Lauschangriff - Im Visier der Feinde - Patrick Robinson - E-Book

Lauschangriff - Im Visier der Feinde E-Book

Patrick Robinson

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Beschreibung

Sie ruhen nicht, bis der Terror stirbt

Die USA stehen vor ihrer größten Herausforderung: Die Geheimdienste wissen um die Aktivitäten der weltweit gefährlichsten Terroristen, die bereits bei der Planung eines schrecklichen Anschlags sind. Doch der National Security Agency sind die Hände gebunden, denn es gibt keine Beweise. Dem Geheimdienst bleibt nichts anderes übrig, als eine Mission undercover zu starten. Und niemand anders als Ex-Navy-SEAL Mack Bedford erhält die Chance seines Lebens ...

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PATRICK ROBINSON

LAUSCHANGRIFF

IM VISIER DER FEINDE

Thriller

Aus dem Amerikanischen vonKarl-Heinz Ebnet

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Die OriginalausgabeINTERCEPTerschien bei Vanguard Press, New York

Vollständige deutsche Erstausgabe 09/2012

Copyright © 2010 by Patrick Robinson

Copyright © 2012 der deutschen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion: Werner Wahls

Umschlaggestaltung und Motiv: © Nele Schütz Design, München

eISBN: 978-3-641-11367-4

www.heyne.de

PROLOG

Der Sonnenaufgang über den hoch aufragenden Bergrücken lässt sich Zeit. Im Osten liegen die Ehrfurcht gebietenden Gipfel des Himalaja, 2500 Kilometer lange Höhenzüge, die von Südchina bis nach Afghanistan ihre frühmorgendlichen Schatten über die westlichen Berghänge werfen.

Winzige Dörfer krallen sich an die Hänge des Hindukusch, wo die Sonne erst über die Bergspitzen rückt, wenn die Hirten ihre Ziegen längst auf die saftigen Weiden oberhalb der aus Lehm errichteten Ansiedlungen getrieben haben.

Das Licht ist weich, wabernd, der Himmel scheint sich in der Unendlichkeit zu verlieren und strahlt, als wäre er vom Licht Gottes durchdrungen, und die Täler, matt und düster, sind in die Farben der Erde getaucht.

In diese melancholische Morgendämmerung stürmte an einem kühlen Herbstmorgen des Jahres 2004 das SEAL Team 10. Es war 6.30 Uhr, als zwölf Männer des Foxtrot Platoon auf dem zerklüfteten Gelände ausschwärmten, über das scheinbar friedliche und hilflose Dorf herfielen und Frauen und Kinder in Angst und Schrecken versetzten.

Die US-Soldaten gaben gelegentliches Maschinengewehrfeuer ab, stakkatoartige Salven, die jeden einschüchtern sollten, der möglicherweise den Vorsatz fasste, sich ihrer tödlichen Mission zu widersetzen.

Alle zwölf hatten einen langen Vollbart. Zehn davon waren über einsneunzig groß. Allein zwei dieser Riesen hätten überall auf der Welt mächtig Eindruck gemacht, zusammen aber hätten die zwölf, ausgebildet als militärische Spezialeinheit, sogar Dschingis Khan eine Heidenangst eingejagt.

Jeder von ihnen trug seinen Tarnanzug, alle hatten Bandanas um den Kopf geschlungen. Elf von ihnen waren mit der Lieblingswaffe der SEALs ausgestattet, dem M4, der Gruppenführer hatte ein Mark 12, Kaliber 5,56 mm. An ihren breiten Ledergürteln waren jeweils ein Kampfmesser und eine SIG-Sauer-9-mm-Pistole befestigt. Vier der Männer hatten dazu ein halbes Dutzend Handgranaten an ihrem Kampfgeschirr, alle übrigen mindestens zwei dieser Sprengkörper.

Die SEALs bewegten sich in Zweiergruppen von Tür zu Tür, riefen ihre harschen Befehle und trieben die männlichen Dorfbewohner – allesamt trugen sie Vollbart, Turban und Sandalen – auf den großen freien Platz zwischen den beiden Straßen. Frauen und Kinder wurden zu einem separaten Platz gebracht. Von der Ferne starrten die vor die Holzkarren geschirrten Ochsen mit müdem Blick auf das laute Treiben in dem Dorf, das seit Jahrhunderten keinen solchen Tumult mehr erlebt hatte.

