Komm, spiel mir mir - Leslie Kelly - E-Book

Komm, spiel mir mir E-Book

Leslie Kelly

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Beschreibung

Nachts liebt er sie wild am Strand. Am Tag ist er total kühl. Chloe fragt sich: Welches Spiel treibt ihr Chef Troy da mit ihr? Da erscheint sein totales Ebenbild; Sein Zwillingsbruder Trent ist es, der sie geküsst hat. Nun soll sie sich für einen entscheiden!

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Seitenzahl: 199

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IMPRESSUM

Komm, spiel mit mir erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2002 by Leslie Kelly Originaltitel: „Two to Tangle“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANYBand 1029 - 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Sarah Falk

Umschlagsmotive: GettyImages_gpointstudio, harmonia_green

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733727796

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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1. KAPITEL

„Okay, Süßer, ich bin so weit. Ich hab die ganze Woche an nichts anderes gedacht. Und nun sind wir allein. Höchste Zeit also, dich von diesen stockkonservativen Klamotten zu befreien und dir was Bequemeres anzuziehen.“

Chloe Weston griff nach der Schnalle des teuren schwarzen Ledergürtels und löste sie, öffnete den Knopf am Bund der Designerhose und zog den Reißverschluss hinunter. Ein leises Rascheln durchbrach die Stille im Raum, als die dunkelgraue Hose fiel. Nun ließ sie sich auf die Knie sinken, griff nach den weißen Boxershorts und zog auch sie hinunter. Dann lehnte sie sich zurück und betrachtete ihn seufzend.

„Es ist Freitagabend, ich bin eine einigermaßen attraktive, alleinstehende Frau Anfang Zwanzig und habe gerade einem Mann die Kleider ausgezogen.“ Müde wischte sie sich mit der Hand über die Stirn. „Ein Jammer, dass du anatomisch gesehen in etwa so authentisch bist wie eine Barbie-Puppe.“

Die männliche Schaufensterpuppe antwortete nicht. Und sein weibliches Gegenstück, das hinter Chloe im dunklen Schaufenster von Langtree’s Kaufhaus stand, natürlich auch nicht.

Was für eine Art, einen Freitagabend zu verbringen! Allein in einem exklusiven Kaufhaus in Boca Raton in Florida. Umgeben von Designersachen, aberwitzig teuren Lederwaren, protzigem Schmuck und mit einem Haufen Schaufensterpuppen zur Gesellschaft.

Freitagsabends wurden die Auslagen der vorderen Schaufenster des Kaufhauses umgestaltet. Das machte sehr viel Arbeit, insbesondere, seit der Geschäftsführer ihr mehr Spielraum für gewagtere Displays ließ. Bis heute Abend hatte sie ihre kreativen Ideen nur in den Auslagen der unbedeutenderen Schaufenster am Hintereingang des Geschäfts verwirklichen können, aber nie in den großen Fenstern rechts und links des Haupteingangs.

Obwohl Chloe erst seit sechs Wochen bei Langtree’s arbeitete, hatten ihre Kreationen bereits Aufmerksamkeit erregt. Troy Langtree, der Geschäftsleiter des Kaufhauses, war nicht gerade entzückt gewesen, als sie bei einer Badeanzug-Präsentation etwas übertrieben hatte und das winzige Oberteil eines String-Bikinis von den Fingern einer begehrlich dreinschauenden männlichen Schaufensterpuppe hatte baumeln lassen. Aber das Fenster war beim Publikum gut angekommen. So gut, dass Langtree sich bereit erklärt hatte, sich Chloes Vorschläge für die Schaufenster im Eingangsbereich des Kaufhauses anzuhören.

