Kochbuch Paraguay - Kerstin Teicher - E-Book

Kochbuch Paraguay E-Book

Kerstin Teicher

0,0

Beschreibung

- 100 traditionelle und moderne Rezepte aus Paraguay – Deftiges, Süßes, Getränke oder Partyfood: ein Streifzug durch die Küche dieses Landes - Viele Tipps und Hintergrundinformationen zu Zutaten und Zubereitungsmethoden - Faszinierende Einblicke in die Esskultur der Paraguayer, der indigenen Einwohner Guaraní und anderer Bevölkerungsgruppen - Nützliche Hinweise zum paraguayischen Kochen in Deutschland mit Bezugsmöglichkeiten u.v.a.m. - Übersicht traditioneller Kräuter und Gewürze - Zahlreiche farbige Abbildungen Haben Sie schon einmal paraguayisch gegessen? Dieses Rezeptbuch nimmt Sie mit auf eine Reise in ein unbekanntes Land mitten in Südamerika und seine einfache, aber schmackhafte Küche. Notorische Improvisateure auf dem kulinarischen Gebiet dürfen sich freuen: Paraguay bietet nicht das, was sich im Volksmund „haute cuisine“ nennt. Dafür ersetzt ein gesundes Quäntchen an Augenmaß und Bauch-Gefühl das exakte Abwiegen, Übersetzen von Fachausdrücken, Zählen einzelner Pfefferkörner sowie endlose Spurensuche in überteuerten Delikatessenabteilungen. In Paraguay wird selten pochiert, sautiert oder untergehoben, sondern das Essen kommt schlicht in den Topf, die Pfanne oder die Schüssel. Diese Einfachheit gibt Raum – nicht nur für die eigene Kreativität in der Küche, sondern auch für den Genuss der weiteren Zutaten dieses Buches, das über die Rezepte hinaus eine Menge über die Paraguayer und ihr (er)lebenswertes Land erzählt. Der Einfluss der Indigenen, insbesondere der Guaraní, findet sich in der Küche des Landes besonders deutlich wieder. Zur Besonderheit des Buches gehören Beiträge von Spezialisten: - Über Guaraní von Dr. Wolf Lustig mit einem erläuterten Rezeptbeispiel - Vier original paraguayisch-mennonitische Rezepte von Brenda Sawatzky und Carola Esau - Ein sprachlicher Fettnäpfchenführer lateinamerikanischer Lebensmittelbezeichnungen von Irene Reinhold Rezeptbeispiele: Käsebrötchen (Chipa), Sopa Paraguaya, Mbeju, Empanadas, Fisch-Eintopf mit Surubi, Panierte Aubergine, Bori Bori, Chipa Guazu, Kichererbseneintopf mit Mangold, Poroto con Queso, Hühnerschmortopf, Asado (Grillen auf Paraguayisch), Oster- und Weihnachtsrezepte, Partyfood, Maracuja-Mousse, gegrillte Ananas, Terere, Guavenmarmelade, aber auch Exotisches wie Rouladen mit Rosinen und Ei, Panseneintopf , Taubenbraten, geflochtenes Rindfleisch u.v.a.m. Lassen Sie sich überraschen, wie einfach Kochen sein kann! Holen Sie sich mit einfachen Zutaten Südamerika in Ihr Haus!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 128

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bildnachweise

Fotos auf der Umschlagseite: Kerstin Teicher. Ausnahme: drittes kleines Foto von links: Anne-Kathrin Teicher (Grillfleisch mit Würstchen)

Fotos auf den einzelnen Buchseiten:

Seite →:  Steffen Karl/Magali Steinfatt (Tatakuá)

Seite →:  Steffen Karl/Magali Steinfatt (Maniok)

Seite →:  Diario 5dias (Pancho-Weltrekord); Yuichi Tanaka (Asado)

Seite →:  Yuichi Tanaka (verschiedenes Grillfleisch)

Seite →:  Steffen Karl/Magali Steinfatt (Croquetas)

Seite →:  Steffen Karl/Magali Steinfatt (Mbejú),

Seite →:  Yuichi Tanaka (Gnocchi)

Seite →:  Yuichi Tanaka (Sopa Paraguaya)

Seite →:  Steffen Karl/Magali Steinfatt

Seite →→:  Steffen Karl/Magali Steinfatt (Torte und Budin de Pan), Seite → via Wikimedia Commons CC-BY-SA-3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0 (Pasta Frola)

Seite →:  Steffen Karl/Magali Steinfatt (Cocido-Herstellung)

Seite →:  Steffen Karl/Magali Steinfatt (Tereré-Kräuter)

Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung der genannten Urheber. Alle anderen Fotos stammen von der Autorin.

