Kurzgeschich 2022 - Thomas Manderley - E-Book

Kurzgeschich 2022 E-Book

Thomas Manderley

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Beschreibung

Kurzgeschich – Das ist eine Sammlung von Mini-Kurzgeschichten, die im Rahmen einer Schreibchallenge auf einer Social-Media-Plattform entstanden sind. Die Geschichten in diesem Buch schrieb der Autor innerhalb weniger Stunden nach der Bekanntgabe des jeweiligen Themas. Herausgekommen ist dabei eine kunterbunte Mischung aus Mini-Kurzgeschichten, von unterhaltsam bis skurril komisch, von poetisch bis rührend, die den Einfallsreichtum und die Wandlungsfähigkeit des Autors zeigt. Dieser Band enthält alle Geschichten aus dem Jahr 2022.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 107

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Thomas Manderley

Kurzgeschich 2022

Alle Mini-Kurzgeschichten 2022

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Traumwetter

Das Mitbringsel

Im Schnabel des Raben

Schlagfertigkeit

Die Entscheidung

Es war einmal ein Wölkchen

Fußballbeben

Fridolin

Es piept!

Gedankenspiele

Überdruck

Die Flucht

H(a)i, da bin ich!

Die unerträgliche Schweinerei des Wetters

Paula, die Henriette hieß

Die Besichtigung

Aufwind

Der dreizehnte Mann

Der Notruf

Die Wette

Generationen

Das ewige Lächeln

Am Rhein

Der Test

Sehnsucht

Seifenoper?

Modern Planting

Wärmegewitter

Die wichtigste Mahlzeit des Tages

Ednukdre

Eines Nachts in Oberbayern – Das Halloween-Special

Die Expedition

Die Detektivin – Das Weihnachts-Special

Impressum neobooks

Vorwort

Alle Geschichten in diesem E-Book entstammen einer Schreibchallenge auf einer Social-Media-Plattform, an der ich in unregelmäßigen Abständen teilnehme. Dabei wird jeweils ein Thema vorgegeben, über das der Autor dann eine Mini-Kurzgeschichte verfassen muss. Die Geschichten in diesem Buch habe ich jeweils wenige Stunden nach Bekanntgabe des jeweiligen Themas verfasst.

Vielen Dank an Lara Würfel und die anderen Administratoren der Schreibgruppe für die Themenauswahl.

Traumwetter

Thema: Schreibe eine kurze Geschichte über jemanden, der sich selbst in einer peinlichen Situation im TV sieht.

Thorsten schlug die Autotür zu, hielt sich die Aktentasche über den Kopf und rannte los in Richtung Hauseingang. Er trat in tiefe Pfützen, aus denen das Regenwasser wie aus einem Springbrunnen umherspritzte. Ein paar Meter die Straße hinunter, rechts in den Stichweg und schon war er da.

Mit durchnässten Hosenbeinen stand Thorsten vor der Tür und kramte in seinen Jackentaschen nach dem Hausschlüssel. Doch plötzlich tauchte Frau Kolbitz aus dem Erdgeschoss neben ihm auf und sah ihn mit verfinsterter Miene an: „Na, Sie haben ja wieder einen Blödsinn erzählt gestern. Gott sei Dank habe ich meinen Regenschirm zum Hundespaziergang mitgenommen. Euch sogenannten Wetterexperten habe ich noch nie über den Weg getraut und, wie man heute wieder sehen konnte, mit Recht.“

„Aber ich habe doch ...“, stammelte Thorsten, traf aber auf taube Ohren.

„Komm, Rico, wir gehen rein!“, sagte Frau Kolbitz in Richtung ihres Pudel-Rüden, schloss die Tür auf und ging ins Haus. Rico schüttelte sich noch einmal kräftig, bevor er den Flur betrat und verpasste Thorstens Hose so das endgültige Aus.

Langsam und nachdenklich stampfte Thorsten die Treppe hinauf. Doch auf halbem Weg kam ihm Dennis, der junge Student aus der Dachwohnung entgegen und begrüßte ihn mit einem breiten Grinsten im Gesicht: „Hallo Thorsten, coole Show gestern. War wohl mal wieder nix!“ Er klopfte ihm tröstend auf die Schulter und ging weiter, ohne eine Antwort abzuwarten.

Thorsten runzelte die Stirn, blieb einen Moment stehen und dachte: „Aber ich … zum Teufel!“. Er nahm die letzten Stufen bis zu seiner Wohnungstür und schloss auf.