Der SEAL-Führer, ein kräftiger 28-jähriger Offizier, bellte auf dem Hauptplatz seine knappen Anweisungen: »Von Tür zu Tür. Kein Haus wird ausgespart. Los! Keiner dreht sich um. Dort gegen die Wand! Die Hände hoch! Wenn jemand abhaut, wird geschossen.«

Von Zeit zu Zeit sprach er in das Bügelmikro seines Funkgeräts: »Mondfahrer auf Station, Sir. Keine Verluste. Dorf unter Kontrolle. Verstanden, Sir. Ende.«

Zehn Minuten nach Beginn des Aufruhrs, der über die seit biblischen Zeiten nahezu unveränderte Stammesgemeinschaft hereingebrochen war, waren – mit Ausnahme von zwei Hirten hoch oben auf den Weiden – alle männlichen Dorfbewohner befragt worden. Jeder Einzelne wurde dabei von den SEALs zur Seite genommen und nach versteckten Waffen und Handys durchsucht – man inspizierte ihre Bärte, die Haare, selbst die Finger und die Zehen, und das immer auf grobe Art und Weise, um die anderen einzuschüchtern.

Sie befanden sich hier in einem der gefährlichsten Landstriche der Welt, den gesetzlosen Bergen des Hindukusch, der Heimat der Taliban und der sich neu formierenden Stammeskrieger der El Kaida, Männer, die den USA einen Hass entgegenbrachten wie keinem Staat jemals zuvor in der Geschichte.

Die Amerikaner mussten sich nicht sonderlich anstrengen, um die Dorfbewohner, die von sehr viel kleinerer Statur waren als die riesigen Navy-SEALs, unsanft gegen die Wand zu stoßen und von den Männern, die vorgaben, kein Englisch zu sprechen, Antworten zu verlangen. In deren Mienen lagen nur Aufsässigkeit, halsstarriger Trotz und lodernder Hass.

Es kam zu Geschrei und gelegentlichem Handgemenge. Ein jüngerer Mann spuckte einem SEAL ins Gesicht und erhielt dafür einen gewaltigen rechten Haken, der ihm den Kiefer brach und ihn halb bewusstlos auf den rauen Schotter zusammensacken ließ. Hundert Meter weiter brach die Mutter des Verletzten in Tränen aus, und der Vater hätte seinen Dolch, hätte er ihn denn bei sich gehabt, dem Amerikaner nur allzu gern ins Herz gerammt. Die SEALs zogen ihren Einsatz ohne Skrupel durch, auch wenn manchen möglicherweise insgeheim Zweifel beschlichen.

Man konnte den brodelnden Zorn und die Gereiztheit der US-Spezialkräfte verstehen. Ebenso aber konnte man die stille Abscheu begreifen, die die Stammesangehörigen ihnen entgegenbrachten. Die beiden Gruppen standen sich in dieser Beziehung unversöhnlich gegenüber. Die Männer aus dem Westen hatten einiges durchgemacht, um an diesen wilden, unzugänglichen Ort zu gelangen, wo es keine Straßen, keinen Strom, keine Radios gab. Sie wussten, dass sie für die afghanische Bevölkerung bewaffnete Ungeheuer und deren unnachgiebigster Feind waren.

Und was wollten die Amerikaner? Sie suchten zwei Männer, zwei hoch qualifizierte El-Kaida-Mitglieder (einer von ihnen Harvardabsolvent), die mit einem Sprengsatz in den Vororten von Kabul einen Laster mit Marines in die Luft gejagt hatten. Bei dem Anschlag waren 15 US-Marines sowie zwei SEALs vom Team 5 aus San Diego ums Leben gekommen. Die Straße war mit ihrem Blut getränkt gewesen. Zwei der SEALs, die an der Razzia in dem Dorf beteiligt waren, hatten mitgeholfen, die Überreste ihrer Kameraden vom Ort des Anschlags zu entfernen.

Die US-Aufklärung hatte dann alle Hebel in Bewegung gesetzt. Jeder Maulwurf, jeder Spion, Agent und Informant war in die Mangel genommen worden, bis letztendlich verwertbare Ergebnisse vorlagen: Die beiden Gesuchten würden sich hoch oben in den Bergen verstecken, an die 80 Kilometer nordöstlich der US-Militärbasis Bagram. In dem Gebiet innerhalb der von der US-INTEL übermittelten GPS-Daten lag nur ein einziges Dorf.

