Lava und Wellen: Tod in einer Tropennacht - Sabine Strick - E-Book

Lava und Wellen: Tod in einer Tropennacht E-Book

Sabine Strick

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  • Herausgeber: Piper ebooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Eine leidenschaftliche Nacht am Strand, eine Frauenleiche, viele Motive und ein ehemaliger Kommissar unter Druck: ein packender La Réunion-Krimi um Lucien Mahé   Der ehemalige Pariser Kriminalkommissar Lucien Mahé verbringt mit seiner Tochter Alizée einige Urlaubstage in einem Hotel an der Westküste seiner Heimatinsel La Réunion. Dort lässt er sich auf ein kurzes Abenteuer mit der heißblütigen Touristin Nadia ein. Am nächsten Morgen wird sie tot am Strand aufgefunden. Alles deutet darauf hin, dass Lucien sie getötet hat, und Kommissar Talon, den er sich zuvor zum Feind gemacht hat, nimmt ihn nur zu gerne fest. Lucien kommt jedoch auf Kaution frei und muss nun alles dransetzen, um seine Unschuld zu beweisen und unter dem Druck ermitteln, dass seine Freiheit davon abhängen könnte …

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Inhalt

Cover & Impressum

PROLOG

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Danksagungen

3

Das Hotel bot leichte Abendanimation an, und an diesem Abend trat in der Strandbar ein madagassisches Musik-Duo auf. Hinterher konnten die Gäste tanzen, erst zu Songs der Achtziger- und Neunzigerjahre, dann zu einheimischer Musik.

Da die Bar voll war, teilten sie sich erneut einen Tisch mit Nadia und Gérard.

Ein stattlicher Mann in den Fünfzigern mit silbergrauen Haaren und tief gebräuntem Teint blieb vor ihrem Tisch stehen.

»Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, mes amis?«, fragte er zuvorkommend mit sonorer Stimme.

Nadia schenkte ihm ein breites Lächeln. »Alles bestens, vielen Dank.«

Sein Blick wanderte von Nadia zu Lucien, Alizée und Yannick. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Eric Ravelier, der Direktor dieses Hotels. Entspricht bisher alles Ihren Wünschen?«

»Wunderbar«, versicherte Lucien.

»Das freut mich. Bitte melden Sie sich sofort, falls irgendetwas nicht in Ordnung sein sollte. Es soll unseren Gästen schließlich rundherum gut gehen.« Er lächelte wohlgefällig Alizée an, die an diesem Abend besonders hübsch aussah in einem luftigen Sommerkleid, mit frisch geföhntem Haar und sorgfältig geschminkt. Yannick war ihr gegenüber rührend aufmerksam und ließ ihre Hand kaum einen Augenblick los.

»Ich finde es super, dass Sie hier ein umwelt- und klimafreundliches Hotel haben«, sagte Alizée begeistert zum Hoteldirektor. »Das Quinoa-Soufflé beim Abendessen war übrigens große Klasse!«

»Genau wie das Chia-Gratin mit Mango-Topping«, ergänzte Yannick, aus dessen Grinsen hervorging, dass er sie aufzog.

»Na, und erst das Rinderfilet«, warf Lucien ein. »Ich bin erleichtert, dass es kein vegetarisches Restaurant ist.«

»All unser Fleisch hat selbstverständlich beste Bio-Qualität«, versicherte Eric Ravelier. »Und wir verwenden so viele regionale Produkte wie möglich. Um einige Importe kommen wir natürlich nicht herum. Aber das ist dann alles Bio.«

»Was Sie nicht sagen … das ist ja fantastisch!«, lobte Nadia.

»Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Aufenthalt im Miramar.« Eric Ravelier nickte ihnen zu und zog sich dann zurück.

»Ich bin müde«, sagte Gérard einige Zeit nach dem Live-Auftritt zu seiner Frau. »Kommst du mit aufs Zimmer oder bleibst du noch?«

»Was ist mit euch?«, fragte Nadia die anderen, sah dabei aber nur Lucien an.

Dieser fühlte sich noch nicht müde – zweiundzwanzig Uhr dreißig war für ihn im Urlaub keine Zeit zum Schlafengehen, und schließlich hatte er den ganzen Tag gefaulenzt. »Ich bleibe.«

Yannick und Alizée blickten sich an und dann zur Tanzfläche, wo sich Paare zu den lasziven Rhythmen einer Maloya aneinanderschmiegten. »Ein bisschen noch.«

»Geh schon vor, Gérard, ich komme später nach«, sagte Nadia zu ihrem Mann.

»Gut. Viel Spaß noch.« Er verließ die Bar.

Yannick hielt Alizée die Hand hin. »Darf ich bitten?«

Sie sprang sofort auf und folgte ihm auf die Tanzfläche. Lucien starrte den beiden sorgenvoll hinterher. Wie immer, wenn er ungehalten war oder sich sorgte, erschienen zwei kleine steile Falten zwischen seinen hochgeschwungenen Augenbrauen.

Nadia musterte ihn lächelnd. »Sie ist volljährig, oder?«

»Zwanzig.«

»Da bist du aber früh Vater geworden«, stellte sie fest.

