Kuschel dich glücklich! - Gerhard Schrabal - E-Book

Kuschel dich glücklich! E-Book

Gerhard Schrabal

4,8

Beschreibung

Die Entdeckung der 'Kuschelenergie' Kuscheln unter Erwachsenen - das heißt Sexualität und Paarbeziehung. Oder vielleicht doch nicht? Jeder von uns - ob in einer Beziehung oder als Single - hat ein Bedürfnis nach Nähe und zärtlicher Berührung. Diese Sehnsucht kann und darf erfüllt werden! Ein Weg, wie einander fremde Menschen ganz schnell in innigen Kontakt kommen und selig miteinander kuscheln können: In immer mehr Städten werden 'Kuschelpartys' angeboten, deren Teilnehmer Entspannung, Glück und Zufriedenheit in einem bisher kaum vorstellbaren Ausmaß erfahren. Das Geheimnis dahinter heißt 'Kuschelenergie'. Diese übersteigt bei Weitem unsere bisherigen Vorstellungen von Intimität, Liebe und Beziehung. Eine kleine Gruppe von Kuscheltrainern hat sie entdeckt. Autor und 'Kuschelmeister' Gerhard Schrabal ist einer dieser Pioniere. Er nimmt Sie mit auf eine faszinierende Reise in eine neue Welt der Zärtlichkeit.

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Gerhard Schrabal

KUSCHEL DICH GLÜCKLICH!

DIE HEILENDE ENERGIE VON KUSCHELPARTYS

ÜBER DEN AUTOR

Gerhard Schrabal, geboren 1960, ist ein Kuscheltrainer der ersten Stunde. An der Entwicklung der deutschen und insbesondere der Münchner Kuschelparty-Szene hatte und hat er maßgeblichen Anteil. Seit vielen Jahren entwickelt er innovative Ansätze zu den Themen individuelle Persönlichkeitsentwicklung, zwischenmenschliche Kommunikation und bewegende Gruppenerfahrungen.

Zunächst studierte er Elektrotechnik (Dipl.-Ing.) und Internationales Management (MBA) und war in führenden Unternehmen in Beraterpositionen tätig. 1995 machte er sich als Coach und Trainer mit seiner eigenen Firma selbstständig.

Im Rahmen seiner Arbeit entdeckte er u. a. das Thema Raufen als Mittel der Bewusstwerdung und der direkten Kommunikation. Seit 1996 leitet er verschiedene Workshops und Events zu diesem Thema: spielerisch, reflektierend, sinnlich, spirituell – und stets in einem sicheren Rahmen, der von liebe- und respektvollem Umgang miteinander geprägt ist. 2004 gründete er mit anderen die Rauf-Akademie München.

Seit 2013 ist er außerdem als spiritueller Lehrer beim »Forum Erleuchtung« aktiv. Sein Anliegen dort ist, die intellektuellen Diskussionen durch unmittelbare emotionale und körperliche Erfahrungen zu bereichern. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der entstehenden Gruppenenergie, einem Feld von sehr hoher Intensität, das der in diesem Buch beschriebenen »Kuschelenergie« nicht unähnlich ist.

Nähere Informationen unter: www.gerhard.schrabal.de

Dieses Buch enthält Verweise zu Webseiten, auf deren Inhalte der Verlag keinen Einfluss hat. Für diese Inhalte wird seitens des Verlags keine Gewähr übernommen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich.

 

ISBN 978-3-8434-6148-1

Gerhard Schrabal:Umschlag: Silja Bernspitz, Schirner,Kuschel dich glücklich!unter Verwendung von # 11422710Die heilende Energie(Natalia Rashevskaya), # 20282382von Kuschelpartys(Hans-Jürgen Krahl) und # 33532398© 2014 Schirner Verlag, Darmstadt(panco), www.fotolia.com Zusätzliches Motiv: # 20282381 (Hans-Jürgen Krahl), www.fotolia.comRedaktion: Bastian Rittinghaus, Schirner E-Book-Erstellung: HSB T&M, Altenmünster

www.schirner.com

1. E-Book-Auflage 2015

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

 

 

 

 

Dies ist ein Buch über das Glücklichsein. Es soll dir einen Weg dorthin zeigen.

Wenn du magst, kannst du jetzt sofort damit beginnen.

 

 

 

 

 

 

INHALT

ÜBER DEN AUTOR

VORBEMERKUNGEN

DANKSAGUNG

VORWORT VON MARIANNE SCHERER

PERSÖNLICHES VORWORT DES AUTORS

ÜBERBLICK

TEIL 1: GLÜCKLICH SEIN – WIE GEHT DAS EIGENTLICH?

Prolog

Gefühltes Glück

Berühren und berührt werden

Das subjektive Bedürfnis nach Berührung

Physiologische Aspekte

Entwicklungspsychologische Aspekte

Berührung und Sexualität

Gesellschaftliche Aspekte

Angenommensein

Geborgenheit

Gemeinsame Entspannung

Mann-Frau-Begegnung

Nachnähren

Unerfüllte Bedürfnisse

Traumatisierungen

Zugehörigkeit

Missverständnisse und Missbrauch

Mit Fremden kuscheln?!

TEIL 2: KUSCHELPARTY – WAS IST DAS DENN?

Geschichte und Bedeutung

Was ist eine Kuschelparty?

Spezielle Arten von Kuschelpartys

Rauf-und-Kuschelparty

Wasserkuschelparty

Tanz-und-Kuschelparty

Andere Veranstaltungen

Die Münchner »Kuschelfamilie«

Kuscheln oder Nichtkuscheln?

