9,99 €
3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €
Sexy, klug, witzig, ein wenig düster und unglaublich spicy: Die Football-Spieler der Bear State University in Los Angeles werden dein Herz im Sturm erobern. Dieses eBook-Bundle enthält gleich die ersten drei Romane der Reihe.
AGAINST THE RULES
Carey ist der Star des Football-Teams! Doch für ein Projet an der Uni braucht er Nachhilfe von Rowan, die sich ihr Studium mit Nebenjobs finanziert. Der Footballspieler ist sofort fasziniert von ihrer schlagfertigen und selbstbewussten Art. Und auch Rowan kann sich dem unwiderstehlichen Sog nicht entziehen, den Carey auf sie ausübt. Beide ahnen nicht, dass sie eine gemeinsame unschöne Vergangenheit verbindet ...
HARD TO GET
Every weiß genau, was sie tut, als sie in einer Bar den tätowierten Quarterback Spider anrempelt. Sie nimmt ihn mit zu sich nach Hause und zählt die Stunden, bis ihr Vater aufwacht und den jungen Footballspieler in ihrem Bett findet. Alles aus Rache. Doch dass ihr der Sex mit Spider so viel Spaß machen würde, damit hat sie nicht gerechnet. Und schon gar nicht, dass der Quarterback Gefühle in ihr aufwirbelt, die sie längst vergraben hatte ...
FOR THE WIN
Bex ist eine Thunderbird und gehört damit zur College-Elite. Aber sie ist auch ein ziemliches Mauerblümchen. Das ändert sich, als der muskulöse Footballspieler Loren betrunken in ihr Zimmer stolpert und halbnackt neben ihr einschläft ...
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 641
Veröffentlichungsjahr: 2025
Digitale Erstausgabe - Sammelband
beHEARTBEAT in der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2025 by Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 - 20, 51063 Köln, Deutschland
Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.
Die Verwendung des Werkes oder Teilen davon zum Training künstlicher Intelligenz-Technologien oder -Systeme ist untersagt.
ISBN 978-3-7517-8666-9
Sexy, klug, witzig, ein wenig düster und unglaublich spicy: Die Football-Spieler der Bear State University in Los Angeles werden dein Herz im Sturm erobern. Dieses eBook-Bundle enthält gleich die ersten drei Romane der Reihe.
Carey ist der Star des Football-Teams! Doch für ein Projet an der Uni braucht er Nachhilfe von Rowan, die sich ihr Studium mit Nebenjobs finanziert. Der Footballspieler ist sofort fasziniert von ihrer schlagfertigen und selbstbewussten Art. Und auch Rowan kann sich dem unwiderstehlichen Sog nicht entziehen, den Carey auf sie ausübt. Beide ahnen nicht, dass sie eine gemeinsame unschöne Vergangenheit verbindet ...
Every weiß genau, was sie tut, als sie in einer Bar den tätowierten Quarterback Spider anrempelt. Sie nimmt ihn mit zu sich nach Hause und zählt die Stunden, bis ihr Vater aufwacht und den jungen Footballspieler in ihrem Bett findet. Alles aus Rache. Doch dass ihr der Sex mit Spider so viel Spaß machen würde, damit hat sie nicht gerechnet. Und schon gar nicht, dass der Quarterback Gefühle in ihr aufwirbelt, die sie längst vergraben hatte ...
Bex ist eine Thunderbird und gehört damit zur College-Elite. Aber sie ist auch ein ziemliches Mauerblümchen. Das ändert sich, als der muskulöse Footballspieler Loren betrunken in ihr Zimmer stolpert und halbnackt neben ihr einschläft ...
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Cover
Titel
Impressum
Über das Buch
Inhalt
L.A. Players - Against the rules
Cover
Grußwort des Verlags
Titel
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Weitere Titel der Autorin
Impressum
L.A. Players – Hard to get
Cover
Grußwort des Verlags
Titel
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Epilog
Weitere Titel der Autorin
Impressum
L.A. Players – For the win
Cover
Grußwort des Verlags
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Epilog
Weitere Titel der Autorin
Impressum
Start Reading
Contents
Liebe Leserin, lieber Leser,
herzlichen Dank, dass du dich für ein Buch von be HEARTBEAT entschieden hast. Die Bücher in unserem Programm haben wir mit viel Liebe ausgewählt und mit Leidenschaft lektoriert. Denn wir möchten, dass du bei jedem be HEARTBEAT -Buch dieses unbeschreibliche Herzklopfen verspürst.
Wir freuen uns, wenn du Teil der be HEARTBEAT -Community werden möchtest und deine Liebe fürs Lesen mit uns und anderen Leserinnen und Lesern teilst. Du findest uns unter be-heartbeat.de oder auf Instagram und Facebook .
Du möchtest nie wieder neue Bücher aus unserem Programm, Gewinnspiele und Preis-Aktionen verpassen? Dann melde dich für unseren kostenlosen Newsletter an: be-heartbeat.de/newsletter
Viel Freude beim Lesen und Verlieben!
Dein be HEARTBEAT -Team
Melde dich hier für unseren Newsletter an:
J B S A L S B U R Y
L.A. PLAYERS
AGAINST THE RULES
Aus dem amerikanischen Englisch von Cherokee Moon Agnew
Ich werde nicht kotzen. Ich werde nicht kotzen. Ich werde nicht kotzen.
Ich wiederhole den Satz in meinem Kopf, während mein Magen rumort und genau das Gegenteil machen will. Jetzt bereue ich das Erdnussbutter-Sandwich, das ich zu Mittag gegessen habe. Ich hätte es lieber lassen sollen, aber ich brauche so viel Gehirnfutter wie nur möglich.
Freitag. Der letzte Tag der Abschlussprüfungen in meiner allerletzten Highschool-Woche. Das werde ich auf gar keinen Fall vermasseln.
Analysis ist mein Spezialgebiet.
Mathe ist schon immer mein Ding gewesen.
Ich habe die ganze Nacht durchgebüffelt, nur um sicherzugehen, dass ich die Prüfung schaffe, und trotzdem kribbelt mein Magen vor Nervosität. Aber ich habe auf die harte Tour gelernt, dass selbst die besten Pläne schiefgehen können, ohne dass ich etwas dafür kann. Bisher ist mein Leben eine einzige Kletterpartie mit beinahe unüberwindbaren Hindernissen gewesen, aber irgendwie habe ich es geschafft, nicht aufzugeben.
Die Vergangenheit bestimmt nicht die Zukunft.
Ich mache den Satz zu meinem neuen Mantra, und es scheint ein wenig besser zu funktionieren als das vorherige.
Ich schlängle mich zwischen meinen lärmenden Klassenkameraden auf dem Schulhof hindurch. Man spürt, dass etwas in der Luft liegt. Die vier Schuljahre sind fast vorbei. Klar, nächste Woche müssen wir unnötigerweise noch in die Schule kommen, um die Jahrbücher zu unterschreiben, und die ganzen Abschlusspartys finden statt.
Hier in Las Vegas ist es unglaublich heiß, doch als ich die Tür zu Mr. Thorns Klassenzimmer öffne, kühlt die Klimaanlage augenblicklich meine mit Schweiß bedeckte Haut.
»Rowan, Sie sind aber früh da«, sagt Mr. Thorn. Mit einem angebissenen Sandwich und einer Tüte Doritos sitzt er an seinem Pult.
Ich stelle meine Tasche neben dem Tisch ganz vorn ab. Auf diesem Platz habe ich das ganze Semester über gesessen, und es war kein Problem, ihn zu verteidigen, denn niemand will in der ersten Reihe sitzen. »Ich wollte Sie nicht beim Essen stören.« Ich öffne meinen Rucksack, der notdürftig von Sicherheitsnadeln zusammengehalten wird. An manchen Stellen wurde er geflickt. Mit dem Daumen streiche ich über den gerissenen Träger. Vier Jahre lang hat mir dieser Rucksack die Treue gehalten. »Ich lerne noch ein bisschen, bis es klingelt.« Ich setze mich und ziehe mein Prüfungsvorbereitungsbuch hervor, das ich in der letzten Woche quasi auswendig gelernt habe.
Mr. Thorn brummt und widmet sich wieder seinem Mittagessen.
Ich blättere durch die ersten Seiten, ohne mir die Gleichungen überhaupt richtig anzusehen, denn ich bin sie schon eine Million Mal durchgegangen. Beziehung zwischen unbeschränktem Definitionsbereich und Asymptoten. Zwischenwertsatz …
Das schrille Klingeln der Schulglocke beendet die Mittagspause. Meine Hand krallt sich zur Beruhigung in mein Glücksshirt. Mein Bear-State-University-Shirt, das ich mir gekauft habe, nachdem ich den Campus besichtigt hatte, denn ich habe das Brower-Millstone-Academic-Stipendium bekommen. Seit ich acht Jahre alt war, träume ich davon, in Los Angeles zu leben, BWL zu studieren und der Finanzchef eines Fortune-500-Unternehmens zu werden. Am Meer zu leben ist ein Traum, endlich aus Las Vegas wegzukommen das ultimative Ziel. Oder besser gesagt: endlich von meiner Mom und meinem Stiefvater wegzukommen.
Das Klassenzimmer füllt sich mit verschwitzten plappernden Teenagern. Leute, mit denen ich vier Jahre lang zur Schule gegangen bin – und die meisten von ihnen wissen nicht einmal, dass ich existiere. Es ist nicht so, als wären sie Arschlöcher. Zumindest nicht alle. Aber ich bin schon immer introvertiert gewesen, habe mir nie sonderlich viel aus Freundschaft gemacht, weil sie unberechenbar ist. Das liebe ich so an Mathe: Man kann darauf vertrauen, dass es genau eine richtige Lösung gibt.
