Lasst uns den Planeten retten! - Kersten Reich - E-Book

Lasst uns den Planeten retten! E-Book

Kersten Reich

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Beschreibung

Die Lösungen, die wir heute für die sich bedrohlich nähernde Klimakatastrophe finden, werden für unser Überleben entscheidend sein. Ein "Weiter so" mit einer Wirtschaft, die auf Gewinnmaximierung orientiert ist, mit einer Politik, die ständiges Wachstum predigt und einem Konsum, der den Eigennutz über die Auswirkungen auf Natur und Umwelt stellt, kann und darf es nicht geben. Wenn wir nicht umgehend handeln und der Realität eines unaufschiebbaren ökologischen Umbaus unserer Gesellschaft ins Auge sehen, wird unser Planet nicht zu retten sein. Auf 100 packenden Seiten seines Manifests benennt Kersten Reich konkret, was zu tun ist, um auch den nächsten Generationen noch ein Leben auf dieser Erde zu ermöglichen.

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Ebook Edition

Kersten Reich

Das Nachhaltige ­Manifest

Lasst uns den Planeten retten!

Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.westendverlag.de

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-86489-837-2

© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2021,

Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin

Satz und Datenkonvertierung: Publikations Atelier, Dreieich

Lektorat: Lea Mara Eßer

Inhalt

Inhalt
Vorwort
Aufbau des Manifests
I Ausgangslage: Was sind die Fakten der Krise?
Anthropozän meint mehr als menschengemachten Klimawandel
Nachhaltigkeit geht nur generationenübergreifend
II Ursachen: Wie sind wir in die Krise geraten?
1
Warum ist fehlende Nachhaltigkeit so tief im menschlichen Verhalten verankert?
Die nicht-nachhaltige Agenda des Abendlandes
Wachstum, Macht, Geld
Liberalismus als entgrenzte Lebensweise
Die Ungleichheit der Menschen wird immer größer
Der Untergang des Allgemeinbesitzes
2
Wie wird fehlende Nachhaltigkeit begünstigt?
Die Kraft des Egoismus
Die Ökolasten des Reichtums
Nachhaltigkeit ist nicht einklagbar
Nachhaltigkeitsleugnung
Der Widerspruch zwischen Wissen und Verhalten
Die Lobby der Nicht-Nachhaltigen
Wunschdenken & Ausreden
Die Macht der kleinen Lügen
3
Wie verhindert die Ökonomie die Nachhaltigkeit?
Der Riss zwischen Produktion und Konsum
Eine unbegreifliche Geldvermehrung
Reichtum und Nachhaltigkeit sind Gegensätze
Nachhaltigkeit verschärfte die soziale Ungerechtigkeit
Nachhaltigkeit und Konsum sind Gegensätze
Für die Ökonomie ist Nachhaltigkeit sekundär
Wir brauchen ein Wirtschaftssystem mit Langsicht
Kein Kapitalismus ist keine realistische Lösung
Die ökonomische Kolonialisierung der Erde
Eine globalisierte Wertschöpfung
4
Wie verhindert die Politik die Nachhaltigkeit?
Die Verantwortung wird auf die Individuen verschoben
Die ewig gleichen, leeren Versprechen kurz vor der Wahl
