Köstlich essen - Rheuma - Gernot Keyßer - E-Book

Köstlich essen - Rheuma E-Book

Gernot Keyßer

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Beschreibung

Genießen und dabei Entzündungen hemmen! Die richtige Ernährung kann die Behandlung einer rheumatischen Erkrankung entscheidend positiv beeinflussen - ohne dabei nach "Krankenhauskost" zu schmecken! Doch wie stimme ich meine Ernährung optimal auf die Erkrankung ab? Was darf ich essen, was sollte ich eher meiden? Kann ich mit einer gezielten Ernährung vielleicht sogar einem Rheumaschub vorbeugen? Wie die aktuellen Ernährungsempfehlungen bei Rheuma lauten und Sie diese einfach umsetzen, zeigt Ihnen unser Koch- und Backbuch. - Abwechslung auf dem Tisch: über 130 Rezepte vom schnellen Zwischensnack bis zum Verwöhngericht - alltagstauglich, bekömmlich und ideal fürs Familienleben. - Kochen mit Plan: Mit einfachen Kochtricks können Sie und ungünstige Lebensmittel meiden und gesunde Nährstoffe hochfahren. - Auf den Punkt: Alles Wichtige rund um rheumatische Erkrankungen in kompakter Form. So wissen Sie, worauf es nun beim Einkaufen, Kochen und Essen ankommt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 131

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Köstlich essen bei Rheuma

Über 130 Rezepte: entzündungshemmend & bekömmlich

Gernot Keyßer, Anne Iburg

1. Auflage

60 Abbildungen

Step-by-Step: So gelingt die -Ernährungsumstellung bei Rheuma

Stellen Sie möglichst häufig von tierischen Fetten auf pflanzliche Öle um. Geeignet sind z. B. Leinöl, Raps­öl, Walnussöl, Olivenöl.

Überprüfen Sie Ihren Fleischkonsum: Eine Fleischmahlzeit pro Woche ist ausreichend!

Fleisch ist nicht gleich Fleisch: Tauschen Sie möglichst oft »rotes« Fleisch (Schwein, Rind) gegen helles Geflügelfleisch.

Süßes ist nicht verboten, aber: Besser als Zucker sind getrocknete Früchte.

Der beste Pausensnack: Nüsse aller Art.

Rohes Gemüse und frisches Obst sollten bei keiner Mahlzeit fehlen!

Fetter Seefisch liefert wichtige ungesättigte Fettsäuren: Hering und Makrele sollten regelmäßig auf den Speiseplan.

Alkohol: das zweischneidige Schwert. Ein halber Schoppen Wein oder ein kleines Bier an 5 Tagen in der Woche zu den Mahlzeiten – mehr nicht.

Gehalt an Omega-3-Fettsäuren – die tun einfach gut

Alpha-Linolensäure

g pro 100 g Lebensmittel

Briekäse, 50 % F. i. Tr.

0,02

Rinderfilet

0,04

Kakaobutter

0,1

Traubenkernöl

0,1

Haselnüsse

0,1

Kürbiskerne

0,18

Rosenkohl

0,20

Palmöl

0,2

Avocado

0,2

Pistazien

0,25

Goudakäse, 45 % F. i. Tr.

0,30

Sesam

0,38

Grünkohl

0,40

Erdnüsse

0,50

Diestelöl

0,5

Gänsefett

0,5

Pinienkerne

0,65

Baumwollsaatöl

0,70

Sesam

0,70

Maiskeimöl

0,90

Sojabohnen

0,90

Pecannüsse

0,99

Olivenöl

1,0

Lachsöl

1,1

Butter

1,1

Sardinenöl

1,3

Sojaöl, gehärtet

2,60

Senfsaat

2,68

Walnüsse

7,50

Sojaöl

7,70

Weizenkeimöl

8,0

Rapsöl

9,20

Walnussöl

12,90

Leinsamen

16,70

Hanföl

10

Leinöl

54,20

Eicosapentaensäure (EPA)

g pro 100 g Lebensmittel

Seeteufel

0,03

Schellfisch

0,06

Kabeljau

0,1

Forelle

0,1

Rotbarsch

0,50

Sardine

0,6

Makrele

1,00

Lachs

1,20

Thunfisch

1,4

Aal

1,70

Bückling

2,00

Hering

2,30

Haifischöl

2,90

Sardinenöl

10,5

Heringsöl

14,10

Lachsöl

18,2

Docosahexaensäure (DHA)

