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Regen Sie sich häufig über Kleinigkeiten auf? Und wenn Sie sich aufregen, explodieren Sie dann vor Wut - oder fressen Sie den Ärger lieber schweigend in sich hinein? Oder gehören Sie zu den berüchtigten Rabattmarkensammlern, die ein ganzes Jahreskontingent an Ärger in einem einzigen Schwall herauslassen können? Falls Sie sich fragen, ob es vielleicht Wege gibt, um gelassener und ruhiger durchs Leben zu gehen, dann finden Sie die Antwort in diesem Ratgeber. Carmen Reuter ist Kommunikationstrainerin, Speaker und Coach - und Expertin in Sachen Ärger und Zorn. Das Gefühl, vor Wut an die Decke gehen zu wollen, kennt sie von Kindesbeinen an. In diesem Buch vermittelt sie die besten Strategien gegen Ärger, allesamt erprobt und bewährt in Anti-Ärger-Trainings, Coachings und im "wirklichen Leben". Unterhaltsam und humorvoll verknüpft Carmen Reuter ihr fundiertes Wissen über aktuelle Ergebnisse der Hirnforschung mit Alltagsepisoden aus Beruf und Privatleben. Denn wer sich weniger ärgern will, muss zunächst wissen, was es mit dem ganzen Ärger überhaupt auf sich hat. Anhand zahlreicher Praxis-Tipps und Tools erfahren Sie im zweiten Teil des Ratgebers, wie Sie besser mit Ärger und Stress umgehen können. Ein Training gegen die brodelnde, oft explosive Kraft in Ihrem Inneren, das Ihnen kreative Energie und Ausstrahlung gibt, Ihre Gesundheit schützt und Sie in jeder Hinsicht besser aussehen lässt. Mensch ärgere dich? Kommen Sie lieber runter von der Palme! Carmen Reuter geht seit 1988 der Frage nach, wie der Mensch wachsen und sich entfalten kann. Ihre Vorträge und Workshops befassen sich mit Gesundheit, Kommunikation und Führung. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Karlsruhe.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2020
Carmen Reuter
Komm mal runter von der Palme!
Wie Ärger entsteht – und was Sie dagegen tun können
Carmen Reuter
Komm mal runter von der Palme!
Wie Ärger entsteht - und was Sie dagegen tun können
Lange habe ich überlegt, wie ich mit der „Genderfrage“ umgehe. Schreibe ich von Berater_innen, von Trainer*innen, von Kolleg: innen? Keine dieser Varianten vermochte mich zu überzeugen. Als ich Gerald Hüthers neues Buch in die Hände bekam, entzückte mich seine schlicht-pragmatische und zudem perfekt formulierte Lösung unmittelbar. Und wenn etwas nicht besser ausgedrückt werden kann, dann zitiere man das Original! Also mit Dank an Gerald Hüther:
"Ich weiß, dass es zwei oder gar mehr Geschlechter gibt. Der besseren Lesbarkeit wegen verwende ich mal die männliche und mal die weibliche Form."
© 2020 Carmen Reuter
Redaktion: Karen Hartig
Illustrationen: Herbie Erb
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-20643-4
Hardcover:
978-3-347-20644-1
e-Book:
978-3-347-20645-8
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Für Alfred,
mit dem ich über die Absurditäten des Lebens lachen kann, statt alles ernst zu nehmen.
INHALT
I. Vorwort
II. Was Menschen auf die Palme bringt: Ärger und seine Entstehung
2.1 Was ärgert Sie? Oder besser gefragt, wer ärgert Sie?
2.2 Ein wenig Neurobiologie: Der Steinzeitmensch in uns lebt
2.3 Unsere hauseigene ‚Stiftung Warentest‘: Das emotionale Erfahrungsgedächtnis
Testen Sie mal: Wie fühlt sich Ihr Ärger an?
