Küss mich immer wieder! - Abby Green - E-Book

Küss mich immer wieder! E-Book

Abby Green

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Hoteltycoon Zac Valenti fühlt sich unwiderstehlich zu der atemberaubend schönen Fremden hingezogen, die er auf einem New Yorker Maskenball trifft. Aber kaum hat er sie geküsst, verschwindet sie spurlos wie Cinderella – und Zac muss fürchten, dass sie eine Hochstaplerin ist!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 178

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

Küss mich immer wieder! erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2016 by Abby Green Originaltitel: „An Heir to Make a Marriage“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 426 Übersetzung: Bettina Röhricht

Umschlagsmotive: Strelciuc Dumitru, Nodar Chernishev, Details / GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 2/2022

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751513739

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

1. KAPITEL

Rose O’Malleys Herz schlug wie verrückt, ihre Handflächen waren feucht, und ihr war schwindelig. Sie hatte einen Panikanfall – in der Damentoilette eines der exklusivsten Hotels von ganz Manhattan.

Mit heruntergeklapptem Deckel ergab die makellose Toilette eine passable Sitzgelegenheit, und das Ambiente war selbst hier durch und durch luxuriös. Aber gerade dieser Umstand machte für Rose alles nur noch schlimmer. Sie war die Tochter einfacher irischer Einwanderer. Und das hier war absolut nicht ihre Welt.

Aus dem edlen Spiegel an der Innenseite der Kabinentür blickte ihr eine elegante Fremde entgegen. Ihr schulterlanges rotblondes Haar, das sich normalerweise wellte, war glatt und glänzend zu einem vornehmen Knoten frisiert, sodass ihr schlanker Hals betont wurde. Nur die untere Hälfte ihres Gesichts war zu sehen, der obere Teil verbarg sich hinter einer kunstvoll verzierten schwarz-goldenen Maske. Ihre grünen Augen wirkten angstvoll und fast fiebrig, ihr Mund war grellrot geschminkt.

Rose berührte mit dem Handrücken ihre heiße Wange. Plötzlich kam ihr ein rettender Gedanke: Sie hatte sich erkältet!

Erleichtert schloss Rose die Augen und atmete tief durch. Dass es ein außergewöhnlich heißer Frühlingstag in New York war, an dem sie sich kaum erkältet haben konnte, ignorierte sie geflissentlich. Auf keinen Fall kann ich da jetzt rausgehen, sonst stecke ich noch die wichtigsten Menschen von Manhattan an!

Doch gerade als sie sich dazu entschlossen hatte, die Damentoilette unauffällig zu verlassen und schnurstracks nach Hause zu gehen, hörte Rose mehrere Frauen hereinkommen und sank entmutigt zurück.

Sie machte sich etwas vor. Natürlich hatte sie sich nicht erkältet. Doch im Augenblick konnte Rose es nicht über sich bringen, anderen Menschen gegenüberzutreten. Zum Glück war ihre Kabine ganz hinten gelegen. Sie würde einfach warten, bis alle weg waren und sich dann heimlich hinausschleichen!

„Du meine Güte, hast du ihn gesehen?“, sagte eine der Frauen jetzt. „So ein scharfer Typ – meine Eierstöcke explodieren gleich!“

„Das wäre eine ziemliche Verschwendung“, sagte die andere trocken. „Es ist doch allgemein bekannt, dass er mit dem Erbe nichts zu tun haben will, das seine Familie seinem möglichen Sprössling hinterlassen will. Er hat sogar einen anderen Namen angenommen, um sich von ihnen zu distanzieren!“

Ihre Freundin war fassungslos. „Wer, um alles in der Welt, verzichtet denn freiwillig auf Milliarden Dollar und einen Familiennamen, dessen Geschichte bis zur Mayflower zurückreicht?“

Roses Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie kannte die Antwort: Es war der berüchtigtste Gast der Feier, Zac Valenti. Sie hatte inständig gehofft, dass er nicht kommen würde …

„Alle dachten, er hätte einen Zusammenbruch oder so was, nachdem er Addison Carmichael praktisch vor dem Altar stehen ließ. Aber er ist wie Phönix aus der Asche auferstanden“, hörte Rose eine der Frauen sagen und lehnte sich näher zur Tür, als die Stimmen leiser wurden.