Kuschelregeln, Tipps und Empfehlungen

Wie finde ich die nächstgelegene Kuschelparty?

Vorbereitung

Auf einer Kuschelparty

Nach der Veranstaltung

Wie kann ich eine Kuschelparty selbst organisieren?

Ausbildung zum/zur Kuscheltrainer/-in

TEIL 3: DAS PHÄNOMEN »KUSCHELENERGIE«

Erfahrungen, Beobachtungen und Reflexionen

»Wie ich die ›Kuschelenergie‹ erfahre«

Wie »Kuschelenergie« entstehen kann

Begegnung und Kohärenz

Die Psyche öffnet sich von innen

Eine große Familie, die viel freien Raum gibt

Ich kuschle, also bin ich

Erklärungsmodelle

Lagerfeuer und Bärenfell

Die Maslow’sche Bedürfnispyramide

Qualitätssprung durch Resonanz

Entdeckung und Erforschung der »Kuschelenergie«

Die Entdeckung der »Kuschelenergie«

Der Stand der Wissenschaft

Ein neuer wissenschaftlicher Ansatz

Kuschelpartys als Instrument persönlicher und gesellschaftlicher Entwicklung

Randbedingungen: Freiheit und Sicherheit

Ein erster Schritt zum »Himmel auf Erden«?

Individuelle Aspekte

Gesellschaftliche Aspekte

Nächstenliebe: Kuscheln als spiritueller Weg

TEIL 4: WAS TEILNEHMER/-INNEN SAGEN

In der Eröffnungsrunde

Kuschelparty Berlin

Kuschelparty Frankfurt

Live in Funk und Fernsehen

Mit Abstand nach der Veranstaltung

Erfahrungsberichte Kuscheln-in-München

Weitere Erfahrungsberichte München

Teilnehmer-Feedback Kuschelparty Berlin

Erfahrungsberichte Rauf-und-Kuschelparty München

Erfahrungsbericht Tanz-und-Kuschelparty Weßling

TEIL 5: BEITRÄGE VON KUSCHELTRAINER(INNE)N

Vom Berühren zum Begreifen

Mein Weg zum Kuscheltrainer

Die Kölner Kuschelparty und ich

Wie unser Gruppenkuscheln begann …

Raufen und Kuscheln als Weg der Selbsterforschung

Spielraum von Liebe und Absichtslosigkeit

Kuscheln als Selbsthilfe

Spielwiese für Erwachsene

Meine persönlichen Erfahrungen

Kuscheln nur für Frauen

Ihre Hände sind die Verlängerung Ihres Herzens!

Ist kuscheln integral oder bloß präverbal?

Kuschelabende mit Fremden: innere und äußere Friedensarbeit

Eine Kuschelgeschichte

TEIL 6: PRESSEBERICHTE

Das Wunder der Berührung

Heute schon gekuschelt?

Das Ende der Einsamkeit

Berührung ist Heilung und Kommunikation

Interview mit einer Kuscheltrainerin

Verführung zur Berührung

SCHLUSSWORT

 

 

 

 

 

Wo zwei oder drei in meinem Namen

versammelt sind,

da bin ich mitten unter ihnen.

Matthäus Kap. 18, Vers 20

 

 

 

 

 

 

VORBEMERKUNGEN

Im Jahre 71 v. Chr. wurden mehrere Tausend Anhänger eines Mannes gekreuzigt, der die römische Gesellschaftsordnung radikal infrage gestellt hatte. Sein Name ist bis heute mit der Idee von Freiheit und Gleichheit aller Menschen verbunden: Spartacus.

Damit relativiert sich das Schicksal eines anderen Mannes, der ca. 100 Jahre später ans Kreuz genagelt wurde. Sein Name steht für eine aus heutiger Sicht noch viel revolutionärere Idee: die Nächstenliebe.

Für uns sind Freiheit und Gleichheit aller Menschen fast schon selbstverständlich. Aber die Idee, dass wir jeden unserer Mitmenschen ebenso lieben wie uns selbst, ist bis heute noch weit von ihrer Verwirklichung entfernt. Was vielleicht auch daran liegt, dass wir uns selbst nicht wirklich lieben können. Weil wir das nie gelernt haben und weil das in unserer Gesellschaft auch nicht anerkannt wird.

Wie können wir unter diesen Umständen mit anderen Menschen gemeinsam glücklich sein? Mit Menschen, die wir kennen – und erst recht mit Menschen, die wir noch nicht kennen? Ist das überhaupt möglich? Das sind einige der Fragen, die das vorliegende Buch beleuchten und beantworten will.

Die Neuzeit hat uns Mitteleuropäer mit einer Vielzahl von Errungenschaften beschenkt. Der durch die Aufklärung ermöglichte Fortschritt hat in kürzester Zeit Krankheiten, Hunger und Mangel besiegt, hat uns Bildung und Wohlstand gebracht und damit große persönliche Freiheit und Sicherheit. Aber er hat uns auch voneinander entfremdet.

Unser Körper und unsere Gefühlswelt haben mit dieser Entwicklungsgeschwindigkeit nicht Schritt gehalten. Im Grunde unseres Herzens leben wir immer noch in der Steinzeit und sehnen uns danach, am Ende des Tages in einer Horde zusammenzuliegen, gemeinsam zu entspannen, uns gegenseitig die Läuse aus dem Fell zu zupfen, Wärme, Geborgenheit, Zusammengehörigkeit und sanfte Berührungen zu spüren.

