Komm zurück ins Leben! - Patricia Vandenberg - E-Book

Komm zurück ins Leben! E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf unser gemeinsames Wochenende freue.« Mit verträumtem Blick stand Fee vor dem Kleiderschrank und dachte darüber nach, was sie einpacken sollte. »Was denkst du? Ist es schon warm genug für mein Lieblingskleid?« Sie nahm den Kleiderbügel heraus, trat vor den Spiegel und hielt sich das geblümte, kniekurze Kleid vor den Oberkörper. Verliebt drehte sie sich hin und her. »Mit einer Strickjacke könnte es gehen«, fuhr sie fort. Dass sie keine Antwort bekommen hatte, war ihr gar nicht aufgefallen. Sie wurde erst aufmerksam, als Daniel mit betretener Miene hinter sie trat. »Was ist los?« Sie drehte sich zu ihm um und entdeckte die weiße Hose in seiner Hand. Sie wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Die Enttäuschung traf sie wie ein Magenschwinger. »Das ist nicht dein Ernst, oder?»Es tut mir leid. Im Augenblick haben wir in der Klinik einen Engpass. An allen Ecken und Enden fehlen uns die Ärzte. Ich bin der Chef. Wenn die Kollegen schon Überstunden schieben, kann ich mich nicht sang- und klanglos aus dem Staub machen.»O Dan, dabei habe ich mich so auf unser freies Wochenende gefreut.

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Chefarzt Dr. Norden – 1117–

Komm zurück ins Leben!

Jutta hatte sich längst aufgegeben

Patricia Vandenberg

»Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf unser gemeinsames Wochenende freue.« Mit verträumtem Blick stand Fee vor dem Kleiderschrank und dachte darüber nach, was sie einpacken sollte. »Was denkst du? Ist es schon warm genug für mein Lieblingskleid?« Sie nahm den Kleiderbügel heraus, trat vor den Spiegel und hielt sich das geblümte, kniekurze Kleid vor den Oberkörper. Verliebt drehte sie sich hin und her. »Mit einer Strickjacke könnte es gehen«, fuhr sie fort. Dass sie keine Antwort bekommen hatte, war ihr gar nicht aufgefallen. Sie wurde erst aufmerksam, als Daniel mit betretener Miene hinter sie trat. »Was ist los?« Sie drehte sich zu ihm um und entdeckte die weiße Hose in seiner Hand. Sie wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Die Enttäuschung traf sie wie ein Magenschwinger. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«

»Es tut mir leid. Im Augenblick haben wir in der Klinik einen Engpass. An allen Ecken und Enden fehlen uns die Ärzte. Ich bin der Chef. Wenn die Kollegen schon Überstunden schieben, kann ich mich nicht sang- und klanglos aus dem Staub machen.«

»O Dan, dabei habe ich mich so auf unser freies Wochenende gefreut.« Unvermittelt hielt Fee inne. Eigentlich wollte sie nicht jammern. Schließlich hatte sie ihren Mann selbst dazu ermuntert, Jenny Behnischs Angebot anzunehmen und Chef der gleichnamigen Klinik zu werden. Trotzdem schmerzte der Verzicht. »Weißt du, was ich mir von Lammers alles anhören musste, weil ich mir drei Tage frei genommen habe?« Beim Gedanken an die beißenden Kommentare ihres ungeliebten Stellvertreters verzog sie das Gesicht.

»Sei nicht böse, Feelein«, beschwor Daniel seine Frau. »Glaub mir, ich wäre auch viel lieber mit dir in dieses schnuckelige Hotel auf der Fraueninsel gefahren. Allein die Fotos von dem Zimmer mit Blick auf den Chiemsee …«

Während sie ihren Mann musterte, war Fee ein Gedanke in den Sinn gekommen.

»Sag mal. Seit wann weißt du eigentlich, dass du am Wochenende Dienst hast?« Sie stand vor ihm und wischte einen unsichtbaren Fussel von seiner Brust.

»Ich weiß nicht so genau …, seit gestern Abend?« Er räusperte sich umständlich.

»Soso, seit gestern Abend.« Fees Stimme war gefährlich freundlich. »Und warum erzählst du mir erst jetzt davon? Sag bloß, du hast Angst vor mir!«

Daniel bemerkte das Funkeln in ihren Augen und spielte ihr Spiel mit.