Er tat ihr den Gefallen, ihr sein Alter zu verraten. »Mit dreiundzwanzig. Ich war genauso alt wie Yannick jetzt. Daher weiß ich, was Männer in seinem Alter vorrangig interessiert.«

»Das geht mich zwar nichts an, aber kann es sein, dass du sie ein wenig zu sehr beschützen willst?«

»Sie hat einiges hinter sich in letzter Zeit. Ich will nicht, dass er ihr wehtut.«

»Er wirkt doch sehr nett.«

»Mag sein.« Lucien verspürte wenig Lust, über diese sehr privaten familiären Dinge mit einer fast Fremden zu reden. Außerdem fühlte er eine unerklärliche innere Unruhe in sich wachsen.

Nadia legte die Hand auf Luciens Unterarm. »Komm, lass uns auch tanzen.«

»Ich habe schon lange nicht mehr getanzt«, wehrte er ab.

»Ist wie Radfahren, das verlernt man nicht. Du müsstest das im Blut haben, schließlich bist du Kreole!«

Er gab nach und ließ sich von ihr auf die Tanzfläche ziehen. Und es störte ihn auch nicht, wie eng sie die Arme um seinen Hals schlang. Im Gegenteil. Er atmete ihr sinnliches Parfüm ein, genoss das Gefühl ihrer Brüste gegen seinen Brustkorb und packte sie unwillkürlich fester.

Während sie sich in den erotisch anmutenden Tanzelementen eines Séga wiegten, streiften Nadias Lenden immer wieder seine. Lucien spürte ein lustvolles Kribbeln in seiner Körpermitte. Wie weit Nadia wohl gehen würde? Flirtete sie nur mit ihm, um sich Appetit zu holen und dann zu ihrem Ehemann zu gehen oder war sie tatsächlich an ihm interessiert?

Nach einer Weile kehrten sie alle vier zum Tisch zurück, und Lucien bestellte im Vorbeigehen an der Bar zwei Rumpunsch.

Er setzte sich, starrte auf das dunkle Meer und die Palmen, die unter der leichten Brise sachte hin- und herfächelten, während er versuchte, seine Erregung in den Griff zu bekommen. Er fixierte zwei runde Laternen, die den schmalen Weg zum Strand beleuchteten und plötzlich auf ihn zuzukommen schienen. Sie sahen aus wie die Scheinwerfer, die an jenem verhängnisvollen Abend in der Mitte der Landstraße direkt auf ihn zugerast waren. Lucien zuckte zusammen. Würde das denn nie aufhören? Seine innere Unruhe, die sich beim Tanzen in wohlige Lust verwandelt hatte, kam zurück und wurde stärker. Hastig zündete er sich eine Zigarette an.

Alizée trat zu ihm und beugte sich zu ihm hinunter. »Papa, ich bleibe heute Nacht bei Yannick«, sagte sie leise. »Widerrede zwecklos.«

Er blickte zu Yannick, der neben Nadia vor dem kleinen Tisch stand. »Wenn du sie unglücklich machst, dann bring ich dich um!«, warnte er, und es klang so überzeugend, dass der Kellner, der die Drinks brachte, ihn einen Moment befremdet anstarrte.

Yannick grinste unbeeindruckt. »Hat sich noch keine beschwert. Um neun beim Frühstück morgen?«

Lucien nickte und rang sich ein Lächeln ab. »Gute Nacht, ihr beiden.«

Sein Blick folgte ihnen, wie sie Arm in Arm die Bar verließen. Dann starrte er wieder übers Meer.

Nadia setzte sich in den Korbsessel neben seinen. »Alles okay bei dir?«, fragte sie leicht verwundert.

»Aber ja.« Lucien legte seine Zigarette im Aschenbecher ab und lächelte sie an. Es war ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.

»Willst du eigentlich irgendwann nach Paris zurückkehren?« Sie nahm einen Schluck von ihrem nach Vanille und Orange duftenden Rumpunsch.

»Nein, ich glaube nicht. Anfangs habe ich das nur als Auszeit betrachtet, als Urlaub auf unbestimmte Zeit. Ich hatte Heimweh nach meiner Insel, wollte Zeit mit meiner hier ansässigen Familie verbringen, Kraft tanken. Aber vor einigen Tagen habe ich mich entschieden, dass ich für immer hierbleiben möchte. Sofern es mir gelingt, mir eine neue Existenz aufzubauen.«

»Womit, wenn ich fragen darf?«

Lucien lachte auf. »Anfangs habe ich überlegt, eine Kaffeebar aufzumachen. Du weißt schon, so ein Café, wo man einfach alle Sorten und Spezialitäten von Kaffee bekommt außer einem stinknormalen Filterkaffee.«

Nadia schmunzelte. »Vom Kriminalkommissar zum Barista, das ist ja eine ungewöhnliche Entscheidung.«

»Wenn schon, denn schon, oder?« Er nahm einen genussvollen Schluck von seinem eisgekühlten Punsch aus Rum und Orangensaft. »Ich liebe die Atmosphäre in diesen Coffeeshops, das hat mich in Paris immer sehr entspannt, wenn ich während der Ermittlungen abgehetzt irgendwo eingekehrt bin. Und ich liebe Kaffee.«

»Schade, dass ich nicht lange genug hierbleibe, um einen Kaffee bei dir trinken zu können.«

»Ich habe das Projekt erst mal aufgeschoben, weil sich was Neues ergeben hat.«

Sie fragte nicht nach, sah ihn aber mit freundlichem Interesse an, und so entschloss sich Lucien, ihr von seinen Plänen zu erzählen. »Ich will mich als Privatdetektiv selbstständig machen.«

»Das ist schon nahe liegender für einen ehemaligen Flic.« Sie lachte.

