Leithammel sind auch nur Menschen - Stefan Verra - E-Book
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Leithammel sind auch nur Menschen E-Book

Stefan Verra

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Beschreibung

Welche geheime Wirkung hat Merkels Raute? Hat Trumps »Kussmund« mehr Power als Putins Stirn? Und wie hat es Emmanuel Macron fuchtelnd und lümmelnd bis in den Élysée-Palast geschafft?

Alle Menschen sprechen mit ihrem Körper, aber manche sind erfolgreicher und mächtiger als andere. Das hat sehr viel mehr mit gezielter Mimik und Gestik zu tun, als wir denken.

Der Körpersprache-Experte, Bestsellerautor und Coach Stefan Verra weiht uns ein in die Geheimnisse von Macrons sprechenden Augenbrauen und Trumps gefährlichem Zeigefinger. Mit Verras Erkenntnissen können wir alle mächtiger und erfolgreicher werden: Schauen Sie Ihre Kinder mal mit einem Putin-Blick an, und schon klappt's mit dem Aufräumen! Präsentieren Sie Ihre Ideen wie Macron und ziehen Sie so sämtliche Kollegen in Ihren Bann! Und beachten Sie beim ersten Date die »Nase-Nabel-Regel«: Immer zugewandt sprechen ─ das bewirkt Aufmerksamkeit, Interesse und Respekt! Der Erfolg ist Ihnen sicher!

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Seitenzahl: 277

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Zum Buch

Politiker. Chefs. Mächtige Menschen. Die »Leithammel« dieser Welt: Warum haben sie die Macht? Sind sie die Besten? Haben sie die stärksten Argumente?

Rational ist das nicht unbedingt nachvollziehbar. Denn wem die Herde folgt, das liegt ganz wesentlich an Signalen, die oft unbewusst gesendet, unbewusst wahrgenommen werden.

Stefan Verra analysiert die Körpersprache von sieben Weltpolitikern. Damit wir verstehen, womit uns die Mächtigen verführen – und ihnen nicht mehr so leicht auf den Leim gehen. Von Merkels Raute über Putins Stirn bis zur Gestik von Sebastian Kurz zeigt Verra, wie wir die Signale der Mächtigen durchschauen und was wir daraus für unser eigenes Leben lernen können.

Anschaulich und nachvollziehbar entschlüsselt er die Geheimnisse von Macrons sprechenden Augenbrauen, Trumps gefährlichem Zeigefinger, Christine Lagardes Erhabenheit und Xi Jinpings Mix aus Härte und Harmonie. Ohne zu psychologisieren, deckt er den Ursprung der jeweiligen Signale auf und deutet sie auf Grundlage von evolutionsgeschichtlichen und verhaltensbiologischen Erkenntnissen – relevantes und faszinierendes Wissen, fesselnd und mit großer Leichtigkeit präsentiert.

Mit Verras Erkenntnissen können wir charismatischer und souveräner werden und andere Menschen für uns gewinnen. Wenden Sie bei Ihren Kindern den Putin-Blick an, und schon klappt’s mit dem Aufräumen! Zeigen Sie Haltung wie Madame Lagarde, und setzen Sie sich auch in einer Männerdomäne durch! Schauen Sie sich bei Xi Jinping die Magie des Lächelns ab – so selbstbewusst haben Sie noch nie gewirkt! Und beachten Sie beim ersten Date immer die »Nase-Nabel-Regel«: Damit gewinnen Sie Aufmerksamkeit, Interesse und Respekt!

Zum Autor:

Foto: © Severin Schweiger

Stefan Verra, geb. 1973, beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv mit Körpersprache und bringt wissenschaftlich fundiertes Know-how einem breiten Publikum näher: Er hält Vorträge von Europa über die USA bis nach China, spricht jährlich vor über 100000 Menschen. Über 70000 Menschen verfolgen seine Tipps auf Social-Media-Kanälen; seine Analysen werden regelmäßig in den Medien publiziert. Stefan Verra ist Gastreferent mehrerer Universitäten und Universitätskliniken, arbeitet mit Menschen mit Behinderungen und Autismus zusammen sowie mit Hospizen und in der Kinderkrebshilfe.

Stefan Verra live erleben – alle Termine auf www.stefanverra.com

Stefan Verra

Leithammelsind auch nur Menschen

Die Körpersprache der Mächtigen

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.de abrufbar.

© 2019 Ariston Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, unter Verwendung von Fotos von © picture alliance / NurPhoto, © picture alliance / Sven Simon, © picture alliance / Photoshot, © picture alliance / ROPI, © Murat Tueremis / laif

Bildredaktion: Bele Engels

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-23708-0V003

Inhalt

Leithammel? Braucht kein Mensch!

Donald Trump 

Faust, Kussmund und andere Attitüden

Angela Merkel 

Die Unscheinbare, scheinbar

Wladimir Putin 

Gehemmt, bis in den rechten Arm

Christine Lagarde 

Glamouröse Jagdpartnerin

Emmanuel Macron 

Charmanter Fuchtler

Sebastian Kurz 

Klassensprecher der Nation

Xi Jinping 

Der nette Onkel von nebenan

Leithammel sprechen dieselbe Sprache

Danke

Bildnachweis

Leithammel?

