Kompendium zur Volkswirtschaftslehre. - Joachim Güntzel - E-Book

Kompendium zur Volkswirtschaftslehre. E-Book

Joachim Güntzel

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Beschreibung

Das Kompendium zur Volkswirtschaftslehre.richtet sich an alle, die nach einem verständlichen Überblick über die wesentlichen Kernaussagen der volkswirtschaftlichen Theorie suchen. Gedacht ist hierbei vor allem an Studierende in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und an Dualen Hochschulen. Ebenso nützlich ist das Buch für Studierende in den ersten Semestern an Universitäten sowie für allgemein Interessierte.

Der Schwerpunkt liegt auf den Grundmodellen und Theorien der Mikro- und Makroökonomie sowie auf deren wirtschaftspolitischer Anwendbarkeit. Das Verständnis für die Funktionsweise und für die Gestaltungsmöglichkeiten marktwirtschaftlicher Systeme steht dabei im Mittelpunkt. Indem der formale und mathematische Aufwand kompakt gehalten sind, ermöglicht das Buch einen idealen Einstieg in das Thema.

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[1]

JOACHIM GÜNTZEL

Kompendium zur Volkswirtschaftslehre

[3]

Joachim Güntzel

Kompendium zur Volkswirtschaftslehre

Grundwissen zu Verständnis und Gestaltung der Marktwirtschaft

[4]

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation inder Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über http://dnb.d-nb.de abruf bar.

Alle Rechte vorbehalten

© 2024 Edition Wissenschaft & Praxis

bei Duncker & Humblot GmbH, Berlin

Satz: Textforma(r)t Daniela Weiland, Göttingen

Druck: CPI Books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN 978-3-89673-797-4 (Print)ISBN 978-3-89644-317-5 (E-Book)

Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papierentsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Vorwort

Ziel des vorliegenden „Kompendium zur VWL“ ist es, einen einführenden Überblick über die zentralen Themengebiete der Volkswirtschaftslehre zu geben. Dabei können naturgemäß nicht alle Themen in der ihnen eigentlich gebührenden Ausführlichkeit behandelt werden. Stattdessen soll der Blick für das Ganze geschärft werden, bevor er sich bei einer eingehenderen Beschäftigung mit einzelnen Themen in Detailfragen verliert.

Das „Kompendium“ basiert auf den bisherigen drei eigenständigen Büchern, die im Verlag Wissenschaft und Praxis erschienen sind und seit Anfang 2020 in das Programm von Duncker&Humblot übernommen wurden. Der Text wurde dabei vollständig überarbeitet und um wichtige Ergänzungen erweitert. Diese betreffen vor allem das Menschenbild der volkswirtschaftlichen Theorie, das Ende der Nullzinspolitik der EZB sowie grundlegende Fragen der Wirtschaftspolitik. Das „Kompendium“ bietet somit den Vorteil, die bisher auf drei Bücher verteilten Themen zu bündeln und in einem Band zugänglich zu machen.

Nach wie vor gilt jedoch, dass das Buch sich primär an Studierende der Wirtschaftswissenschaften im Grundstudium, insbesondere an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sowie an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg richtet. Aber auch Studierende anderer Institutionen sowie anderer Studiengänge, die einen kompakten und verständlichen Zugang zu Kerngebieten volkswirtschaftlichen Denkens suchen, dürften dieses Buch hoffentlich als hilfreich empfinden.

Ravensburg, im März 2023Joachim Güntzel

[7]

Inhaltsverzeichnis

Teil IGrundlagen des marktwirtschaftlichen Systemdenkens

1.Einleitung

2.Anmerkungen zur wissenschaftlichen Methodik der Volkswirtschaftslehre

a)Nutzen volkswirtschaftlichen Systemwissens

b)Volkswirtschaft und Gesellschaft: Der Mensch in der ökonomischen Analyse

(1)Warum die VWL ein Menschenbild braucht

(2)Jenseits des „Homo oeconomicus“

c)Theorie und Praxis der Volkswirtschaftslehre

d)Mikro- und makroökonomische Analyse der Volkswirtschaft

e)Modelle als Hilfsmittel der theoretischen Analyse

f)Empirische Wirtschaftsforschung, Ökonometrie und das Adäquationsproblem

g)Gefahren einer „Papageien-Ökonomik“ und plurale Offenheit

h)Zusammenfassung

3.Triebkräfte des Wirtschaftsprozesses

a)Produktionsfaktoren

b)Produktionsmöglichkeiten

c)Menschliche Bedürfnisse als Ausgangspunkt

d)Bedürfnisbefriedigung und Konsum

4.Marktwirtschaft als (grundsätzlich) selbstregulierendes System

a)Angebot, Nachfrage und Knappheit

b)Der volkswirtschaftliche Umgang mit Knappheit

c)Die Suche nach der optimalen Allokation

d)Grundformen von Wirtschaftssystemen undSoziale Marktwirtschaft

e)Zum Prinzip der marktwirtschaftlichen Selbststeuerung

(1)Grundgedanken

(2)Totales Konkurrenzgleichgewicht

f)Die Notwendigkeit korrigierender Eingriffe

g)Zusammenfassung

[8]

Teil IIMikroökonomische Strukturanalyse marktwirtschaftlicher Prozesse

5.Die Theorie der Nachfrage

a)Zielsetzungen und Prämissen

b)Grenznutzen und optimaler Konsumplan

c)Indifferenzkurven und Dispositionsgleichgewicht

(1)Das ordinale Nutzenkonzept

(2)Nutzenmaximierung und optimaler Konsumplan

(3)Lagrange-Multiplikatoren

d)Vertiefende Überlegungen zum Dispositionsgleichgewicht

(1)Einkommens- und Substitutionseffekt; Konsumentenrente

(2)Dualität von Nutzen- und Ausgabenfunktion

e)Herleitung der Nachfragefunktion

(1)Typischer Verlauf der Nachfragekurve

(2)Atypischer Nachfrageverlauf

(3)Nachfrageinterdependenzen

f)Präferenzrelationen

g)Zusammenfassung

6.Die Theorie des Angebots

a)Zielsetzungen und Prämissen

b)Die Produktionsfunktion

c)Die Minimalkostenkombination

d)Herleitung der Kostenfunktion

(1)Von der Produktions- zur Kostenfunktion

(2)Verläufe von Kostenfunktionen

(3)Langfristige Kostenfunktionen

e)Optimaler Produktionsplan und Angebotsfunktion

(1)Grenzgewinn und optimaler Produktionsplan

(2)Herleitung der Angebotsfunktion

(3)Langfristiges Gewinnmaximum und optimale Betriebsgröße

f)Das Konzept der Elastizitäten

g)Zusammenfassung

7.Elementare Marktformen und Marktergebnisse

a)Das Marktformenschema

b)Vollkommenes Konkurrenzgleichgewicht

[9]

c)Andere Marktformen und Marktergebnisse

(1)Die Nachteilhaftigkeit des Monopols

(2)Die Problematik natürlicher Monopole

(3)Einige strategische Aspekte des Oligopols

(4)Heterogenität der Produkte und monopolistische Konkurrenz

d)Die Evolution der Marktformen

8.Marktstörungen, Markteingriffe und Marktversagen

a)Öffentliche Güter und externe Effekte

(1)Eigenschaften öffentlicher Güter

(2)Externe Effekte als Ursache von Marktversagen

b)Asymmetrische Information und adverse Selektion

c)Eingriffe in die freie Marktpreisbildung

(1)Mietwohnungsmarkt

(2)Agrarmarkt

d)Wettbewerbsdynamik

e)Zusammenfassung

9.Grenzen und Erweiterungen des Standardmodells

a)Wandel in den Modellstrukturen und Evolutorische Ökonomik

b)Behavioral Economics und die Rolle von Emotionen

(1)Homo irrationalis anstatt homo oeconomicus?

(2)Emotionen und ökonomisches Verhalten

c)Zusammenfassung

Teil IIIMakroökonomische Niveauanalyse (1):Das Klassisch-neoklassische Grundmodell

10.Makroökonomische Niveauanalyse marktwirtschaftlicher Prozesse

a)Fragestellungen der Makroökonomik

b)Aggregation und Mikrofundierung der Makroökonomik

c)Nominale und reale Größen

d)Geldillusion versus Geldkonfidenz

e)Geplante und ungeplante Größen

f)Offene und geschlossene Volkswirtschaft

11.Makroökonomik der geschlossenen Volkswirtschaft

a)Gütermarkt und Produktion: Das makroökonomische Aktivitätsniveau der Volkswirtschaft

(1)Wirtschaftskreislauf und Produktion

(2)Inlandsprodukt und Nationaleinkommen

(3)Empirische Ermittlung und Interpretation

b)Geldmarkt und Inflation: Kaufkraft und Wertverlust des Geldes

(1)Negative Folgen der Inflation

(2)Der Preisindex der Lebenshaltung

(3)Zur Diskrepanz zwischen gemessener und „gefühlter“ Inflation

c)Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit: Das Beschäftigungsniveau einer Volkswirtschaft

(1)Die Entwicklung des Arbeitsmarktes

(2)Kenngrößen der Beschäftigungslage

12.Klassisch-neoklassische Analyse des Gütermarktes

a)Die Höhe der gesamtwirtschaftlichen Produktion

(1)Produktionsfunktion und gesamtwirtschaftliches Angebot

(2)Funktionale Einkommensverteilung

(3)Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage

b)Gleichgewicht am aggregierten Gütermarkt: Das Saysche Theorem

c)Eine elemetare Erklärung der Wachstumsdynamik

13.Klassisch-neoklassische Analyse des Arbeitsmarktes

a)Systematik der Arbeitslosigkeit

b)Die klassische Sicht auf den Arbeitsmarkt

(1)Der Reallohn als realer Faktorpreis für Arbeit

(2)Reallohnstarrheit als Funktionsstörung des Arbeitsmarktes

(3)Natürliche Arbeitslosigkeit als strukturelles Defizit des Arbeitsmarktes

14.Einbeziehung des Geldmarktes und Klassisch-Neoklassisches Gesamtmodell

a)Begriffliche Grundlagen und Inflationsursachen

b)Geldmarktgleichgewicht und die Quantitätstheorie des Geldes

c)Die Logik des Neoklassischen Gesamtmodells

(1)Simultanes Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung

(2)Wirtschaftspolitische Folgerungen

Teil IVMakroökonomische Niveauanalyse (2):Das Keynessche Grundmodell

15.Keynessche Analyse des Gütermarktes

a)Die Rolle der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage

b)Die Höhe der gesamtwirtschaftlichen Produktion

(1)Einkommen und Konsumfunktion

(2)Das Gleichgewichts-Volkseinkommen

(3)Der Multiplikator-Prozess

(4)Makroökonomisches Gravitationszentrum

c)Die Rolle der staatlichen Fiskalpolitik

d)Gleichgewicht und aggregierter Gütermarkt: Die IS-Kurve

e)Anpassungsreaktionen bei Ungleichgewicht

16.Keynessche Analyse des Geldmarktes

a)Die Liquiditätspräferenzfunktion

b)Gleichgewicht und aggregierter Geldmarkt: Die LM-Kurve

c)Das IS / LM-Diagramm und seine Interpretation

(1)Interpretation und Lesart des Diagramms

(2)Schwierigkeiten der Interpretation

17.Keynessche Analyse des Arbeitsmarktes

a)Lohnrigiditäten und Arbeitsangebot

b)Gleichgewichtseinkommen und Arbeitsnachfrage

c)Unfreiwillige Arbeitslosigkeit

18.Die Logik des Keynesschen Gesamtmodells

a)Simultanes Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung

b)Kombinierte Geld- und Fiskalpolitik

c)Neue und Post-Keynesianische Makroökonomik

Teil VMonetäreAnalyse: Grundsätzliches zur Geldpolitik undzur außenwirtschaftlichen Verflechtung

