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Kennen Sie auch solche Menschen, die nie Zeit haben und die immer gestresst und gehetzt wirken? Und kennen Sie dabei das Gefühl, Angst zu haben, diese Menschen um etwas zu bitten? Denn es könnte gleich zu viel sein? Auch wenn es sich um noch so eine kleine Sache handelt? Ja, dann ist dieses Buch genau das richtige Geschenk für diese Menschen. Der Autor erklärt in sehr verständlicher und schnörkelloser Sprache die Ursachen von Zeitmangel und zeigt klare und einfach umsetzbare Lösungsstrategien auf! Er plaudert dabei immer wieder aus seinem Nähkästchen und wie es ihm gelungen ist, seine persönliche Geschwindigkeit zu finden ohne das Gefühl zu haben, in einem Hamsterrad gefangen zu sein. Das Buch enthält zudem eine unglaubliche Lebensgeschichte im Umgang mit Zeit. Auch zwei sehr erfolgreiche Südtiroler Persönlichkeiten kommen zu Wort und erklären, wie sie gelernt haben, alle ihre Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen.
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Seitenzahl: 163
Veröffentlichungsjahr: 2022
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I. Ausgangslage
II. Multitasking
III. Stress
IV. Veränderung
Entscheidungen
Rituale
Umsetzung
V. Unsere Einstellungen
Aufschieberitis
Perfektionismus
Pareto
Pessimismus
Kurven schneiden
VI. Unsere Vision
Die Deadline
Ziele setzen
VII. Wie viel Zeit haben wir zur Verfügung?
VIII. Wie wir mehr Zeit haben
Zeitfresser und Zeitdiebe
Zeitengel
IX. Planung
Jahresplanung
Wochenplanung und Tagesplanung
Priorisieren
Fixierung von A-Aufgaben
Der umgekehrte Zeitplan
X. Pausen
XI. Stärkung des Körpers und des Geistes
Morgenstund hat Gold im Mund
XII. Entrümpeln
XIII. Interview mit Herrn Dr. Robert Zampieri
XIV. Schlusswort
Eigentlich hatte ich nie vor, ein Buch zu schreiben. Bis vor einigen Jahren habe ich mit Sicherheit über zehn Jahre meines Lebens kein Buch mehr in die Hand genommen. Aber ich habe mittlerweile Gefallen daran gefunden, mich zu Themen, die mich interessieren, zu informieren. Und das mache ich unter anderem auf digitalen Plattformen, wie zum Beispiel YouTube, als auch anhand von Büchern. Mein Herzensanliegen ist es, Menschen zu helfen, die ihre Work-Life-Balance nicht im Griff haben. Menschen, die das Gefühl haben, dass irgendetwas in ihrem Leben nicht stimmt oder etwas zu kurz kommt. Dass sie einerseits berufliche Ziele nicht erreichen und einfach nicht weiterkommen. Oder dass sie andererseits aus Zeitmangel ihre privaten Vorstellungen nicht verwirklichen können. In der heutigen Zeit ist es meiner Meinung nach wichtiger denn je, dass wir uns damit beschäftigen, wie wir unser Leben gestalten möchten. Ob wir gestalten oder gestaltet werden. Die aktuelle Krisenzeit gibt uns die Chance und Gelegenheit, an unserer Persönlichkeit zu arbeiten. Im Grunde haben wir nie Zeit. Und ich kenne und kannte wirklich viele Mitarbeiter aller Ebenen, die immer gestresst und gehetzt wirken. Mitarbeiter, mit denen man nur zu tun haben will, weil es sich nicht anders geht. Woran ich diese erkenne? Hochgezogene Schultern, ein genervtes Gesicht und eine angespannte Mimik lassen mich sofort erahnen, was in diesen Personen vorgeht. Ich denke, Sie wissen, von was und wem ich spreche. Und genau denen möchte ich helfen, dass Sie aus diesem nie enden wollenden Kreis herauskommen. Betroffene Personen kommen wirklich nie zur Ruhe, auch zu Hause nicht. Denn sie nehmen die Arbeit mit nach Hause. Oder sie nehmen die Arbeit im Kopf mit nach Hause und können dann nicht abschalten. Herr Dr. Zampieri spricht im Interview von einer gesunden Faulheit, die er sich angeeignet hat, um auch mal erholsame Pausen zwischen der Arbeit einzulegen. Es geht mir hauptsächlich darum, mit System diesem Kreislauf entgegenzutreten. Strukturiert so vorzugehen, dass alledem bereits vorgebeugt wird, bevor diese Spirale entstehen kann.
