Kontaminierte Landschaften - Martin Pollack - E-Book

Kontaminierte Landschaften E-Book

Martin Pollack

4,8

Beschreibung

Idyllische Landschaften bergen dunkle Geheimnisse An die offiziellen Opfer des 20. Jahrhunderts erinnern Mahnmale und Kriegerdenkmäler. Doch wo gedenken wir der Tausenden namenlos gewordenen, heimlich verscharrten Toten - Juden oder Roma, Antikommunisten oder Partisanen? Wie leben wir in Landschaften, die kontaminiert sind mit den unzähligen vertuschten Massakern Mitteleuropas - im burgenländischen Rechnitz genauso wie im slowenischen Kocevski Rog oder in Kurapaty bei Minsk? Martin Pollack geht es um das schonungslose, aber sorgsame Zeichnen einer anderen, wahrhaftigeren Landkarte unseres Kontinents. Einer Landkarte, in der Erinnerung und Verortung an die Stelle vergifteter Geheimnisse und anonymer Gräber treten.

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Martin Pollack

KontaminierteLandschaften

Aus der Reihe »UNRUHE BEWAHREN«

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

www.residenzverlag.at

© 2014 Residenz Verlagim Niederösterreichischen PressehausDruck- und Verlagsgesellschaft mbHSt. Pölten – Salzburg – Wien

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.Keine unerlaubte Vervielfältigung!

ISBN ePub:978-3-7017-4457-2

ISBN Printausgabe:978-3-7017-1621-0

Inhalt

Kapitel I.

Kapitel II.

Kapitel III.

Ausgewählte Literatur

I.

»Landschaft«. Dieser Begriff weckt in uns zumeist positive Empfindungen und angenehme Gefühle, vor allem wenn wir dabei, völlig unkritisch, an das freie, nicht verbaute und zersiedelte Land denken, das wir auf unseren Wanderungen und Fahrten erkunden. Wir stellen uns dabei Wiesen und Wälder, mäandernde Flüsse und Bäche, wilde Schluchten und grüne Bergrücken vor, noch nicht rücksichtslos beschädigt oder gar unwiederbringlich zerstört durch menschliche Einflüsse. Wir sehen Bilder einer schönen, alle Sinne erfreuenden Natur vor uns, wie wir sie von zahllosen Darstellungen in der Literatur und Malerei kennen. Natürlich ist dieses Verständnis des Begriffes naiv und ignoriert die neueren Landschaftstheorien und Landschaftsdebatten, die gerade in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Wenn ich ganz unreflektiert, unbelastet von theoretischen Erwägungen, den Begriff »Landschaft« höre, sehe ich zunächst einmal meine Streuobstwiesen im Südburgenland vor mir, die alten Zwetschken- und Apfelbäume, dahinter die Felder, je nach Jahreszeit und Frucht verschieden gefärbt, Schlehenhecken und einzelne Bäume, eine Esche, Birken, dann wieder Felder und schließlich den Wald, Mischwald, der den Horizont bildet. Wenn ich in meiner Bibliothek sitze und übers Land schaue, fällt mein Blick auf kein anderes Haus. So soll Landschaft sein, denke ich dann zufrieden. »Landschaft ist Natur, die im Anblick für einen fühlenden und empfindenden Betrachter ästhetisch gegenwärtig ist«, formuliert der deutsche Philosoph Joachim Ritter in seinem programmatischen Aufsatz »Landschaft« aus dem Jahre 1963. Wir sind überzeugt, dass eine Landschaft, in der auf den ersten Blick nichts unser Auge beleidigt, eine beruhigende und erholsame Wirkung ausüben und uns seelischen Frieden und Ausgeglichenheit verschaffen kann. Die Landschaft gilt im Gegensatz zum urbanen Raum als wundersamer Tröster und Heiler. Als ein Ort des Rückzugs, aus dem wir neue Kräfte schöpfen. Doch so einfach ist es nicht. Wir übersehen dabei, dass die natürlichen, scheinbar naturbelassenen Landschaften, die hier durch unseren Kopf geistern, nichts anderes sind als Chimären, Produkte unserer Einbildungskraft, die mit der Wirklichkeit wenig gemein haben. Die Landschaften, von denen ich hier spreche, sind immer von Menschen geprägt und gestaltet, manchmal sind diese Eingriffe ganz deutlich sichtbar, dann wieder weniger, sodass wir meinen könnten, wir hätten es mit unberührter, »unschuldiger« Natur zu tun. Aber Landschaft, wie wir sie kennen, ist immer von Menschen erschaffen. Dessen sind wir uns zwar bewusst, wenn wir den diffusen, mit Emotionen aufgeladenen Begriff nüchtern betrachten, doch im nächsten Moment lassen wir schon wieder unseren Gefühlen die Zügel schießen. Denn unser Verständnis von Landschaft hat viel mit Empfindungen zu tun. Und mit Imagination. Und nicht zuletzt auch mit Erinnerung.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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