19.Der monetäre Bereich der Volkswirtschaft

a)Monetäre und reale Sphäre

b)Zentralbank und Geschäftsbanken

c)Monetäre Grundbegriffe

(1)Geld und Geldmengenkonzepte

(2)Inflation und Deflation

(3)Geldangebot, Geldnachfrage und Quantitätstheorie

(4)Weitere begriffliche Grundlagen

20.Geldangebot und Geldschöpfung

a)Geldschöpfung durch die Zentralbank

(1)Beispiele zur Zentralbankgeldschöpfung

(2)Allgemeine Kennzeichen der Zentralbankgeldschöpfung

b)Geschäftsbanken und Giralgeldschöpfung

(1)Passive und aktive Giralgeldschöpfung

(2)Mutiple Giralgeldschöfpung

(3)Das Geldbasiskonzept

c)Die Kontrolle des Geldangebots durch die Geldpolitik

21.Die Geldnachfrage

a)Die Rolle der Geldnachfrage für die Geldpolitik

b)Das Transaktionsmotiv der Geldnachfrage

(1)Grundgedanken

(2)Cambridge-Gleichung und Neoquantitätstheorie

(3)Optimierung der Transaktionskasse

c)Das Spekulationsmotiv der Geldnachfrage

(1)Grundgedanken

(2)Optimierung der Spekulationskasse

d)Gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage

22.Die europäische Geldpolitik

a)Europäische Zentralbank und Eurosystem

b)Der Instrumentenkasten der EZB

c)Die Wirkungsmechanismen der Geldpolitik

(1)Keynesianisch-kredittheoretische Mechanismen

(2)Vermögenstheoretisch-monetaristische Mechanismen

d)Die geldpolitische Strategie der Europäischen Zentralbank

(1)Strategische Grundkonzeptionen für die Geldpolitik

(2)Die Zwei-Säulen-Strategie

(3)Vergleich mit der Strategie der Bundesbank

(4)Das Ende der Nullzins-Politik

23.Außenwirtschaftliche Verflechtung der Volkswirtschaft

a)Komparative Kostenvorteile als Motor der Internationalisierung

b)Außenwirtschaftliches Gleichgewicht und Ungleichgewicht

(1)Statistische Erfassung der Außenwirtschaft

(2)Definition und Bedeutung des Gleichgewichts

(3)Ausgleichsmechanismen

c)Der Devisenmarkt

(1)Devisenmarkt und Wechselkurs

(2)Das System flexibler Wechselkurse

(3)Das System fester Wechselkurse

(4)Der Weg zur europäischen Gemeinschaftswährung

Teil VIWirtschaftspolitische Analyse:Grundsätzliches zur Gestaltung marktwirtschaftlicher Prozesse

24.Zur wirtschaftspolitischen Anwendbarkeit der Modelle

a)Grundsätzliche Anmerkungen

b)Nachfrage- versus angebotsseitige Störungen

c)Der plurale Ansatz in der Makroökonomik

(1)Kennzeichen eines pluralen Ansatzes

(2)Vorteile eines pluralen Anatzes

(3)Die Marx’sche Kapitalismuskritik als Beispiel

25.Funktionsfähigkeit von Märkten und gesamtwirtschaftliche Stabilisierung

a)Wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen

b)Wettbewerbspolitik zur marktwirtschaftlichen Funktionssicherung

c)Möglichkeiten und Probleme der Fiskalpolitik

d)Möglichkeiten und Probleme der Geldpolitik

(1)Überprüfung der Zwei-Säulen-Strategie

(2)Neue geldpolitische Instrumente

Literaturhinweise

Sachverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1:Einordnung der Wirtschaftswissenschaften

Abb. 2:Wirtschaftspolitischer Beratungsprozess

Abb. 3:Arten von Gleichungen

Abb. 4:Produktion als technische Transformation

Abb. 5:Partielle Produktionsfunktionen

Abb. 6:Transformationskurve

Abb. 7:Vom Bedürfnis zum Konsum

Abb. 8:Differenzierung der Bedürfnisse

Abb. 9:Knappheit als Spannungsverhältnis

Abb. 10:Typischer Verlauf einer Angebotsfunktion

Abb. 11:Typischer Verlauf einer Nachfragefunktion

Abb. 12:Marktgleichgewicht

Abb. 13:Änderungen des Gleichgewichts

Abb. 14:Bewegung auf Funktion und Funktionsverschiebung

Abb. 16:Möglichkeiten einer Mehrproduktion

Abb. 15:Umgang mit Knappheit

Abb. 17:Unterschiede in den Knappheitsgraden

Abb. 18:Re-Allokation der Ressourcen

Abb. 19:Indifferenzkurve

Abb. 20:Nutzenvergleich

Abb. 21:Grenzrate der Substitution

Abb. 22:Schneidende Indifferenzkurven

Abb. 23:Budgetgerade

Abb. 24:Haushaltsgleichgewicht

Abb. 25:Einkommens- und Substitutionseffekt

Abb. 26:Konsumentenrente

Abb. 27:Herleitung der Nachfragefunktion

Abb. 28:Atypischer Verlauf der Nachfragefunktion

Abb. 29:Einkommens- und Substitutionseffekt beim Giffen-Paradox

Abb. 30:Partielle Produktionsfunktion

Abb. 31:Ertragsgesetzliche Produktionsfunktion

Abb. 32:Isokostengerade

Abb. 33:Isoquante

Abb. 34:Minimalkostenkombination

Abb. 35:Grenzrate der technischen Substitution

Abb. 36:Zusammenhang Produktionsfunktion und Kostenfunktion

Abb. 37:Verschiedene Kostenverläufe

Abb. 39:Verlauf von Grenzkosten und Stückkosten

Abb. 38:Ertragsgesetzlicher Kostenverlauf

Abb. 40:Die langfristige Kostenkurve

Abb. 41:Bestimmung des Gewinnmaximums

Abb. 42:Preis und gewinnmaximale Menge

Abb. 43:Herleitung der Angebotsfunktion

Abb. 44:Linearer Kostenverlauf und Angebotsfunktion

Abb. 45:Linearer Kostenverlauf und Marktangebot

Abb. 46:Quantitatives Marktformenschema

Abb. 47:Angebots- und Nachfragemengenüberschuss

Abb. 48:Stabiles Gleichgewicht

Abb. 49:Instabiles Gleichgewicht

Abb. 50:Produzenten- und Konsumentenrente

Abb. 51:Preis-Absatzfunktion und Grenzerlösfunktion im Monopol

Abb. 52:Gewinnmaximum im Monopol

Abb. 53:Vergleich der Marktergebnisse

Abb. 54:Preis-Absatzfunktion im Oligopol

Abb. 55:Preis-Absatz-Funktion im heterogenen Polypol

Abb. 56:Grenzerlösfunktion im heterogenen Polypol

Abb. 57:Gewinnmaximierung im heterogenen Polypol

Abb. 58:Einteilung der Marktstörungen

Abb. 59:Wirkung einer Höchstpreisregelung

Abb. 60:Wirkung einer Mindestpreisregelung

Abb. 61:Mikro- und makroökonomische Analyseebene

Abb. 62:Die makroökonomische Landkarte

Abb. 63:Geldkonfidenz

Abb. 64:Kreislauf mit zwei Sektoren

Abb. 65:Kreislauf mit drei Sektoren

Abb. 66:Kreislauf mit fünf Sektoren

Abb. 67:Das Produktionskonto für ein Unternehmen

Abb. 68:Das gesamtwirtschaftliche Produktionskonto

Abb. 69:Produkts- und Einkommensbegriffe

Abb. 71:Anstieg des Verbraucherpreisindex

Abb. 70:Der Warenkorb des Preisindex der Lebenshaltung

Abb. 72:Aktuelle Entwicklung des Verbraucherpreisindex

Abb. 73:Gemessene und „gefühlte“ Inf lation

Abb. 74:Inf lationswahrnehmung und Berufstätigkeit

Abb. 75:Inf lationswahrnehmung und Alter

Abb. 77:Aktuelle Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Abb. 76:Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Abb. 79:Die Wirkung des technischen Fortschritts

Abb. 78:Die makroökonomische Produktionsfunktion

Abb. 80:Kompensation des technischen Fortschritts

Abb. 81:Makroökonomische Produktionsfunktion und Faktoreinsatz

Abb. 82:Die gesamtwirtschaftliche Angebotsfunktion

Abb. 83:Gesamtwirtschaftliche Nachfragefunktion

Abb. 84:Das Saysche Theorem

Abb. 85:Die Investitionsfunktion

Abb. 86:Die makroökonomische Sparfunktion

Abb. 87:Ausgleich von Sparen und Investieren (I)

Abb. 88:Ausgleich von Sparen und Investieren (II)

Abb. 89:Das gesamtwirtschaftliche Produktionspotenzial

Abb. 90:Ausprägungen der Arbeitslosigkeit und Erklärungsansätze

Abb. 91:Gleichgewicht am Arbeitsmarkt und Vollbeschäftigung

Abb. 92:Nicht marktrelevantes Angebot bzw. Nachfrage

Abb. 93:Klassische Hochlohnarbeitslosigkeit

Abb. 94:Atypisches Arbeitsangebot (1)

Abb. 95:Atypisches Arbeitsangebot (2)

Abb. 96:Einteilung der Inf lationsursachen

Abb. 97:Klassisch-Neoklassisches Gesamtmodell

Abb. 98:Erhöhung der Geldmenge

Abb. 99:Zunahme des Arbeitsangebots

Abb. 100:Zyklische Schwankungen der Wirtschaftsaktivität

Abb. 101:Beispiel einer Konsum- und Sparfunktion

Abb. 102:Das Gleichgewichts-Volkseinkommen

Abb. 103:Der Multiplikator-Prozess

Abb. 104:Das makroökonomische Gravitationszentrum

Abb. 105:Staatsausgaben und Gleichgewichts-Volkseinkommen

Abb. 106:Volkseinkommen als alleinige Anpassungsvariable

Abb. 107:Volkseinkommen und Zins als gemeinsame Anpassungsvariablen

Abb. 108:Keynessche Investitionsfunktion

Abb. 109:Effekt einer Erhöhung der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals

Abb. 110:Herleitung der IS-Kurve

Abb. 111:Anpassungsprozesse bei Ungleichgewicht

Abb. 112:IS-Kurve und Steigung der Sparfunktion

Abb. 113:Liquiditätspräferenzfunktion

Abb. 114:Gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage (1)

Abb. 115:Gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage (2)

Abb. 116:Autonomes Geldangebot und Geldnachfrage

Abb. 117:Anpassung der Spekulationskassenhaltung

Abb. 118:Anpassung der Transaktionskassenhaltung

Abb. 119:Herleitung der LM-Kurve

Abb. 120:Keynesscher Bereich der LM-Kurve

Abb. 121:Rechtsverschiebung der LM-Kurve

Abb. 122:IS/LM-Diagramm und Gesamtgleichgewicht

Abb. 123:Ungleichgewichtskonstellationen

Abb. 124:Keynessche Arbeitsangebotsfunktion

Abb. 125:Keynessche Arbeitsnachfragefunktion

Abb. 126:Arbeitsmarktgleichgewicht bei Unterbeschäftigung

Abb. 127:Simultanes Gesamtgleichgewicht bei Unterbeschäftigung (1)

Abb. 128:Simultanes Gesamtgleichgewicht bei Unterbeschäftigung (2)

Abb. 129:Wirkungen expansiver Fiskal- und Geldpolitik

Abb. 130:Makroökonomisches Krisenszenario (Beginn)

Abb. 130:Makroökonomisches Krisenszenario (Fortsetzung)

Abb. 131:Markt mit sechs Tauschpartnern

Abb. 132:Realer Tauschvorgang

Abb. 133:Die „indirekte“ Tauschkette (ohne Geld)

