Kuss der Wölfin Sammelband 2 | Teil 4 & 5 | Krieger der Dunkelheit & Im Schatten des Mondes - Katja Piel - E-Book

Kuss der Wölfin Sammelband 2 | Teil 4 & 5 | Krieger der Dunkelheit & Im Schatten des Mondes E-Book

Katja Piel

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Beschreibung

Nach der längeren Auszeit auf dem Segelboot in Griechenland, fühlt sich Anna seltsam bedrückt und findet nicht mehr in ihren Alltag zurück. Selbst die Wandlung in einen Wolf hilft ihr nicht. Doch Rosa hat bereits eine Vermutung, die Anna nicht wahrhaben will und sie trifft eine folgenschwere Entscheidung. Das ist nicht ihre einzige Sorge, denn etwas Dunkles wurde erweckt und bedroht nicht nur ihr Leben... Esse kein Menschenfleisch und trinke kein Menschenblut!!! Beachte die Regeln und du wirst unsterblich sein. Verstoße gegen sie, und du wirst getrieben von Wut, Mordlust und Irrsinn ... Der finale Kampf kann beginnen. Es wird spektakulär. Wird die Welt der Wölfe endgültig vernichtet werden? Über das Buch Krieger der Dunkelheit, das hier enthalten ist und vorne angestellt ist. In London ereignen sich schreckliche Überfälle. Menschen werden getötet und fürchterlich zugerichtet. Für Lynn Serenata, die Informantin der Venatio bei der Londoner Polizei, ist der Fall klar: Hier ist ein Werwolf zugange – oder gar ein ganzes Rudel? Als Führer der Venatio in England übernimmt Riley den Fall und bittet die clevere deutsche Venatio Katja um Unterstützung. Bald geht es für Riley um alles – nicht nur im Kampf gegen die Werwölfe, sondern auch in der Liebe.

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Seitenzahl: 552

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Kuss der Wölfin

ebook Pack

Krieger der Dunkelheit (Band 4)

Im Schatten des Mondes (Finale/Band 5)

Erotik-Fantasy Roman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Auflage 2015

Copyright © 2015 Katja Piel | Rodgau

Illustrationen/Vektor: Claus G. Pagel Covererstellung: Jdesign Cover Art http://www.jdesign.at/index.php Fotodesign: Heiko Warnke Modell: Bella Black-Steam Autorenfoto: Katja Piel Lektorat/Korrektorat: Susanne Pavlovic www.textehexe.com

 

Über dieses Buch:

Nach der längeren Auszeit auf dem Segelboot in Griechenland, fühlt sich Anna seltsam bedrückt und findet nicht mehr in ihren Alltag zurück. Selbst die Wandlung in einen Wolf hilft ihr nicht. Doch Rosa hat bereits eine Vermutung, die Anna nicht wahrhaben will und sie trifft

eine folgenschwere Entscheidung.

Das ist nicht ihre einzige Sorge, denn etwas Dunkles wurde erweckt und bedroht nicht nur ihr Leben...

Esse kein Menschenfleisch und trinke kein Menschenblut!!!

Beachte die Regeln und du wirst unsterblich sein. Verstoße gegen sie, und du wirst getrieben von Wut, Mordlust und Irrsinn ...

Der finale Kampf kann beginnen.

Es wird spektakulär.

Wird die Welt der Wölfe endgültig vernichtet werden?

Über das Buch Krieger der Dunkelheit, das hier enthalten ist und vorne angestellt ist.

In London ereignen sich schreckliche Überfälle. 

Menschen werden getötet und fürchterlich zugerichtet. 

Für Lynn Serenata, die Informantin der Venatio bei der Londoner Polizei, ist der Fall klar: Hier ist ein Werwolf zugange – oder gar ein ganzes Rudel? 

Als Führer der Venatio in England übernimmt Riley den Fall und bittet die clevere deutsche Venatio Katja um Unterstützung. Bald geht es für Riley um alles – nicht nur im Kampf gegen die Werwölfe, sondern auch in der Liebe. 

Hinweis: Die Novelle ‘Jäger der Finsternis’ ist in diesem Buch enthalten, da sie wichtig ist für das Finale. Weiterhin ist in diesem eBook der vierte Teil von Kuss der Wölfin, Krieger der Dunkelheit enthalten. Wer das Buch bereits gelesen hat, kann direkt innerhalb der Inhaltsangabe navigieren, um zum Finale zu gelangen.

Weitere Bücher aus der Kuss der Wölfin Reihe

Kuss der Wölfin - Band 1 - 3

(Enthält: Die Ankunft, Die Suche, Die Begegnung)

Kuss der Wölfin – Band 4 - 5

(Enthält: Krieger der Dunkelheit, Im Schatten des Mondes)

Über die Autorin:

Katja Piel wurde 1972 in Kelkheim geboren und lebt heute mit Mann und Kind in Rodgau.

Kuss der Wölfin war ihr Debüt als Autorin in 2013. Bald danach folgte die Schwanenzauber Trilogie, die von Amazon Publishing verlegt wurde.

 

Folgt der Autorin hier

 

Die Website der Autorin:

http://www.kussderwoelfin.wordpress.com

http://www.katjapiel.de

Social Media: www.facebook.com/kussderwoelfin

E-Mail: [email protected]

 

Kuss der Wölfin - Krieger der Dunkelheit (Band 4)

Inhaltsverzeichnis

Über das Buch | Impressum | Hinweise

Das Buch

PROLOG

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

47. Kapitel

48. Kapitel

Über das Buch Krieger der Dunkelheit

In London ereignen sich schreckliche Überfälle. 

Menschen werden getötet und fürchterlich zugerichtet. 

Für Lynn Serenata, die Informantin der Venatio bei der Londoner Polizei, ist der Fall klar: Hier ist ein Werwolf zugange – oder gar ein ganzes Rudel? 

Als Führer der Venatio in England übernimmt Riley den Fall und bittet die clevere deutsche Venatio Katja um Unterstützung. Bald geht es für Riley um alles – nicht nur im Kampf gegen die Werwölfe, sondern auch in der Liebe. 

Wer die ersten drei Teile noch nicht kennt: http://www.amazon.de/dp/B00IYTFSAQ 

Plötzlich war Katja müde. Zu müde, um zu kämpfen.

Er wartete bei seinem Wagen, und sie stand unschlüssig davor und konnte sich nicht entscheiden. Er kam zu ihr, legte seine Hände auf ihre Schultern, blickte ihr tief in die Augen. »Manchmal muss man sich fallen lassen können und dabei wissen, dass jemand da ist, der einen auffängt. Lass mich dieser Jemand sein.«

Leserstimmen 

»Action, Spannung, Erotik und Liebe gehen einher mit einer fantastischen Geschichte.Der Reihenstart ist ein „must have“ für alle Werwolf- und Gestaltwandlerfans.«

(Astrid Stegbauer - Leserin)

»Ein pures Lesevergnügen. Katja Piel hat es wieder geschafft, Fantasie, Spannung und Erotik in einem Buch zu erfassen und entführt viele Leser in eine wunderbare Welt der Werwölfe und Gestaltwandler.Die Kuss der Wölfin Serie ist daher ein muss für Fantasy Fans, da auch diese das Selbige verspricht.«

(Sa Ndra - Leserin)

»Kuss der Wölfin ist eine explosive Mischung aus Spannung, Dramatik, Liebe und prickelnder Erotik!Es gibt unglaublich viele, sehr unerwartete Wendungen, die aber der Spannung nichts wegnehmen, sondern sie eher noch aufbauen! Ich geb nur einen Satz aus dem dritten Teil "wortwörtlich" wieder: "Wahre Liebe findet ihre Bestimmung!"Und jaaa ich gebe dieser Aussage sowas von Recht!«

(Yvonne Sitte - Leserin)

»Ich bin immer auf der Suche nach Fantasy Romanen, die etwas anders sind als alles was man bisher so kennt. Vor einiger Zeit bin ich dann auf Kuss der Wölfin gestoßen und muss sagen, ich bin begeistert.

Katja Piel verwebt geschickt die Vergangenheit mit der Gegenwart. Auch die Charaktere sind sehr unterschiedlich und bergen viele Überraschungen. Beim Lesen der Trilogie bekommt man einfach Lust auf mehr und ich freue mich schon sehr auf die neue Reihe. Für mich ein absolutes Muss!«

(Tina Zängerling - Leserin)

»Pures Lesevergnügen mit Spannung, Action und einem spritzer Erotik.Katja Piel hat alles in einem prickelnden Maß zusammen gepackt, so dass keine Langeweile aufkommt.Ein Muss für alle Fantasyleser. Ihr werdet es genauso lieben, wie ich, das garantiere ich Euch.«

(Yvonne Rauchbach - Leserin)

»Kuss der Wölfin heißt: fesselnder, spannender Mysterythriller mit immer charismatischen und sympathischen Figuren. Eingebettet von Liebe und Erotik. Das bekommt man bei Katja Piel in einem Paket - und es lässt dich nicht los.«

(Bianca Ga - Leserin)

»Hier haben wir es Schwarz auf weiß: glitzernde Vampire gibt es nicht! Katja Piel hat es geschafft dem Werwolf eine mehr als gerechte Story zu schreiben. Stetig ansteigende Spannung, pure - knisternde Erotik zusammen mit einer ordentlichen Portion Action, lassen den Leser Kapitel für Kapitel an einer Welt teilhaben, die es bis dato noch nicht gab.«

(Rene Hergel - Leser)

»Einmal gefangen, kein Entkommen mehr. Katja Piel schaffte mit ihrer Trilogie etwas einzigartiges.Ob jung ob alt, ob Frau oder Mann, sie kann die Leser mitreißen.Fantasy, Erotik, Spannung und Action alles in einem , Langeweile kommt nie auf! Ihre Trilogie fesselte und verlangte nach mehr. Und jetzt kommt die Serie.Taucht in ihre Welt ein, und werdet selbst eine Wölfin oder ein Wolf.«

(Sue Dimter - Leserin)

»Ich bin über facebook auf Katja Piel und den Kuss der Wölfin aufmerksam geworden.Die Beschreibung des Buches, die Rezis versprachen nur Gutes und das Cover verführten mich zum Kauf.Ich lese viel Fantasy und war vom Kuss der Wölfin von der ersten Seite gefangen. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, um die Geschichte für den Leser verständlicher zu machen.Spannung, Erotik, unerwartete Wendungen und Humor sind gut dosiert.