2.4 Wie das emotionale Erfahrungsgedächtnis mit uns kommuniziert: Hör mal, wer da spricht!
2.5 Die großen Stressreaktionen: Kämpfen, fliehen, totstellen
Auf sie mit Gebrüll – die Kampfreaktion
Rette sich wer kann – die Fluchtreaktion
Wie zur Salzsäule erstarrt – „einfrieren“ oder „totstellen“
Ein kleiner Exkurs: Mobbing und die Folgen
2.6 Amygdala lässt grüßen: Ihr Panikschalter im Gehirn
2.7 Männer sind anders, Frauen auch – Über die Unterschiede beim Ärgern
2.8 Nährboden für Ärger: Die fünf großen Trigger
Neid
Zurückweisung
Kritik
Kontrollverlust
Verletzte Werte
2.9 Ärger macht krank oder: Warum es sich lohnt, den eigenen Ärger zu meistern
III. Wege aus dem Ärger
3.1 Besser im Alltag klarkommen: Die Immer-wieder-Situationen
Tool: Die Alltags-Ärger-Diagnose
Tool: „Fremdhirne“ nutzen
Kleine Anti-Ärger-Hilfen für Autofahrer
3.2 Die vier Naturelle: Sich selbst und andere besser verstehen
Wenn Pflichterfüller sich ärgern
Hinterfrager-Zorn
Der Groll des Teamplayers
Der wütende Rebell
Tool: Der friedvolle Tipp aus Fernost
3.3 Universallösung Klopfakupunktur: Klopf dich frei!
Vier häufige Fragen zur Klopfakupunktur und ihre Antworten
3.4 Ärger regulieren im Homeoffice: „Ich kann nicht mehr!“
Tool: Der Drei-Fragen-Weckruf
Tool: Die Ärger-Transformationsatmung
3.5 Der regt mich auf, die bringt mich zur Weißglut! Wenn Sie sich über andere ärgern
Tool: Sauer, wütend, verärgert? 3 Quickies zur Beruhigung
3.6 Bei sich bleiben statt außer sich geraten: 6 Fragen helfen
Tool: Runterkühlen mit der Vulkanübung
Wenn ein Anrufer überkocht: Vulkan-Übung 2
3.7 Einfach aufhören! Über das Dampf-Ablass-Fasten
3.8 Der Weg der Meister: Wie Sie die Kraft der Frustration nutzen
IV. Anhang
Kurzanleitung Klopfakupunktur
Liste schnell und nachhaltig wirkender Methoden
Buchempfehlungen
Die Autorin
I. Vorwort
Von Dünnhäutern, Schwiegermüttern und warum es unvermeidbar war, ein Anti-Ärger-Buch zu schreiben
Kennen Sie den? Mensch ärgere dich nicht gilt erst als beendet, wenn jemand aufsteht, das Spielbrett umwirft und „ich hasse euch!“ schreit.
Man kann sich im Prinzip den lieben langen Tag ärgern. Über den Kollegen, die Ehefrau, den Nachbarn, die schlechte Schulnote des Kindes, das Mittagsgericht in der Kantine, den Paketboten, die rote Ampel und das Wetter. Verpflichtet ist man nicht dazu.
Ärgern Sie sich manchmal? Ich ärgere mich ungern, aber immer wieder. Und das trotz allen Trainings. Leider.
Das liegt daran, dass ich von Haus aus eine Dünnhäuterin bin. Viele Dinge gehen mir schnell an die Substanz oder unter die Haut. Hinzu kommt mein lebhaftes Temperament. Wenn Sie nun im Geist Merkmal eins und Merkmal zwei addieren und meinen, eine Art Rumpelstilzchen vor sich zu sehen: Bingo. Das geht folgendermaßen bei mir: Zügig losärgern, fix hoch auf die Palme, oben ein bisschen toben und schimpfen, ziemlich flott auch wieder runterkommen – und dann ist die ganze Sache meistens vergessen.
Wenn Sie nun mit einem Stress-Dickhäuter zusammenleben, der Ihre Palmen-Aktion mit den Worten kommentiert: „Ich weiß jetzt aber gar nicht, warum du dich so aufregst…“, dann finden Sie diese Aussage wenig hilfreich. Und den, der sie ausgesprochen hat, finden Sie doof. Eigentlich spricht alles dafür, sich umgehend wieder aufzuregen. Gleichzeitig wünschen Sie sich sehnlichst ein dickeres Fell. Doch woher nehmen?