Als er in den Korridor trat, kam ihm Jana, seine Frau, bereits entgegen: „Hallo Schatz. Wie lief’s heute?“ Sie gab ihm einen Schmatzer auf die Wange.

„Gut. Alles klar. Aber etwas ist merkwürdig: Ich bin gerade Frau Kolbitz und Dennis, diesem Studenten begegnet. Sie meinten, ich hätte gestern falsch gelegen mit der Prognose. Aber ich habe starke Regenschauer angesagt. Das weiß ich genau.“

„Vielleicht haben sie es missverstanden. Ist doch egal. Komm, das Essen ist fertig und wartet in der Küche auf dich.“

„Ich habe die Vorhersage gestern nach der Aufnahme nicht normal gesehen. Hast du sie dir angeguckt?“ Thorsten zog seine nassen Schuhe aus und stellte sie auf den Abtreter neben der Tür.

„Nein, habe ich nicht. Aber komm jetzt, bevor alles kalt wird.“ Jana nahm Thorsten den Mantel ab und brachte ihn ins Badezimmer zum Trocknen.

„Warte kurz.“ Thorsten ging in sein Büro, klappte seinen Laptop auf und öffnete die Mediathek seines Senders im Internet. Und tatsächlich: Seine gestrige Vorhersage war bereits online.

Eine Minute später schallte ein verzweifeltes „Jana, komm schnell her!“ durch die Wohnung.

„Was ist denn so dringend, Schatz?“, Jana war bereits ins Büro geeilt.

„Die haben gestern die falsche Aufzeichnung gesendet. Sieh dir das an!“

Jana ging um den Schreibtisch herum und sah Thorsten über die Schulter: „Ach du Scheiße! Das ist ja eine Uralt-Vorhersage. Sieh dir mal deine Haare an und das Hemd habe ich vor ein paar Wochen in die Altkleidersammlung gegeben.“

„Das darf doch nicht wahr sein!“ Thorsten schlug den Laptop zu, stand auf und stürmte aus dem Büro: „Bin gleich wieder da.“

„Ja und das Essen?“, rief Jana.

Aber Thorsten antwortete nicht. Ohne Mantel und ohne Regenschirm sprang er die Treppe hinunter, rannte zum Auto und fuhr mit durchdrehenden Reifen los.

Zwanzig Minuten und eine viel zu schnelle Autofahrt später riss Thorsten die Tür zum Büro seiner Kollegin Claudia auf: „Was hast du da angerichtet? Du hast gestern die falsche Aufzeichnung gesendet. So ein Mist!“

„Upps!“ Claudia grinste.

„Upps? Das ist alles?“ Thorsten spürte, wie sein Blutdruck immer weiter in die Höhe stieg.

„Na ja …“, begann Claudia mit ihrer Erklärung, aber Thorsten unterbrach sie:

„Ja hat das denn noch keiner gemerkt? Hat sich der Chefredakteur noch nicht gemeldet?“

„Ein paar Anrufe wegen der falschen Vorhersage gab es wohl.“ Claudia nippte an ihrem Kaffee.

„Aber wie konnte dir das nur passieren? Sieht ja fast so aus, als hättest du das mit Absicht gemacht.“

„Also …“, Claudia stellte ihre Tasse ab: „Die Aufzeichnung war die vom gleichen Datum letztes Jahr.“

„Ja, aber warum?“

„An diesem Tag hatte ich frei. Das Wetter war traumhaft. Stefan und ich, wir waren picknicken und haben den ganzen Tag auf einer Decke, direkt am Flussufer verbracht und uns die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Die Zeit stand still und an diesem Tag haben wir uns verlobt. Heute sind wir glücklich verheiratet. Das war eine der schönsten Tage meines Lebens.“

„Ja und?“

„Nichts und. Sieh dir das Dreckswetter da draußen doch mal an. Manchmal soll man einfach träumen.“ Claudia sah Thorsten mit großen Augen an und lächelte.

„Du hast sie ja nicht mehr alle!“ Thorsten ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. Den Gang hinunter, vorbei an den Redaktionsbüros, der Eingangstür zum Studiobereich bis hinaus ins Foyer und weiter durch die große, gläserne Flügeltür hindurch zur Treppe am Eingang.