Braucht kein Mensch!

Wer »so viel Dreck am Stecken« hat, Spontanpolitik über Twitter praktiziert, mit Frauen einen mehr als zweifelhaften Umgang pflegt, Vetternwirtschaft in eine neue Dimension hebt und das diplomatische Feingespür eines Hafenarbeiters beim Ölwechsel hat, ist vor allem eines: unwählbar!

Das ist der Eindruck, den viele Menschen von dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump haben. Weltweit. Aber die allermeisten, die so denken, waren zu seiner Wahl gar nicht zugelassen. Die, die zur Urne gehen durften, haben ihm mehrheitlich das Vertrauen geschenkt. Und das sogar ziemlich eindeutig.

»Jahaaa, der Autor hat recht!«, höre ich Sie rufen. »Diese Populistennachläufer sind unreflektierte Schafe! Die haben zwar keine fundierte Meinung, aber diese setzen sie dafür umso lauter durch. Bei uns würde so was nie passieren. Niehiemals!«

Wir nämlich, Sie und ich, wir agieren rational und entscheiden nur nach inhaltlich zukunftsweisender Politik.

Ja, schon klar. Genau deswegen besorgen wir uns vor Wahlen immer sämtliche Parteiprogramme, vergleichen Absatz für Absatz. Dazu holen wir Expertenmeinungen ein, und dann – nach Wochen des Abwägens von Für und Wider – reift in uns die Wahlentscheidung.

Wir, die Intellektuellen, sind eben anders, reflektierter.

*DrehtabzumObamaaltar*.

Mitnichten. Mit-nich-ten!

Damit kein Missverständnis aufkommt, halte ich gleich zu Beginn fest: Die politischen Inhalte sind enorm wichtig. Punkt.

Doch unser Gehirn spielt uns einen Streich. Wir haben nämlich den Eindruck, dass wir vor allem auf ihrer Grundlage unsere Wahlentscheidungen treffen.

Aber egal ob links, rechts, progressiv, konservativ, liberal, ja auch ob bildungsnah oder bildungsfern – wir sind alle gleich. Unser Gehirn kann nicht anders, als zuerst »Nichtrationales« wahrzunehmen und das als Entscheidungsgrundlage zu verwenden.

Zuerst haben wir also ein »Bauchgefühl« zu einem Politiker. Im Anschluss bewerten wir seine Worte entsprechend. So nehmen wir bei unseren Schnuckis vornehmlich Positives wahr und springen für sie am Stammtisch schon mal in die Bresche. Bei unseren Anti-Darlings warten wir nur drauf, dass die ihr Loserimage bestätigen. Worauf bei uns die »Ichhabeesehschonimmergewusst«-Argumente runterrattern wie ein Rollo. Das nehmen wir dann gerne mit einem leicht überheb… ähhh …legenen Lächeln zur Kenntnis. Darüber vergessen wir, dass wir alle gefangen sind in einer Blase, die sich aus Redundanzen unserer emotionalen Erstmeinung zusammensetzt.

Die alles entscheidende Frage ist, wie wir überhaupt zu diesem Bauchgefühl kommen. Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman hat es beschrieben als eine »Sinneswahrnehmung, die noch nicht verbalisiert werden kann«. Wir nehmen also Dinge wahr, die wir noch nicht in Worte fassen können. Und diese Wahrnehmungen haben mehr Einfluss auf Wahlentscheidungen, als wir gemeinhin meinen.

Wofür Leithammel?

Seit 20 Jahren beobachte ich weltweit Wahlkämpfe. Mehr noch – auch Staaten und Organisationen, in denen die Führungspersonen per Akklamation gewählt werden oder sich selbst inthronisieren, sehe ich mir genauer an. Dabei habe ich festgestellt, dass Menschen überall auf der Welt gleich agieren, wenn es um die Wahl ihrer Oberhäupter geht.

Und das ist nicht besonders rational. Nur wenige Wähler tauchen tiefer in die Politik ein, als Zeitungsschlagzeilen, Kurzartikel oder Tweets auf Social Media zu lesen. Das reicht uns dann meist als angebotene Lösungen für die komplexen Herausforderungen, die mit einer globalisierten, digitalisierten, sich immer mehr gentrifizierenden Welt verbunden sind. Doch diese oberflächlichen Infos können niemals ausreichen, um den oder die Geeignetste auszuwählen. Es ist somit wohl fraglich, ob wir tatsächlich immer die Besten an der Spitze unserer Gesellschaft haben. Also wofür dann überhaupt ein Oberhaupt? Geht es nicht auch ohne?

Nein! Auch wenn wir noch so oft über »die da oben« maulen, brauchen wir sie. Das hat sich evolutionär als enormer Vorteil erwiesen.

Rudel

Seit Lebewesen höher entwickelt waren, begannen sie, Rudel zu bilden. Hunde, Rehe, Steinböcke organisierten sich, denn das war eine Bündelung von Kraft und bedeutete damit Sicherheit. May the force be with you! Und das Krönchen der Schöpfung, der Homo sapiens, war sapiens genug, das auch zu tun.