Mit Beiträgen von Carola Goetz de Esau, Dr. Wolf Lustig, Irene Reinhold und Brenda Dueck de Sawatzky

Inhaltsverzeichnis

1. D

IE

P

ARAGUAYISCHE

K

ÜCHE

E

INKAUFEN AUF

P

ARAGUAYISCH

W

OHER BEKOMME ICH DIE

Z

UTATEN, WENN ICH IN

E

UROPA WOHNE

?

O

BST- UND

G

EMÜSEGARTEN

P

ARAGUAY

G

ERICHTE FÜR BESTIMMTE

A

NLÄSSE UND

F

EIERTAGE

G

RILLEN

(A

SADO

)

UND

P

ARTYFOOD

2. R

EZEPTE

3. S

ÜßES UND

N

ACHTISCH

4. G

ETRÄNKE

5. Z

UTATEN – UND

S

TICHWORTVERZEICHNIS

Sonderteile

Eine Suppe, die keine ist – Ursprung der Sopa Paraguaya

Mba'éichapa oiko la guarani? Das paraguayische Guarani: Sprache als Eintopf

Typische Kräuter und Gewürze in Paraguay

Mennonitische Rezepte

Über die Autoren

Rezepte

Arroz con queso (Käsereis)

Bife a caballo

Bifes de Hígado a la mostaza (Leber mit Senfmarinade)

Bifes Koygua (Fleisch-Gemüsepfanne)

Bori Bori/Vori Vori (Hühnereintopf mit Mais-Käse-Bällchen)

Butifarra (Butifarra-Würstchen)

Caldo de Mandi´i/Pirá Caldo (Fischsuppe)

Cazuela de Mondongo (Panseneintopf)

Cazuela de Surubí (Fisch-Eintopf mit Surubí)

Chicharõ Huiti (Schweinefleisch in Maismehl)

Chicharõ Trenzado (Geflochtener Rinderzopf)

Chipa

Chipa Guasu

Chipa So'o (Maisklöße mit Fleischfüllung)

Chorizo (Würstchen

Chupín de Pescado (Fischtopf)

Chupín de Pollo (Hühnerschmortopf)

Croquetas de Carne (Fleischkroketten)

Croquetas de Mandioca y Carne (Gefüllte Maniokkroketten)

Empanadas

Ensalada de Poroto (Bohnensalat)

Ensalada Rusa (Russischer Salat/Oliviersalat)

Gebackene Süßkartoffel

Guiso de carne (Rinderragout)

Guiso de Fideo Moñito (Ragout mit Farfalle-Nudeln)

Guiso de Mondongo (Pansenragout)

Higado con Cebolla (Leber mit Zwiebeln)

Junges Zelot (Tomatensalat mit Palmherzen)

Kumanda peky kesu/Poroto con Queso (Bohnen mit Käse)

Lengua Estofada (Geschmorte Zunge)

Mandi'o Chiriry (Gebratener Maniok mit Ei und Käse)

Mandioca frita (Frittierter Maniok)

Matambre Arrollado (Roulade)

Mbejú

Milanesa de Berenjena (Panierte Aubergine)

Milanesa de Mondongo (Panierter Pansen)

Niños Envueltos (Gefüllte Rindercrêpe)

Ñoquis de Mandioca (Maniok-Gnocchi)

Pastel Mandi'o/Empanada de Mandioca (Maniok-Empanada)

Pastelitos de Acelga (Mangoldküchlein)

Pajagua Mascada (Paraguayische Bouletten)

Picadito de Carne (Pfannenfleisch mit Ei)

Polenta

Potaje de Garbanzo con Acelga (Kichererbseneintopf mit Mangold)

Puchero (Fleischeintopf)

Ryguasu ka‘ (Hühnchen im Lehmofen)

Salsas (Soßen)

Sopa de Apio (Selleriesuppe)

So’o Apu'a (Fleischbällchensuppe)

So’o Josopy/Sojo (Hackfleisch-Käse-Eintopf)

Sopa Paraguaya

Sopa So’o (Maisauflauf mit Fleischfüllung)