„Er soll der reichste und begehrteste Junggeselle der USA sein.“

„Aber hast du seine kalte, launische Ausstrahlung bemerkt? So nach dem Motto: ansehen ja – anfassen auf keinen Fall.“

„Ja …“, stimmte die andere Frau schwärmerisch zu. „Ich finde diese schweigsamen Grübler ja so attraktiv!“

Ein verächtliches Schnauben ertönte. „Deine Begeisterung hat wohl eher damit zu tun, dass er eine wahre Goldgrube für jede Frau ist, der es gelingt, von ihm schwanger zu werden. Auch wenn er das Vermögen seiner Familie nicht will, würde ich nicht Nein sagen. Und wer von ihm ein Kind bekommt, der erhält auch gleichzeitig Zugang zum legendären Lyndon-Holt-Vermögen.“

Genau in dem Moment, als diese Worte widerhallten, verlor Rose das Gleichgewicht und krachte mit der Schulter gegen die Tür des WC. Entsetzt erstarrte sie, als Schweigen eintrat. Dann wurde geflüstert, und kurz darauf hörte sie das Klacken von Absätzen, als die beiden Frauen eilig den Raum verließen.

Sie lehnte sich zurück, rieb sich die schmerzende Schulter und spürte, wie sie hysterisch wurde. Wie die beiden Frauen gerade gesagt hatten, gab es vermutlich kaum einen Mann, bei dem die Wahrscheinlichkeit, dass er Vater wurde, noch geringer war als bei Zac Valenti. Warum er sich damals von seiner Familie distanziert hatte, wusste niemand, doch immer wieder wurde darüber gemutmaßt. Er war vor einem Jahr nicht einmal zur Beerdigung seines Vaters gegangen.

Danach war der Presse eine neue Version vom Testament der Familie Lyndon-Holt zugespielt worden: Sollte Zac ein Kind bekommen, würde dies – egal, ob Junge oder Mädchen – an seiner Stelle das Vermögen der Familie erben, sofern es den Namen Lyndon-Holt trug. Es wurde vermutet, dass diese Details nicht zufällig an die Öffentlichkeit gedrungen waren.

Sollte Zac Valenti jemals ein Kind zeugen, würde er diesem kaum das ihm zustehende Erbe verweigern. Und falls er es doch versuchte, würde die zukünftige Mutter solch eines Kindes sicher ihr Mitspracherecht geltend machen. Auch was den Namen des Kindes betraf …

Das brachte Rose O’Malley zurück zu dem Grund, warum sie überhaupt hier war: Sie sollte Zac Valenti, einen der begehrtesten Junggesellen der Welt, verführen – und von ihm schwanger werden.

Noch immer konnte sie nicht fassen, worauf sie sich da eingelassen hatte. Erst jetzt, einen Tag später, ließ die Panik ein wenig nach, die sie zu dieser Entscheidung verleitet hatte. Nun sah Rose der Wirklichkeit ins Gesicht: Sie war einen Pakt mit dem Teufel eingegangen.

Sie musste an das Gespräch mit ihrer Auftraggeberin denken, Mrs. Lyndon-Holt. Eine Frau, deren alterslos scheinende, maskenhafte Schönheit keinerlei Gefühlsregung verriet …

Zac Valentis Mutter hatte Rose mit ihren eiskalten blauen Augen angesehen und die unterschriebene Vereinbarung hochgehalten. „Unser Vertrag ist bindend, Rose. Sollten Sie von meinem Sohn schwanger werden und dafür sorgen, dass das Kind von Geburt an Lyndon-Holt heißt, wird es alles erben. Und sobald mir Ihre Schwangerschaft bestätigt wird, kommt Ihr Vater in eine Klinik und erhält die bestmögliche Behandlung. Sollten Sie aber gegen die Geheimhaltungsvereinbarung verstoßen und jemandem die Vertragsinhalte preisgeben, werden meine Anwälte Sie verklagen.“ Ebenso kühl wie verächtlich hatte sie hinzugefügt: „Wenn Sie ein Baby bekommen, sich aber nicht an unseren Vertrag halten, werde ich ihr Leben zerstören. Und ein Hausmädchen wie Sie sollte sich niemals auf eine juristische Auseinandersetzung mit jemandem wie mir einlassen.“

„Wie kommen Sie darauf, dass ein Mann wie Ihr Sohn mich überhaupt wahrnehmen wird?“, hatte Rose gefragt.