Das Buch

Girls just wanna have fun

Kapitel 1

Die mit Graffiti beschmierten Betonwände in dem Treppenhaus schienen auf sie zuzukommen, als sie Stufe für Stufe ein Stockwerk nach dem anderen hinter sich ließ. Modriger Gestank begleitete sie, flackerndes Licht von defekten Neonröhren zauberte wirre Gebilde in die Ecken. Aus ihrem Kopfhörer knatterte eine Stimme: »Gesichert, Katja.« Die SEK hatte das Gebäude also umstellt, Geiseln und Geiselnehmer waren gesichtet worden. Ihre Einsatzkollegen folgten ihr beinahe lautlos.

Wie immer bei einem solchen Einsatz pochte ihr Herz rasend schnell. Schweiß lief ihr den Nacken hinab, ihr Kopf war vollkommen leer. Hitze staute sich unter dem schwarzen Helm. Sie entsicherte ihre Glock 17 im Halfter und schlich sich an die Wohnungstür. Drei Wohnungen pro Stockwerk. Ihr Ziel war die linke. Die Tür der rechten Wohnung stand offen. Auf dem Boden im Hausflur lag eine ältere Frau, neben ihr auf dem Boden ein Handy, um sie herum hatte sich eine Blutlache gebildet. Sie hatte die Polizei alarmiert und war daraufhin das erste Opfer des Amokläufers geworden.

Katja senkte das Kinn etwas nach unten. »Alles ruhig.«

»Er ist im Wohnzimmer. Zwei kleine Mädchen, drei und etwa sechs Jahre alt. Mutter sitzt auf dem Sofa. Er hat ein Messer, mit dem er den Mädchen gefährlich nahe kommt. Kein freies Schussfeld. Ich wiederhole: Kein freies Schussfeld!« Wieder knackte es in ihrem Kopfhörer.

»Verstanden.« Katja drehte sich zu ihren Kollegen. »Keiner tut etwas ohne meinen Befehl. Ich werde versuchen, ihn von den Kindern wegzulocken.« Ihre Männer nickten, postierten sich neben und hinter ihr. Mit gestrafften Schultern klopfte Katja an die Tür. Kein Laut kam aus der Wohnung.

»Herr Beyer. Mein Name ist Katja Eyrich von der SOKO Wiesbaden. Öffnen Sie die Tür.« Es blieb weiterhin still. Aus dem Knopf im Ohr knackste es. »Er hat die Mädchen auf seinen Schoß gezogen. Vorsicht, Katja. Sie dienen ihm als lebender Schutzschild.« Katja schüttelte es. Wie schlimm musste dieser Schicksalsschlag sein, um jemanden dazu zu bewegen, seine eigenen Kinder vor sich zu halten?

»Herr Beyer. Ich möchte nur mit Ihnen reden. Bitte öffnen Sie die Tür. Es gibt für alles eine Lösung, glauben Sie mir«, sagte sie mit fester, lauter Stimme. Nicht betteln. Man durfte nicht betteln. Das hatte sie gelernt im Umgang mit den Psychopathen.

Kein Laut kam aus der Wohnung.

»Herr Beyer. Ich werde nun die Tür öffnen lassen. Bleiben Sie bitte ganz ruhig. Ich bin nicht bewaffnet. Ich möchte nur mit Ihnen reden.« Ihr Nicken galt ihren Männern, den Blick hielt sie weiterhin unverwandt auf die Tür. Von innen hörte sie nun eine Stimme und Schritte. »Oh Gott! Um Himmels willen. Sei doch vernünftig. Ich bitte dich«, jammerte eine Frauenstimme. Dann öffnete jemand die Tür. Eine völlig verängstigte und verheulte junge Frau erschien. Sie war dürr, blass und hatte das typische Aussehen einer Alkoholikerin. Sofort rannte sie wieder zurück zum Sofa, knabberte an ihren Fingernägeln, wagte es nicht, die Polizisten anzusehen. Katja erfasste mit einem Blick das Zimmer. Auf dem Fußboden saß der Vater, seine Töchter klammerten sich ängstlich an ihn, es bestand keine Chance, ihn zu töten, ohne die Kinder zu verletzen. Er hatte einen Arm um den Hals des jüngsten Mädchens gelegt, in seiner Hand ein Dolch, dessen Klinge die dünne Haut berührte. Durch das Fenster konnte sie ihre Kollegen auf dem Dach des Gebäudes gegenüber erkennen.

»Sagten, Sie wären unbewaffnet«, nuschelte der Kerl und deute mit einer Kopfbewegung auf ihre Waffe, die im Holster hing.

»Keine Sorge. Die ist nicht geladen. Ich kann sie auch gerne auf den Flur werfen.« Sie machte keine Bewegung, wartete seine Antwort ab. Mit starrem Blick sah er sie an, stechend, als wäre sowieso alles zu spät. Doch Katja hielt seinem Blick stand.

In der nächsten Sekunde geriet die Situation außer Kontrolle, Blut spritzte, eine Frau schrie, vielleicht war sie es selbst. Schüsse fielen.

Kapitel 2

Verloren stand Tessa in dem Club. Die Wirkung der Pille hatte schon lange nachgelassen. Wenn sie richtig darüber nachdachte, eigentlich schon, als Mandy mit diesem Edward-Typen abgehauen war. Seit sie sich kannten, hatte ihre Freundin das noch nie gemacht, und sie kannten sich immerhin schon fast zehn Jahre. »Wir sind zusammen gekommen und gehen auch zusammen«, hatte sie immer betont. Da sie beide nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprachen, war das bislang auch nie ein Problem gewesen. Bis heute. Wer hätte auch damit rechnen können, dass dieser unglaublich heiße Typ auf Mandy abfuhr? Tessa schnaubte, stellte das Glas auf einen Stehtisch und fuhr sich nervös durch die kurzen, kastanienbraunen Haare. Hoffentlich hatte niemand bemerkt, wie sie einfach so sitzengelassen worden war. Sie wurde schon oft genug von ihren Bekannten und Kollegen veralbert, sie musste das nicht auch noch von Fremden haben.

Wir sind zusammen gekommen und gehen auch zusammen. Pah. Einen Scheißdreck.

Nach außen hatte sie sich für ihre Freundin gefreut, aber in ihr brodelte es. Bis sie bemerkte, dass sie neidisch war, schwelgte sie in Selbstmitleid. Dazu die nervigen Technobeats, die lachenden Gesichter um sie herum und die sexy Mädels, die über ihren Knochen so leicht bekleidet waren, dass sie auf das bisschen Stoff auch noch hätten verzichten können. Außerdem konnte Tessa auf den wackeligen Bleistiftabsätzen nicht mehr stehen. Ihre Fußsohlen brannten, der Spann schmerzte, und auf Toilette musste sie auch. Tessa hasste öffentliche Toiletten: das Warten auf eine freie Kabine zusammen mit einem Schwung doofer Weiber, dazu ihr eigener Anblick im Spiegel, das Gesicht mit den roten Schwitzflecken, während alle anderen Mädchen perfekt gestylt waren. Vielleicht halte ich es noch bis zu Hause aus, dachte sie und durchquerte den Club zur Garderobe. Auf dem Weg überlegte sie, wie sie heimkommen sollte. Ursprünglich hatte sie sich mit Mandy ein Taxi teilen, dann bei ihr schlafen und morgen früh gemütlich frühstücken wollen. Tolles Wochenende. Jetzt musste sie alleine ein Taxi bestellen und warten, während sie vermutlich wieder angestarrt würde. Tessa hasste es. Aus ihrem kleinen Täschchen kramte sie die Garderobenmarke raus und reichte sie einem der Garderobenmädels. »Könnt ihr mir ein Taxi bestellen?«, fragte sie, als einer der jungen Frauen ihr die Jacke in die Hand drückte. »Klar. Wohin soll’s denn gehen?«

»London.«

»Oh, das wird teuer«, erwiderte die eine zuckersüß. Tessa hätte ihr am liebsten die Augen ausgekratzt. Einfach so, nur weil sie so hübsch war. »Das weiß ich auch«, schnappte sie zurück, zog ihre Jacke an und ging raus, um eine zu rauchen und zu warten. »Dauert zehn Minuten«, rief die Tussi ihr hinterher. »Danke.« Blöde Ziege.

