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Zwei Krimis: Burmester und Jörgensen ermitteln doppelt von Alfred Bekker Über diesen Band: –––––––– image Dieser Band enthält folgende Krimis von Alfred Bekker: Der Fall mit der Kunst Burmester jagt ein Phantom –––––––– image Leon Raimer ist Mitarbeiter einer literarischen Agentur und führt ein unauffälliges, zurückgezogenes Leben. Bis er eines Tages verschwindet, nachdem er kurz zuvor von zwei Unbekannten bedroht wurde. Einer der beiden Angreifer findet sich dann wenige Tage später als Leiche in der Elbe wieder. Der Privatdetektiv Aldo Burmester wird beauftragt, Raimer zu suchen und schon nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass an diesem Mann nichts stimmt - weder Name noch Lebenslauf. Raimer lebte unter einer falschen Identität. Je weiter Aldo Burmester mit seinen Ermittlungen vordringt, desto tiefer gerät er in den Strudel ebenso mysteriöser wie lebensgefährlicher Ereignisse, die in irgendeinem Zusammenhang mit Raimers Doppelleben stehen. Als Burmester Raimers Schwester aufstöbert, lauern ihm Unbekannte auf und er entkommt ihnen nur knapp. Plötzlich gerät der Privatdetektiv in das Visier von Toni Casal, einer rachsüchtigen Unterweltgröße, mit der Leon Raimer eine offene Rechnung zu haben scheint. Die Ereignisse überschlagen sich, bevor Aldo Burmester die richtige Spur findet ... Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
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Seitenzahl: 255
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Krimi Doppelband 2129
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Der Fall mit der Kunst: Hamburg Krimi
Der Fall mit der Kunst: Hamburg Krimi
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Burmester jagt ein Phantom: Hamburg Burmester ermittelt 1
Burmester jagt ein Phantom: Hamburg Krimi: Burmester ermittelt 1
Burmester jagt ein Phantom
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Zwei Krimis: Burmester und Jörgensen ermitteln doppelt
von Alfred Bekker
Über diesen Band:
––––––––
Dieser Band enthält folgende Krimis von Alfred Bekker:
Der Fall mit der Kunst
Burmester jagt ein Phantom
––––––––
Leon Raimer ist Mitarbeiter einer literarischen Agentur und führt ein unauffälliges, zurückgezogenes Leben.
Bis er eines Tages verschwindet, nachdem er kurz zuvor von zwei Unbekannten bedroht wurde. Einer der beiden Angreifer findet sich dann wenige Tage später als Leiche in der Elbe wieder. Der Privatdetektiv Aldo Burmester wird beauftragt, Raimer zu suchen und schon nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass an diesem Mann nichts stimmt - weder Name noch Lebenslauf. Raimer lebte unter einer falschen Identität. Je weiter Aldo Burmester mit seinen Ermittlungen vordringt, desto tiefer gerät er in den Strudel ebenso mysteriöser wie lebensgefährlicher Ereignisse, die in irgendeinem Zusammenhang mit Raimers Doppelleben stehen. Als Burmester Raimers Schwester aufstöbert, lauern ihm Unbekannte auf und er entkommt ihnen nur knapp. Plötzlich gerät der Privatdetektiv in das Visier von Toni Casal, einer rachsüchtigen Unterweltgröße, mit der Leon Raimer eine offene Rechnung zu haben scheint.
Die Ereignisse überschlagen sich, bevor Aldo Burmester die richtige Spur findet ...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)
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© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Der Fall mit der Kunst: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi
Alfred Bekker
Published by Alfred Bekker, 2021.
von Alfred Bekker
Der Fall mit der Kunst:
In eine Hamburger Galerie wird eingebrochen. Der Besitzer scheint ermordet worden zu sein – seine Leiche ist aber unauffindbar. Der Hamburger Kommissar Uwe Jörgensen und sein Team beginnen mit ihren Ermittlungen. Sehr schnell stellt sich heraus, dass der Galerist in höchst dubiose Geschäfte verwickelt war. Innerhalb kurzer Zeit werden weitere Personen aus seinem Umfeld ermordet. Als sich ein Kollege aus Russland meldet und Uwe Jörgensen seine Hilfe anbietet, bekommt der Fall eine neue Wendung...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Hamburg – im Jahr 2007...
»Und das soll nun Kunst sein!«, sagte der Mann an der Fischbrötchen-Bude, an der mein Kollege Kommissar Roy Müller und ich uns gerade stärkten. »Wissen Sie, was ich denke, Herr Jörgensen?«
»Naja...«, sagte ich, denn ehrlich gesagt wusste ich nicht so genau, worauf der Fischbrötchen-Mann hinauswollte. Aber die Matjes-Brötchen, die er anbot, schmeckten gut. Und darauf kam es an.
Er deutete auf die Vogelscheuche, die an einem Laternenpfahl hing und durch den letzten Regen ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war.
»Die lassen dies da nun vergammeln und keiner hängt den Müll weg, weil es ja eine Kunstaktion ist. Ich weiß nicht, das soll wohl den menschlichen Verfall und das Vergehen der Zeit illustrieren oder sowas.«
»Kann schon sein«, sagte ich kauend.