Eine zentrale Frage, die mich in diesem Buch verfolgt, ist unter anderem: Wie viel Zeit haben wir eigentlich generell täglich zur Verfügung? Da musste ich einfach auch das Interview mit Herrn Groß machen, wo er uns seine schier unglaubliche Geschichte erzählt, wie er über Jahre hinweg wortwörtlich Tag und Nacht gearbeitet hat. Nicht, dass ich seinen Zeitplan weiterempfehle. Aber es zeigt eindrucksvoll, was im Grunde alles möglich ist. Und dass wir uns vielleicht allzu oft selbst Grenzen setzen, ohne sie zu hinterfragen.
Sie haben es vielleicht schon herausgehört – im Grunde geht es um Veränderung. Es geht darum, mich so zu verändern, dass ich schon gar nicht erst in diese unangenehme Situation komme. Ich komme dann schwer heraus, weil ich eben keine Zeit mehr habe, mich und mein Leben so einzurichten, dass ich nicht ständig unter Zeitdruck bin und mich gestresst fühle.
Sie lesen dieses Buch, weil Sie neugierig sind und etwas lernen wollen. Etwas lernen bedeutet, Sie müssen etwas tun! Nur es zu wissen, ist zu wenig! Es gab noch nie eine Zeit, in der die Menschen so viel wissen und so leichten Zugang zu Wissen haben. Aber etwas lernen bedeutet: Sie müssen etwas unternehmen, aktiv sein! Sie müssen das Wissen umsetzen! Sie kennen sicher auch die 72-Stunden-Regel. Die besagt, dass Sie das neue Wissen so schnell als möglich anwenden beziehungsweise umsetzen müssen. Die grundlegende Voraussetzung ist: Ich muss mich verändern wollen! Ansonsten ist der Inhalt des Buches zwar wunderbar, aber es bleibt bei dem theoretischen Wissen. Aber Sie haben den ersten Schritt bereits gemacht: Sie haben sich entschieden, ein Buch zu lesen. Das ist bereits die halbe Miete auf dem Weg zur Veränderung. Wenn Sie dann keine konkreten Schlüsse und Konsequenzen daraus ableiten, dann bleibt es aber leider beim halben Weg und der ist bekannterweise genauso viel wert wie gar nichts. Es ändert sich eben dann nichts für Sie.
Wie war das bei mir? Ich habe nach dem Studium überhaupt kein Buch mehr angerührt. Ich wollte in Zukunft kein Buch mehr lesen. Ich habe geglaubt, jetzt ist fertiggelernt fürs Leben. Wie dumm ich war! Es ist nie fertig! Es ist nie ausgelernt! Das ganze Leben ist ein Prozess, es gibt nie Stillstand. Auch bei Heilung funktioniert das so! Der Arzt sagte mir nach meiner Hüftoperation, dass der Heilungsprozess in einem halben Jahr abgeschlossen sei. Aber das stimmte nicht! Nur aus physiologischer Sicht vielleicht. In der Realität hat das noch lange gedauert. Es ist nie abgeschlossen. Und sogar zehn Jahre später verbessere ich mich jeden Tag. Und da muss ich Ihnen einfach erzählen, wie es mir beim Fußball ergangen ist, weil es mich immer wieder zum Schmunzeln bringt: Mit fast dreißig Jahren hielten mich meine Mitspieler für einen körperlich nicht unbedingt mit Glück gesegneten Menschen: „Die Gene haben es nicht gut mit dir gemeint“ und „Fußball ist in deinem Alter nichts mehr für dich“ habe ich ständig hören müssen, nachdem ich andauernd muskuläre und strukturelle Probleme hatte. Fünfzehn Jahre später ist es genau andersrum. Ich spielte immer noch Fußball, zwar nicht auf demselben Niveau, ich hatte aber kaum Beschwerden und keine nennenswerten Verletzungen. „Es kann nicht jeder so eine gute Natur haben!“ hieß es dann vielmals von meinen Mitspielern, die jetzt deutlich jünger geworden waren und meine Vorgeschichte nicht kannten. Ich möchte beileibe nicht angeben, ich möchte nur aufzeigen, dass Veränderung wirklich immer möglich ist. Vorausgesetzt, Sie nehmen sich Zeit dafür!
