Erfolgreich im Japangeschäft - Kerstin Teicher - E-Book

Erfolgreich im Japangeschäft E-Book

Kerstin Teicher

4,9

Beschreibung

Japan wird oft als exotischer und unzugänglicher Markt mystifiziert. Unternehmen, die mit Japan in Geschäftsbeziehung treten möchten, sind außerdem oft von der Informationsfülle überfordert. Ziel dieses Ratgebers ist es, praktische Hilfe für den Umgang und Verhandlungen mit Japanern zu geben. Dabei wird Japan nicht mystifiziert, sondern es wird konkret dargestellt, welche Besonderheiten zu beachten sind. Japan ist kein Land mit sieben Siegeln, wenn man mit gesundem Menschenverstand agiert und den Geschäftspartnern so entgegentritt, wie man es sich selbst in einer vertrauensvollen, langfristigen Geschäftsbeziehung wünscht: Mit Respekt und Wertschätzung auf menschlicher Ebene sowie zum Produkt, um das man verhandelt. Die natürlich bestehenden Fallstricke und wie sie umgangen werden können, beschreibt die Autorin verständlich und mit ausgesprochener interkultureller Erfahrung. Das Buch richtet sich an Manager und Unternehmer, die mit Japan zu tun haben oder künftig haben möchten, um das riesige Potential des Landes zu nutzen. Auch für Dienstleister und für Unternehmen jeder Größe, die japanische Produkte nach Deutschland, Österreich oder Schweiz importieren und hier verkaufen wollen und Kontakt zu japanischen Unternehmen suchen, bietet der Ratgeber wertvolle Tipps und Hinweise auf Unterstützungsangebote. Der Schwerpunkt liegt auf einer praktischen Einführung in das japanische Management, auf Verhandlungsführung und inhaltliche und organisatorische Aspekte der Geschäftskultur in Japan, inklusive Personal und Marketing. Alles wird mit Beispielen, Case Studies, Interviewzitaten und Illustrationen veranschaulicht. Wichtige Details aus dem Geschäftsleben von heute wie Visitenkarten, Verbeugungen, Geschenke, Anrede, Sitzordnung oder Kommunikation werden übersichtlich dargestellt. Aktuelle und neue Trends wie Start-Ups, Social Media und andere Themen runden den Inhalt dieses wertvollen Ratgebers ab, der mit Unterstützung der versierten Japankennerin und Kommunikationsberaterin Karin Funke-Rapp entwickelt wurde. Aus dem Inhalt: Rechtliche Formen des Japanengagements Unterstützungsangebote für ausländische Firmen Regeln im Geschäftsleben von A-Z Aufbau einer Unternehmenspräsentation für Japaner Erfolgreiche Verhandlungsführung Beziehungspflege Personal und Marketing Frauen im Geschäftsleben Kunde in Japan Vorbereitung einer Japanreise Verkehr, Orientierung, Telekommunikation, Internet Japanische Infrastruktur im deutschsprachigen Raum

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Inhaltsverzeichnis

 

Einführung und Überblick

Grundlagen der Geschäftstätigkeit in Japan

2.1. Formen des Japan-Engagements

2.2. Die Start-up-Szene in Japan

2.3. Unterstützung für ausländische Firmen

2.4. Japan im Wandel? – Chancen für ausländische Unternehmen

Erfolgreich in Japan

3.1. Regeln im japanischen Geschäftsleben von A-Z

3.2. Aufbau und Führung guter Geschäftsbeziehungen in der Praxis

3.3. Vorbereitung eines Treffens/Unternehmenspräsentationen

3.4. Erfolgreiche Verhandlungsführung

3.5. Beziehungspflege

Personal und Marketing in Japan

4.1. Besonderheiten im Personal- und Bildungswesen

4.2. Umgang mit Japanern im Geschäftsalltag

4.3. Frauen im Geschäftsleben

4.4. Marketing in Japan

4.5. Der Kunde in Japan

Organisatorische Hinweise

5.1. Vorbereitung einer Japanreise

5.2. Geld, Währung, Banken

5.3. Verkehr, Orientierung

5.4. Telekommunikation, Elektrizität, Internet

5.5. Sonstiges Wissenswertes von A-Z

Anhang

6.1. Die japanische Sprache

6.2. Flughafentransfers Tokyo, Kyoto/Osaka, Nagoya

6.3. Japanische Infrastruktur im deutschsprachigen Raum

6.4. Quellen- und Literaturhinweise

Stichwortverzeichnis

Übersichten, Exkurse und Praxisbeispiele

 

