Legitimiert Euch doch selbst! - Dietmar Dath - E-Book

Legitimiert Euch doch selbst! E-Book

Dietmar Dath

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Beschreibung

Schriftsteller Dietmar Dath weist die von Jürgen Habermas in den 1970ern kontrovers diskutierten "Legitimationsprobleme des Spätkapitalismus" zurück und fordert gleichzeitig den Aufbau einer Gesellschaft als selbst legitimierte Gemeinschaft. "Was ich wirklich wissen will - wie man das Prägen und Drucken von Geld und seinen Verkehr, das Beschaffen und Verleihen demokratisch regeln könnte -, kann ich alleine nicht herausfinden", so Dath. Aber die Gesellschaft im Gemeinsamen kann es vielleicht.

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Seitenzahl: 19

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Dietmar Dath

Legitimiert euch doch selbst!

Geordnete Zurückweisung der »Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus«

»Die Brauchbarkeit des Legitimitätsbegriffs, der je nach den Formen und Inhalten der Legitimation eine Abgrenzung von Typen legitimer Herrschaft im Sinne Max Webers erlaubt, ist in der gegenwärtigen Soziologie unbestritten; kontrovers hingegen ist der Wahrheitsbezug von Legitimationen.« Jürgen Habermas, 1973

»There are problems in these times but none of them are mine.« The Velvet Underground, 1969

Eins: Was nicht geht

Wo wenigstens formell Meinungsfreiheit herrscht, ist die Wirklichkeit mitunter öder als die Debatte. Ist dies der Fall, so kann man zwar nicht alles erleben, aber doch alles zu hören bekommen, »bevor einem die Ohren abfallen« (Pippi Langstrumpf), vorausgesetzt, man hat einen langen Atem und wartet ab.

Zum Beispiel Gesellschaftskritik: Ich kenne einen smarten Publizisten, der sagt jetzt so oft und so laut das, was ich vor vier Jahren gesagt habe (und was er damals mit gar nicht so schlechten Gründen auf keinen Fall gelten lassen wollte), dass ich schon gar keine Lust mehr habe, das Zeug, das vor drei Jahren meins war, weiterhin zu äußern. Damals zwar konnten Naturkundebeobachter des Biotops Trading, einer wahren Sumpfgartenwelt, bereits ahnen, dass man selbst in Amerika nicht beliebig viel Bauland und Wohneigentum an Familien verkaufen kann, die sich derlei überhaupt nicht leisten können; aber mein Publizist riss wacker Witze über die »angebliche Altersarmut in den reichen Ländern« und erzählte (so oft und so laut wie heute etwas ganz anderes), es ginge noch den Elendesten auf der Müllkippe in Rio hinsichtlich Komfort und Gesundheitsversorgung besser als Ludwig dem XIV. weiland in seinem Schloss.

Inzwischen stellt der Mann, was er für die Systemfrage hält (sie heißt bei seinesgleichen immer: »Haben wir’s vielleicht übertrieben?« oder: »Kann man Katzenjammer schön ausdrücken?«). Wenn er dazu aufgelegt ist, schreibt er Pierre Bourdieu, Susan Neiman und bizarrstenfalls mich ab.

Sollte alles noch viel schlimmer kommen, wird er Marx lesen.

Das also geht.

Anderes nicht: Das Dasein in Gegenden, die reich genug sind, sich wenigstens formell Meinungsfreiheit zu gestatten, hat sein Geländer, um nicht von Grenzen zu reden.