Ökonomische Ungleichheit konsequent abbauen!
Wachstumsmythos aufheben!
Unangenehme Entscheidungen wagen!
Nachhaltigkeit braucht Mehrheiten
Die Politik muss die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit stärken
III Konsequenzen: Was sollen wir tun?
Die 10 Dimensionen des Nachhaltigen Manifests
1
Entwickle eine eigene nachhaltige Haltung!
Filme führen uns unsere Ängste vor
Konsum & Verzicht
Die ökologische Frage priorisieren!
Alle müssen Verantwortung für das Allgemeinwohl übernehmen!
Angst treibt Menschen zu Veränderungen!
Die Verdrängung der Krise überwinden!
Eine nachhaltige Lebenskunst
2
Suche nach Anreizen, die deine nachhaltige Selbstwirksamkeit kontinuierlich stärken!
Selbstwirksamkeit vom Konsum in mehr Nachhaltigkeit verlagern
Selbstwirksamkeit in der Risikovorsorge
Anstupsen zum Guten
Nachhaltigkeit benötigt eine überzeugende Erzählung
Nachhaltigkeit braucht Zukunftsvisionen
Die fünf R’s
3
Gestalte eine eigene Infrastruktur zur Entfaltung deiner nachhaltigen Handlungen!
Die lokale Nachhaltigkeit stärken
Ein Vorbild für Nachhaltigkeit sein
Höhere Kosten sind unvermeidbar
4
Richte deinen Konsum an seiner Nachhaltigkeit und nicht an günstigen Preisen aus!
Wohnen, Ernährung und Mobilität umstellen
5
Wähle Parteien und Regierungen und schließe dich Bewegungen an, die Nachhaltigkeit als vorrangige Aufgabe der Gegenwart sehen und sie tatsächlich realisieren wollen!
Nachhaltige müssen Mehrheiten gewinnen!
Hinterfrage alle Nachrichten!
Nachhaltige Bündnisse schließen!
6
Kämpfe für eine aufgeklärte und nachhaltige Erziehung, Politik, Wissenschaft!
Die nachhaltige Unbildung muss ein Ende haben!
Hindernisse nachhaltiger Bildung überwinden!
Wir brauchen ein radikal neues Schulkonzept!
Wir brauchen ein radikal neues Medienkonzept!
Wir brauchen eine freie und unabhängige Forschung!
Die Wertigkeit der Wissenschaft erhöhen
Für die Nachhaltigkeit Partei ergreifen!
7
Kämpfe für Gesetze, Vorschriften und Kontrollen im Sinne der Nachhaltigkeit!
Wir brauchen einen Nachhaltigkeitsvertrag!
Wir brauchen Vorschriften, Kontrollen und Strafen!
Was für Klimaneutralität sofort zu tun ist
Wir müssen den Lobbyismus begrenzen!
8
Kämpfe für eine öffentliche Infrastruktur, die umfassend die Nachhaltigkeit für alle stärkt!
Rettet das saubere Wasser!
Setzt die Energiewende konsequent um!
Wir brauchen die Verkehrswende sofort!
9
Kämpfe für Bepreisungen aller nicht-nachhaltigen Konsumgüter und Dienstleistungen!
Festlegung ökologisch schädlicher Warenkörbe
Soziale Sicherung der ärmeren Menschen
10
Kämpfe für ein Rechts- und Steuersystem, das Nachhaltigkeit belohnt!
Für ein gerechteres Steuermodell
Die ärmeren Menschen entlasten
Höhere Besteuerung der Reichen
Höhere Belohnung der Nachhaltigkeit
IV Empört Euch, leistet Widerstand, stellt Forderungen!
Nachhaltige, empört euch!
Schließt euch Bewegungen an, formiert eigene!