Ich halte den Kopf gesenkt und lese mir meine Notizen noch mal durch, während Mr. Thorn die Reste seines Essens wegräumt. Als es zum zweiten Mal klingelt, ist jeder Platz besetzt – bis auf die zwei Tische links und rechts neben mir. Es beruhigt mich ein wenig, dass niemand so nahe neben mir sitzt, dass er bei mir abschreiben könnte.
»Meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu Ihrer Matheprüfung. Der Test umfasst achtundzwanzig Aufgaben, alles Dinge, die Sie in meinem Unterricht gelernt haben. Die Prüfung macht achtzig Prozent der Gesamtnote aus, deshalb hoffe ich, Sie haben meinen Rat befolgt und fleißig gelernt.«
Der Großteil des Raums stöhnt, während ich in mich hineingrinse.
So viel, wie ich gelernt habe, kann es keine einzige Aufgabe geben, die ich nicht lösen …
Die Tür fliegt auf, und ein Schwall warme Luft strömt herein. Die Sonne blendet so sehr, dass ich nicht sofort erkennen kann, wer hier zu spät kommt. Als derjenige das Klassenzimmer betritt, kneife ich die Augen zusammen, und mein Magen schlägt einen Purzelbaum.
Wie schafft es ein so großer Kerl, so zu wirken, als würde er schweben?
Es gibt nur einen, der sich auf diese Art und Weise fortbewegt.
»Carey Slade«, sagt Mr. Thorn kopfschüttelnd. »Wie nett von Ihnen, sich zu uns zu gesellen.«
Der Football-Star schultert seinen Rucksack ein wenig höher und setzt sein charmantestes Lächeln auf. »Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich wurde … von etwas aufgehalten.« Mit dem Daumen wischt er sich über die Unterlippe, und man muss kein Genie sein, um zu begreifen, dass er von jemandem aufgehalten wurde. Höchstwahrscheinlich von Serena Yuki, der asiatisch-amerikanischen Kapitänin des Cheerleader-Teams. Sie und Carey führen seit dem ersten Schuljahr eine On-Off-Beziehung.
»Setzen Sie sich, Mr. Slade«, murmelt Mr. Thorn.
Ich beobachte, wie seine große Gestalt zum Tisch zu meiner Linken schwebt. Als er sich auf den Stuhl neben mir setzt, steigt mir sein teures Parfum in die Nase. Er stellt seinen Rucksack zwischen uns und lehnt sich zurück, das Plastik und das Metall ächzen protestierend. Er ist über eins neunzig groß, und sein Gewicht kann ich nicht einmal annähernd schätzen, aber irgendetwas sagt mir, dass er bestimmt schwerer ist, als er aussieht. Er hat breite Schultern, muskulöse Arme, eine breite Brust, eine schmale Taille …
»Hey, kann ich mir einen Stift leihen?«
Ich sehe ihm in die haselnussbraunen Augen, und so arrogant, wie er dreinblickt, hat er eben gemerkt, wie ich ihn begafft habe. Zwar öffne ich den Mund, um etwas zu erwidern, doch es kommt nichts heraus.
Ich kenne Carey Slade seit dem ersten Jahr auf der Highschool, aber er hat noch kein einziges Mal mit mir gesprochen. Okay, doch, das eine Mal in der Elften, als ich in der Mensa in der Schlange stand, den Eingang blockierte und er »Tschuldigung« sagte, als er sich an mir vorbeischob. Doch das hier ist das erste Mal, dass er mir beim Sprechen in die Augen sieht.
Er legt den Kopf schief, und das Neonlicht lässt sein dunkles Haar glänzen, sodass es eher braun als schwarz wirkt. »Stift?«
Richtig. Stift.
Ich nicke wie eine Idiotin und verfluche ihn innerlich, weil ich mir seinetwegen so dumm vorkomme. Es gibt nicht viel, womit ich punkten könnte. Ich bin nicht beliebt, ich mache keinen Sport, man kann mich nicht unbedingt als hübsch bezeichnen. Aber ich bin klug. Mein guter Notendurchschnitt beweist es.
Ich ziehe meinen Rucksack auf meinen Schoß und öffne die große Sicherheitsnadel, um an den Inhalt der Innentasche mit dem Reißverschluss zu kommen. Ich spüre, wie er mich beobachtet, und versuche, mich zu beeilen, damit er nicht merkt, wie meine Hände zittern. Ich greife nach dem erstbesten Stift und reiche ihn ihm.
Grinsend nimmt er ihn entgegen. Als seine langen Finger meine berühren, ziehe ich schnell die Hand zurück und drücke die Faust an meinen Bauch.
Er lehnt sich zu mir, hält den Stift in die Höhe und flüstert: »Danke.«
Mir ist ein wenig schwindelig. Ich komme mir ganz komisch vor und nicke nur. Erst, als ich nach meinem Stift greife, merke ich, dass ich Carey meinen Glücksstift gegeben habe.
Einhörner.
Seltsam. Ich hätte nie gedacht, dass Rowan Campbell auf Einhörner steht. Die mystischen Pferde mit dem Horn wirken viel zu Mainstream für jemanden, der seine Klamotten immer im Second-Hand-Laden zu kaufen scheint. Damit will ich nicht sagen, dass sie arm ist. Sie fährt einen älteren Volkswagen Jetta, und ich weiß, dass diese Dinger nicht gerade billig sind. Es ist eher so, als würde sie nun mal Sachen mit Geschichte bevorzugen.
Sie trägt immer irgendwelche verwaschenen, viel zu großen T-Shirts von verschiedenen Bundesstaaten, und jeden Winter kramt sie ein Sweatshirt mit der Aufschrift Weltbester Opa hervor, das so riesig ist, dass es ihr bis zu den Knien reicht.
Als ich sie nach einem Stift gefragt habe, habe ich mit einem gelben Stummel ohne Radiergummi, aber dafür mit Bissspuren gerechnet. Nicht mit dieser rosa-silbernen Monstrosität.
Mr. Thorn legt das Prüfungsblatt vor mich auf den Tisch. »Halten Sie den Blick auf Ihr Blatt gerichtet. Sie haben fünfzig Minuten Zeit. Wer schummelt, fällt automatisch durch.«
Bla bla .
Ich schlage die erste Seite auf, lese mir aufmerksam die erste Aufgabe durch und spüre Rowans Blick auf meinem Blatt. Was total merkwürdig ist, denn dieses Mädchen ist so etwas wie ein Superhirn. Und auch, wenn meine Noten ganz in Ordnung sind – das müssen sie sein, wenn ich weiterhin Football spielen will –, würde sie niemals bei mir spicken.
Doch sie starrt nicht mich an, sondern den Stift.
Ich ziehe den Stift vom Tisch, lege ihn in meinen Schoß und blicke gerade rechtzeitig auf, um Rowan dabei zu erwischen, wie sie mir auf den Schritt starrt.
Ihre Wangen erröten, und das Rosa bringt ihre grünen, weit aufgerissenen Augen, die mich entsetzt ansehen, zum Leuchten. Als ich schmunzele, senkt sie den Blick auf ihr Blatt, und ihr Kopf sinkt tief zwischen ihre Schultern, während sie eilig zu kritzeln beginnt.
Lächelnd wende ich mich wieder meiner eigenen Prüfung zu.
Ich lese mir die Fragen durch, beantworte die, deren Antwort ich kenne, und überspringe die, die ich nicht beantworten kann. Mein Notendurchschnitt ist ganz okay, und meine Eintrittskarte für die Bear State University habe ich bereits, um dort Football zu spielen. Ich muss die Prüfung also nur bestehen. Ich brauche nicht unbedingt ein A.
Die ersten dreißig Minuten sind vorbei, und es gibt noch drei Aufgaben, die ich nicht gelöst habe.
Wie gut, dass ich vorgesorgt habe.
Ich habe mir auf die Rückseite eines Flaschenetiketts einen Spickzettel geschrieben.
Mr. Thorn ist in seine Korrekturen vertieft, als ich in meinen Rucksack greife, um meine Wasserflasche herauszuziehen. Ich stelle sie vor mir auf den Tisch und fummle ganz gelassen an dem Etikett herum, während ich den Blick auf den Test gerichtet halte. Ich will gerade umblättern, als ich aus Versehen meine Flasche umstoße und sie unter Rowans Tisch kullert.
Vor lauter Schreck macht sie ein leises Geräusch, das Mr. Thorns Aufmerksamkeit erregt. Ich konzentriere mich auf das Blatt, während Rowan nach der Flasche fischt und schließlich ihren Stuhl nach hinten schiebt, um dranzukommen.
Panisch beobachtet Mr. Thorn, wie sie unter ihren Tisch krabbelt. »Rowan, bitte bleiben Sie sitzen …«
»Entschuldigung«, sagt sie und hält die Flasche in die Höhe. »Hab sie schon. Tut mir leid.« Dann setzt sie sich wieder auf ihren Stuhl. »Ist nur eine Wasserflasche.«
Doch das Etikett ist nach vorn geklappt, sodass man alles sehen kann, was dort in schwarzer Schrift geschrieben steht. Ich löse weiter die Aufgaben und hoffe, dass Mr. Thorn den Spickzettel nicht bemerkt. Als er aufsteht und sein Pult umrundet, schließe ich die Augen und schicke ein Stoßgebet gen Himmel.