„Ein Mann, der so zynisch ist wie Zachary? Eine so junge, unschuldige Schönheit wie Sie wird ihm sicher auffallen. Sie müssen lediglich dafür sorgen, dass es nicht dabei bleibt.“

Rose kehrte wieder in die Gegenwart zurück und betrachtete sich im Spiegel. Sie fühlte sich überhaupt nicht wie eine Schönheit und schon gar nicht unschuldig, mit den geröteten Wangen und dem grellen Lippenstift. Angewidert wischte sie sich die rote Farbe ab.

Ich kann das nicht, dachte sie verzweifelt. Ich hätte niemals diesen haarsträubenden Vertrag unterschreiben dürfen. Fast wollte sie schon zu Mrs. Lyndon-Holt gehen und ihr mitteilen, sie müsse sich für ihren kranken Plan jemand anders suchen. Doch dann fiel ihr wieder ein, warum sie sich überhaupt auf das Ganze eingelassen hatte.

Vor ihrem inneren Auge tauchte ihr Vater auf, mit schmerzverzerrtem Gesicht und ohne jede Hoffnung. Mit zweiundfünfzig Jahren war er noch viel zu jung, um sich auf den Tod vorzubereiten. Doch ohne die notwendige Operation würde er sterben. Und die konnten sich ein ehemaliger Chauffeur und ein Hausmädchen mit einer sehr beschränkten Krankenversicherung nicht leisten. Und das hatte Mrs. Lyndon-Holt sich zunutze gemacht. Roses Vater hatte früher als Chauffeur der Familie gearbeitet, aber nach dem Tod ihres Mannes hatte Mrs. Lyndon-Holt neue Bedienstete eingestellt und die alten ohne ein Wort des Dankes für ihren langjährigen Dienst entlassen. Nur Rose hatte ihre Stelle behalten und war sehr froh darüber gewesen. Doch nun war bei ihrem Vater eine seltene Herzerkrankung festgestellt worden, die unbehandelt zum Tod führen würde.

Rose rang mit ihrem Gewissen. Der Gedanke, ihren Vater zu verlieren, war unerträglich, nachdem schon ihre Mutter viel zu früh gestorben war. Außer ihm hatte sie keine Verwandten in den USA. Die OP würde ihn retten, und Mrs. Lyndon-Holt würde sie bezahlen.

Wenn Rose ihren Sohn verführte …

Sie atmete tief durch und beschloss, einen Versuch zu starten, Zac Valenti zu finden. Doch wenn sie ihn nicht fand oder er sie keines Blickes würdigte – und davon ging sie aus –, dann würde sie den Ball verlassen, im Wissen, ihr Bestes versucht zu haben.

Zac Valenti, der ganz am Rand an einer Säule lehnte, ließ missbilligend den Blick durch den riesigen Ballsaal streifen. An den auffallend dünnen weiblichen Gästen des Maskenballs blitzten die Edelsteine nur so um die Wette. Wahrscheinlich wollten sie auf diese nicht sehr subtile Weise einen Hinweis auf ihren gesellschaftlichen Status geben …

Eine Frau ging an ihm vorbei, die so schwer mit Schmuck behängt war, dass sie sich kaum aufrecht halten konnte. Als ihr Blick auf ihn fiel, wurden ihre Augen hinter ihrer aufwendig mit Federn verzierten Maske groß, und sie wäre fast über ihre eigenen Füße gestolpert. Offenbar konnte Zacs dezente schwarze Maske seine Identität nicht vertuschen.

Und er war nun einmal das Enfant terrible von Manhattan, nachdem er damals für den größten Skandal seit Jahrzehnten gesorgt hatte: Zachary Lyndon-Holt, der rechtmäßige Erbe des ungekrönten Königs von New York, hatte sich von seiner Familie abgewandt und ohne jede Erklärung auf sein Erbe verzichtet …

Außerdem hatte er seine Verlobte in ihrem maßgeschneiderten Oscar-de-la-Renta-Kleid am Altar einer der ältesten Kirchen Manhattans stehen lassen. Vornehm, gebildet und stets makellos gestylt war Addison Carmichael eigentlich die perfekte Wahl gewesen. Hartnäckig wie ein Terrier war sie aber auch: Schon ein Jahr nach der geplatzten Hochzeit hatte sie in eine bekannte Politiker-Dynastie eingeheiratet und war nun die Frau eines New Yorker Senators.

Als Zac ihr jetzt begegnete, schenkte sie ihm ein Lächeln, das nur ein Hauch boshaft war. Denn Zacs Bruch mit seiner Familie hatte damals erheblich von ihrer öffentlichen Demütigung abgelenkt.