g pro 100 g Lebensmittel

Schellfisch

0,2

Kabeljau

0,3

Forelle

0,5

Heilbutt

0,40

Sardine

0,80

Makrele

1,10

Dornhai

1,80

Sprotte

1,90

Lachs

1,90

Thunfisch

2,10

Schillerlocken

3,30

Heringsöl

5,70

Sardinenöl

10,6

Lachsöl

18,2

Quellen: www.vitalstoff-lexikon.de/Fettsaeuren/Omega-3-Fettsaeuren/Lebensmittel.htmlwww.ak-omega-3.de/omega-3-fettsaeuren/wo-sind-omega-3-fettsaeuren-enthaltenfett-falle.de/LNARTab.html

Koerber Kv, Männle T, Leitzmann C (2012): Vollwert-Ernährung. Konzept einer ­zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung. Haug, Stuttgart, 12. Aufl., S. 88

Liebe Leserinnen und Leser,

dieses Buch richtet sich an Patienten mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung, aber auch an ihre Angehörigen. Rheuma kann jeden treffen. Anders als bei Erkrankungen, die durch Übergewicht oder Fehlernährung verursacht werden, gibt es für diese Krankheitsgruppe nur wenige – und zudem sehr schwache – Hinweise darauf, dass Nahrungs- oder Genussmittel an ihrer Entstehung beteiligt sein könnten. Es ist für den einzelnen Rheumapatienten daher nicht hilfreich, nach »falschen« Ernährungsweisen in der Vergangenheit zu forschen und diesen eine Schuld am Ausbruch der Erkrankung zuzuweisen. Sinnvoller ist allerdings eine andere Frage, wenn die Rheumadiagnose gestellt wird: Wie muss ich mich ernähren, damit meine Erkrankung einen möglichst günstigen Verlauf nimmt?

Um es gleich vorwegzunehmen: Kein Diätplan kann bei einer aktiven rheumatischen Erkrankung die notwendigen Medikamente ersetzen. Ein Rheumaschub lässt sich nicht mit einem Kochrezept zur Ruhe bringen.

Dennoch ist in den letzten Jahren die Rolle der Ernährung für Rheumapatienten immer stärker ins Rampenlicht gerückt. Wir wissen, dass eine rheumatische Gelenkentzündung nicht nur schmerzhaft und hinderlich ist, sondern auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erhöht. Eine gesunde Ernährung ist daher für Rheumapatienten doppelt wichtig: Die möglichen Auswirkungen der Ernährung auf die Gelenkschmerzen und die Entzündung, aber auch ihre Auswirkungen auf Herz und Kreislauf sollten im Kostplan berücksichtigt werden. Entsprechende Empfehlungen lassen sich durch schmackhafte und originelle Rezeptvorschläge mit Leben füllen. So können Sie auch Mangelerscheinungen vorbeugen, die eine aktive Gelenkentzündung mit sich bringen kann: Patienten, die einer entzündlichen Gelenkerkrankung ausgesetzt sind, haben Vitamine und Mineralstoffe besonders nötig.

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit diesem Buch!