Sexualität, Paarbeziehung, Kleinfamilie, selbst wenn wir sie haben – und viele haben sie nicht –, sind dafür kein vollständiger Ersatz.

Nähe, körperliche Berührung, Kuscheln: Das ist in unserer Gesellschaft oft nur in Familie und Partnerschaft denkbar, und manchmal auch dort nicht. Wenn, dann ist es bei Erwachsenen fast immer und fast zwangsweise mit Sexualität verknüpft. Wer Single ist, ob notgedrungen oder freiwillig, oder wer einen Partner hat, der nicht mitkuschelt, dessen Bedürfnisse bleiben unbefriedigt. Kein Wunder, dass Haustiere so hoch im Kurs stehen.

Viele der Älteren unter uns haben als Säugling die Erfahrung verinnerlicht, von der Mutter getrennt zu werden und allein zu sein unter vielen anderen Säuglingen, die alle aus Leibeskräften schreien. Diese Erfahrung prägt unsere Gesellschaft noch immer. Jeder leidet für sich und schreit sein Leid in die Welt hinaus – natürlich streng im Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen. Wenn wir aber genau hinhören, sind die Hilferufe, die unserer Mitmenschen und unsere eigenen, nicht zu überhören.

Der weggelegte Säugling, der in vielen von uns immer noch schreit, hat eine ganz klare Vorstellung von Glückseligkeit: Nähe, Wärme, Körperkontakt, sanfte Berührungen, Angenommensein. Mit einem Wort: Er will kuscheln. Oder besser: gekuschelt werden.

Wir alle wollen glücklich sein. Aber tief im Inneren spüren wir, dass uns etwas fehlt. Dass da etwas ist, was uns davon abhält. Psychologen, Soziologen, erleuchtete Esoteriker – sie alle haben vielfältige Erklärungen hierfür, die uns aber nicht wirklich weiterhelfen. Obwohl einige wohl auf der richtigen Spur sind: Sie sprechen von »Trennung« als der wahren Ursache und bieten auf dieser Basis mehr oder weniger komplizierte Lösungsvorschläge an.

Aber vielleicht ist ja alles viel einfacher. Vielleicht müssen wir gar nicht so viel tun, um das Gefühl der Trennung zu überwinden, und es genügt, ganz konkret die Erfahrung zu machen, nicht getrennt zu sein, angenommen zu sein, dazuzugehören und sanft berührt zu werden – und das hinreichend lange, hinreichend intensiv und hinreichend oft.

Die Neurobiologie konnte in den letzten Jahren zeigen, dass sich auch im Gehirn eines Erwachsenen noch neue neuronale Verschaltungen bilden können. Wir können Erfahrungen quasi »nachholen« oder »umprogrammieren«. Auch diverse Therapierichtungen berichten von der Möglichkeit, grundlegende und dauerhafte Veränderungen mit einfachen Mitteln zu bewirken.

In diesem Buch stelle ich Ihnen die vermutlich einfachste Möglichkeit vor. Sie beruht auf einem Phänomen, das ich, gemeinsam mit anderen, erst vor einigen Jahren selbst entdeckt habe. Lassen Sie sich überraschen – und berühren!

DANKSAGUNG

Die Entstehung dieses Buches wurde inspiriert und unterstützt von Frau Dipl.-Biol. Rosi Döbner. Hierfür, und für die jahrelange konstruktive Zusammenarbeit, möchte ich mich an dieser Stelle bedanken.

 

 

 

 

VORWORT VON MARIANNE SCHERER

Marianne Scherer ist freie Journalistin und Autorin in München. Sie hat die Entstehung dieses Buches über zwei Jahre hinweg auf dankenswerte Weise unterstützt. Mehr von ihr können Sie auf Seite 222 ff. lesen.

Das Bedürfnis nach Zuwendung und Liebe ist mindestens so alt wie die Menschheit selbst. Und genauso lange kann dieser Bedarf nicht immer befriedigend gedeckt werden, denn man ist dabei stets von anderen Menschen und deren Gunst abhängig.

In Deutschland leben der Statistik zufolge immer mehr Singles, und die Tendenz ist steigend. Manche Singles führen ihren Lebensstil aus Überzeugung, doch die Mehrzahl erlebt das Single-Dasein eher unfreiwillig und ist auf der Suche nach einem geeigneten Partner bzw. einer geeigneten Partnerin. Wird man fündig, ist das Problem von mangelnder Nähe und Zuwendung gelöst, denn die Kuscheleinheiten sind zunächst einmal gesichert. Doch in Partnerschaften kann es kriseln oder sie zerbrechen ganz, und man steht wieder allein da. Wie wird dann der Wunsch nach Nähe und Zuwendung erfüllt? Zum Teil durch Freunde, zum Teil durch Familienmitglieder, die man herzen, umarmen und auch mal küssen kann. Und natürlich auch über Haustiere wie Hund oder Katze, denen man seine Liebe und Fürsorge – oft mangels anderer Gelegenheit – angedeihen lässt.

Die Art der Nähe, die man erleben kann, ist durch gesellschaftliche Konventionen geregelt. Man kuschelt eben nicht mit Fremden, man küsst auch nicht jeden X-Beliebigen, und man kommt anderen körperlich nicht zu nah. Wird aber der in jedem Menschen vorhandene Kuschelwunsch auf Dauer nicht erfüllt, kann es zu psychischen und physischen Störungen kommen. Man kann buchstäblich krank werden, wenn man langfristig Defizite in Sachen Nähe erlebt.