Tessa hängte sich ihr Täschchen um, kramte im Gehen ihre Zigarettenschachtel raus, wühlte nach dem Feuerzeug und ging an den beiden Türstehern vorbei auf den Parkplatz. Es nieselte wieder, kalter Wind fuhr ihr über das Gesicht. Ihre Absätze versanken im matschigen Boden, aber sie wollte sich nicht zu den beiden Hohlköpfen unter das Vordach stellen. Um niemanden angucken zu müssen, zog sie ihr Smartphone raus und stöberte auf ihrer Facebook App. Wenigstens in ihrer virtuellen Welt hatte sie ein paar Freunde, konnte eine Frau sein, der sie in Wirklichkeit niemals wäre: selbstbewusst, schlagfertig und ein bisschen sexy, denn Fotos von ihr gab es im Worldwide Web nicht. Ihr Profilbild war derzeit die Katze aus Alice im Wunderland. Als es ihr zu kalt wurde, warf sie die Zigarette in eine Pfütze, ließ das Handy in ihre Tasche fallen und steckte die Hände in ihre Jacke. Sie vermisste Mandy. Wenn sie näher darüber nachdachte, fing sie langsam an, sich Sorgen zu machen. Der Typ hatte jetzt nicht wie ein Serienkiller ausgesehen, aber welcher Serienkiller sah schon aus wie einer? Außerdem war es das erste Mal, dass Mandy einfach mit einem fremden Mann mitgegangen war. Mist, nüchtern betrachtet war es ganz schön dumm von ihr gewesen. Mit klopfenden Herzen fischte sie das Handy wieder raus und wählte Mandys Nummer. Während das Freizeichen ertönte, fuhr das Taxi auf den Parkplatz. Mit dem Smartphone am Ohr stakste sie zu ihm rüber, öffnete die Tür und stieg ein. Wohlige Wärme empfing sie. »Geneva Drive in Brixton«, informierte sie den Fahrer. Die Ansage der Mailbox ertönte. »Sorry, bin nicht da, sprecht mir einfach auf ihr wisst schon was… Tschöööö …«

»Mandy, ich bin’s, Tessa. Ruf mich bitte an, ich mach mir n bisschen Sorgen. Fahr jetzt heim … mit dem Taxi.« Sie legte auf und drehte das Handy hin und her. Das Taxi bewegte sich vom Parkplatz und Tessa starrte nachdenklich aus dem Fenster in die Dunkelheit.

Kapitel 3

»Ist ja ätzend!« Gespielt angeekelt rümpfte Mandy die Nase, als sich die Aufzugtüren vor ihnen öffneten. Überall im Penthouse lagen Körperteile und Fleischfetzen. Blut war an den hohen Panoramafenstern heruntergelaufen und angetrocknet. Auf dem Boden lagen Konfettischnipsel, die weiße Ledercouch war mit Blutspritzern gesprenkelt. »Sindbad, ruf die Putzleute her, und dann will ich mich mit dir unterhalten.« Es war ihr eigentlich völlig egal, wie es hier aussah. Alles was zählte, war, ihre neue Position zu demonstrieren. Sie schritt über die Konfettihaufen, die durch das Blut aneinanderklebten, zur Couch und fläzte sich darauf. Mit den Armen auf der Lehne und den Füßen auf dem kleinen Glastisch vor ihr, den ein tiefer Riss zierte, atmete sie zufrieden durch und beobachtete Sindbad beim Telefonieren. Er sah verdammt gut aus. Orientalisch mit seinen dunklen Augen, dem schwarzen kinnlangen Haar und dem fransigen Pony, der ihm ins Gesicht fiel. Selbst unter seiner Cargohose und dem T-Shirt konnte sie seine Muskeln erkennen. Wenn sie an seine anderen Körperteile dachte, wurde ihr heiß zwischen den Beinen und sie erinnerte sich zurück, wie sie ihn in London in sich gespürt hatte. Um sich abzulenken, ließ sie ihren Blick durch das helle Penthouse schweifen. Jetzt wo Marcus nicht mehr lebte, gehörte ihr das alles, und sie überlegte sich, was sie daraus machen wollte. Einen richtigen Plan hatte sie nicht. Zunächst wollte sie sich amüsieren, neue Klamotten kaufen gehen. Doch dazu musste sie wissen, wie viel Geld ihr zur Verfügung stand. Dass sie von nun an nicht mehr Mandy heißen wollte, sondern Lara, sollte die erste Veränderung sein. Aber sie war nun mal Mandy und wer sich eine andere Person darunter vorstellte, müsste selbst damit leben, würde dann eben überrascht werden. Sie war jetzt sexy mit ihren langen Beinen und dem straffen, muskulösen Körper.

Sindbad hatte zwischenzeitlich aufgehört zu telefonieren, setzte sich auf einen der riesigen Ledersessel und sah sie erwartungsvoll an. Kann er lange warten. Ich rede, wenn ich Lust dazu habe. Demonstrativ schloss sie die Augen.

Ein genialer Schachzug lag hinter ihr. Mit der Explosion des Gestaltwandlers und dem Beutel voller Spongebob Konfetti hatte die Gegenseite einen Hinweis auf Marcus‘ Pläne erhalten. Woher der mysteriöse Sturm gekommen war, der den Konfettiregen von den Menschenmassen weggetragen hatte, verstand sie nicht, musste sie aber auch gar nicht, denn sie hatte sich in allerletzter Sekunde retten können und war von dem Paradewagen gesprungen. Über ihr waren Marcus, Utz und Roderick explodiert, und seitdem war sie frei.

Sie öffnete die Augen, nahm die Füße vom Tisch und beugte sich zu Sindbad. »Nun möchte ich gerne wissen, über wie viel Geld ich jetzt verfüge.«

»Ne Menge«, grinste Sindbad, »vermutlich wirst du es nicht fassen können. Marcus hat ein großes Vermögen angehäuft.«

»Ich will eine Aufstellung«, sagte sie kalt. »So aus dem Stegreif kann ich nicht …«

»Sofort.«

»Entweder ich suche es dir ordentlich raus, oder ich kann dir …« Blitzschnell hechtete sie zu ihm, sprang auf seinen Schoß und packte seinen Hals. Sie beugte ihren Kopf zu ihm hinab und berührte fast seine Nase. »Genau geht später. Ich will sofort eine Zahl, hast du mich verstanden? Und ich möchte nicht mehr mit dir diskutieren. Nie wieder. Vergiss nicht, wessen Blut durch meinen Körper strömt.« Mandy ließ ihn los, streichelte ihm den Pony aus dem Gesicht, griff in seinen Nacken und zog ihn zu sich. Ihre Lippen berührten sich, doch sie küsste ihn nicht. Sofort spürte sie seine Männlichkeit unter sich. »Ich schätze, es könnten so um die 20 Millionen Euro sein. Weltweit auf verschiedenen Konten, als Immobilien, Firmen und Aktien«, sagte er auf ihrem Mund. »Bargeld?«, fragte sie heiser, biss sanft in seine Oberlippe. »Etwa hunderttausend Dollar in England.« Seine Stimme klang atemlos. Er war genauso erregt wie sie. Ihre Zungenspitze fuhr über seine Mundwinkel, öffnete seinen Mund und kostete ihn. »Wie viel haben wir jetzt?«

»Ich habe eine Platin Amex. Unlimitiert.« Ihre Finger fuhren durch seine Haare, über seinen Nacken weiter nach unten. Sie knöpfte das Hemd auf, während ihr Mund immer direkt vor, aber nicht auf seinem war, strich über die stahlharte, rasierte Brust. »Dann gehen wir shoppen.« Hinter ihnen öffnete sich der Fahrstuhl mit einem Pling. Die Putzleute waren da, aber es war ihr egal. Ihr Herz klopfte hart gegen ihre Brust, zwischen ihren Beinen kribbelte es. Sie brauchte es jetzt. »Aber zuerst fickst du mich.« Mandy stieg von ihm, zog sich ihre Jeans mitsamt des Strings runter, fummelte an seiner Hose und ließ auch ihn sich entkleiden. Die Putzleute waren mittlerweile eingetreten und sie konnte ihre Schritte und das Poltern der Putzwagen hinter sich hören. Dass sie nun nicht mehr alleine waren, törnte sie noch mehr an. Sie blickte zu Sindbad und verschlang mit ihren Augen diese mächtige Erektion, die in Richtung Decke rage. Mandy wollte den Putzleuten zusehen, wollte, dass sie ihren Fick beobachteten und dabei den Boden aufwischten. Sie drehte sich mit dem Rücken zu Sindbad, setzte sich rittlings über ihn und spreizte die Beine. Mit einem Ruck nahm sie ihn in sich auf, spürte seine Hände auf ihrer Brust, seine Lippen auf ihrem Rücken, bewegte sich schneller, ließ ihn noch tiefer in sich gleiten. Um sie herum kehrten die rangniedrigen Werwölfe Konfetti auf, füllten ihre Putzeimer mit Wasser, wischten Blut von den Fenstern und entsorgten Körperteile in mitgebrachte Plastikwäschekörbe. Sie blieb auf ihm sitzen, bewegte sich nicht, spürte seinen heißen Atem, seine warmen Finger, die sie zusätzlich zwischen den Beinen berührten und stimulierten. »Hör auf. Ich will noch nicht kommen.« Ihre Muskeln spannten sich an, umschlossen seine harte Männlichkeit. Sie konnte sehen, dass die Männer im Raum sie aus den Augenwinkeln beobachteten. »Du! Komm her. Vor mir ist noch Konfetti. Kehr das auf«, stöhnte sie. Der Angesprochene nahm Besen und Kehrblech und kniete sich vor sie, so dass er sie genau beobachten konnte. Mit offenem Mund starrte er zwischen ihre Schenkel und Mandy konnte sich nicht mehr halten. Sie half mit ihren Fingern nach, nahm Sindbads Männlichkeit noch tiefer in sich auf und schrie ihre Lust laut raus, als der Orgasmus wie ein Tsunami über sie hinwegfegte. Gleichzeitig verströmte auch Sindbad sich in ihr, biss ihr sanft in den Rücken, knetete ihre Brüste mit seinen Fingern.