Anne Iburg und Prof. Gernot Keyßer

Inhaltsverzeichnis

Step-by-Step: So gelingt die -Ernährungsumstellung bei Rheuma

Gehalt an Omega-3-Fettsäuren – die tun einfach gut

Liebe Leserinnen und Leser,

1 Mein perfektes Dinner

2 Rheuma, was ist das eigentlich?

2.1 Schmerzhaftes Anschwellen

2.1.1 Diagnose

2.2 Besondere Formen der Erkrankung

2.3 Morbus Bechterew

2.3.1 Verlauf der Erkrankung

2.4 Neue Therapien helfen wirksam

2.4.1 Arthrose

2.4.2 Gicht

2.4.3 Lupus

2.4.4 Vaskulitiden

3 Richtig essen bei Rheuma

3.1 Kann ich durch richtige Ernährung vorbeugen?

3.1.1 Fetter Kaltwasserfisch wirkt protektiv

3.1.2 Faktoren, die das Risiko beeinflussen

3.2 Ernährung bei Rheuma

3.2.1 Standardempfehlungen gibt es nicht

3.3 Vielversprechende Mittelmeerkost

3.3.1 Gute essenzielle Fettsäuren

3.4 Nahrungsergänzungsmittel

3.4.1 Mehrbedarf an Vitaminen und Mineralstoffen

Teil II Rezepte – schmackhaft und lecker

4 In 7 Tagen zur neuen Ernährung

4.1 Tag 1

4.2 Tag 2

4.3 Tag 3

4.4 Tag 4

4.5 Tag 5

4.6 Tag 6

4.7 Tag 7

5 Frühstück

6 Kleine Gerichte

7 Hauptgerichte

8 Besonderes

9 Beilagen

10 Süßes

11 Backen

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

1 Mein perfektes Dinner

Avocado-Gazpacho

Vorspeise

Für 4 Personen

15 Min. + 1 Std. Kühlzeit

1 Avocado

1 kleine Gurke

1 Zwiebel

2 Knoblauchzehen

300 ml   Gemüsebrühe

1 Prise Paprikapulver

4 EL   Limettensaft

1 Prise Salz

Avocado halbieren, den Kern entfernen und das Fruchtfleisch mit einem Löffel auskratzen und zerkleinern. Gurke schälen und würfeln. Zwiebel und Knoblauch abziehen und vierteln. Die Zutaten mit der Brühe mit dem Mixstab pürieren.

Die Suppe mit Salz, Paprika und dem Limettensaft würzen und kühl stellen. Vor dem Servieren mit Paprikapulver bestäuben.

Nährwerte pro Portion 203 kcal • 3 g E • 16 g F • 12 g KH • 241 mg Ω-3-FS

Kabeljau auf Kürbis

Hauptgericht

Für 4 Personen

1 Std.

1 kg   gelbfleischiger Kürbis

250 g   Porree

1 rote   Chilischote

600 g   Kabeljaufilets

Saft und abgeriebene Schale von 2 Limetten

20 g   Ingwer, gehackt

2 EL   Rapsöl

400 ml   Kokosmilch

125 ml   Gemüsebrühe

Salz

½ Bund   Koriandergrün, gehackt

Kürbis schälen und putzen. Kürbisfleisch in Scheiben und Porree in Ringe schneiden. Chilischoten entkernen und in Ringe schneiden. Kabeljau in mundgerechte Stücke schneiden. Jeweils die Hälfte des Limettenabriebs, des Ingwers und des Chilis vermengen, den Fisch damit einreiben und einige Minuten einwirken lassen.

Kürbis, Porree, Ingwer und Chili im Öl anschwitzen. Kokosmilch, Gemüsebrühe, Limettenabrieb und die Hälfte des Limettensafts zugeben, 5 Min. köcheln lassen und mit Salz abschmecken.

Fisch von jeder Seite 2 – 3 Min. anbraten. Mit restlichem Limettensaft beträufeln. Koriander unter das Gemüse heben und zusammen mit den Kabeljaufilets in tiefen Tellern anrichten.

Nährwerte pro Portion 274 kcal • 31 g E • 8 g F • 18 g KH • 1020 mg Ω-3-FS

Orangen-Pannacotta

Dessert

Für 4 Personen

20 Min. + 5 Std. Kühlzeit

3 Blätter Gelatine

200 g   Sahne

300 ml   Milch

2 Päckchen Vanillezucker

1 Zimtstange

1 ½ TL   Orangenschale

2 Orangen

1 EL   Honig

Gelatine kalt einweichen. Sahne, Milch, Vanillezucker und Zimt aufkochen und 5 Min. köcheln lassen. Gelatine ausdrücken und in der heißen Sahne auflösen. Orangenschale unterrühren und in 4 Förmchen gießen. Mind. 5 Std. kalt stellen.

Orangen filetieren. Honig und Orangensaft verrühren. Creme auf Teller stürzen, mit Orangenscheiben garnieren und mit Honigsauce beträufeln.

Nährwerte pro Portion 270 kcal • 5 g E • 17 g F • 23 g KH • 117 mg Ω-3-FS

2 Rheuma, was ist das eigentlich?

Rheumatologen sprechen gerne vom »rheumatischen Formenkreis«, um die Vielzahl der verschiedenen Krankheitsbilder zu verdeutlichen. Die »klassische« rheumatische Erkrankung ist die rheumatoide Arthritis(RA). Diese entzündliche Gelenkerkrankung kann jedes Lebensalter betreffen. Am häufigsten erkranken Menschen zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Frauen sind drei- bis viermal häufiger betroffen als Männer.