Abb. 134:Monetärer Tauschvorgang

Abb. 135:Die „direkte“ Tauschkette (mit Geld)

Abb. 136:Monetäre und reale Kreislaufströme

Abb. 137:Abwicklung des Zahlungsverkehrs

Abb. 138:Zahlungsverkehr mit TARGET2

Abb. 139:Volkswirtschaftliche Funktionen des Geschäftsbankensektors

Abb. 140:Einf lussfaktoren auf die Geldmenge

Abb. 141:Beispiel zur Zentralbankgeldschöpfung (1)

Abb. 142:Beispiel zur Zentralbankgeldschöpfung (2)

Abb. 143:Schema der Zentralbankgeldschöpfung

Abb. 144:Beispiel zur passiven Giralgeldschöpfung

Abb. 145:Beispiel zur aktiven Giralgeldschöpfung

Abb. 146:Schema der aktiven Giralgeldschöpfung

Abb. 147:Beispiel zur multiplen Giralgeldschöpfung

Abb. 148:Giralgeldschöpfung bei Monopolbank

Abb. 149:Giralgeldschöpfung bei Bargeldabf luss

Abb. 150:Der Geldangebotsmultiplikator

Abb. 151:Ansatzpunkte der Geldmengensteuerung

Abb. 152:Wachstum der Geldmenge M3

Abb. 154:Transaktionskasse in langfristiger Betrachtung

Abb. 153:Entwicklung der Transaktionskasse

Abb. 155:Transaktionskasse bei doppelter Umlaufgeschwindigkeit

Abb. 156. Optimierung der Transaktionskasse

Abb. 157:Liquiditätspräferenzfunktion

Abb. 158:Effizienzkurve

Abb. 159:Gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage

Abb. 160:Gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage

Abb. 161:LM-Kurve und Rechtsverschiebung der Kurve

Abb. 162:Die europäische Zentralbank-Architektur

Abb. 163:Standard-Tenderverfahren

Abb. 164:EZB-Leitzins

Abb. 165:Geldpolitische Operationen des Eurosystems

Abb. 166:Indirekte Wirkung der Geldpolitik

Abb. 167:Investitionsfalle

Abb. 168:Liquiditätsfalle

Abb. 169:Transmissionsmechnismen der Geldpolitik

Abb. 170:Time Lags der Geldpolitik und Konjunkturverlauf

Abb. 171:Der Zwei-Länder-zwei-Güter-Vergleich

Abb. 172:Transformationsgeraden für Land A und Land B

Abb. 173:Aufbau der Zahlungsbilanz

Abb. 174:Ausgleichsmechanismen der Zahlungsbilanz

Abb. 175:System f lexibler Wechselkurse

Abb. 176:Wechselkurs und Außenhandel

Abb. 177:Bestimmungsfaktoren der Wechselkursentwicklung

Abb. 179:Wechselkursintervention

Abb. 178:System fester Wechselkurse

Abb. 181:Angebotsseitige Störung

Abb. 180:Nachfragestörung im Keynesschen Gesamtmodell

Abb. 182:Nachfrageseitige Störung

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:Beispiel zu Nutzen und Grenznutzen

Tabelle 2:Produktionsfunktion und proportionale Faktorvariation

Tabelle 3:Produktionsfunktion und substitutionale Faktorvariation

Tabelle 4:Produktionsfunktion und partielle Faktorvariation

Tabelle 5:Zusammenhang Produktionsfunktion und Kostenfunktion

Tabelle 6:Kostenfunktion und Skaleneigenschaften

Tabelle 7:Oligopolistische Interdependenz und Nash-Gleichgewicht

Tabelle 8:Beispiel einer Konsum- und Sparfunktion

Tabelle 9:Konstellationen zwischen Y und Y*

Tabelle 10:Dynamische Anpassung und Lundberg-Lag

Tabelle 11:Bewertung von Investitionsprojekten

Tabelle 12:Tabellarische Investitionsfunktion

Tabelle 13:Gleichgewichtige Y/z-Kombinationen am Gütermarkt

Tabelle 14:Tabellarische Liquiditätspräferenzfunktion

Tabelle 15:Gleichgewichtige Y/z-Kombinationen am Geldmarkt

[21]

Teil I

Grundlagen des marktwirtschaftlichen Systemdenkens

1. Einleitung

Die Volkswirtschaftslehre (oder Nationalökonomie, wie man sie noch im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts nannte), gehört zum weiten Kreis der Sozialwissenschaften. Diese einfache Tatsache kann manchmal in Vergessenheit geraten, wenn man zeitgenössische Forschungsarbeiten liest, die über weite Strecken aus mathematischen Modellen, komplizierten Formeln und deren Herleitungen, sowie komplexen Diagrammen bestehen.

Sprachliche Ausführungen beschränken sich häufig auf gewisse Prämissen, die einem bestimmten Modell zugrunde liegen, mathematische Eigenschaften eines konkreten Modellzustandes oder seiner Gleichgewichtslösung, Tabellen und Daten, die den empirischen Befund erklären sollen sowie Auslassungen darüber, was das verwendete Modell allem Anschein nach belegt, verdeutlicht, worauf es hinweist, welche Folgerungen daraus zu ziehen und – nicht zuletzt – welche zukünftigen Forschungsarbeiten dadurch angeregt werden.

Um nicht gleich zu Beginn missverstanden zu werden: Dies alles entspricht gängiger wissenschaftlicher Praxis und es gibt gute Gründe, dieser Praxis zu folgen. Doch man sollte die Erfolge, die diese Art der wissenschaftlichen Erkenntnis im Bereich der Naturwissenschaften erzielt hat, nicht einfach auf die Sozialwissenschaften oder auf die VWL zu übertragen versuchen. Es sprechen eine ganze Reihe von Argumenten gegen eine solche Eins-zu-eins Übertragbarkeit:

–Die Volkswirtschaft ist kein Labor; kontrollierte und wiederholbare Experimente (für die Volkswirtschaft als Ganzes) sind nicht möglich.

–Menschliches Verhalten folgt Mustern; diese Muster erlauben jedoch in aller Regel keine exakte und verlässliche Vorhersagbarkeit künftigen Verhaltens.

–Der empirischen Überprüfbarkeit volkswirtschaftlicher Theorien sind Grenzen gesetzt; diese haben weniger mit den angewendeten ökonometrischen Methoden zu tun, als vielmehr mit den Daten selbst (auf das damit angesprochene „Adäquationsproblem“ der empirischen Wirtschaftsforschung wird noch näher einzugehen sein).

Doch zuerst und am allerwichtigsten: Der Mensch ist keine Gleichung, und schon gar keine leicht zu lösende. Das System Volkswirtschaft – als Subsystem der menschlichen Zivilisation – wird angetrieben von handelnden Einheiten, die [22] bei aller Einbindung in sogenannte „Gesetzmäßigkeiten“, bei aller intitutionellen Verankerung in Unternehmen, Organisationen oder Staaten, am Ende immer als Menschen agieren.

Es liegt daher nahe, sich zu Beginn ein paar Gedanken darüber zu machen, wie die Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft arbeitet, welches Bild vom Menschen der VWL zugrundeliegt und ob dieses Bild, das den meisten Lesern wohl unter dem Namen „homo oeconomicus“ geläufig ist, angemessen erscheint oder ob es möglicherweise erweiterungsbedürftig (um nicht zu sagen: korrekturbedürftig) ist. Diese Fragen sind Gegenstand des folgenden Kapitels.

2. Anmerkungen zur wissenschaftlichen Methodik der Volkswirtschaftslehre

a) Nutzen volkswirtschaftlichen Systemwissens

Volkswirtschaftliches Denken ist Systemdenken. Volkswirtschaften werden seit jeher als komplexe Systeme mit vielfältigen und manchmal unvorhersehbaren Interdependenzen und Rückkopplungsmechanismen aufgefasst, deren innere Wirkungsstrukturen es zu entziffern gilt. Das ist die vorrangige Aufgabe einer Fachdisziplin namens Volkswirtschaftslehre.

Volkswirte fragen daher naturgemäß immer nach dem „großen Ganzen“. Sie begnügen sich nicht damit, festzustellen, was etwa für „die Unternehmen“ oder gar für „ein Unternehmen“ gut ist. Sie sind sich – ausgesprochen oder unausgesprochen – immer darüber bewusst, dass das Erfahrungswissen eines einzelnen Menschen nie ausreichen kann, um mit Sicherheit zu wissen, was für die Volkswirtschaft als Ganzes richtig und nutzbringend sein wird.

Mit Skepsis werden Volkswirte folglich auch auf das gelegentlich auff lackernde Bedürfnis der Menschen nach einem „starken Macher“ reagieren; am besten nach einem, der ein erfahrener, erfolgreicher (und deshalb häufig reicher) Unternehmenslenker ist. Solch einem, so die Erwartungshaltung, müsse es doch am ehesten gelingen, die Volkswirtschaft in bessere Gefilde zu lenken. Gelingt es ihm dann doch nicht (wie in der Vergangenheit des Öfteren zu beobachten war), dann ist die Enttäuschung groß. Sie war jedoch vorhersehbar, denn ein Unternehmen ist keine Volkswirtschaft, und eine Volkswirtschaft kann nicht wie ein Unternehmen geführt werden. Dies wird schon an der simplen Feststellung deutlich, dass ein Unternehmen Kosten einsparen kann, indem es Mitarbeiter entlässt. Eine Volkswirtschaft kann dies nicht. Steigt die Arbeitslosigkeit in einer Volkswirtschaft an, so steigen auch die Kosten der Arbeitslosigkeit. Und geht ein Unternehmen Pleite, dann kann es sich auf lösen und damit aufhören zu existieren. Geht eine Volkswirtschaft (bzw. ein Land) jedoch dem finanziellen Ruin entgegen, dann kann es sich nicht auf lösen. Es existiert weiter, und seine Bürger mit ihm.

[23]

Doch nicht nur gegen „starke Macher*innen“, sondern auch gegen „allwissende Politiker“ hegen Volkswirte ein latentes Misstrauen. Sie fühlen sich dazu berufen, den Politikern die Grenzen ihrer Steuerungs- und Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen und sie auf mögliche Fehleinschätzungen beim Einsatz wirtschaftspolitischer Instrumente hinzuweisen. Manchmal tun sie Derartiges auf Wunsch und im Auftrag der Politik, dann handelt es sich um wissenschaftliche Politikberatung, wie sie in einer Reihe von Wirtschaftsforschungsinstituten und in Gremien wie etwa dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung durchgeführt wird (siehe hierzu weiter unten). Des Öfteren mischen sich Volkswirte auch ungefragt in politische Diskussionen ein. Das macht sie bei Manchen nicht unbedingt beliebter, jedoch fühlen sich Volkswirte immer auch als „Anwälte der Gesellschaft“ und wollen rechtzeitig auf volkswirtschaftliche Folgeschäden falscher Entscheidungen und auf die positiven Auswirkungen richtiger Entscheidungen hinweisen. Zumindest jedoch wollen sie – da sich nicht alles in die Kategorien von „richtig“ und „falsch“ einordnen lässt und weil Volkswirte sich überdies beileibe nicht immer einig sind – wenigstens auf die Bandbreite der Möglichkeiten und gangbaren Wege sowie auf deren wahrscheinliche Konsequenzen hinweisen. Volkswirte erarbeiten somit Szenarien, die es wiederum der Gesellschaft ermöglichen sollen, eine begründete Wahl zwischen verfügbaren Alternativen zu treffen.