Dass er ihr emotional wehgetan hatte, glaubte Zac nicht, denn eine Liebesheirat wäre es sicher nicht geworden. Die Beziehung mit Addison war genauso eine Farce gewesen wie sein sonstiges Leben. Doch zum Glück hatte er die hässliche Wahrheit über seine Familie herausgefunden, bevor er in das von seinen Großeltern erbaute Gefängnis marschiert war.

Zac war tatsächlich in dem Glauben aufgewachsen, seine Großeltern wären seine Eltern! Bis er die Wahrheit erfahren hatte und seine ganze Welt in sich zusammengebrochen war. Doch davon ließ er sich nicht unterkriegen. Der abscheuliche Betrug an den zwei Menschen, die ihn in diese Welt gebracht hatten, ließ ihn jedoch nicht los. Und so beschloss er, seine wahren Eltern zu ehren – und nicht die Menschen, die ihn von klein auf behandelt hatten, als sei er in seinem eigenen Zuhause nur ein unerwünschter Gast.

An jenem Tag war Zac wie berauscht gewesen von dem Gefühl, endlich sein eigenes Schicksal bestimmen zu können. Erlöst vom Joch des Namens Lyndon-Holt, mit dem er sich nie ganz wohlgefühlt hatte. Er legte ihn ab und befreite sich von allem, was sich damit verband. Und er hatte es nie bereut.

Als Zac Valenti war er seitdem bestrebt, den verhassten Namen der Familie Lyndon-Holt zu übertrumpfen. Valenti war der Name seines Vaters, eines einfachen italienischen Einwanderers, der so verwegen gewesen war, sich in eine vornehme Lyndon-Holt zu verlieben …

Dass ein beträchtlicher Teil von Zacs Vermögen nun aus seiner neuen Karriere als Hotelier und Barbesitzer stammte, stimmte ihn sehr zufrieden, denn er wusste, wie wütend das seine Großmutter machen würde. Die Frau, die noch immer von aller Welt für seine Mutter gehalten wurde … Deswegen freute sich Zac auch über die Schlagzeilen der Klatschblätter zur Eröffnung seiner neuesten Bar: Das Supermodel, das derzeit als schönste Frau der Welt galt, war von Paparazzi dabei ertappt worden, wie sie im Morgengrauen sein Apartment verließ …

Warum rufst du sie nicht zurück? fragte eine Stimme in Zacs Innerem, die er zu ignorieren versuchte. Der Sex war nicht schlecht gewesen. Das Intermezzo hatte ihn jedoch stark an das Gefühl der Entfremdung erinnert, das ihn erfüllt hatte, als er vom Betrug seiner Familie erfahren hatte: als wäre nichts wirklich und er selbst nur ein Konstrukt …

Nein. Er war ein echter Mensch aus Fleisch und Blut. Von ihm aus konnten all diese Menschen so viel flüstern und ihm höhnische Blicke zuwerfen, wie sie wollten. Zac Valenti genoss es, sie daran zu erinnern, dass sie alle in Konventionen verhaftet waren – genau wie er es gewesen war. Heuchler, die genauso abstürzen konnten wie er. Allerdings war er ja gar nicht gefallen, sondern gesprungen.

Zac bewegte seine Schultern unter seinem maßgeschneiderten Dreiteiler. Er ärgerte sich, dass seine Gedanken immer nur in eine Richtung gingen. Um sich abzulenken, ließ er den Blick umherschweifen.

Als er aus dem Augenwinkel eine leichte Bewegung sah, blickte Zac nach rechts – und entdeckte eine schlanke Frau in einem langen, schwarzen, ärmellosen Kleid. Sie stand etwa drei Meter entfernt von ihm und wandte ihm den Rücken zu. Die meisten der anwesenden Frauen zeigten viel mehr Haut, aber der Rücken dieser Unbekannten war geradezu aufsehenerregend in seiner schimmernden Blässe.

Erst jetzt bemerkte er, dass ihr Kleid verführerisch durchscheinend war. Während sie sich bewegte, als suche sie jemanden, zeigte es ihre schmale, aber kurvige Figur, ihren runden, festen Po im schwarzen Slip. Er ließ den Blick an ihrem schlanken Rücken hinauf zu ihrem rotblonden Haar gleiten, das hochgesteckt war und ihren eleganten Hals betonte.

Plötzlich war Zac erfüllt von dem Wunsch, ihr die Maske abzunehmen. Er wollte sie sehen.