»Geben Sie mir das«, fordert Mr. Thorn.
Rowan, der mal wieder die Worte fehlen, macht irgendein merkwürdiges Geräusch und reicht ihm die Flasche.
»Ms. Campbell …«
»Die gehört mir nicht.« Endlich findet sie die Sprache wieder, und dann sagt sie ausgerechnet das?
»Wem gehört sie dann?«
Die ganze Klasse starrt jetzt nach vorn und wartet darauf, wen Rowan den Wölfen zum Fraß vorwirft.
»I… ich weiß es nicht. Ich habe geschrieben. Und dann habe ich gehört, wie etwas heruntergefallen ist …« Ihr Blick wandert zu dem leeren Stuhl zu ihrer Rechten, bevor er auf mich fällt. Sie sieht mich fragend an. Sie will, dass ich mich stelle.
Auf gar keinen Fall.
Weiß doch jeder, dass man nicht gesteht, wenn man des Schummelns verdächtigt wird.
Ich zucke mit den Schultern. »Ich habe es auch nicht gesehen.«
Der gesamte Raum schweigt, während Mr. Thorns Gesichtsausdruck immer wütender wird. »Wenn derjenige sich nicht sofort meldet, lasse ich die ganze Klasse durchfallen.«
Rowan schnappt hörbar nach Luft.
Mr. Thorn deutet auf die hintere Ecke des Raums. »Mateo?«
Als er den Quarterback unseres Teams, der zufällig auch mein bester Freund ist, beim Namen nennt, drehe ich mich um. Was zur Hölle macht er?
Er setzt seine Baseballmütze ab, von der ich weiß, dass ein Spickzettel darin klebt, denn wir haben sie gestern Abend zusammen geschrieben. Er fährt sich durch das unordentliche blonde Haar und zieht die Stirn kraus. »Es war Rowan, Mr. Thorn.«
»Was?« Sie umklammert die Rückenlehne ihres Stuhls so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortreten. »Ich war es nicht.«
»Ich habe es gesehen.« Mateo beäugt sie. »Tut mir leid, aber ich kann nicht durch die Prüfung fliegen, nur weil du nicht zugeben willst, dass du geschummelt hast, Rowan.«
Sie klappt den Mund zu und presst die Kiefer aufeinander, ihr Rücken kerzengerade. Ich beobachte, wie sich Schock in Wut verwandelt. Doch plötzlich lässt sie besiegt die Schultern hängen.
»Packen Sie Ihre Sachen zusammen, Ms. Campbell«, sagt Mr. Thorn enttäuscht.
An ihrer Stelle würde ich jetzt wutschnaubend mit meinen Sachen um mich werfen und protestieren, doch sie packt ganz ruhig ihren Rucksack und drückt Mr. Thorn ihre Prüfung in die Hand.
»Gehen Sie in mein Büro. Wir treffen uns nach der Stunde dort. Und dann werde ich Ihre Eltern anrufen müssen.«
Erst jetzt sehe ich so etwas wie eine Gefühlsregung. Sie reißt die Augen auf und wird kreidebleich. »Ich bin achtzehn. Sie müssen meine Eltern nicht kontaktieren …«
»Büro. Sofort.«
Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, verlässt Rowan mit hängendem Kopf das Klassenzimmer, den Rucksack an sich gedrückt. Das kleine, stille Mädchen muss den Preis für meinen Fehler bezahlen.
Ich starre herunter auf den Stift in meiner Hand. Die verdammten Einhörner sehen mich erbost an.
Rowan hat gerade meine Footballkarriere gerettet.
Zu schade, dass ich niemals die Gelegenheit haben werde, mich bei ihr zu bedanken.
Ich hätte wissen müssen, dass es ein Fehler sein würde, nach einem Tag mit zwei Trainingseinheiten noch mit dem Team wegzugehen. Als sie meinten, es sei doch nur auf einen kurzen Drink, hatte ich gehofft, die Spelunke auf dem Campus wäre leer, da das Semester seit zwei Tagen zu Ende ist und alle über Weihnachten nach Hause gefahren sind.
Doch da lag ich leider falsch.
Der Laden ist vollgepackt mit betrunkenen Bear-State-Studenten, die nach dem Semester noch mal Dampf ablassen wollen, bevor sie ihre Familien besuchen.
Ich kann es ihnen nicht verübeln, denn ich mache genau das Gleiche. Nach dem Training hat mich Coach Brawley heute Abend beiseitegezogen, mir die schlechtmöglichsten Neuigkeiten mitgeteilt und mir damit meine gute Laune ruiniert.
»Du bist durch die Rechnungswesen-zwei-Prüfung gefallen. Du wirst für das Pokalspiel gesperrt.«
Mir wäre es lieber gewesen, er hätte mir in die Eier getreten, mir ins Gesicht gespuckt und mich eine kleine Bitch genannt.
»Für das Pokalspiel gesperrt? Wegen einer blöden Prüfung?« Ja, genau das waren meine Worte.
»Ich konnte Professor Neal überreden, dich die Prüfung in einer Woche wiederholen zu lassen.«
In einer Woche? Das war der Tag nach Weihnachten.
»Und ich dachte immer, ich müsste dich wegen deines Temperaments sperren und nicht wegen deiner Noten.«
Da streute der Coach auch noch Salz in die Wunde.
»Du hast noch eine Chance, um diese Prüfung zu bestehen. Wenn du noch mal durchfällst, bist du raus.«
Professor Neal hat mir klargemacht, dass ich mindestens achtzig Prozent erreichen muss, um den Kurs zu bestehen.
Ich habe dem Coach offen und ehrlich gesagt, dass Mathe einfach nicht mein Ding ist.
Da kam er mit den Nachrichten um die Ecke.
Was mich hierherführt. In eine überfüllte Bar. Mit schwirrendem Kopf starre ich auf den Whisky vor mir. Da legt sich plötzlich eine feste Hand auf meine Schulter und drückt zu.
Mein Mitbewohner Kaipo, ein großer Halb-Hawaiianer und der Fullback des Teams, quetscht sich an der Bar neben mich. »Hör auf, wegen deiner Prüfung zu schmollen, Mann. Wenigstens kriegst du eine zweite Chance.«
»Ich schmolle gar nicht«, murmle ich, kippe meinen Whisky herunter und schiebe das Glas von mir weg. Okay, vielleicht schmolle ich doch ein wenig.
»Kümmere dich um deinen Scheiß und mach weiter. Wir haben einen Pokal zu gewinnen!« Er schlägt mir auf den Rücken.
Ich funkle den Schwachkopf böse an. »Ja. Das weiß ich. Aber während ihr trainiert, muss ich mit einer blöden Tutorin in der Bibliothek sitzen und Mathe büffeln.«
»Komm, ich gebe dir noch einen Drink aus.« Kaipo winkt den Barkeeper herbei.
»Nee, Mann. Mir reicht’s.« Ich werfe einen Blick aufs Handy. »Die machen eh gleich zu. Außerdem muss ich mich morgen früh mit meiner Tutorin treffen.«
»Kein Alkohol. Alles klar.« Mit seinen zwei Metern überragt er alle, während er den Blick über die Gäste schweifen lässt.
Ich zücke einen Zwanzig-Dollar-Schein, werfe ihn auf den Tresen und nicke dem Barkeeper zu.
Als ich mich zum Gehen wende, ist Kaipo eingekesselt von zwei hübschen Damen in knappen Outfits, die mich von oben bis unten mustern. Trikotjägerinnen. Die sind leicht auszumachen. Sie sind immer sexy gekleidet und behandeln mich wie Prince Charming, bevor sie überhaupt meinen Namen kennen. Die beiden habe ich schon mal gesehen, aber bisher habe ich mit ihnen keine … Erfahrungen gemacht.
Die Brünette schlüpft unter Kaipos Arm und blickt zu ihm hoch, als wäre er ein Eine-Million-Dollar-Schein. Und die Blondine, na ja, die sieht mich mit dem gleichen Gesichtsausdruck an.
»Carey, das ist Callie«, sagt Kaipo und schiebt die Dame vorsichtig näher zu mir. »Sie wollte dich unbedingt kennenlernen.«
Ich mustere sie kurz. Knackiger kleiner Körper, große Möpse, dichtes Haar. Ich frage mich, wie viel davon echt ist. Aber ist auch egal, denn ich habe nicht vor, lange genug zu bleiben, um es herauszufinden. »Callie.« Ich strecke ihr meine Hand hin, und als sie sie schüttelt, ziehe ich sie zu mir und schlinge den Arm um ihre Taille.
Sie legt die Hände an meine Brust und lächelt mich verführerisch an. »Freut mich auch, dich kennenzulernen.«
»Willst du auch hier weg?«
Ihre Augen beginnen zu strahlen. »Ja.«
Perfekt.
Ich lege den Arm um ihre Schultern, gebe Kaipo einen Fauststoß und bahne mich durch die betrunkenen College-Studenten, der Großteil der Mädchen nur spärlich bekleidet. Von meinen Teamkameraden verabschiede ich mich im Vorbeigehen mit einem Nicken. Je näher wir in Richtung Tür kommen, desto lauter wird die Musik. Wären nicht überall bunte Lichter und Christbaumkugeln, würde ich niemals vermuten, dass in einer Woche schon Weihnachten ist. Weihnachten in Los Angeles ist wie Weihnachten in Las Vegas – sonnig, zwanzig Grad.