»Ja, kann sein oder ist wirklich so, Herr Kommissar?«
Roy und ich waren in letzter Zeit öfter hier gewesen. Deswegen kannte er unsere Namen. Ich seinen allerdings nicht. Eine Schande. Aber man kann nicht alles behalten.
»Habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht, muss ich jetzt ehrlich gestehen.«
»Also wenn ich meinen Sperrmüll zur falschen Zeit an die Straße stelle, kriege ich eine Verwarnung. Aber wenn ich Künstler wär', dann könnte ich jeden Mist einfach irgendwo lassen und das wär' in Ordnung?«
»So würde ich das jetzt nicht sehen«, sagte ich.
»Ja, aber ich seh das so! Und richtig ist das nicht! Das kann mir keiner erzählen!«
»Von der Seite habe ich das noch nicht betrachtet.«
»Sollten Sie vielleicht mal, Herr Kommissar Jörgensen. Oder sind Sie sogar Hauptkommissar?«
»Genau genommen ja.«
»Dann frage ich jetzt mal den Hauptkommissar Jörgensen, mit seiner große Kenntnis von den Paragraphen und so: Kann man sowas nicht verbieten?«
Ich hatte mich verschluckt und irgendwie ein Stück Matjes in den falschen Hals gekriegt. Mein Kollege Roy haute mir auf den Rücken. Nach einem Moment war es wieder gut.
»Geht's wieder?«, fragte der Fischbrötchen-Mann.
»Alles in Ordnung«, sagte ich.
»Und meine Frage?«
»Wie?«
»Ja, die Antwort fehlt: Kann man so eine Verschandlung der Stadt, wie die da, nicht verbieten?«
»Also, genau genommen fällt das nicht in unsere Zuständigkeit«, sagte ich.
»Ah ja«, sagte der Fischbrötchen-Mann.«
»Guter Matjes«, meinte Roy kauend. »Echt!«
»Gibt keinen Besseren«, ergänzte ich.
»Das hört man gerne«, sagte der Fischbrötchen-Mann und streckte dann die Hand in Richtung der Vogelscheuche aus. »Aber davon kriegt man Augenkrebs!«
St. Petersburg, Russland.
Das Café Rasputin war ein beliebter Szene-Treff, wo sich Künstler, Intellektuelle und alle, die sich dafür hielten einfanden, um über den Niedergang Russlands zu diskutieren oder der Performance eines experimentellen Dichters zu lauschen. An den Wänden hingen großformatige Gemälde in grellen Farben. Wladimir Bykow fiel in seinem biederen, dreiteiligen Anzug sofort auf. Er ließ suchend den Blick über die Gäste schweifen. Stimmengewirr erfüllte den Raum.
Und Zigarettenrauch.
In kalten Schwaden hing er über den Tischen und machten Bykow klar, wie sehr ihn zwanzig Jahre Hamburg geprägt hatten. In Deutschland war das Rauchen beinahe überall verboten und so war Bykow den in Augen und Nase beißenden Qualm nicht gewöhnt.
Sein Blick blieb an einem Mann im dunklen Rollkragenpullover haften, der allein an seinem Tisch saß.
Bykow ging an seinen Tisch.
Der Mann im Rollkragenpullover zog an seiner filterlosen Zigarette und blies Bykow den Rauch entgegen. »Na, endlich! Ich dachte, du kommst nicht mehr! Setz dich!«
Bykow nahm Platz. »Wir müssen miteinander reden, Sergej!«
Der Mann im Rollkragenpullover beugte sich nach vorn und sprach nun in gedämpftem Tonfall. »Ich steige aus, Wladimir! Die Sache ist zu heiß geworden. Und wenn du schlau bist und am Leben bleiben willst, tust du dasselbe!«
»Was ist passiert?«, fragte Bykow.
»Genug, um in Zukunft die Finger von der Sache zu lassen. Das Geschäft läuft nicht mehr und ich habe keine Lust, mir die Finger zu verbrennen. Vor zwei Tagen wurde Korzeniowskij erschossen, und ich möchte nicht der Nächste zu sein.«
Bykow verengte die Augen.
»Korzeniowskij?«, echote er. »Das wusste ich nicht...«
»Du scheinst so manches nicht zu wissen, Wladimir!«
»Dann erkläre es mir, Sergej!«
»Ich sehe zu, dass ich mein Geld in die Schweiz bekomme und dann bin ich weg!«, erklärte der Mann im Rollkragenpullover.
Er lehnte sich zurück und ließ den filterlosen Glimmstängel aufglühen.
Bykow wedelte mit der Hand, um den Rauch zu vertreiben.
Sergej grinste schief. »Verweichlichter Deutscher!«, murmelte er verächtlich.
»Was den Pass betrifft, stimmt das«, konterte Bykow.
»Na, das wird es für dich ja etwas leichter machen, mit der neuen Situation fertig zu werden.«
Bykow lachte heiser. »Du hast gut reden, Sergej! Ich bin schließlich Verpflichtungen eingegangen! In Hamburg gibt es Leute, die auf die nächste Lieferung so sehnsüchtig warten wie ein Junkie auf seinen Stoff! Die werden ziemlich sauer reagieren.«
Sergej zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid.«
»Was ist mit Lebedew?«
»Der ist schon vor Wochen von der Bildfläche verschwunden. Offenbar hat er den Braten etwas früher gerochen, als der Rest von uns und zugesehen, dass er seine Schäfchen ins Trockene bekommt.«
»Verdammt!« Bykow ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Eine dunkle Röte überzog sein Gesicht.