Die SEALs waren nachts von einem Hubschrauber abgesetzt worden. Insgesamt 20 Mann. Die anderen acht lagen hoch oben am Berghang und hatten ihre Ferngläser auf das Chaos gerichtet, das ihre Kameraden im Dorf anrichteten. Hier oben, 3000 Meter über dem Meeresspiegel, endet die Baumgrenze sehr abrupt. Sie läuft nicht allmählich aus, sondern hört mit einem Schlag auf.

Der Berg, vom Regen und den Schmelzbächen oftmals in sattes Grün getaucht, war fein säuberlich in zwei Hälften getrennt: einen grünen unteren und einen von der Baumgrenze bis zum schneebedeckten Gipfel reichenden oberen Teil, der eher einer Mondlandschaft glich. Dort oben gab es keinerlei Deckung mehr. Der Hang fiel fast senkrecht ab und bestand aus Staub, Sand, Fels und Schiefer. Niemand lebte hier. Daher hatte sich das achtköpfige SEAL-Einsatzteam am oberen Rand der Vegetation versteckt, wo es beim ersten Anzeichen von afghanischem Widerstand zum Dorf vordringen konnte. Bislang war davon nichts zu bemerken, abgesehen von dem kindischen Tapferkeitsanfall des Jungen, der nun einen gebrochenen Kiefer hatte.

Fünfmal während des nächtlichen Marsches in das Einsatzgebiet hatten sie sich die Richtigkeit der INTEL-Meldung bestätigen lassen. Fünfmal hatte man ihnen gesagt, dass die beiden Männer hier seien und aufgrund ihres sorglosen Handy-Umgangs von der US-Aufklärung lokalisiert worden waren.

Jetzt saßen sie in der Falle, waren verzweifelt darum bemüht, sich durch Lügen herauszumogeln, damit sie als unschuldige Ziegenhirten durchgingen. Die Männer des SEAL-Teams allerdings wussten, worauf sie es abgesehen hatten.

Ibrahim Sharif und sein Freund Yousaf Mohammed, den er bereits seit Kindertagen kannte, beide 24 Jahre alt, waren die Männer, die durch ihren Sprengsatz die Amerikaner getötet hatten. Als treue Anhänger Osama Bin Ladens waren beide ausersehen, in die höchste El-Kaida-Führungsriege aufzusteigen. Sie waren in den Bergen aufgewachsen und als Jugendliche für die Ausbildung an westlichen Universitäten auserwählt worden. Die dafür nötigen Gelder stammten vom Familienvermögen Bin Ladens, des Scheichs, wie ihn seine Anhänger nur nannten.

Ibrahim war über die Universität Kairo nach Harvard gekommen. Yousaf hatte auf der Aga-Khan-Universität in Karatschi einen Abschluss als Chemieingenieur erworben, worauf er an einem Postgraduiertenprogramm der Londoner Universität teilnahm. Beide hatten die Freiheiten des Westens genossen, beide aber gerieten nach Abschluss ihres Studiums wieder in den Bannkreis von El-Kaida-Fanatikern, deren Glaubensbekenntnis darin bestand, im Namen Allahs Blut zu vergießen. Amerikanisches Blut.

Jetzt standen sie also zwischen den zusammengetriebenen Dorfbewohnern und sahen mit an, wie die US-Soldaten ihre Landsmänner aus der Menge zogen, sie gegen die Wand drückten und von Kopf bis Fuß abtasteten. Vier Häuser weiter an der unbefestigten Straße lag das Haus von Ibrahims Vater, wo sie im Moment wohnten. Eine kärgliche, in den Berghang gebaute Unterkunft in typisch afghanischer Bauweise (drei Zimmer auf drei Geschosse, wobei im unteren die Ziegen untergebracht waren und das mittlere den offenen Herd beherbergte). Dazu fanden sich in einer Felshöhle, direkt unter den Hufen der Ziegen, fünf Tonnen TNT in Holzkisten verpackt.

Zwei SEALs hatten eindringlich die beiden Männer betrachtet, unter ihnen der Platoon-Commander, der nun seinen Befehl gab: »Der da! Der Typ im roten Gewand. Schafft ihn hier rüber!«

Ibrahim drehte sich nach halb links, um zu sehen, wer den Befehl gegeben hatte, und in diesem Moment wusste der SEAL-Commander, dass der Afghane Englisch verstand. Zwei aus seinem Team zogen Ibrahim aus der Menge. Vergeblich versuchte er sich zu wehren, sich ihrem Griff zu entziehen und zu fliehen. Genauso gut hätte er versuchen können, aus einem verschlossenen Banktresor auszubrechen.