Draußen auf dem Bürgersteig lasse ich Callie los. »Wo steht dein Auto?«
»Ich habe mir ein Lyft genommen.« Sie schwankt nicht und riecht auch nicht nach Alkohol.
»Hast wohl nicht erwartet, allein nach Hause zu gehen, was?«
Sie zuckt mit ihren nackten Schultern. »Zumindest hatte ich es nicht gehofft.«
Ich schiebe die Hände in die Hosentaschen und beuge mich ein wenig nach vorn, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. »Ich bin nicht auf der Suche nach einer Beziehung.«
»Und du glaubst, ich wäre es?«
»Ich weiß nicht. Ich habe dich erst vor fünf Minuten kennengelernt.«
»Nun, bin ich nicht.«
Ich beobachte ihre Körpersprache und versuche herauszufinden, ob sie die Wahrheit sagt. Ich will ihr auf keinen Fall etwas vormachen. »Eine Nacht? Keine Verpflichtungen?«
Sie hält mir ihre Hand hin, als würden wir einen geschäftlichen Deal abschließen.
Ich schüttle ihre Hand. »Wo wohnst du?«
Sie rattert ihre Adresse herunter, und ich drehe den Kopf in Richtung Parkplatz. »Super. Komm, mein Wagen steht dort drüben.«
Ich berühre sie nicht, ergreife nicht ihre Hand. Das hier ist kein romantisches Rendezvous. Das hier sind lediglich zwei erwachsene Menschen, die einvernehmlich ein wenig Dampf ablassen wollen.
Ich beschließe, meinen Frust wegen der Prüfung zu verdrängen und die nächsten Stunden mit dieser hübschen Frau zu genießen.
»Guten Morgen, Marcus«, flüstere ich und stelle dem Typen hinter dem Empfangstresen der Bibliothek einen großen doppelten Mokka hin.
Er blickt von seiner Graphic Novel auf, schiebt die Brille mit dem breiten Gestell hoch und lächelt. »Hey, Rowan.« Dann reißt er die Augen auf. »Ein Doppelter?«
Ich nicke. »Natürlich.«
Er nimmt den Becher und seufzt, nachdem er den ersten Schluck getrunken hat. »Danke.«
Ich besteche das Bibliothekspersonal nur zu gern mit Koffein, wenn ich mir so mein Lieblingslernzimmer sichern kann. Das in der Ecke hat zwei Fenster statt nur einem, mit Blick über den Campus. Außerdem ist es in der Nähe der Toiletten und des Trinkbrunnens.
»Raum 430?«
Er fährt sich durch das struppige schwarze Haar. »Reserviert und bereit.«
»Solltest du einen großen sportlichen Typen sehen, der irgendwie verloren wirkt, schickst du ihn dann hoch?«
»Wir sind hier in der Bibliothek. Alle Sportler wirken da verloren.« Er hält seinen Kaffeebecher in die Höhe. »Aber ich werde die Augen offen halten. Danke noch mal.«
Schon erstaunlich, wie glücklich ein teurer Kaffee einen armen Studenten machen kann. Nicht, dass ich für den Kaffee bezahlen müsste. Ich arbeite im Campus-Coffee-Shop Bean Madness und habe immer die Frühschicht. Der Manager erlaubt uns immer, etwas mitzunehmen.
Ich steige die Stufen hinauf in den vierten Stock und knipse das Licht in Raum 430 an. An den Tisch passen sechs Leute. Auch wenn ich nur Einzelnachhilfe gebe, mag ich es, mich so ausbreiten zu können.
Über den Typen, mit dem ich mich heute treffen soll, weiß ich eigentlich nur, dass er Footballspieler ist und ihm nur noch eine Woche bis zu seiner Rechnungswesen-zwei-Klausur bleibt. Professor Neal hat mir zwar die Kursinhalte geschickt, jedoch ohne mir seinen Namen zu verraten.
Nicht, dass mich das sonderlich überraschen würde. Professor Neal ist zwar ein wandelnder Taschenrechner, doch es mangelt ihm an Sozialkompetenz, und er vergisst die einfachsten Dinge. Letztes Jahr war ich seine Assistentin, und er hielt mir siebzehn Mal einen Vortrag mit offenem Hosenstall. Ja, ich habe mitgezählt.
Ich überfliege den Kursinhalt: Zukunftswert, Bilanzierung, Kapitalwert … Keine einfachen Themen, aber ich kenne mich aus und sollte es ihm eigentlich beibringen können.
Ich gehe noch kurz auf die Toilette, und während ich mir die Hände wasche, begutachte ich mein Spiegelbild. Das Mädchen, das mir entgegenstarrt, ist so … gewöhnlich. Eigentlich mache ich mir nicht viel aus meinem Aussehen, aber dass ich heute direkt neben einem BSU -Footballspieler sitzen werde, hat mich dazu verleitet, meinen Pferdeschwanz zu richten und zu überprüfen, dass ich nichts zwischen den Zähnen habe.
»Besser wird’s nicht«, murmle ich und gehe zurück ins Lernzimmer.
Ich lese die Nachrichten auf meinem Handy. Spiele ein Spiel. Checke wieder die Uhrzeit.
Er ist schon zehn Minuten zu spät.
Ich gebe ihm noch fünf Minuten.
Doch in diesen fünf Minuten werde ich immer wütender.
Als hätte ich nichts Besseres zu tun, als blöd hier rumzusitzen und darauf zu warten, dass mich irgendein privilegierter Sportler mit seiner Anwesenheit beglückt.
Ich höre seine Schritte, bevor ich ihn sehe. Mir bleibt gerade noch genug Zeit, um einmal tief durchzuatmen, bevor die Tür aufgeht und ein großer muskulöser Kerl im Türrahmen steht.
Und zwar nicht nur irgendein großer muskulöser Kerl.
Heilige Scheiße.
Es ist Carey Slade.
Ohne mich eines Blickes zu würdigen, zieht er den Stuhl vor mir nach hinten, lässt sich darauf plumpsen und rutscht seufzend weiter nach unten. »Fuck, bin ich müde.«
Er ist müde?! Seiner rauen Stimme und seinem zerknitterten Shirt nach zu urteilen, ist er eben erst aufgewacht.
»Du bist zu spät«, presse ich hervor.
»Ja, sorry.« Erst jetzt sieht er mich an. »Ganz schlimme Klette, weißt du? Hast du was zu essen? Proteinriegel? Oder sonst irgendwas?« Er hat immer noch das gleiche arrogante Grinsen mit dem einen Grübchen, das ich noch von der Highschool kenne.
Ich schließe die Augen, um die zerstörerische Wirkung abzuwenden, die dieses Lächeln auf Menschen mit einem Y-Chromosom hat. »Nein. Moment mal. Das heißt also … du bist zu spät, weil du mit deiner Freundin in der Kiste warst?«
»Nein, verdammt.«
Als ich die Augen öffne, beobachte ich, wie er sich mit beiden Fäusten die Augen reibt.
»Nicht mit meiner Freundin.« Als sich unsere Blicke treffen, überrascht es mich, dass er mich nicht einmal ansatzweise zu erkennen scheint.
Ich kann einfach nicht anders. Ich bin so sauer, dass es einfach aus mir herausrutscht. »Freund. Entschuldigung.«
»Freund … nein. Was? Ich bin doch nicht schwul.«
Abwehrend hebe ich die Hände. »Ist mir egal, ob du schwul bist oder nicht. Ich bin eine Verbündete der LGBTQ -Community«, erwidere ich stolz.
Er will gerade widersprechen, als er es sich anders überlegt und sich frech grinsend zurücklehnt. »Warte mal … Kennen wir uns nicht?«
»Sag du es mir.« Ich rücke meinen Notizblock zurecht und lege den Stift daneben, als wäre Ordnung meine oberste Priorität.
Er lehnt sich nach vorn, und sein massiger Körper lässt den Tisch zwischen uns winzig erscheinen. »Du kommst mir bekannt vor.« Er mustert mich so ausgiebig, dass ich ins Schwitzen komme.
Ich kann mir ein Seufzen nicht verkneifen. »Es wundert mich nicht, dass du dich nicht mehr an mich erinnern kannst.«
»Erstes Jahr. Die Sigma-Party, richtig? Es war dunkel.« Er leckt sich die Lippen. »Wir haben im …«
Erschrocken weiche ich zurück. »Nein!«
»Hm … Haben wir auf dem Golfplatz rumgevögelt, nachdem …«
»Hör auf.« Ich halte mir die Ohren zu. »Das ist ja ekelhaft.«
Jetzt mustert er mich skeptisch mit seinen braunen Augen. »Wenn wir nichts miteinander hatten, woher kennen wir uns dann?«
»Wir sind zusammen zur Highschool gegangen.« Vollidiot .
Er blinzelt, und sein Gesicht wird plötzlich vollkommen ausdruckslos.
Ich verdrehe die Augen. »Wir hatten nicht denselben Freundeskreis.« Um genau zu sein, stand er bei seinen Freunden immer im Mittelpunkt, während ich stets allein war.
»Wie heißt du?«
Wenn er sich schon nicht an mein Gesicht erinnern kann, erinnert er sich ganz sicher auch nicht an meinen Namen. Für die meisten war ich ungefähr so interessant wie das Schulmobiliar. »Rowan Cam…«
»Rowan Campbell!« Er reißt die Augen auf und lässt den Blick über mein Gesicht und mein Haar schweifen. »Ohne Scheiß, Rowan! Dich habe ich seit … seit …«
Als mir bewusst wird, woran er sich gerade erinnert, seufze ich.