Sergej wirkte gelassener. »So ist das nun mal. Jeder muss jetzt sehen, dass er so gut wie möglich aus dem Schlamassel herauskommt.«
»Na, großartig!«
Sergej drückte den Rest seiner Zigarette im Aschenbecher aus, trank seinen mit Wodka vermengten Kaffee aus und erhob sich.
Bykow war bleich wie die Wand geworden.
Sergej sah ihn an und verzog das Gesicht. »Hey, bist du wirklich schon so ein deutsches Weichei geworden, Wladimir? Ich dachte, ihr würdet den Unternehmergeist immer besonders groß schreiben!«
Bykow verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.
»Das tun wir auch.«
»Da wird der deinige ja wohl nicht gleich versagen, nur, weil die Zeit der Riesenjackpots für dich jetzt erst mal eine Weile vorbei ist!«
»Sehr witzig!«
»Immerhin lebst du noch – das ist mehr, als man von so manch anderem sagen kann, der bei der Sache mitgemacht hat!« Gönnerhaft klopfte Sergej seinem Gesprächspartner auf die Schulter. »Nichts für ungut, Wladimir! War ´ne schöne Zeit und ich denke wir werden dem warmen Euro-Regen noch lange nachtrauern.«
Bykow bleckte die Zähne wie ein Raubtier. »Du kannst mich mal!«, fauchte er.
»Wie auch immer. Vielleicht machen wir ja irgendwann, wenn sich die Lage beruhigt hat, mal wieder zusammen Geschäfte. Man sollte ja immer optimistisch bleiben!« Er grinste schief und setzte noch hinzu: »Außerdem kommen Ikonen nie aus der Mode!«
Sergej sah auf die Uhr.
Dann nickte er Bykow zu und ging in Richtung Ausgang.
Gerade hatte ein Mann in dunkler Lederjacke, dazu passenden Stiefeln und grauer Strickmütze den Raum betreten.
Sergej erstarrte, als er ihn sah.
Der Mann in Leder griff unter seine Jacke und riss eine Pistole hervor.
Er drückte sofort ab.
Sergej bekam einen Treffer in den Brustbereich, taumelte zwei Schritte zurück und wurde anschließend noch in Kopf und Hals getroffen.
Mit einem dumpfen Geräusch schlug der Getroffene auf den Holzboden. Blut sickerte aus den Wunden.
Überall im Café brach Panik aus. Entsetzensschreie gellten durch den Raum.
Bykow erhob sich vom Platz, drehte sich herum und griff unter seine Jacke.
Der Mann in Leder schwenkte den Lauf seiner Automatik in Bykows Richtung. Die Blicke der beiden Männer begegneten sich kurz. Dann leckte erneut das Mündungsfeuer wie eine rote Drachenzunge aus dem Lauf der Automatik hervor.
Bykow bekam einen Schuss in die Brust, der ihn gegen die Wand taumeln ließ. Ein zweiter Treffer erwischte ihn nur Zentimeter daneben – genau dort, wo sich das Herz befand.
Bykow rutschte an der Wand hinunter, versuchte sich festzuhalten und riss dabei eines der großformatigen Gemälde von den Haken.
Er ächzte und rang nach Luft.
Der Mann in Leder drängte sich derweil bereits durch die von Panik erfüllten Gäste des Café Rasputin in Richtung Ausgang.
Rechts und links stoben die Leute vor ihm zur Seite, so gut sie konnten. Niemand wollte schließlich mit der Waffe in seiner Rechten angeschossen werden.
Augenblicke später war er draußen in der Menge der Passanten verschwunden.
Inzwischen stöhnte Bykow schmerzerfüllt auf.
Er versuchte sich zu bewegen, aber er hatte das Gefühl, von mehreren Messern durchbohrt zu werden.
Er rang noch immer nach Luft. Das Atmen tat höllisch weh. Vorsichtig betastete er die Stellen, an denen er getroffen worden war. Die Projektile hatten seine Kleidung aufgerissen. Unter dem edlen Tuch seines Hamburger Schneiders kamen die ersten Lagen grauen Kevlars zum Vorschein.
Immerhin, dachte er, die Weste hat gehalten, was der Hersteller verspricht, auch wenn die Treffer trotzdem sehr schmerzhaft gewesen sind.
Aber die Kevlar-Weste hatte das Eindringen der Kugeln in den Körper verhindert und Bykow damit das Leben gerettet. Ein paar blaue Flecken würden ihm von der Attacke bleiben – wenn er Pech hatte vielleicht auch eine angeknackste Rippe. Bykow berührte eine der Stellen ein zweites Mal. Er war sich noch nicht ganz sicher, wie schwer die Verletzungen tatsächlich waren.
Vorsichtig stand er auf und stützte sich dabei auf einen der Tische.
Im Café Rasputin herrschte jetzt vollkommenes Chaos. Alle rannten durcheinander und versuchten, sich irgendwie in Sicherheit zu bringen.