Nr.1Abbildung – Bruttoinlandsprodukt im Vergleich

Nr.2Abbildung – Japan im geographischen Überblick

Nr.3Übersicht – Einwohner und Fläche im Vergleich

Nr.4Praxisbeispiel – Messeteilnahme als Einstieg nach Japan

Nr.5Praxisbeispiel – Wandel und Nicht-Wandel in Japan: Ikea

Nr.6Übersicht – Do´s und Dont´s im japanischen Geschäftsleben

Nr.7Exkurs – Regeln bei japanischem Essen

Nr.8Praxisbeispiel – “Ja” oder wirklich verstanden?

Nr.9Übersicht – Verbeugungen

Nr.10Abbildung – Visitenkartenübergabe

Nr.11Übersicht – Ablauf eines Geschäftstreffens

Nr.12Abbildung – Sitzordnung bei geschäftlichen Treffen

Nr.13Praxisbeispiel Import (Tokuri GmbH)

Nr.14Besprechungen in Deutschland und Japan im Vergleich

Nr.15Exkurs – Inhaltliche Vorbereitung von Unterlagen

Nr.16Exkurs – Japanische Besucher in Deutschland

Nr.17Übersicht – Wichtige Unterschiede im Personalwesen

Nr.18Praxisbeispiel – Kritik üben

Nr.19Abbildung – IC-Cards

Nr.20Übersicht – Feiertage in Japan

Nr.21Übersicht – Preisbeispiele in Japan

Nr.22Abbildung – Japanische Wegbeschreibungen (chizu)

Nr.23Abbildung – Koban (Polizeihäuschen)

Nr.24Übersicht – Beschilderung von Bahnhofsstationen

Nr.25Übersicht – Japanische Schriftzeichen

Nr.26Übersicht – Flughafentransfer wichtiger Städte

Vorwort

Über Japan gibt es zahlreiche Informationen und Materialien, vielfach auch kostenlos. Hierbei ist man schnell überfordert. Viele Mythen ranken sich darum, dass Japan so exotisch ist, Japaner so kompliziert und wenig verständlich. Mit dem vorliegenden Ratgeber soll daher ein Einstieg gegeben werden, der den geschäftlichen Umgang mit Japanern einfach, aber fundiert erläutert und gleichzeitig „entmystifiziert“. Wie in jedem Land gibt es einige Besonderheiten, die im Umgang miteinander zu beachten sind, aber vielfach reicht etwas „Feingefühl“ und gesunder Menschenverstand aus, um Missstimmungen zu vermeiden.

Dabei baut das Buch auf meiner mittlerweile 30jährigen Erfahrung mit Japan auf. 1987 zunächst als Student, dann in verschiedenen Funktionen in Japan und Deutschland habe ich selbst am Verhandlungstisch gesessen oder auch zahlreiche große und kleine europäische Unternehmen oder Freiberufler auf eine Geschäftsreise, Verhandlungen und andere Kontakte mit Japan vorbereitet. 2003 schrieb ich den ersten Ratgeber über Japan in meiner Funktion als Vorstand des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises (DJW) als Gedächtnisstütze für die Schulungen, die ich bei zahlreichen Unternehmen durchgeführt habe. Diese Auflage, die stets sehr gut bei den Teilnehmern ankam, ist lange vergriffen und natürlich hat sich in den letzten Jahren seitdem auch einiges in Japan verändert – vieles ist aber auch gleich geblieben. Diese Publikation bleibt dem damaligen Ansatz treu, fokussiert vor allem aber die Unterschiede und Entwicklungen der letzten 10 bis 15 Jahre.