Aber ein Rudel ist ja erst mal ein unorganisierter Haufen, das haben schon die im Neandertal gecheckt. Also musste einer her, der die Richtung vorgab. Ein Leithammel. Wenn der »Alle nach links« rief, mussten ihm auch möglichst alle folgen. Nur so konnte sich die Gruppe gegen übermächtige Feinde wirklich zur Wehr setzen. Er musste also vom Großteil der Gruppe akzeptiert sein. Und ob sie einen Leithammel akzeptierten oder nicht, entschieden die einzelnen Mitglieder binnen weniger Augenblicke. Nicht auf bewusster Ebene, sondern in älteren, vorgeschalteten Gehirnarealen.

So ist das auch noch heute bei allen Rudelwesen, eben auch beim Menschen.

Versprechen

Jedes Alphatier gibt der Gruppe ein Versprechen. Es verspricht, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu erfüllen. Dieses wirkungsvolle Versprechen gibt es aber nicht verbal – das wäre für so manches Säugetier auch ganz schön schwierig –, nein, das passiert auf ganz anderer Ebene: salopp gesagt, auf Ebene der Emotionen. Genau auf der Ebene, die auch Körpersprache wahrnimmt und verarbeitet.

Es sind Signale der Mimik, Gestik, Haltung und auch der Inszenierung, die dieses Versprechen geben. Sie signalisieren uns: »Mein Bedürfnis wurde wahrgenommen.« Wer also stabile Verhältnisse will, sucht Stabilität in der Wirkung. Wer Veränderung will, sucht Signale des Aufruhrs. Wer Stärke oder Harmonie will, sucht wiederum seinen Bedürfnissen entsprechende Signale – eine emotionale Zusage, diese gefühlten Notwendigkeiten zu erfüllen. Sobald wir das in der Körpersprache erkennen, hat dieser Mensch einen festen Platz in unserem Herzen. Er ist unser Leithammel. Wir verteidigen ihn auf Biegen und Brechen, selbst wenn uns die Inhalte gar nicht mehr wirklich guttun. Erhalten wir dieses Versprechen hingegen nicht, ist dieser Mensch für uns unten durch. Und so lassen wir Inhalte von Politikern, die uns emotional nicht erreichen, gar nicht erst an uns heran. In der Wissenschaft spricht man vom »confirmation bias«.

Die Körpersprache der Politiker bestimmt den Wahlausgang darum mehr als Parteiprogramme und verbale Wahlversprechen.

Wer mit seiner Körpersprache die momentanen Bedürfnisse des Volkes am besten widerspiegelt, gewinnt die Wahlen.

In diesem Buch werden Sie auf faszinierende Beispiele stoßen, bei denen Sie sich fragen, ob das noch alles vernünftig ist: Politiker, die mit ihrer Körpersprache regelmäßig Begeisterungsstürme auslösen, auch wenn ihre Worte eine ziemlich dünne Suppe sind. Manche manipulieren uns mit einer bestimmten Drehung ihres Kopfes, andere nutzen kulturelle Gestiksignale, um ihre Wähler zu beeinflussen. Und Sie werden sehen, dass der Einfluss der Körpersprache sogar so weit geht, dass zwei Politiker ein und dasselbe sagen und damit völlig konträre Emotionen auslösen. Bei dem einen gibt es Unmut im Wahlvolk, bei dem anderen große Zustimmung. Der einzige Unterschied: die Körpersprache.

Die Auswahl

Ich habe die Protagonisten nach ihrem Einfluss auf die weltweite Politik ausgewählt – zugegeben, etwas aus meiner europäischen Sicht. Außerdem sollten sie körpersprachlich was »hergeben«. Und sie sollten beim Erscheinen des Buches noch im Amt sein. Mir ist nämlich wichtig, dass alles Gelesene täglich in den Medien nachvollziehbar ist und nicht in historischen Bildarchiven umständlich gesucht werden muss. Bedauerlicherweise wurde so die Auswahl an weiblichen Leithammeln kleiner als die durchschnittliche Männerquote in Yogakursen. Während ich das hier schreibe, ist der weltweite Anteil von Regierungschefinnen bei knapp über 5 Prozent. Ein wenig spiegelt sich das auch in diesem Buch wider. Hier steht das Verhältnis Frau : Mann 2 : 5. (Und mit Christine Lagarde ist sogar eine Nichtregierungschefin dabei.)

Natürlich hat das mit gesellschaftlichen Hürden für Frauen zu tun. Aber da spielt noch mehr rein. Möglicherweise sucht unser Gehirn immer noch nach Signalen, die früher mal Sinn gemacht haben, aber heute völlig überholt sind. Als nämlich körperliche Kraft der Garant für Sicherheit war, mag die Präferenz von Männern als Alphatiere ein kluger Schachzug gewesen sein. Heute, wo kein Präsident mehr mit seiner körperlichen Kraft die Säbelzahntiger an der Landesgrenze abhalten muss, sollte das Geschlecht unerheblich sein. Im Gegenteil. Die höhere Kommunikationsfähigkeit, die bessere Fähigkeit, Bindungen einzugehen, und weniger hierarchisches Denken machen Frauen zu mindestens ebenso guten Kandidaten. Wenn nicht zu besseren.