Da auch Bykow eine Waffe in der Hand hielt, wich ihm jeder aus.
Nur weg, so lange die Miliz noch nicht hier ist!, ging es ihm durch den kopf.
Er hatte keine Lust, sich den langwierigen Fragen der Polizei zu stellen und am Ende noch ein kleines Vermögen investieren zu müssen, um die betreffenden Beamten zu schmieren.
Vielleicht hat Sergej recht gehabt und es ist wirklich Zeit, dass ich aussteige!, überlegte Bykow, als er ins Freie taumelte.
»Na, gewöhnst du dich langsam an den neuen Dienstwagen?«, fragte mich mein Kollege Roy Müller, als ich ihn an diesem Morgen abholte. Wie üblich hatte Roy an der bekannten Ecke gewartet. Es regnete Bindfäden, und er war ziemlich durchnässt. »Ein Dodge...«, sagte Roy, um mich zu ärgern.
»Von welchem Dodge sprichst du?«, fragte ich.
»Na, von welchem wohl?«
»Das ist ein Porsche, kein Dodge.«
»Nur, wenn man nach der Karosserie geht. Aber Fahrgestell, Motor und der ganze Rest sind von einem Dodge, auch wenn du immer noch von ‚deinem Porsche’ sprichst!«
Roy machte sich immer wieder darüber lustig.
Der Porsche, den ich die letzten Jahre über gefahren hatte, war mir gestohlen worden. Wir fanden ihn später in einer Schrottpresse als handliches Päckchen wieder, und es stellte sich im Laufe der Ermittlung heraus, dass die Diebe es auf den Inhalt des installierten Dienstrechners abgesehen hatten. Die darauf gespeicherten Daten waren für die Gangster ein Hilfsmittel gewesen, um einen groß angelegten Cyberangriff auf die Polizei zu starten.
Inzwischen fuhr ich einen handgefertigten Hybriden aus einer Dodge Viper SRT-10, auf die man die Karosserie eines Porsche aufgesetzt hatte.
Die technische Innenausstattung mit integriertem TFT-Bildschirm und Computer entsprach dem Standard, den auch der alte Porsche gehabt hatte.
Seit einiger Zeit war der Zwitter aus Porsche und Dodge nun fertig gestellt, und ich hatte Gelegenheit, die Fahreigenschaften kennen zu lernen.
Bis jetzt war ich vollauf zufrieden, auch wenn ich dem alten Porsche immer noch etwas nachtrauerte. Aber das hatte wohl eher sentimentale Gründe, die wohl auch verantwortlich dafür waren, dass ich vom neuen Porsche sprach – und nicht etwa vom neuen Dodge.
Kollege Roy Müller schnallte sich an.
»Na, dann zeig mal, was der Neue kann!«, meinte er.
»Witzbold.«
»Wieso?«
»So lange wir uns im Großraum Hamburg aufhalten, dürfte das wohl kaum praktikabel sein, wenn wir nicht eine unangenehme Begegnung mit unseren Kollegen in Uniform riskieren wollen. Schließlich gibt es ja auch für unsereins keine gesonderten Verkehrsregeln.«
»Zumindest, solange nicht irgendein gerechtfertigter Notfall vorliegt«, gestand ich zu.
Der Regen wurde so heftig, dass selbst die unermüdlich hin und her schwingenden Wischblätter es kaum schafften, einen klaren Durchblick zu gewährleisten.
»Wieso bist du ausgerechnet heute so spät dran, Uwe?«, fragte Roy, als wir wenig später an einer Ampel halten mussten. »Ich bin fast aufgeweicht bei der verdammten Nässe!«
»Ich war heute Morgen noch in der Werkstatt und hatte dort einen Sondertermin außerhalb der Geschäftszeiten.«
Roy grinste.
»Ach, hat das gute Stück schon seine Mucken?«
Ich schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Es waren nur noch ein paar Feineinstellungen vorzunehmen. Routinekram eben.«
»Wer es glaubt wird selig. Mal ehrlich, ich weiß nicht, ob ich diesem zusammengeschraubten Zwitter trauen soll!«
Als wir das Präsidium erreichten, ließ der Regen zum Glück endlich nach.
Noch bevor wir unser gemeinsames Dienstzimmer erreichten, lief uns Kollege Max Herter über den Weg. Der Innendienstler aus der Fahndungsabteilung grüßte knapp und wies uns darauf hin, dass unser Chef in einer halben Stunde eine Besprechung in seinem Büro angesetzt hatte.
»Du bist doch sicher informiert, worum es geht, Max«, vermutete ich.
Max nickte. »Das wird eine groß angelegte Operation mit internationaler Zusammenarbeit und so weiter...«
»Drogen?«
»Nein. Schon mal was von der Eremitage gehört?«
»Ist das nicht ein Museum in St. Petersburg?«
»Richtig.«
»Dann geht es um illegalen Kunsthandel?«
»Lass dich einfach überraschen, Uwe! Ich muss noch mal ein Dossier für euch zusammenstellen.«
»Bis nachher.«
Der illegale Kunsthandel hatte finanziell gesehen längst Dimensionen wie der Handel mit Drogen, Waffen oder Müll erreicht und war zu einem wichtigen Zweig des organisierten Verbrechens geworden, ohne dass die Öffentlichkeit davon besonders Notiz genommen hatte.