Hier können Kuschelpartys rasche Abhilfe schaffen. Die revolutionäre Erfindung dieser Partys – die erste fand 2004 in New York statt – hat etwas verändert. Denn durch diese Partys kann das tiefe menschliche Bedürfnis nach Nähe, Zuwendung und Berührung auf unkonventionelle Weise befriedigt werden. Der springende Punkt dabei ist, dass bei dieser Art der Zusammenkunft Kuscheln und körperliche Nähe auch außerhalb von Partnerschaft, Familie und engstem Freundeskreis möglich sind, und zwar ohne weitergehende Verpflichtungen, etwa sexueller Art. Man kann daran teilnehmen und wieder gehen, ganz anonym, wenn man das so will. Das ist ein völlig neues und großartiges Angebot in unserer modernen Gesellschaft, in der immer mehr Menschen – und das in jeder Altersgruppe – vereinsamen. Natürlich stellt diese Form der Annäherung für die meisten Menschen zunächst einmal eine große Herausforderung dar, da bestehende Tabus gebrochen werden müssen und eine Menge Vorurteile zu überwinden sind. Ist dies aber erst einmal geschehen, ist die Freude und Erleichterung darüber groß, dass körperliche und seelische Nähe in diesem geschützten Rahmen möglich ist. Das zeigt die Praxis und die immer größer werdende Beliebtheit von Kuschelpartys.

PERSÖNLICHES VORWORT DES AUTORS

In unserem tiefsten Herzen wünschen wir uns Nähe zu anderen Menschen. Wir hungern nach dem Gefühl des Angenommenseins, dürsten nach Zugehörigkeit und sehnen uns nach körperlichem Kontakt, danach, zu streicheln und gestreichelt zu werden.

Gleichzeitig haben wir Angst vor dieser zwischenmenschlichen Nähe. Wir haben nie wirklich gelernt, damit und den Gefühlen umzugehen, die aus ihr resultieren. Vielleicht sind wir auch gedemütigt und verletzt worden, als wir uns das letzte Mal auf Nähe eingelassen haben.

Auf jeden Fall wünschen wir uns und brauchen wir ein Gefühl von Sicherheit, einen sicheren Rahmen, um uns auf das »Abenteuer Nähe« einzulassen. Dieser Rahmen wird traditionell von Familie und Partnerschaft zur Verfügung gestellt. Außerhalb dieses Rahmens ist zwischenmenschliche Nähe in unserer Gesellschaft nicht vorgesehen.

Für viele Singles, insbesondere jenseits der 30 oder 40, stellt das ein Problem dar. Aber auch in vielen Partnerschaften kommt nach Jahren des Zusammenlebens oft keine echte Nähe mehr auf. Selbst Menschen mit einem reichen Sexualleben wünschen sich manchmal, einfach nur gehalten und angenommen zu werden.

Um dieses von vielen Menschen immer stärker empfundene Bedürfnis nach Nähe – außerhalb von Familie und Partnerschaft – geht es in diesem Buch. Und es geht um Möglichkeiten, mit diesem Bedürfnis bewusst umzugehen, die Fähigkeiten im Umgang mit Nähe zu entwickeln, neue Erfahrungen zu machen und damit das eigene Leben zu bereichern.

Dieses Buch zeigt Ihnen eine neuartige Möglichkeit auf, Nähe mit bisher fremden Menschen zuzulassen, in einem sicheren Rahmen damit zu experimentieren und sie in einer liebevollen und achtsamen Atmosphäre auf bisher vielleicht unvorstellbar intensive Art und Weise zu erleben.

Es geht auf die möglichen Schwierigkeiten und auf die unglaublichen Möglichkeiten ein, die mit der Nutzung dieses innovativen Rahmens verbunden sind. Und es möchte Ihnen Mut machen, die gesellschaftlichen Konventionen zu überschreiten, sich dem »Abenteuer Nähe« zu stellen und sich selbst und die Welt neu zu entdecken.

Wenn wir lernen, uns auf Nähe einzulassen, und den Umgang damit in einer wundervollen Atmosphäre des Angenommenseins üben können, kann sich unser Leben dramatisch verändern. Das ist meine persönliche Erfahrung und die Botschaft, die ich in diesem Buch mit Ihnen teilen will.

 

 

 

Worin besteht also die wahre

Aufgabe des Menschen?

Sicherlich ist es die eigentliche Aufgabe des Menschen, die Wahrheit, Gott, zu entdecken, zu lieben und nicht, sich in isolierenden Aktivitäten zu verlieren.

Gerade in der Entdeckung des Wahren

findet sich Liebe, und diese Liebe in

den zwischenmenschlichen Beziehungen

wird eine andere Zivilisation,

eine neue Welt schaffen.

ÜBERBLICK

Zum Thema Glücklichsein gibt es bereits zahlreiche Veröffentlichungen. Meist handelt es sich dabei um wissenschaftliche Untersuchungen ökonomischer oder soziologischer Art. Oder aber um psychologische Ratgeber, die einen Glückszustand durch Änderung äußerer Lebensumstände oder der inneren Einstellung bewirken wollen.

Dieses Buch beschreibt einen einfachen, direkten Weg zu Glück und Zufriedenheit – indem die elementaren menschlichen Grundbedürfnisse gestillt werden, die in unserer Gesellschaft ansonsten leider häufig zu kurz kommen: zärtliche Berührungen, liebevolles Angenommensein, Zugehörigkeit und Geborgenheit ohne Vorbedingungen sowie vollständige geistige, körperliche und seelische Entspannung. Dadurch, dass die Sehnsucht danach gemeinsam in einer sich spontan bildenden und ansonsten anonymen Gruppe erfüllt wird, wird eine bisher kaum vorstellbare Innigkeit und glückliche Zufriedenheit möglich – und das in kürzester Zeit, ohne große Anstrengungen und ohne daraus resultierende Verpflichtungen.