»Matheprüfung.«
»Japp, das bin ich.« Das Mädchen, das sein Stipendium verloren hat, weil es bei der Abschlussprüfung angeblich geschummelt hat. Ich versuche, seinem Blick standzuhalten, statt beschämt den Kopf in den Händen zu vergraben.
Männer wie Carey Slade sind wie Jagdhunde. Sie können Angst riechen.
»Richtig.« Er fährt sich durch das unordentliche dunkle Haar und weicht meinem Blick aus. »Du siehst anders aus.«
Nun ja, schon überraschend, was zwei Jahre Hölle einem Mädchen antun können. Ich ziehe die Nase kraus und erwidere gelassen: »Du siehst noch genau gleich aus.« Groß. Attraktiv. Unerreichbar.
Das Schweigen ist unerträglich, also räuspere ich mich. »Jetzt, da wir das geklärt haben, sollten wir uns an die Arbeit machen. Fangen wir am besten ganz vorn an und arbeiten uns dann Stück für Stück …«
»Ja, was das angeht …«
Er kam ohne Rucksack und ohne Bücher herein.
»Kannst du mir einen Stift leihen?« Er lacht leise, und es klingt tief und rau. »Und Papier?«
Schon wieder.
Ich straffe die Schultern. »Vielleicht sollten wir lieber zuerst die Regeln durchgehen.«
Rowan. Fucking. Campbell.
Eine Spätzünderin. Aus dem komischen Nerd ist ein heißer Nerd geworden. Ihr Gesicht ist schmaler geworden, symmetrischer, mit hohen Wangenknochen und vollen Lippen. Und ihre Nase und Wangen sind bedeckt mit niedlichen Sommersprossen. Warum ist mir das früher nie aufgefallen? Ihr kastanienbraunes Haar ist inzwischen länger. Selbst in einem Pferdeschwanz reicht es ihr bis über die Brüste. Nicht, dass man viel von ihnen sehen würde. Sie versteckt sie unter einem riesigen Bean-Madness-Sweatshirt, und dennoch weiß ich genau, dass sie heiße Kurven hat. Als sie sich räuspert, blicke ich ihr wieder in die Augen.
»Regel Nummer eins: Du musst pünktlich kommen. Ich habe nur anderthalb Stunden Zeit, und dir bleibt nur noch eine Woche bis zur Prüfung. Verschwenden wir also keine Zeit.« Erwartungsvoll hebt sie die Augenbrauen.
»Pünktlichkeit. Verstanden.«
»Regel Nummer zwei: Sei vorbereitet. Bring einen Stift, Papier und dein Lernmaterial in ausgedruckter Form mit, damit du nicht vom Handy ablesen musst.«
Aus irgendeinem dummen Grund zuckt mein Mund. Ich schiebe es auf den Schlafmangel. Callie war gestern Nacht unersättlich, und da ich einen unheimlich großen Kampfgeist habe, habe ich mich geweigert, zuerst aufzugeben. Heute Morgen habe ich sie in einem Sexkoma in ihrem Verbindungshaus zurückgelassen. Ich habe also gewonnen.
»Regel Nummer drei: Ich erwarte von dir, dass du hart arbeitest. Sobald du faul wirst, höre ich auf. Du brauchst mich mehr, als ich dich brauche. Ich habe kein Problem damit, einfach aufzustehen und zu gehen.«
»Deal.«
»Oh, und wir werden auch über Weihnachten lernen. Wir müssen uns also überlegen, wo wir uns an Heiligabend treffen, weil die Bibliothek dann geschlossen hat.«
»Wie wäre es bei dir?« Wie oft ich diesen Satz schon gesagt habe.
Sie errötet – und das scheint sie zu ärgern. »Nein. Wir können uns in einem Coffee-Shop treffen.«
»Oder bei mir.« Als sie den Vorschlag nicht sofort ablehnt, warne ich sie vor. »Aber ich wohne mit vier meiner Teamkameraden zusammen, ich kann also nicht garantieren, dass es leise sein wird.«
Sie öffnet den Mund, räuspert sich und setzt erneut an. »Wir sollten Telefonnummern austauschen«, sagt sie äußerst professionell. »Falls irgendwas dazwischenkommt.«
Ich ziehe mein Smartphone aus der Hosentasche, gehe in meine Kontakte und reiche es ihr. Sie tut es mir gleich.
»iPhone sechs?« Ich begutachte das Relikt. »Ich wusste gar nicht, dass die überhaupt noch jemand benutzt.«
Energisch tippt sie auf meinem Handy herum und kneift dabei die Augen zusammen. Ich frage mich, ob sie für gewöhnlich eine Brille trägt.
Das Display ihres Handys ist so klein, die Zahlen sind winzig, doch schließlich schaffe ich es mit meinen dicken Fingern, meine Nummer einzutippen, und gebe es ihr zurück.
Sie begutachtet es stirnrunzelnd.
»Irgendwas nicht in Ordnung?« Ich versuche, mir das Grinsen zu verkneifen.
Sie errötet. »Alles gut.«
»Sicher?«
Dann sieht sie mir direkt in die Augen. »Carey Die Anakonda Slade?«
»Ganz richtig.« Ich zucke mit den Schultern und lehne mich lachend zurück. »Sag’s noch mal.«
Sie schüttelt den Kopf, und da sehe ich es: Ihre Mundwinkel biegen sich kaum merklich nach oben.
Rowan Campbell, heiß, mit Sinn für Humor.
Vielleicht wird das mit der Prüfungsvorbereitung doch nicht so schlimm.
Die zweite Nachhilfestunde mit Carey beginnt wesentlich besser als die erste. Er war zwei Minuten vor dem vereinbarten Termin da und hat sogar seinen Rucksack mitgebracht. Worauf ich jedoch nicht vorbereitet war, ist, dass Carey Slade direkt vom Sport kommt.
»Hätte ich noch geduscht, wäre ich zu spät gekommen, und ich wollte keine deiner Regeln brechen«, sagt er mit einem Zwinkern, vertilgt den Rest seines riesigen Proteinriegels und setzt sich mir gegenüber. Er trägt eine kurze Sporthose und ein T-Shirt. Jedoch hat er die Ärmel abgeschnitten, und sein Bizeps ist … Sagen wir es so: Es fällt mir schwer, mich auf Mathe zu konzentrieren. Ein Arm ist sonnengebräunt mit Adern, die deutlich hervortreten, der andere vom Handgelenk bis hoch zur Schulter tätowiert. In verschiedenen Blautönen, Dunkelrot, sogar leuchtendem Gelb und Grün.
»Konzentrier dich, Rowan.«
Ich verenge die Augen zu Schlitzen, während er mit einem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen eine Aufgabe löst. »Wie bitte?«
Er sieht mir direkt in die Augen, und mir wird ganz heiß. »Nächstes Mal bringe ich ein Sweatshirt mit.«
Peinlich berührt rutsche ich auf meinem Stuhl herum, weil er mich erwischt hat. »Ich habe nur versucht, deine Tattoos zu erkennen«, murmle ich. Nicht ganz gelogen, aber fast.
Er streckt seinen kräftigen Arm aus und dreht ihn hin und her. »Jedes Tattoo steht für jemanden, den ich liebe. Das alte getunte Auto ist meine Mom, das Kettenglied mit dem Herz mein Dad.« Dann zeigt er mir seine Schulter. »Die bunten Blumen sind meine Schwestern.« Er dreht den Arm, und auf der Unterseite seines Bizeps steht etwas geschrieben. »Das ist aus einem Song, den mein Onkel geschrieben hat.«
Ich kneife die Augen zusammen und lese. »Der Weg vor uns ist gepflastert mit Schmerz und Scherben der Vergangenheit. Nichts im Leben ist sicher, und nichts hält für die Ewigkeit. Doch wir schaffen es durch die Dunkelheit. Im Sturm halten wir uns an den Händen. In dir finde ich meine Rettung.« Mir wird ganz schwer ums Herz. »Das ist wunderschön.«
Er verengt die Augen zu Schlitzen. »Du wirkst überrascht.«
»Es ist nur … tiefgründiger, als ich dachte.«
Er zieht die Augenbrauen hoch. »Hast mich wohl nicht für tiefgründig gehalten, was?«
»Ganz ehrlich? Nein.«
»Schon okay.« Sein Blick fällt auf meinen Mund, und ich lecke mir unsicher die Lippen. »Anscheinend stecken wir beide voller Überraschungen.«
Mir ist so heiß, dass ich mich nicht traue nachzufragen, was das bedeuten soll, denn wenn er mir und meinem knallroten Gesicht noch mehr Aufmerksamkeit schenkt, gehe ich in Flammen auf.