Die Ursache für die rheumatoide Arthritis ist unbekannt. Ein Teil des Erkrankungsrisikos liegt in unseren Erbanlagen begründet: Einige Gene des Immunsystems sind mit einem erhöhten Risiko für die rheumatoide Arthritis verbunden. Allerdings erkrankt nur ein kleiner Teil der Personen, die diese Risiko-Gene tragen. Ein wesentlicher Faktor, der das Risiko für eine rheumatoide Arthritis erhöht, ist das Rauchen. Wer Träger des Risiko-Gens ist und obendrein raucht, hat ein vier- bis sechsfach höheres Risiko, eine rheumatoide Arthritis zu bekommen, als Nichtraucher.

2.1 Schmerzhaftes Anschwellen

Patienten bemerken in der Anfangszeit ein schmerzhaftes Anschwellen von Gelenken (Arthritis), verbunden mit einem anhaltenden Steifheitsgefühl. Die Hände sind am häufigsten betroffen, vor allem die Hand-, Fingergrund- und Mittelgelenke. Unbehandelt weitet sich der Entzündungsprozess aus, und schließlich kann nahezu jedes Gelenk von einer Arthritis betroffen sein. Durch eine schrittweise Gelenkzerstörung kann die betroffene Person zum Invaliden werden, wenn nicht eine effektive Therapie diesen unheilvollen Prozess durchbricht. Die rheumatoide Arthritis befällt auch die Halswirbelsäule. Die Entzündung kann dort so ausgeprägt sein, dass eine Querschnittslähmung droht. Auch innere Organe können von dem Entzündungsprozess in Mitleidenschaft gezogen werden. So leiden Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis auch an Herzbeutelentzündungen oder entzündlichen Veränderungen der Lunge und der Niere.

Herzinfarkt: Eine unbehandelte rheumatoide Arthritis kann das Leben um Jahre verkürzen. Erst in der letzten Zeit ist bekannt geworden, dass Patienten mit einer aktiven rheumatoiden Arthritis ein wesentlich höheres Risiko haben, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Herzinfarkte können zudem bei Rheumapatienten ohne Warnsymptome verlaufen. Daher sind vorbeugende Maßnahmen gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Rheumapatienten besonders wichtig. Auch Infektionen können bei RA-Patienten häufiger auftreten. Hieran können Medikamente einen Anteil haben, welche die Abwehrkraft der Betroffenen verringern.

2.1.1 Diagnose

Wenn der Verdacht auf eine rheumatoide Arthritis besteht, werden neben einer gründlichen körperlichen Untersuchung Laborwerte bestimmt und Röntgenbilder angefertigt. Bei der rheumatoiden Arthritis gibt es typische Laborbefunde, wie den Rheumafaktor und Anti-CCP-Antikörper (CCP: cyclisches citrulliniertes Peptid). Beide entstehen durch eine Fehlsteuerung des Abwehrsystems und dienen der Erkennung der Erkrankung. Im Röntgenbild sieht der Arzt die typischen Zerstörungen an Knochen und Gelenken, die ihm anzeigen, dass diese Erkrankung einen aggressiven Verlauf nehmen kann.

2.2 Besondere Formen der Erkrankung

Rheumatische Gelenkentzündungen können auch schon Kinder betreffen. Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA), also die Arthritis des Kindes- und Jugendalters, hat eine Reihe verschiedener Erscheinungsformen. Neben relativ milden Verläufen, die nach einigen Jahren ausheilen, gibt es aggressiv verlaufende Gelenkentzündungen, die ähnlich wie die rheumatoide Arthritis zu dauerhaften Zerstörungen führen. Außerdem kann eine JIA Wachstumsverzögerungen, Gelenkversteifungen oder ein ungleichmäßiges Wachstum einzelner Gliedmaßen auslösen. Bei einigen JIA-Formen gibt es schwerwiegende Augenentzündungen, die eine Erblindung zur Folge haben können und eine engmaschige Überwachung erfordern.