Vorwort

Ein Gespenst geht um in der Welt – eine Bewegung, die sich einer nahenden Katastrophe in den Weg zu stellen versucht, einer Katastrophe, die das Überleben aller Menschen und allen Lebens auf der Erde gefährdet. Heute ist das Gespenst nicht mehr ein erwachendes Proletariat und der Klassenkampf, sondern eine Bewegung für Nachhaltigkeit, die der allgemeinen Gefährdung unserer Lebensverhältnisse entgegentritt. Alle Mächte der Wirtschaft, die nur an Gewinnmaximierung interessiert sind und für die ein »Weiter so« nützlicher ist, als die Kosten und Notwendigkeiten eines radikalen ökologischen Umbaus zu tragen, alle Kräfte der Politik, die sich mit einer Wirtschaft ständigen Wachstums verbündet haben und einer Wählerschaft1 des Konsums huldigen, alle Konsumenten, die Eigennutz und Befriedigung vor deren Auswirkungen auf Natur und Umwelt stellen, sie alle haben sich bewusst oder unbewusst verbündet, durch Leugnung, Auslassung und Uminterpretation dieses Gespenst zu verjagen.

Das Nachhaltige Manifest ist eine politische Erklärung über den Stand der Dinge; über das, was die Menschen tun müssten, um ihre Welt noch zu retten, aber bisher nicht zu tun bereit sind. Wenn wir aber nicht umgehend zu handeln beginnen und der Realität ins Auge sehen, wird unser Planet nicht mehr zu retten sein, wird der entgrenzte Mensch die Grenzen der Erde zu oft überschritten haben. Wo ist die Opposition, die sich nicht nur freitags vor Schulen trifft, die nicht nur auf Konferenzen den Klimawandel beklagt, die nicht nur ständig neue Debatten darüber führt, was man für mehr Nachhaltigkeit alles tun müsste, sondern die die schädigenden Verursacher klar benennt und zugleich die eigene Verantwortung nicht übergeht? Wo ist die Gegenwehr der Nachhaltigen, die begriffen haben, dass sich durch wissenschaftliche Forschung die Folgen des Klimawandels, des Artensterbens, die Auswirkungen des Ressourcenabbaus auf die Zukunft, die Verschlechterung unserer Luft und unseres Wassers und auch die Ungerechtigkeit der Kosten- und Lastenverteilung der Folgen fehlender Nachhaltigkeit klar darstellen lassen? Die wissen, dass gerade in den Wahrscheinlichkeiten, die die Wissenschaften berechnen und darstellen können, die Möglichkeit für eine neue Politik der »Wahrheit« liegt, die sie der Dummheit und der Kurzsichtigkeit, der Profitgier nach rücksichtslosen Gewinnen für unser aller zukünftiges Überleben entgegensetzen können? Wie kann dieses Wissen zu einer Kraft von Veränderungen werden?

Das Nachhaltige Manifest spiegelt meine umfassenden Recherchen als Lernforscher und Kulturtheoretiker, der sich seit mehr als 50 Jahren mit dem Verhalten von Menschen in möglichst ganzheitlicher Weise beschäftigt hat und die Frage zu beantworten sucht, warum Menschen, auch wenn ihnen eine Katastrophe klar vor Augen steht, noch zu wenig dazu in der Lage sind, umgehend gemeinsam einzuschreiten. Hat unser Lernen, von dem wir uns oft einbilden, dass es uns immer Erfolg gebracht hat, versagt?

Dieses Manifest kommt wahrscheinlich einerseits zu früh, weil die meisten Menschen zu wenig darauf vorbereitet sind, wirklich radikale Schritte für mehr Nachhaltigkeit zu gehen. Alle Maßnahmen bedeuten grundlegende Verhaltensänderungen, meistens Verzicht, und ein solcher kommt immer zu früh. Es ist zudem gegenwärtig schwer vorstellbar, dass sich Nationen mehrheitlich umfassend auf Nachhaltigkeit einigen, anstatt immer nur eine neue Agenda zu verkünden, die dann nur halbherzig verfolgt wird, weil solche Entscheidungen Wählerstimmen kosten könnten. Grundsätzlich ist es schwer denkbar, dass sich die gesamte Menschheit schnell einigt und verpflichtet – denn das hat sie noch nie geschafft. Dieses Manifest kommt in anderer Hinsicht zu spät, weil viele Grenzen der Erde bereits überschritten sind und noch keine Mehrheiten für eine radikale Wende streiten. Es ist bereits spät, aber noch nicht zu spät: Nachhaltige dieser Welt, vereinigt euch, lasst uns gemeinsam den Planeten retten!

Aufbau des Manifests

Ich werde in drei Schritten vorgehen: Zunächst sollen wichtige Fakten der Krise zusammenfassend genannt werden, um die Lage klar vor Augen zu bringen. In einem zweiten Teil möchte ich die Ursprünge heutiger Denk- und Handlungsmuster aufzeigen: Unser Verhalten kommt aus alten Zeiten, das früher oftmals zum Erfolg führte, aber heute nicht mehr zu den Umständen passt.2 Ein Blick in die Menschengeschichte kann helfen, klarzumachen: Wir leben in einer neuen Zeit und müssen uns neu denken lernen! Im dritten und umfangreichsten Teil sollen Konsequenzen gezogen werden: Was müssen wir tun? Wie ist unser Planet noch zu retten?

IAusgangslage: Was sind die Fakten der Krise?