Sopa de Zapallo (Kürbis-Maiscremesuppe)

Tallarin de Pollo (Nudeln mit Huhn)

Taubenbraten

Tortilla Paraguaya (Salzige Eierkuchen)

Weißkohl-Tomatensalat

Süßes und Nachtisch

Alfajor (Gefüllte Kekse)

Arroz con Leche (Milchreis)

Bolas rellenas de Dulce de Leche (Berliner bzw. Pfannkuchen)

Budín de Pan (Brotpudding)

Churros

Crema de Aguacates (Avocadocreme)

Dulce de Batata (Süßkartoffelgelee)

Dulce de Leche (Karamellcreme)

Dulce de Mamón (Papaya-Snack)

Dulce de Miel y Maní (Erdnuss-Honig-Riegel)

Ensalada de Frutas (Obstsalat)

Flan (Karamellpudding)

Flan de Naranja (Orangenpudding)

Kaguyjy/Mazamorra (Paraguayischer Gries)

Kiveve/Anda’i Kamby (Kürbiscreme)

Mermelada de Guayaba (Guavenmarmelade)

Miel de Caña Dulce (Honig aus Zuckerrohr)

Mousse de Mburucuyá (Maracuja-Mousse)

Palitos (Brotkekse/paraguayische Grissini)

Pan Dulce (Weihnachtskuchen)

Pasta Frola (Gitterkuchen mit Marmelade)

Piña Asada (Ananas mit Zucker und Zimt)

Rosca de Pascuas (Osterkranz)

Torta de Chocolate (Schokoladenkuchen)

Tortas (Festliche Torten)

Tortas de miel negra (Honigkuchen mit Zuckerrohrsaft)

Waffelkekse

Getränke

Clericó (Weißer Sangria)

Cocido

Cola mit Rotwein

Maracuja-Saft

Tereré und Mate (Yerba Mate)

1. DIE PARAGUAYISCHE KÜCHE

Die paraguayische Küche ist vor allem eines im deutschsprachigen Raum: unbekannt!

Dabei ist sie sehr einfach nachzukochen; sie erfordert kaum penibles Abwiegen und verzeiht Abweichungen oder Fehler beim Rezept. Als Teil der lateinamerikanischen Küche weist sie wegen der gemeinsam verwendeten Zutaten wie Maismehl, Maniok, Rindfleisch und verschiedenen Gemüsearten Ähnlichkeiten zur argentinischen, brasilianischen, aber auch zur peruanischen oder mexikanischen Küche auf. Auch der Verzehr von Rindfleisch ist typisch für viele lateinamerikanische Länder. Viele Rezepte findet man daher ähnlich auch in anderen Ländern des Kontinents - durchaus auch mit kleinen Konflikten: so streiten sich mehrere Länder darum, Enstehungsland der “Dulce-de-Leche” zu sein, einer karamellartigen Creme, die auch aus der paraguayischen Küche nicht wegzudenken ist. Auch die weltweit bekannten Empanada gibt es in zahlreichen Ländern, nicht nur in Lateinamerika, dort jedoch fast immer auch unter dem Namen Empanada.

Beeinflusst wurden die typisch paraguayischen Gerichte durch die Ureinwohner, die Guaraní-Indianer, die bereits vor der jeweiligen Staatsgründung im Gebiet des heutigen Paraguay, Argentinien, Brasilien und Uruguay wohnten. Sie wurden zuerst von den Jesuiten beeinflusst, die auch ihre Kochgewohnheiten erstmals beschrieben. Viele Namen der paraguayischen Gerichte tragen daher Bezeichnungen in Guaraní. Da diese Sprache der Ureinwohner lange Zeit nicht schriftlich fixiert war, gibt es noch heute unterschiedliche Schreibweisen für ein und dasselbe Rezept. Besonders deutlich wird dies bei einem der berühmtesten Gerichte Paraguays, dem Bori Bori (oder auch Vori Vori).

Größere Entwicklung erfuhr die paraguayische Gastronomie erst nach dem Triple Allianz-Krieg von 1864-1970, als sich kleine gastronomische „Industrien“ bildeten.

Eines der Basisprodukte der paraguayischen Küche ist Mais – gemahlen als Mehl, gekocht oder fermentiert findet er Einsatz in zahlreichen Gerichten. Ein Paradebeispiel hierfür ist die oft als eines der Nationalgerichte bezeichnete „Sopa Paraguaya“, die jedoch, anders als der Name suggeriert, keine Suppe ist, sondern eine Art Mais-Eier-Käse-Zwiebelauflauf.