Mandy hob den Fuß und trat dem Putzmann zwischen ihren Schenkeln gegen die Stirn, so dass er hinten überkippte.

Kapitel 4

Riley hielt seine Karte vor den Scanner, schob die schwere Stahltür auf und betrat die Tiefgarage. Hinter sich hörte er, wie sie sich wieder schloss. Er ging auf seinen Audi zu, den er mit seiner Fernbedienung von Weitem öffnete. »Keine Bewegung!« Erschrocken schnappte er nach Luft, wirbelte herum und legte seinen Arm um den Nacken des Angreifers, der sich mit einer geschickten Bewegung aus seinem Zugriff wand und nun breitbeinig vor ihm stand. »Gute Reflexe, Kumpel.«

»Grüß dich, Tamus. Kannst du dich nicht ganz normal nähern?« Riley grinste angespannt und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Normal ist ja langweilig«, erwiderte Tamus breit grinsend. »Lange nichts gehört. Ist Anna wieder in Deutschland?« »Seit ein paar Wochen. Ist ruhig seitdem. Wieso bist du nicht vorbeigekommen? Sie hätte sich sicher gefreut.« Tamus zuckte mit den Schultern. »Nee, ist ok. Ich hatte da noch eine Verabredung in Kanada. Außerdem waren Rosa und Mattis da.« Tamus öffnete die Beifahrertür und ließ sich in das weiche Leder sinken. Riley warf einen Blick auf seinen Freund. Mit seinen rotblonden Haaren und den vielen Sommersprossen entsprach er nicht dem sexy Mann von Welt, aber er musste etwas Außergewöhnliches an sich haben, denn die Frauen standen auf ihn. Charisma? Vielleicht lag es auch daran, dass er ein Gestaltwandler war, so wie Anna. Tamus und er kannten sich schon lange. Vor über fünfzehn Jahren hatte Tamus ihm den Arsch gerettet, als Riley auf der Jagd nach Werwölfen gewesen war. Zunächst hatte Riley ihn einfach umnieten wollen, weil er zwar von dem Abkommen mit den Wulfen wusste, aber noch zu jung war, um einen Gestaltwandler von einem Werwolf zu unterscheiden. Aber Tamus hatte ihn angefleht, ihn am Leben zu lassen, und ihm den Unterschied erklärt. Man könne es an den Augen sehen. Und Riley verdankte ihm sein Leben. Seitdem waren sie die besten Freunde, die sich auch schon das eine oder andere Häschen im Bett geteilt hatten. Alle paar Wochen machten sie gemeinsam einen drauf. »Was wollen wir unternehmen?«, fragte Riley, schnallte sich an und manövrierte den Wagen aus der Parklücke. »Hab Lust auf ein paar Guinness und Gequatsche, alter Freund. Wir haben uns lange nicht gesehen und du musst mir alles erzählen.«

»Dann gehen wir zum Pub ein paar Straßen weiter. Ist heute After Work Party. Da gibt’s ein paar Bürohäschen zum Gucken und Happy Hour. Hmmm«, machte Riley. »Ja - und kurze Röckchen mit Strapsen«, sagte Tamus. Riley hielt seine Karte an den Leser neben der Schranke und wartete, bis sie sich öffnete. »Logo, mit Strapsen. Was denkst du denn?« Sie grinsten anzüglich und Riley lenkte den Wagen die Rampe hinauf ins Freie.

Sie hatten Glück und bekamen in der Nähe einen Parkplatz. Vor dem Pub standen bereits Banker, IT-Verkäufer und Sekretärinnen unter Heizpilzen, rauchten und unterhielten sich lautstark gegen die Musik an, die von innen kam. »Coole Weiber«, raunte Tamus ihm zu. Riley nickte, obwohl die Frauen hier ihn wenig faszinierten. Es war ein anderes Gesicht, das er seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf bekommen konnte. Das würde er Tamus natürlich niemals erzählen. Diese Augen, der Körper, die Lippen. Ihre ganze Art hatte ihn fasziniert, magisch angezogen. Normalerweise gab es kaum Frauen, die nicht auf Riley standen. Mit seinen fast schwarzen, raspelkurzen Haaren, den smaragdgrünen Augen und den Grübchen, die entstanden, wenn er lächelte, bekam er jede Frau ins Bett. Nur bei dieser einen schien sein Charme abzuprallen. Und nun war sie wieder in Deutschland und er hier, und wenn er Pech hatte, würde er sie niemals wiedersehen. Vor einigen Tagen hatte er im verschlüsselten Venatio Computernetzwerk nach ihr gesucht und sie tatsächlich gefunden. Er hatte ihr eine Nachricht übermittelt, aber sie hatte nicht darauf reagiert.

Riley schnappte nach Luft, als Tamus ihm in die Rippen boxte. »Ey, Mann. Du hörst mir gar nicht zu«, rief er ihm laut zu. Sie waren mittlerweile im Pub angekommen und kämpften sich durch die Menge in Richtung Bar. »Ja, wie denn auch? Ist dir die Geräuschkulisse aufgefallen?« Riley quetschte sich neben ihn an die Bar. »Zwei Bier«, bestellte Tamus und wandte sich an ihn. »Komm schon. So laut ist es wohl auch nicht. Jetzt erzähl doch mal. Wie sieht sie mittlerweile aus, die Anna?« Riley hob die Schultern. Wie hatte sie ausgesehen? Als ob er sich noch an Anna erinnern konnte, wo doch da …

»Danke. Hier, dein Bier. Komm lass uns erstmal anstoßen, und dann suchen wir uns einen Platz.« Tamus reichte ihm einen Krug und prostete mit seinem zu. Schließlich nahm er einen großen Schluck. »Tut verdammt gut, dich wieder zu sehen, Riley«, sagte er und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. »Ich glaube, wir kriegen hier keinen Platz. Bleiben wir einfach hier stehen, was meinst du? Und jetzt erzähl doch endlich mal. Wie geht es ihr? Und Rosa und Mattis. Ich will alles wissen.«

Tamus fragte und redete in einer Tour und plötzlich wollte Riley nur nach Hause. Die Leute gingen ihm auf die Nerven. Die Gesichter waren nichtssagend, die Musik langweilig. Genervt trank er von seinem Bier, hätte lieber ein Glas Rotwein gehabt, würde lieber vorm Kamin liegen mit ihr. Sie kennenlernen, mit ihr reden, sie streicheln…

»Sag mal, Riley. Was ist eigentlich los mit dir? Du bist so still«, unterbrach Tamus seine Gedanken. Riley versuchte sich an einem Lächeln. »Nichts. Alles gut. Du wolltest wissen, wie es Anna geht? Wir haben uns nicht lange gesehen, es war alles sehr hektisch. Sie hat einen Freund.« Tamus hob interessiert die Braue, eine stumme Aufforderung, weiter zu erzählen. »Rosa geht es gut und Mattis habe ich gar nicht kennengelernt. Ist das ihr Freund?«, fragte er. »Ob sie mittlerweile zusammen sind, weiß ich nicht. Mattis war jedenfalls damals auch bei den Wulfen in Deutschland. Die Drei hingen ein paar Mal miteinander ab ... Das Bier treibt. Ich bin mal kurz auf der Toilette.«

Riley folgte ihm mit den Augen und beobachtete, wie eine dickliche junge Frau etwas Bier auf sein Hemd schüttete. Sie war knallrot angelaufen, die anderen Leute, die mit ihr am Tisch standen, lachten laut, sogar so laut, dass Riley es hören konnte. Tamus lächelte freundlich, winkte ab und redete noch ein paar Worte mit ihr. Schließlich kämpfte er sich durch die Menge weiter zu den Toiletten durch. Riley trank von seinem Bier und hing seinen Gedanken nach, bis Tamus wiederkam.

»Ach du Scheiße. Guck mal da, das Mädchen da vorne, das dich vorhin bekleckert hat. Sie wird von ihren Freundinnen geärgert. Echt mies,« stellte Riley fest und deutete mit dem Krug auf einen Stehtisch, an dem mehrere Leute standen. Die kleine, dickliche, junge Frau von vorhin saß auf einem Hocker, fühlte sich sichtlich unwohl, hatte den Blick gesenkt und war knallrot im Gesicht. Tamus sah lange zu ihr hinüber. »Ich finde sie hübsch. Es war ihr total unangenehm. Die Deppen an ihrem Tisch haben sich über sie lustig gemacht.« Riley starrte ihn ungläubig an. Fast erwartete er, Tamus würde lachen oder genau das Gegenteil sagen, aber er sah noch immer zu ihr hinüber. »He, Tamus, alles klar? Was ist passiert da oben in Kanada? Stehst du jetzt auf Speck auf den Rippen? Dir konnten die Frauen nie dürr genug sein.« Langsam drehte sich sein Kumpel um. »Sie hat etwas tief in sich. Etwas, das mich…«, er kratzte sich an der Nase, nahm noch einen Schluck und sah Riley aus seinen grünbraunen Augen an. »Was mich fasziniert.« Plötzlich stand die Frau auf, knallte ihr Glas auf den Tisch und quetschte sich durch die Massen. Riley konnte Tränen in ihrem Gesicht glitzern sehen.