Halt, liebe Frauen, bevor Sie nun denken, dieses Buch drehe sich also vorrangig um Männer, sei Ihnen versichert, bei der Auswahl seiner Leithammel und -innen sucht der Mensch weniger nach geschlechtsspezifischen Signalen als vielmehr nach Führungssignalen. Und die hat jeder von uns potenziell zur Verfügung.

Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie ein großes Arsenal dieser Signale wahrnehmen, die Sie bisher übersehen haben. Kleine Gesten, spezielle Körperhaltungen, Kopfdrehungen und minimale Bewegungen der Augenbrauen werden Ihnen plötzlich so augenscheinlich, dass Sie sich stellenweise fragen werden: »Wie konnte ich das bisher übersehen?« Dabei haben Sie es gar nicht übersehen, aber es ist nicht in Ihr Bewusstsein vorgedrungen. Dieses Buch ist sozusagen eine Bewusstseinserweiterung. Quasi LSD. Aber auf legal.

Lernen von den Leithammeln

Und genau da wird der Stoff für Ihr Leben besonders relevant. Denn immer wieder sind auch wir Leithammel. Ob unsere Ideen im Job umgesetzt werden, ob uns zugehört wird oder ob unsere Kinder endlich mal das machen, was wir von ihnen verlangen: Niemals geht es dabei allein um die Botschaft. Vielmehr geht es darum, ob die Botschaft ernst genommen wird.

Deswegen klauen wir von den Politikern, was das Zeug hält. Wir picken uns besonders praxistaugliche Signale heraus, um genauso gewinnend, überzeugend und selbstbewusst zu wirken wie die Besten der Besten.

Gleichzeitig werden Sie nach diesem Buch wissen, was Sie unbedingt vermeiden sollten, um nicht in die Antipathie-, die Arroganz- oder Unglaubwürdigkeitsfalle zu tappen.

Das ist kein Buch über Politik

Manchmal wird es in Ihrem Bauch grummeln. Sie werden denken: »Wie kann er an diesem Menschen nur was Positives finden?« Und bei anderen: »Was hackt der auf der Person so rum?« In dem Moment, in dem Sie denken: »Da kommt jetzt seine politische Meinung durch«, sollten Sie sich fragen: »Kommt jetzt vielleicht gerade Ihre eigene durch?«

Betrachten Sie das alles mit einer gesunden Skepsis. Nicht mit jenem Misstrauen, das überall immer den Fehler sucht, sondern mit der Frage: »Könnte es auch anders sein?« Ich mache das auch. Und dabei bin ich darauf gekommen, dass wir auch von Menschen, die am ganz anderen Ende des Spektrums stehen, viel lernen können. Vielleicht nicht inhaltlich, aber doch von ihrer Körpersprache.

Viel Freude beim Lesen und Entdecken!

Ihr Stefan Verra

Leseanleitung

Das ist Ihr Buch! Lesen Sie es von vorne nach hinten oder umgekehrt. Vielleicht wundern Sie sich über eine Geste eines bestimmten Politikers, dann nehmen Sie das Buch zur Hand, und schlagen Sie genau dieses Kapitel auf. (Ja, Sie können auch mit dem Bildchenschauen beginnen.) Immer dort, wo Ergänzendes und Relevantes auch noch in anderem Zusammenhang steht, finden Sie Verweise im Text.

Ach, und eines ist mir noch wichtig zu erwähnen: Körpersprache anhand von Bildern zu analysieren ist immer unfair, ja eigentlich unseriös. Eine Haltung kann auf dem nächsten Schnappschuss schon ganz anders aussehen. Deswegen analysiere ich ausschließlich anhand von Bewegtbildermaterial oder in persona. Die Bilder in diesem Buch dienen insofern nur zur Veranschaulichung typischer körpersprachlicher Eigenschaften der jeweiligen Persönlichkeit.

Das kann man sich merken

In dieser Rubrik erfahren Sie, wie Sie das Gelernte für sich nutzbar machen. Sehen Sie es als Angebot, von dem Sie Gebrauch machen können.

Erkenntnis

Die Absätze am Ende jedes Porträts sind keine Kurzzusammenfassungen. Sosehr wir in einer Zeit der Lifehacks, Abkürzungen und Kurzbotschaften leben, ersetzen diese Schlüsselsätze nicht das tiefe Eintauchen in den Ursprung der Signale, durch das allein der jeweilig betreffende Politiker und seine körpersprachlichen Signale verstehbar werden. Der Einfachheit halber ist grundsätzliches Wissen über bestimmte Körpersprachesignale in einer anderen Schriftart gesetzt.

Körpersprache, die (fem.)