Wenn ein Paraguayer „Fleisch“ (carne) sagt, meint er fast immer „Rindfleisch“. Huhn (pollo) und Schweinefleisch (cerdo bzw. chancho) hingegen werden als solches bezeichnet. Im Land kommen 14 Millionen Rinder auf nicht einmal 7 Millionen Einwohner Das Verhältnis Mensch zu Rind ist also in etwa 1 zu 2. Somit lässt sich auch einfach auf die Ernährungsgewohnheiten schließen: die meisten Gerichte enthalten eine nicht allzu knappe Menge Rindfleisch. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 36 Kilogramm Rindfleisch, aber nur rund 4 kg Schweinefleisch. In Deutschland waren es 2007 nach Statistiken des Fleischerhandwerks 8,6 kg Rindfleisch, aber rund 40 kg Schweinefleisch. Doch Paraguay hat den Europäern eins voraus: die Rinder stammen alle aus freilaufenden Beständen und artgerechter Tierhaltung. Vielleicht weniger, weil man dort so tierfreundlich und umweltbewusst wäre; vielmehr bieten die unermesslichen Weiten des Chaco genug Freiraum für das liebe Vieh. Über die peniblen europäischen Quadratmetermessungen pro Tier für Biofleisch-Richtlinien würden wir in Südamerika nur Kopfschütteln ernten, dürfen aber gern weiterhin vor der Zubereitung eines paraguayischen Picadito das hierzulande gekaufte Rindfleisch misstrauisch beäugen – es ist dort wahrscheinlich besser.

Neben Fleisch ist Maniok Grundnahrungsmittel der Paraguayer.

Wussten Sie schon? Maniok

Maniok ist eine Pflanze mit stärkehaltigen Wurzelknollen und damit der Kartoffel ähnlich. Beide stammen sogar ursprünglich aus Südamerika und beide sind nur gekocht wirklich genießbar. Im Unterschied zur Kartoffel ist die Maniokknolle roh jedoch giftig. Sie ist heute Hauptlebensmittel in vielen südamerikanischen und afrikanischen Ländern, in denen sie unter unterschiedlichen Bezeichnungen bekannt ist. In Paraguay – und auch Argentinien und Brasilien - wird sie Mandioca genannt, in anderen Ländern Cassava oder Yuca. Die Blätter ähneln vom Aussehen her denen der Hanfpflanze, haben mit dieser aber nichts zu tun. Wie die Kartoffel kann man Maniok gekocht, gebraten, zu Brei gestampft oder frittiert genießen. Maniokmehl und –stärke sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der paraguayischen Küche.

Maniok ist für Paraguayer so wichtig, dass er fast zu jeder Mahlzeit gereicht wird, selbst wenn es als Beilage Nudeln, Reis oder Gnocchi gibt, die die Paraguayer ebenfalls sehr gern essen. Noch besser kommt die Wichtigkeit in folgendem Erlebnis zur Geltung: Bei einem Vortrag vor einer paraguayischen Schulklasse auf dem Land fragte die Lehrerin im Anschluss an meinen Vortrag, wer denn Lust hätte, einmal nach Deutschland zu reisen. Alle Schüler meldeten sich. Auf ihre Information, dass es dort keinen Maniok gebe und wer denn ohne Maniok eine Weile auskäme, meldete sich niemand mehr. Es gab nur ungläubige Gesichter.

Ebenso unverzichtbar für Paraguayer ist das Nationalgetränk „Tereré“, auf den ausführlich im Kapitel über die Getränke eingegangen wird.

Das Frühstück fällt bei Paraguayern meist klein aus: man begnügt sich je nach Witterung mit einem Tereré, Mate oder Cocido und dazu oft ein süßes Teilchen oder Brot. Mittag- und Abendessen hingegen sind für die häufig schwer körperlich arbeitenden Menschen sehr wichtig und dürfen keinesfalls ausfallen. Fleisch gibt es dabei fast immer. Auch die Zwischenmahlzeit zur „Kaffeestunde“, in Paraguay Merienda genannt, ist wichtig – sowohl zur Nahrungsaufnahme als auch für eine Unterhaltung zwischendurch. Dann werden eine Chipa, Empanada oder ähnliche Snacks verzehrt.