***

Seit einigen Wochen war Mandy nun nicht mehr zur Arbeit erschienen. Auch telefonisch war sie nicht mehr erreichbar. Keine SMS, kein Anruf, kein gar nichts. Tessa sah bei ihr zu Hause vorbei, doch sie war nicht da. Sie rief in Krankenhäusern an, doch Mandy war nicht eingeliefert worden. Sie gab eine Vermisstenmeldung auf, doch niemand meldete ihr einen Fund. Mandy war ihre beste Freundin und außer Tessa hatte Mandy niemanden. Nicht mal mehr Verwandte lebten.

Wenn sie nun in irgendeinem Keller vor sich hin vegetierte? In der Gewalt eines gewalttätigen Irren? Veronika, die Inhaberin des Call Centers »Call 4u«, war natürlich stinksauer, denn Mandy hatte sich auch hier nicht gemeldet.

Schließlich bekam Tessa die Mail, dass man sich heute Abend zum After Work im Pub’nTasty treffen würde. Janice und Ronny hatten so lange auf sie eingeredet, bis Tessa nachgegeben hatte. Und jetzt wäre sie am liebsten woanders, denn wenn sie geglaubt hatte, man hätte sie mitgenommen, um sie kennenzulernen, hatte sie sich getäuscht. Sie war wohl dazu da, um die anderen besser aussehen zu lassen. Auf ihre Kosten wurden dämliche Witze gemacht. Natürlich zu Beginn nicht gegen sie direkt. »Guckt mal, die da hinten. Die ist so schlank wie ein Reh, oder wie heißt schon wieder das graue Tier mit dem Rüssel?« Tessa konnte darüber nicht lachen.

Sie schob ihr Bierglas hin und her und wollte gerade aufstehen, um auf Toilette zu gehen, als neben ihr jemand vorbei huschte und Bier auf sein Hemd kam. Sie hob die Hand und verschüttete einen großen Schwall auf ihr eigenes T-Shirt. »Mist!«, rief sie aus, spürte, wie die Hitze in ihren Kopf stieg und blickte den Typen an, als erwartete sie gleich einen Anschiss. Ihre Kollegen lachten so laut, dass Mandy sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. »Oh Fuck! Sorry, tut mir leid«, stammelte sie und wollte mit einer Serviette das Malheur an seinem Hemd beseitigen. »Hey, kein Problem. Ist doch nur Bier. Kann man ja waschen.« Er funkelte sie an, zwinkerte und lächelte. Hübscher Kerl. »Ja aber das klebt doch wie verrückt«, sagte Tessa und hatte das Gefühl, ihr Kopf würde gleich platzen, so rot musste sie sein. Das Gelächter schwoll an und der hübsche Kerl starrte mit einem bösen Blick zu ihren Kollegen hinüber. »Kein Ding, ehrlich nicht. Tut nicht weh, ich kann noch stehen, also alles okay«, sagte er freundlich, drehte sich um und kämpfte sich durch die Menge zu den Toiletten. »Hey Tess. Magst du ein T-Shirt von mir?« Ihre blonde, gutaussehende Kollegin stieß ihr in die Seite, so dass sie sich wieder zu ihnen umdrehte. »Ach, so ein Mist aber auch. Das wird dir ja nicht passen«, sagte sie hochmütig, und wieder lachte der ganze Tisch. Tessa hob den Blick, weil sie das Gefühl hatte, jemand starre sie an. Als sie den Blick des Schwarzhaarigen sah, blickte sie schnell weg. Tessa rutschte unruhig hin und her. Ihr wurde heiß und ein eindeutiger Geruch verriet ihr, dass ihr Deo versagt hatte. »Sag mal, riecht ihr das?«, rief Ronny lautstark in die Runde. Dann schnüffelte er wie ein Hund an ihr, schreckte zurück und hielt sich die Nase zu. »Äääh, Tessa! Ist ja ekelhaft! Hast du keine Dusche zu Hause?«

Heiße Tränen stiegen ihr hoch und liefen die Wangen hinab. Sie wusste, wenn sie jetzt aufstünde, würde der Hocker zunächst an ihr hängenbleiben, also rutschte sie hin und her. »Mann, jetzt halt ruhig, dein Gestank ist ja widerlich.« Ronny entfernte sich demonstrativ von ihr. »Ihr seid so scheiße und armselig!«, schrie sie in die Runde, hob sich aus dem Hocker und drängelte sich durch die Menge. Das laute Gelächter verfolgte sie bis auf die Straße. Tränen rannen ihr übers Gesicht, so dass sie blind über den Gehweg stolperte. Es war ihr egal, dass sie dabei immer wieder jemanden anrempelte und wüste Beschimpfungen erntete. Sie wollte nur weg. Nach Hause.

»Hey. Alles klar?« Tessa sah nicht auf, hielt den Kopf gesenkt und wollte weitergehen, doch jemand hielt sie am Arm fest. »Lass mich los. Sofort.« Mutiger als sie war, versuchte sie sich loszureißen, doch ihr Arm steckte in dem Griff fest wie in einem Schraubstock. Sie blinzelte, blickte auf und staunte.

Kapitel 5

Katja tippte den letzten Satz ihrer E-Mail an die Zentrale in der Schweiz. Sie überprüfte den Text auf Fehler und klickte dann endlich auf »Senden«. Ihr Bericht über Anna, die Entführung und die Ereignisse in New York war gestern endlich fertig geworden. Wenn sie Glück hatte, waren keine Fragen offen geblieben und sie musste nicht noch einmal vorstellig werden. Sie seufzte, klappte den Deckel des Laptops zu und lehnte sich in ihrem Lederstuhl zurück.

Jetzt eine heiße Badewanne und dann direkt ins Bett. Sie war völlig k.o. Auch, wenn sie seit einigen Wochen wieder in Frankfurt war, hatte sich ihr Körper immer noch nicht an die Zeitumstellung gewöhnt. Vor einigen Tagen hatten sie sich alle noch einmal miteinander verabredet, waren schön essen gewesen und hatten sich versprochen, in Kontakt zu bleiben. Katja wusste, dass das nicht klappte. Jeder würde in sein Leben zurückkehren, die Treffen würden seltener werden und bald nicht mehr stattfinden.

Seufzend stand sie auf und ging ins Bad, um sich Badewasser einlaufen zu lassen. Montagabend, und sie hatte nichts vor, außer in der Wanne zu liegen mit einem Glas Rotwein, nur um danach ins Bett zu gehen. In Momenten wie diesen hätte sie gerne einen Mann zum Kuscheln, reden, einfach zum Spaß haben. Oder ganz schlicht: einfach einen Mann an ihrer Seite, der sie liebte. Aber die letzte Beziehung steckte ihr immer noch in den Knochen und sie hatte einfach keine Lust mehr, sich schlecht behandeln zu lassen. Ja, am Anfang, da geben sich die Männer noch Mühe. Da bekam man Blumen, wurde auf Händen getragen, hörte die schönsten Komplimente. Kaum passierte etwas Unvorhergesehenes oder die Beziehung wurde zu eng, wurden sie zu Arschlöchern. Wie Tobias.

Katja legte eine Hand auf ihren Bauch. Heiße Tränen stiegen hinter ihren Augen auf, doch sie erlaubte es sich nicht, zu trauern. Nach Tobias hatte sie noch eine Reihe von Affären gehabt. Es war nie ernst geworden. Es sollte auch dabei bleiben, sie wollte niemals mehr diesen Schmerz fühlen. Das Alleinsein kompensierte sie mit ihrem Job, darin ging sie auf. Nachdem sie für die Spezial Einheit für die Wiesbadener Polizei ausgebildet worden war, hatte sie sowieso keine Zeit für eine echte Beziehung. Und nachdem sie auch dort gescheitert war …

Katja hielt eine Hand ins Wasser und drehte ab. Sie zog sich aus, legte ihr Handy auf ein Handtuch neben sich, stellte das Glas mit dem Rotwein auf den Rand und ließ sich ins warme Wasser sinken. Als das Handy summte, richtete sie sich auf, griff über den Wannenrand nach unten und las die Kurznachricht aus dem Venatio Netzwerk. Dieser komische Riley aus England.

Hey Katja. Hoffe, alles ok bei dir. Meld dich doch mal

»Du nervst, Riley«, murmelte sie und besah sich sein Profilbild. Hübsch war er ja. Kleine Grübchen an den Mundwinkeln, smaragdgrüne Augen, umrahmt von dichten, schwarzen Wimpern, für die sie selbst sterben würde. Die schwarzen, raspelkurzen Haare waren gegelt und er grinste fröhlich. Sie stöberte auf seiner Timeline, aber etwas wirklich Interessantes war nicht zu finden. Immerhin war das das interne Netzwerk der Venatio. Da postete man nicht Bilder in der Badehose, obwohl Katja die sicherlich gerne ansehen würde. Nein, sie wollte nicht mit ihm chatten, geschweige denn an ihn denken. Sie ließ das Handy wieder aufs Handtuch gleiten und tauchte unter.