In der Geschichte aller bisherigen Gesellschaften sollte Nachhaltigkeit in erster Linie ökonomischen, sozialen, politischen und kulturellen Zwecken dienen und von Generation zu Generation weitergeführt werden. Der Mensch war in diesem Sinne seiner ureigenen Nachhaltigkeit erfolgreich: Er beutete natürliche Ressourcen aus, produzierte Treib­hausgase und prägte nach und nach seinen Lebensstil der gesamten Welt auf. Heute bringt seine Verweigerung, hinreichend die Verantwortung für die eigenen Hinterlassenschaften auf dem Planeten zu übernehmen, den Planeten und die Menschheit an die Grenze ihrer Existenz, beraubt die Menschen der Möglichkeit, den Kindern eine Welt zu hinterlassen, die Chancen auf ein Leben wie bisher eröffnet.

Folgende Krisenfakten werden in der Nachhaltigkeitsforschung immer wieder genannt:

Bevölkerungswachstum: Die Bevölkerungszahlen nehmen stetig zu – von 1,65 Milliarden 1900 auf 7,8 Milliarden heute.

Ungleichheit: Arme und Reiche sind überall gespalten, und diese Spaltung nimmt ständig zu. Das Wohlstandniveau in den reichen Ländern und die daraus folgenden Umweltbelastungen steigen kontinuierlich an, während der größte Teil der Menschheit in Armut ums Überleben kämpft.

Ressourcenknappheit: Der massive Ressourcenabbau nicht-regenerativer Rohstoffe wird in kurzer Zeit zu Beschränkungen in der Industrieproduktion führen, die nicht mehr allein durch Erfindungen und extreme Abbauformen kompensiert werden können. Die Rohstoffe werden knapp und teuer. Der massenhafte Anbau von Monokulturen und die Degradierung von Böden führen zu Überdüngung, Verschlechterung der Bodenqualität, insgesamt zu einer Überlastung der Erde, die so an die Grenzen des Wachstums kommt. Wissenschaftliche Prognosen sagen sehr klar, dass im 21. Jahrhundert deshalb sowohl die Bevölkerung zurückgehen als auch der Hunger und die Verelendung vieler Menschen zunehmen werden. Konflikte und Kriege werden wahrscheinlich anwachsen.

Treibhausgase: Die Zunahme an Treibhausgasen führt zu einem Klimawandel, dessen Folgen immer deutlicher werden: eine erhöhte Durchschnittstemperatur mit Temperatur- und Wetterextremen, Eisschmelze, steigendem Meeresspiegel. So wie das Klima mehr ist als das aktuelle Wetter, so ist die Nachhaltigkeitskrise auch mehr als die Klimakrise, auf die sich heute vor allem der Blick der reichen Länder richtet.

Die große Beschleunigung: Überschwemmungen, Stürme, Dürren, Erdbeben und der Einschlag kosmischer Körper haben die Menschheit schon immer bedroht, aber die neue und größte Bedrohung ist heute der Mensch selbst geworden. Dabei treten die nachfolgend genannten Faktoren in großer Beschleunigung auf, denn die Menschheit wirkt auf allen Ebenen – individuell, wirtschaftlich und politisch – an einer gemeinsamen Agenda: Die seit der Industrialisierung stetig zunehmende Produktion von Treibhausgasen durch fossile Energien, der Umbau des ökologischen Systems zum eigenen rücksichtslosen Nutzen, die Parzellierung der Welt in Privateigentum, das Setzen von Zäunen, Begrenzungen und harten Grenzen an allen Orten, eine grundlegende Gedankenlosigkeit bei der Vernichtung ökologischer Balancen und in der Verschmutzung und Vergiftung der Welt, all diese Faktoren wirken zusammen und haben negative ökologische Auswirkungen. Eine davon ist das Artensterben, das am Ende auch vor der Gattung Mensch nicht haltmachen wird. Der Rückbau natürlicher Systeme, die umfassenden schädigenden Eingriffe in die natürlichen Kreisläufe, die Verschmutzung und Verschwendung des Wassers und der Luft, die grenzenlose Vermüllung, dies alles zeigt, dass unsere Lebensweise die Grenzen der Erde erreicht hat. Zudem erzeugt diese neben schon bestehenden sozialen Ungerechtigkeiten weitere, denn je nach Ortslage variieren die Verschlechterungen der Lebensverhältnisse, die den armen Teil der Menschheit härter als den reichen trifft.

