Körperliche Bedürfnisse - Heide Kraut - E-Book

Körperliche Bedürfnisse E-Book

Heide Kraut

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Beschreibung

Medizinisches Wissen hilft ganz praktisch gegen Stress aller Art: Prüfungsangst, Übergewicht und Liebeskummer. Zu diesem Zweck müssen die körperlichen Bedürfnisse zunächst nach deren wissenschaftlich messbaren Dringlichkeit und gleichzeitig nach dem Notfall-ABC sortiert werden. Aus dieser neuartigen Kombination resultieren einfache Handlungsstrategien, die es erlauben, auch in den dramatischsten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.

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Kurz und schmerzlos

Medizinisches Wissen hilft ganz praktisch gegen Stress aller Art: Prüfungsangst, Übergewicht und Liebeskummer.

Zu diesem Zweck müssen die „körperlichen Bedürfnisse“ zunächst nach deren wissenschaftlich messbaren Dringlichkeit und gleichzeitig nach dem “Notfall-ABC“ sortiert werden. Aus dieser neuartigen Kombination resultieren einfache Handlungsstrategien, die es erlauben, auch in den dramatischsten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Die Autorin

Dr. Heide Kraut heißt im wahren Leben Dr. med. Sibylle Mottl-Link. Als Ärztin hat sie in der Herzchirurgie, Herzforschung, Kinderheilkunde, im Gesundheitsamt und in der Notfallmedizin gearbeitet.

Seit 2011 engagiert sie sich in Begleitung ihrer Klappmaulfiguren als „Ärztin mit der sprechenden Hand“ für gesundheitliche Bildung u.a. in Lesungen zu den Büchern „Frau Doktor hat einen Vogel“ und „In meinem Körper ist was los“.

Sie liebt seit 25 Jahren denselben Mann und lebt mit ihm, zwei Söhnen, einem Hund und einer wachsenden Puppenfamilie in Heidelberg.

www.doctormodeling.de

Inhaltsverzeichnis

Wie uns ein nackter Mann helfen kann

Was wir von Rettungskräften lernen können

Wozu wir körperliche Bedürfnisse sortieren sollten

Körperliche Bedürfnisse im Einzelnen

A – Atmen (die Luft zum Leben)

B – Bewegen (rastlose Muskeln)

C – Check (Überlebensinstinkt)

D – Durst (Wasser des Lebens)

E – Entleeren (ein dringendes Bedürfnis)

F – Faulenzen (Ruhe und Schlaf)

G – Geborgenheitsgefühl (Verwechslungen vermeiden)

H – Hunger (Nahrungsaufnahme)

I – Ideen (rastloses Gehirn)

Z – Zauberhafte Ziele (in Richtung Leben)

Stressbewältigung aus medizinischer Sicht

Wie wir plötzlichen Stress überleben (A bis Z)

Wie wir uns auf geplanten Stress vorbereiten (Z bis A)

Praktische Anwendungen

Schulstress und Prüfungsangst

Übergewicht (Rezepte gegen Fressattacken)

Liebeskummer

Sexualtrieb als komplizierte Stressform

Was tun bei plötzlichem Triebanfall?

Woran Liebeskranke eigentlich leiden

Was tun bei langanhaltendem Sexfrust?

Soforthilfe für Ungeduldige!

Ausblick

Danksagungen, „Die Stimme der Schlange“ und Anhang

Für die Lieben meines Lebens

Wie uns ein nackter Mann helfen kann

Ein nackter Mann in einer Telefonzelle! Die bloße Vorstellung ist der Inbegriff von Peinlichkeit, nicht wahr? Und doch kann genau dieses Bild Ihnen dabei helfen, aus den folgenden Kapiteln den größtmöglichen Nutzen für sich selbst zu ziehen. Wie das?