Kapitel 6

Sie waren gestern Morgen aus New York wieder in London angekommen. Der Flug war anstrengend, voller Luftlöcher und lang gewesen.

Sindbad hatte einen Wagen organisiert. »Die Wölfe, die wir zurück gelassen haben, kennen dich noch nicht. Bislang war Marcus ihr Rudelführer und sie sind extrem gefährlich«, erzählte er, während er den Wagen aus dem Parkhaus lenkte. »Du meinst die Wölfe, die Marcus gezüchtet hat? Die ehemaligen Werwölfe, die jetzt dem Blutrausch verfallen sind?«, wollte Mandy zur Sicherheit noch einmal wissen. Sindbad nickte zu ihr hinüber. »Ja. Wir müssen einige Unterwerfungsübungen mit ihnen machen. Nicht, wie du es vielleicht vom Hundetraining kennst«, erklärte er rasch, »du musst dich voll und ganz auf sie konzentrieren und darfst auch nicht zurückschrecken, sie zu töten, wenn es sein muss.« Mandy nickte. Wenn es einer dieser beschissenen Wölfe wagen sollte, auf sie zuzuspringen, würde sie ihn einfach platt machen.

Der Weg vom Flughafen zum Haus im Wald, wo die rangniedrigsten Werwölfe lebten, war nicht weit, so dass sie nach mehr als einer halben Stunde dort ankamen und sich abschnallten. Mandy sah die ersten Wölfe durch ihr Fenster leicht geduckt auf das Auto zu schleichen.

»Lass mich zuerst raus«, sagte er und stieg aus dem Auto. Nur noch wenige Meter trennten ihn von dem kleinen Rudel, das etwa sechs Wölfe umfasste. Ein besonders großer mit abgerissenem Ohr näherte sich langsam. Mandy starrte gebannt aus dem Fenster. Sie beobachtete Sindbad, wie er mit gestrafften Schultern stehen blieb und wartete, bis der große Wolf bei ihm war. Blitzschnell hatte er den Wolf auf den Rücken geworfen und setzte sich auf ihn, seine Hand drückte seine Kehle zu, bis der Wolf jaulte. Schließlich stand er auf. Der Wolf kam auf alle Viere, hielt den Kopf gesenkt. Sindbad legte ihm die Hand auf den Rücken und drehte sich zu ihr um, nickte ihr zu. Mandy öffnete die Tür, stieg aus und kam auf die beiden zu. »Jetzt du, Mandy«, forderte er sie auf. »Kämpf mit ihm, wenn er sich nicht auf den Rücken legt. Er ist der Stärkste von ihnen und die andern tun das, was er will.« Mandy zog ihre Jacke aus und ging langsam auf den Wolf zu. Sindbad hatte sich bereits von ihnen entfernt, die Arme vor der Brust verschlungen. Der Wolf knurrte sie an, fletschte die Zähne. Als sie näher kam, konnte sie erkennen, dass rund um das linke Auge die Haut in Fetzen herunterhing, was gruselig aussah, weil ein Teil des innen liegenden Augapfels zu sehen war. Das Fell war struppig und verknotet, die Pfoten trugen messerscharfe Krallen. Seine Rute stand waagerecht ab und er sah aus, als würde er sich jeden Moment auf sie stürzen. Die Augen leuchteten grün und fixierten jeden ihrer Schritte. Dennoch hatte Mandy keine Angst. Sie würde dem Biest zeigen, wer der neue Chef war.

Genauso schnell wie Sindbad sprang sie auf ihn zu, drehte ihn im Fallen auf den Rücken und drückte seine Kehle zu. Die Augen rollten zur Seite, seine Zunge hing halb raus und sie hörte ihn röcheln. Mandy kam ihm ganz nah mit ihrem Gesicht. Er müsste einfach nur zubeißen, dann wäre sie für immer entstellt. Aber das tat er natürlich nicht, sie hatte ihn fest im Griff, zu fest. »Mandy! Stopp!«, rief Sindbad. »Ich weiß, was ich tue«, knurrte sie. Der Wolf unter ihr fiepte, die Augen starr vor Angst. »Wer ist jetzt hier der Boss, häh? Wer?« Schließlich ließ sie los, stand auf und blickte auf den winselnden Wolf hinab. Dieser schüttelte sich kräftig und beugte den Kopf zu ihr, um eine Zärtlichkeit zu erbetteln. »Ich werde dich nicht streicheln. Von mir hast du keine Zuneigung zu erwarten, denn du bist nur Mittel zum Zweck.«

Auf der Terrasse konnte sie den Kadaver des Hundes erkennen, den Marcus vor einigen Tagen mitgebracht hatte. Gemeinsam mit Sindbad betrat sie das Haus. »Kann man die Hütte nicht mal renovieren?«, fragte sie und rümpfte die Nase. Sindbad lachte. »Du hast ein riesiges Penthouse mitten in London. Was willst du mit der Hütte hier? Hier leben die anderen Werwölfe und Wölfe und …«, er machte eine Pause, kam ihr etwas näher, »… und ich. Es sei denn, du möchtest …« Mandy zog ihn am Hemdkragen zu sich, küsste ihn leidenschaftlich und vergrub ihre Finger in seinen Haaren. »Du gehörst zum inneren Kreis«, sagte sie, als sie sich wieder von ihm losgerissen hatte. »Von dir wird erwartet, dass du bei mir bist.« Sie schubste ihn ein bisschen von sich weg. »Geh mir aber nicht auf die Nerven«, fügte sie hinzu. Nachdenklich stand sie in dem verfallenen Haus. Vor ein paar Tagen war sie noch ganz am Anfang gewesen, erst kurz gewandelt. Marcus hatte sie in das Rudel geholt zum Züchten und Kontrollieren der Wölfe. Es kam ihr vor, als wäre es eine Ewigkeit her, seit er ihr nach ihrem kleinen Ausrutscher mit dem Bauern das Halsband umgelegt hatte. Unwillkürlich fuhr sie mit der Hand zum Hals. Bei der Parade hatte sie es ihnen heimgezahlt. Marcus und den hinterhältigen Werwölfen Utz und Roderick.

»Nun, wo ist die Kohle? Oder weshalb sind wir hier?« Mandy blickte sich in der alten Ruine um. Ihr stand nicht der Sinn länger hierzubleiben als nötig. »Ich gehe die Tasche holen und dann können wir zum Penthouse in London.«

»Falsch. Du holst die Tasche, gibst mir Bargeld und ich fahre nach London rein. Ich habe da noch etwas zu erledigen.« Sie sah, wie Sindbad zögerte. »Was? Was ist noch?«

»Ich rate dir, aufzupassen. Wir dürfen nicht entdeckt werden und du könntest…«

»Sindbad, ich kann sehr gut auf mich alleine aufpassen. Ich werde noch ein paar alte…«, sie tat so als müsste sie überlegen, »Freunde treffen.«

»Ich weiß ja nicht, was du hier vorhast, Mandy. Wenn ich richtig darüber nachdenke, weiß ich gar nicht, was du planst, aber ich rate dir dennoch, aufzupassen.«

»Bei was? Wenn ich Freunde treffe?«, gab sie schnippisch zurück. Sindbad grinste. »Ich glaube nicht, dass du einfach nur alte Freunde treffen willst. Das passt nicht zu dir.«

»Und du kennst mich schon lange genug? Gut, begleite mich nach London, aber halte dich raus aus meinen Angelegenheiten.«

»Ein Rudel arbeitet immer zusammen. Selbst Marcus hat uns immer…«

»Marcus gibt es nicht mehr«, fauchte sie wütend. »Ich habe dir gesagt, geh mir nicht auf die Nerven, Sindbad. Hol die Kohle und behalt deine Ratschläge für dich!« Sindbad hob die Schultern, für einen Augenblick sah er aus, als wolle er widersprechen, dann drehte er sich aber um, stieg, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf und ließ sie alleine.

Kapitel 7

»Mandy?«, stammelte Tessa fassungslos. Das konnte doch nicht sein! Diese sexy, junge Frau mit den endlos langen Beinen, den schmalen Hüften und einem Gesicht wie gemeißelt – es war Mandy, aber gleichzeitig war sie es nicht. Sie trug ein enganliegendes Lederoutfit. Die roten Haare, die immer in alle Richtungen abgestanden hatten, umrahmten ihr Gesicht und glänzten seidig. »Ich freu mich auch, dich zu sehen«, sagte sie, ließ ihren Arm los und drückte sie an sich. Tessa blieb reglos in ihrer Umarmung stehen. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Schließlich stieß sie sie ein Stück nach hinten. »Weißt du eigentlich, was ich mir für Sorgen gemacht habe?«, keifte sie los. Die Passanten, die an ihnen vorbei gingen, glotzten die beiden ungleichen Frauen mit offenen Mündern an. »Überall habe ich angerufen. Krankenhäuser, Polizei und du? Was machst du? Lässt dich erstmal operieren. Ich glaub, es hackt. Und wo hast du so viel Geld überhaupt her? Hättest du nicht wenigstens anrufen können?«

»Jetzt mach mal langsam. Das kann ich dir hier mitten auf der Straße nicht erzählen. Komm mit. Dort hinten steht mein Fahrer.« Mandy schien es zu genießen, Tessa zu schocken. Mit hochrotem Kopf eilte sie hinter ihr her. »Dein was?« Mandy blieb stehen, lächelte sie an. Es wirkte so, als würde sie seit längerer Zeit wieder vom Herzen lächeln. »Ich erkläre dir alles, wenn wir im Penthouse sind, okay?«