„Wer die Gegenwart genießt, hat in Zukunft eine wundervolle Vergangenheit.“1
Ich habe nicht unbedingt die besten Voraussetzungen gehabt, mich als Experte für Zeitmanagement zu etablieren. Ich war ursprünglich eigentlich ein Langschläfer. Ich bewunderte immer schon die Menschen, die mit wenig Schlaf auskamen. Insgeheim hatte ich den Wunsch, auch so zu sein! Ich denke, weil ich das unbedingt wollte, ist es mir auch gelungen. Und heute benötige ich tatsächlich deutlich weniger Schlaf als vielleicht der Durchschnittsbürger. Ich denke, dass sich auch vieles angewöhnen lässt. Als meine Kinder klein waren und in der Nacht regelmäßig aufwachten, da kam ich mit weniger Schlaf aus als vorher. Einmal ist es mir passiert, dass ich in der Nacht aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte. Zuerst dachte ich, dass ich schlecht geschlafen habe. Als ich aber länger darüber nachdachte, kam ich zu der Erklärung, dass ich vielleicht schon ausgeschlafen war und deshalb aufwachte. Ob es nun so oder andersrum war, spielt eigentlich keine Rolle. Wesentlich ist, dass mir die letztere Erklärung deutlich mehr Vorteile bringt als die andere und mein Leben auf jeden Fall erleichtert.
Wenn ich an meine Mutter denke, dann kommt mir ein leichtes Schmunzeln über die Lippen. Sie hat eine Ruhe, die ich kaum bei jemand anderem gesehen habe. Sie lässt sich von nichts und niemandem in ihrer Geschwindigkeit abbringen. Sie hat ihre eigene Geschwindigkeit und das ist gut so. Wenn ich sie beim Abwasch beobachte, dann frage ich mich manchmal, wie ist das möglich? Warum möchte sie den Abwasch nicht schneller ausführen? Ich kann es kaum nachvollziehen. Daraus erkenne ich, dass jeder seine eigene Geschwindigkeit hat. Und die zu finden ist die Basis jedes Zeitmanagement.
In jungem Alter bin ich allgemein vieles verkehrt angegangen. Ich war in meinem Leben zum Beispiel oft ohne Fokus, ohne Konzentration und ohne konkretes Ziel unterwegs! Ich habe das meiste bezüglich des optimalen Umgangs mit der Zeit von der Pike auf gelernt. Deshalb weiß ich wirklich, von was ich spreche. Und ich weiß auch, dass sich ein optimaler Umgang mit der Zeit aneignen lässt. Auch Sie können das lernen: immer Zeit für die wichtigen Dinge im Leben zu haben, ohne Stress zu empfinden oder Hektik aufkommen zu lassen.
Im Grunde beginnt das Leben für uns wie ein Kartenspiel! Nicht jeder startet mit den gleichen Spielkarten. Spielen Sie mit den Karten, die Sie haben!2
Sie müssen sich natürlich mehr anstrengen, wenn Sie keinen Royal Flush in den Händen halten! Aber am Ende gewinnt der, der gelernt hat, besser zu spielen. Das bedeutet in diesem Fall, Gelegenheiten und Chancen zu nutzen, die Ihnen das Leben bietet. Bezogen auf das Kartenspiel bedeutet das, die Situation zu erkennen, wo Sie trotz schlechterer Karten trotzdem das Spiel zu Ihren Gunsten entscheiden können. Sie müssen sich die erfolgversprechendste Spielstrategie ausdenken und gleichzeitig Stärke zeigen. Im äußersten Fall bezeichnet man das als „bluffen“. Und damit Ihnen das gelingt, brauchen Sie unbedingt viel Selbstvertrauen. Und merken Sie sich: Niemand hat immer nur schlechte Karten! Das gilt für das Kartenspiel wie für das Leben genauso.
Der genannte Grundsatz gilt zum Beispiel auch im Profisport. Dort wird dieses Konzept beim Mentaltraining angewandt: Es gibt im Grunde zwei Bereiche: Alles, was Sie so interessiert im Leben beziehungsweise im Sport und innerhalb dieses Bereiches dann der Teil, den Sie beeinflussen können. Jeder Mentaltrainer predigt Ihnen: Konzentrieren Sie sich nur auf das, was Sie beeinflussen können! Das Problem ist bei vielen, wenn sie sich auf etwas anderes außerhalb dieses Bereiches konzentrieren, dann sind sie abgelenkt und bekommen Versagensangst! Zum Beispiel: Wie reagieren die Zuschauer? Was ist, wenn dies und jenes passiert? Konzentrieren Sie sich deshalb immer auf das, was Sie können! Das Beste dabei ist dann, dass der Bereich, den Sie beeinflussen können, dadurch ständig größer wird!