Er schiebt mir sein Blatt zu. »Habe ich das richtig gemacht?«
Ich sehe mir die Aufgabe an und stelle fest, dass er eine wirklich schöne Handschrift hat. Bei einem Kerl mit so großen Händen hätte ich ein fürchterliches Gekrakel erwartet. »Fast, aber du hast die Zinsen vergessen.«
»Scheiße.« Er nimmt das Blatt wieder an sich und widmet sich erneut der Aufgabe. »Was hast du da in deiner Tasche?«
Als ich nicht sofort antworte, deutet er mit dem Kopf auf meine Tasche auf dem Fußboden. »Oh, meine Arbeitsklamotten.«
»Wo arbeitest du denn?«
Zum Glück hält er den Blick auf das Blatt gerichtet, während er mir Fragen stellt. Wenn er mich nicht direkt ansieht, schüchtert er mich weitaus weniger ein. »Genau genommen habe ich drei Jobs.«
»Coffee-Shop.« Mit dem Kopf deutet er auf meine Brust, auf der das Bean-Madness-Logo prangt. »Nachhilfe.«
»Ja, und ich gehe putzen.« Ich straffe die Schultern und versuche, stolz dreinzublicken, denn normalerweise bin ich das auch. Aber jetzt, da Carey weiß, dass ich die Häuser anderer Leute putze, würde ich am liebsten im Erdboden versinken. Oder auf der Stelle tot umfallen.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass jemand wie Carey niemals verstehen wird, was es bedeutet, für seine nächste Mahlzeit arbeiten zu müssen. Um die Miete bezahlen zu können. Und die Stromrechnung. Carey Slade ist mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden, denn sein Dad war der beste MMA -Schwergewichtskämpfer der Welt. Nicht, dass ich viel über Jonah Slade wüsste, außer dass er einfach umwerfend ist.
Wie der Vater, so der Sohn.
»Cool.«
»Das Chaos anderer Leute wegzuräumen ist alles andere als cool«, erwidere ich und tadle mich selbst, weil ich meinen Job kleingeredet habe. »Ich meine … Ja, irgendwie ist es schon cool. Ich habe meine eigene Firma gegründet, weißt du? Um es durchs College zu schaffen.«
»Ohne Scheiß?« Er wirkt tatsächlich beeindruckt.
»Eigentlich ist es keine große Sache.« Und dann wiederum schon. Ich habe für mein Equipment gespart und auf der Seite der Universität Werbeanzeigen geschaltet.
»Hast du Angestellte?«
»Nein. Vielleicht irgendwann mal. Ist nicht so, als wollte ich das für immer machen. Es ist nur vorübergehend. Und es funktioniert, weil ich mir meine Zeiten flexibel einteilen kann.«
Verblüfft schüttelt er den Kopf. »Ich bin echt beeindruckt. Aber wann chillst du dich mal?«
Chillen? Verdammt, ich schlafe ja kaum. »Gar nicht.«
Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten, aber da er mir nicht gefällt, lenke ich das Thema wieder auf ihn. »Und was ist mit dir?«
»Kein Job. Neben Football und meinem Stundenplan bleibt nicht viel Zeit.«
»Und was ist mit der Nebensaison?«
»Da trainiere ich.«
»Hattest du schon mal einen Job?«
Jetzt ist er derjenige, der errötet. Carey Slade ist peinlich berührt. Wer hätte das für möglich gehalten? »Nein.«
Irgendwie tut es gut zu wissen, dass ich jemandem, der so perfekt ist wie der Carey Slade, etwas voraushabe.
Er widmet sich wieder der Aufgabe. Und ich konzentriere mich wieder auf seinen Bizeps.
»Und jetzt lauft ihr noch eine Meile, bevor ihr duschen geht!«, ruft der Coach nach einem anstrengenden Montagmorgen-Training.
Ich jogge hinüber zu dem Kerl, der exakt so aussieht wie Ted Bundy, was ihn nur noch Furcht einflößender macht. »Coach, ich muss zu meiner Nachhilfe. Mir bleiben noch zehn Minuten, um es bis zur Bibliothek zu schaffen, und meine Tutorin ist eine schreckliche Nervensäge, die mir damit gedroht hat hinzuschmeißen, wenn ich auch nur eine Minute zu spät komme.«
Der Coach entlässt mich mit einem einzigen Wort und einer knappen Handbewegung. »Geh.«
Ich sammle gerade in der Umkleidekabine meine Sachen zusammen, als mich mein Teamkamerad Des aufhält. »Wo geht’s hin, Schönling?«
Desmond ist ein gigantisch großer Typ mit schwarzem Haar und einem ebenso schwarzen dichten Bart. Er ist von Kopf bis Fuß tätowiert und hat eine Narbe, die von seiner Schläfe über seine Haarlinie verläuft. Die hat er sich zugezogen, als er mit fünfzehn in eine Messerstecherei verwickelt wurde. Er ist verdammt Furcht einflößend und hat mir den Spitznamen Schönling verpasst, weil, na ja, weil ich im Gegensatz zu ihm nun mal schön bin.
»Nachhilfe.«
»Ach, stimmt. Wie läuft’s denn?« Er kühlt seine Wade.
»Ganz gut, schätze ich.«
»Ist sie heiß?«
Ich funkle ihn böse an. »Das spielt zwar keine Rolle, aber ja.«
»Super.«
»Denkst du auch mal nicht an Frauen?«
»Warum zur Hölle sollte ich das tun?« Er kichert. »Tu nicht so, als wärst du ein Heiliger. Du hast jedes Wochenende eine andere.«
Da hat er wohl recht. »Ich muss jetzt los, sonst komme ich noch zu spät.«
»Vergiss nicht«, ruft er mir hinterher. »Heute ist Pokerabend! Bei euch!«
Ich stürme aus der Umkleidekabine und zu meinem Pick-up, überfahre zwei Stopp-Schilder und erreiche die Bibliothek fünf Minuten zu früh.
Der Kerl mit den dicken Brillengläsern, der hinterm Empfangstresen sitzt, blickt auf, als ich wie ein Elefant hereinpoltere.
Ich nehme vier Stufen auf einmal, und als ich das Lernzimmer betrete, steht Rowan vornübergebeugt da und kramt in ihrer Tasche.
Ich muss mir beim Anblick ihres runden Hinterns und der wohlgeformten Schenkel in der blauen Leggings ein Stöhnen verkneifen. Das sind die Art von Schenkeln, bei denen man das Gefühl hat, in das gemütlichste Bett aller Zeiten zu schlüpfen, wenn sie sich einem um die Taille schlingen. Als sie sich aufrichtet, hat sie mir immer noch den Rücken zugedreht, und ihr Sweatshirt ist ein Stück hochgerutscht. Fuck, sie hat echt einen heißen Körper. Viele Kurven für große Hände …
»Ach, da bist du ja schon.«
Ich reiße den Blick von ihrem Körper los und sehe ihr in die Augen.
Sie zieht die Nase kraus, was ihre Sommersprossen zum Tanzen bringt. »Du bist ja ganz verschwitzt.«
»Ja, sorry.« Ich deute in Richtung Toiletten. »Gibst du mir eine Minute?«
Sie wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr, und Strähnen ihres kastanienbraunen Haars fallen nach vorn und umrahmen ihr blasses Gesicht. »Zwei Minuten hast du noch.«
Ich lege meine Tasche ab und gehe auf die Toilette, wo ich mir das Gesicht wasche und so viel Schweiß wie möglich abtupfe. Mein halber Ständer ist in der Sporthose nur schwer zu verbergen, und da ich keine Wechselklamotten dabei habe, rufe ich mir in Erinnerung, wie ich meine Grandma Katherine mal dabei erwischt habe, wie sie ihren Mann geküsst hat. Mit Zunge. Ekelhaft.
Der Trick wirkt wahre Wunder. Als ich ins Lernzimmer zurückkehre, ist mein Schwanz schlaff, schwer und unter Kontrolle. Zumindest, bis ich Rowan sehe.
»Was ist mit deinem Sweatshirt passiert?«, frage ich, bevor ich mich eines Besseren besinnen kann.
Rowan blickt an ihrem Tanktop herab. So viel Haut hat sie noch nie gezeigt. Sogar in der Highschool hat sie immer nur übergroße T-Shirts getragen, nichts, das annähernd so knapp gewesen wäre wie das hier. Sie verengt ihre schönen grünen Augen zu Schlitzen. »Die haben die Heizung aufgedreht.«
Stimmt, jetzt, wo sie es sagt, fällt mir auch auf, dass es hier drin ziemlich heiß ist. Aber vielleicht hat die Hitze auch etwas mit meiner Nachhilfelehrerin und ihrem milchfarbenen Dekolleté zu tun, das nur wenige Meter von mir entfernt ist.
»Richtig.« Ich lasse mich auf meinen Stuhl plumpsen und kämpfe gegen den Blutfluss zwischen meinen Beinen an, den ich mit größter Mühe aufzuhalten versucht habe.
»Heute beschäftigen wir uns mit der vierten Aufgabe. Die Kapitalwertmethode.« Sie umrundet den Tisch, und mein Blick fällt auf ihre Hüften, wie sie hin und her schwingen und immer näher kommen. Als sie mir das Blatt hinlegt, beugt sie sich so weit nach vorn, dass ich ihren weißen Spitzen- BH sehen kann. »… Carey, hörst du mir überhaupt zu?«
»Ähm … nein.« Ich kann einfach nicht aufhören, auf ihre Möpse zu starren. Ich wusste ja, dass sie welche hat. Aber mir war nicht bewusst, wie rund und cremig sie sind. Ich wette, ihre Nippel sind rot …
»Wäre besser, wenn du aufs Blatt schauen würdest.«
»Da kann ich nicht zustimmen.«
Sie richtet sich auf und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich grinse, denn das macht die Aussicht nur noch besser. »So primitiv kannst nicht einmal du sein.«
»Ich bin ein Mann, Rowan. Frisch von einem vierstündigen Training, was bedeutet, dass mein Körper gerade voller Testosteron ist. Ich versichere dir, primitiver geht’s gar nicht.«
Sie schnaubt genervt, umrundet den Tisch und zieht ihr Sweatshirt aus ihrer Tasche.