»Schon möglich. Ich weiß ja, was für eine Furie du sein kannst.« Er fasste sie um die Hüfte und zog sie an sich. Ihre Blicke tauchten ineinander ein. »Deshalb dachte ich mir, ich spare mir diese Neuigkeit bis zum Schluss auf.«

»Das schützt dich aber nicht vor meiner Rache.« Fee drückte sich an ihn und zwang ihn, Schritt für Schritt rückwärts zu gehen. »Ich hoffe, das ist dir klar.«

»Ich hatte gehofft, dass ich dich gewogen stimmen kann. Immerhin war es deine Idee, dass ich die Klinikleitung übernehme.« Als er einen Widerstand in den Kniekehlen spürte, blieb er stehen. »Wahrscheinlich hast du das nur getan, weil du darauf spekuliert hast, in Zukunft mehr ohne mich unternehmen zu können.«

»Mist, du hast meine Pläne durchschaut.« Fee legte die flache Hand auf seine Brust und schubste ihn. Er tat ihr den Gefallen und ließ sich rückwärts auf’s Bett fallen. »Dabei dachte ich, ich kann mich unauffällig davonmachen und ohne dich Spaß haben.«

»Da hast du dich leider getäuscht.« Daniel streckte die Arme aus und zog Felicitas auf sich. »Übrigens habe ich schon mit Dési gesprochen. Sie begleitet dich gern zu Massage und Kosmetik, damit ihr am Abend schön seid für die Vernissage in der Galerie auf der Fraueninsel. Außerdem habe ich eine Rundfahrt mit einer Elektrojacht auf dem Chiemsee gebucht, Sektempfang und Picknick an Bord. Und wer weiß, vielleicht finde ich ja Zeit, am Samstagabend mit euch zu Abend zu essen.«

Felicitas traute ihren Ohren kaum.

»Solche Pläne schmiedet ihr hinter meinem Rücken?«, fragte sie in gespielter Empörung. »Na warte, das wird Konsequenzen haben.« Sie machte Anstalten, sich aus seinen Armen zu winden.

Doch Daniel war stärker.

»Ich kann es kaum erwarten«, raunte er ihr ins Ohr und küsste sie so lange, bis er jeden Widerstand im Keim erstickt hatte.

*

»Einen wunderschönen guten Tag.« Voller Elan betrat die Assistenzärztin Sophie Petzold den Aufenthaltsraum der Ärzte, wo sich Matthias Weigand gerade einen Kaffee einschenkte.

»Bis jetzt habe ich davon nicht viel mitbekommen«, brummte er und griff nach einem der Äpfel, die auf dem Teller auf der Anrichte lagen. Er biss hinein und verzog sofort das Gesicht. »Igitt, ein Wurm!«

»Der Arme. Beim Anblick Ihrer Zähne hat er sich bestimmt zu Tode erschrocken.« Sophie stand an einem der Spinde und tauschte die dünne Strickjacke gegen einen blütenweißen Kittel.

»Er weiß Ihr Mitgefühl bestimmt zu schätzen.« Er holte aus und warf den Apfel Richtung Eimer. Und verfehlte sein Ziel, wenn auch nur knapp. Er traf den Rand, und Apfelstückchen sprangen nach allen Seiten. »Na bravo! Heute hat sich offenbar die ganze Welt gegen mich verschworen«, schimpfte er.

»Ihr Welt besteht nur aus wurmigen Äpfeln und Abfalleimern?«, spottete Sophie. Sie sah ihrem Kollegen dabei zu, wie er sich auf den Boden kniete und das Malheur beseitigte. »Wie bedauerlich.«

»Allerdings. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass ich hier überhaupt nicht mehr rauskomme. Und wenn doch, dann bin ich viel zu müde, um noch etwas zu unternehmen.«

»Könnte an Ihrem biblischen Alter liegen.« Sophie öffnete ihre Mappe und holte einen Stapel Unterlagen heraus. »Ich für meinen Teil habe mich gestern Abend nach der Fortbildung mit meiner Freundin getroffen. Es ist ganz schön spät geworden und war sehr, sehr lustig.« Matthias ärgerte sich über ihre Bemerkung und schwieg beleidigt. Sophie bemerkte es. »Wenn sie nicht so grimmig wären, würde ich Sie meiner Freundin vorstellen.«

»Wenn die so unmöglich ist wie Sie, will ich sie gar nicht kennenlernen.«

Sophie lachte.