„In fünf Jahren wirst du lachen, über die Dinge, über die du dir heute den Kopf zerbrichst.“3
Wir können nicht alles sofort verändern! Laut Bill Gates überschätzen wir, was wir innerhalb eines Jahres ändern können. Gleichzeitig aber unterschätzen wir generell auch, was wir in zehn Jahren erreichen können.4 Es sind die kleinen Schritte, die wir setzen können, die in der Summe das große Ganze ergeben. Man muss sich das so vorstellen: Wenn etwas einmal installiert ist, dann läuft es automatisch. Ich muss mir nicht mehr vorstellen, dass ich so viel in meinem Leben ändern muss. Denn einmal installiert, denke ich nicht mehr darüber nach. Zum Beispiel habe ich das Rauchen aufgegeben. Das war damals für mich unvorstellbar, nie mehr zu rauchen. Heute erinnere ich mich höchstens hin und wieder daran und freue mich, dass es mir gelungen ist. Damals dachte ich auch, um gesund zu sein, sollte ich zum Beispiel das Rauchen lassen, morgens ein bisschen Obst essen, tägliche Turnübungen durchführen, hin und wieder Fasten, keine Süßigkeiten schlecken, mehr Vollkorngerichte zu mir nehmen und vieles mehr. Das schaut so aus, als wenn alles niemals erreichbar wäre. Dass es zu viele Opfer auf einmal verlangen würde. Was habe ich dann gemacht? Ich habe eines nach dem anderen umgesetzt. Heute mache ich sogar noch viel mehr als aufgezählt, ohne dass ich mich mühen muss oder dass es mir als Opfer vorkommt.
„Was ich gelernt habe? Niemand ist je zu beschäftigt. Sie haben nur andere Prioritäten.“5
Steve Jobs, ehemaliger CEO eines der wertvollsten Unternehmen der Welt, war der Meister im Prioritätenmanagement.6 Er beurteilte auch seine Mitarbeiter nach der Fähigkeit, wie gut sie darin waren, Prioritäten zu setzen. Im Grunde suchte er seine Mitarbeiter danach aus, je besser sie in die Zukunft blicken konnten, je vorausschauender jemand arbeiten konnte, umso besser konnte jemand Prioritäten managen. Und umso besser konnten sie mit ihrer wertvollen Zeit umgehen und natürlich auch mit der Zeit ihres Teams. Julian Hosp spricht in seinem Buch „Das Timehorizon Prinzip“ vom Zeithorizont, den wir Menschen fähig sind, strukturiert und kreativ zu planen beziehungsweise zu organisieren. Das ist natürlich nicht zu verwechseln, wie weit jemand in die Zukunft träumen kann, sondern wie weit jemand in die Zukunft eine Umsetzung kreativ und klar strukturiert planen kann, die Zukunft Schritt für Schritt wirklich durchzuplanen. Laut Julian Hosp liegt dieser Zeithorizont bei den meisten Menschen nicht über zwei bis drei Monaten. Bei vielen sogar darunter. Denken Sie an die Menschen, die mit ihrem Lohn nicht ans Monatsende kommen (mir ist bewusst, dass das auch andere Gründe hat). Wenn Sie über ein halbes Jahr kommen, sind Sie schon echt gut. Zwei bis drei Jahre sind dann schon Weltklasse. Es gibt wahrscheinlich nur mehr maximal tausend Menschen auf der gesamten Welt mit so einem Zeithorizont.
