Lachen geht noch – trotz COPD - Peter Teske - E-Book

Lachen geht noch – trotz COPD E-Book

Peter Teske

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Beschreibung

Das Leben mit einer COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) schränkt den Alltag ganz erheblich ein und hält manchmal diverse unvorhersehbare Folgen bereit. Wie es aber dennoch möglich ist, mit einer positiven Lebenseinstellung, einer großen Portion Humor und Selbstironie den Alltag zu bewältigen wird in diesem Buch beschrieben. Was ist an alten lieb gewonnenen Dingen noch machbar, welchen neuen Herausforderungen kann man sich stellen? Vieles ist machbar, man muss es nur wollen!

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Peter Teske

Lachen geht noch - trotz COPD

Über das Leben mit defekter Lunge und die Wiederentdeckung des Machbaren

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2011

für meinen Vater †

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

Copyright (2011) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

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Eigentlich kann ich alles, nur langsam. Sehr langsam. Viele Dinge die ich mache, finden im Zeitlupentempo statt und dennoch gelingen sie mir. Nichts geht wirklich schnell, aber alles ist machbar. Die Forderung „sofort“ oder auch „umgehend“ ist aus meinem Wortschatz komplett gestrichen. Das Leben ist ruhiger geworden.

Damit liege ich auch offensichtlich voll im Trend der Zeit, denn irgendwo habe ich einmal etwas Interessantes von der „Rückkehr in die Langsamkeit“ gehört. Das ist sicher auch eine gute Sache, denn für die Existenz unsere Welt ist es völlig unerheblich, ob wir die Dinge langsam und in Ruhe, oder schnell und in Hektik erledigen.

Die Erde dreht sich auch weiter, wenn manche Dinge unerledigt bleiben, oder einfach nur erheblich länger dauern. Es ist der Welt auch völlig egal, ob ich ständig in den neuesten Designer-Klamotten herumlaufe oder das angesagteste Handy und den größten Plasma-Fernseher mein Eigen nennen kann.

Eigentlich ist es der Welt auch völlig egal, ob ich noch auf ihr herumlaufe und meine Mitmenschen mit meiner Anwesenheit beglücke!

Zu diesen Erkenntnissen bin ich nach zweiundzwanzig Wochen, die ich in sieben unterschiedlichen Kliniken verbringen durfte, gekommen.

Ich habe COPD im Stadium vier, ein Lungenemphysem und diverse anderer Zipperlein, die mich in meinem täglichen Handeln sehr stark einschränken. Viele dieser Zipperlein sind leider Folgen der Grunderkrankung oder der medikamentösen Behandlung. Nun habe ich nicht vor, in diesem kleinen Buch seitenweise darüber zu jammern, wie schlimm es denn das Schicksal mit mir gemeint hat. Nein, ich möchte lediglich darüber berichten, wie es mir als betroffenen Menschen mit Atemwegsproblemen ergangen ist. Welche durchaus schwerwiegenden Folgen einer akuten COPD können auftreten, auch wenn das nur ganz selten vorkommt und wie kann man letztendlich lernen mit der neuen Lebenssituation umzugehen?

Was ist noch machbar, was klappt überhaupt nicht mehr und welche neuen und interessanten Dinge können das Leben wieder bereichern?

Dieses Buch soll in erster Linie allen Betroffenen Mut machen, die ganze Problematik trotz des ernsten Hintergrundes mit einem Spritzer Humor zu betrachten und somit neue Lebensfreude zu gewinnen und neuen Lebensmut zu aktivieren.

Mein Motto lautet: Wer lacht, lebt leichter!

Und ich glaube: Nicht nur leichter, sondern auch länger!

Trotz all der hier geschilderten Erlebnisse hält das Leben immer noch eine ganze Menge machbarer und interessanter Dinge bereit. Man muss sich nur erst daran gewöhnen, das Leben und das Lachen wieder neu zu entdecken. Ich habe eigentlich immer jede Menge Humor besessen und über alles und jeden meine kleinen Späßchen gemacht. Genau so durfte auch immer über mich gelacht werden.

Und dieser permanent vorhandene „Schalk im Nacken“ half mir in der Vergangenheit ganz erheblich, den Weg zurück in ein halbwegs normales Leben zu finden. Auch wenn es eine ganze Weile gedauert hat.

Für alle nicht Betroffenen hier eine kurze, wenn auch medizinisch sicher nicht völlig korrekte Erklärung der verwendeten Fachbegriffe:

Die Abkürzung COPD steht für Chronic Obstructive Pulmonary Disease, also eine fortschreitende chronische Verengung der Bronchien mit einer übermäßiger Schleimbildung und ständiger Entzündung, die aus heutiger Sicht nicht heilbar ist. Es kommt zu einer stark zunehmenden Vernarbung in den Bronchien.