Nun, der nackte Mann wird Ihnen zunächst das wertvollste Rezept gegen Peinlichkeit verraten, denn peinlich können die Inhalte dieses Buches tatsächlich werden. Vor allem die praktischen Übungen darin! Doch Übung macht den Meister! Bevor es also losgeht, müssen wir uns zunächst mit dem Arztrezept gegen Peinlichkeit beschäftigen. Wir befinden uns nämlich nicht in einer Vorlesung, sondern in einem Workshop. Das bedeutet, dass Sie einige Übungen aktiv mitmachen dürfen, für die Sie sich andernorts womöglich schämen würden. Diese Übungseinheiten sind aber unerlässlich, damit Sie sich auch wirklich alles Wichtige zum „Notfall-ABC der körperlichen Bedürfnisse“ merken und das Gelernte umsetzen können.

Was sind also die wirksamsten Rezepte gegen Peinlichkeit? Nun, die Zyniker unter Ihnen würden vorschlagen: „ein überhöhter Selbstwert“ oder ein „Drang zum Exhibitionismus“. Nur leider verfügen die meisten Menschen normalerweise nicht darüber. Und das ist sicherlich auch gut so! Der zwischenmenschliche Umgang wäre unerträglich ohne ein Mindestmaß an Peinlichkeit und Scham. Doch ist es äußerst nützlich, in manchen Situationen über sich hinaus zu wachsen und mutig zu werden. Denn, den Mutigen gehört die Welt! Was können wir normalen Durchschnittsmenschen also gegen Peinlichkeit tun?

Lesen Sie dazu eine wahre Geschichte:

Als ich einmal aus dem Bus stieg, sah ich einen nackten Mann in einer Telefonzelle stehen! (Ja, damals gab es so etwas tatsächlich noch. Ich meine natürlich die Telefonzellen. Für alle aus der Generation „Smartphone“: Eine Telefonzelle war eine Art Duschkabine mit Fenstern, in der am Ende des Duschschlauchs ein Telefonhörer befestigt war.) Ich staunte also nicht schlecht. Ich hatte nämlich noch nie jemanden gesehen, der eine Telefonzelle mit einer Duschkabine verwechselt hatte. Mein erster Verdacht war, dass dieser Mann schlicht psychisch krank sein müsste, und ich überlegte schon, wie ich den Rettungswagen alarmieren könnte. Aber es gab noch keine Handys und der Kerl besetzte das einzig verfügbare Telefon. Als ich mich hilfesuchend umsah, erblickte ich noch Unfassbareres: Nicht weit von der Telefonzelle entfernt stand eine Tischtennisplatte, an der zwei ältere Männer Tischtennis spielten. Auch an ihren Körpern hing alles frei herab! Und alles bewegte sich! … Ein höchst verstörender Anblick! Als ich meinen Blick weiter schweifen ließ, schwante mir Übles. Überall nackte, wabbelnde Leiber in Adam- und Evakostümen. Was um Himmels Willen …?! Moment!

Ich hatte tatsächlich völlig übersehen, dass ich zufällig an einen Nacktbadestrand geraten war. Plötzlich drehten sich die Rollen um. Nicht mehr die nackten Menschen waren peinlich. Nein ich! Ich war peinlich, weil ich bekleidet war. Ich war die einzige, die nicht in diese Menschengruppe und in die Gesamtsituation passte. Ich war der Fremdkörper!

Und der nackte Mann in der Telefonzelle? Nun, der war gar nicht mehr peinlich, sondern der Situation angemessen gekleidet … oder vielmehr „unbekleidet“.

Gegen Peinlichkeit und Scham hilft also ein Sinn oder ein inhaltlicher Zweck in der jeweiligen Situation – und vor allem: Etwas vermeintlich Peinliches gemeinsam zu tun. Denn wenn alle mitmachen, ist nichts peinlich. Gar nichts!