»Nein, warte. Du musst es nicht anziehen.« Es ist wirklich warm hier drin. »Ich reiße mich jetzt zusammen.«
Sie starrt mich ungläubig an.
Ich hebe eine Hand. »Pfadfinderehrenwort.«
»Du warst mal bei den Pfadfindern?«
»Nein.«
»Oh mein Gott.« Sie zieht das Sweatshirt über den Kopf.
Ich springe auf und umrunde den Tisch. »Es tut mir leid.« Eigentlich sollte ich nicht lachen, aber ich kann nichts dagegen tun. Es macht einfach viel zu viel Spaß, sie zu necken. »Ich benehme mich. Versprochen.«
»Ich glaube dir nicht.«
»Vertrau mir.« Grinsend deute ich mit dem Kopf auf ihre Brust. »Zieh es wieder aus.«
»Ich frage mich, zu wie vielen Frauen du genau diesen Satz schon gesagt hast.«
Ich tue, als würde ich ernsthaft darüber nachdenken. »Mindestens eine oder zwei.« Auf ihrer Haut bildet sich bereits ein Schweißfilm. »Komm schon, zieh es einfach aus. Du nutzt mir nichts, wenn du einen Hitzeschlag bekommst und ohnmächtig wirst.«
Doch als sie sich nicht bewegt, greife ich den Saum ihres Shirts und ziehe es hoch, bis ich von ihren Armen aufgehalten werde. »Hoch damit.«
Sie senkt den Blick auf meine Brust, hebt aber die Arme, und ich ziehe das Sweatshirt über ihren Kopf. Jedoch bleibt der Hoodie an ihrem Pferdeschwanz hängen. Er öffnet sich, und ihr kastanienbraunes, welliges Haar ergießt sich über ihre Schultern.
»Verdammt, Rowan«, flüstere ich.
Mit ihren grünen Augen sieht sie zu mir hoch und blinzelt nervös. »Was?«, fragt sie leise.
»Ich habe es mir anders überlegt.« Ich mache einen Schritt rückwärts und drücke ihr das Sweatshirt in die Arme. »Zieh das wieder an. Wenn du so vor mir stehst, kriege ich hier nichts gebacken.«
»Hör auf«, erwidert sie grinsend und … man mag es kaum glauben, aber … Rowan Campbell lacht tatsächlich.
Ich setze mich wieder hin und gebe mir größte Mühe, nicht ebenfalls zu lachen, jedoch erfolglos. »Na schön, aber ich werde dich in der nächsten Stunde kein einziges Mal anschauen.«
»Das ist für mich in Ordnung.« In ihrer Stimme liegt ein Lächeln. »Cash-Flow und Barauslagen sollten sowieso das Einzige sein, woran du gerade denkst.«
»Sagt die schöne Verführung«, murmle ich und richte den Blick auf die Aufgabe.
Es folgt ein Räuspern und dann ein leises: »Du findest mich schön?«
Das muss ihr doch bewusst sein, oder? Ich werfe ihr einen schiefen Blick zu. Anscheinend doch nicht. »Ich habe Augen im Kopf, oder etwa nicht?«
Sie senkt das Kinn, um ein Lächeln zu verbergen, und ich gebe ihr ein wenig Raum, indem ich mich auf das Blatt konzentriere und meinen Schwanz ignoriere, der hofft, noch mehr von Rowan Campbell zu sehen zu kriegen.
Heute erscheint Carey frisch geduscht zur Nachhilfe – und leider trägt er diesmal ein langärmliges Shirt. Anscheinend ist das Training kürzer ausgefallen, und er hatte noch Zeit, sich frisch zu machen. Als er den Raum betritt, schiebt er sich ein halbes Sandwich in den Mund, kaut zweimal und schluckt. Er duftet nach Parfum und nicht wie gewöhnlich nach Deo gepaart mit Mann.
Das ist unsere vierte Stunde, und auch, wenn Carey langsamer lernt als der Durchschnitt, sollte er den Stoff inzwischen weit genug verstanden haben, dass er die Prüfung nächste Woche bestehen sollte.
Und dann?
Wahrscheinlich werden wir uns danach nie wieder auf dem Campus über den Weg laufen. Er bleibt auch weiterhin auf der Seite der Beliebten, Sportlichen, und ich bleibe auf der anderen.
Vorsichtig beäuge ich den Kerl, der gerade auf seiner Unterlippe herumkaut und mit dem Stift auf dem Papier herumklopft. Das macht er immer, wenn er festhängt. Statt einzugreifen und nachzufragen, ob ich ihm helfen kann, warte ich ab, ob er selbst auf die Lösung kommt. Schließlich lässt er von seiner Lippe ab und schreibt. Mir schwillt vor lauter Stolz die Brust, und ich überlege, wie ich ihm das sagen kann, ohne herablassend zu klingen.
Stattdessen konzentriere ich mich auf seine Kiefermuskeln, die sich bei jeder Zahl, die er notiert, anspannen. Wie kann ein Mann, der so groß und durchtrainiert ist, so weich und sanft aussehen?
Er findet mich schön.
Das sagt er bestimmt zu allen Frauen. Sogar zu denen, an denen er nicht interessiert ist.
Hör sofort auf, Rowan!
Ich gehöre nicht zu den Frauen, die sich von einem hübschen Mann ablenken lassen.
Ich senke den Blick wieder auf mein Handy und suche weiter nach einem Automechaniker, der einen Studentenrabatt und Ratenzahlung anbietet. Als ich heute Morgen um halb vier zu Bean Madness fahren wollte, um dort um vier Uhr anzufangen, ist mein Auto nicht angesprungen. Da ich keine Zeit mehr hatte, den Bus zu nehmen, musste ich mit einem Lyft fahren, was mich mein Mittagessen heute gekostet hat.
Um für die Studiengebühren, meine Wohnung, Essen und mein Auto aufkommen zu können, habe ich ein äußerst knappes Budget, das keine Extraausgaben zulässt.
»Fertig.« Er dreht das Blatt um und schiebt es mir zu.
Ich schalte das Display aus und werfe einen Blick auf das Papier. »Gut gemacht. Du hast den Rentenbarwert herausgefunden.«
»Ja, aber scheiß drauf.« Er lächelt – und ich erwidere es wie eine Frau, die von dämlichen Hormonen gesteuert wird.
Als ich mir meines Fehlers bewusst werde, lege ich die Stirn in Falten und widme mich wieder dem Blatt.
Carey stöhnt.
Ich sehe ihn an. »Was ist?«
»Das war ich nicht.«
Dann folgt rhythmisches weibliches Seufzen.
Er dreht den Kopf zur dünnen Wand des Studierzimmers. Ein weiteres männliches Knurren und eine tiefe Stimme.
»Ist das … Ich meine …«
»Pssst …« Er hält den Zeigefinger in die Höhe, damit ich still bin.
Eine weibliche Stimme murmelt irgendetwas. Wir lehnen uns beide näher zur Wand und hören sie schreien.
Ich springe auf. »Sie ist verletzt. Irgendjemand tut ihr weh.«
Er kichert. »Oh, sie hat keine Schmerzen, Baby.«
Kurz bin ich perplex, weil er mich »Baby« genannt hat, aber ihn scheint es kein bisschen zu kümmern.
Ein rhythmisches Poltern gesellt sich zu den Seufzern und dem weiblichen Gejammer.
»Ist das … Haben die etwa Sex ?«, flüstere ich zischend.
Er grinst. »Klingt, als hätten sie sogar großartigen Sex.«
Die Frau schreit erneut, gefolgt von einer Männerstimme, die ihr sagt, sie solle leise sein.
»Was, wenn es nicht einvernehmlich ist?« Mein Herz beginnt zu rasen, und ich greife nach meinem Handy, drauf und dran, die Campus-Security zu rufen.
»Ich finde, das klingt einvernehmlich«, sagt er.
»Fester, ja … Fick mich«, dringt die Frauenstimme laut und deutlich durch die dünne Wand.
»Oh.«
»Ja …« Das Poltern wird immer lauter, und Carey kippt seinen Stuhl nach hinten, verschränkt die Hände hinterm Kopf und grinst sexy. »Sie bekommt ihren Donat glasiert.«
»Was?«
»Du weißt schon. Sie kriegt’s besorgt.« Sein Grinsen wird noch breiter. »Den Zauberstab in die Kammer des Schreckens einführen?«
»Hör sofort auf! Ich weiß, was du meinst.« Mein Gesicht glüht. Obwohl ich auch heute wieder ein Top unter meinem Sweatshirt trage, weigere ich mich nach Careys Reaktion gestern, es diesmal auszuziehen. Ich darf nicht zulassen, dass er mich ablenkt. Ich fahre mir durchs Haar und binde es zu einem Pferdeschwanz zusammen, um ein wenig abzukühlen, während das Paar im Zimmer nebenan immer lauter wird.
»Wer ist dein Daddy?«, fragt die Männerstimme.
»Du«, seufzt die Frau.
»Was zur Hölle?«, murmelt Carey amüsiert.
Ich kichere in meine Armbeuge.
Die Geschwindigkeit erhöht sich.
»Fester, Daddy!«
Ich lasse die Stirn auf die Tischplatte sinken, und meine Schultern beben vor Lachen.
»Bettle!«, befiehlt der Typ.
»Bitte, Daddy. Bitte .«
Carey grunzt, was mich nur noch mehr zum Lachen bringt. Schon bald müssen wir uns die Lachtränen wegwischen, während das Paar immer schmutzigere Sachen sagt, bis das Poltern schließlich aufhört.