Anthropozän meint mehr als menschengemachten Klimawandel

Als Anthropozän wird die Epoche bezeichnet, in der die Menschheit zum wichtigsten Einflussfaktor auf die geologischen, biologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Der Klimawandel ist dabei stark in den Vordergrund der Debatten um Nachhaltigkeit getreten. Im Klimawandel wird deutlich, dass die regulierenden und regenerierenden Kräfte der Natur ins Ungleichgewicht geraten, Wälder sterben ab oder werden abgeholzt, obwohl doch gerade sie den Treibhauseffekt mildern könnten. Vor allem durch ein gewaltiges Aufforstungsprogramm wäre es heute noch möglich, eine Umkehr herbeizuführen. Das größte Hindernis ist jedoch, dass der weltweite Allgemeinbesitz an Wäldern längst in Privateigentum umgewandelt worden ist, deren Besitzerinnen sich nur schwer auf Nachhaltigkeit verpflichten lassen, weil es ja vor allem Gewinne abwerfen soll. Die Biomasse kann sich zwar erneuern, wie es in der Natur geschieht, aber die Gewinnabsichten des Menschen richten sich auf schnelle Gewinne durch hohe Ausbeutung. So schwinden die Reinheit des Wassers und die Bodenfruchtbarkeit durch Überdüngung. Zudem nehmen die Massentierhaltung, die Abholzung der Wälder, die Verdichtung von Flächen und Böden und andere Faktoren zu und beeinflussen die Entwicklung zunehmend negativ. Dagegen stehen Technologien der Regeneration und einer umweltschonenden Produktion, die den negativen Trend nur mildern, aber bisher nicht umkehren können. Die Klimaziele, die wir heute verfehlen, werden uns über Jahrhunderte begleiten.

Neben dem Klimawandel sind der Ressourcenabbau nicht regenerierbarer Rohstoffe, die Vergiftung und Vermüllung der Welt, das Artensterben, die Verdichtung und Versiegelung der Erde ebenso wie eine gewaltige Aufrüstung mit zerstörerischen Waffen Faktoren der Nachhaltigkeitskrise, die jeder für sich schon eine immense Gefahr für das Überleben bedeuten, die aber zusammengenommen erst die wirkliche Breite der Herausforderung zeigen.

Nachhaltigkeit geht nur generationenübergreifend

Menschen denken bevorzugt in linearen Kurven, weil sie so ihren ständig steigenden Wohlstand am besten abbilden können. Es fällt ihnen schwer, sich exponentielle Kurven vorzustellen, wenn sie – wie beispielsweise in einer Pandemie oder in Bezug auf den Klimawandel – mit sich verdoppelnden Zahlen oder mit Kipp-Effekten rechnen müssen. Die menschliche Wahrnehmung und Gefahreneinschätzung sind eher kurzfristig und kurzsichtig orientiert: Ein langfristiges Denken und Handeln, das generationenübergreifend ist, war in der bisherigen menschlichen Geschichte immer die Ausnahme und nicht die Regel.

Dies lässt sich an einem Beispiel zeigen: Wie stark der ständig steigende CO2-Ausstoß gebremst werden müsste, um die heute gesetzten Klimaziele zur Eindämmung des Klimawandels zu erreichen, veranschaulichen viele Modellberechnungen. Klimaforschende geben uns acht bis zwölf Jahre, um den in die Katastrophe führenden Pfad noch rechtzeitig zu verlassen. Sollte der gegenwärtige Anstieg weiter anhalten, sind Szenarien mit mindestens drei Grad höherer Durchschnittstemperatur weltweit in den nächsten Jahrzehnten zu erwarten. Gegenwärtig sind wir auf einem Pfad, der eher für sechs oder acht Grad spricht, was das Ende der Welt, wie wir sie kennen, bedeuten würde. Bereits das Zwei-Grad-Ziel ist kaum noch zu erreichen, obwohl es gegenwärtig weltweit als anerkannter Wert auf den Klimakonferenzen und in den Massenmedien proklamiert wird. Wenn heute von einer Begrenzung auf etwa zwei Grad als realistisches Ziel gesprochen wird, dann bedeutet dies, dass zu der ohnehin vorhandenen Temperatur, die an manchen Orten bereits bei 1,5 Grad liegt, noch eine Erhöhung hinzukommt, zwei Grad also eine weitere Vermehrung meint. Dabei ist der gegenwärtige Zustand schon ein Zuviel, und ehrlicherweise müsste es um Maßnahmen der strikten Begrenzung eines weiteren Zuwachses gehen. Es muss zudem bedacht werden, dass das Sinken der Treibhausgase einen sehr langen Zeitraum benötigt, sodass selbst ein radikaler Stopp nur den erreichten und schon schlechten Zustand erhält.