Wir fanden uns zusammen mit einer Reihe weiterer Beamter pünktlich im Besprechungszimmer von Kriminaldirektor Bock ein und nahmen Platz.
Seine Sekretärin Mandy grüßte uns knapp.
Sie servierte Kaffee für alle. Außer uns waren unter anderem die Kollegen Jürgen Caravaggio und Oliver ‚Olli’ Medina anwesend. Die Kommissare Tommy Kronberg und Leonhard Morell trafen kurz nach uns ein.
Max Herter schlich sich erst auf leisen Sohlen in den Raum, als Kriminaldirektor Bock bereits zu sprechen begonnen hatte.
»Über die Bedeutung des illegalen Kunsthandels für das organisierte Verbrechen brauche ich wohl kaum noch ein Wort zu verlieren«, erklärte unser Chef. »Da werden Milliarden umgesetzt, und wir kommen an die Hintermänner noch schwerer heran als im Drogenhandel. Jetzt erreichte uns eine Bitte des Innenministeriums der Russischen Föderation um Zusammenarbeit, die für uns möglicherweise die Chance bietet, einige dieser mafiösen Strukturen endlich aufzudecken. Wir kommen auf diese Weise an Informationen heran, die uns da weiterhelfen werden. Sie haben vielleicht von dem Skandal um die Kunstgüter der Eremitage in St. Petersburg gehört. Offenbar sind dort seit Jahren massenhaft Kunstgegenstände verschwunden und auf dem schwarzen Markt verkauft worden. Vom Wachpersonal bis zur Kuratorin steckten maßgebliche Teile des Museumspersonals mit den Kriminellen unter einer Decke. Die Ware tauchte später zu einem Teil auch hier in Hamburg auf. Und das geht nun schon seit Jahren so. Jetzt ist dieser Connection der Kopf abgeschlagen worden. Aber an dieser Stelle übergebe ich das Wort besser an Kommissar Meinhart Dommacher.« Kriminaldirektor Bock deutete auf einen Mann in den Fünfzigern. Außer einem schmalen, dunklen Haarkranz hatte er keine Haare mehr am Kopf. »Kollege Dommacher wurde uns als Experte für den internationalen Kunsthandel zugeteilt und wird uns mit seiner Sachkenntnis unterstützen. Bitte Meinhart, Sie haben das Wort.«
»Danke.« Meinhart Dommacher erhob sich und aktivierte den Beamer des Laptops, das vor ihm auf dem Tisch stand. Auf Knopfdruck wurde das Bild einer Frau von Mitte fünfzig projiziert. »Sie sehen die Kuratorin der Eremitage in St. Petersburg. Nachdem eine Revision der Bestände angekündigt wurde, traf sie buchstäblich der Schlag. Die Revision ergab dann auch den Grund. Es fehlten erhebliche Teile des Bestandes, die offenbar über ein kriminelles Netzwerk auf den Markt gebracht wurden. Eine Reihe von Personen wurden verhaftet, darunter der Ehemann und der Sohn der Kuratorin. Der festgestellte Schaden ist kaum abschätzen, denn ein Teil des Eremitage-Bestandes ist noch nicht einmal richtig katalogisiert gewesen. Man weiß bis heute nicht, wie viele Stücke wirklich verschwunden sind. Tatsache ist, dass eine Art Panikwelle durch den illegalen Kunstmarkt fegte, die einmal um den ganzen Globus schwappte und wohl noch nicht ganz abgeebbt ist. Selbst hier in Hamburg waren ein paar Ausläufer davon zu spüren. So verzeichnen wir seit einiger Zeit ein deutlich erhöhtes Angebot an Kunsthandwerk, Ikonen und Schmuck, die genau zum Bestand der Eremitage passen. Hin und wieder haben wir Glück und man kann die Herkunft nachweisen. Häufiger ist das jedoch nicht der Fall, und es bleibt nur die Vermutung, dass mit der Herkunft etwas nicht stimmt.« Meinhart Dommacher betätigte noch einmal den Beamer. Das Gesicht eines Mannes im dunklen Rollkragenpullover wurde sichtbar. »Wir haben im Zusammenhang mit dem Auftauchen von inflationär vielen Ikonen in Hamburg, Düsseldorf, New York und London einige wertvolle Hinweise des Innenministeriums der Russischen Föderation erhalten, die es uns vielleicht möglich machen, auch bei uns ein paar Leuten das Handwerk zu legen, die schon seit Jahren den illegalen Kunsthandel als organisiertes Verbrechen betreiben und dabei bereit sind, über Leichen zu gehen. Der Mann, den Sie hier sehen, heißt Sergej Sergejewitsch Michailov. Er arbeitet für ein Kunsthandels-Syndikat in St. Petersburg. Letzte Woche wurde er dort im Café Rasputin von einem Killer erschossen, als er sich mit einem Mann namens Wladimir Bykow traf.« Dommacher sorgte dafür, dass der Beamer das nächste Bild zeigte. Ein Mann im konservativen Dreiteiler war zu sehen. Er wirkte so bieder wie ein Bankangestellter. »Bykow lebt seit zwanzig Jahren in Hamburg. Davor war er Angestellter der russischen Botschaft und KGB-Agent. Wir nehmen an, dass seine Verbindungen zu dieser Organisation auch noch fortbestanden, nachdem sich der KGB in FSB umbenannt hatte und Bykow aus dem Botschaftsdienst ausschied. Offiziell übrigens deswegen, weil er Mitglied der Kommunistischen Partei war, die Boris Jelzin kurz nach dem Putsch gegen Gorbatschow verbieten ließ. Aber seine angebliche Treue zum Kommunismus hat ihn nicht daran gehindert, anschließend nach allen Regeln der Kunst zu einem kapitalistischen Geschäftsmann zu werden. Er blieb in Hamburg, hatte offenbar gute Fürsprecher bei den Behörden und ist inzwischen Deutscher.«
»Hat er vielleicht ein paar KGB-Geheimnisse verraten, damit jemand die Hand über ihn hält?«, fragte Jürgen Caravaggio.