Die paraguayische Küche ist keine Gourmetküche. Dies spiegelt sich unter anderem auch in der Benennung der Speisen wieder, die eher deskriptiv denn poetisch ist. So gibt es vor allem zwei Apfelsorten: grüne und rote (manzana verde und manzana roja) oder zwei Soßenarten: rote und weiße (salsa roja und salsa blanca). Auch Gewürze werden wenig verwendet; es dominieren Salz, Pfeffer, Kümmeln, Oregano und Knoblauch sowie je nach Gericht auch Anis oder Thymian. Seltener bis gar nicht werden Paprika, Churry oder scharfe Gewürze verwendet.

Die vielen raffinierten Käsesorten, die es z.B. in Frankreich gibt, sucht man vergebens – dieser Umstand mag dem heißen Klima geschuldet sein, das einen raschen Verbrauch von Milch nahelegt. Obwohl es viele Kühe im Land gibt, wurde erst sehr spät mit der Käseproduktion begonnen. Zunächst gab es nur den auch heute noch sehr verbreiteten “Paraguayischen Käse” (Queso Paraguayo), der auch hier in den Rezepten wiederzufinden ist. Dies ist ein recht kurz gelagerter, halbfester, salziger weißer Käse, der beim Kauen ein typisches Quietschen verursacht. Er ist quasi identisch mit dem Haupt-Käse aus anderen lateinamerikanischen Ländern, die selbigen oder ähnlichen jeweils unter ihrer eigenen Nationalflagge herstellen. Wer diesen Käse in Deutschland nicht findet oder einfach nicht mag, kann getrost mit allem Möglichen experimentieren, was die Käsetheke so hergibt – zu empfehlen ist Gouda oder ganz einfacher Frischkäse, die zu allen hier genannten Gerichten passen.

Käsenamen werden in Paraguay fast willkürlich vergeben – so kann man in den Supermärkten mittlerweile auch Hartkäse finden, aber was dort als “Muzarella” verkauft wird, hat überhaupt nichts mit dem italienischen Mozzarella zu tun, sondern ist ein sehr mild-neutral schmeckender Käse, am ehesten Emmentaler ähnlich. Genauso verhält es sich mit der vielsagenden Bezeichnung “Queso Sandwich” – es ist also eher die Verwendung als der Geschmack gemeint. Heutzutage findet sich jedoch auch mehr und mehr tatsächlich etwas differenziert schmeckender Käse in den paraguayischen Käsetheken, diese sind jedoch meist importiert oder werden von europäischen Einwanderern produziert.

Auch Fisch ist in dem Binnenland nicht so häufig auf der Speisekarte zu finden. Wenn überhaupt, ist es Süßwasserfisch, der traditionell vom Hausherrn geangelt wird und frisch auf den Tisch kommt. Besonders bekannt und sehr schmackhaft ist der Surubí (der quasi eingespanischte Begriff für Wels). Die Bezeichnung dieser Welsarten auf Guaraní lautet Surubí, welche auch von den spanischsprachigen Einwanderern übernommen wurde. Daneben gibt es auch Dorade, Pacú oder Carimbata.

Neben den Indigenen haben auch andere Bevölkerungsgruppen die paraguayische Küche beeinflusst. Durch die Mennoniten, die überwiegend im kargen Chaco leben und daher Früchte nur sehr selten bekommen, wurde eingelegtes Obst und Gemüse (Pickels) verbreitet. Sie sind es auch, die traditionell in großem Maße Erdnüsse anbauen, die in der paraguayischen Küche sehr geschätzt werden. Außerdem haben die Mennoniten aus anderen Ländern zahlreiche Rezepte “mitgebracht”, durch die sie auf Ihrer Odyssee und Suche nach einem Land, in dem sie sich in Frieden niederlassen konnten, gereist sind.

Die vielen Japaner im Land schließlich haben Paraguay eine Vielzahl von neuen Obst- und Gemüsesorten beschert, so dass heute nicht nur Sojaprodukte gängige Lebensmittel sind. Die Auswahl an Sojasoßen in paraguayischen Supermärkten steht der japanischer Supermärkte nicht nach!