Die Klimaziele sind deshalb schwer umsetzbar, weil sie unserer kapitalistischen Lebensweise widersprechen. Nachhaltig zu denken und mehr noch zu handeln, ist der unmittelbare Gegensatz zu all dem, worauf unser Handeln im alltäglichen Leben gerichtet ist: Wohlstand, Genuss, Befriedigung, das sind die Begriffe, die heute mit Leben, Zufriedenheit und Glück verbunden werden. Beschränkung, Verzicht, Bevormundung, Verbote oder Abgaben für nachhaltige Zwecke werden hingegen mit Zwang, Unterdrückung und Ungerechtigkeit assoziiert. Wenn das Bundesverfassungsgericht das Klimapaket der Bundesregierung von 2019 für verfassungswidrig hält, weil es der jüngeren Generation alle Lasten in ihrer Zukunft nach 2030 auferlegt, um diese für die Gegenwart zu vermeiden, drückt dies aus, dass in der Justiz mehr Verständnis für eine Generationengerechtigkeit herrscht als in der Politik. Das Urteil gibt Hoffnung, dass verantwortliche Menschen bereit sind, aus Fakten zu lernen. Vor dem Hintergrund solcher Einsicht erscheint in der Politik die Aussage, dass die Nachhaltigkeit vor allem sozial verträglich umgesetzt werden muss, auch eher als Überlebensstrategie der regierenden politischen Parteien. Man wagt es nicht, die Wahrheit auszusprechen: Ein Weiter-so kann es nicht geben. Der Planet benötigt ein Handeln, das konsequent an die Wurzeln der Fehlentscheidungen geht. Ein grundlegendes Umdenken in der Nachhaltigkeit ist unumgänglich!

IIUrsachen: Wie sind wir in die Krise geraten?

1

Warum ist fehlende Nachhaltigkeit so tief im menschlichen Verhalten verankert?

Bereits in den frühen Hochkulturen hat eine Individualisierung der menschlichen Tätigkeiten stattgefunden, die mit einem Überfluss an Produkten zum Leben eingesetzt hat. Sobald die Menschen sich in ihrem Wohlstand unterschieden, hat das Ego begonnen, seine Vorteile zu suchen, seinen Besitz, seine Sicherheit, seine bevorrechtigte Sexualität und Nachkommenschaft, seinen Status gegen andere durchzusetzen. Ihm sind alle Mittel recht, sich das zu beschaffen, was hierfür nötig ist. Im Überlebenskampf haben sich Konkurrenzmuster ausgeprägt. In der Zivilisation wirken sie fort. Schlechte moralische Vorbilder und eine zu wenig begrenzende Erziehung im Sinne eines Gemeinwohls befördern diese Seite gegen alle anderen. Die Nachhaltigkeitskrise als Ausdruck eines entgrenzten, maßlosen und rücksichtslosen Lebensstils gegen andere Menschen und die Natur ist das Resultat einer langen Geschichte.

Auf der anderen Seite werden aber die Begierden auch durch das soziale Zusammenleben gebremst, durch Kooperation und Kommunikation so geformt, dass nicht reines Chaos, Willkür und Übergriffe dominieren. Eine Mäßigung der Lüste, eine Besonnenheit, die durch Erziehungs- und Regierungsmaßnahmen und in neuerer Zeit durch eine Politik des sozialen Ausgleichs hervorgebracht wird, gelten als Voraussetzung für menschliches Zusammenleben, dafür, die Gemeinschaft und die anderen zu achten, niemandem etwas anzutun, was man selbst nicht erfahren will.