Er schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Was war bloß mit ihm los? Normalerweise weckten Frauen nicht so schnell seine Aufmerksamkeit.

Doch als die schöne Unbekannte sich in seine Richtung wandte, verspürte er eine heftige, urtümliche Anziehung. Obwohl das schwarze Kleid ihr vom Hals bis zu den Knöcheln reichte, zeigte es unglaublich viel blasse Haut. Zac bemerkte, wie er den Atem anhielt, als sein Blick auf ihren Brüsten landete. Sie waren eher klein, aber fest und wunderschön geformt. Da das Kleid rückenfrei war, trug sie wohl keinen BH.

Als Zac das begriff, wurde er von heftigem Verlangen erfüllt – wie ein Teenager, der zum ersten Mal eine nackte Frau sieht.

Die Maske verdeckte einen Großteil ihres Gesichts, aber er sah einen sinnlichen Mund und zarte Wangen. Alles an ihr war anmutig und feminin. Sie hielt ein Glas Champagner so fest in der Hand, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Offenbar fühlte sie sich unwohl.

Dann stellte sie schnell ihr Glas auf das Tablett eines Obers und wandte sich entschlossen um, als hätte sie eine Entscheidung getroffen. Schnell, fast panisch ging sie in die entgegengesetzte Richtung. Als eine größere Gruppe ihr den Weg versperrte, blieb sie verunsichert stehen.

Die meisten Menschen hier bahnten sich selbstsicher und ohne Rücksicht auf Verluste ihren Weg. Die junge Unbekannte fiel da völlig aus dem Rahmen. Plötzlich war Zacs Interesse geweckt.

Trotz ihrer Angst war Rose zutiefst erleichtert, denn sie konnte Zac Valenti nirgendwo entdecken. Sie wollte einfach nur weg, raus aus diesem Saal voller Menschen, die wie schillernde Pfauen gekleidet waren. Sie gehörte nicht hierher und fühlte sich in ihrer Aufmachung wie ein Callgirl.

Die von Mrs. Lyndon-Holt engagierte Stylistin hatte Rose wie ein Offizier Befehle entgegengebrüllt und ihre Einwände gegen das Kleid mit den Worten abgeschmettert, sie habe ihre Anweisungen.

Wahrscheinlich lauteten die „Sie muss gut genug aussehen, um meinem Sohn aufzufallen, und nuttig genug, um den Eindruck zu erwecken, sie sei leicht zu haben“, dachte Rose beschämt. Doch zum Glück war Zac Valenti offenbar schon gegangen, und er hätte sie sowieso keines Blickes gewürdigt. Schließlich hatte er Affären mit Supermodels – nicht mit blassen, sommersprossigen Hausmädchen, die sich auf solche abscheulichen Intrigen einließen.

Da ihr die Gruppe noch immer den Weg versperrte, ballte sie die Hände zu Fäusten und beschloss, sich einfach zwischen den Männern hindurchzuschieben.

„Ich hoffe doch sehr, dass Sie nicht den Bürgermeister von New York verprügeln werden. Wenn Sie ihn nett bitten, lässt er Sie bestimmt durch“, sagte eine tiefe, sexy Stimme dicht an ihrem Ohr.

Erschrocken drehte sie sich um – und blickte auf den breiten Oberkörper eines großen, durchtrainierten Mannes. Als sie den Kopf hob, um sein Gesicht anzusehen, blieb ihr fast das Herz stehen. Denn trotz der schwarzen Maske wusste sie sofort, wen sie vor sich hatte.

Zac Valenti. Er war also doch hier.

Die Maske verdeckte die obere Hälfte seines Gesichts, aber nicht seine berühmten blauen Augen. Manche bezeichneten diese Augen als kalt, doch ihr wurde unter seinem Blick heiß. Obwohl sie schon mehrfach Fotos von Zac Valenti gesehen hatte, fühlte sie sich auf dieses Aufeinandertreffen absolut nicht vorbereitet.

Trotz ihrer Größe von immerhin einem Meter siebzig überragte er sie deutlich und versperrte ihr mit seinen breiten Schultern mühelos die Sicht. Sein dichtes, welliges Haar hatte eine dunkle goldbraune Farbe. Sein Teint war dunkel, seine Züge markant und sein Mund unglaublich sinnlich. Er strahlte jenen mühelosen Charme und jene Anmut aus, die eine vornehme Abstammung und unschätzbarer Reichtum mit sich brachten. So stellte Rose sich Jay Gatsby aus Der große Gatsby vor: unglaublich reich, unglaublich gut aussehend – und unerreichbar.