Auch das höhere Lebensalter kennt typische rheumatische Erkrankungen. Die Polymyalgia rheumatica kommt nur bei älteren Menschen vor. Typisch für dieses Krankheitsbild ist ein hartnäckiger, dumpfer Schmerz im Bereich der Oberarme, des Schultergürtels, der Hüftregion und der Oberschenkel. Die Betroffenen klagen in den Morgenstunden über ein ausgeprägtes Steifheitsgefühl. Entzündungswerte sind stark erhöht. Die Behandlung mit Corticosteroiden lindert die Krankheitszeichen so nachhaltig, dass dieser positive Effekt als Bestätigung der Verdachtsdiagnose gewertet werden kann.

2.3 Morbus Bechterew

Eine weitere Krankheitsgruppe, die Männer häufiger betrifft als die rheumatoide Arthritis, ist die Gruppe der Spondyloarthritiden, bei denen es zu einer Entzündung von Wirbelsäule und Gelenken, aber auch von Sehnenansatzstellen kommen kann. Ein typischer Vertreter ist die Spondylitis ankylosans), besser bekannt als Morbus Bechterew. Betroffene leiden in der Regel schon im jüngeren Lebensalter unter Rückenschmerzen, die im typischen Fall nachts oder in den Morgenstunden auftreten und in das Gesäß ausstrahlen. Die Schmerzen bestehen über Monate und bessern sich bei Bewegung. Weitere Merkmale der Erkrankung sind Entzündungen am Auge, die Schäden hinterlassen können, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden. Im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis ist die Häufigkeit einer SpA zwischen beiden Geschlechtern etwa gleich verteilt, auch wenn die Erkrankung bei Frauen milder verläuft. Eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung spielt das Erbmerkmal HLA B27, das ähnlich wie eine Blutgruppe in vielen Körperzellen zu finden ist. Patienten, die das Gen für dieses Merkmal tragen, haben eine bis zu 80-mal höhere Wahrscheinlichkeit für eine SpA. Allerdings findet sich HLA B27 bei bis zu 10‍% aller Mitteleuropäer, und nur ein kleiner Teil von ihnen erkrankt.

2.3.1 Verlauf der Erkrankung

Im Anfangsstadium einer SpA ist häufig nur das Sakroiliakalgelenk betroffen, also die gelenkige Verbindung zwischen Wirbelsäule und Beckenknochen. Im weiteren Verlauf kann die Entzündung jedoch auf die gesamte Wirbelsäule übergreifen. Im ungünstigsten Falle führt die Entzündung zu einer Einsteifung, die bewirkt, dass die Betroffenen eine komplett aufgehobene Beweglichkeit der Wirbelsäule haben. Tritt zur Einsteifung noch eine Verkrümmung hinzu, sind die Erkrankten in ihren Alltagsverrichtungen stark eingeschränkt. Um diesen schwerwiegenden Veränderungen der Wirbelsäule vorzubeugen, sind intensive physiotherapeutische Maßnahmen notwendig. Außerdem ist bekannt, dass die Erkrankung bei starken Rauchern aggressiver und hartnäckiger verläuft.

Eine SpA kann auch Gelenke angreifen. Im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis sind häufiger große Gelenke betroffen. Entzündungen der Sprung-, Knie- und Hüftgelenke schränken dann die Gehfähigkeit ein.

Psoriasis-Arthritis

Eine eng mit der SpA verwandte Erkrankung ist die Gelenkentzündung bei Schuppenflechte (Psoriasis-Arthritis). Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist bereits eine Belastung für die Betroffenen. Als fleckige, schuppende und zum Teil juckende Hauterkrankung kann sie die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Bei einem Teil der Patienten kommt es darüber hinaus zu schmerzhaften und verstümmelnden Entzündungen an den Gelenken oder zur Entzündung ganzer Zehen und Finger. Auch die Wirbelsäule kann wie bei der Spondylitis ankylosans von Entzündungen und Versteifungen betroffen sein.

2.4 Neue Therapien helfen wirksam

Alle oben genannten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen lassen sich in den letzten Jahren immer besser behandeln. So ist es heute kaum noch zu befürchten, dass Rheumapatienten zu Invaliden werden und ihren Tätigkeiten in Beruf und Alltag nicht mehr nachgehen können. Die Medikamente, die gegen diese Erkrankungen gerichtet sind, wurden verträglicher, sicherer und anwendungsfreundlicher. Insbesondere die modernen Biologika haben die Therapie der entzündlichen Gelenkerkrankungen revolutioniert.