Zusätzlich habe ich Experten, Geschäftsleute und auch Mitarbeiter japanischer Unternehmen im Zeitraum von 2015-2017 befragt, um meine eigene – natürlich immer subjektive – Erfahrung noch besser für die Leser dieses Ratgebers zu objektivieren.

Ausländische Unternehmen sind in Japan seit Jahrzehnten in den unterschiedlichsten Branchen erfolgreich und profitabel. Zwar wird Japan noch immer als Ausnahme behandelt, mehr und mehr gilt jedoch, dass mit dem nötigen gesunden Menschenverstand und Hintergrundwissen eine Geschäftstätigkeit in Japan nicht problematischer ist als in anderen Ländern.

Neue Entwicklungen und Themen bieten zudem gerade in der jetzigen Zeit neue Chancen für ausländische Unternehmen: Die wirtschaftliche und politische Lage in der Welt führt auch dazu, dass sich Japan auf seine bewährten Partner gerade in Europa rückbesinnt und aktiv revitalisiert. Darüber hinaus bieten zahlreiche Großereignisse Chancen für ausländische Unternehmen - angefangen mit der CeBIT 2017, auf der Japan als offizielles Partnerland den größten Pavillon der Geschichte dieser Messe stellte. Olympia 2020 wird in Tokyo stattfinden: 56 Jahre nach den olympischen Spielen von 1964, bei denen Japan seine Wirtschaftskraft und beginnende Internationalisierung eindrucksvoll dem Weltpublikum präsentierte. Die Vorbereitungen für 2020 laufen auf Hochtouren und lassen vermuten, dass sich Japan wiederum mit einer perfekten Organisation präsentieren wird.

Um die Besonderheiten eines Systems zu verstehen, bietet es sich nicht zuletzt zur Illustration an, Vergleiche zu ziehen und auf mehr oder weniger hohem Niveau zu abstrahieren. Daher finden sich in diesem Buch Aussagen wie „Der Deutsche“ oder „Der Japaner“ – es geht dabei nicht darum, alle Menschen über einen Kamm zu scheren oder zu pauschalisieren, doch um die gemeinsamen Charakteristika im Rahmen eines praxisorientierten Ratgebers herauszuarbeiten, ist dieses Vorgehen sehr nützlich. Erst wenn man Muster in einer anderen Kultur erkennt, kann man auch das eigene Vorgehen reflektieren und darauf aufbauend erfolgreich sein.

Ein solcher Ratgeber kann und soll natürlich eine ausführliche Vorbereitung oder weiterführende Erklärungen nicht ersetzen. Sollten Sie zu einzelnen Themen detailliertere Informationen/Literatur benötigen, finden Sie entsprechende Hinweise dazu im Text oder können diese dann auf der Grundlage dieses Ratgebers gezielt bei Spezialisten nachfragen.

Ich hoffe, dass Ihnen die Beschreibungen für Ihre Geschäftstätigkeit hilfreich sind und viele Fehler oder teure Fehlentscheidungen ersparen. Dennoch kann keine Haftung für die hier dargestellten Inhalte, auch nicht für die Richtigkeit der Dokumente, Verträge usw. übernommen werden. Bitte berücksichtigen Sie auch immer, dass sich die Situation geändert haben kann.

März 2017, Kerstin Teicher

Dank

Zahlreiche Menschen waren bereit, mir in Interviews und Rückfragen Rede und Antwort zu Detailthemen zu stehen, bestimmte Kapitel ihrer Expertise Korrektur zu lesen und vieles andere mehr. Ihnen allen sei an dieser Stelle für ihre Zeit und ihre Bereitschaft ganz herzlich gedankt. Dies waren unter anderem in alphabetischer Reihenfolge: Maximilian Fritzsch (TOKURI GmbH), Masataka Konishi, Marina Riessland (JETRO Berlin), Thomas Reichel (Kanematsu Deutschland), Rie Ueno (Waseda Universität Tokyo). Viele weitere wollten namentlich nicht genannt werden, zumeist, weil sie in öffentlichen Funktionen stehen, aber auch ihnen danke ich herzlich für die wertvollen Beiträge.