Als sie nach dem Reißverschluss des Cocktailkleids der weiblichen Schaufensterpuppe griff, hörte sie Motorgeräusche und sah durch einen Spalt zwischen den dunklen Vorhängen einen schwarzen Pick-up vor dem Kaufhaus halten. Sie biss sich auf die Lippen. Es war schon nach Mitternacht, und der Nachtwächter konnte wer weiß wo in dem dreistöckigen Gebäude sein. Vermutlich hielt er oben in der Abteilung für Bettwäsche gerade ein Nickerchen. Das hieß, dass sie allein war mit diesen potenziellen Einbrechern, die jeden Augenblick einen Stein durchs Schaufenster werfen konnten, um an die nahen Schmuckkästen heranzukommen.

Hinter dem Vorhang verborgen, beobachtete Chloe, wie ein Mann aus dem Wagen stieg – keine ganze Bande. Und als er an einer Straßenlaterne vorbeiging, konnte sie sein Gesicht und sein kastanienbraunes Haar sehen, und seufzte vor Erleichterung. Es war Troy Langtree.

Wahrscheinlich kam er, um zu sehen, was sie mit seinen Schaufenstern anstellte. „Warum müssen gut aussehende Männer immer so unmöglich sein?“, seufzte Chloe. Denn gut aussehend war er zweifellos, aber auch ungefähr so ungezwungen und natürlich wie Al Gore bei einer Pressekonferenz.

Troy war ihr schon des Öfteren aufgefallen, seit sie in dem Kaufhaus arbeitete, das seiner Familie gehörte. Schließlich war er ein erfolgreicher, attraktiver Single. In so mancher Beziehung also genau das, was Chloe sich bei einem Mann wünschte. Es hieß, er sei weder ein Trinker noch ein Schürzenjäger, arbeite hart, sei intelligent und seriös. Das genaue Gegenteil also der wenigen Männer, mit denen Chloe bisher ausgegangen war – und auch das Gegenteil ihres Vaters, ihrer zwei Stiefväter und einer langen Folge von Freunden ihrer Mutter.

Also genau das, was sie suchte. Das jedenfalls hatte sie anfangs gedacht.

Aber Chloe hätte keinen Mann ertragen, der nie lächelte und absolut humorlos zu sein schien. Gerüchten nach war seine einzige Leidenschaft das Joggen – er wohnte am Strand und lief jeden Morgen meilenweit. Was vermutlich seinen Körperbau und seine Sonnenbräune erklärte, denn beides passte irgendwie nicht zu dem Bild des stets korrekt gekleideten höheren Angestellten, das er tagsüber bot. Nein, das Problem war, dass Troy Langtree keinen Sinn für die simplen Freuden des Lebens zu haben schien. Und sosehr Chloe sich auch einen zuverlässigen, erfolgreichen, hart arbeitenden Mann wünschte, lachen können musste er schon.

Während sie Troy neugierig beobachtete, fiel ihr auf, dass er keinen seiner üblichen konservativen dunklen Anzüge trug, sondern enge, abgetragene Jeans, die sich um feste, muskulöse Oberschenkel schmiegten und einen fabelhaften Po zur Geltung brachten, der Chloe bisher nie aufgefallen war.

Als Troy aus dem Lichtkreis der Laterne trat, erhellte ein Wetterleuchten für einen Moment den Himmel. Chloe sah, dass Troy die Stirn runzelte, und glaubte, ihn einen Fluch murmeln zu hören. Als er sich neben seinen Pick-up hockte und einen Reifen untersuchte, wusste sie, warum. Er hatte einen Platten.

Er holte den Wagenheber und den Reservereifen hervor. Es erstaunte sie, dass er überhaupt wusste, wie man einen Reifen wechselte.

Innerhalb von Minuten hatte er den Reifen abmontiert. Chloe unterdrückte das Bedürfnis, ihm zu helfen. Um den Laden zu verlassen, hätte sie den Nachtwächter rufen müssen, damit er die Alarmanlage abstellte und die Türen aufschloss. Bis sie den faulen Wächter jedoch fand, wäre Troy wahrscheinlich ohnehin schon fertig.