Es liegt auf der Hand: Bei dieser Ausgangslage war ich praktisch ausersehen, mich über viele Jahre mit dem Thema „Ärger“ auseinanderzusetzen, mich konstant fortzubilden, zu lernen und zu üben, später ein sehr erfolgreiches Live-Training zu entwickeln – und schließlich dieses Buch zu schreiben. Ich bin Ärger-Profi an Leib und Seele, glauben Sie mir ruhig. Und wenn ich eins weiß, dann das: Ein Training gegen diese brodelnde, schwelende, oft explosive Kraft in Ihrem Inneren macht Sie heiterer, kreativer und gelassener. Mehr noch, es gibt Ihnen Energie und Ausstrahlung, schützt Ihre Gesundheit und lässt Sie in allen Aspekten besser aussehen!
Genau dafür ist dieses Buch entstanden. Das Wort „Ärger“ dient dabei als Überbegriff für die vielen Facetten, die diese stürmische Emotion haben kann, und beinhaltet also auch Wut, Zorn und andere Aufregungsgefühle.
In diesem Ratgeber bekommen Sie nicht nur viel Wissen, was es mit diesem vermaledeiten Ärger eigentlich auf sich hat, sondern auch handfeste, erprobte Mittel und Möglichkeiten, um künftig anders mit Ärger und Stress umzugehen. Um besonnen, gelassen, souverän zu bleiben, wenn es darauf ankommt. Dass mein Anti-Ärger-Training entstand, hatte allerdings noch einen anderen, schwerwiegenderen Grund:
Ich hatte eine Schwiegermutter.
Und diese verstand es meisterhaft, mich in gefühlt zweieinhalb Sekunden auf die nächste Palme zu bringen. Dort saß ich dann und wetterte. Sobald ich mich wieder beruhigt hatte und hinunterkletterte, stand sie bereits unten und sagte im Tonfall schwerster Schicksalsprüfung: „Ach Carmen, du bist halt so explosiv …“
Raten Sie, wo ich in der nächsten Sekunde war. Irgendwann hatte ich dieses Spiel gründlich satt. Ich wollte mich von jener Frau, mit der ich nun einmal kein gutes Verhältnis hatte, nicht weiter manipulieren lassen. Also suchte ich nach Wegen, wie ich es trotz meiner Dünnhäutigkeit, trotz meines mediterranen Temperaments schaffen konnte, mich nicht mehr zu ärgern. Denn dass ich meine Schwiegermutter nicht verändern konnte, schien mir nach einigen gnadenlos gescheiterten Versuchen eine gesicherte Tatsache. Oder ist Ihnen schon einmal gelungen, einen anderen Menschen zu verändern?
Deshalb verlegte ich meine Anstrengungen und Bemühungen nun darauf, herauszufinden, was ich für mich selbst tun konnte. Und was es zu verändern galt, um resistent gegen Manipulation zu werden.
Die schlechte Nachricht vorweg: Generelles Nicht-ärgern, also den vergeistigten Zustand des gütig dreinblickenden und emotional ruhig bleibenden ZEN-Mönches zu erreichen, das gibt’s in einem westlichen Durchschnittsleben nicht. Mir zumindest ist es bisher noch nicht vergönnt gewesen.
Sich nicht zu ärgern, ist im menschlichen Gehirn auch gar nicht vorgesehen. Auf meiner langen Forschungsreise rund um den Ärger entdeckte ich aber Mittel und Wege, um das leidige Gefühl schneller loswerden zu können und zurück in einen gelassenen, für alle Beteiligten gut bekömmlichen Zustand zu finden. Dabei geht es weder darum, den Ärger herunterzuschlucken, noch darum, ihn leidenschaftlich auszuleben. Beides ist in höchstem Maße ungesund. Vielmehr sollte man versuchen, die beiden Pole in ein gutes Gleichgewicht zu bekommen, denn damit spart man jede Menge psychischer Energie.