»Anscheinend hat Daddy seine Ladung endlich abgelassen«, bemerkt Carey völlig ruhig, während ich mein heißes Gesicht in den Händen vergrabe.
»Das ist fürchterlich.«
»Fürchterlich großartig.« Er springt von seinem Stuhl auf. »Los, wir blamieren sie ein wenig.« Dann ergreift er meine Hand und zieht mich mühelos hoch, obwohl ich mich dagegen wehre.
»Nein! Das ist viel zu peinlich! Ich will gar nicht wissen, wer das war!«
»Bist du verrückt? Natürlich willst du es wissen.« Er zieht mich zu sich, schlingt den Arm um meine Taille und führt mich aus dem Raum, um vor der Tür des Nebenzimmers zu warten.
Wieder schlage ich die Hände vors Gesicht. »Ich fasse nicht, dass wir das wirklich machen«, sage ich immer noch halb lachend. Ich versuche mich von ihm loszureißen und mich in unserem Lernzimmer zu verstecken, doch Carey hält mich fest.
»Es ist nur angebracht, dass wir uns bei ihnen für die Unterhaltung bedanken.«
Als sich die Tür mit einem Klicken öffnet, drehe ich instinktiv den Kopf weg, vergrabe das Gesicht an Careys Brustkorb und spüre, wie sein Griff fester wird. Ich versuche zu ignorieren, wie gut es sich anfühlt, und spähe vorsichtig nach oben. Aus dem Raum kommt ein großer dunkelhäutiger Typ, der gerade den Reißverschluss seiner Hose schließt.
»Kaipo, du Mistkerl«, sagt Carey grinsend.
Der große Kerl grinst ebenfalls. »Hat’s dir gefallen?« Er hebt eine Hand, um mit Carey abzuklatschen.
»Ich fasse deine Hand nicht an, Daddy «, sagt Carey und drückt mich noch fester an sich.
»Du erinnerst dich doch an Callie«, sagt Kaipo, und ich spüre, wie sich Carey verspannt.
Die Veränderung kommt so plötzlich, dass ich mich von ihm löse und er mich ohne Widerstand gehen lässt. Wenn nicht sogar schnell.
»Callie, ja.«
Die hübsche Blondine, die aussieht wie die Schauspielerin Margot Robbie, ist immer noch dabei, ihre Bluse zuzuknöpfen, während sie ihn mit großen Augen anstarrt. »Carey, hey.«
Die Atmosphäre zwischen ihnen wird immer angespannter. Es braucht keinen Lügendetektor, um zu wissen, dass sie und Carey mal was miteinander hatten.
Der Einzige, der davon nichts zu merken scheint, ist Kaipo. Er legt den Arm um Callie und deutet mit dem Kopf auf mich. »Wer ist denn deine Freundin?«
Carey räuspert sich. »Das ist Rowan, meine Tutorin.«
»Dann bist du also der Nerd, der die akademische Karriere unseres Jungen rettet, was?«
Callie schlägt die Hand vor den Mund, um ihr Grinsen zu verbergen.
Nerd? So hat mich Carey seinen Freunden also beschrieben? »Ich schätze, der bin ich.«
Langsam lässt er den Blick über meinen Körper schweifen, sodass ich mich am liebsten mit meinen Armen bedecken würde. »Ein Rotschopf.«
Ich würde mein Haar nicht als rot bezeichnen, aber darüber kann ich jetzt nicht diskutieren.
»Das gesamte Grizzly-Footballteam dankt dir.« Er lehnt sich näher zu mir, um noch etwas zu sagen, und ich lehne mich automatisch weiter nach hinten. Nicht, dass es ihm auffallen oder ihn kümmern würde. »Du weißt nicht zufällig, ob die Räume jeden Abend geputzt werden, oder?«
Ich verziehe das Gesicht. »Doch, werden sie.«
»Gut. Für den hier sollten sie vielleicht extra viel Putzmittel verwenden.« Er zwinkert.
»Ekelhaft«, murmle ich.
»War schön, dich kennenzulernen, Rowan.« Er breitet die Arme aus, doch Carey legt die Hand auf seine Brust und schiebt ihn weg.
»Nope.«
Kichernd hebt der Typ die Hände. »Keine Umarmung?«
»Auf gar keinen Fall.«
»Du willst wohl nicht teilen, was?«
Zwar antwortet Carey nicht, aber was auch immer er nonverbal ausdrückt, bringt den großen Kerl zum Lachen. »Wir gehen jetzt besser.« Er schiebt Callie vor sich her, doch mir entgeht nicht, dass ihr Blick, solange es ihr möglich ist, auf Carey gerichtet bleibt.
Carey hat mir den Rücken zugedreht. Mit dem eingezogenen Kopf wirkt er kleiner. »Tut mir leid. Ich …«
»Die Stunde ist vorbei.« Ich drehe mich um. Aus irgendeinem Grund ist mir schlecht. Es ist nicht so, als hätte ich nicht gewusst, dass Carey ein Player ist. Keine Ahnung, warum ich mich so fühle, nur weil ich einer Frau begegnet bin, mit der er was hatte. Und für mich ist »Nerd« noch nie ein Kompliment gewesen. Kaipo, Callie und Carey könnten als Nacktmodels Millionen verdienen, während ich mich gefühlt habe wie ein Hot-Dog inmitten eines exotischen Blumenstraußes.
Ich nehme mir nicht mal die Zeit, meinen Rucksack zu packen, sammle einfach alles zusammen und stürme an Carey vorbei. »Bis morgen.«
»Rowan«, sagt er traurig.
»Morgen. Ich muss los.«
Sollte ich gehofft haben, Rowan würde den Vibe, den Callie versprüht hat, als sie mich gesehen hat, nicht merken, wurde meine Hoffnung sofort zerschlagen, als Rowan so abrupt abgehauen ist. Während mich Callie lüstern angestarrt hat, konnte Rowan gar nicht schnell genug von mir wegkommen.
Normalerweise verschwende ich nicht viel Zeit auf Schuldgefühle. Ich finde, Schuld ist ein unnützes Gefühl. Und trotzdem wird mir vor lauter Reue ganz schlecht, während ich meine Sachen in meinen Rucksack stopfe. Ich komme mir dumm vor. Doch warum zur Hölle sollte ich mich schlecht fühlen? Ich bin Single und kann mit meinem Schwanz machen, was ich will. Und das tue ich auch. So regelmäßig wie möglich.
Warum sehe ich dann ununterbrochen Rowans grüne Augen vor mir, wie sie verletzt dreinblicken?
Eifersucht könnte ich ja noch verstehen.
Würde ich einer von Rowans Ex-Affären begegnen, wäre ich auch eifersüchtig, weil sie sie in einer Weise berührt haben, wie ich es niemals tun kann.
Aber warum ist das so?
Ich schließe den Reißverschluss meines Rucksacks, gehe zu meinem Wagen und lasse die Begegnung in meinem Kopf immer wieder Revue passieren. Was hätte ich anders machen müssen, um die Situation weniger unangenehm zu machen?
Ich schmeiße meinen Rucksack auf den Rücksitz, starte den Motor und fahre nach Hause, um mir etwas essen zu machen. Als ich den Campus verlasse, sticht mir ein vertrautes T-Shirt ins Auge. Ich bremse ab und sehe, wie Rowan auf den Bus wartet. Ihre Nase steckt in einem Buch, und sie kaut mit übereinandergeschlagenen Beinen an ihrem Daumennagel herum. Ihr baumelnder Fuß hüpft wie verrückt. Sie wirkt aufgewühlt.
Ich komme neben ihr zum Stehen und lasse das Beifahrerfenster herunter. »Rowan!«
Ihr Kopf schnellt nach oben, und ihr Mund öffnet sich.
»Wo ist dein Auto?«
Sie blinzelt und schlägt das Buch in ihrem Schoß zu. »Was willst du?«
»Dein Auto, Rowan«, knurre ich ungeduldig.
»Zu Hause. Ist nicht angesprungen.«
Ich drücke die Beifahrertür auf. »Komm. Ich fahre dich.«
»Das musst du nicht …«
»Steig jetzt in den verdammten Wagen, Rowan.« Nachdem wir eben in der Bibliothek so auseinandergegangen sind, spüre ich, wie die Wut in mir hochkocht, was scheiße ist. Mein Dad hat mir immer gesagt, ich solle sie mir fürs Feld aufheben. Und das habe ich immer getan. Normalerweise gerate ich in Gegenwart anderer nie aus der Fassung. Und schon gar nicht wegen einer Frau.
Sie verengt die Augen zu Schlitzen und presst die Kiefer aufeinander. »Ist schon in Ordnung. Ich nehme den Bus.«
Meine aufkeimende Wut verwandelt sich in eine Stichflamme. »Willst du, dass ich aussteige, dich über die Schulter werfe und in den Truck stopfe? Das mache ich nämlich gleich.«
»Nein, ich …«
Ich stoße die Tür auf, hechte heraus und umrunde die Motorhaube.
»Okay, na schön!« Sie springt auf und steigt eilig in den Pick-up.
Seufzend setze ich mich wieder hinters Steuer. »Hättest du das einfach gleich gemacht, hättest du uns einiges erspart.«
Ihre Schultern versteifen sich. »Nicht jede Frau springt, wenn du mit den Fingern schnippst.«
Ich schnippe.
Sie zuckt zusammen. »Das zählt nicht«, sagt sie und versucht, sich ein Grinsen zu verkneifen.
Das winzige Zucken ihrer Lippe lässt meine Wut erlöschen.