Die stahlharten Männer aus Coronado zerrten ihn vor die Wand. Der Commander trat vor. »Wie heißt du?«, fragte er.

Ibrahim, dem die Zornesröte im Gesicht stand sowie Abscheu und flammender Hass auf diesen Ungläubigen, diesen Eindringling und verabscheuungswürdigen Amerikaner, trat nach dem SEAL-Commander, der in einer einzigen fließenden Bewegung zurückschlug. Er griff sich Ibrahims Knöchel, riss diesen etwa einen Meter nach oben, packte Ibrahim gleichzeitig an den Eiern und stieß ihn nach hinten auf den Boden.

Der Afghane gab keinen Laut von sich. Aus dem Gleichgewicht geraten, knallte er hart auf den trockenen Boden, und als er wieder einigermaßen bei sich war, musste er feststellen, dass der SEAL-Commander ihm den Stiefel gegen den Hals drückte. Dann wurde er hochgehievt, vor einen übervollen Regentrog gezerrt und erneut nach seinem Namen gefragt. Er sagte nichts. Der hochgewachsene SEAL fragte ihn nach dem Sprengstoff. Wieder keine Antwort, nur ein hasserfüllter Blick.

Ibrahim spuckte seinem Widersacher ins Gesicht. Er verfehlte es und erkannte zu spät, welchen Fehler er damit begangen hatte. Der SEAL packte ihn am Bart und tunkte ihn kopfüber in den Regentrog.

Ibrahim strampelte und schlug mit den Armen und hatte sich seinem Schicksal und der unumkehrbaren Reise in die Arme Allahs schon fast ergeben, als der Amerikaner ihn herauszog und wieder wissen wollte, wo der Sprengstoff lag.

Der halb ertrunkene Afghane sagte nichts. Alle Augen waren mittlerweile auf die einseitige Auseinandersetzung gerichtet. Erneut rammte der SEAL Ibrahims Kopf auf den Grund des Trogs. Diesmal ließ er ihn doppelt so lange unten und zog ihn erst heraus, als das verzweifelte Strampeln aufgehört hatte.

Kurz schien es, als wäre Ibrahim tot. Zwei SEALs aber packten ihn an den Beinen, drehten ihn um und trommelten auf seinen Rücken ein. Ein Wasserstrahl ergoss sich aus Ibrahims Mund. Er atmete wieder.

»Hör zu, Junge«, sagte der SEAL-Commander. »Ich werde dich umbringen, hier in diesem gottverdammten Trog. Ich weiß, dass du mich verstehst, und du hast noch eine letzte Chance, dein Leben zu retten. Wo ist der Sprengstoff? Du hast noch fünf Sekunden …«

Ibrahim hatte keine allzu große Angst vor dem Tod. Er war dazu erzogen worden, den Ruhm zu verherrlichen, der dem Märtyrer durch den Propheten zuteilwurde. Er zweifelte nicht daran, dass sein skrupelloser Feind seine Drohung wahr machte, aber ebenso wenig zweifelte er daran, dass Allah ihn erwartete, wenn er die Brücke überquerte. Der Gedanke allerdings, im Regenwasser zu ertrinken, erfüllte ihn mit Schrecken, und das durfte er nicht zulassen. Zitternd vor Angst, rechtfertigte er seine Feigheit mit der Schlussfolgerung, dass die Amerikaner das Dynamit sowieso finden würden.

Er hob den rechten Arm und sagte leise: »Drittes Haus dort unten. Unter dem Keller.«

Der SEAL-Commander wies vier seiner Männer an, Ibrahims Handgelenke zu fesseln und mit ihm zu dem Haus zu gehen. Dann wandte er sich zur Menge um und rief: »Der Typ im orangefarbenen Gewand. Hier rüber, Kumpel! Und Beeilung!«

Yousaf Mohammed, der Ex-Student an der Londoner Universität und neben Ibrahim das einzige andere »Stammesmitglied«, das saubere Haare und saubere Fingernägel, weiche Hände und einen gepflegten Bart hatte, trat vor. Er hatte sich durch seine Körperpflege und, ohne es zu wissen, seine Kenntnis der englischen Sprache verraten. Dieser Typ war kein gewöhnlicher Ziegenhirte.