Chloe sah, dass es zu regnen begann, aber Troy schien nichts davon zu merken. „Beeil dich“, flüsterte sie und bewunderte seine muskulösen Oberarme, als er den defekten Reifen auf die Ladefläche seines Pick-ups warf. „So, so, unser Biedermann trainiert also“, stellte sie anerkennend fest.

Troy wischte sich die Hände an seinen Jeans ab, wo sie schwarze Schmutzstreifen hinterließen, die er aber nicht mal zu bemerken schien. Er machte weiter, hielt dann aber plötzlich wieder inne und hob eine Hand. Als sie sah, wie er zusammenzuckte und seinen kleinen Finger in den Mund steckte, erkannte sie, dass er sich verletzt hatte.

Fasziniert beobachtete sie, wie Troy Langtrees Lippen sich um seine Fingerspitze schlossen, und schluckte, als sie sich vorstellte, sie auf ihrer Haut zu spüren. Er war sich ihrer Gegenwart noch immer nicht bewusst, so dass sie fortfuhr, ihn aus ihrem Versteck hinter den Vorhängen verlangend anzustarren. Obwohl es immer stärker regnete, begann er das Reserverad zu montieren. Er hatte gerade die letzte Schraube angezogen, als aus dem leichten Sommerregen eine wahre Sintflut wurde. Chloe war sicher, dass Troy sich nun in seinen Pick-up flüchten würde – oder unter die Markise vor dem Eingang des Geschäfts.

Doch erstaunlicherweise tat er weder das eine noch das andere. Chloe stockte der Atem, als er sich aufrichtete, zum Himmel aufschaute und zu lachen begann. Sein T-Shirt saugte das Wasser auf wie ein Schwamm, und bald klebte es an ihm wie eine zweite Haut und Chloe bewunderte insgeheim seine breite Brust.

Als sie ihren eigenen Voyeurismus keine Sekunde länger zu ertragen glaubte und sich gerade abwenden wollte, sah sie Troy nach dem Saum seines T-Shirts greifen. Und so blieb sie, wo sie war, presste ihre Nase an die Scheibe und fragte sich, ob er wirklich tun würde, wonach es aussah.

Tatsächlich, Troy zog sein Hemd hoch! Chloe rührte sich nicht, während sie gespannt die aufreizende Vorstellung verfolgte, die er ihr dort draußen bot. Dann streifte er sich das Hemd über den Kopf, warf es in seinen Wagen und blieb mit nacktem Oberkörper im Regen stehen.

„Wow!“, murmelte Chloe beeindruckt. Seine Bewegungen waren voller Anmut und Kraft. Chloe stieß einen leisen Seufzer aus, als Troy seine starken Arme anhob und sie seitlich ausstreckte. Den Regen, der auf sein Gesicht prasselte, schien er zu genießen, denn nun begann er sich langsam im Kreis zu drehen, als tanzte er aus purer Freude an am Regen.

Sie war froh über die Straßenlaterne, unter der er stand, weil sie ihn von Kopf bis Fuß beleuchtete. In ihrem Licht sah Chloe dicke Regentropfen auf seine Schultern fallen und über seinen schlanken, aber muskulösen Oberkörper rinnen. Wasser sammelte sich am Bund seiner Jeans und verdunkelte den Stoff zu einem noch tieferen Blau.

Troy schien das nicht zu kümmern. Er wirkte geradezu heidnisch in seinem sinnlichen Wohlgefallen an den Elementen. Heidnisch. Mächtig. Vollendet und verlockend männlich.

Ein Mann, der vollkommen im Einklang war mit seiner sinnlichen Natur. Ein Mann, der die Kühle eines sommerlichen Regens auf seiner erhitzten Haut genoss. Ein Mann, der den Elementen ins Gesicht lachte.

Ein Mann, der in ihr den Wunsch weckte, ihn besser kennenzulernen.