Auch im Klinikalltag gibt es für uns Ärzte mannigfaltig peinliche Situationen. Beispielsweise sind wir bei unseren Untersuchungen gezwungen, sehr viel nackte Haut zu sehen und sogar in die verschiedensten und intimsten Körperöffnungen zu schauen und sogar hineinzugreifen. Und das auch noch bei völlig fremden Menschen! Wie also gelingt es mir als Ärztin, schamlos unter Bettdecken zu spicken oder Körperteile zu berühren, die eigentlich tabu sind? Und das alles sogar, ohne dass es für den Patienten oder für mich irgendwie peinlich wäre?

„Hallo, mein Name ist Dr. Kraut und ich bin Ihre behandelnde Ärztin!“ Allein dieser Satz gibt mir die Legitimation, Handlungen durchzuführen, die in anderen Situationen und Zusammenhängen unverzeihlich wären. Mein Tun hat plötzlich einen Sinn und Zweck, denn ich will helfen. Außerdem befinde ich mich mit meinem Tun in bester Gesellschaft: Ich bin ein Teil der großen Gruppe der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, die ebenso handeln – und zwar überall auf der großen weiten Welt.

„Sinn und Zweck“ und „gemeinsames Handeln“ sind also die Patentrezepte gegen Peinlichkeit!

Lassen Sie also Ihre lieben Sitznachbarn und mich nicht hängen und gehen Sie voll aus sich heraus! Wir zählen auf Sie ganz persönlich! Und falls Sie sich später irgendwann unglaublich dämlich fühlen sollten, dann denken Sie vertrauensvoll daran, dass auch Ihre Mitmenschen bei den gleichen Übungen einen ähnlich lächerlichen Eindruck machen wie Sie. Der Sinn und Zweck der vorgeschlagenen Maßnahmen aber wird Sie für alles entschädigen! Versprochen!

(Wenn Sie gerade nicht in einer meiner Lesungsveranstaltungen sitzen, haben Sie es sogar noch einfacher! Denn im stillen Kämmerlein, so ganz allein und ungestört, da ist sowieso nicht mit dem Auftreten von Peinlichkeit zu rechnen.)

Zusammenfassung Mittel gegen Peinlichkeit sind:

Sinn und Zweck

Erfüllt ein Handeln in einer bestimmten Situation einen Sinn und Zweck, dann erscheint es in völlig neuem Zusammenhang und hat eine Legitimation.

Gemeinsames Handeln

Wird eine Handlung von mindestens zwei Menschen – besser jedoch einer größeren Gruppe – ausgeführt, wird dadurch glaubhafter, dass das Handeln einen Sinn ergeben muss.

Rückzug auf eine einsame Insel

Im Zweifel ist dort, wo es keine Mitmenschen gibt, auch überhaupt nichts peinlich.

Übung 1

Strecken Sie die Zunge heraus und blasen Sie dann Ihre Wangen auf. Und schließlich: Ziehen Sie Ihre Mundwinkel nach oben und machen einen leicht dümmlichen Gesichtsausdruck. Das fühlt sich zwar zunächst total blöde an, aber es wird Ihnen schon nach wenigen Minuten helfen, alles in einem freundlicheren Licht zu sehen. (Wenn die veränderte Körperhaltung eine Veränderung der Stimmung nach sich zieht, nennt man dieses Phänomen übrigens „Embodiment“.) Der Sinn und Zweck der Übung ist also, Ihre Stimmung zu heben und Sie zu entspannen.

Übung 2

Stellen Sie sich vor, Sie stehen splitternackt mitten in einer menschenüberfüllten Fußgängerzone. Welche Rechtfertigung oder welchen Sinn könnte es für Ihr Nacktsein geben? Vielleicht eine politische Demonstration? Ein Künstler fotografiert oder dreht einen Film? …

Alternative: Falls Ihnen diese Übung zu unangenehm sein sollte, versuchen Sie es stattdessen mit folgender: Stellen Sie sich die unterschiedlichsten Kleidungsstücke an Ihrem Körper vor. In welcher Situation und in welcher Gruppe ist welches „Kostüm“ angemessen oder völlig unpassend? Was würden Sie für den Besuch von Schwimmbad, Arbeitsplatz oder Opernball anziehen? Jetzt wechseln Sie in Ihrer Vorstellung die Situationen und Kleidungsstücke wild durcheinander. Für welche Kombination würden Sie sich am meisten schämen? Das Abendkleid in der Sauna? Der Taucheranzug im Büro? Welchen Sinn oder Zweck könnte diese peinliche Aufmachung erfüllen?