Aber auch Fastfood hat seinen Einzug in die paraguayischen Küchen gehalten. Hamburger, Pizza und Hotdogs sind sehr beliebt, wobei zu einem “kompletten” Hamburger in Paraguay immer ein Spiegelei gehört. Und eine der erfolgreichsten einheimischen Fastfoodketten ist eine Firma, die mit einem Bauchladen für Hotdogs (pancho in Paraguay) begonnen hat.

Natürlich entsteht auch nach und nach eine moderne paraguayische Küche, die traditionelle Zutaten neu und ungewöhnlich zusammenstellt. So gibt es einen Yerba-Mate-Pudding oder einen Zitronen-Avocado-Kuchen. In einem anderen Restaurant wird Surubífisch mit Bananen in einer Rosinen-Weißweinsoße serviert. Schließlich werden heutzutage auch traditionellerweise nicht-lokal wachsende Lebensmittel importiert und zu neuen Gerichten kombiniert, wie beispielsweise Champignon-Krabben-Tarteletts. Bislang hat sich den Beobachtungen nach noch nichts wirklich so durchgesetzt, dass man von einem landesweiten Trend sprechen könnte.

Dieses Buch nimmt daher fast alle wirklich sehr typischen Rezepte und Gerichte auf, die Paraguayer gern essen. Die Rezepte in diesem Buch wurden über mehrere Jahre usammengetragen. Eine große Besonderheit dieses Buches sind die Beiträge von Carola Esau und Brenda Sawatzky, die netterweise spontan bereit waren, einige typisch paraguayisch-mennonitische Rezepte beizusteuern, sowie von Wolf Lustig, der den Abdruck seines original Guaraní-Rezeptes der Sopa Paraguaya erlaubte und gleichzeitig auch einige wertvolle Hintergrundinformationen über die Sprache Guaraní zur Verfügung stellte. Irene Reinhold schließlich hat nicht nur die Lektoratsarbeit gemacht, sondern zeigt Ihnen als Leser auch auf amüsante Art und Weise, welche Tücken das scheinbar so einfache Spanisch im Bereich der Lebensmittelvokabeln haben kann. Allen möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken. Durch sie ist das Buch nicht nur das erste Buch auf Deutsch über die paraguayische Küche geworden, sondern auch zu etwas ganz Besonderem! Sämtliche verbleibenden Fehler sind mir zuzurechnen.

Kochen und Essen ist in Paraguay ein Gemeinschaftserlebnis; man nimmt sich Zeit zum Kochen, fast alles wird von den Grundzutaten ab frisch zubereitet, Fertigzutaten, Dosen- oder Tiefkühlgerichte gibt es auch heute noch wenig in den Supermärkten. Auch verfügen die wenigsten Familien auf dem Land über eine Haushaltswaage, einen elektrischen Mixer oder einen einstellbaren Ofen: gemischt und geknetet wird mit der Hand, gekocht und gebacken wird fast überwiegend entweder mit Feuerholz, im Lehmofen (Tatakuá) oder mit einfachen Gasherden. Daher sind für ein Rezept fast durchgängig unterschiedliche Mengen- und Temperaturangaben zu finden. Nach genauen Mengen gefragt, bekommt man meist die Antwort „como quieras“ – „Wie du willst“.

In diesem Buch gibt es natürlich Mengengaben. Aber denken Sie daran: Ein wenig Abweichung schadet im Zweifel nicht! Und die paraguayische Küche ist wunderbar dazu geeignet, gemeinsam zu Kochen – oder die Kinder mithelfen zu lassen. Lassen Sie sie doch einfach mal Chipa selber basteln oder Bori Bori formen. Sie werden merken, dass es für alle ein schönes Erlebnis ist.

Wir alle wünschen Ihnen viel Spaß beim Stöbern und Nachkochen!

Lehmofen (Tatakuá): erst wird vorgeheizt,

dann wird die Chipa in der Glut gebacken

Einkaufen auf Paraguayisch

Ob im Urlaub oder als Ausländer in welchem Land auch immer – die Lebensmittelbeschaffung stellt für Orts- und Sprachunkundige ein Abenteuer für sich dar. Die Originale der hier gelisteten Rezepte mussten häufig in diesem Punkt etwas angepasst werden. Als Deutscher steht man mit der Anweisung: “Man hole einen schönen reifen Maiskolben vom Feld” meist vor einer unlösbaren Aufgabe. Daher sind hier die Zutaten etwas europäisiert. Ein paar Anmerkungen seien hier dennoch gegeben.