Doch plötzlich blieb Thorsten wie angewurzelt stehen: Der Regen und auch die Wolken hatten sich verzogen. Die Abendsonne schien herab, spiegelte sich auf der nassen Fahrbahn und verwandelte die mit Wassertropfen übersäten Blumenrabatte am Gehwegrand in glitzernde Kunstwerke. Thorsten spürte wieder Wärme auf seiner Haut und auch sein Ärger hatte sich in Luft aufgelöst. Ja sogar ein Lächeln huschte ihm übers Gesicht.

„Ja: Manchmal soll man einfach träumen.“, dachte er, als er durch die übriggebliebenen Pfützen zurück zu seinem Wagen ging.

Das Mitbringsel

Thema: Schreibe eine kurze Geschichte über eine Tasche, mit geheimnisvollem Inhalt.

Schlüsselklappern: der magische Klang. Frauchen kommt nach Hause. Bestimmt hat sie was mitgebracht, vielleicht einen leckeren Snack, oder ein neues Spielzeug. Egal: Runter vom Kratzbaum, in drei Katzensprüngen durchs Wohnzimmer und schon bin ich an der Tür.

Ja, was ist denn das? Frauchen hat eine große schwarze Tasche dabei. Ich habe die noch nie gesehen, wahrscheinlich ist sie neu. Aber das ist ja auch egal. Die Frage ist doch: Was ist drin?

Das Telefon klingelt. Frauchen stellt die Tasche ab, nimmt ihr Handy und geht in die Küche. Jetzt kommt das übliche Ritual: Sie klemmt das Telefon zwischen Schulter und Ohr ein, quatscht wirres Zeug, das ich nicht verstehe, und hantiert an dieser komischen Maschine rum, die immer so viel Krach macht und diese seltsame, stinkende, braune Brühe absondert. Und Frauchen trinkt das Zeug auch noch: Menschen sind schon sonderbare Tiere.

Ich will jetzt endlich wissen, was in der Tasche ist! Frauchen kann sich offensichtlich nicht in halbstarke Katzen hineinversetzen. Na ja, vielleicht hilft es, wenn ich ihr ein wenig um die Beine streiche.

Nein, sie setzt sich und lacht beim Telefonieren. Das kann eventuell länger dauern. Also: Selbst ist die Katze. Vielleicht kann ich ja erschnüffeln, was drinnen ist.

Also angenehm riecht das nicht, eher muffig und … Oh Gott, ich muss gleich würgen. Ich würde ja lieber auf Abstand bleiben, wenn ich nur nicht so neugierig wäre. Also dann: Nase zu und auf zum nächsten Versuch.

Mist, kein Reißverschluss. Die Dinger kann man manchmal aufziehen: mit der Kralle einhaken und dann mit etwas Schwung, Kraft und Glück. Aber die hier hat so einen Schnallenverschluss, absolut Katzensicher: blöd!

Aber es gibt nur eine Schnalle in der Mitte. Vielleicht kann ich den Stoff an der Seite anheben und … Nein, es klappt nicht. Unter der Abdeckung mit der Schnalle gibt es noch einen zusätzlichen Reißverschluss und den bekomme ich so nicht auf. Da muss ja was wirklich Wertvolles drin sein. Bestimmt ein Katzensofa, zum gemütlichen Fernsehen oder ein goldener Fressnapf oder Katzenstreu mit Fischgeruch: Frauchen will sich bestimmt bei mir entschuldigen. Sie hat mich gestern ausgemeckert, nur weil ich ihre gute Teekanne vom Tisch geschmissen habe. Aber woher sollte ich bitte wissen, dass das kein Spielzeug war?

Egal, ich habe etwas entdeckt: Auf der anderen Seite der Tasche gibt es ein paar Öffnungen, die nur mit einer Art feinem Netz abgedeckt sind. Ist das jetzt Mode, oder will sie damit Fische fangen? Na, ich muss es ja nicht verstehen. Leider kann ich nichts erkennen, wenn ich da durchgucke, aber zumindest weiß ich jetzt, wie der Gestank nach außen kommt.

Ah, Frauchen hat aufgelegt. Sie kommt, ich muss wieder niedlich aussehen. Am besten setze ich mich, bewege die Schwanzspitze hin und her und sage etwas zu ihr: „Miau“.

„Na, Mitzi, bist schon gespannt, oder?“

Na, und ob …

„Ich habe eine Überraschung für dich!“

Jetzt kommts, jetzt kommts … Frauchen öffnet endlich die Schnalle und den Reißverschluss. Aber warum quatscht sie in die Tasche hinein?