Schlange: Wann kommt der Sex?

Dr. K: Wieso der Sex?

Schlange: Der Titel dieses Buches ist "körperliche Bedürfnisse" oder nicht?

Dr. K: Ja schon...

Schlange: Also geht es um Sex!

Dr. K: Ja, natürlich, aber ...

Schlange: Nichts aber! Ich will Sex! Guten Sex! Und zwar sofort!

Dr. K: So geht das doch nicht! Wer tollen Sex haben will, muss geduldig sein.

Schlange: Ich habe aber schon genug gewartet!

Dr. K: ... und die Wartezeit ungenutzt verstreichen lassen!

Schlange: Was hätte ich denn sonst tun sollen?

Dr. K: Optimale Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg!

Schlange: Hä?

Dr. K: Himmlischer Sex ist die Krönung harter Lernarbeit und fleißigen Übens.

Schlange: So, so.

Was wir von Rettungskräften lernen können

Das Rezept gegen Peinlichkeit hilft übrigens auch in medizinischen Notfällen und bei Unfällen aller Art. Notsituationen erlauben es, sogar wildfremden Menschen nahe zu kommen. Näher als gewünscht – insbesondere, wenn die Verletzten alkoholisiert, schmutzig oder auf andere Arten ekelerregend sein sollten. Viele Ersthelfer empfinden es als Erleichterung, dass die Mund-zu-Mund-Beatmung laut neuster Empfehlung von ihnen nicht mehr gefordert wird. Mag sein, dass Sie das in manchen Fällen – insbesondere bei hübschen Lippen – etwas bedauern werden, aber die meisten Unfallopfer profitieren schlicht nicht davon. Weil es für die Ersthelfer unnötigen Stress bedeutet und weil das Gepuste in den meisten Fällen (außer bei Kindern!) nachweislich gar nicht bis in die Lunge vordringt, wurde die Beatmung für Ersthelfer, die über keine Beatmungsbeutel oder Intubationsschläuche verfügen, ersatzlos gestrichen. Anders verhält es sich bei der Herzdruckmassage. Der beherzte, rhythmische Griff ans Brustbein ist äußerst effektiv, wäre aber in Alltagssituationen unglaublich peinlich. Im Notfall jedoch nicht. Am Unfallort befinden Sie sich also als Herzmasseur in der großen Gruppe der Ersthelfer. Der Sinn und Zweck der Herzmassage ist es, das Gehirn trotz Herzstillstand mit lebenswichtigem Sauerstoff zu versorgen. Peinliches Verhalten gibt es bei „Rettern in der Not“ grundsätzlich nicht.

Blut! Kaputtes Blech und Scherben! Schreie! Panik! – An einem Unfallort geht es im Allgemeinen alles andere als ruhig zu. Die Situation ist unübersichtlich, unordentlich und bedeutet für alle Beteiligten ein Höchstmaß an Stress. Jeder Mensch geht zwar mit solch existentiellen Herausforderungen anders um, doch im Grunde kann man drei Arten von völlig natürlichem – überhaupt nicht peinlichem - Verhalten beobachten:

geschockt oder vor Panik gelähmt (Freeze)

hektisch auf der Flucht (manchmal auch auf der „Flucht nach vorn“) (Flight)

kämpfend und zupackend (Fight)

Jedem auch noch so geübten Profi kann es passieren, dass er in Situationen kommt, bei denen ihm schlicht die Luft wegbleibt. Starr vor Schreck zu sein, ist eine sehr normale Reaktion auf ein – im wahrsten Sinne des Wortes – „schreckliches“ Geschehen. Wenn die Unfallbeteiligten zu allem Übel auch noch Kinder sein sollten, so sitzt der Schock dermaßen tief, dass sogar professionellen Helfern jegliches Handeln zunächst völlig unmöglich erscheint. Die erste Bewegungslosigkeit hat aber auch ihr Gutes: Im ersten Moment versucht das Gehirn nämlich, die Informationen, die ihm die Augen, Ohren, Geruchs- und Tastsinn übermitteln, zu sortieren und aus den gewonnenen Informationen möglichst rasch Lösungsstrategien zu entwickeln.