So, wie die weltweite Spitzenpolitik von Männern dominiert wird, ist auch unsere Sprache männlich durchsetzt. Ich bin mir dieses Umstands bewusst und hatte deswegen begonnen, im Buch männliche und weibliche Formen zu verwenden. Das war zu holprig und schwer zu lesen. Sie werden sehen, dass ich manchmal auf das neutrale »Gegenüber« ausweiche. Und auch da habe ich gemerkt, wie schnell die Worte unpersönlich klingen. (Verstehen Sie mich nicht falsch, aber wenn Sie anderen Ihre Partnerin bzw. Ihren Partner nicht mehr als »meine Frau« bzw. »mein Mann«, sondern als »mein Gegenüber« vorstellen, haben Sie wahrscheinlich ein Eheproblem.) Deswegen habe ich mich für die schwungvolle, gewohnte Variante entschieden.

Und für alle, die es »lächerlich« finden, sich über das Geschlecht von Wörtern aufzuregen, denen sei ein Gedanke des Philosophen Ludwig Wittgenstein ans Herz gelegt, der meinte, dass Sprache die Wirklichkeit abbildet. So gesehen ist es bemerkenswert, dass es die Macht und die Politik heißt.

Donald Trump

Faust, Kussmund und andere Attitüden

Er drängt Amtskollegen zur Seite, als gäbe es Freibier. Beim Händeschütteln reißt er sein Gegenüber fast von den Beinen, und seine Zudringlichkeit bei Frauen würde man eher in einer billigen Hafenkneipe um 2 Uhr nachts erwarten. Die wenigsten würden diese Körpersprache mit dem Amt eines Präsidenten verknüpfen. Nein, ich meine nicht, dass sich ein Präsidentenamt grundsätzlich durch Eleganz und Vornehmheit auszeichnet. Zu sehr erinnern wir uns an die Affären von Vorvorgänger Bill Clinton, an das kommunikative Ungeschick eines George W. Bush und an das Geltungsbedürfnis eines Barack Obama. Aber, hey, wie viel würden viele dafür geben, wenn einer der eben genannten das Amt vom aktuell obersten Händeschüttler Amerikas wieder übernehmen würde?

Und doch wurde Donald Trump von über 60 Millionen Amerikanern gewählt. Er hat eine stabile Wählerschicht, die sich von frauenverachtendem Gehabe, hetzerischen Widersprüchen und glatten Lügen nicht abbringen lässt. Sie fragen sich vielleicht, was das für schlichte Gemüter und radikal gesinnte Deppen sind, die den gewählt haben. »Bildungsferne Schichten« nennt man sie oder »grumpy white old men«. Grantige alte weiße Männer, die gerne die amerikanische Überlegenheit mit ihrem privaten Waffenarsenal zelebrieren. Die haben ihre Stimme einem Mann gegeben, von dem wir, die »bildungsnahe Schicht«, denken: »So einem Menschen würden wir niemals unsere Stimme geben. Ne-ver!«

Wie gerne veranstalten wir Bildungsbürgerliche in unserer Blase intellektuelle Überlegenheitspartys und klopfen uns gegenseitig dafür auf die Schultern, wie viel wertvoller unsere Meinung doch ist. Doch Vorsicht vor zu viel intellektuellem Snobismus, denn der entfernt uns immer weiter von den Trump-Wählern und Andersdenkenden. Es wäre augenöffnender, wenn wir uns einfach eingestehen, dass er irgendetwas Faszinierendes an sich haben muss. So wäre eine verständnisvollere Begegnung mit Menschen möglich, deren Meinung viele nicht teilen. Es geht nämlich nicht nur um seine Aussagen oder Falschaussagen. Denn die Entscheidung für Trump fand, wie eingangs erwähnt, nicht auf einer intellektuellen Ebene des Gehirns statt, sondern auf einer vorgeschalteten. Genau da, wo Körpersprache wahrgenommen wird.

Ungeschliffen

Von Donald Trump habe ich zum ersten Mal ca. 2005 gehört. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn damals fiel mir ein Hörbuch von ihm in die Hände. Eines dieser »So wirst du schnell reich«-Dinger. Die Inhalte waren nicht weltbewegend, nicht wirklich neu, aber eigentlich gut. Sie haben mich das eine oder andere Mal zum Nachdenken angeregt.

Ich habe wirklich lange gebraucht, um zu kapieren, dass dieses Hörbuch von dem Mann ist, der die US-Wahlen 2016 gewonnen hat. Die Bilder in meinem Kopf haben so gar nicht zusammengepasst.

Auch heute noch habe ich den Eindruck, dass er das Buch unmöglich selbst geschrieben haben kann. Einerseits Inspirierendes und klar Strukturiertes, andererseits so viel Polarisierendes und offenbar wenig Durchdachtes. Ein Programm in meinem Gehirn tut sich offensichtlich schwer damit, zwei so unterschiedliche Eindrücke in Bezug auf einen Menschen zu vereinen.