Das Phänomen, das dies ermöglicht, ist bisher nur in Insiderkreisen bekannt und wird dort als »Kuschelenergie« bezeichnet. Es wurde im Rahmen von Kuschelpartys entdeckt, wo es immer wieder auftritt. Diese Veranstaltungen werden seit einigen Jahren immer populärer, sind aber der breiten Öffentlichkeit noch weithin unbekannt. Kuscheln ist hierbei nicht in einem sexuellen, sondern in einem sozialen Kontext zu verstehen, als Reminiszenz an das steinzeitliche Zusammenliegen in einer Horde. Die Möglichkeiten, die sich aus der Entdeckung dieses Phänomens ergeben, könnten revolutionär sein – sowohl in Bezug auf das individuelle Leben des Einzelnen als auch, was die weitere Entwicklung unserer Gesellschaft betrifft.

In den Teilen 1 bis 3 gibt dieses Buch einen Überblick über die wissenschaftlichen Grundlagen, das Phänomen selbst und das Umfeld seiner Entdeckung. Wir beginnen mit der physiologischen Basis des Glücklichseins und gelangen von dort über eine ausführliche Beschreibung des Themas Kuschelparty zu der dort entstehenden »Kuschelenergie«. Dabei sind einige der Kapitel und Abschnitte eher theoretisch und andere eher praktisch orientiert. In den Teilen 4 bis 6 kommen dann Teilnehmer/-innen und Veranstaltungsleiter/-innen mit ihren persönlichen Erfahrungen sowie die Presse als außenstehender Beobachter zu Wort.

Sie, lieber Leser bzw. liebe Leserin, sind herzlich eingeladen, das Sie Interessierende in der für Sie sinnvollen Reihenfolge aus dem vorliegenden Angebot herauszupicken. Der strukturierte Aufbau und das ausführliche Inhaltsverzeichnis können Sie dabei unterstützen. So kann es z. B. durchaus sinnvoll sein, mit dem letzten Teil zu beginnen und sich dann nach Lust und Laune durch die restlichen Teile zu lesen. Oder Sie können die vorgegebene Reihenfolge einhalten und weniger interessante Abschnitte einfach überspringen. Betrachten Sie das Lesen als eine praktische Übung für Ihr Verhalten: Achten Sie auf Ihre Intuition, folgen Sie Ihrer Neugier, und vergessen Sie nicht, dass es in diesem Buch darum geht, glücklich zu sein.

So können Sie ganz praktisch einen ersten Einblick gewinnen in eine bisher nur wenigen zugängliche Welt, in der zum Teil völlig fremde Menschen zusammenkommen, um einfach gemeinsam glücklich zu sein. Spätestens am Ende dieses Buches sollten Sie in der Lage sein, selbst zu entscheiden, ob Sie eventuell auch den nächsten Schritt tun wollen: einfach auf eine Kuschelparty gehen und mitmachen.

 

 

 

We hold these truths to be self-evident,

that all men are created equal,

that they are endowed by their Creator

with certain unalienable Rights,

that among these are Life,

Liberty and the pursuit of Happiness.

US Declaration of Independence July 4th, 1776

Teil 1:

GLÜCKLICH SEIN – WIE GEHT DAS EIGENTLICH?

 

 

Prolog

Jeder Mensch strebt auf die eine oder andere Weise nach Glück – mit sehr unterschiedlichem Erfolg.

Das Streben nach Glück steht als hervorgehobenes individuelles Grundrecht schon in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Wenn wir aber die Menschen in unserer Umwelt betrachten, wenn wir gar bei uns selbst nach innen spüren, so scheinen wir in den über 230 Jahren, die seither vergangen sind, nicht viel Fortschritt gemacht zu haben. Woran liegt das?

Zum einen natürlich daran, dass dieses Grundrecht erst seit relativ kurzer Zeit wirklich allen Menschen (und nicht nur Männern aus der weißen Oberschicht) zugestanden wird. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass das Streben nach Glück in unserer Gesellschaft zuvorderst als individuelles Streben verstanden wird: Jeder Einzelne strebt für sich und unabhängig von anderen nach dem Glück (»Jeder ist seines Glückes Schmied«). Äußerstenfalls wird Glück in einer Paarbeziehung oder im Rahmen einer Familie angestrebt. Aber auch dort scheint es vielen nicht wirklich zu gelingen.

Unsere Beziehungen sind dementsprechend nach dem Vorbild einer marktorientierten kapitalistischen Gesellschaft organisiert – und damit auf paarweisen Austausch angelegt, egal ob es dabei um Geld oder z. B. um Gefühle geht: Ich gebe, um etwas zu bekommen. Auch dort, wo Menschen sich in be- oder neu entstehende Gruppen begeben, um ihr Glück zu finden, geht es häufig um einen geregelten Austausch, der z. B. über eine mehr oder weniger formale Zugehörigkeit geregelt wird: Welche Vorleistungen muss ich erbringen, um dazuzugehören, und welche Leistungen kann ich dann erwarten? Auch hierbei geht es nicht nur um finanzielle oder materielle Aspekte. Es geht auch um die Frage der persönlichen Anpassung, z. B. um ein bestimmtes Glaubensbekenntnis oder um gemeinsamen Alkoholkonsum, und um die emotionale Belohnung, die daraus entspringt, sich dazugehörig fühlen zu dürfen.

