Hoffentlich gibt es auch Blaubeeren dazu.“

Nickis Familie kommt aus dem Haus und alle nicken Nepomuck freundlich zu, bevor der behinderte Junge von seinem Vater huckepack hinunter auf den Platz getragen wird.

Dort gibt es eine feierliche Begrüßung durch den Dorfältesten, der die neue Familie vorstellt und herzlich willkommen heißt. Erst danach nehmen alle auf Baumstümpfen oder dem Rasen Platz und vertilgen fröhlich ihre Pfannkuchen. Nepomuck sitzt zufrieden neben seinem neuen Freund. Nebst anderen Obstsorten gibt es auch seine geliebten Blaubeeren. Kobolde sind mit ganz wenigen Ausnahmen reine Vegetarier, aber sie lieben alles Süße, egal ob Kekse, Kuchen, Obst oder Pasteten. Auch Nicki schmaust vergnügt. Er fühlt sich wohl, für einen Moment hat er all seine Sorgen vergessen.

Nellie kommt auf ihren dicken Beinchen angerannt und brabbelt etwas. Nepomuck zieht ihr den Schnuller aus dem Mund.

„Ich kann ja gar nichts verstehen!“, ruft er lachend und stellt zufrieden fest, dass auch Nicki zaghaft lächelt.

„Haben“, sagt Nellie und greift nach Nickis Pfannkuchen. Der lässt sie nur zu gerne abbeißen und die Kleine strahlt ihn vergnügt an. Die ersten zarten Freundschaftsbande sind geknüpft.

Nach dem Frühstück spielen die Jungen wieder Fußball und die Mädchen vergnügen sich mit Huppeseilen und Gummitwist. Jeder ist irgendwie in Bewegung und sogar die kleine Nellie küselt mit den jüngeren Koboldkindern fröhlich über die Wiese.

„Schau, Nepomuck, sie spielen Fußball. Willst du nicht mitmachen?“, ermuntert Nicki seinen neuen Freund. Nepomuck zaudert. Gern würde er mitspielen, aber dann ist Nicki ja wieder allein. Er schüttelt den Kopf.

Plötzlich hat er eine Idee und beginnt von seiner Familie zu erzählen. Nicki hört mit glühenden Ohren zu, vor allem, als Nepomuck von seinem großen Abenteuer berichtet. Das ist noch gar nicht so lange her.

Damals sollten die Kobolde dem Weihnachtsmann in seiner Werkstatt ein wenig zur Hand gehen, denn die Wunschlisten der Kinder wurden von Jahr zu Jahr länger und Nepomuck bettelte so lange, bis er mit den älteren Geschwistern mitdurfte. Schon die Schlittenfahrt nach Finnland, wo die Werkstatt des Weihnachtsmannes versteckt liegt, war aufregend. Und dann erst der Aufenthalt beim Weihnachtsmann!

„Oh, wie gerne würde ich das alles auch einmal sehen“, sagt Nicki mit leuchtenden Augen.

„Nächstes Mal nehme ich dich mit“, verspricht Nepomuck und berichtet, wie er aus Versehen in einem der Weihnachtspäckchen landete und unbemerkt auf dem Schlitten des Weihnachtsmannes seine lange Fahrt in die Menschenwelt antrat.

„Hattest du denn gar keine Angst?“

„Anfangs schon. Aber dann entdeckte ich neben mir eine Tüte mit Süßigkeiten. Da war ich abgelenkt. Die Pralinen waren aber auch wirklich köstlich“, schwärmt der kleine Kobold und verdreht genießerisch die Augen.

Nachdem die Packung leergegessen war, schlief er eine Runde und wurde erst wieder wach, als er in seinem Päckchen durch den Kamin eines Hauses geworfen wurde.