Warum sollte man sich mit den Grundprinzipen und wesentlichen Aussagen der Volkswirtschaftslehre befassen? Darauf gibt es eine generelle und drei detaillierte Antworten. Die generelle Antwort lautet, dass Verständnis für volkswirtschaftliche Zusammenhänge Nutzen stiftet. Stellen wir uns ein Boot vor, das auf dem Meer ohne Motor und ohne Segel dahintreibt. Will die Mannschaft wissen, wo sie sich am nächsten Tag bei Tagesanbruch wieder finden wird, so braucht sie dazu Wissen über die Meeresströmungen, die Windrichtungen und -geschwindigkeiten und alle sonstigen Kräfte, die auf das Boot einwirken. Sie braucht, um es etwas gewählter auszudrücken, umfassendes Systemwissen über das komplexe System „Meer“ und sein Zusammenwirken mit dem Boot.

Nicht anders ergeht es uns, wenn wir etwas über das System „Wirtschaft“ erfahren möchten, wenn wir seine innere Dynamik und sein Zusammenwirken mit anderen gesellschaftlichen Teilsystemen verstehen wollen. Auch hierfür benötigen wir ein detailliertes Systemwissen, das uns eben die Volkswirtschaftslehre (englisch: Economics) zur Verfügung stellt. Dabei ist im Besonderen an drei Adressatengruppen zu denken:

1.Wirtschaftspolitische Entscheider: Alle Institutionen, die im engeren oder weiteren Sinn mit wirtschaftspolitischen Aufgaben befasst sind, sind auf volkswirtschaftliches Systemwissen unmittelbar angewiesen. Es leuchtet ein, dass beispielsweise eine Arbeitsmarktreform oder die Entscheidung für ein bestimmtes Wechselkurssystem nur dann fundiert und zielgerichtet sein kann, wenn sie auf einer soliden ökonomischen – das heißt volkswirtschaftlichen – Grundlage beruht. [24] Die wirtschaftliche Entwicklung wird in modernen Industriegesellschaften in vielfältiger Weise durch Tätigkeiten des Staates beeinf lusst. Schon durch seine bloße Existenz greift der Staat bereits in den Wirtschaftskreislauf ein, denn er erhebt von den Bürgern und Unternehmen Steuern, um seine Haupttätigkeit – die Bereitstellung so genannter öffentlicher Güter, über die wir noch reden werden – zu finanzieren. Er greift auch gestaltend in den Wirtschaftskreislauf ein, indem er ordnungs- und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen setzt, Subventionen und Transferzahlungen gewährt, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage beeinf lusst, soziale Sicherungssysteme errichtet und vieles mehr.

Für fundiertes staatliches Handeln ist es notwendig, über die Folgen solchen Tuns einigermaßen zuverlässig Bescheid zu wissen. Das hierfür notwendige Wissen muss von der Volkswirtschaftslehre erarbeitet werden. Sie stellt damit Entscheidungswissen für alle Institutionen bereit, die auf die eine oder andere Art in wirtschaftspolitische Abläufe involviert sind. Dies sind nicht nur Wirtschaftspolitiker und -referenten (auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sowie in Verbänden); auch die Tarifpartner und die Sozialversicherungsträger zählen dazu und selbstverständlich auch die Zentralbanken, um nur einige wichtige Institutionen zu nennen.

In diesem Kontext sollte auch betont werden, dass die Volkswirtschaftslehre nicht nur den Anspruch erhebt, die beobachtbare wirtschaftliche Realität zu beschreiben und zu erklären (deskriptive und explikative Funktion). Sie verfolgt auch das Ziel, den handelnden Akteuren einen Maßstab für die Beeinf lussung dieser Wirklichkeit an die Hand zu geben (normative Funktion). Insbesondere im Bereich der Mikroökonomik wird durch diesen zusätzlichen Blickwinkel das Verständnis erleichtert. Anwendbares Wissen besteht eben nicht nur darin, zu wissen, wie etwas „in der Praxis gemacht wird“, sondern auch darin, Konzepte zu erarbeiten, wie etwas besser funktionieren könnte. Insbesondere die mikroökonomische Theorie (siehe weiter unten) hat über weite Strecken eine solche normative Funktion, die ein besseres Funktionieren des Wirtschaftssystems als Ganzes ermöglichen soll.

2.Betriebswirtschaftliche Funktionsträger: Der langjährige Tübinger (zuvor Marburger, später Leipziger) Ökonom Adolf Wagner hat Volkswirtschaftslehre einmal als „Führungswissen für Betriebswirte“ bezeichnet. Er meinte damit sicherlich, dass die Steuerung eines Unternehmens in einer komplexen ökonomischen Umwelt letztlich nur dann Erfolg versprechend sein kann, wenn gewisse Kenntnisse über die Funktionsweise des Systems Volkswirtschaft vorliegen. Denken wir etwa an die allgemeine gesamtwirtschaftliche Entwicklung oder an die außenwirtschaftlichen Beziehungen mit ihren vielfältigen Folgewirkungen (z. B. Wechselkursabhängigkeit). Die erfolgreiche Führung eines Unternehmens in einem solch komplexen Umfeld erfordert auch ein grundlegendes Verständnis dieses Umfeldes selbst. Die Haltung: „Das kenne ich nicht, davon verstehe ich nichts und darüber will ich auch gar nichts wissen“ kennzeichnet nicht die Einstellung, die von einer zukünftigen Führungskraft erwartet wird.

[25]

Allgemeiner ausgedrückt: Um Führungskompetenz zu erlangen, muss zum engen und oft sehr speziellen Fachwissen des Betriebswirts auch die Fähigkeit hinzutreten, über die Rahmenbedingungen unternehmerischen Handelns, zu denen nun einmal die Volkswirtschaft als Ganzes (einschließlich der staatlichen Wirtschaftspolitik) gehört, nachzudenken und reden zu können. Stichworte wie lebenslanges Lernen und vernetztes Denken sind in aller Munde. Speziell für Letzteres stellt die Volkswirtschaftslehre ein Exerzierfeld par excellence dar. Sie trägt durch den Zwang zum klaren und analytischen Denken zur Ausbildung dieser Schlüsselqualifikation bei, und stellt in diesem Sinne betriebswirtschaftliches Führungswissen bereit.

3.Mündige Bürger: Mündige Bürger benötigen beispielsweise für Wahlentscheidungen Urteilsvermögen darüber, was vernünftige wirtschaftspolitische Argumente sind und was schlicht Nonsens darstellt. Falsche Versprechungen, die auf einer unsoliden wirtschaftlichen Grundlage stehen, können letztlich mehr Schaden anrichten als Nutzen stiften. Oder denken wir an einen privaten Bereich: Für souveräne Geldanlageentscheidungen sind elementare Kenntnisse über Zins- und Konjunkturzyklen sowie die dahinter stehenden geldpolitischen Zusammenhänge unentbehrlich. Für beide angesprochenen Problemfelder stellt die Volkswirtschaftslehre Orientierungswissen bereit.

Fasst man alle angeführten Argumente zusammen (und es gibt sicher noch mehr), so lohnt sich der Aufwand einer Beschäftigung mit der Volkswirtschaftslehre allemal. Von der schlichten intellektuellen Neugierde, dem Wissen wollen, „wie das alles zusammenhängt“, wurde noch nicht einmal geredet. Während die betriebswirtschaftlichen Fächer einen direkten, kurzfristig verwertbaren Nutzen stiften, ist der Gewinn aus der Volkswirtschaftslehre mehr indirekter und langfristiger Natur und dadurch natürlich dem Studenten schwieriger zu vermitteln. Aber er ist mindestens ebenso reizvoll.

Warum müssen Menschen überhaupt wirtschaften? Was geschieht auf Märkten? Können wir behaupten, dass das Ergebnis, das uns Märkte liefern, immer das Bestmögliche darstellt? Worum geht es bei diesem Vorgang, den wir als „Wirtschaftsprozess“ bezeichnen? Welche Organisationsformen kennen wir, die diesem Prozess einen Rahmen geben, innerhalb dessen er sich entwickeln kann? Dies sind Fragen, die uns zu einigen zentralen Begriffen und Konzepten führen, die man zunächst kennen muss, um sich dann näher mit den Mechanismen einer Volkswirtschaft beschäftigen zu können. Viele dieser Begriffe sind schon lange zu einem festen Bestandteil unserer Alltagssprache geworden – nicht immer zum Vorteil der begrifflichen Präzision und des inhaltlichen Verständnisses. Doch zunächst werfen wir einen näheren Blick auf die Volkswirtschaftslehre als wissenschaftliche Disziplin.

[26]

b) Volkswirtschaft und Gesellschaft: Der Mensch in der ökonomischen Analyse

Wir sind umgeben von wirtschaftlichen Phänomenen. Entsprechend betrachtet die Volkswirtschaftslehre den Menschen als ein Wesen, das permanent wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen hat, manchmal ohne dass es sich dessen bewusst ist. Denken wir etwa an einen Studenten, der vor dem Problem steht, ob er am heutigen Abend, nach Abschluss eines langen und hoffentlich erkenntnisreichen Studientages, ins Kino gehen will oder nicht doch lieber einige Stunden mit der Lektüre eines Fachbuches verbringen sollte. Wie können wir die Situation dieses Studenten beschreiben?

Nun, zunächst stellen wir fest, dass er zwischen verschiedenen möglichen Alternativen zu wählen hat. Er versucht, die Alternative zu realisieren, die seinen gegenwärtigen Bedürfnissen am ehesten entgegenkommt. Verhält er sich, wie die Ökonomen sagen, „rational“, so geht er in etwa so vor: Er überlegt, dass alles was er tut, Kosten verursacht. So muss er für beide zur Auswahl stehenden Alternativen zumindest Zeit aufwenden. Er hat außerdem im Falle des Kinobesuchs die Kosten der Eintrittskarte und eventuelle Fahrtkosten zu berücksichtigen. Es ist ihm außerdem klar, dass seine Kosten auch in den Kosten der „entgangenen Gelegenheit“ (den so genannten Opportunitätskosten) bestehen. Es entgeht ihm ja, sollte er zu Hause bleiben und etwa mit seinem VWL-Buch arbeiten, ein Besuch im Kino. Weiter ist sich der Student bewusst, dass eine rationale Entscheidung verlangt, sich genau zu überlegen, wie die zusätzlichen Kosten, die etwa der Kino-Besuch verursachen würde (in Form von Geld, Zeit und entgangener Lern-Gelegenheit) im Vergleich zu dem zusätzlich Nutzen des Kino-Besuches ausfallen. Er denkt, wie man sagt, in „Grenzbegriffen“ (hier: Grenzkosten und Grenznutzen). Schließlich wird unser Student sich für diejenige Alternative entscheiden, bei der der Grenznutzen die Grenzkosten überwiegt bzw. stärker überwiegt. Auf diese Weise gelingt es dem Studenten, bei allen seinen Entscheidungen seinen Gesamtnutzen zu maximieren.

Der Mensch erscheint also in der ökonomischen Analyse als ein mit Alternativen konfrontiertes, in Grenzbegriffen denkendes, seinen Nutzen maximierendes und auf Anreize reagierendes Wesen. Entspricht dieses Bild eines „homo oeconomicus“ der Wahrheit? Sicher müssen wir zugestehen, dass es Lücken hat. Gefühle, Mitmenschlichkeit, scheinbar irrationales und unökonomisches Verhalten haben in diesem Bild vom Menschen offenbar keinen Platz. Doch lassen sich heute auch manche menschlichen Verhaltensweisen, die man früher als außerhalb des ökonomischen Erklärungsrahmens liegend betrachtete, durchaus einer ökonomischen Analyse unterziehen. Es gibt eine ökonomische Theorie der Familie, der Partnerwahl, ja sogar des Altruismus. Nicht alles, was auf den ersten Blick völlig frei von ökonomischen Motiven zu sein scheint, ist es auch. Und schließlich ist zu bedenken, dass die ökonomische Theorie in erster Linie ökonomische Phänomene erklären möchte und deshalb verständlicherweise ein Modell des Menschen verwendet, das sich auf wirtschaftliche Aspekte konzentriert. [27] Darin spiegelt sich letztlich eine Form der wissenschaftlichen Arbeitsteilung. Eine Wissenschaft „von Allem“ gibt es nicht und wird es wohl in absehbarer Zeit auch nicht geben.