»Im Penthouse? Willst du mich verarschen?«, schrie Tessa völlig außer sich. Mandy hatte sich wieder in Bewegung gesetzt, ging zum Ende des Gehwegs und bog links ein. »Gibt es einen Grund, warum du so rennst?« Mandy blieb vor einem schwarzen Panamera stehen, aus dem soeben jemand ausstieg. Tessa schnappte nach Luft. Der Mann sah aus, als wäre er einer Männermodezeitschrift entsprungen. Schwarzes, glattes Haar fiel ihm auf die Schultern. Er war unglaublich sexy mit seinen mandelförmigen dunklen Augen, dem sinnlichen Mund und der olivfarbenen Haut. Als er dann noch auf sie zukam, blieb ihr Herz fast stehen. Der Typ strahlte eine Sinnlichkeit aus, dass ihr heiß wurde. »Hey, ich bin Sindbad. Freu mich, dich kennenzulernen.« Tessa brachte keinen Ton über die Lippen. Er nahm ihre Hand und drückte sie leicht, sah ihr dabei in die Augen. Sie schwebte im siebten Himmel, ihre Knie wurden wackelig und sie hatte das Gefühl, zu schmelzen. »Komm, lass uns einsteigen, Tessa.« Sindbad ließ ihre Hand los und öffnete die hintere Tür. Tessa stieg ein, stellte ihre Tasche auf ihren Schoß und sprach kein Wort. Schon gar nicht mit diesem Typen, der sich fragen musste, was für eine fette, hässliche Ente Mandy da aufgegabelt hatte. Auch Mandy stieg hinten ein und schloss die Tür. Ihr aufmerksamer Blick ruhte auf ihr, das konnte sie aus den Augenwinkeln sehen. »Was ist passiert?«, fragte sie. »Was soll passiert sein? Du warst doch spurlos verschwunden. Das gleiche könnte ich eher ich dich fragen.«

»Du hast geweint«, stellte Mandy fest. Sindbad war inzwischen auch wieder im Auto und startete den Motor. »Hm, ja. Nicht so schlimm«, murmelte sie und blickte angestrengt aus dem Fenster, obwohl sie nicht so richtig mitbekam, wohin sie fuhren. Sie starrte einfach raus. »Haben die dich wieder gemobbt?« Tessa spürte Mandys Hand auf ihrer Schulter und drehte sich um. »Ist doch scheißegal, oder? Jetzt tu nicht so, als würde ich dich interessieren. Du hast mich alleine gelassen, während du ohne mich deinen Lottogewinn gefeiert hast. Und ich dachte, wir wären Freundinnen. Kann dein Fahrer«, sie betonte Fahrer besonders schnippisch, »bitte anhalten? Ich würde gerne aussteigen und heimgehen. War mir genug Aufregung für heute.« Doch der Wagen hielt nicht und Mandy blickte sie ernst an. Tessa wusste nicht, wo sie hingucken sollte. Wie hatte der Chirurg das nur geschafft, dass sie nach wenigen Wochen so gut aussah? Und auch noch ohne Verbände, Pflaster oder Narben?

Sie hatte sich einmal gemeinsam mit Mandy auf einer Webseite informiert, halb aus Spaß, halb aus Sehnsucht, und Schönheits-Operationen schienen langwierige und brachiale Aktionen zu sein, ganz zu schweigen von den Kosten, die Tessa im Leben nicht hätte aufbringen können. Sie waren dann vom Computer weg und hatten sich gegenseitig Bögen und Striche auf den Körper gemalt. Im Fernsehen war Nip Tuck gelaufen, und schließlich waren sie lachend auf das Sofa gefallen, nur um Unmengen an Schokoeis in sich reinzustopfen. Die Webseite hatte verraten, dass es mindestens acht Wochen dauerte, bis sich das Gewebe straffen würde. Mandy sah so aus, als würde sie schon immer so herumlaufen. So unendlich schön.

»Ich hab nicht im Lotto gewonnen. Und es ist etwas passiert, dass ich dir nicht so nebenbei erzählen will. Lass uns in das Penthouse fahren und ich erzähle dir alles, okay?«

»So lange dein Fahrer nicht anhält, kann ich ja wohl schlecht aussteigen«, erwiderte Tessa mürrisch. Sie war neugierig. Trotz einem etwas kribbeligen Gefühl im Bauch, das sie nicht einordnen konnte. Vielleicht lag es einfach nur an dem gut aussehenden Fahrer.

Tessa hatte nicht aufgepasst, wo sie hingefahren waren. Dies war ein Stadtteil von London, den sie vorher noch nie gesehen hatte, aber gut, sie kannte auch nicht viel von der Stadt. Sindbad blinkte und steuerte ein Hochhaus an, das sehr edel aussah und von einer gepflegten und indirekt beleuchteten Grünanlage umgeben war. Sindbad fuhr in die Tiefgarage, öffnete mit einer Fernbedienung einen Stahlkäfig und fuhr hinein. Das Tor schloss sich hinter ihnen. Als Tessa ausstieg, entdeckte sie am Ende eine Fahrstuhltür, die Sindbad mit einer Tastenkombination öffnete. »Wenn das mal nicht Luxus ist«, murmelte Tessa und folgte dem hübschen Fahrer in den Lift. Sie war erleichtert, als sie oben ankamen. Die Nähe zu sexy-Sindbad hatte sie ganz kribbelig gemacht. Als sie aus dem Aufzug stieg, hielt sie die Luft an. Sie befand sich einem großzügigen Loft mit Splitlevel Elementen, die die einzelnen Wohnbereiche mit einer oder zwei Stufen abtrennten. Durch die hohen Fenster hatte sie einen atemberaubenden Blick über Londons funkelnde Lichter. Tessa wirbelte zu Mandy herum, die noch immer am Fahrstuhl stand, ihren Blick unverwandt auf sie gerichtet. Sindbad steuerte auf eine Sofalandschaft zu und fläzte sich hinein. »Nun?« Noch immer blieb Mandy wie angewachsen stehen, sagte kein Wort, verzog keine Miene. Tessa wurde allmählich sauer. »Was soll das hier alles, Mandy? Und was…«, sie ging ein Stück auf sie zu, »ist mit dir passiert?«

»Naja, ist nicht so einfach zu erklären, weißt du.«

»Ich schätze mal, wir haben Zeit, oder?« Mandy setzte sich nun endlich in Bewegung, aber statt auf sie zuzugehen, ging sie zu den Fenstern. »Erinnerst du dich noch an den Abend in der Scheune?«

»Du meinst, als Edward dich abgeschleppt hat und ich alleine mit dem Taxi heimfahren musste, weil du unsere Regel gebrochen hast?« Tessa tat so, als müsse sie überlegen. »Hm, ja, daran erinnere ich mich.« Sie schob den runtergerutschten Riemen ihrer Handtasche wieder auf die Schulter und verschränkte die Arme. Mandy drehte sich zu ihr um. »Der Typ hat etwas mit mir gemacht.«

»Hmm«, machte sie sarkastisch, »schon klar. Etwas gemacht. Ist er ein Zauberer?«

Mit einem sportlichen Satz schwang Mandy sich auf die Sofalehne und kauerte dort neben Sindbad. Aha, im Fitness-Studio war sie also auch noch gewesen. »Er hat aus mir einen Werwolf gemacht.« Tessa atmete erleichtert aus. Okay, ihre Freundin hatte vor, sie zu ärgern. Gut. »Können wir ja froh sein, dass kein Vollmond ist, eh?« Mandy legte nachdenklich den Kopf schief. Schließlich grinste sie. »Wir brauchen keinen Vollmond, Herzchen.« Ihre Augenfarbe wechselte zu einem satten Grün. Tessa schnappte nach Luft. Mandy sprang vom Sofa, kam näher, streichelte ihr über die Wange, die Mundwinkel, ihr Kinn. Tessa fühlte sich unwohl, und doch konnte sie nicht einfach flüchten. Vor ihr stand ihre Freundin. Ihre beste Freundin. Mit der sie gelacht und geweint hatte, mit der sie Vom Winde verweht geguckt hatte. »Wie hast du das gemacht? Mit deinen Augen eben?«, flüsterte sie angespannt.

»Wir können uns auch ohne Vollmond wandeln«, überging Mandy einfach ihre Frage. Ihr warmer Atem strich über Tessas Gesicht. Wie gebannt stand sie vor ihr, wusste nicht, sollte sie sie auslachen oder flüchten. »Bei Tag, bei Nacht, ganz egal. Der Wolf in uns ist genauso lebendig wie wir. Und er hat …«, ein tiefes Knurren kam aus ihrem Mund, als sie mit den Lippen fast die ihre berührte. »… immer Hunger.« Diesen Satz flüsterte sie, umschlang sie mit dem Arm und zog sie noch näher an sich. Tessa musste den Kopf heben. Sie kam nicht dazu, darüber nachzudenken, was mit Mandy passiert war. Es ging alles viel zu schnell.

Kapitel 8

»Das kann ich ja leiden«, zischte Riley, drehte sich wieder zu Tamus und nahm den letzten Schluck Bier. Tamus folgte der jungen Frau indes mit seinen Augen. Sie rempelte ein paar Leute an, als sie sich nach draußen zwängte. Er schüttelte den Kopf.