„Das gab einen ordentlichen Aufprall“, erklärt er dem staunenden Freund. Dann erzählt er von dem Leben bei den Menschen, von Axana, die er so lieb gewonnen hat, den Zwillingen Max und Lilly, die ihn abwechselnd als Ball oder als Frisierpuppe benutzten, von der Großmutter, die so leckere Kekse und Marmeladen herstellte und deren Lebkuchenhäuschen er eines Nachts anknabberte, vom Vater, dem er aus Zwiebeln und Honig eine Maske gegen Haarausfall zubereitete und natürlich von den Kobolden, die er dort in Deutschland im Harz traf.

„Hast du schon viel erlebt!“ Nicki ist nicht neidisch, nein, es kommt ihm eher vor, als würde er selber an den Abenteuern teilhaben, so lebendig und anschaulich klingt Nepomucks Erzählung.

„Dort habe ich auch meine Freundin Peggy kennen gelernt. Sie wohnt jetzt im Nachbardorf und erforscht das Fressverhalten der Elche“, sagt Nepomuck stolz.

„Wie bist du denn eigentlich wieder nach Norwegen zurückgekommen?“, fragt Nicki interessiert.

„Das erzähle ich dir morgen“, lautet die Antwort.

Mutter ruft und der kleine Kobold muss sich sputen, wenn er keinen Stress bekommen möchte. Seine Mutter hat einige Botengänge für ihn zu erledigen. Doch zu ihrem Erstaunen macht ihr sonst etwas bequemer Sohn diesmal alles ohne zu murren. Flink und unermüdlich läuft er hin und her, sogar zweimal den beschwerlichen Weg zur Getreidemühle im Nachbardorf, weil Mutter beim ersten Mal etwas vergessen hat. Nepomuck ist glücklich und dankbar, dass er zwei gesunde Beine hat. Seit heute weiß er, dass das nicht selbstverständlich ist. Nachdenklich schaut er zu dem Haus am Waldrand hinüber. Nicki sitzt allein an die Mauer gelehnt und liest in einem Buch.

Wie würde es sich anfühlen, wenn er, Nepomuck, plötzlich nicht mehr laufen könnte? Wenn er irgendwo sitzen müsste und darauf warten, dass ihm jemand aufhilft oder ihn irgendwohin trägt und dann wieder absetzt?

Ein Leben, in dem man immer auf andere angewiesen ist und nicht an den Spielen der anderen Kinder teilhaben kann. Der kleine Kobold wird auf einmal ganz traurig bei diesen Gedanken. Er muss sich etwas einfallen lassen um Nicki zu helfen, so viel steht schon mal fest.

„Ich werde mir etwas überlegen“, murmelt er leise vor sich hin.

Doch dann heißt es auch schon weitersprinten. Die Mutter winkt ihm ungeduldig zu. Sie wartet auf das Mehl. Ohne das kann sie nicht backen und dann gibt es morgen keine Kekse. Ein unvorstellbarer Gedanke für den immer hungrigen Nepomuck.

Abends essen alle Kobolde wieder gemeinsam auf der Lichtung. Da gibt es Pasteten mit leckeren Füllungen aller Art, kleine Blaubeerkuchen, Brombeersaft, Honigwein und würzigen Fichtennadelsud. Nepomuck sitzt neben seinem neuen Freund, doch zum Geschichtenerzählen bleibt ihm jetzt keine Zeit. Denn nach dem Essen gibt es zu Ehren der neuen Familie ein kleines Fest. Eine Koboldkapelle geigt und fiedelt, was das Zeug hält und alle singen, lachen und tanzen in einem fröhlichen Durcheinander. Langsam bricht die Dunkelheit über dem Kobolddorf herein und in den Bäumen rund um den Platz erglühen bunte Laternen. Nellie hat es sich in Nepomucks Armen bequem gemacht. Mit glänzenden Augen schaut sie nach den Lichtern und brabbelt vor sich hin. Zwischendurch saugt sie heftig an ihrem Schnuller.

„Glu gluuu…“ Schon bald ist sie fest eingeschlafen. Nicki strahlt. Welch eine schöne Nacht. Von oben scheint der Mond neugierig auf die Lichtung hinunter.