Das folgende Zitat bringt dies prägnant zum Ausdruck:

„Notwendigkeit und Möglichkeit ökonomischer Menschenmodelle werden nicht immer verstanden. Man lächelt bisweilen über ‚den‘ homo oeconomicus, seinen jüngeren Kollegen Remm (resourceful, evaluating, maximizing man) oder andere Mitglieder der Modellfamilie – zumeist frei und selbständig entscheidende, eigennützige Individuen. (…) Es genügt die problemrelevante Erweiterung des Menschenmodells um Wissen anderer Disziplinen. Abwegig wäre es, ein ökonomisches Menschenmodell pauschal als unpsychologisch, unsoziologisch, vielleicht auch als unsportlich oder unmusikalisch zu kritisieren.“ (Wagner 2009, S. 14).

Gleichwohl wird man die Frage aufgreifen und vertiefen müssen, ob es sich die ökonomische Theorie mit ihrer gängigen Praxis der Menschenmodellierung – zumindest soweit es das im Weiteren zu behandelnde Standardmodell der Mikroökonomik betrifft – nicht doch gelegentlich zu einfach macht; siehe hierzu die folgenden Abschnitte. Neuere Ansätze der Behavioral Economics und Emotional Economics werden hierzu ebenfalls noch einiges zu sagen haben (siehe Kapitel 9).

(1) Warum die VWL ein Menschenbild braucht

Braucht die Volkswirtschaftslehre denn überhaupt irgendein spezifisches Bild vom Menschen? Oder besser gefragt: Verfügt sie nicht seit langem über ein Menschenbild – den allseits bekannten „Homo oeconomicus“ –, das sich als praktikabel und einigermaßen befriedigend erwiesen hat? Ich möchte die zweite Frage mit einem eindeutigen „Jein“ und die erste mit einem ebenso eindeutigen „Ja“ beantworten.

Zur ersten Frage: Selbstverständlich braucht eine Wissenschaft, deren handelnde Akteure Menschen sind – egal ob sie sich in privaten Haushalten, in Unternehmen, in staatlichen Institutionen oder in internationalen Organisationen engagieren – ein Bild oder doch zumindest eine plausible und möglichst an den Fakten bewährte Vorstellung davon, wonach diese handelnden Einheiten ihre Entscheidungen ausrichten. Wie sonst sollten einigermaßen nachvollziehbare und plausible Szenarien des Handelns dieser Menschen möglich sein.

Bezüglich der zweiten Frage liegen die Dinge nicht ganz so einfach. Zwar beherrscht der allseits bekannte „homo oeconomicus“, jenes ganz auf ökonomische Rationalität ausgerichtete Wesen, nach wie vor weite Bereiche des sogenannten ökonomischen Mainstreams (insbesondere in seiner neoklassischen Ausprägung). Doch es gibt gute Gründe, an seinem Alleinvertretungsanspruch in puncto Menschenmodellierung in der ökonomischen Theorie zu zweifeln.

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So deuten eine Reihe von Erkenntnissen der experimentellen Wirtschaftsforschung darauf hin, dass Menschen in komplexen Entscheidungssituationen keineswegs immer im Sinne einer Maximierung des sogenannten Erwartungsnutzens agieren – wie es das Rationalpostulat der klassischen Theorie verlangen würde.

Ein weiteres deutliches Indiz dafür, dass das Menschenbild der klassischen Theorie zu nicht befriedigend ist, findet sich in einer Aussage des früheren Chefs der amerikanischen Notenbank, Alan Greenspan. Er sagte in einem Untersuchungsausschuss des amerikanischen Kongresses zu den Hintergründen der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 aus, man habe seinerzeit in der amrikanischen Notenbank „dem falschen Modell geglaubt“. Dieses Modell basierte auf der Grundannahme des vollkommen rationalen Verhaltens aller Marktteilnehmer der Finanzmärkte. Diese Annahme war offenkundig falsch, und Greenspan verwendete später viel Energie darauf nach Alternativen zu diesem Modell des Rationalverhaltens zu suchen um bessere Vorhersagen künftiger Verwerfungen auf den Märkten zu ermöglichen (vgl. Greenspan 2013 sowie die dort genannte Literatur).

(2) Jenseits des „Homo oeconomicus“

Ein weiterentwickeltes und vor allem realistischeres Bild des Menschen in der ökonomischen Theorie erfordert meines Erachtens mehr als nur partielle Korrekturen am bzw. Ergänzungen des traditionellen „homo oeconomicus“. Nötig ist ein philosophisch fundiertes Bild vom Menschen, das der Tatsache Rechnung trägt, dass der Mensch ein denkendes, seiner selbst bewusstes, geistbegabtes und zu Intentionalität fähiges Wesen ist. Mittels dieser intentionalen Zuständen schafft es der Mensch, der grundlegenden Ungewissheit der ihn umgebenden Realität zu begegnen und zu Entscheidungen zu gelangen, die ihn weit über das roboterhaft und eindimensional agierende Wesen hinausheben, als der allzu oft in der ökonomischen Theorie in Erscheinung tritt.

Ich habe an verschiedenen Stellen ein solches realistischeres Menschenbild vorgeschlagen und es in dem Satz „Der Mensch agiert immer als Ganzes“ auf den Punkt gebracht und zusammengefasst (vgl. hierzu Güntzel 2013, 2015, 2016 und 2017).

c) Theorie und Praxis der Volkswirtschaftslehre

Die Volkswirtschaftslehre gehört neben der Betriebswirtschaftslehre zu den Kerndisziplinen der Wirtschaftswissenschaften. Volkswirtschaftslehre wird oft definiert als die „Wissenschaft vom Einsatz knapper Ressourcen zur Produktion von wertvollen Wirtschaftsgütern und von der Verteilung dieser Güter“ (so Samuelson in seinem bekannten Lehrbuch). Sie unterteilt sich traditioneller Weise in Wirtschaftstheorie, Wirtschaftspolitik und Finanzwissenschaft. Dazu kommt noch die [29] in der jüngeren Vergangenheit immer wichtiger gewordene Empirische Wirtschaftsforschung und Ökonometrie. Schließlich kann man auch noch die Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu den Wirtschaftswissenschaften im weiteren Sinne zählen.

Die Wirtschaftswissenschaften zählen zu den Sozialwissenschaften. Gleichwohl haben sie sich bereits früh in ihrer Entwicklungsgeschichte von den anderen Sozialwissenschaften etwas abgekoppelt, hauptsächlich wegen ihres intensiven Gebrauchs der mathematischen Methode. Diese war in den meisten anderen Sozialwissenschaften lange Zeit nicht so gebräuchlich wie etwa in der Volkswirtschaftslehre, die innerhalb der Wirtschaftswissenschaften in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle spielt. In der Vergangenheit sind jedoch vielfältige Annäherungsprozesse zwischen den Wirtschaftswissenschaften und den anderen Sozialwissenschaften festzustellen. Exemplarisch sei auf einen der beiden Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften des Jahres 2002 verwiesen, Daniel Kahnemann, der eigentlich aus der Psychologie kommt und der Ökonomie durch die Untersuchung und theoretische Erklärung von gewissen ökonomischen Verhaltensanomalien im Rahmen der so genannten Prospect Theory neue Dimensionen eröffnet hat. Auch ist in anderen Sozialwissenschaften mittlerweile ein reger Gebrauch der mathematischen Methode festzustellen, so dass auch von dieser Seite her gewisse frühere gegenseitige Berührungsängste abgebaut werden dürften.

Die Wirtschaftstheorie versucht, das Funktionieren des Gesamtsystems Wirtschaft auf theoretischer Ebene zu erklären. Sie verwendet dazu Hilfsmittel wie mathematisch ausformulierte Hypothesen und Modelle und graphische Veranschaulichungen. Unterteilt wird die Wirtschaftstheorie in die beiden Hauptgebiete der Mikroökonomik und der Makroökonomik (die man auch als ökonomische Strukturanalyse und Niveauanalyse bezeichnen kann, wie im folgenden Abschnitt erläutert). Im Rahmen der Empirischen Wirtschaftsforschung und Ökonometrie wird versucht, diese Theorien und Modelle mit Beobachtungen der Realität zu konfrontieren und auf ihre Aussagekraft hin zu überprüfen. Außerdem wird hier ein umfangreiches Instrumentarium zu Erstellung von Prognosen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung bereitgestellt.

Die Wirtschaftspolitik (als Teilgebiet der VWL) untersucht die Möglichkeiten, den Wirtschaftsprozess zu beeinf lussen und zu gestalten. Sie arbeitet entsprechende Strategien und Handlungsempfehlungen aus und untersucht auch die institutionelle und instrumentelle Ausgestaltung der praktischen Wirtschaftspolitik. Die Finanzwissenschaft widmet sich den staatlichen Finanzen (Staatseinnahmen und -ausgaben) und allen Fragen, die damit zusammenhängen. Schließlich vermittelt die Wirtschafts- und Sozialgeschichte ein Bild von der historischen Entwicklung verschiedener Volkswirtschaften und wichtigen Einzelaspekten. Auch von ihr können Impulse zur Weiterentwicklung der ökonomischen Theorie ausgehen, deshalb wird sie häufig zu den Wirtschaftswissenschaften gezählt. Sie kann aber sicher als Teildisziplin der Geschichtswissenschaft ebenso zu den Sozialwissenschaften gerechnet werden.

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Abb. 1: Einordnung der Wirtschaftswissenschaften

Fragt man nach praktischen Arbeitsbereichen der Volkswirtschaftslehre, dann muss man daran denken, dass die Hauptadressaten volkswirtschaftlichen Wissens die Wirtschaftspolitik sowie alle Institutionen sind, die in irgendeiner Weise direkt oder indirekt mit wirtschaftspolitischen Themen in Berührung kommen. Insofern ist die Beratung der praktischen Wirtschaftspolitik ein wesentlicher Arbeitsbereich von Volkswirten.

Der folgende Textausschnitt verdeutlicht das reizvolle Spannungsfeld, in dem sich viele praktisch arbeitende Volkswirte befinden:

„Kaum eine Wissenschaft ist so sehr auf die praktische Gestaltung des Lebens ausgerichtet wie die Ökonomie: Die Wirtschaftstheorie mündet ein in die Politikberatung. Bei der Erfüllung dieser Aufgabe tragen die Ökonomen gesellschaftliche Verantwortung. Der Anspruch der analytischen Redlichkeit stellt sich in besonderer Unerbittlichkeit an die Wissenschaftler in der Doppelrolle als Forscher und Berater. Vom Theoretiker wird verlangt, seine Analyse von politischen Prämissen unbeeinträchtigt zu halten; der Berater hingegen soll seine wissenschaftliche Erkenntnis auf politische Fragen anwenden …

Doch zur Politikberatung gehört noch mehr, als zu ahnen, was gut ist und wie man es erreichen könnte: Taktisches Geschick ist nötig, wenn die Ökonomen ein offenes Gehör finden wollen … Berater brauchen Gespür für die Dynamik der gesellschaftlichen Prozesse und für die Befindlichkeiten der Bürger. Ökonomen sollen der Ökonomie verpf lichtet bleiben – das gebietet die Arbeitsteilung politischer Beratung. Für die Akzeptanz darf aber auch die Psychologie nicht zu kurz kommen … Berater müssen sich in das Denken und in die Bedenken derer hineinversetzen, die sie beraten. [31] Mit Anpassung an eine Politik, die gegen die Ratio der Ökonomie anrennen möchte, hat das nichts zu tun. Es liegt durchaus auch in der Macht der Ökonomen, dafür Sorge zu tragen, dass ihre Worte auf fruchtbaren Boden fallen, anstatt ungehört zu verhallen.“ (Karen Horn: Die Welt ein wenig bessern – Ökonomen in der Politik-Beratung, FAZ vom 15. 11. 1995, S. 17).