Mittlerweile kenne ich Donald Trumps Körpersprache sehr gut. Auf Einladung einiger Medien nehme ich ihn immer wieder genau unter die Lupe. Um ehrlich zu sagen: Seine Körpersprache isttatsächlich faszinierend! Punkt. Da gibt es die geschliffenen Clintons, die zurückhaltende Merkel und den vielfältigen Obama. Aber Trump, der ist ganz anders. Seine Körpersprache ist weder geschliffen noch zurückhaltend, und ob sie vielfältig oder doch eher einfältig ist, werden wir uns im Folgenden genauer anschauen.

Er kam, sah und brüllte

Trump stieg in den Wahlkampf ein, als viele Amerikaner unzufrieden waren.

Besonders im »rust belt« und im Süden, den Regionen also, in denen die »alten« Industrien vor Jahrzehnten noch stark waren. Aber wer braucht heute schon Stahl aus Michigan, wenn Inder und Chinesen ihn genauso gut herstellen können? Nur deutlich billiger. Wer braucht Autozulieferer aus Ohio, wenn die Zukunft der Autos im Silicon Valley liegt? Das hören die Menschen in diesen Gegenden seit Jahren. Die »einfachen« Arbeiter macht das unruhig. Besonders jene, die spüren, dass sie es an einem anderen Ort nicht schaffen würden. Dafür fehlt ihnen vielleicht die Ausbildung oder das Geld. Aber vor allem fehlt ihnen der Mut. Viele, sehr viele, bekommen es mit der Angst zu tun. Genau in dem Moment kommt eine menschliche Eigenschaft ins Spiel: Wir zeigen Angst oft in Form von Aggression. Dafür braucht es ein Aggressionsobjekt, einen Sündenbock. Und diese Menschen wissen genau, wer für all den Schlamassel verantwortlich ist: die Politiker in Washington. Deswegen geht’s meist hoch her, wenn die Arbeiter sich in der Kneipe treffen. Sie lassen ihrem Ärger freien Lauf und schimpfen über »die in Washington« und das Establishment insgesamt. Dabei hauen sie mit der Faust auf den Tisch, brüllen laut und zeigen ihre Angst und Verzweiflung in Form von Zorn. Und das ist in ihren Gesichtern abzulesen.

Zack, steht Redhead Trump auf der Matte und sagt sich: »Zornig? Kann ich auch! So schwer kann das ja jetzt nicht sein.« Und so macht er es wie sie. Also schimpft er auch über »die in Washington« und das Establishment insgesamt. Dabei brüllt er durch die Halle und haut mit der Faust aufs Rednerpult. Der Zorn steht ihm ins Gesicht geschrieben. Merken Sie etwas? Donald Trump hat nix erfunden, er hat einfach genau das getan, was diese Menschen zeigen, die frustriert sind und sich alleingelassen fühlen. Er hat sie einfach kopiert. Die Menschen sehen also die gleichen Signale, die sowohl sie selbst als auch ihre Kumpels vom Kneipentisch aussenden. Und damit denken viele von ihnen: »Das ist einer von uns! Der versteht mich.«

Hallo?? Geht’s noch?? Der hat goldene Wasserhähne, ein paar Milliarden auf dem Konto und ein slowenisches (Ex-)Star-Model zur Ehefrau. Das ist ungefähr das Gegenteil vom Leben der meisten Trump-Wähler. Und doch schließen sie ihn in ihr Herz. Er kann also die momentanen Gefühle seiner Sympathisantinnen und Sympathisanten am besten repräsentieren. Und damit haben sie seinen Worten wohlwollender zugehört als denen seiner Kontrahenten.

Das kann man sich merken

Wer Menschen wirklich nahekommen will, wird das nur schaffen, indem er ihrer Körpersprache »entspricht«. Genau so, wie wir es machen, wenn das Kind freudestrahlend vom Kindergarten erzählt. Da wird auch keine Mutter ein gelangweiltes Gesicht aufsetzen. Nein, sie wird die Freude widerspiegeln und wie ihr Kind die Augen aufreißen, den Mund zu einem Lächeln öffnen und sogar mit dem Kopf im Rhythmus der Worte des Kindes mitwippen. Genau dadurch entsteht beim Kind das Gefühl: »Mama versteht mich.« Auch Väter stimmen in die stolze Körpersprache ein, die Sohnemann macht, wenn der zum ersten Mal das Star-Wars-Schwert schwingt, als hätte er selbst gerade die Stormtrooper und Darth Vader zusammen erledigt. Und das muss weder Mutter noch Vater im Geburtsvorbereitungskurs lernen – es ist ihnen mitgegeben. Wenden Sie es doch auch bei Erwachsenen an! Ja, genau so wie beschrieben. Wenn die Kollegin vom »unmöglichen« Kunden erzählt, reicht es nicht, ihr nur mit den Ohren zuzuhören. Sie müssen ihr auch zeigen, dass Sie zuhören.Reißen Sie ein wenig die Augen auf, wie es First Lady Melania jeden Morgen beim Wimperntuschen macht. Nicken Sie interessiert, und halten Sie Augenkontakt. Damit spiegeln Sie ein wenig von der Aufgeregtheit der Kollegin in Ihrer Körpersprache wider. Sie haben damit eine starke emotionale Basis geschaffen.Und nur für den Fall, dass sie Ihnen dann gar nicht mehr von der Pelle rücken will, packen Sie sich gerne das Star-Wars-Schwert in die Handtasche.