‘Oh welch ein munteres Treiben noch um diese Zeit’, denkt er. Doch wirklich verwundert ist er nicht, kennt er doch die Kobolde bereits. Und nachdem er den lustigen kleinen Gestalten dort unten noch eine Weile zugeschaut hat, zieht er milde lächelnd weiter seines Weges.

Am nächsten Morgen muss Nepomuck gleich nach dem Frühstück seine Geschichte weitererzählen und so sitzen die beiden Buben einträchtig nebeneinander vor Nickis Haus. Ab und zu kommen andere Kinder vorbei und bleiben kurz stehen. Doch schon bald trollen sie sich wieder, denn sie kennen das alles schon in und auswendig, so oft hat der kleine Kobold es erzählt.

„Und dann habe ich mich vor den Zwillingen in der Waschmaschine versteckt und plötzlich kam die Oma und hat schmutzige Wäsche hineingeworfen. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig bemerkbar machen“, erzählt Nepomuck gerade.

„Das ist ja wirklich gefährlich bei den Menschen, ich bleibe vielleicht doch besser hier“, überlegt Nicki und runzelt die Stirn.

„Manchmal ist es aber auch sehr lustig. Es gibt sogar ein richtiges Buch über mich und meine Erlebnisse“, sagt der kleine Kobold stolz.

„Nepomucks Abenteuer heißt es.“

Sein Freund kommt aus dem Staunen nicht heraus, doch plötzlich schnuppert er und fragt: „Sag mal, riechst du das auch? Das sind doch frischgebackene Kekse, oder?“

Nun schnuppert auch Nepomuck und plötzlich springt er auf: „Ja, na klar! Mutter wollte doch heute backen! Und schau mal, von hier oben kann ich unser Haus sehen, da steht was auf dem Fensterbrett.“

Schon ist er auf dem Weg und ruft noch: „Warte hier, ich hol uns welche!“

Richtig! Auf dem Fensterbrett der Familie Karamio steht ein großes Blech. Nepomuck reckt sich und streckt sich, doch wie er es auch versucht, es ist zu hoch, er kann nicht heranreichen. Vorsichtig schaut er sich um, ob die Luft rein ist und dann springt er.

Es scheppert laut. Mist! Zuerst kommen die Kekse angebraust und dann folgt auch schon das Blech. Verdutzt sitzt der kleine Dieb im Gras und reibt sich die Stirn. Volltreffer, das gibt eine saftige Beule.

Mutter streckt den Kopf durch das Fenster.

„Nepo, hast du dir weh getan? Was hast du am Gebäck zu suchen? Was bist du aber auch für ein Lümmel!“ Mit hochrotem Kopf sammelt der Koboldjunge die Kekse auf. Doch es soll noch schlimmer kommen. „Es ist doch nicht zu fassen! Als ob du nicht gerade erst unglaubliche Mengen beim Frühstück verdrückt hättest. Die Kekse sind für heute Nachmittag gedacht“, schimpft seine Mutter.

„Warum denn erst für heute Nachmittag?“, fragt ihr Sohn zerknirscht.

„Ja, hast du etwa schon vergessen, dass Peggy nachher kommen will?“ Nepomuck schluckt. Seine Ohren sind inzwischen knallrot. Daran hat er ja gar nicht mehr gedacht. „Na komm, mach nicht so ein Gesicht. Ich packe dir ein paar Kekse ein und die nimmst du dann mit hoch zu deinem Freund“, sagt Mutter schon viel freundlicher.

Und so kommt es, dass Nepomuck dem aufmerksam zuhörenden Nicki erzählt, wie die Menschen schließlich mit ihm pünktlich zum Mittsommernachtsfest in ihrem Auto zurück in sein kleines Dorf fuhren und auch ihre Sommerferien hier verbrachten.

„Und sie haben wirklich in zusammenfaltbaren Hütten gewohnt?“ Nicki sieht seinen Kumpel ungläubig an.

Nepomuck nickt: „Ja, die Menschen nennen so etwas Zelte.“ Dabei vertilgen sie einen Keks nach dem anderen. Kobolde können immer essen und Nepomuck ganz besonders.