Die folgende Übersicht soll diesen Beratungsprozess schematisch und vereinfacht darstellen.

Abb. 2: Wirtschaftspolitischer Beratungsprozess

[32]

Fragt man danach, wer nun in diesen Beratungsprozess konkret involviert ist, so ist natürlich zuallererst der bekannte Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu nennen, die so genannten „Fünf Weisen“. Es handelt sich um ein Gremium von Universitätsprofessoren, die zusammen mit einem Mitarbeiterstab ein Gutachten erstellen, das immer gegen Ende eines Jahres medienwirksam präsentiert wird. Es soll der praktischen Politik als Richtschnur und Orientierungsrahmen für eine ökonomisch sinnvolle Gestaltung ihrer Politik dienen. Es wäre natürlich naiv zu glauben, dass die Politik nun einfach ein solches Gutachten eins zu eins umsetzen würde. Es verschwindet jedoch auch nicht in der Schublade, sondern wird innerhalb der Ministerialbürokratie in thematisch zuordenbare Pakete aufgeteilt und an die zuständigen Fachreferate (in denen häufig auch Volkswirte arbeiten) verteilt. Diese nehmen dann zu den Vorschlägen der Sachverständigen ausführlich Stellung und bereiten eine Positionierung der Politik in Bezug auf diese Vorschläge vor. Auf diese Weise entfalten die Gutachten des Sachverständigenrates durchaus ihre Wirkung, wenn auch manchmal indirekt und mit zeitlicher Verzögerung.

Auch die Wirtschaftsforschungsinstitute leisten Beratungsarbeit. Hier sollen nur zwei große Institute stellvertretend genannt werden, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und das Ifo-Institut in München. Letzteres ist insbesondere durch seine Unternehmerbefragungen und den hieraus abgeleiteten Ifo-Geschäftsklimaindex einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Der Schwerpunkt der Arbeit der Institute liegt auf empirischem Gebiet und dem Bereich der Prognose wirtschaftlicher Entwicklungen. So legen die sechs großen deutschen Institute jeweils im Frühjahr und im Herbst eines Jahres Konjunkturprognosen vor.

Einige größere Ministerien (so das Wirtschafts- und das Finanzministerium) verfügen auch über einen so genannten wissenschaftlichen Beirat. Hierbei handelt es sich um Experten, die fallweise und für häufig sehr spezifische Fragestellungen zu Rate gezogen werden. Ihre Stellungnahmen sind ebenfalls eine wertvolle Grundlage für die grundlegende Orientierung der Tagespolitik. Schließlich darf auch nicht übersehen werden, dass in den Ministerien selbst volkswirtschaftlicher Sachverstand präsent ist, in Gestalt der Mitarbeiter in den unterschiedlichen Fachreferaten. Und auch die Verbände der großen gesellschaftlichen Gruppen (z. B. Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften) sowie die volkswirtschaftlichen Stabsabteilungen von Großbanken und Großunternehmen bewirken durch ihre Stellungnahmen zu aktuellen volkswirtschaftlichen Fragen einen Meinungs- und Willensbildungsprozess, der auf politischer Ebene letztlich in konkrete Politik mündet.

[33]

d) Mikro- und makroökonomische Analyse der Volkswirtschaft

Im Zentrum des volkswirtschaftlichen Erkenntnisinteresses steht das letztendliche Ergebnis des Wirtschaftsprozesses, die gesamtwirtschaftliche Güterproduktion. Die Erklärung der Mechanismen, die etwa Produktion, Konsum, Einkommensentstehung, -verteilung und -verwendung bestimmen, bildet einen ganz zentralen Inhalt des volkswirtschaftlichen Theoriegebäudes. Dabei gibt es zwei grundsätzliche Wege, sich diesem Thema anzunähern. Man kann zum einen danach fragen, wie es zu einer bestimmten Struktur der volkswirtschaftlichen Güterproduktion kommt, wie eine Volkswirtschaft organisiert sein muss, um eine bestmögliche Anpassung der Güterproduktion an die Nachfrage und an Änderungen der Nachfrage zu gewährleisten. Fragen dieser Art bilden den Inhalt der so genannten mikroökonomischen Theorie, die deshalb auch als ökonomische Strukturanalyse bezeichnet werden kann (vgl. Herdzina 2005, S. 26, zitiert nach der 6. Auf l. 1999). Sie steht im Mittelpunkt des vorliegenden Buches. Die Mikroökonomik hat dazu eine eigene Methodik entwickelt, ihre Analyse setzt bei einem einzelnen Wirtschaftssubjekt an und bildet dessen ökonomisches Verhalten gleichsam idealtypisch ab. Als Wirtschaftssubjekte bezeichnet man die handelnden Einheiten des Wirtschaftsprozesses, also Haushalte, Unternehmen, aber auch den Staat. Vom Angebots- und Nachfrageverhalten des einzelnen Wirtschaftssubjektes versucht man dann Rückschlüsse auf das Geschehen auf einem ganzen Markt zu ziehen und die Zusammenhänge zwischen einzelnen Märkten aufzuklären. Das Augenmerk gilt hierbei auch etwaigen Problemen und Störungen, die einen reibungslosen Ablauf der Marktprozesse behindern sowie den Möglichkeiten der Wirtschaftspolitik, solche Störungen zu beseitigen. Zur Vereinfachung werden jedoch der Einf luss des Staates und die außenwirtschaftlichen Verf lechtungen zunächst häufig ausgeklammert, bei komplexeren Fragestellungen müssen sie jedoch berücksichtigt werden.

Anders geht die Makroökonomik vor. Sie verzichtet weitgehend auf Strukturfragen und richtet ihren Blick auf die Bestimmungsfaktoren, welche die Höhe der gesamtwirtschaftlichen Güterproduktion, ihre Schwankungen (Konjunktur) und ihre langfristige Entwicklung (Wachstum) bestimmen. Sie lässt sich daher als ökonomische Niveauanalyse bezeichnen (vgl. Herdzina 2005, S. 26, zitiert nach der

6. Auf l. 1999). Dabei werden alle Güter in einer Volkswirtschaft, egal ob Autos, Fotoapparate, Jeanshosen oder Dienstleistungen, als Teil eines zusammengefassten (aggregierten) Gütermarktes betrachtet, auf dem ein makroökonomisches Gesamtangebot und eine Gesamtnachfrage aufeinandertreffen. Entsprechend ist ihre Analyseebene ebenfalls hoch aggregiert, alle gleichartigen Wirtschaftssubjekte – also etwa alle Haushalte – werden zu einem Sektor zusammengefasst und ein ökonomisch plausibel erscheinendes Durchschnittsverhalten zugrunde gelegt. Der Einf luss des Staates und die außenwirtschaftlichen Verf lechtungen der Volkswirtschaft werden bereits frühzeitig in die Analyse mit einbezogen.

Es ist klar, dass eine solche Vorgehensweise Vorteile bietet, aber auch Risiken birgt. Der größte Vorteil ist sicher in der Kompaktheit der Analyse zu sehen. Mit [34] makroökonomischen Modellen gelingt es, eine Volkswirtschaft auf relativ wenige, übersichtliche Zusammenhänge zu reduzieren und entsprechend abzubilden. Das Risiko besteht natürlich darin, dass durch die sehr verdichtete Betrachtungsweise wichtige Einf lüsse auf niedrigeren Ebenen vernachlässigt werden. Das kann zwar manchmal gewünscht und von Vorteil sein, manchmal aber möglicherweise auch zu Fehlschlüssen führen. Andererseits unterliegt die Mikroökonomik dem ständigen Risiko, aus Erkenntnissen, die auf der Mikroebene gewonnen wurden, voreilige Schlüsse für die Gesamtwirtschaft zu ziehen. Mikro- und Makroökonomik sind somit nicht als Gegensätze zu sehen, sondern sie müssen sich ergänzen und in sinnvoller Weise zur Erklärung des Gesamtsystems Wirtschaft genutzt werden.

e) Modelle als Hilfsmittel der theoretischen Analyse

Die meisten Haushalte verfügen heute über Bücher mit Titeln wie „Medizin für jedermann“ oder etwas in dieser Art. Die Funktionen der inneren Organe sind bekannter als das Funktionieren des Preismechanismus in einer marktwirtschaftlichen organisierten Volkswirtschaft. Woran liegt das? Viele Gründe dürften eine Rolle spielen. Zunächst gibt es eine eigene wirtschaftliche und wirtschaftswissenschaftliche Fachsprache. Sie ist gewöhnungsbedürftig, aber man kann sie lernen. Wenn Sie im Bus Gesprächen zwischen (häufig älteren) Menschen lauschen, meinen Sie manchmal, Zeuge einer medizinischen Fachdiskussion zu sein. Noch nie hingegen habe ich ein Gespräch über Vor- und Nachteile f lexibler oder fester Wechselkurse für die deutsche Volkswirtschaft belauscht. Zweitens gilt die Wirtschaftswissenschaft – vor allem die Volkswirtschaftslehre (auch Nationalökonomie genannt; im englischen: Economics), mit der wir uns hier beschäftigen wollen – als abstrakt. Das trifft auch durchaus zu. Aber auch dies ist eher eine Frage der Übung und des richtigen Fingerspitzengefühls für die angemessene Relation zwischen Realität (ablesbar an Fakten, Daten) und Modellanalyse (in Form von Aussagen über Wirkungszusammenhänge, so genannten „Theorien“). Zahlen alleine sagen uns gar nichts. Erst wenn wir sie befragen, d. h. wenn wir sie im Lichte von Hypothesen und Theorien betrachten, beginnen sie zu sprechen. Es geht folglich nicht nur darum, viel über Zahlen, Fakten und Institutionen der Volkswirtschaft zu lernen, es geht auch und vielleicht zuallererst darum, die richtigen Fragen zu stellen. Vor allem dazu sind Theorien nütze.

Hypothesen können wir hierbei als begründete Vermutungen über bestimmte Wirkungszusammenhänge bezeichnen (im Gegensatz zu bloßen Spekulationen). Theorien hingegen sind Aussagensysteme, die bestimmten Qualitätsmerkmalen genügen müssen. Zu diesen Qualitätsmerkmalen zählen vor allem die Widerspruchsfreiheit der Aussagen, die Prüfbarkeit und die Operationalität der zugrundeliegenden Begriffe, der empirische Gehalt und die empirische Gültigkeit, sowie die Bewährung und die Allgemeinheit ihrer Inhalte (vgl. Wagner 2009, S. 4).

[35]

Was ist ein Modell? Man versteht darunter ein vereinfachtes Abbild der Realität. Daraus wird dreierlei deutlich: Erstens, jedes Modell stellt eine Vereinfachung dar. Es macht keinen Sinn, Modelle zu entwickeln, in denen jedes denkbare Detail der wirklichen Welt enthalten ist, denn daran würde man letztlich nichts erkennen. Zweitens, ein Modell stellt ein Abbild dar. Genauso wie ein Maler Werkzeuge braucht, um ein Abbild zu erschaffen (Farben, Pinsel, Leinwand), so benötigt auch der Ökonom Instrumente, um ein Modell zu entwickeln. Wir gehen darauf im folgenden Abschnitt näher ein. Und schließlich drittens, ein Modell versucht etwas über die Realität auszusagen. Modelle sind also keine Fantasiegebilde, sondern sollen uns Erkenntnisse darüber geben, welche Wirkungsmechanismen die Strukturen der realen Welt bestimmen. Daran müssen sich alle Modelle letztlich messen lassen.