Die vier SEALs, die schon Ibrahim gefesselt hatten, machten dies jetzt auch mit Yousaf, dann marschierten die sechs direkt auf das dritte Haus in der Straße zu, jenes, in dem der fast ertränkte Ibrahim geboren worden war. Sein Begleiter, der fanatische Dschihadist Yousaf, wurde von den Amerikanern wegen mehrerer Terroranschläge gesucht, unter anderem hatte er einen US-Diplomaten erschossen und ein Hotel im Zentrum von Bagdad in die Luft gejagt. Diese beiden Männer gehörten zu den gefährlichsten Terroristen weltweit. Aber selbst wenn der Sprengstoff entdeckt werden sollte, hatte man nichts gegen sie in der Hand, keine Beweise, keinerlei Dokumente.

Sie waren nur zwei namenlose Killer, die lediglich Allah und ihren Familien bekannt waren. Das amerikanische Militär kannte ihre richtigen Namen nicht, hatte sie aber monatelang verfolgt und war zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei ihnen um rücksichtslose Gewalttäter handelte, vor denen die Öffentlichkeit geschützt werden musste. Das Militär hatte das Leben von 20 SEALs und einer Hubschrauberbesatzung aufs Spiel gesetzt, um die beiden Männer festzusetzen oder zu töten. Eine Entscheidung, die das US-Militär nicht ohne triftigen Grund traf.

Die Männer erreichten das dritte Haus in der Straße, und die SEALs begannen mit dem gefährlichsten Teil des Einsatzes. Sie mussten damit rechnen, dass das Gebäude eine Falle war. Irgendwo im Inneren konnte ein Zünder versteckt sein, es musste nur jemand einen Knopf drücken, und sie würden alle in Stücke gerissen. So wie die Marines und die beiden SEALs in Kabul.

Beide Gefangenen murmelten mittlerweile Koranverse und wiederholten gebetsmühlenartig die arabischen Worte: Allah ist groß… Führe uns den rechten Weg, den Weg derer, welche sich deiner Gnade erfreuen– und nicht den Pfad jener, über die du zürnst oder die in die Irre gehen!

Einer der SEALs fauchte, sie sollten den Mund halten. Ibrahim verstummte, Yousaf aber ließ nicht ab von den Lobpreisungen Allahs, bis der SEAL-Commander ihm einen Tritt in den Hintern verpasste, dass er quer über die Türschwelle hinschlug. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, loderten Hass in seinen Augen und Mordgelüste in seinem Herzen. Eines Tages würde er Rache üben, schwor er sich insgeheim. Trotzdem verstummte jetzt auch er.

Der Gestank aus dem Haus war überwältigend, was nicht überraschte, da im Untergeschoss ein halbes Dutzend Ziegen gehalten wurden. Da das Gebäude über keinen Kamin verfügte, hing dichter Rauch im Raum, der Herd war angeschürt, und alles war bereitet, um das morgendliche Fladenbrot zu backen.

Ibrahim ging voraus, die Treppe hinunter, vorbei an den Ziegen und hinein in das Felsmassiv. Vorsichtig stieg er einen Pfad hinab und deutete schließlich auf einen Felsbrocken, der mitten in der Höhle lag.

Zwei SEALs hoben ihn an. Als er von der Stelle gerollt war, offenbarte er das Sprengstoffversteck – flache Holzkisten, die eher Gewehrkisten als Sprengstoffbehältern glichen. Ein unübertreffliches Versteck. Man hätte tausend Jahre lang den Berg absuchen können, ohne es zu finden – hätte man nicht auf die Unterstützung eines halb ertränkten Ibrahim Sharif zählen können.

Damit endete dieser Einsatz, der das Ziel hatte, zwei Terroristen festzunehmen und den Sprengstoff sicherzustellen. Die SEALs brachten ihn oben in den Bergen, in knapp zwei Kilometern Entfernung, zur Detonation. Der Commander ließ weiterhin die Dorfbewohner bewachen, während er über Funk in Bagram den großen MH-47-Helikopter anforderte, der seine Männer samt den beiden Gefangenen evakuieren sollte.

Kurz vor 9.30 Uhr landete der Hubschrauber am Eingang des Dorfes. Der befehlshabende SEAL-Offizier war mitgekommen, um sich mit dem Dorf vertraut zu machen, das für die versprengten Reste von Bin Ladens mörderischer Geheimarmee offensichtlich so bedeutsam war. Er stieg aus, gratulierte dem Commander des Einsatzes, schüttelte ihm die Hand und sagte mit fester Stimme: »Gute Arbeit, Mack.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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