Dr. Karin Funke-Rapp, die ich seit meinem Studium kenne und schätze, hat drei wichtige Kapitel zu diesem Buch beigetragen (Frauen im Geschäftsleben, Start-ups und Kommunikation/Medien, Sprache), mir als Brainstorming-Partner zur Verfügung gestanden und viele Hinweise gegeben – herzlichen Dank hierfür! Nicht zuletzt möchte ich mich bei dem paraguayischen Maler Jorge Pavon, der auch für dieses Buch wieder einige Illustrationen beigetragen hat, sowie meiner stets zuverlässigen Lektorin Irene Reinhold herzlich bedanken!

Formale Hinweise

Zur besseren Lesbarkeit wird auf wissenschaftliche Formen wie Fußnoten und Quellenangaben direkt im Text verzichtet. Wichtige Daten oder Tabellen/Graphiken sind jedoch selbstverständlich mit Quellen belegt. Darüber hinaus findet sich am Ende des Buches eine Liste mit Literatur- und Quellenhinweisen.

Weiterhin wird zur besseren Lesbarkeit jeweils nur die männliche oder neutrale Form bei Berufsbezeichnungen oder ähnlichen Begriffen verwendet; hier ist die weibliche Form jedoch stets inhaltlich mit eingeschlossen.

Ebenfalls zur besseren Lesbarkeit wird auf Längungsstriche bei Vokalen verzichet (statt Tōkyō also Tokyo). Die Schreibung von Eigennamen erfolgt in der westlichen Reihenfolge, also Vorname-Nachname.

1. Einführung und Überblick

Wirtschaftlich fällt Japan in den letzten Jahrzehnten eher durch negative Schlagzeilen auf: schrumpfendes Wirtschaftswachstum, Deflation, Minuszinsen, alternde Bevölkerung. Dabei ist das Land gemessen am BIP (Bruttoinlandsprodukt) nach wie vor das drittgrößte der Welt, nach den flächen- und einwohnermäßig deutlich größeren Ländern USA und China und noch vor Deutschland! Japan ist für die EU einer der wichtigsten Einzelmärkte überhaupt – sowohl für Ex- als auch für Importe. Hier aktiv zu sein, bedeutet, Zugang zu 20 Prozent des Weltkonsums zu haben, Konsumtrends hautnah zu erfahren, Technologiepfade und neue Geschäftsmodelle direkt an der Quelle zu erleben. Im Zuge einer immer komplexeren geopolitischen Weltlage besinnt sich Japan gerade heute auf bewährte Partner insbesondere aus Europa. Gerade jetzt profitieren ausländische Unternehmen von vereinfachten Steuerbedingungen und den Vorteilen und Anreizen für Investitionen in Japan.

Von der Wirtschaftskraft her sind die einzelnen Regionen beziehungsweise Hauptinseln bereits vergleichbar mit ganzen Ländern (Abbildung Nr. 1).

Nr. 1 Abbildung – Bruttoinlandsprodukt im Vergleich

Quelle: www.esri.cao.go.jp/jp/sna/data/data_list/kenmin/files/contents/main_h25.html, Wikipedia, in Mrd. Euro

So ist das Bruttoinlandsprodukt der kleinsten und wirtschaftlich schwächsten Hauptinsel Shikoku so groß wie das von Ungarn; das der südlichsten Insel Kyushu entspricht dem von ganz Belgien und das der Hauptstadtregion Kanto sogar dem von Italien oder Indien! Und allein Tokyo erwirtschaftet so viel wie gesamt Mexiko. Schon aus diesen Gründen ist Japan ein interessantes Land für Geschäfte. Um seine Wirtschaft besser einordnen zu können, sind im Folgenden einige weitere Charakteristika des Landes erwähnt. Mit rund 127 Millionen hat es 50 Prozent mehr Einwohner als Deutschland, ist jedoch flächenmäßig etwa genauso groß (378.000 zu 357.000 Quadratkilometern).