Dommacher drehte sich zu ihm um und nickte. »Daran habe ich auch gedacht. Und ich habe versucht, etwas darüber in den Archiven zu finden. Zumindest, was das BKA betraf, waren sie mir zugänglich. Bisher Fehlanzeige! Aber das muss nichts heißen. Möglicherweise schlummert da noch etwas bei dem BND oder beim Verfassungsschutz. Oder Bykow hat es sogar geschafft, dass dort alles verschwunden ist, was ihn irgendwie hätte kompromittieren können. Denn eins ist klar: Ohne seine alten KGB-Verbindungen hätte er nicht der wichtige Verbindungsmann im illegalen Kunsthandel werden können, der er zweifellos ist.« Dommacher atmete tief durch. »Leider konnte man ihm nie etwas nachweisen, aber das könnte sich nun ändern.«
»In wie fern?«, hakte Kriminaldirektor Bock nach.
»Nun, ich erwähnte ja gerade die Ermordung von Sergej Michailov. Einen Tag zuvor starb Boris Korzeniowskij in seiner Datscha unweit von St. Petersburg. Korzeniowskij stand auch mit Bykow in Kontakt und gehörte derselben Szene an. Er residierte normalerweise am Genfer See und sorgte für die Geldwäsche der Gewinne aus den illegalen Deals. Offenbar findet da gerade eine Säuberungsaktion innerhalb der Kunst-Mafia statt, die durch die Aufdeckung des Eremitage-Skandals verursacht wurde. Jeder, der irgendwie in der Sache drinhängt, versucht jetzt erstens, Kunstobjekte, die er noch auf Lager hat, möglichst schnell abzustoßen und zweitens diejenigen loszuwerden, die ihn als Mitwisser kompromittieren würden.«
»Und Bykow soll dahinter stecken?«, fragte Kriminaldirektor Bock.
»Das wissen wir nicht«, bekannte Dommacher. »Wir wissen nur, dass es eine Verbindung zwischen Bykow und den bisherigen Opfern gibt.«
»Dann könnte es durchaus sein, dass er selbst auch auf der Todesliste steht«, folgerte ich.
»Durchaus«, stimmte Dommacher zu. »Falls jemand, der über ihm in der Organisation steht, ihn als Gefahr ansieht.«
»Jedenfalls wird Herr Bykow uns einige Fragen zu beantworten haben«, stellte Kriminaldirektor Bock fest. »Bei unserem Vorgehen geht es in erster Linie darum, Bykows Hintermänner zu ermitteln, die offenbar schon seit Jahren ihr Geschäft auch hier in Hamburg betreiben.«
Dommacher ergriff noch einmal das Wort und ergänzte: »Um das von Kriminaldirektor Bock skizzierte Ziel dieser Operation zu erreichen, wurde uns Unterstützung des russischen Innenministeriums zugesagt. Sie schicken einen hochrangigen Ermittler, der sich auf dieses Gebiet spezialisiert hat. Sein Name ist Valerij Marenkov und eigentlich sollte er bereits eingetroffen sein.«
»Es wundert mich, dass ich nichts davon gehört habe«, erklärte Kriminaldirektor Bock, während sich auf seiner Stirn eine Falte bildete.
Dommacher hob die Augenbrauen. »Ich habe keine Ahnung, wo Marenkov bleibt. Dass Sie noch nicht informiert wurden, liegt wohl einfach daran, dass diese Art von internationaler Zusammenarbeit auf höchster Ebene im Bundeskanzleramt und im Auswärtigen Amt verhandelt wird.«
»Möglich«, brummte unser Chef.
»Dass der Typ hier nicht aufgetaucht ist, liegt wahrscheinlich mal wieder an der schlechten Organisation der Russen«, äußerte sich unser Kollege Tommy Kronberg.
Dommacher warf dem ehemaligen Beamten der Schutzpolizei einen tadelnden Blick zu. »Haben Sie Vorurteile?«, fragte er kühl.
»War ja nur eine Vermutung«, meinte Tommy.