Big, bigger, Trump

Bevor wir uns einzelne Signale von Trump im Detail anschauen, ist es wichtig, das ganze Bild zu betrachten. Und das ist groß.

Kleinteiliges Fingerzupfen wie bei Merkel, Unterkieferstarre wie Wladimir Putin? Fehlanzeige. Für jede Analyse ist the big picture weit entscheidender als das Zerklauben von Miniaturgesten. Dazu sollten Sie Ihr Bauchgefühl zulassen. Ihn einfach mal auf sich wirken lassen. Und da werden Eigenschaften wie zart, fein und elegant nicht vorkommen. Eher wuchtig, hölzern und grobschlächtig. Und jetzt müssen Sie das nur noch mit Fakten unterlegen.

Voll im Schritt – er kann es sich leisten

Nein, wir reden jetzt nicht über seine Fummelvorlieben. So was dürfte auch er sich nicht leisten. Aber lassen wir das leidige Thema. Reden wir lieber von seinem Schritt. Ochhhh, Sie verstehen das schon wieder falsch. Wie komm ich nur aus der Nummer raus?

Also von vorne: Trump ist eine beeindruckende Gestalt. Mit 1,88 m zählt er zu den großen Menschen und überragt damit viele seiner Gesprächspartner. Das vermittelt uns einen Eindruck von Kraft. Dieser Eindruck wird durch seinen Gang komplettiert. Seine Schritte sind groß, und er tritt fest mit der Ferse auf. Das kann der Mensch nur dann machen, wenn er sich des Untergrunds sicher ist. Treten Sie mal mit nackten Fersen fest auf Schotteruntergrund auf. Viel Vergnügen. Wenn wir den Boden nicht kennen, treten wir sanft auf, vielleicht sogar nur mit dem flachen Fuß oder gar nur mit dem Fußballen.

Nun ist das niemals ein Entweder-oder. Es ist vielmehr so, dass Menschen eher zum sanften Auftreten oder zum festen Fersenaufsetzen tendieren. Man muss also genau hinschauen, um die Tendenz zu erkennen. Bei Trump werden Sie sehr einfach erkennen, dass er sich um den Untergrund wenig schert. Er ist sich offensichtlich sicher, dass das Leben für ihn den roten Teppich ausgelegt hat. Deswegen kann er ohne Vorsicht drauflosmarschieren. Das verleiht ihm Zielstrebigkeit und vermittelt Selbstsicherheit.

An der Klagemauer in Jerusalem oder beim Begräbnis von Kriegsgefallenen hingegen kommt dieser Gang zu grobschlächtig daher. Alleine damit wirkt er schon wenig einfühlsam. Wobei das eigentlich unfair ist, denn wir wissen nicht, ob er an der Klagemauer nicht vielleicht doch sehr ergriffen war. Allein, wir trauen es ihm nicht zu. Und so spielt die Art, wie er in die Situation hineingeht, eine tragende Rolle.

Das kann man sich merken

Wie laufen Sie eigentlich so durch die Büroflure? Rutschen Sie herum wie Anfänger beim Langlaufen? Machen Sie Riesenschritte wie damals die Rote Armee beim KP-Parteitag? Oder hämmern Ihre Schuhe mit der Sensibilität eines Presslufthammers? Sie erwecken damit immer einen Eindruck. Seien Sie sich dessen bewusst! Das ist für Ihre Wirkung auf andere Menschen entscheidender als Ihr Louboutin-Fetisch.

Über-heblich

Wenn Sie nun das Bild von Trump in Ihrem Kopf haben, dann reden wir doch auch gleich über seinen. Den hält er nämlich hoch. Vor allem dann, wenn er sich beobachtet fühlt. Diese Kopfhaltung ist natürlich uralt. Es ist die einfachste Art, sich über andere zu erheben.

Ende Mai 2017 beim NATO-Gipfel in Brüssel: Trump im Pulk anderer Politiker, darunter Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der montenegrinische Premierminister Duško Marković. Als Trump bemerkte, dass er ins Blickfeld der Kameras rückte, drängte er sich vor. Und wie! Mit seiner rechten Hand schob er Marković resolut zur Seite und stellte sich direkt vor ihn hin. Genau so, wie es Kinder machen, wenn sie sich zum Eisstand vordrängen. Bemerkenswert war dabei seine Kopfhaltung. Als er zuvor mitten in der Gruppe ging, hielt er seinen Kopf noch Richtung Boden geneigt. Kaum hatte er Marković weggeschoben und sich an die Front gestellt, hob er sein Kinn deutlich hoch.

Mit dieser Aktion hat er nicht nur klar Position bezogen, er hat sich mit dieser Geste auch über all die anderen Staatsmänner und -frauen erhoben. Er wirkte also über-heblich.