In diesem Buch wollen wir einen neuen Weg kennenlernen, einen Weg zum gemeinsamen Glücklichsein (fast) ohne Vorleistungen!

Gefühltes Glück

Ich war z. B. zwischen Mallorca und Cannes auf seiner Yacht, …, und er schickte sein Privatflugzeug nach Mallorca, sodass ich zurück nach L. A. fliegen konnte, um vorzusprechen … Im ersten Jahr habe ich vor Staunen meinen Mund nicht zubekommen. Aber danach fühlte es sich an, als sei es normal. Und bald wurde ich ziemlich schnippisch, wenn der Hubschrauber nicht pünktlich da war.

US-Starlet Melissa Prophet

über ihre Zeit mit dem Multi-Milliardär Adnan Khoshogi, um 1990

Glücklich zu sein gilt allgemein als eine Frage der Voraussetzungen. Die meisten Menschen glauben, sie wären glücklich, wenn nur bestimmte Bedingungen erfüllt wären: Wenn sie im Lotto gewännen, wenn sie einen besseren Job hätten, einen bestimmten Partner oder was auch immer, dann würden sie glücklich sein.

Wer je die Erfahrung machen durfte, dass alle oder doch die meisten seiner Wünsche in Erfüllung gingen, der weiß, dass dem nicht so ist. Vielleicht folgt eine kurze Phase der Euphorie, aber nach kurzer Zeit fühlt es sich wieder fast genauso an wie vorher. Das liegt daran, dass sich unser Fühlen nicht verändert hat, nur die äußeren Umstände. Dies liefert einen ersten Hinweis, wo ein möglicher Ansatzpunkt zu wirklicher Veränderung liegen könnte: im Fühlen und Spüren, beim Berühren und Berührtwerden. Dazu passt, was Menschen in den üblichen Paarbeziehungen suchen: körperliche Berührung, emotionale Nähe und das Gefühl von Zusammengehörigkeit. (Für viele gehört hierzu auch Sexualität. Auf dieses Thema wollen wir hier aber nicht weiter eingehen. Warum das so ist, wird spätestens im Teil 3 offensichtlich werden, wenn wir uns der »Kuschelenergie« zuwenden.)

Diese drei Gefühle von Berührung, Nähe und Zusammengehörigkeit werden uns auf der vor uns liegenden Entdeckungsreise immer wieder begegnen. Wir beginnen beim Fühlen in seiner elementarsten Form: dem Spüren körperlicher Berührung.

Berühren und berührt werden

Das subjektive Bedürfnis nach Berührung

Der Mensch ist aus biologischer Sicht ein Säugetier. Körperkontakt und Berührungen gehören zu seinen Grundbedürfnissen. Für das kleine Kind, das wir alle einmal waren, sind sie überlebenswichtig. Aber auch viele Erwachsene sehnen sich nach Körperkontakt, nach der Berührung nackter Haut.

In unserer Kultur wird dieses Bedürfnis, wenn überhaupt, nur in Familie und Partnerschaft ausgelebt. Andererseits wächst in Deutschland die Zahl der Singles, der Geschiedenen, der Alleinerziehenden und der allein lebenden Alten ständig. Letztere sind besonders betroffen von Einsamkeit und Mangel an Berührungen. Viele von ihnen leben notgedrungen allein oder in Heimen und haben große Schwierigkeiten, menschlichen Kontakt, Aufmerksamkeit und eben auch körperliche Berührungen zu erhalten. Sie leiden stumm, weil sie sich mit ihrer Situation abgefunden haben oder sie vielleicht sogar als normal empfinden. Oder sie nehmen unbewusst unser Gesundheitssystem in Anspruch, um ein Mindestmaß an Zuwendung zu erhalten.

Aber auch in anderen Altersgruppen sind diese unerfüllten Bedürfnisse weitverbreitet. Selbst Menschen mit lebhaftem Sexualleben können ein Defizit an liebevoller Berührung, an Angenommensein und Zugehörigkeit empfinden. Manchmal ist es sogar so, dass eben dieses Sexualleben dazu dient, den empfundenen Mangel zu kompensieren. Was aber nicht gelingt, weil es sich um verschiedene Bedürfnisse handelt. Daneben gibt es natürlich noch jede Menge anderer Ersatzhandlungen. Wenn Sie kurz darüber nachdenken, fallen Ihnen spontan vermutlich mindestens drei ein.1

Leider ist keine davon geeignet, Sie oder einen anderen Menschen wirklich glücklich zu machen.

Physiologische Aspekte

Zwischenmenschliche Körperkontakte haben die Bedeutung eines Lebensmittels, insbesondere für kleine Kinder. Ohne liebevolle Berührung verhungert der Mensch. …

Wir müssen berührt werden, um uns selbst und andere lieben zu können.

Privatdozent Dr. habil. Martin Grunwald

Gründer und Leiter des Haptik-Forschungslabors der Universität Leipzig

Die Haut ist eines der größten und wichtigsten Organe des Menschen. Neben der physischen Abgrenzung zur Umwelt vermittelt sie auch zahlreiche Sinneseindrücke, mit denen wir unsere Umwelt erspüren und mit ihr in Kontakt treten.