»Wie du ja mitbekommen hast, ist kürzlich der Leiter des Vulkanobservatoriums des Piton de la Fournaise ermordet worden. Seine Witwe Melissa ist eine Jugendfreundin von mir, und sie hat mich gebeten, nach dem Täter zu suchen. Sie hatte Grund zu der Annahme, dass der Leiter der Mordkommission, der für unsere Region zuständig ist, ihr den Mord in die Schuhe schieben wollte.«

»Das ist ja ein Ding. Und hast du den Täter gefunden?«

»Ja. Daraufhin hatte der Polizeichef von La Réunion die Idee, mir eine Zusammenarbeit in Aussicht zu stellen. Ich könnte bei Bedarf hin und wieder die oft überlastete Kripo unterstützen, zum Beispiel als Undercover-Ermittler. Keine Ahnung, wie viel dabei herausspringen würde, und ob ich genug andere Aufträge zusammenbekäme, um davon leben zu können. Aber ich habe mich entschieden, es zu versuchen und werde ihm in den nächsten Tagen zusagen.« Lucien drückte entschlossen seine Zigarette aus.

»Kannst du nicht hier wieder als Kommissar arbeiten?«

»Nein, das würde ich nicht wollen, ich habe den Dienst ja nicht umsonst quittiert. Dafür gab es Gründe, die nicht nur mit Paris oder Réunion zu tun haben.«

Aber um über den Tod seines Sohnes zu reden, war er nun wirklich nicht in Stimmung, und ehe sie nachfragen konnte, erkundigte er sich schnell: »Und was machst du beruflich?«

»Mein Mann und ich haben eine Agentur für Public Relations, wir organisieren bestimmte Events und sorgen dafür, dass die richtigen Leute eingeladen werden.«

»Klingt interessant. Hast du Kinder?«

»Nein, leider nicht.« Sie hob die Hände. »Die Agentur ist mein Baby, die braucht meine ständige Aufmerksamkeit. Du kannst wirklich stolz auf deine Tochter sein, Lucien, sie ist eine bildhübsche und offensichtlich sehr intelligente junge Frau.«

»Ich bin auch stolz auf sie.« Er runzelte jedoch sorgenvoll die Stirn.

Nadia sah ihn an und legte die Hand auf seine. Lucien nahm sie und küsste ihren Handrücken.

Sie hob die schmalen Augenbrauen. »Wie kommt es eigentlich, dass ein so attraktiver und charmanter Mann wie du allein ist?«

»Nun, offiziell bin ich ja verheiratet.« Er räusperte sich.

»Und inoffiziell?«

»Seit zwei Monaten getrennt – was sich bereits durch die räumliche Entfernung zwischen Paris und La Réunion ergibt. Außerdem hat meine Frau einen anderen.«

»Ist mir unbegreiflich.« Ihre Finger wanderten langsam an seinem sonnengebräunten Arm hoch und fuhren sanft unter den kurzen Ärmel seines weißen Oberhemds, ihr Daumen streichelte seinen Bizeps. »Willst du darüber reden?«

Er schüttelte den Kopf. »Warum sollen wir uns damit den Abend verderben?«

»Da hast du recht.«

Die Menge der Gäste hatte sich zerstreut, nur noch vereinzelte Pärchen saßen in der Bar, die Tanzfläche war leer, die Musik war leiser geworden.

»Was machen wir nun mit dem angebrochenen Abend?« In Nadias braunen Augen lag eine eindeutige Einladung.

»Ich möchte noch ein wenig hier sitzen.« Das Geräusch der Brandung in der Dunkelheit hatte etwas Meditatives, jetzt, wo es nicht mehr von der Musik übertönt wurde. Es entspannte ihn halbwegs, und er wollte nichts überstürzen.

»Kann ich bitte noch so einen Rumcocktail haben?«, bat Nadia einen vorbeieilenden Kellner, der die Tische abwischte.

»Wir wollen jetzt schließen«, sagte der Ober entschuldigend.

»Na gut.« Sie zuckte die Schultern und beugte sich dichter zu Lucien. »Gehen wir zu dir?«, raunte sie ihm ins Ohr, und ihre Lippen berührten dabei sein Ohrläppchen.

Ein wohliger Schauer durchrieselte ihn, aber die Vorstellung von ihr in seinem Bett behagte ihm nicht. Nicht auszudenken, wenn Alizée früher zurückkehren und sie überraschen würde.