„Oh, hast du ein Häufchen gemacht und bist eingeschlafen? Na, dann muss ich dich wohl erstmal sauber machen. Sieh mal, Mitzi, das hier ist Oskar, dein neuer Spielgefährte!“

Aaaaaaaaaah, sie holt einen Welpen aus der Tasche: Ich bin am Ende! Unweigerlich mache ich einen hohen Buckel und fauche erstmal anständig. Was soll das sein: ein kotverschmierter Cockerspaniel in pseudoniedlich? Das war’s: Ich bin raus. Ich werde das Frauchen wechseln. Und meinen Kratzbaum … Ach, den lasse ich nachliefern!

Im Schnabel des Raben

Thema: Schreibe eine kurze Geschichte über eine Familienfeier.

„Wir haben uns hier versammelt, um unseren geliebten Heinrich …“ Der Pfarrer musste kurz husten.

„Wir haben uns hier …“, noch ein Huster.

„Wir …“ Dieses Mal war es ein regelrechter Hustenanfall: „Bitte entschuldigen Sie mich einen kurzen Moment.“, sagte der Pfarrer mit heiserer Stimme und hochrotem Gesicht. Dann verschwand er in einen kleinen Nebenraum hinter dem Altar.

Ein leichtes Raunen ging durch die Reihen der Trauergäste, bevor wieder andächtige Stille eintrat.

„Was der wohl hat?“, flüstere Helene ihrer Schwester Birgit zu, die zu ihrer Rechten saß.

„Keine Ahnung. Zurzeit geht’s ja um. Ich denke, dass unser Vater sich auch irgendwas eingefangen hat und das hat dann diesen Herzinfarkt ausgelöst.“

„Ach Quatsch, diesen Infarkt hatte er nur, weil er die Hand nicht von der Rotweinflasche losbekommen hat. Und du hast ihm auch noch eingeredet, das sei gesund.“

„Jetzt mach aber mal halblang!“ Birgits Stimme wurde lauter: „Erstens ist das kein Quatsch und zweitens habe ich ihm nichts eingeredet. Rotwein ist gesund und außerdem hatte Vater kein anderes Vergnügen mehr im Leben, als ab und zu ein Glas zu trinken.“

„Schon wieder Quatsch! Du faselst nur Blödsinn heute! Der hatte doch jede Menge Freunde, mit denen er …“

Helene konnte nicht ausreden, denn Rudolf, Birgits Mann, schnitt ihr das Wort ab: „Kannst du bitte aufhören, ständig meine Frau zu beleidigen! Du hast es sowieso nötig.“

„Und du lass gefälligst meine Frau in Ruhe!“, mischte sich Norbert, Helenes Mann, ein.

„Na, du solltest erstrecht den Mund halten!“, erwiderte Rudolf laut, so dass wieder ein Raunen durch die Reihen der Kapelle ging. Aber Rudolf hatte gerade erst begonnen: „Als wenn euch Heinrichs Tod so ungelegen käme!“

„Sag das nochmal!“, Helene sprang auf.

„Na, Ihr habt euch doch von Heinrich sponsern lassen, wo es nur ging: Wohnung, Auto, sogar beim Benzin hat er euch finanziert. Und jetzt, wo ihr wieder einen neuen Wagen braucht, hat er euch den Geldhahn zugedreht und alleine könnt Ihr euch keinen leisten oder finanzieren. Kein Wunder, wenn du so einen Taugenichts in die Familie einheiraten lässt.“

Jetzt sprang auch Norbert auf und wollte sich zu Rudolf durchdrängeln, aber Birgit hielt ihn zurück.

„Wir sehen uns nachher draußen!“, rief Norbert aber seine Worte gingen im allgemeinen Tumult, der inzwischen unter den Trauernden entstanden war, unter.

Doch plötzlich öffnete sich die Eingangstür der Kapelle, begleitet von einem markerschütternden Quietschen, dass die Zahnfüllungen der Gäste erzittern ließ.

Eine große Gestalt in einem schwarzen Kapuzenumhang kam herein und ging langsamen Schritts in Richtung des Sargs, der vor dem Altar aufgebahrt war. Es herrschte gespenstische Ruhe. Nur das Aufschlagen der Stiefelsohlen der Gestalt auf den marmornen Boden hallte von den Wänden wider wie Hammerschläge auf einen Amboss.

Vor dem Sarg angekommen, blieb die Gestalt stehen und hob die Arme wie zwei Schwingen in die Luft. Im nächsten Moment öffnete sich der Sargdeckel.