»Was auch immer Sie für Vorurteile gegen Russen haben mögen – auf Marenkov treffen sie wohl kaum zu. Er ist ein hervorragender Ermittler und durch kompromissloses Vorgehen gegen die alten Seilschaften hervorgetreten.« Dommacher deutete auf unseren Kollegen Max Herter. »Ihr Kollege Herter war so freundlich, heute noch in aller Schnelle ein paar Dossiers über die Leute zusammenzustellen, von denen seit langem bekannt ist, dass sie auf dem illegalen Kunstmarkt in Hamburg irgendeine Rolle spielen. Wir werden nicht umhin kommen, einen Großteil dieser Leute abzuklappern und zu befragen, um ein klareres Bild darüber zu bekommen, was gegenwärtig in der Szene so los ist. Ich bin überzeugt davon, dass es uns mit dem entsprechenden Einsatz auch gelingen wird, die verschlungenen Pfade der Ikonen zurückzuverfolgen, die gegenwärtig den Markt überschwemmen.«
»Gut«, nickte Kriminaldirektor Bock. »Ich schlage vor, dass Sie die Befragung von Bykow vornehmen.«
Dommacher lächelte dünn. »Das hatte ich mir auch so vorgestellt.«
»Uwe und Roy werden Sie dabei begleiten«, ergänzte unser Chef. »Und die Dossiers gehen an alle Mitarbeiter, die ich für diesen Fall abstelle.«
Wenig später saßen Roy und ich im Porsche. Der Motorenklang kam mir immer noch ziemlich fremd vor. Aber was die Leistung anging, konnte es die Dodge Viper mit jedem Original-Porsche aufnehmen.
Meinhart Dommacher benutzte seinen eigenen Wagen. Es handelte sich um einen Alpha Romeo, der ihm von der Fahrbereitschaft unseres Präsidium für die Dauer seines Aufenthalts zur Verfügung gestellt worden war.
Bykow wohnte in einem umgebauten Bürogebäude, das jetzt vornehmlich Eigentumswohnungen enthielt. Wir stellten den Wagen auf einem der wenigen Parkplätze ab, die es in der Umgebung gab und mussten die letzten fünf Minuten bis zur Haustür zu Fuß laufen.
Dort trafen wir Dommacher, der ebenfalls zugesehen hatte, dass er seinen Wagen irgendwo in der Gegend abstellen konnte.
»Ich habe bereits geklingelt«, erklärte Dommacher. »Leider macht niemand auf. Weder in der Galerie, noch in der Privatwohnung.«
»Versuchen wir es noch mal«, schlug Roy vor. »Um Bykow in die Fahndung zu geben, ist es vielleicht noch ein bisschen früh, oder?«
Dommacher drückte erneut auf die Klingel.
Wir warteten ab.
Im Untergeschoss war seine Galerie untergebracht. Darüber bewohnte er eine Etage, die mindestens zweihundert Quadratmeter hatte und damit für Hamburger Verhältnisse schon fast unverschämt groß war.
Die Galerie machte erst am frühen Nachmittag auf.
Offenbar konnte sich ihr Besitzer nicht vorstellen, dass es Kunstfreunde gab, die bereits am Vormittag Interesse daran hatten, sich ein paar Stücke anzusehen.
»Die Galerie ist mehr oder minder zur Tarnung da!«, erklärte Meinhart Dommacher. »Da finden Sie ein paar Gemälde von ausgeflippten modernen russischen Künstlern, die Bykow zu exorbitanten Preisen einkauft.«
»Na, wenn er Sie hier in Hamburg mit Gewinn verkaufen kann!«, gab Roy zurück.
»Genau das ist der Punkt«, erklärte Dommacher. »Wahrscheinlich kann er das nicht.«
»Geldwäsche?«, fragte ich.
»Ich würde sagen ja – nur ist ihm das bisher vor Gericht nicht bewiesen worden. Aber der Verdacht liegt natürlich nahe.«
Eine ziemlich breit gebaute Frau in den Fünfzigern kam zu uns an die Tür. Sie musterte uns.
»Wer sind Sie?«
Ich hielt ihr meinen Ausweis unter die Nase. »Uwe Jörgensen, Kripo. Dies sind meine Kollegen Roy Müller und Meinhart Dommacher. Wir suchen Herrn Wladimir Bykow.«
»Da sind Sie hier leider verkehrt«, behauptete sie und drängte sich zwischen uns hindurch zur Tür.
»Wieso, wohnt Herr Bykow seit neuestem nicht mehr hier?«, fragte Dommacher überrascht.
»Doch, das tut er schon. Aber Herr Bykow ist ein sehr arbeitsamer Mann. Der steht um 5 Uhr auf und erledigt seine Büroarbeit.« Sie sah auf ihre Uhr. »Jetzt treffen Sie ihn zwei Straßen weiter im Café Kaputt an. Da frühstückt er für gewöhnlich. Und zwar ziemlich ausgedehnt. Das ist auch gut so, dann stört er mich nicht dabei, wenn ich alles in Ordnung bringe.«
»Die Galerie und die Wohnetage?«
»Ja. Da muss man schon im Akkord arbeiten, wenn alles sauber sein soll. Aber Herr Bykow kann es nicht leiden, wenn er dabei ist und durch den Staubsauger oder ähnliches aus seinen Gedanken herausgerissen wird. So was geht ihm unheimlich auf die Nerven!« Die korpulente Frau atmete tief durch. »Aber ich will nicht meckern, schließlich bezahlt er mich hervorragend. Ich bin jetzt schon seit zehn Jahren bei ihm. Damals kam unsere Jüngste in die Realschule und wir konnten das Geld gut...«
»Schon gut«, sagte Roy. »Wir werden es mal bei diesem Café Kaputt versuchen.«
»Einfach fünf Minuten die Straße entlang, dann können Sie das Schild gar nicht verfehlen!«
»Danke.«
Sie schloss die Tür auf. »Falls wir noch Fragen haben: Wie ist denn Ihr Name?«, fragte ich.