»Da würd ich am liebsten rübergehen und denen meine Meinung geigen.« Riley sah ihn verwundert an. »Was ist eigentlich los mit dir, Kumpel?« Tamus zuckte gleichgültig mit den Schultern, zeigte auf das leere Glas. »Noch einen?«, fragte er, statt einer Antwort. Riley schüttelte den Kopf. »Nein, Kumpel. Ich fahr wohl nach Hause.« Ungläubig starrte Tamus ihn an. »Du spinnst wohl? Wir sind doch gerade erst gekommen.« Riley zog sein Handy aus der Tasche seines Jacketts und sah aufs Display. Keine Antwort. Sie hatte ihm nicht geantwortet. Wie schon die letzten Wochen nicht. Bei jeder anderen hätte er längst aufgegeben, aber nicht bei ihr. Katja. Ihre Augen. Wie sie ihn angesehen hatte. Voller Kälte. Wie vielen Frauen hatte er schon den Kopf verdreht? Riley konnte sie nicht mehr zählen. Jede einzelne von ihnen hatte nach einem Blick von ihm gelechzt. Nur sie nicht. Nur Katja nicht. Eine Persönlichkeit, so stark, dass ihre Ausstrahlung ihn schon beim ersten Treffen am Londoner Flughafen total umgehauen hatte. Über den Rückspiegel hatte er sie beobachtet, wie sie, den Kopf nach unten geneigt, die ganze Fahrt über in ihr Handy geguckt hatte. Er dachte daran, wie er sie wenige Minuten für sich gehabt hatte, als sie gemeinsam vor dem Landsitz eine geraucht hatten. Und wie er sich nicht getraut hatte, ein Gespräch mit ihr anzufangen.

»Riley? Hallo!«, rief Tamus ihn zurück in die Gegenwart. »Ja, schon gut«, sagte er abwesend. »Kannst du mal dein Handy weglegen?«, meinte Tamus genervt. »Was?« Tamus verdrehte die Augen. »Ach vergiss es.«

»Ja schon gut, ich bin da. Guck, ich steck das Handy ein und trink noch ein Glas mit dir. Siehst du?« Riley steckte das Handy weg und hob demonstrativ die Hände. Tamus nickte, nur annähernd versöhnt, und bestellte noch zwei Guinness. »Sorry, es gab da noch ein paar Abschlussberichte, die ich noch nicht fertig hab«, log Riley, nahm sein Glas entgegen und prostete Tamus zu. Eigentlich hätte er mit ihm feiern müssen, denn die vergangenen Wochen waren Stress pur gewesen. Erst diese verrückte Sache mit dem deutschen Venatio, der mit einigen Gestaltwandlern und einem Werwolf in London auftauchte, und dann das arme Mädchen Alexa, die sie nur mit enormem Aufwand und einer Portion Glück hatten befreien können. Und Katja. Die deutsche Venatio, eiskalt, reserviert und doch so begehrenswert. Wie gern hätte er ihre Schicht aus Eis zum Schmelzen gebracht. Nein, Riley wollte nicht feiern.

Kapitel 9

Bevor Tessa etwas erwidern konnte, war Mandy wieder von ihr abgerückt. »Du hast dich verändert, Mandy«, bemerkte Tessa.

»Ich weiß. Ist das nicht toll?«

Tessa schüttelte den Kopf. »Ich finde das gar nicht toll, tut mir leid. Ist in dir noch etwas von der alten Mandy? Meiner besten Freundin? Du wirkst auf mich nicht mehr herzlich, vertrauenswürdig, lieb und nett. Nein, du wirkst herablassend.« Mandy schnaubte und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach komm schon, Tess. Ich wusste nicht, wie wunderbar das alles ist. Anzuziehen, was man will. Aufzustehen und einfach gut auszusehen. Keine Pickel mehr, keine kneifenden Hosen oder Pullover, in denen man aussieht wie eine Witzfigur. Du weißt nur nicht, wie das ist. Aber, wenn du es wüsstest«, sie kam wieder näher, strich Tessa über das glanzlose Haar, ihre fettige Stirn, kniff sogar in die dicke Wange, als wäre sie ihre Oma, »würdest du ganz genauso auf andere herabsehen. Glaub mir das.«

Tessa wich ihr aus. »Da du ja jetzt zu den Schönen und Reichen gehörst, kann ich ja gehen«, gab sie schnippisch zurück. Ihr Blick fiel auf Sindbad, der gelangweilt in einer Zeitschrift rumblätterte, die langen, muskulösen Beine von sich gestreckt. Trotzig reckte sie das Kinn hervor, wandte sich wieder Mandy zu, deren Lippen sich zu einem falschen Lächeln kräuselten. »Warum willst du denn gehen, Tessa? Lass uns doch ein bisschen Spaß haben.« Ihre Stimme klang schmierig und ölig. Tessas Blick huschte zum Fahrstuhl, dessen Türen sich längst wieder geschlossen hatten. »Mir ist nicht nach Spaß haben, Mandy. Ich will nach Hause. Hatte nen Scheißtag.«

»Möchtest du nicht auch gerne anders aussehen? Schöner? Schlanker? Weißt du nicht mehr, wie wir uns erträumt haben, anders auszusehen?«, fragte Mandy. Tessa seufzte genervt und machte einen Schritt auf den Fahrstuhl zu. »Hör mal, Mandy. Ich hab doch gerade gesagt, dass ich keine Lust habe. Ich will heim.«

»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, zischte ihre Freundin. »Nein, Mandy. Ich will nicht so sein. Ich bin wie ich bin und ich bin, bis auf die Ausnahme von heute, zufrieden mit mir. Ich muss nicht schauspielern, verstehst du? Abgesehen davon habe ich den Eindruck, ich müsste einen zu hohen Preis zahlen, wenn ich mir dich so ansehe.« Tessa machte eine kurze Pause. »Weißt du denn gar nicht mehr, was wir uns geschworen haben? Nie so zu sein wie die, die uns immer hänseln und mobben? Wir gegen den Rest?« Mandy lachte schallend und jetzt wurde Tessa echt wütend. Sie ging einen Schritt auf ihre Freundin zu, hob die Hand und wollte ihr ins Gesicht schlagen, doch Mandy war schneller und fing sie in der Luft ab, griff fest zu an ihrem Handgelenk, so dass es schmerzte, zog sie an sich, legte den Kopf schief. »Wolltest du mich etwa schlagen?«

»Sag mal, spinnst du? Lass los, das tut scheißweh.« Tessa versuchte, ihre Hand aus dem Griff zu befreien, doch je mehr sie zog, desto enger schlossen sich Mandys Finger. Als sie ihr ins Gesicht sah, schrak sie zusammen. Ihr Herz pochte gegen die Brust. Nicht nur ihre Augenfarbe hatte sich verändert. Kleine, feine Härchen wuchsen auf ihren Wangen, die Nase verformte sich vor ihren Augen. Ihr Atem stank plötzlich erbärmlich und lenkte ihren Blick auf den Mund, der sich ebenfalls veränderte. Mit ihrer freien Hand schlug Tessa auf Mandy ein, trat mit dem Fuß gegen ihr Schienbein, aber nicht mal ein Zucken durchfuhr den Körper ihrer Freundin. »Mir reicht’s, Tess. Wenn ich dich zu deinem Glück zwingen muss, tu ich das eben.« Die letzten Worte kamen jaulend aus ihrem Mund … Maul. Tessa sah an ihrer Freundin hinab. Wie sie sich vor ihren Augen veränderte. Panik stieg in Tessa auf. »Was zur Hölle? Du hast … du bist … oh Gott, was bist du?« Mandy gab ihr keine Antwort mehr. Ihr heißer Atem schlug ihr ins Gesicht, Speichel tropfte auf Tessas Hand, als sich diese Kreatur nach vorne beugte und eine Doppelreihe messerscharfer Zähne zeigte. Plötzlich hatte sie das Gefühl, ihr würde ein glühend heißes Eisen in die Schulter gerammt. Sie hörte einen lauten Schrei und stellte fest, dass es ihr eigener sein musste, ihre Knie gaben nach und ihr wurde schwarz vor Augen.

***

Mandys Zähne gruben sich in das weiche, warme Fleisch ihrer Freundin. Hunger übermannte sie, als ihr metallisch schmeckendes Blut ins Maul floss. Tessas Schreie hörte sie nur dumpf. Mandy musste sich zurückhalten, sie nicht mit Haut und Haar zu verschlingen. Sie zog sich von ihr zurück, ließ ihre Freundin unsanft auf dem Boden aufkommen und sprang mit einem großen Satz durch das halbe Penthouse, um Abstand zu gewinnen. Tessa hatte süß geschmeckt, wie eine Frucht, die in einem warmen Schokobrunnen gebadet worden war. Ihre Wölfin kämpfte, wollte sich vollends wandeln und weiterfressen, doch Mandy konnte sich durchsetzen. Sie streckte sich, konzentrierte sich und versuchte sich von dem Geruch abzuwenden, den das Blut verströmte, aber er umwehte ihre Nase wie ein wundervolles Parfum. Hinter sich hörte sie Sindbad, der sich um Tessa kümmerte. Nachdem sie sich wieder zurückverwandelt hatte, drehte sie sich rasch um, durchquert mit wenigen Schritten den Raum und stieß Sindbad, der neben Tessa auf dem Boden kniete, fort. »Lass sie. Fass sie nicht an.«

»Ich wollte ihr nichts tun. Hab mir schon gedacht, dass du sie wandeln willst.«