Die positiven Wirkungen von angenehmen, liebevollen Berührungen dieser »fühlenden Hülle« auf den gesamten Körper, auf seine Gesunderhaltung, und auch auf die seelische Gesundheit sind inzwischen recht gut erforscht. Allerdings sind die physiologischen Zusammenhänge ziemlich kompliziert – und für unser Thema im Detail gar nicht relevant. Wir wollen daher an dieser Stelle die wesentlichen Erkenntnisse nur kurz zusammenfassen:

Eine wesentliche Wirkung von Berührungen ist die Verminderung sogenannter Stresshormone. Das sind körpereigene Botenstoffe, die bei empfundener Bedrohung den Körper auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorbereiten. Neben anderen Prozessen wird vermehrt Blutzucker bereitgestellt, das Immunsystem heruntergefahren, Anspannung und Wachsamkeit werden erhöht und die Schmerzwahrnehmung wird reduziert. Wenn wir uns also bedroht fühlen, werden wir durch die Wirkung dieser Stresshormone energiegeladen und wachsam. Unsere Wahrnehmung fokussiert sich auf das unmittelbare Überleben. Gleichzeitig werden wir unempfindlich für eventuell auftretende Schmerzen, um in unseren Handlungen nicht behindert zu werden. All dies kann in einer echten Gefahrensituation, wie sie unsere Vorfahren regelmäßig erlebten, absolut lebenswichtig sein.

Auch in unserer modernen Umwelt gibt es hin und wieder noch Situationen, die eine solche körperliche Reaktion rechtfertigen. Meist sind wir heute aber ganz anderen, meist psychischen und länger anhaltenden Belastungen ausgesetzt. Die Bedrohung wird zwar empfunden, ist aber nicht real: Die früher lebenswichtige Stressreaktion läuft ins Leere. Der Körper geht in Bereitschaft, aber der Kampf oder die Flucht findet nicht statt. Die Stresshormone zirkulieren permanent im Körper, und das bleibt nicht ohne Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit. Viele der modernen Zivilisationskrankheiten können auf die eine oder andere Weise auf andauernde Stressbelastung zurückgeführt werden, vom Übergewicht über Herz-Kreislauf-Probleme bis zum Burn-out. Die Liste der stressbedingten Erkrankungen ist aber zu lang, um hier näher darauf einzugehen.

Sportliche oder sexuelle Aktivität, ausreichend Schlaf und auch bewusste Entspannung, z. B. durch Meditation, können dabei helfen, die Konzentration der Stresshormone im Blut zu reduzieren. Als ganz besonders effektiv aber gelten angenehme körperliche Berührungen.

Die zweite wesentliche Wirkung ist die Ausschüttung von sogenannten Wohlfühl- oder Glückshormonen. Hierzu zählen u.a. Endorphine, Dopamin, Serotonin und Oxytocin. Sie werden so genannt, weil sie entspannend wirken und tatsächlich Glücksgefühle hervorrufen. Wegen der mit Rauschgiften vergleichbaren Wirkung werden sie auch als körpereigene (endogene) Drogen bezeichnet. Im Gegensatz zu exogenen, d.h. körperfremden Drogen sind sie aber nicht gesundheitsschädlich, sondern im Gegenteil gesundheitsfördernd. Sie stärken das Immunsystem und fördern allgemein das gesundheitliche Wohlbefinden. Bei Kindern fördern sie die körperliche und geistige Entwicklung. Die vollständige Liste der heilsamen Wirkungen ist auch hier zu lang, um im Detail darauf eingehen zu können. Wir halten daher nur fest, dass wir hier – ganz allgemein – die physiologische Grundlage des Glücklichseins gefunden haben.

Besondere Erwähnung verdient das als »Kuschelhormon« oder auch als »Beziehungshormon« bezeichnete Oxytocin. Es wird im Hypothalamus gebildet, von der Hypophyse gespeichert und bei Bedarf ausgeschüttet. Dies geschieht in besonders hohen Dosen bei Frauen während des Stillens und während des Orgasmus. Geringere Dosen werden bei zärtlicher Berührung (Streicheln, Umarmen, etc.) freigesetzt. Oxytocin stärkt auf diese Weise sowohl die Paarbindung als auch die Mutter-Kind-Bindung. Auch unter völlig Fremden fördert es Vertrauen und Beziehungsbereitschaft. Bei Konflikten wirkt es deeskalierend. In Gruppen fördert es den Zusammenhalt.

Oxytocin löst ein Gefühl der Behaglichkeit und Geborgenheit aus und wirkt euphorisierend und beruhigend. Der Blutdruck und die Herzfrequenz werden gesenkt, ebenso die Konzentration von Stresshormonen im Blut. Zudem löst es bei Schwangeren durch Kontraktion der Gebärmutter die Geburtswehen aus und steuert die Milchproduktion in den Brustdrüsen.

Berührungen, Glückshormone und vor allem das Oxytocin sind vermutlich die physiologische Basis des Phänomens »Kuschelenergie«. Aber das ist natürlich noch nicht die ganze Geschichte – der Mensch ist ja nicht nur ein körperliches Wesen.

Entwicklungspsychologische Aspekte

Berührt, gestreichelt und massiert zu werden, das ist Nahrung für das Kind. Nahrung, die genauso wichtig ist wie Mineralien, Vitamine, und Proteine. Nahrung, die Liebe ist. Wenn ein Kind sie entbehren muss, will es lieber sterben. Und nicht selten stirbt es wirklich.

Frederick Leboyer, »Vater der sanften Geburtsmedizin«

Auf den Kinderstationen in den Krankenhäusern waren Besuchszeiten von dreimal zwei Stunden wöchentlich die Regel, und wer meinte, sein krankes Kind brauche mehr Zuwendung, der leistete der Verweichlichung Vorschub.