Die Atemluft kann nicht mehr vollständig ausgeatmet werden. Es entsteht somit ein Luftstau, es kommt zur akuten Atemnot schon bei den geringsten Belastungen. Im Laufe der Erkrankung steht immer weniger gesundes Bronchialgewebe zur Verfügung. Es kommt zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff. Die meisten COPD-Patienten beginnen sich zu schonen und jegliche körperliche Belastung zu vermeiden, weil schon die kleinste Aktivität erhebliche Mühe bereitet. Dieses wiederum führt zum Abbau von Muskulatur, also auch der Atemmuskulatur, schwächt das Herz und den Kreislauf und dem Patienten winkt ein weiterer Leistungsabfall. Manch ein Betroffener zieht sich auf Grund seines Leistungsabfalls auch völlig aus seinem sozialen Umfeld zurück und leidet dann zunehmend unter Depressionen, welche die Lebensqualität weiter einschränken.

Das muss aber nicht sein!

Um nun den völligen Leistungsverlust zu verhindern, muss der Patient selbst etwas unternehmen.

Das Zauberwort hier heißt: Gegensteuern!

Das ist auch gar nicht so schwer. Ich werde später noch beschreiben, welche Möglichkeiten ich zu diesem Zweck für mich selbst gefunden habe. Anstrengend ist das schon, aber effektiv, sinnvoll und macht zu alledem auch noch jede Menge Spaß!

Immer wieder treten im Laufe der Erkrankung akute starke Schübe mit plötzlichen Verengungen der Atemwege auf. Meist verschlechtert sich die Atmung innerhalb nur weniger Stunden so drastisch, dass es mitunter kaum noch möglich ist zu sprechen. Dann ist der Anruf bei dem örtlichen Rettungsdienst meist unumgänglich. Je nach Stärke des Anfalls ist dann in der Regel ein sofortiger Klinikaufenthalt erforderlich. In manchen Fällen muss dann auch für einige Zeit eine mechanische Beatmung durchgeführt werden.

Stadium vier ist die höchste Einstufung der COPD. Hier ist neben diversen zu benutzenden Sprays auch leider die Dauergabe von Kortison erforderlich. Diese dauernde Kortison-Aufnahme ist auch nicht ganz unproblematisch, wie ich später noch berichten werde. Manche Patienten werden „Sauerstoff-Pflichtig“. Das bedeutet, dass sie ständig mit einem mobilen Sauerstoffgerät herumlaufen müssen. Zum Glück ist das bei mir aber (noch) nicht der Fall! Ich habe zwar so ein Gerät und musste es über Monate hinweg auch täglich benutzen, zurzeit allerdings kommt es nur ganz selten im Bedarfsfall zum Einsatz.

Oft kommen im Stadium vier noch Probleme mit dem Herzen hinzu. Die Ärzte nennen das „Rechtsherz-Schwäche“. Das liegt ganz einfach daran, dass das Herz ständig gegen die dauernde schlechte Sauerstoff-Versorgung im Körper ankämpfen muss und somit irgendwann auch an die Grenze des Machbaren stößt.

Bei einem Lungenemphysem werden die Wände der winzigen Lungenbläschen zerstört, sie platzen auf. Aus den unzähligen winzig kleinen Lungenbläschen entsteht eine Art großer „Luftballon“. Die Folge davon ist, dass sich die für den Luftaustausch zur Verfügung stehende Fläche drastisch verkleinert. Somit ergeben sich gleich zwei Probleme: Zum einen gelangt nicht genug des lebensnotwendigen Sauerstoffes in die Blutgefäße und somit in die Organe, zum anderen kann das Produkt „Kohlendioxid“ des Stoffwechsels nicht vollständig abgeatmet werden.

Das dürfte an Erläuterungen an dieser Stelle ausreichen. Für medizinisch korrekte Erklärungen gibt es genug Fachliteratur. Schließlich bin ich kein Arzt, obwohl ich mir im Laufe der Zeit so einiges an Wissen über die Krankheit und die Behandlungsmethoden angeeignet habe. Das führt manchmal leider zu Problemen mit den behandelnden Klinikärzten und Krankenschwestern, da ich grundsätzlich alles hinterfrage und niemals kommentarlos irgendwelche Arzneien herunterschlucke und auch nicht jede Art von Infusionen akzeptiere. Diese Vorgehensweise hat sich übrigens auch bereits bewährt. Es wurden mir nicht nur einmal die falschen Medikamente oder Infusionen gebracht. Ich werde immer bereits dann wachsam, wenn sich in der morgendlichen Pillenbox plötzlich andersfarbige oder anders geformte Tabletten befinden. Jede Flasche mit Infusionen sehe ich mir genau an und lese auch die handschriftlichen Dosierungshinweise darauf. Das klingt vielleicht ziemlich blöde, ist aber wirklich sinnvoll. Hier ein Beispiel: Eines Abends brachte mir einmal eine Schwester einen kleinen Becher mit einer Flüssigkeit. „Hier ist Ihr Schnaps“, sagte sie und wollte erst wieder gehen, wenn ich das Becherchen brav geleert habe. Ich wollte aber zunächst erfahren, was das denn für ein „Schnaps“ ist. Die Antwort: „Das ist schon richtig so, also PROST!“