Zwei Wochen später war Chloe zu dem Schluss gekommen, dass Troy Langtree ein Vampir war, der erst nach Sonnenuntergang zum Leben erwachte. Seit jener Nacht, in der sie ihn den Reifen wechseln und im Regen hatte tanzen sehen, hatte sie nichts mehr von diesem fabelhaften, naturverbundenen Mann entdecken können. Alles, was sie im Kaufhaus zu Gesicht bekommen hatte, war der schmallippige, zugeknöpfte Troy Langtree, der sie eingestellt hatte. Keine Spur mehr von dem Jeans tragenden Reifenwechsler. Und schon gar nicht von dem heidnischen Regenanbeter.

„Bist du sicher, dass ich dich nicht begleiten und dir in diesem tollen Hotel Gesellschaft leisten soll?“

Chloe verdrängte die Erinnerung an Troy Langtrees Tanz im Regen und konzentrierte sich auf ihre Freundin und Kollegin. „Tut mir leid, Jess, ich wünschte, ich könnte dich mitnehmen. Aber ich bin schon überrascht, dass Langtree bereit ist, meine eigene Teilnahme an dieser Tagung zu finanzieren. Ich glaube nicht, dass er auch noch deine Spesen übernehmen würde, selbst wenn du die beste Parfümverkäuferin in ganz Florida wärst.“

Jess Carruthers ließ sich vorsichtig auf einem der wacklige alten Stühle in Chloes Büro nieder. „Büro“ war eigentlich zu viel gesagt. Tatsächlich war es nur ein alter Lagerraum in einem der finstersten Winkel des Kaufhauses. „Wie du es erträgst, die ganze Nacht hier eingesperrt zu sein, ist mir ein Rätsel“, sagte Jess.

„Mir gefällt es hier. Es ist ein wunderbarer Ort zum Arbeiten. Niemand stört mich oder lenkt mich ab.“ Vor allem keine gut aussehenden, halbnackten Männer vor meinem Fenster, die mich bis um drei Uhr morgens davon abhalten, meine Schaufenster zu dekorieren, dachte Chloe.

„Wenn ich an Tagungen in Ferienclubs wie ‚Dolphin Island‘ teilnehmen könnte, würde ich auch die ganze Nacht im Laden bleiben und Schaufensterpuppen anziehen“, räumte Jess mit einem Seufzer ein.

„Es ist mehr als das.“ Chloe dachte an die Stunden, die sie damit verbrachte, das Kaufhaus nach dem perfekten Kleid, dem idealen Schmuck und den passenden Accessoires zu durchkämmen. „Die Schaufensterdekoration ist ein Kinderspiel dagegen.“

„Ich weiß“, sagte Jess betreten. „Im Übrigen wollte ich deine Arbeit keineswegs herabsetzen. Ich finde deine Dekorationen fabelhaft.“

Chloe lächelte. „Ich finde, es ist ein ziemlich guter Job, den ich hier habe. Besser jedenfalls, als in irgendeiner Fastfood-Kette Hamburger zu verkaufen.“

Jess nickte. „Absolut. Und ich freue mich für dich, dass du zu dieser Tagung fährst, selbst wenn es die Gerüchteküche zum Brodeln bringt.“

Chloe wusste selbst, dass einige der leitenden Angestellten sich kritisch geäußert hatten über die Tatsache, dass ihr, einer einfachen Schaufensterdekorateurin, eine Geschäftsreise zu einer Einzelhandelstagung in einem Luxushotel in Fort Lauderdale bewilligt worden war. „Ich glaube, Sam hat seine Beziehungen spielen lassen, um zu erreichen, dass sie meine Spesen zahlen, weil er weiß, dass ich das Geld für mein Studium gut gebrauchen kann. Ich meine, schließlich ist mein Antrag anfangs abgelehnt worden. Ich war genauso überrascht wie alle anderen, als ich hörte, Troy hätte es sich anders überlegt und Sam erlaubt, mich hinzuschicken!“