Sie musterte mich erneut von oben bis unten. »Florentine Matuschka. Was wollen Sie eigentlich von Herr Bykow?«
»Nur ein paar Routinefragen«, sagte ich, schrieb mir anschließend noch Florentine Matuschkas Adresse auf und hinterließ ihr meine Karte. Frau Matuschka studierte sie eingehend, bevor sie das Stück Papier in ihrer Manteltasche verschwinden ließ, die Tür vollends öffnete und in der Galerie verschwand.
»Also auf zu diesem Laden, der sich Café Kaputt nennt«, forderte Dommacher uns auf.
Wir hatten schon ein paar Schritte hinter uns gebracht, als wir aus der Galerie einen furchtbaren Schrei hörten.
Instinktiv ging unser Griff sofort zur Dienstwaffe.
Wir kehrten zur Haustür zurück.
Frau Matuschka öffnete sie.
Kreidebleich trat sie uns entgegen.
»Kommen Sie!«, flüsterte sie. »Ich weiß gar nicht, wie ich das Herr Bykow beibringen soll.«
»Wovon sprechen Sie, Frau Matuschka?«, fragte ich.
»Es ist eingebrochen worden. Die Galerie ist ein einziges Chaos. Seien Sie vorsichtig! Vielleicht sind die Täter noch da drin!«
Mit der Waffe in der Hand drangen wir in die Galerie ein. Frau Matuschka folgte uns.
In der Galerie waren mehrere Vitrinen für Ausstellungsstücke zerschlagen worden. Außerdem hatten die Täter Gemälde von den Wänden gerissen und auf den Boden geschleudert. An anderen Stellen gab es leere Haken. Moderne russische Kunst schien den oder die Eindringlinge nicht besonders interessiert zu haben, denn sie hatten sie achtlos liegengelassen.
Roy rief per Handy Verstärkung.
In sämtlichen Räumen der Galerie sah es ähnlich aus. Ein in die Wand eingelassener Safe stand offen. Er war leer.
Neben einer zerschlagenen Glasvitrine fand sich eine deutliche Blutspur auf dem Boden.
»Scheint als wäre Herr Bykow der nächste auf der Todesliste der Kunstmafia gewesen«, meinte Dommacher.
»Sie setzen voraus, dass das Blut von Bykow stammt«, erwiderte ich.
»Ich finde, das liegt nahe.«
»Jedenfalls dürfte das vorhandene Spurenmaterial ausreichen, um einen DNA-Test durchzuführen«, stellte Roy fest und steckte seine Waffe ein. »Abgesehen davon werden die Kollegen der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst hier zweifellos jeden Millimeter unter die Lupe nehmen. Mal sehen, was noch so an Spuren hinterlassen wurde.«
»Wenn es sich um die Leute handelt, die ich in Verdacht habe, wird man gar nichts weiter finden«, stellte Dommacher klar. »Zumindest nichts, was wir nicht finden sollten. Das sind nämlich Profis.«
»Warten wir es ab«, schlug ich vor.
Frau Matuschka war uns gefolgt.
Die Blutlache sah sie jetzt offenbar auch zum ersten Mal. Sie war ganz bleich geworden. »Mein Gott«, flüsterte sie. »Herr Bykow wird doch wohl nichts passiert sein...«
»Haben Sie auch einen Schlüssel für die Wohnung?«, fragte ich.
»Ja. Da muss ich schließlich auch saubermachen und Herr Bykow ist oft für längere Zeit auf Geschäftsreisen... Zum Lift kommen Sie über die Tür dahinten!«
»Und das Treppenhaus?«
»Ist direkt daneben.«
»Gibt es hier eigentlich eine Alarmanlage?«
Frau Matuschka nickte. »Ja, aber sie war ausgeschaltet.«
»Hat Sie das nicht gewundert?«
»Ehrlich gesagt nein. Es kommt öfter vor, dass Herr Bykow vergisst, sie wieder einzuschalten, wenn er hier ist. Ich habe ihn schon des Öfteren deswegen angesprochen. Schließlich nützt es nichts, eine Direktleitung zu einem privaten Sicherheitsdienst zu haben, wenn die Anlage gar nicht aktiviert ist.
»Kennen Sie den Code?«, fragte ich.
Frau Matuschka runzelte die Stirn. »Natürlich kenne ich den Code, der eingegeben werden muss...«
Ich wandte mich an Roy. »Sehen wir uns in der Wohnung um.«
»Okay«, nickte mein Kollege.
Frau Matuschka gab mir den Schlüssel für die Wohnung.
Wir gingen durch die Tür, die sie uns gezeigt hatte, während Dommacher bei ihr blieb.
Die Chance, dass sich der oder die Täter noch im Gebäude aufhielten, schätzten wir zwar gering ein. Aber auszuschließen war es nicht.