Nr. 2 Abbildung – Japan im geographischen Überblick

Quelle: iStock.com/pavalena

Geographisch besteht Japan aus vier Haupt- und mehreren tausend kleinen Inseln (Abbildung Nr. 2), die zudem noch sehr gebirgig sind - 73 Prozent der gesamten Landmasse Japans besteht aus Gebirge.

Daher konzentriert sich die Bevölkerung auf einen sehr kleinen bewohnbaren Teil vor allem an den Küsten. Dies macht das Land zu einem der dicht besiedelten der Welt. Zwei Drittel der Bevölkerung lebt auf nur 3,3 Prozent der Landesfläche vor allem um die großen Städte Tokyo/Yokohama, Osaka/Kyoto und Nagoya.

Wenn man diese Faktoren nochmals zur besseren Vergleichbarkeit einordnet: Allein die Kanto-Region um Tokyo/Yokohama hat so viele Einwohner wie ganz Polen und selbst die kleinste der vier Hauptinseln, Shikoku, hat so viele Einwohner wie Kroatien, und die nördlichste Insel, Hokkaido, ist von der Einwohnerzahl her vergleichbar mit Dänemark und von der Fläche her mit Österreich. Gemessen an der Fläche ist Shikoku etwa so groß wie Kuwait, Kanto (Toyko/Yokohama) sogar etwa so groß wie Belgien und die südliche Insel Kyushu nur etwas kleiner als Dänemark (siehe Übersicht Nr. 3). Hinsichtlich der Bevölkerungsdichte wird ein Vergleich zwischen Berlin und Tokyo besonders eindrucksvoll: Während es in Berlin knapp 4.000 Einwohner pro Quadratmeter sind, sind es in Tokyo über 15.000!

Nr. 3 Übersicht – Einwohner und Fläche im Vergleich

Land/Region

Fläche (in qkm)

Einwohner (Mio)

Belgien

30.528

11,2

Dänemark

42.925

5,7

Hokkaido

83.456

5,4

Indien

3.287.000

1.252,0

Italien

301.338

59,8

Kanto

32.424

42,6

Kansai

27.335

22,8

Kroatien

56.594

4,3

Kyushu

36.782

13,0

Polen

312.685

38,5

Shikoku

18.298

4,0

Ungarn

93.030

9,9

Quelle: www.esri.cao.go.jp/jp/sna/data/data_list/kenmin/files/contents/main_h25.html, Wikipedia

Hinzu kommen zwei weitere wirtschaftlich relevante Fakten: Japan verfügt über so gut wie keine Rohstoffe und muss diese importieren. Die Bevölkerung gehört zu den weltweit am stärksten alternden mit einer sehr niedrigen Geburtenrate. Gerade diese Faktoren machen es jedoch zusätzlich zu einem sehr interessanten Markt. Dabei ist die Bevölkerungszusammensetzung mit 99 Prozent Japanern sehr homogen. Der Binnenmarkt in Japan ist trotz einer langanhaltenden Krise mit Deflation noch immer sehr groß und hoch interessant, die Kunden wenig preissensibel, allerdings sehr anspruchsvoll hinsichtlich Qualität und Service.

Das Regierungssystem ist zentralistisch – die Mehrzahl der politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten konzentriert sich auf die Hauptstadt Tokyo auf der größten Insel Honshu, die rund 60 Prozent der Fläche des Landes ausmacht. Die drei weiteren großen Inseln sind Kyushu und Shikoku im Süden und Hokkaido im Norden des Landes und erstrecken sich über eine Länge von rund 2.600 Kilometern (Nord-Südausdehnung: rund 2.000 Kilometer). Neben Tokyo und Umgebung (Kanto-Region) spielen wirtschaftlich vor allem noch die sogenannte Kansai-Region um die großen Städte Kyoto, Osaka und Kobe sowie die Chubu-Region rund um Nagoya (vor allem Automobilbranche) eine wichtige Rolle.