„Na ja, und das Foto in der Zeitung hat auch nicht gerade geschadet“, warf Jess schmunzelnd ein. „Ich war dabei, oder hast du das schon vergessen? Ich sah, wie sich die Leute vor deinem Fenster drängten, nachdem es in der Boca Gazette abgebildet worden war – sogar die alte Mrs. Langtree kam, um es sich anzusehen, nicht? He, vielleicht war sie die gute Fee, die deine Reisekosten bewilligt hat.“

Chloe lächelte bei der Erinnerung an ihre freudige Überraschung, als sie ein Foto einer ihrer Schaufensterdekorationen in der Lokalzeitung entdeckt hatte. Es war das Fenster, an dem sie gearbeitet hatte, als Troy Langtree seine Reifenpanne hatte. Nachdem er in jener Nacht weggefahren war, ohne den Laden zu betreten, war sie mit einem Mal unglaublich kreativ geworden. Ihr ursprüngliches Konzept hatte sie verworfen und nach einem Ausflug in nahezu sämtliche Abteilungen des Kaufhauses eine geniale Fensterdekoration geschaffen – eine hübsch angezogene Frau, die fasziniert eine gut gebaute männliche Schaufensterpuppe beobachtete, die mit nacktem Oberkörper in einem aus Konfetti und Ventilatorluft erzeugten Regenschauer tanzte.

Troy hatte nichts dazu gesagt. Wahrscheinlich sah er nicht mal die Verbindung; er konnte ja nicht wissen, dass sie ihn in jener Nacht beobachtet hatte. Aber die Publicity hatte er bemerkt, von den Menschenmengen vor dem Fenster ganz zu schweigen. Genau wie seine Großmutter, die Chloe am Tag nach dem Erscheinen des Fotos zu einem privaten Gespräch zu sich gebeten hatte. Und zwei Tage später hatte Troy ihre Reisekosten genehmigt.

Chloe hatte noch nicht gehört, was Troy von ihrer neuesten Schöpfung hielt, die das Schaufenster am Eingang schmückte. Nachdem sie vergeblich nach dem Mann gesucht hatte, der irgendwo unter den konservativen Anzügen und gelangweiltem Gesichtsausdruck existieren musste, hatte sie am vergangenen Freitagabend wieder etwas bisschen übertrieben.

Mit denselben Schaufensterpuppen aus dem Szenario im Regen war es ihr gelungen, den Tagtraum einer Frau wiederzugeben. Die weibliche Puppe stand unmittelbar vor der langweilig, aber elegant gekleideten männlichen Schaufensterpuppe, und träumte von seinem Doppelgänger, der, nur in hauchdünne Gazetücher eingehüllt, in einer Ecke des Schaufensters stand.

„Vielleicht hast du recht“, sagte sie schließlich. „Mrs. Langtree war sehr freundlich, als wir uns trafen, insbesondere für jemanden, der ganz allgemein als weißhaariger Piranha gilt.“

„Unterschätz sie nur nicht.“

Chloe zuckte mit den Schultern. Sie verstand immer noch nicht so recht, warum die alte Dame mit ihr hatte reden wollen, nachdem das Foto in der Zeitung erschienen war. Oder warum sie sie so prüfend angesehen und ihr Fragen nach ihrem Privatleben gestellt hatte. Aber vielleicht waren ja alle reichen Leute ein bisschen seltsam und glaubten das Recht zu haben, ihre jüngeren Angestellten zu fragen, ob sie alleinstehend waren, rauchten oder sich Kinder wünschten.