»Wie kann man nur so schlechte Laune haben?«, fragte sie, als ein Notruf aus der Notaufnahme hereinkam. »Lassen Sie nur«, winkte sie ab, als er sich auf den Weg machen wollte. »Nicht, dass Sie am Ende unseren Patienten zu Tode erschrecken.« Ihr Lachen hallte noch im Flur nach, als sie längst verschwunden war.

Nach dieser Vorstellung war Matthias noch schlechter gelaunt als zuvor. Er wollte sich mit einem Schluck Kaffee trösten. Doch der war über dem unerfreulichen Gespräch kalt geworden. Er schüttete das Gebräu in den Ausguss und folgte seiner vorlauten Assistenzärztin.

*

Sophie Petzold erreichte die Notaufnahme, als der Patient eilig auf der Liege hereingeschoben wurde.

»Patient männlich, 33 Jahre alt, Verkehrsunfall«, erklärte der Rettungsarzt Erwin Huber und reichte der Assistenzärztin die Unterlagen.

»Ist er selbst gefahren?« Unbemerkt war Matthias Weigand hinter Sophie aufgetaucht.

Ihrer Miene war anzusehen, dass ihr das ganz und gar nicht passte. Doch Matthias kümmerte sich nicht darum. Sophie war hier, um zu lernen. Auch wenn sie gelegentlich anderer Meinung war.

Erwin Huber bemerkte nichts von der Verstimmung.

»Ja«, antwortete er. »Aber er war angeschnallt. Das hat ihn aber nicht vor ein paar Verletzungen bewahrt. Er hat ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, Kopfplatzwunde rechts frontal. Halswirbelsäule frei. Motorik und Sensibilität sind intakt.«

»Verdacht auf innere Verletzungen?«

»So weit ich feststellen konnte, keine.«

»Gut, vielen Dank.« Matthias übernahm den Patienten und verabschiedete sich vom Rettungsarzt.

Die Türen des Behandlungsraums schlossen sich hinter den Ärzten. Sophie schäumte vor Wut.

»Sie trauen mir wohl gar nichts zu, was?«

Ungerührt beugte sich Matthias über den Verletzten.

»Sie können mich gern vom Gegenteil überzeugen.«

»Ihre Ausbildung ist doch schon Jahrzehnte her. Ich dagegen komme direkt vom Studium …«

»Warum sagen Sie nicht gleich Jahrhunderte? Und jetzt sollten wir uns um unseren Patienten kümmern, finden Sie nicht?« Er beugte sich über den Mann, der mit geschlossenen Augen auf der Liege lag. »Herr Dehmel! Können Sie mich hören?« Er klopfte ihm sanft auf die Wange. »Hallo, Herr Dehmel. Sie hatten einen Unfall und sind jetzt in der Behnisch-Klinik. Haben Sie Schmerzen?« Er war so auf Bastians Stöhnen konzentriert, dass er nicht bemerkte, wie Sophie nach Luft schnappte.

»Meine Augen!« Bastian Dehmel versuchte zu blinzeln. »Was …, was ist mit meinen Augen?«

»Sie haben wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Aber das gibt sich schon wieder. Ansonsten haben Sie eine Platzwunde. Die reinigen und nähen wir.«

Bastian verdrehte die Augen und stöhnte.

»Herr Dehmel! Alles gut?« Matthias richtete sich auf. Auch jetzt bemerkte er Sophie Petzolds Erstarrung nicht. »Sie machen einen Ultraschall vom Bauchraum, um innere Blutungen auszuschließen«, wies er sie an, ohne den Verletzten aus den Augen zu lassen. »Im Anschluss kümmern Sie sich um die Platzwunde. Oder gibt es eine neue Methode, von der ich Dinosaurier noch nichts gehört habe?«

»Nein.«

Erst Sophies leise Stimme ließ ihn aufhorchen.

»Stimmt was nicht?« Er musterte sie forschend.

Den Blick starr auf Bastian gerichtet, schüttelte sie den Kopf.

»Schon gut. Alles in Ordnung.«

Es war der Klang ihrer Stimme, die Bastian Dehmel in die Wirklichkeit zurückholte.

»Sophie?«, fragte er heiser. Endlich klärte sich sein Blick, und ihr Gesicht wurde deutlicher. »Tatsächlich! Sophie!« Ein Lächeln spielte um seine Lippen.