Etwas erschreckend Intensives, ganz Neues erwachte in Rose zum Leben: sexuelles Verlangen. Als würde ein Stromschlag sie durchzucken. Sie war sehr behütet aufgewachsen und hatte wenig Gelegenheit gehabt, sich mit dem anderen Geschlecht zu befassen. Und nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie sich intensiv um ihren Vater gekümmert, der in ein tiefes Tal der Verzweiflung gestürzt war.

Zac Valenti neigte den Kopf zur Seite. Seine Augen funkelten. „Sie können doch sprechen?“

Rose machte eine Gehirnzelle ausfindig, die nicht vor Schreck wie eingefroren war. „Ja“, sagte sie schwach. Dann gab sie sich einen Ruck und wiederholte etwas energischer: „Ja, ich kann sprechen.“

„Da bin ich aber erleichtert.“ Lächelnd gab er ihr die Hand. „Zac Valenti. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“

Sein Lächeln hatte die Wirkung einer strahlenden Sonne. Rose atmete tief durch. „Ich heiße Rose.“

Er umfasste ihre Finger mit seiner warmen, starken, leicht rauen Hand. Ein erregender Funke erglühte in ihrem Innersten.

„Einfach nur Rose?“

Fast hätte sie ihm ihren Nachnamen verraten, doch den kannte er vielleicht. Immerhin hatte ihr Vater für die Lyndon-Holts gearbeitet, als Zac noch nicht mit seiner Familie gebrochen hatte. Schnell erwiderte sie: „Rose Murphy.“ Murphy war der Mädchenname ihrer Mutter gewesen.

„Mit dem Namen, der Haarfarbe und dem Teint können Sie nur Irin sein.“

„Meine Eltern sind kurz vor meiner Geburt in die USA eingewandert.“ Nervös entzog Rose ihm ihre Hand und wich einen Schritt zurück.

„Wohin wollen Sie denn?“

„Ich … ich muss los“, sagte sie stockend.

„Ohne getanzt zu haben?“

Sie wurde von Panik erfüllt. „Ich kann nicht tanzen.“

„Das kann ich kaum glauben. Gibt es wirklich Menschen, die nicht tanzen können?“

Ja, dachte Rose. Menschen, deren Eltern Tanzstunden nicht bezahlen konnten.

„Ja“, erwiderte sie scharf, plötzlich wütend. „Und ich muss jetzt wirklich los.“ Doch als sie sich umdrehte, hielt er sie am Arm fest. Rose bereute schon ihre heftige Antwort, denn Zac konnte ja nichts dafür. Und von ihren niederen Absichten ahnte er nichts.

Ihr wurde übel, als sie daran dachte.

Als er ihr die Hände auf die Arme legte, blickte sie auf zu seinem Gesicht mit den perfekten klassischen Zügen. „Ich wollte Sie nicht kränken“, sagte er.

Wieder brachten seine blauen Augen sie völlig durcheinander. „Das haben Sie auch nicht. Bitte entschuldigen Sie.“

Er lächelte, wobei er einen Mundwinkel etwas höher zog als den anderen, was ziemlich sexy aussah. „War das gerade unser erster Streit?“

„Sie sind ziemlich flott“, stellte Rose trocken fest und wunderte sich insgeheim, dass er nicht überheblicher war. Dass er so charmant flirten würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Und auch nicht damit, dass er ihr gefallen würde …

Andererseits hätte er sie sicher nicht bemerkt, wäre sie eine der Kellnerinnen in makelloser Uniform gewesen. Unter seiner charmanten Fassade verbarg sich tiefer Zynismus, da hatte seine Mutter ganz recht gehabt.

„Ich bemühe mich“, sagte Zac lächelnd. Dann ließ er die Hände an ihren Armen hinuntersinken – so langsam, dass Rose schneller atmete und ihre Haut prickelte. Als er dabei kurz ihre Brüste streifte, bekam sie eine Gänsehaut.

Er führte sie auf die Tanzfläche, wo sich Paare Wange an Wange zu einer sinnlichen Melodie bewegten.

Als Rose die neugierigen Blicke bemerkte, flüsterte sie eindringlich: „Ich habe wirklich noch nie …“

„Vertrauen Sie mir“, sagte Zac nur. Er nahm ihre rechte Hand in seine und legte ihr die andere auf den oberen Rücken – auf ihre bloße Haut. Dann zog er Rose dicht an sich heran.