„Ich weiß nicht, wieso du hier überhaupt noch arbeitest“, fuhr Jess fort. „Dein Studium ist fast beendet. Du wirst einen wunderbaren Job als Einkäuferin oder Abteilungsleiterin bekommen, sobald du deinen Abschluss hast.“

„Wenn meine Mutter, meine Schwester und ich bis dahin nicht von Dosenravioli leben wollen, muss ich zusehen, dass Geld hereinkommt.“

Jess biss sich auf die Lippe. „Natürlich. Deine Mutter hat noch immer keinen neuen Job?“

Chloe schüttelte den Kopf und wandte sich ab, da sie über die finanzielle Lage ihrer Familie nicht gern sprach.

„Nun“, sagte Jess, „jedenfalls bin ich froh, dass du auf diese ‚Geschäftsreise‘ gehen kannst. Es wird so etwas wie ein Kurzurlaub für dich sein.“

Ein netter Gedanke, aber Chloe sah die Reise zu der luxuriösen Ferienanlage keineswegs als Urlaub an. Sie gedachte die Konferenz zu nutzen, um so viel wie möglich über die Einzelhandelsindustrie in Südflorida zu erfahren. Und sie brauchte die Kontakte, die sie während dieser Tagung knüpfen konnte. Schließlich war sie bereits vier Jahre älter als ihre Mitstudenten, die mit ihr den College-Abschluss machten.

Nach der High School war sie gezwungen gewesen, einige Jahre ganztags als Verkäuferin zu arbeiten, um das Geld für ihr Studium aufzubringen. Man hatte ihr ein Stipendium angeboten – aber das hätte nicht ausgereicht, um die Miete für das kleine Haus ihrer Familie zu bezahlen. Mit ihrem Gehalt als Schaufensterdekorateurin konnte sie es.

Die letzte feste Stelle ihrer Mutter – in einem Anwaltsbüro – war Chloe vor ein paar Jahren wie ein wahr gewordener Traum erschienen, zumal sie sich endlich ganztägig ihrem Studium widmen konnte. Chloe wusste, dass ihre Mutter sich ihrer Familie zuliebe bemüht hatte, durchzuhalten. Sie war dreieinhalb Jahre geblieben – die längste Zeit, die Jeanine Weston-Jackson-Smith je in ihrem Leben einen Job behalten hatte. Während dieser Zeit hatte sie Chloes Studiengebühren mitgetragen. Und mit vereinten Kräften hatten sie es sogar geschafft, ein hübsches Sümmchen anzusparen, damit ihre Halbschwester, Morgan, nicht das Gleiche zu tun brauchte wie Chloe. Ihre kleine Schwester würde an einem angesehenen College zu studieren beginnen, wenn sie im nächsten Jahr die High School abschloss.

Aber im Moment war ihre Mutter wieder einmal arbeitslos und widmete sich mit Feuereifer ihren jüngsten künstlerischen Ambitionen: der Herstellung von Keramikfiguren für den Rasen. Und dann war da auch noch ihre Romanze mit einem Mann, den sie erst kürzlich in einem Reformhaus kennengelernt hatte.

Wann immer sie einen finanziellen Engpass hatten, begann ihre Mutter wehmütig von Morgans College-Geld zu sprechen, aber Chloe hatte sie schwören lassen, es nicht anzurühren. Sie wollte nicht, dass ihrer hochintelligenten Schwester eine gute Ausbildung entging. Und trotz des verräterischen Glanzes in ihren Augen, wenn sie über das Konto sprachen, hatte Jeanine ihr darin zugestimmt.

Und so war Chloe wieder einmal gezwungen, ihre Familie finanziell zu unterstützen. Wenn sie die Nachtarbeit bis Ende des Jahres durchhielt, würde sie vor Weihnachten ihren Abschluss machen und zu Neujahr vielleicht schon eine gut bezahlte Stelle haben.

Die Kontakte, die sie auf dieser Reise knüpfen würde, konnten ihr möglicherweise bei der Verwirklichung dieses Wunsches helfen. Aber Jess hatte recht – ein paar ruhige Tage am Pool einer luxuriösen Ferienanlage konnte sie auf jeden Fall gebrauchen.