Endlich entspannte sich ihre Miene.

»Meine Güte, Basti, du bist es wirklich. Ramponiert, wie du bist, habe ich dich gar nicht erkannt.« Sie bemerkte Matthias Weigands fragenden Blick. »Schon in Ordnung. Ich brauche keinen Babysitter mehr. Das hier bekomme ich allein hin«, sagte sie zu ihm.

Schon hatte er eine derbe Antwort auf den Lippen, als eine Schwester hereinkam und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Er schickte Sophie Petzold einen bösen Blick, ehe er den Behandlungsraum verließ.

Als sie sich wieder über Bastian beugte, spielte ein Lächeln um seine Lippen.

»Rebellisch wie eh und je. Du hast dich nicht verändert.«

»Ich nehme das jetzt mal als Kompliment«, erwiderte sie und griff nach einem Tupfer, um das Blut von seinem Gesicht zu wischen.

Sein tiefer Blick bestätigte ihre Vermutung.

*

Fee war im Garten und begutachtete die Rosenstöcke, als Dési von der Schule nach Hause kam.

»Mum und ihre Ersatzkinder«, spottete die jüngste Tochter des Hauses. »Wie du die Rosen ansiehst …, da könnte ich glatt eifersüchtig werden.«

Fee lachte und küsste ihre Tochter zur Begrüßung links und rechts auf die Wange.

»Ausgeschlossen. Oder willst du, dass ich dich auf Läuse und Mehltau untersuche? Wenn du darauf bestehst …« Sie streckte die Finger aus und kitzelte Dési am Bauch, wie sie es früher so oft getan hatte.

»Aufhören! Bitte! Gnade!« Auf der Flucht vor Mutters Krabbelfingern hüpfte Dési auf dem Gartenweg auf und ab, bis Fee versprach, sie zu schonen.

Arm in Arm und lachend gingen sie ins Haus.

»Übrigens finde ich es sehr schön, dass wir das Wochenende zusammen verbringen«, erklärte Fee und nahm einen Krug ihrer berühmten selbstgemachten Limonade aus dem Kühlschrank. »Auch ein Glas?«

Dési nickte.

»Dann hat Dad es dir also gesagt?« Und ohne eine Antwort abzuwarten, fragte sie weiter: »Wo liegt er?«

Um ein Haar hätte sich Felicitas an ihrer Limonade verschluckt.

»Wie meinst du das?«

Dési lachte.

»Ich gehe mal davon aus, dass du ihn k.o. geschlagen hast.«

»Wo denkst du hin! Natürlich bin ich nicht begeistert. Aber erstens habe ich ihm ja zugeredet, diese Herausforderung in der Klinik anzunehmen. Und das, obwohl ich wusste, was auf ihn zukommt. Und zweitens habe ich ja charmante Begleitung.«

Spontan fiel Dési ihrer Mutter um den Hals.

»Freut mich, dass du das so siehst. Einen Mutter-Tochter-Ausflug haben wir nämlich noch nie gemacht.«

Schlagartig bekam Fee ein schlechtes Gewissen.

»Hast du das etwa vermisst? Mehr Zeit allein mit mir?«

»Keine Sorge.« Dési leerte ihr Glas in einem großen Zug. »Früher hätte ich dankend abgelehnt. Urlaub mit der Mutter? Wie peinlich!« Ihre Augen funkelten lustig.

Felicitas erschrak.

»Bin ich wirklich schon so alt?«

»Natürlich nicht. Du bist die coolste Mutter, die man sich wünschen kann«, versicherte Dési schnell. »Aber ich war einfach zu jung, um das zu kapieren.«

Fee atmete erleichtert auf.

»Da habe ich ja noch mal Glück gehabt«, verkündete sie und schloss ihre Tochter in die Arme, ehe sie den Prospekt des Hotels holte, um mit Dési gemeinsam in Vorfreude zu schwelgen.

*

Seite an Seite standen Dr. Daniel Norden und sein Freund und Kollege Matthias Weigand vor dem OP-Plan des kommenden Tages.

»Von sieben bis elf Uhr ist der Ulcus dran, den machen wir gemeinsam«, dachte Daniel Norden laut nach. »Der Meniskus muss bis zehn warten. Da brauche ich dich auch. Und danach die Zyste …«