In diesem Sinne muss sich auch Bildung in Zukunft verändern. Jack Ma, Vorstandsvorsitzender von Alibaba Group sagte in einem 2019 auf Facebook viral gegangenen Video zur These, dass Roboter bis zum Jahr 2030 weltweit 800 Millionen Jobs übernehmen werden, Folgendes: „Bildung ist die große Herausforderung. Ändern wir nicht, wie wir unterrichten, dann haben wir in 30 Jahren große Probleme. Die Art, wie wir lehren, die Dinge, die wir unseren Kindern beibringen, sie stammen aus den letzten 200 Jahren. Sie basieren auf Wissen. Wir können unseren Kindern nicht beibringen, mit Maschinen zu konkurrieren. Maschinen sind schlauer. Lehrer müssen aufhören, lediglich Wissen zu vermitteln. Kinder sollten etwas Einzigartiges lernen. Dann können Maschinen sie nicht einholen. Diese Dinge sollten wir Kindern beibringen: Werte, Überzeugung, unabhängiges Denken, Teamwork, Mitgefühl. Das alles kann nicht durch reines Wissen erlernt werden. Stattdessen sollten Kinder das lernen: Sport, Musik, Malerei, Kunst. So stellen wir sicher, dass Menschen anders sind […]. Alles, was wir lehren, muss sich von Maschinen unterscheiden. Wenn es Maschinen besser können, müssen wir noch mal darüber nachdenken.“7
Ich denke, es ist wichtig, sich bewusst zu sein:
„Jeder kann irgendetwas richtig gut. Und wir sind nur gut darin, was wir auch richtig gern tun!“
Exkurs:
Ausschnitt aus Interview mit Dr. Luis Durnwalder, Altlandeshauptmann Südtirol (geführt am 21.04.2021).
ICH: Haben Sie sich jemals über das Thema Zeit Gedanken gemacht?
DURNWALDER: Ja, mit der „Zeit“ habe ich immer ein besonderes Verhältnis gehabt. Sie ist für mich meist zu kurz gewesen. Allerdings daheim, als Bub, war sie mir manchmal auch zu lang, weil man damit nicht umgehen konnte. Man wusste oft nicht, was man damit tun sollte. Wenn es aber lustig war, war die Zeit wieder zu kurz. Später in der Schule hing die Länge oder Kürze der Zeit von der Art des Unterrichtes und vom Interesse am Fachgegenstand ab. Es war immer die gleiche Zeit, aber man fühlte sie anders. Die „Länge“ oder „Kürze“ hing einfach vom Interesse und der Begeisterung am Vortrag des Lehrers und der behandelten Materie ab. Die gleiche Stunde war unendlich und dauerte eine Ewigkeit und im anderen Fall war die gleiche Zeiteinheit viel zu kurz. Ich habe damals über „Zeit“ nie nachgedacht. Ich wollte nur das Studium schnell vollenden, um in den Beruf einsteigen zu können.
Als ich dann in Neustift die Oberschule besuchte, konnte ich zweimal eine Klasse überspringen, um mein relatives Alter ausgleichen zu können. Diesen Zeitgewinn habe ich sehr geschätzt. Natürlich erforderte dies auch wieder viel Zeit, um den nicht im Unterricht erklärten Lehrstoff nachholen zu können.
Nach dem Abitur bin ich nach Wien. Auch da war die Zeit viel zu kurz. Wien bot so viele kulturelle und gesellschaftliche Möglichkeiten und außerdem wollte ich mein Studium so schnell als möglich abschließen, was wieder viel Zeit erfordert hat. Ich war in dieser Zeit Präsident der Südtiroler Hochschülerschaft und gleichzeitig war ich neben Agrarwissenschaften auch an der Fakultät für Rechtswissenschaften inskribiert. Ich wollte diese Studien in vier Jahren beenden, was natürlich wiederum viel Zeit erforderte. Aus „Zeitgründen“ musste ich deshalb auf vieles verzichten, das ich gern gemacht hätte. Nach Abschluss meines Studiums in Wien habe ich vorerst einmal unterrichtet, um mir die Zeit zu nehmen, mich zu entscheiden, wo mein zukünftiges Arbeitsfeld liegen sollte. Ich habe drei Jahre an der Mittelschule in Bruneck und an der Gewerbe- und Handelsoberschule in Bozen Mathematik und Naturwissenschaften unterrichtet. Auch hier spielte die Zeit immer eine große Rolle. Oft war man mit dem Unterrichtsstoff im Rückstand, und musste aufholen. Manchmal hatte man eine interessierte Klasse und konnte weitermachen, manchmal fehlte das Interesse der Schüler an der zu unterrichtenden Materie und deshalb war der Unterricht sehr zeitraubend und mühsam. Zudem hing das Zeitgefühl auch von der Vorbereitung des „Professors“ ab.