„Vielleicht lernst du dort einen aufregenden Mann kennen, der dich all deine Probleme vergessen lässt.“

Chloe zuckte mit den Schultern. „Ich habe allmählich das Gefühl, als gäbe es überhaupt keine aufregenden Männer. Die jungen, gut aussehenden, unbeschwerten scheinen immer nur das eine zu wollen. Die älteren, erfolgreichen und seriösen sind entweder schon vergeben oder unerträglich arrogant.“

„Und was ist mit den jungen, verantwortungsbewussten, erfolgreichen?“, warf Jess ein. „Wie Troy Langtree?“

Chloe errötete. „Er ist nicht das, was ich suche. Ein Mann, der einen Job behalten kann, wäre etwas Wunderbares – aber er müsste zumindest in der Lage sein, über einen guten Witz zu lachen. Troy Langtree habe ich noch nie über irgendetwas lächeln sehen, das nichts mit Finanzen oder Verkaufsstatistiken zu tun hatte.“

„Nun, was sein Verhalten hier bei der Arbeit angeht, magst du recht haben“, stimmte Jess ihr zu. „Aber ich bin einige Monate länger hier als du und habe Gerüchte über ihn gehört. Möglicherweise ist er nach Ladenschluss gar nicht so schrecklich spießig, wie er uns hier glauben machen will. Privat ist er vielleicht ganz anders.“

Chloe wusste selbst am besten, dass er anders war, als er zu sein vorgab. Leider hatte sie ihn seit jener Nacht nach Ladenschluss nicht mehr gesehen. „Es gibt Tage, an denen er so pedantisch ist, dass er wahrscheinlich nicht einmal zum Barbecue in seinem eigenen Garten seinen Sechshundert-Dollar-Anzug ausziehen würde.“

„Vielleicht hast du Glück am Wochenende“, fuhr Jess mit ihrem Lieblingsthema fort. „Vielleicht stimmen die Gerüchte ja, und privat ist er tatsächlich anders. He, vielleicht verliebst du dich sogar in ihn während der Tagung!“

Chloe ließ das Bein einer Schaufensterpuppe auf ihren rechten Fuß fallen und zuckte vor Schmerz zusammen. „Was redest du da?“, murmelte sie und humpelte zum Schreibtisch, um sich hinzusetzen.

„Nun, du weißt doch, dass er auch hinfährt.“

„Nein, tut er nicht. Die Veranstaltung ist für Vertreter, Einkäufer und PR-Leute, nicht für Kaufhauseigentümer.“

Jess zog eine Augenbraue hoch. „Selbstverständlich wird er da sein. Er fährt jedes Jahr hin. Außerdem habe ich ihn heute Nachmittag mit seiner Sekretärin darüber reden hören. Wusstest du das nicht?“

„Und wenn schon. Wie gesagt, er ist nicht mein Typ.“

„Für eine langfristige Beziehung vielleicht nicht“, räumte Jess ein. „Aber warum solltet ihr nicht während der Tagung eine heiße Affäre miteinander haben?“

„Ich habe keine Affären.“ Wenn in meiner Familie jemand heiße Affären hat, dann ist es meine Mutter, dachte Chloe. „Und ich bezweifle, dass Troy Langtree sich auf so etwas einlässt.“

„Dass du keine hast, heißt nicht, dass du keine haben könntest“, meinte Jess. „Wird es nicht höchste Zeit, dass du dir mal eine Pause gönnst und dich ein bisschen amüsierst? Okay, du weißt, dass du mit diesem Spießer nichts gemeinsam hast und auch vermutlich nie eine ernsthafte Beziehung mit ihm haben könntest. Na und? Das hindert dich doch nicht daran, mit ihm ins Bett zu gehen und ein paar wilde Nächte mit ihm zu verbringen.“

Chloe schloss die Augen. Was Jess vorschlug, war unmöglich. Selbst wenn sie es gewollt hätte, hatte Troy Langtree doch bisher durch nichts erkennen lassen, dass er sich in irgendeiner Weise für sie interessierte.