Im volkswirtschaftlichen Kontext lässt sich über Modelle sagen: „Ein Modell ersetzt im Forschungsprozess das Originalobjekt. Volkswirtschaftliche Modelle müssen also geeignete Abbildungen der volkswirtschaftlichen Realität sein, so dass man durch das Studium des Modells brauchbare Einsichten über die Realität gewinnen kann.“ (Wagner 2009, S. 3). Damit ist freilich nicht nur zum Ausdruck gebracht, was volkswirtschaftliche Modelle charakterisiert. Es wird auch angedeutet, wozu solche Modelle benötigt bzw. genutzt werden. Ausgangspunkt der volkswirtschaftlichen Modellbildung hat stets die Realität zu sein, die im jeweiligen Kontext einer Fragestellung oder eines konkreten Problems vorgefunden wird. Sodann muss das Modell alle wesentlichen Bestandteile der Realität erfassen und in einen strukturellen Zusammenhang von Ursache- und Wirkungsbeziehungen bringen. Dieses Wirkungsgefüge macht die Modellstruktur aus, die dem Forscher Antworten auf die von ihm gestellten Fragen liefert. Zur Struktur von volkswirtschaftlichen Modellen lässt sich freilich noch Vieles sagen, was an dieser Stelle ausgespart bleibt, an späterer Stelle jedoch unbedingt erwähnt werden muss (siehe dazu Kapitel 8. a)).

Schließlich – und dies ist letztlich der entscheidende Schritt im Sinne einer Beeinf lussung und Gestaltung der Wirklichkeit – müssen die Erkenntnisse, die man aus dem Studium des Modells gewonnen hat, wieder auf die Realität übertragen werden. Dieser Schritt beinhaltet Risiken und Stolpersteine. Denn zum einen ist das Modell nur ein vereinfachtes Abbild der Realität, was eine Übertragung auf eine komplexere und nur unvollständig zu durchschauende Realität erschweren kann. Zum anderen wird man in der wirtschaftspolitischen Praxis (und um diese geht es ja letztlich, wenn volkswirtschaftliche Modellerkenntnisse auf die Realität übertragen werden sollen) mit diversen Widerständen und manchmal auch Uneinsichtigkeiten zu rechnen haben. Wirtschaftspolitiker sind als Akteure eben in erster Linie Politiker. Das bedeutet, dass sie wirtschaftspolitische Zielesetzungen in einen breiteren Kontext allgemeinpolitischer Kalküle einbetten. Zu diesen Kalkülen zählt ganz selbstverständlich auch die Frage, ob und wie sich wirtschaftspolitische Konzepte in einer pluralistischen Demokratie überhaupt durchsetzen lassen und wie sich die Durchsetzung eines bestimmten wirtschaftspolitischen Programms mit den Bestrebungen eines Erfolges bei den nächsten Wahlterminen vereinbaren lässt. Politische und ökonomische Rationalität können sich von daher gelegentlich widersprechen.

[36]

Welches sind nun die Instrumente, die für die Entwicklung eines volkswirtschaftlichen Modells verwendet werden? Wir kennen verbale, graphische und mathematische Formen der Modellbildung. Bei der verbalen Methode wird versucht, volkswirtschaftliche Wirkungszusammenhänge allein mit Worten zu beschreiben und darzustellen. Diese Methode ist naturgemäß in ihrer Wirksamkeit begrenzt, da die Möglichkeiten der Sprache nicht ausreichen, um der Komplexität des ökonomischen Geschehens gerecht zu werden. Außerdem neigt die Verwendung der Sprache häufig zur Ungenauigkeit und unterschiedliche Menschen können dieselbe Aussage manchmal völlig verschieden auffassen.

Aussichtsreicher ist die graphische Methode. Hier wird mit Diagrammen gearbeitet, aus denen in der Regel die Reaktion einer als abhängig betrachteten Variablen auf Änderungen einer als unabhängig vorgegebenen Variablen ersichtlich ist. Diese Methode wird uns sehr häufig begegnen, und wir werden noch ausführlich Gelegenheit haben, uns in der Interpretation ökonomischer Diagramme zu üben.

Schließlich bleibt die mathematische Methode der Modellbildung zu erwähnen. Sie gilt als die genaueste und universell einsetzbare Methode und wird deshalb in der modernen Volkswirtschaftslehre sehr geschätzt. Gleichwohl sollte man sich davor hüten, eine Aussage schon allein deshalb für wahr zu halten, weil sie in einer mathematischen Formulierung daherkommt. Mathematik als Methode kann auch eine Art von Scheingenauigkeit erzeugen, aber sie bietet andererseits unschätzbare Vorteile: Sie zwingt zur Genauigkeit und vermeidet dadurch sprachliche Missverständnisse der verbalen Methode und sie ist nicht auf zwei oder drei Dimensionen begrenzt wie die graphische Methode.

Die wichtigsten Hilfsmittel der mathematischen Methode stellen Gleichungen dar. Nun sagt eine Gleichung zwar immer aus, dass auf der linken und der rechten Seite des Gleichheitszeichens derselbe Zahlenwert stehen muss, und doch gibt es gleich fünf verschiedene Arten von Gleichungen, die in volkswirtschaftlichen Modellen auftauchen und deren Aussagegehalt unterschiedlich ist. Um ökonomische Modelle zu verstehen und mit ihnen arbeiten zu können, muss man diese Arten von Gleichungen auseinanderhalten können:

Es kann einem keineswegs gleichgültig sein, aus welchem Grund das Gleichheitszeichen in einer Gleichung steht. Im ersten Fall einer Verhaltensgleichung beruht unser Gleichheitszeichen auf einer Annahme über ökonomisches Verhalten. Eine solche Annahme könnte etwa lauten, dass die Nachfrage auf einem Markt mit steigendem Preis sinkt. Eine solche Annahme klingt plausibel und beruht sicher auf alltäglichen Erfahrungen. Aber sie könnte sich in manchen Fällen als falsch erweisen, d. h. wir können uns bei einer derartigen Gleichung auch irren. Deshalb ist es wichtig, dass Verhaltensgleichungen empirisch (also an Daten der Realität) überprüfbar sind und auf bewährten Aussagen der ökonomischen Theorie beruhen.

Das Gleichheitszeichen bei einer technologischen Gleichung besagt, dass die linke und die rechte Seite durch eine technische Gesetzmäßigkeit miteinander verknüpft sind. [37] So wird etwa das Produktionsergebnis einer Volkswirtschaft gerne dargestellt als das Ergebnis eines bestimmten Einsatzes an Produktionsfaktoren. Hierzu brauchen wir keine besonderen Verhaltensannahmen einzuführen, sondern wir verlassen uns dabei auf die Tatsache, dass eine Volkswirtschaft stets über einen bestimmten Bestand an Produktionsfaktoren (vor allem Arbeit und Kapital) verfügt und ein effizienter Einsatz dieser Faktoren notwendigerweise zu einem bestimmten Produktionsvolumen führt. Steigerung des Faktoreinsatzes führt in aller Regel auch zu mehr Produktionsvolumen. Eine mögliche Fehlerquelle liegt hierbei in der mathematischen Gestalt, die wir dieser Funktion geben sowie darin, dass sich Produktionsgegebenheiten in der Volkswirtschaft auch ändern, nämlich durch technischen Fortschritt.

Abb. 3: Arten von Gleichungen

Manchmal kommt es vor, dass wir eine Größe in ein ökonomisches Modell einführen, über deren Zustandekommen wir nichts Näheres aussagen können oder wollen. [38] Häufig wird dann diese Größe einer autonomen unabhängigen (also außerhalb unseres Modellrahmens liegenden) Institution zugeschrieben und dafür eine institutionelle Gleichung verwendet. So wird man häufig die umlaufende Geldmenge als eine von der Zentralbank eines Landes autonom festgesetzte Größe betrachten (Ma in unserer Beispielgleichung). Durch ein hochgestelltes a auf der rechten Seite der Gleichung deuten wir an, dass unser Modell zwar mit dieser Größe arbeitet (sie kann z. B. in einer anderen Gleichung als erklärende Variable auftauchen), jedoch keine weiteren Aussagen über die Bestimmungsfaktoren macht, die dahinterstehen. Eine solche Vorgehensweise ist durchaus legitim und kann die Arbeit wesentlich erleichtern. Allerdings wird ein Modell, das zu viele autonome Größen enthält, als unbefriedigend empfunden, denn der Erklärungsgehalt wäre entsprechend gering.

Definitorische Gleichungen geben – wie der Name sagt – Zusammenhänge wieder, die definitionsgemäß richtig sind. Wenn in einem Modell die einzigen zulässigen Verwendungsmöglichkeiten für das Einkommen Y aus Konsum und Sparen bestehen sollen, dann ist unsere obige Beispielgleichung eben immer erfüllt. Eine solche Gleichung „erklärt“ zwar nichts, kann sich aber als nützlich erweisen, etwa um ein Modell auf Vollständigkeit zu überprüfen.

Die letzte Kategorie von Gleichungen schließlich, die Gleichgewichtsbedingung, verdient besondere Aufmerksamkeit. Hier erfüllt das Gleichheitszeichen die Funktion einer Bedingung. Es gilt nur dann, wenn sich das System in einem so genannten Gleichgewichtszustand befindet, und die entsprechende Gleichung gibt genau die Bedingung an, unter der dieses Gleichgewicht erfüllt ist. Deswegen ergänzt man eine solche Gleichung häufig durch den Zusatz, dass die dabei auftauchenden Größen „geplante“ (von den Entscheidungsträgern im Modell freiwillig durchgeführte) Größen seien. Im Falle eines Ungleichgewichtes gilt das Gleichheitszeichen also nicht.

Noch einige Bemerkungen zum Arbeiten mit Modellen: Die Modelle, mit denen wir uns befassen werden, haben in aller Regel eine „Lösung“ in Form eines Gleichgewichtszustandes, den sie beschreiben. Beschränkt man sich darauf, einen solchen Zustand zu untersuchen, so spricht man von einer statischen Analyse. Vergleicht man hingegen zwei unterschiedliche Gleichgewichtszustände miteinander (nachdem man z. B. eine Größe im Modell verändert hat), liegt eine komparativ-statische Analyse vor. Eine dynamische Analyse ist schließlich gegeben, wenn man auch die Prozesse abbildet, die beim Übergang von einem Gleichgewichtszustand zu einem anderen ablaufen.

Um dies leisten zu können müssen dynamische Modelle in der Lage sein, die Veränderungen, die sich zwischen zwei Gleichgewichtszuständen in einem Modell abspielen, Schritt für Schritt nachzuvollziehen. Da sich Veränderungsprozesse immer in der Zeit abspielen, muss ein dynamisches Modell zwangsläufig Variablen verwenden, die irgendeine Form von zeitlicher Indexierung aufweisen. Man kann Dynamik in der volkswirtschaftlichen Theorie folglich wie folgt definieren: „Eine dynamische Betrachtungsweise (Dynamik) liegt vor, wenn das betrachtete ökonomische [39] System mindestens eine Größe enthält, die entweder auf zwei verschiedene Zeitpunkte oder Zeitperioden bezogen ist oder von der außerdem eine ihrer Ableitungen nach der Zeit vorkommt.“ (Ott 1970, S. 21). Dynamische Modelle sind natürlich wesentlich aufwändiger.

Volkswirtschaftliche Modelle können Teilbereiche einer Volkswirtschaft abbilden, etwa einen einzelnen Markt, oder den Versuch unternehmen, die gesamte Volkswirtschaft in ihren relevanten Teilen zu erfassen. Letzteres ist anspruchsvoller, aber auch riskanter, denn Dinge die man im ersten Fall – bei einem so genannten Partialmodell – getrost als gegeben und konstant betrachten kann, müssen im zweiten Fall (einem Totalmodell) im Modell berücksichtigt werden. Außerdem gilt es hier, gegenseitige Abhängigkeiten und etwaige Rückkopplungen zu beachten.