Wie wir also die Kraft des Ärgers im Privaten wie im Beruflichen nutzen können und wozu wir sie nutzen sollten: Darum geht es in diesem Buch! Im ersten Teil erfahren Sie, was es grundsätzlich mit dem Ärger auf sich hat. Wie er entsteht, warum er Ihnen beim Überleben helfen soll und was ihn so anstrengend macht. Und Sie bekommen Gelegenheit, Ihr eigenes Ärgerverhalten einmal auf Herz und Nieren zu untersuchen.
Im zweiten Teil des Buches stelle ich Ihnen dann Methoden und Übungen vor, mit denen Sie sich zügig aus dem Würgegriff des Ärgers befreien können.
Also viel Spaß! Ich wünsche Ihnen viele Erkenntnisse beim Lesen und viel Erfolg bei der Umsetzung.
II. Was Menschen auf die Palme bringt: Ärger und seine Entstehung
„Wer gelernt hat, sich von der Herrschaft des Ärgers zu befreien, wird das Leben viel lebenswerter finden.“(Euripides)
Der Dichter Euripides lebte vor fast 2500 Jahren, schon die alten Griechen schlugen sich also mit dem Ärgerthema herum. Sehen Sie? In allen Jahrtausenden und in allen Kulturen suchten Menschen nach Wegen, um besser mit Ärger umzugehen.
2.1 Was ärgert Sie? Oder besser gefragt, wer ärgert Sie?
Die meisten Menschen gehören einem bestimmten Ärger-Typ an. Sie werden in diesem Buch immer wieder auf diese unterschiedlichen Gestalten mit ihren ebenso unterschiedlichen Reaktionsmustern stoßen – deswegen vorweg eine erste grobe Einordnung.
Ich unterscheide vier Ärger-Typen. Da sind zum einen die Rumpelstilzchen. Ihre Art zu reagieren ist explosiv: Sie geraten schnell auf die Palme und recht zügig auch wieder herunter. Explodierer sind also Menschen, die außerstande sind, ihre Emotionen in sich zu behalten, und sie einfach herauslassen. Das Gute an den Rumpelstilzchen: Nach einem reinigenden Gewitter vergessen sie die ganze Sache in der Regel schnell.
Noch explosiver, fast vulkanisch agieren die Choleriker. Diese sind so in ihrer Wut gefangen, dass sie nicht bemerken, welche Kollateralschäden sie im tobenden Rausch anrichten. Wobei ihnen das ohnehin egal ist: Choleriker sind meist überzeugt davon, im Recht zu sein.
Ihnen gegenüber stehen die Implodierer. Das sind Menschen, die allen Ärger und Frust herunterschlucken und versuchen, aufwühlende Ereignisse zu verdrängen und wegzuschweigen. Die Ursache liegt häufig weit in der Vergangenheit, in einer Situation, die emotional so überfordernd war, dass sowohl ihr Denken als auch das Sprachvermögen ausfielen. Da blieb nur das Unterdrücken der heißen Gefühle.
Und dann gibt es noch die Rabattmarkensammler. Auch diese schlucken ihren Ärger in der betreffenden Situation. Allerdings merken sie sich jedes kleine Erlebnis, und zwar unerbittlich. Bildlich gesprochen, kleben sie für jeden Ärger, jede Meinungsverschiedenheit fein säuberlich eine Marke in ein Heft. Für jeden Menschen, mit dem sie Streit haben, führen sie ein eigenes Rabattmarkenheft. Und in dem Moment, wenn das Heft voll ist, dann tut sich die Hölle auf – und dem Gegenüber, welches keine Ahnung hat, wie ihm gerade geschieht, fliegt buchstäblich das gesamte Heft gesammelter Verfehlungen um die Ohren.
In meinem Fall (Sie können es sich fast denken, dass meine Schwiegermutter meisterhaft geübt war im Umgang mit solchen Heften) stand ich jedes Mal so überrumpelt wie überwältigt von diesem Tsunami an Vorwürfen da.