„Vergiss es“, sagte Chloe kopfschüttelnd. „Es ist schließlich keine Vergnügungsreise. Und privat will ich mit dem Geschäftsleiter unserer Firma nichts zu tun haben.“ Es sei denn, der Reifenwechsler und Regentänzer, taucht wieder auf, dachte sie. Dann würde ich mich vielleicht überreden lassen.

„Wie du meinst.“ Jess stand auf. „Aber wenn du die Suche nach dem Richtigen aufschiebst, bis du dein Studium beendet hast und deine Mutter und deine Schwester versorgt sind, wirst du womöglich feststellen, dass dein Traummann längst verheiratet ist … oder so alt, dass er Viagra braucht!“

Trotz der erbarmungslosen Nachmittagssonne, die auf seinen nackten Rücken schien, beschloss Trent Langtree am Freitag gegen fünf, noch eine letzte Runde durch den Park des Ferienhotels zu drehen. Er war schon seit Tagesanbruch auf dem Gelände, und es war ein langer, aber produktiver Tag gewesen. Und dieser Auftrag war die Mühe wert. Außerdem waren lange Arbeitstage im Freien immer noch besser, als in dem Kaufhaus zu arbeiten, das seiner Familie gehörte, wie sein Zwillingsbruder Troy es tat.

Dieses Zweihunderttausend-Dollar-Projekt im Dolphin-Island-Ferienkomplex war der größte Auftrag, den seine seit drei Jahren bestehende Firma für Landschaftsgestaltung je erhalten hatte, und er konnte verdammt rücksichtslos sein, wenn es darum ging, die Sache über die Bühne zu bringen. Seine Mitarbeiter beklagten sich weder über die langen Arbeitsstunden noch über die technische Vollkommenheit, die er verlangte. Sie wussten genauso gut wie er, wie viel von diesem Auftrag abhing. Und alle hatten bei korrekter Erledigung des Auftrags einen Bonus zu erwarten.

Für Trent war der Einsatz sogar noch höher. Die Bezahlung war gut und würde die Firma eine Zeit lang über Wasser halten. Aber viel wichtiger war ihm die Publicity, die ihm dieser Auftrag einbringen konnte. Um mit seiner Firma, ‚The Great Outdoors‘, Erfolg zu haben, musste er sich unter den oberen Zehntausend Südfloridas einen Kundenkreis aufbauen.

„Das könntest du mit ein paar Anrufen erreichen“, pflegte Jason, sein zuverlässigster Vorarbeiter, zu sagen. Und er hatte recht. Ein paar Anrufe bei Trents früheren Freunden und Kollegen würden ihm mehr lukrative Aufträge einbringen, als er bewältigen könnte. Aber Trent wollte es nicht auf diese Art zu etwas bringen.

Als er bei seiner Großmutter ausgezogen war, hatte er gesagt, er wolle es allein und ohne Unterstützung der Familie schaffen. Sophie Langtree war alles andere als begeistert gewesen, aber Trent war fest geblieben. Weder ihre Bitten noch ihre Tränen hatten ihn umstimmen können; und ihre Drohungen schon gar nicht.

Trent liebte die alte Dame und den Rest seiner Familie, aber er hatte ihnen fünf Jahre seines Erwachsenenlebens geopfert und versucht zu tun, was sie von ihm erwarteten. Fünf Jahre war er in Anzug und Krawatte ins Büro gegangen. Fünf Jahre hatte er an Meetings teilgenommen und sich für die Voraussagen der Einkäufer hinsichtlich der nächsten Modetrends zu interessieren versucht, damit das Kaufhaus der Familie auch weiterhin Gewinne machte.