Als Industrieland ist es hochmodern; dennoch finden sich sowohl im Stadtbild wie auch im gesellschaftlichen Leben viele Zeugnisse der beiden Hauptreligionen Shinto-ismus und Buddhismus – beispielsweise Tempel, Schreine, aber auch Bräuche wie eine zum Teil noch praktizierte andere Zählweise der Jahre. Tradition und Moderne koexistieren in fast allen Bereichen problem- und konfliktlos nebeneinander.

Japan verzeichnete zwischen dem Ende des 2. Weltkriegs und Ende der 1980er Jahre ein Hochwachstum. Zu jener Zeit beherrschten Unternehmensgruppen (Konglomerate, japanisch: Keiretsu) angeführt von Bankhäusern und ihren international agierenden Handelshäusern (sogo shosha) sowie die zum Konzern gehörenden vertikal organisierten Zulieferunternehmen (Produktion) das japanische Wirtschaftssystem und auch den Handel Japans mit anderen Ländern. Dies war ein Grund dafür, dass man in westlichen Ländern den Marktzugang nach Japan und den Umgang mit japanischen Unternehmen als schwierig wahrgenommen hat. Zusammen mit der schon optisch einschüchternden Sprachbarriere wurde und wird das Land und der geschäftliche Umgang mit seinen Unternehmen und Menschen noch immer oft mystifizierend dargestellt. Wenn man sich jedoch vor Augen führt, wie wenige Menschen tatsächlich auch nur das Französisch so gut beherrschen (und wie wenig Franzosen umgekehrt (gern) Englisch sprechen), dass sie in der Sprache verhandeln können, muss man sich zumindest von der Sprache her eigentlich keine Sorgen machen, mit einem Land nicht in Geschäftsbeziehung treten zu können.

Natürlich ist Japan ein anderes Land mit zum Teil anderen Sitten und Gebräuchen; es ist jedoch bei weitem nicht so unterschiedlich, wie dies zum Teil verzerrend dargestellt wird. Fehler in der Etikette werden auch in Japan dem Ausländer überwiegend verziehen – es ist daher nicht erfolgversprechender, sich sklavisch an alle Regeln zu halten und „japanischer“ als Japaner selbst zu werden. Häufig wird in der allgemeinen Darstellung – oft sogar von Japanern selbst – Japan mit den USA verglichen, was oft zu Verzerrungen führt, da hier größere Unterschiede als zwischen Japan und Deutschland bestehen, sowohl in Bezug auf Einwohnerzahl und Marktgröße als auch in kultureller Hinsicht. Oft ist es daher ratsam, geistig etwas Distanz zu schaffen und mit gesundem Menschenverstand zu beurteilen, ob hier Äpfel mit Birnen verglichen werden oder ob es sich tatsächlich um einen signifikanten Kulturunterschied zu Europa handelt.

Seit Ende der 1990er Jahre hat der Einfluss dieser Netzwerkstrukturen stark abgenommen. Heute bestehen von den ehemals 16 Handelshäusern nur noch sieben. Von Vorteil sind diese Lockerungen speziell für kleine Zulieferunternehmen (besonders im Automobilbereich). Sie haben jetzt eine noch bessere Chance, auf dem japanischen Markt zu agieren.

Strukturell ist Japan durch eine Großzahl von mittelständischen Unternehmen (KMU, Klein-Mittelunternehmen) geprägt, die rund 99 Prozent aller Unternehmen ausmachen, was fast genau dem Anteil auch in Deutschland entspricht. Nichtsdestotrotz dominieren in der öffentlichen Wahrnehmung und Berichterstattung – ebenfalls wie in Deutschland – die großen Unternehmensnamen wie Toyota, Mitsubishi, Sony usw. Allerdings sind in den japanischen KMU lediglich 60 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigt und ihr Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung beträgt ebenfalls nur knapp 60 Prozent.