Ich weigerte mich aber, dieses sicher gut gemeinte Erfrischungsgetränk zu konsumieren. Die Schwester wirkte langsam durch meine Weigerung genervt. Erst auf mehrmaliges Nachfragen meinerseits sagte sie mir, dass es sich um das von mir bestellte Abführmittel handelt. So etwas hatte ich aber nicht bestellt und auch nicht nötig. Es stellte sich dann heraus, sie hatte leider das falsche Zimmer aufgesucht, sie wusste nur noch ganz genau, dass der Besteller des Abführmittels das Bett an der Schrankseite hatte und eine Brille trug. Prima! Gut, dass ich diesen „Schnaps“ nicht getrunken habe, sonst hätte ich den größten Teil der Nacht sicher sitzend im Bad verbracht.

Doch zurück zur COPD. Interessant ist vielleicht noch die Tatsache, dass meistens starke Raucher von diesem Lungenproblem betroffen sind. Über achtzig Prozent der Betroffenen haben über viele Jahre hinweg geraucht. Ich gehöre zu den restlichen etwa zwanzig Prozent. Ob ich das jedoch als Glücksfall werten soll, weiß ich nicht so genau. Bei diesen übrigen zwanzig Prozent liegt die Ursache wahrscheinlich in einer Art Gen-Defekt, Veranlagung oder ist die Folge von Allergien und Asthma Bronchiale. Andere Ursachen sind natürlich ebenfalls denkbar.

Männer sind etwa dreimal häufiger betroffen als Frauen. Nun kann man sich leider sein Geschlecht bei der Geburt nicht aussuchen, sonst hätte ich vorsichtshalber ganz bestimmt das andere gewählt!

Etwas über vier Millionen Betroffene mit einer COPD in den unterschiedlichsten Stadien gibt es allein hier in Deutschland. Weltweit sind es schon zirka sechshundert Millionen Menschen. Die Tendenz hierbei ist sehr stark steigend. Von allen zum Tod führenden Krankheiten ist diese Lungenerkrankung die einzige, deren Häufigkeit in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat. Meistens tritt die Erkrankung erst in der zweiten Lebenshälfte auf. Nun ist es aber nicht so, dass jeder Betroffene zwangsläufig an seiner COPD stirbt. Bei halbwegs vernünftiger Medikation und optimaler Anpassung der Lebensweise ist es durchaus möglich, ein recht hohes Alter zu erreichen. Ich stelle mir für mich persönlich ein Alter von einhundert Jahren vor. Wenn es ein paar Tage weniger werden, ist es auch nicht so schlimm.

Der Patient bekommt zur Linderung seiner akuten Beschwerden diverse Medikamente. Das sind meistens irgendwelche Tabletten oder auch Tropfen und Infusionen. Hinzu kommen Mittel zur Inhalation. Das können Sprays sein, aber auch so genannte Pulver-Inhalate. Jedes dieser Medikamente, egal welches, hat aber nun mal leider auch seine Nebenwirkungen. Diese Nebenwirkungen werden dann wieder durch andere Medikamente behandelt, die wiederum ihre kleinen Nebenwirkungen haben. Ich habe für mich selber entschieden, auf so manche dieser pharmazeutischen Errungenschaften verzichten zu können.

Alle möglichen Mediziner aus den unterschiedlichsten Kliniken verschrieben mir ständig irgendwelche Pillen, aber keiner konnte sich jemals freiwillig dazu herablassen, die weitere Notwendigkeit irgendwann einmal zu überprüfen. Sollte ich das ganze Zeug für die nächsten einhundert Jahre einnehmen? Oder nur für ein paar Wochen? Oder etwa nur, bis die eine mir ausgehändigte Packung aufgebraucht ist? Ich weiß es bei vielen der mir verordneten Pillen nicht! Damit die Schubladen in unserer Küche nicht mehr aussehen wie die in einer Apotheke, habe ich meinen Bestand drastisch reduziert.

Dabei musste ich auch an meinen Vater denken, denn ich durfte miterleben, wie er nahezu kiloweise irgendwelche Pillen in sich hinein stopfte, um dann schließlich irgendwann an den Folgen dieses Chemie-Cocktails zugrunde zu gehen. Ich habe den mir verordneten Pillen-Mix auf das für mein Verständnis absolut nötigste Maß reduziert. Und was soll ich sagen: Ich lebe immer noch! Sicherlich nicht unbedingt zur Freude der Sozialkassen, aber zur Freude meiner kleinen Familie.