2.4.1 Arthrose

Nicht nur entzündliche, sondern auch verschleißbedingte Erkrankungen sind Teil des rheumatischen Formenkreises. Patienten mit einer »Arthrose« leiden unter einen Gelenkverschleiß, der über das altersübliche Maß hinausgeht. Die Erkrankung beginnt mit einer Schädigung der Gelenkknorpel. In der Folge kann sich das Gelenk durch knöcherne Anbauten verformen. Eine schmerzhafte Entzündungsreaktion kann zusätzlich zu Schmerzen und Gelenkschwellungen führen, die über Tage oder sogar Wochen anhalten können. Arthrosen sind der häufigste Grund dafür, dass Gelenke im fortgeschrittenen Alter künstlich ersetzt werden müssen.

2.4.2 Gicht

Die Gicht ist ein Krankheitsbild, mit dem sich Rheumatologen häufig befassen müssen. Ursache dieser Stoffwechselerkrankung ist der Überschuss an Harnsäure, die sich in ungelöster Form im Körper abgelagert und Entzündungsreaktionen auslöst. Typisch für die Gicht ist die anfallsartige, hoch schmerzhafte Schwellung von einzelnen Gelenken. Diese dauert in der Regel nur wenige Tage.

Fibromyalgie: Die Fibromyalgie (Weichteilrheumatismus) lässt sich im weitesten Sinne ebenfalls dem rheumatischen Formenkreis zuordnen. Hier finden sich allerdings keine sichtbaren Veränderungen und keine Auffälligkeiten in den Laborwerten oder Röntgenbildern. Die Patienten klagen oft über sehr weit verbreitete Schmerzen, die weder auf Physiotherapie noch auf Schmerzmittel befriedigend ansprechen. Es bestehen enge Beziehungen dieser Krankheitsgruppe zum Formenkreis der psychosomatischen Erkrankungen.

2.4.3 Lupus

Der rheumatische Formenkreis umfasst eine Reihe von Krankheitsbildern, die zu den Autoimmunerkrankungen gerechnet werden. Hier kommt es zu einer Fehlsteuerung des Abwehrsystems. In der Folge bilden sich Autoantikörper, also Abwehrstoffe, die nicht gegen Bakterien oder Viren, sondern gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind. Die Betroffenen erkranken oft in jüngeren Lebensjahren. Ganz überwiegend sind Frauen Opfer dieser krankhaften Prozesse. Der wichtigste Vertreter dieser Gruppe von Erkrankungen ist der systemische Lupus erythematodes. Hier kann es neben ausgedehnten Haut- und Gelenkentzündung auch zu Schädigungen innerer Organe, vor allem zu Entzündungen der Niere, kommen.

Sklerodermie: Ein nicht weniger gefährlicher Vertreter der Autoimmunerkrankungen ist die Sklerodermie. Dieser Begriff bedeutet »Hautverhärtung« und beschreibt eine Krankheit, die mit einer vermehrten Ablagerung von Fasergewebe in der Haut, aber auch in inneren Organen, wie in der Speiseröhre, der Lunge und dem Herzmuskel einhergeht. Auch hier kann es zu schweren Nierenschädigung in kommen. Die Erkrankung ist selten, ihre Ursachen nach wie vor unbekannt.

2.4.4 Vaskulitiden

Eine besonders schwerwiegende Krankheitsgruppe des rheumatischen Formenkreises sind die autoimmunen Gefäßentzündungen(Vaskulitiden). Bei einigen ihrer Vertreter bilden sich Autoantikörper, die zu Schädigungen von Blutgefäßen führen. Da Blutgefäße überall im Körper verbreitet sind, können die Erscheinungsformen dieser Erkrankungen vielschichtig sein. Gefürchtet ist der sogenannte Morbus Wegener, eine Erkrankung, bei der es zu zerstörenden Veränderungen im Bereich der Nasennebenhöhlen, der Lunge und der Niere kommen kann.

Im höheren Lebensalter findet sich häufig eine Gefäßentzündung der Schläfenarterie, die Arteriitis temporalis. Patienten mit dieser Gefäßentzündung haben oft zusätzlich Symptome einer Polymyalgia rheumatica