Elke Schmitter in Der Spiegel 06/13 über die Zustände in Deutschland um 19652

Der Tastsinn ist die Basis unserer Selbst- und Welterfahrung. Er vermittelt uns sinnlich die Trennung zwischen uns und dem, was außerhalb unseres Körpers existiert. Durch ihn nehmen wir nicht nur unsere Umwelt wahr, sondern auch zugleich uns selbst. Er stiftet die Relation zwischen uns und der Welt, in der wir leben.

Privatdozent Dr. habil. Martin Grunwald

Gründer und Leiter des Haptik-Forschungslabors der Universität Leipzig

Körperkontakt ist die natürlichste, tiefste und direkteste Kommunikationsform zwischen Menschen. Und das international, über alle Sprach- und Rassenbarrieren hinweg. Unser Körper und unsere Seele empfangen durch sanfte Berührung lebensnotwendige Signale von Sicherheit, Wärme und Geborgenheit.

Bei Neugeborenen ist der Hautkontakt mit der Mutter ganz besonders wichtig. Er gibt Ihnen ein Gefühl von Einheit, Geborgenheit und Sicherheit für das ganze spätere Leben. Kinder, die gleich nach der Geburt Hautkontakt mit dem Körper der Mutter haben und auch weiterhin viel Zuwendung und Liebe durch Berührungen und Streicheln erfahren, entwickeln sich schneller und gesünder. Sie sind lebendiger und wissbegieriger, lernen schneller und bauen vor allem ein gesundes Selbstvertrauen auf – aber auch Wertschätzung für andere. Anhand einer amerikanischen Studie konnte man nachweisen, dass sich Frühgeburten durch ständigen Körperkontakt mit der Mutter weitaus besser entwickeln als andere, die nur mit medizinischen Schläuchen versehen im »Brutkasten« überleben mussten.

aus: Berührung – Nahrung für die Seele, von Günter Griebl3

Über den Tastsinn erhält der menschliche Embryo seine allerersten Sinneswahrnehmungen. Bereits in der achten Schwangerschaftswoche, mit einer Größe von ca. 2,5 cm, beginnt er, seine Umgebung und sich selbst zu ertasten. Das Kleinkind steckt später alles in den Mund, weil es mit Lippen und Zunge am besten spüren kann. Und der Erwachsene spricht völlig zu Recht von »begreifen« und »erfassen«, wenn er »verstehen« meint. Für den Menschen ist der Tastsinn wesentlich bedeutsamer, als wir gemeinhin glauben.

Neuere Forschungen haben gezeigt, dass, wenn werdende Mütter sanft berührt und gestreichelt werden, sich dies günstig auf die spätere Mutter-Kind-Bindung auswirkt. Hingegen wirkt sich Stress negativ aus. Der entspannende Besuch einer Kuschelparty ist also gerade für schwangere Frauen sehr zu empfehlen, egal ob mit oder ohne Partner. Die Erfahrung, wie sie zusammen mit dem noch ungeborenen Kind in das große Kuschel-Rudel aufgenommen wird, sollte sich jedenfalls keine werdende Mutter entgehen lassen.

Nach der Geburt ist direkter Hautkontakt entscheidend für die Entwicklung des Neugeborenen. Zahlreiche Studien belegen den positiven Einfluss von Berührungen und die möglichen Schäden, die aus einem Mangel daran resultieren können. Da seine anderen Sinne noch nicht vollständig ausgeprägt sind, ist für einen Säugling der Tastsinn von ganz zentraler Bedeutung: zur Wahrnehmung der Umgebung, aber auch als Mittel der Kommunikation. Beim Erwachsenen ist er durch die »wichtigeren« Kanäle Hören, Sehen und Denken überlagert. Wenn diese aber zur Ruhe kommen, dann kann er wieder ganz bewusst wahrgenommen werden. Umgekehrt kann ein bewusstes Spüren auch zu Beruhigung und Entspannung führen. Eine Hand zu halten oder sanft umarmt zu werden, kann bei Stress und Schock Wunder wirken. Wir bekommen wieder einen ganz konkreten Bezug zum Hier und Jetzt.

Eine angenehme sanfte Berührung erinnert unseren Körper auch an sein Dasein als zufriedener Säugling. Diese unbewusste Assoziation (und das damit verbundene wohlige Gefühl) ist ein weiteres Element, das beim Zustandekommen der »Kuschelenergie« eine wichtige Rolle spielt.

Berührung und Sexualität

Ausgelöst durch ein großes Berührungsdefizit in unserer unterkühlten Gesellschaft wird eine liebevolle Berührung oft als Aufforderung zum Sex missverstanden und löst statt einem Wohlgefühl innere Unruhe oder manchmal sogar Panik aus. Die Folge ist möglicherweise ein Kurzschluss unserer Gefühle. Zu viel angestaute Bedürfnisse werden plötzlich freigesetzt und können dann oft nicht mehr kontrolliert werden. Es ist, als würde in unserer Psyche eine Staumauer brechen oder der Blitz einschlagen – mit entsprechenden Folgen oder sogar Fehlhandlungen und gefühlsmäßigen Schäden für uns und den anderen. Ein Rückzug nach innen und der erneute »Berührungsschutz« nach außen sind dann die unheilsamen Folgen. Ein Teufelskreis, aus dem es nur einen einzigen Weg gibt:

Berührungen üben, üben, üben …!

aus: Berührung – Nahrung für die Seele, von Günter Griebl, BIO 03/994