„Wie schlimm sind die Verletzungen? Wie viele Verletzte sind beteiligt? Wie kann ich helfen? Bringe ich mich womöglich selbst in Gefahr, weil es z.B. brennt oder gleich etwas explodieren könnte? Welche zusätzlichen Helfer sind vor Ort, mit denen ich mich zusammentun könnte?“

Das sind nur einige der möglichen Fragen, die wir uns in solchen Momenten beantworten müssen. Eine kurze Ruhe im Sturm kann also sehr sinnvoll sein, denn in der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft.

Allerdings darf diese Zeitspanne nicht ewig dauern, denn jede Sekunde könnte über Leben und Tod entscheiden.

Falls Sie also an einen Unfallort kommen sollten, bitte gaffen Sie NUR KURZ, und vor allem: behindern Sie NIEMALS die Arbeit der Rettungskräfte!! (Es soll sogar Leute geben, die in solchen Situationen Erinnerungsfotos schießen oder filmen! Kein Kommentar!! Ich hoffe sehr, SIE gehören niemals dazu!) Reißen Sie am besten Ihren Blick los und wählen Sie zwischen zwei Möglichkeiten: Entweder, Sie helfen, indem Sie die 112 wählen - vor allem, wenn Sie sich nichts Anderes zutrauen. Oder, falls schon Hilfe vor Ort ist, dürfen Sie auch gerne zügig den Unfallort verlassen. Eine „Flucht“ ist dann völlig okay, wenn sich schon andere um die Verletzten kümmern.

Ein weitaus besseres Gefühl aber ist es, genau zu wissen, was zu tun ist. Da leider jede Notfallsituation anders ist, erfordert dies ein möglichst flexibles Verhalten. Ein Handeln, welches bei einem Verletzten richtig ist, kann bei einem anderen Patienten völlig falsch sein. Woher soll man aber wissen, was, wann, wie zu tun ist? Die Antwort ist: üben, üben, üben. In manchen Fällen kann vorschnelles, gut gemeintes Handeln trotz aller Übung ziemlichen Schaden anrichten, wie folgendes Beispiel zeigt:

Als ich einmal als Ersthelfer zu einem Unfallort kam, verfluchte ich die „stabile Seitenlage“. Im Notfallkurs, den jeder Autofahrer vor seiner Führerscheinprüfung ablegen muss, ist diese Lagerungstechnik ein Thema, das behandelt wird. Und weil die „stabile Seitenlage“ so effektiv geübt wird, scheint sie das Einzige zu sein, was sich tatsächlich unauslöschlich und äußerst stabil in jedes Gehirn einbrennt. Bei Bewusstlosen bedeutet sie tatsächlich einen sehr effektiven Schutz vor der gefürchteten Aspiration. (Die Aspiration wäre lebensgefährlich, weil zum Beispiel Inhalt aus dem Magen in die Luftröhre rutscht und damit das Atmen unmöglich macht. Durch die stabile Seitenlage aber kann der Mageninhalt ungehindert nach draußen abfließen.) Allerdings ergibt diese Lagerung des Körpers nur bei Bewusstlosen einen Sinn! Bei der armen Patientin, von der ich hier erzählen möchte, war sie jedoch eine Qual! Zwei gutmeinende Ersthelfer drückten die Frau zu Boden und wollten sie zwingen, sich seitlich hinzulegen. Die Verletzte aber wehrte sich lautstark. Wer schreit ist übrigens nicht