Als ich dann in der Politik landete, musste ich meine Zeit selbst einteilen. Ich habe die schlechte oder gute Eigenschaft, dass ich sehr volksnah bin und deshalb sehr gern mit Leuten rede. Ich habe schon als Bürgermeister von Pfalzen und als Landesrat und später ganz besonders als Landeshauptmann die sogenannten „Bürgersprechstunden“ eingeführt, wo jeder Bürger, unabhängig von Partei, Sprache und Beruf, mit mir reden konnte. Zudem habe ich monatliche Sprechstunden in den einzelnen Bezirken und tägliche Sprechstunden in meinem Büro in Bozen von 06:00 bis 08:00 Uhr eingeführt. Der Zuspruch der Bevölkerung war so groß, dass ich die Zeit für jeden Bürger sehr kurz halten musste. In den Bezirken, wo zum Beispiel in Bruneck teilweise über 100 Personen vorgemerkt waren, konnte ich die vorgesehene Zeit verlängern. In Bozen ging das nicht, da ja um 08:00 Uhr die offiziellen Termine und Verpflichtungen begannen. Deshalb musste ich die „Kunden“ in ihrem Redefluss oft unterbrechen, da ich ja gleich bei Beginn des Gespräches erahnte, was sie wollten. Die Bürger hingegen wollten mir oft ihre persönlichen Probleme und Familiengeschichten erzählen, wozu aber die Zeit fehlte. Da musste ich immer mit der Zeit kämpfen. Ich hätte oft viel bezahlt, wenn ich bei einem Vortrag, einer Verhandlung oder auch bei einer Sprechstunde etwas mehr Zeit zur Verfügung bekommen hätte.
Aber man muss zur Kenntnis nehmen, die Zeit ist nun mal die. Du kannst die Zeit nicht vermehren und nicht vermindern. Du kannst sie höchstens ausnützen oder verschleudern. Du hast deine Zeit. Die geht immer weiter, kontinuierlich weiter, von der Geburt bis zum Tod. Es hängt letztendlich von dir ab, was du mit dieser Zeit machst. Ob du schläfst, ob du Blödsinn machst oder ob du was Produktives tust. Ob du was tust, was dich freut oder was dich ärgert. Das heißt, über die Zeit, über deine Zeit, kannst du verfügen. Nur, wenn sie vorbei ist, kehrt sie nicht mehr zurück.
1https://www.visualstatements.net; aufgerufen 01.11.21
2 Vgl. Schäfer, Bodo: „Die Gesetze der Gewinner“, 2020; Seite 207
3https://www.visualstatements.net; aufgerufen 01.11.21
4www.beruhmte-zitate.de/zitate/2078664-bill-gates-diemeisten-menschen-uberschatzen-was-sie-in-eine/; aufgerufen 01.11.21
5 Instagram: bossmotivation
6 Vgl. Dr. Hosp, Julian: Das Timehorizon Prinzip; 2019; Seite 71ff.
7https://www.facebook.com/Lehrerwelt.de/posts/1481173402026167
Multitasking war vor einigen Jahren doch ein sehr trendiger Begriff und fast schon ein Muss vor allem in der Arbeitswelt. Durch die Digitalisierung wurde dieser Trend verstärkt. Wenn Sie an Multitasking denken, sehen Sie wahrscheinlich eine Person, die das Smartphone zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt hat und gleichzeitig sitzend am PC eine Mail eintippt oder ein Dokument bearbeitet. Oft noch eine zweite Person an der Tür, die noch was nachfragt und durch Gestik der vorbildlichen Multitasking-Person abgewimmelt beziehungsweise benachrichtigt wird. Oft ist das das Bild eines beschäftigten und fleißigen Unternehmers, der es wirklich versteht, mehr als andere zu arbeiten. Das hat sich uns eingeprägt. Aber leider war es bei mir so, dass ich dann die Fähigkeit verloren habe, zuzuhören. Das ist mir aufgefallen, als meine heranwachsende Tochter mich ständig fragte: Warum hörst du mir nicht zu? Ich verstand nicht, wie sie das bemerken konnte. Ich habe ständig an andere Sachen gedacht, wenn ich bei ihr war und sie reden ließ. Ich reagierte nur auf auffällige Schlagwörter, die sie von sich gab. Ich dachte an das bevorstehende Fußballspiel am Wochenende oder an bestimmte knifflige Probleme bei der Arbeit, die mich den ganzen Tag lang beschäftigt haben.