Seit den 1990er und verstärkt seit Anfang der 2000er Jahre sind vermehrt strukturelle Änderungen in Japan spürbar. So haben Änderungen im Rechtssystem unter anderem dazu geführt, dass seit Ende der 1990er Jahre Gründungen von Holdinggesellschaften, Aktientausch und Abspaltung von Unternehmensteilen erlaubt sind. Eine teilweise Adaption der IAS (Internationalen Rechnungslegungsvorschriften) hat Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung vereinfacht.

Auch das aus deutscher Sicht sehr spezielle Personalwesen ist in den letzten 20 Jahren einfacher geworden. Noch immer dominieren zwar festgelegte Verfahren zur Einstellung von Berufsanfängern insbesondere von Universitäten, aber das Thema Arbeitsplatzwechsel ist kein Tabu mehr, wie es noch in den 1990er Jahren der Fall war. Gerade die jungen Arbeitnehmer suchen abseits der festgefahrenen Karrierewege in Großunternehmen häufig interessante andere Möglichkeiten, auch in ausländischen Unternehmen, von denen sie sich eine ausgewogenere Work-Life-Balance versprechen. Allerdings ist aufgrund der Alterung der Bevölkerung der japanische Arbeitsmarkt stark umkämpft. In einigen Regionen Japans ist es schwierig geworden, überhaupt Mitarbeiter zu finden. Dies hat es vor allem Frauen ermöglicht, in den letzten Jahren vermehrt gute Arbeitsplätze auch in Führungspositionen zu finden.

Japan ist insgesamt internationaler geworden. Im Stadtbild in den großen Städten gibt es heutzutage neben den einheimischen auch viele internationale Geschäfte und Ketten (von Bekleidungsgeschäften wie H&M angefangen bis hin zu Fast Food-Restaurants wie Mac Donalds oder Kentucky Fried Chicken). Sogar die schwedische Möbelkette Ikea hat sich seit mehreren Jahren erfolgreich auf dem japanischen Markt etabliert – und das in einem Land, in dem traditionell dem Kunden jegliche Eigenarbeit abgenommen und an DIY gar nicht gedacht wurde!

Schon die gemeinschaftlich mit Südkorea ausgetragene Fußball-WM 2002 führte in Japan zu mehr mehrsprachiger Beschilderung in den Städten. Der Zuschlag für Olympia 2020 verstärkt diese Anstrengungen schon deutlich spürbar im Vorfeld. Damit einher geht auch eine stark gestiegene Bautätigkeit sowie weitere Maßnahmen, das Land für Touristen einfacher zu machen (flächendeckendes kostenloses WLAN, englischsprachige Menüs in Restaurants und vieles andere mehr). Dies alles sind sowohl Faktoren, die es auch Geschäftsreisenden immer einfacher machen, sich im Land zu orientieren, als auch Chancen für neue beziehungsweise verstärkte Geschäftstätigkeit mit Japan eröffnet.

In vielen Bereichen ist Japan nach wie vor führend bei Innovationen – getrieben nicht zuletzt aufgrund der anspruchsvollen japanischen Kunden, die auch stets die neuesten Produkte und bequemsten Features verlangen. Besonders deutlich wurde dies auf der CeBIT 2017 in Hannover, bei der Japan das offizielle Partnerland war und den größten Stand in der Geschichte dieser Leitmesse und sich mit weit über 100 japanischen Unternehmen sowie Innovationen im Bereich Industrie 4.0, Digitalisierung usw. präsentierte. Interessant für verschiedene Branchen kann der japanische Ansatz sein, eines der brennensten Themen in der japanischen Gesellschaft und Wirtschaft, seine demographischen Probleme (Alterung der Bevölkerung), anzugehen: Es ist führend im Einsatz von Roboterlösungen. Vielen europäischen Firmen bietet sich hier eine sehr gute Chance, an diesem Wachstumsmarkt teilzuhaben.