Mich zu verteidigen, gelang praktisch nie, denn als echtes Rumpelstilzchen hatte ich die bewussten Situationen ja längst vergessen. Aber explodieren konnte ich, und das mit Format! Mit der bekannten Folge, dass meine Schwiegermutter stets den Sieg davontrug. Mehr als „ach Carmen, du bist ja so explosiv“ brauchte sie nicht zu sagen …
Jede dieser Varianten entwickelt sich im Laufe der Zeit. Können Sie sich noch erinnern, wie Sie während Ihrer Schulzeit mit Stress und Ärger umgegangen sind? Zu welcher Gruppe zählen Sie sich heute?
Eine Frage an Sie als Kind des 21. Jahrhunderts: Was ärgert Sie? Oder vielleicht besser gefragt: Wer ärgert Sie? Regen Sie sich beim Autofahren auf, beim Schlange stehen und Warten? Bei miesen kleinen Provokationen?
Ich selbst habe am Vorbild gelernt. Wer mit meiner Mutter Auto fuhr, kam stets in den Genuss einer unverhofften Wortschatzerweiterung. Vielleicht nicht in dem Sinn, wie Eltern sich das für den Bildungsweg ihrer Kinder wünschen, aber durchaus hilfreich für jegliche Streiterei in einem Reality-Format privater TV-Sender.
Was muss also passieren, damit Sie ihre Fassung verlieren oder sich empören, grollen oder gar explodieren? Gehören Sie zu denjenigen, die alles erst einmal schlucken und in sich hineinfressen, also eher implodieren? Und wussten Sie, dass das häufig damit zu tun hat, ob Sie als Mann oder als Frau erzogen worden sind?
Bis mindestens in die Achtzigerjahre galt in vielen Familien als Erziehungsziel: Ein Mädchen sei hübsch und nett (und darf somit keinen Ärger zeigen), der Junge sei stark und durchsetzungsfähig (und darf damit seiner Wut lautstark Ausdruck geben). Wir erleben das noch heute in Beschreibungen von durchsetzungsfähigen Frauen im Business: „Die hat ja Haare auf den Zähnen, das Mannweib, die Kampfhenne!“ Für Männer gibt es interessanterweise kein sprachliches Äquivalent.
Natürlich spielen auch Familienregeln eine große Rolle. Wenn es in Ihrer Familie sehr beherrscht zuging, dann haben Sie vielleicht keinen angemessenen Umgang mit der Wut gelernt, sondern nur die Unterdrückung von Ärger und Zorn.
Gehören Sie wie ich zu den Menschen, die sich regelmäßig über sich selbst ärgern, weil sie sich wieder einmal wie Rumpelstilzchen aufgeführt haben, statt gelassen und souverän bei sich zu bleiben? Oder weil Sie den Mund gehalten haben und sich nicht gewehrt haben?
Oder, besonders blöd, weil ihnen die perfekte schlagfertige Erwiderung auf die Provokation des Kollegen erst Tage später eingefallen ist?
Menschen neigen in dieser Hinsicht zu merkwürdigem Verhalten. Wir ärgern uns und beschimpfen uns selbst. Wir machen uns fertig, indem wir uns mit einer verbalen Peitsche geißeln, und gießen mit diesem Verhalten Öl in die aufgeflammte körperliche Reaktion der Wut. Es kann in diesem ewigen Teufelskreis schon helfen, zu verstehen, wie Dämon Ärger überhaupt aus seiner Flasche kommt.
Sie ahnen es wahrscheinlich – das Ganze nimmt seinen Beginn im Gehirn.
2.2 Ein wenig Neurobiologie: Der Steinzeitmensch in uns lebt
Haben Sie auch schon mal versucht, sich mitten in einem Moment akuten Ärgers mit dem Kommando „Darüber werde ich mich jetzt nicht ärgern!“ zu beruhigen?
Und, waren Sie erfolgreich?
Trösten Sie sich, das klappt bei den meisten Menschen nicht. Was wiederum daran liegt, dass unser Gehirn nun einmal so arbeitet, wie es arbeitet. Und genau dieses Funktionsprinzip schauen wir uns jetzt genauer an.