Beide Arten von volkswirtschaftlichen Modellen können mikroökonomisch oder makroökonomisch konstruiert sein. Bei mikroökonomischen Modellen ist das einzelne Wirtschaftssubjekt Ausgangspunkt der Analyse; von seinem (häufig idealtypisch zugespitzt formulierten) Verhalten wird auf die Interaktion auf Märkten geschlossen. Der Strukturaspekt (siehe oben) steht bei dieser Art von Modellen im Vordergrund. Makroökonomische Modelle fassen gleichartige Wirtschaftssubjekte (etwa alle Haushalte, alle Unternehmen) zu Aggregaten zusammen und unterstellen ihnen ein Durchschnittsverhalten. Es wird untersucht, wie diese Aggregate agieren und zentrale volkswirtschaftliche Größen wie Produktion, Beschäftigung oder Inf lation bestimmen. Hier steht der Niveauaspekt im Mittelpunkt. Man muss wohl nicht betonen, dass beide Herangehensweisen sich gegenseitig ergänzen.

f) Empirische Wirtschaftsforschung, Ökonometrie und das Adäquationsproblem

Die theoretisch fundierten Aussagen der Volkswirtschaftslehre sollen, wo immer es möglich erscheint, einer empirischen Überprüfung unterzogen werden. Die Wissenschaftstheorie (zumindest insoweit man der Position des Kritischen Rationalismus im Sinne des einf lussreichen Wissenschaftsphilosophen K. R. Popper folgt) legt nahe, dass Theorien nie endgültig „bewiesen“ sein können. Stets muss eine Theorie sich aufs Neue bewähren, indem sie mit Daten der Realität konfrontiert wird. Dabei unterliegt sie immer der Gefahr, dass sie an der Wirklichkeit scheitern könnte. Theorien haben also stets nur als vorläufig bestätigt zu gelten, nie als endgültig bewiesen. Freilich wird man zugestehen müssen: Je häufiger eine Theorie trotz Konfrontation mit den Daten der Realität nicht widerlegt wurde, je öfter und länger sie sich also bewährt hat, umso vertrauenswürdiger erscheint sie.

Empirische Wirtschaftsforschung setzt Daten über die wirtschaftliche Realität voraus. Daten stammen aus verschiedenen Quellen, von denen die wichtigsten und zuverlässigsten sind: Die amtliche Statistik (Eurostat, Statistisches Bundesamt, Statistische Landesämter), internationale Organisationen (z. B. OECD, Weltbank, IWF), [40] wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitute (z. B. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (Sozioökonomisches Panel), ifo-Institut in München (Geschäftsklimaindex), aber auch kleinere Institute wie etwa das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e. V. in Tübingen (Kompetenzzentrum Mikrodatenbasierte Politikberatung), Zentralbanken und Behörden (z. B. Prozessdaten der Bundesagentur für Arbeit), Expertengremien (wie der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) Verbände und Institutionen der Wirtschaft und weitere.

Mit der Gewinnung und Interpretation solcher Daten ist zunächst einmal das Gebiet der wirtschaftsstatistischen Methodenlehre befasst (vgl. hierzu etwa Von der Lippe 1996). Weitergehende Analysen und Datenauswertungen samt fachwissenschaftlichen Bewertungen gehören danach zum Arbeitsgebiet der Empirischen Wirtschaftsforschung (siehe Moosmüller 2004). Hierzu zählen in erster Linie die Verfahren der Trend- und Saisonbereinigung ökonomischer Datenreihen, die Entwicklung und Erhebung ökonomischer Indikatoren (wie etwa Konjunkturindikatoren oder ökonomischer Klimaindikatoren, vgl. zum letzten Punkt Güntzel 1994), die Input-Output-Analyse und nicht zuletzt die ökonometrische Modellbildung.

Das letztgenannte Gebiet – die Ökonometrie – stellt heute ein eigenständiges und methodisch hoch entwickeltes Fachgebiet dar, das mit ausgefeilten stochastischen (also wahrscheinlichkeitstheoretisch basierten) Methoden arbeitet. Im Zentrum stehen lineare und nichtlineare Einfach- und Mehrfachregressionsmodelle. Hier werden, einfach gesagt, Beziehungen zwischen ökonomischen Variablen um einen stochastischen Term (eine Störvariable) erweitert und dadurch einer empirischen Schätzung zugänglich. Aus Daten der Realität sollen somit konkrete Zahlenwerte über die numerischen Parameter ökonomischer Zusammenhänge gewonnen werden. Dass hierbei eine Fülle methodischer Probleme gelöst werden müssen und dass die Verfahren zur Überwindung dieser Probleme einen nicht unerheblichen wissenschaftlichen Aufwand erfordern, versteht sich beinahe von selbst. Für weitere Informationen ziehe man die entsprechende Literatur zu Rate, z. B. Schneeweiß (1990), Schaich/Brachinger (1999).

Ein Problem ganz eigener Prägung liegt für die Empirische Wirtschaftsforschung und Ökonometrie in der Frage nach der Sicherstellung einer angemessenen Adäquation dar. Dieses Grundproblem an der Schnittstelle zwischen theoretischer und empirischer Forschung resultiert aus der Feststellung, dass die Begriffe und Konzepte der Wirtschaftstheorie zunächst einmal rein theoretische Konstrukte sind. Mit anderen Worten: Der Theoretiker sagt beispielsweise „Arbeitslosigkeit“ oder „Konjunktur“ oder „Wettbewerb“ und verknüpft dabei ganz bestimmte Assoziationen, hat ganz bestimmte Vorstellungen im Kopf, welche die genannten Begriffe konkretisieren und in seinen theoretischen Argumentationen mit einem spezifischen Sinngehalt belegen. Die empirische Forschung ist im Weiteren jedoch darauf angewiesen, diese theoretischen Konstrukte in empirisch fassbare (also mittels statistischer Methoden messbare) Daten zu überführen. Nur auf diese Weise ist letztlich der Anspruch, [41] Theorien an den Erscheinungen der Realität zu überprüfen und gegebenenfalls zu revidieren, einlösbar. Daten werden jedoch selten für rein theoretische Zwecke erhoben. Und selbst wenn es so sein sollte, dann sind diese theoretischen Zielsetzungen in sich wiederum so vielfältig und divergierend, dass sie nur schwer mit ein und demselben Datensatz bedient werden können. Das Adäquationsproblem mündet also in die Schlüsselfrage: Messen die Daten, die ein Forscher verwendet, wirklich das, was mit den theoretischen Konstrukten sinnhaft verknüpft wurde oder gehen sie am „eigentlich Gemeinten“ vorbei und liefern somit in letzter Konsequenz nur eine Scheingenauigkeit, die unter Umständen mehr schadet als sie nutzt (weil sie nämlich zu falschen Schlussfolgerungen und verfehlten Entscheidungen führt)? Die Frage wird sich nur höchst selten mit einem einfachen „ja“ oder „nein“ beantworten lassen. Die Frage nach der angemessenen Adäquation bleibt ein Dauerthema der empirischen Forschung. Für eine eingehendere Beschäftigung sei auf Güntzel (1994) sowie die dort zitierte umfangreiche und grundlegende Literatur verwiesen.

g) Gefahren einer „Papageien-Ökonomik“ und plurale Offenheit

Nachdenken ist unbequem, denn es ist mit Arbeit verbunden. Es zwingt zu eigener Stellungnahme, kritischem Abwägen konträrer Argumente und nicht zuletzt auch zur Distanz gegenüber sich selbst und gegenüber seinen eigenen Standpunkten. Wie viel leichter ist es doch, sich auf eine Handvoll scheinbar unumstößlicher Wahrheiten zu verlassen und sie bei jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit vorzubringen. Solcherart unref lektiertes Nachplappern ökonomischer Leerhülsen nenne ich „Papageien-Ökonomik“. Es ist meinem Eindruck nach verbreiteter als man denken mag. Nehmen wir einen Satz wie den folgenden: „Die veränderten Rahmenbedingungen im Zuge der Globalisierung und der weiterhin zunehmende Wettbewerb zwingen uns zu verstärkten strukturellen Anpassungen und tiefgreifenden Reformen.“ Faktisch wurde mit diesem Satz nichts ausgesagt, es wurde weder ein konkretes Problem benannt noch eine nachvollziehbare Lösung dieses Problems aufgezeigt. Trotzdem wird ein solcher Satz wahrscheinlich weithin auf Zustimmung treffen, einfach weil er überzeugend klingt und seinen Verfasser mit einer unangreifbaren Aura des Expertentums umgibt. Ein kritisches Hinterfragen, welcher Art denn die strukturellen Anpassungen sein sollen und auf welchem Weg genau sie zur Lösung welchen spezifischen Problems beitragen sollen, würde bei einem derartigen Grundsatzbekenntnis nur stören.

Es liegt auch eine gewisse perfide Logik in der Papageien-Ökonomik. „Mitmachen“, nicht „Blockieren“ ist das Credo ihrer Wortführer. Mitmachen wobei und zu welchem Zweck, bleibt allerdings häufig im Dunkeln und somit dem Gutdünken der Wortführer überlassen. Mit geschickt gewählten Folgeformulierungen („Hieraus ergibt sich zwingend, dass …“) kann der Willkür Tür und Tor geöffnet werden. [42] Innehalten und Nachfragen wird gerne als „Reformwiderstand“ interpretiert und gebrandmarkt.

Wir sollten uns vor derartiger „Papageien-Ökonomik“ hüten und uns weder aktiv noch passiv ihrer verführerischen Anziehungskraft hingeben. Einziger, aber auch wirksamer Schutz davor ist das eigene, kritische und natürlich durch fachliche Schulung unterstützte Nachdenken. Die Volkswirtschaftslehre ist eben keine Ansammlung von gedankenlos nachzuplappernden Wahrheiten, die immer passen. Sie stellt uns ein Instrumentarium bereit, mit dem wir kraft unseres eigenen Denkens in die verwirrende Vielfalt und Komplexität der ökonomischen Wirklichkeit ein Stück weit eindringen können, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

h) Zusammenfassung

Vorausschauendes Gestalten von und korrigierendes Eingreifen in volkswirtschaftliche Prozesse setzt (möglichst zuverlässiges und stabiles) Wissen über den volkswirtschaftlichen Systemzusammenhang voraus. Die Volkswirtschaftslehre hat von ihren Begründern die Aufgabe auferlegt bekommen, solches Wissen zu erarbeiten, zu verbreiten und für die politische Praxis nutzbar zu machen. Spätestens an dieser Stelle sollten – stellvertretend für viele weitere – mit Adam Smith als Entdecker der „unsichtbaren Hand“ und François Quesnay als Begründer der Kreislauftheorie wenigstens zwei dieser „Gründerväter“ namentlich genannt werden. Theoriegeschichtlich Interessierte seien für eine eingehendere Lektüre zur geschichtlichen Entwicklung der Volkswirtschaftslehre auf die Literatur verwiesen (etwa Ott/Winkel 1985).

Zwecks Gewinnung tieferer und verwertbarer Einsichten über den volkswirtschaftlichen Systemzusammenhang arbeiten Volkswirte mit Modellen. Modelle sind vereinfachte Abbilder der Realität, die wesentliche Elemente der zu erklärenden Realität beinhalten und weniger wichtige Elemente in den äußeren Datenkranz eines Modells verweisen oder vollständig unberücksichtigt lassen. In jedem Fall müssen Modelle der volkwirtschaftlichen Realität Modelle des Menschen verwenden, die zwangsläufig begrenzt und manchmal „unrealistisch“ erscheinen.