Auf Staatsempfängen, bei Reden, im Interview – immer wieder hebt Trump seinen Kopf und macht sich damit größer. Gerade in der oben beschriebenen NATO-Szene zeigt sich, dass ihm nicht klar ist, wie rücksichtslos er bisweilen agiert. Sein Ziel, wahrgenommen zu werden, nimmt sein Handeln so sehr in Beschlag, dass er den Weg zum Ziel nicht bewusst mitverfolgt.

Ihm fehlen hier Subtilität und Eleganz. Dieses Bedürfnis, sich größer und höher zu machen, wirkt erstaunlich offensichtlich. Er überspielt sein Verlangen nach Aufmerksamkeit nicht und kompensiert es nicht mit, sagen wir mal, Frustshoppen.

Ein Narr, wer meint, dass er der einzige Politiker wäre, der in der Öffentlichkeit größer erscheinen will. Wer es bis ganz nach oben schaffen will, muss sich auf dem Weg dahin über viele andere erheben. Aber die wenigsten lassen den Rüpel raushängen oder recken das Kinn so offensichtlich über die Umstehenden. Schließlich wissen die meisten, dass das nicht gut ankommt.

Trump ist da anders, er überlegt nicht. Also tritt das Innerste ungebremst und unzensiert zutage. Auch das macht ihn in seinem Agieren sehr glaubwürdig. Nicht unbedingt sympathisch. Aber eben berechenbar.

Im Grunde hat dieses »Sich-Erheben« von Donald Trump viel Positives. Wenn Menschen Angst haben, machen sie sich kleiner, sie verstecken sich. Wenn einer aber trotz der Gefahr noch mit erhobenem Kopf und hoch aufgerichtet steht, signalisiert er uns: »Ich habe nicht die Hosen voll, ich bin noch souverän.« Zum anderen zeigt er damit, dass er weiter blickt als nur auf die kleinen Steinchen, die einem in den Lebensweg gelegt wurden. Archaisch gesprochen: Der, der den Blick in die Ferne gerichtet hat, erblickt den Mammutbraten als Erster. Damit war er schneller der Chef der Gruppe als der bucklige Erbsenzähler, dessen Blick nur bis vor die eigenen Füße reicht.

Das kann man sich merken

Selbstsicherheit und Weitblick sind, was Menschen auch heute noch von einem Alphatier erwarten. Mit etwas Distanz ist ein erhobener Kopf also durchaus ein positives Signal. Das können wir uns von Donald Trump abschauen. Aber Vorsicht: Im persönlichen Gespräch mit anderen Menschen ist es schnell mal ein Signal der Überheblichkeit. Damit würden Sie arrogant wirken und in die Falle der Antipathie tappen, wie es dieser professionelle Golfspieler mit Nebenjob im Weißen Haus tut.

Beißen

Lassen Sie doch mal den Donald raus: Heben Sie den Kopf und schieben Sie dabei den Unterkiefer nach vorn. Wenn Sie dabei die Unterlippe leicht öffnen, sind Sie schon fast ein @realDonaldTrump.

Ein starker Unterkiefer vermittelt Kraft. Wenn Sie so richtig zornig sind. So wirklich richtig. So weißglut-richtig. Wenn’s hilft, denken Sie dran, wie Nachbars Hund wieder mal direkt vor Ihrer Türe sein Geschäft verrichtet hat. Sie werden dann an sich beobachten, dass Sie Ihren Unterkiefer nach vorne schieben.

In Kulturen, in denen die männliche Kraft heute noch ein entscheidendes Merkmal für die Einordnung in der Gesellschaft ist, werden bereits ab der Pubertät Kinnbärte gepflegt. Das betont zum einen die Kinnpartie, und sie zeigen damit: »Seht her, ich bin kein Kind mehr.«

Mahlen

Trump schiebt nicht nur den Unterkiefer betont nach vorne, das reicht ihm wohl nicht. Er legt noch eins drauf. Bewusst oder unbewusst mahlt Donald mit seinen Zähnen. Auch wenn er keinen Burger kaut. Psychologen würden das wohl eine Übersprungshandlung nennen. Körperliche Aktivitäten beruhigen uns. Wir spielen mit unserem Ehering, zupfen an den Fingernägeln oder kritzeln in Besprechungen auf einem Zettel rum. Und Donald mahlt. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb Donald Trump im Moment vor seiner Inauguration 2017 so richtig auffällig gemahlen hat. Möglicherweise hat er sich zu diesem Zeitpunkt unter Druck gefühlt. Während der Zeremonie konnte er aber nicht auf den Boxsack hauen oder sich mit Brüllen erleichtern. Also machte er etwas sehr Menschliches: Was wir nicht nach außen richten können, wird bisweilen durch Druck auf die Zähne ersetzt. Es könnte also auch ein Zeichen von notgedrungener Selbstbeherrschung sein.

Aber da er sehr oft mit seinem Unterkiefer Mahlbewegungen macht, sollten wir ihm nicht unterstellen, ständig nervös zu sein.

Egal warum und wie oft er es macht, der Eindruck von Aggressivität und auch Ungeduld bleibt nicht aus. Wenn Sie also mit Ihrer Partnerin einen schönen Hochzeitstag verbringen wollen und sie sitzt mit erhobenem Kopf da, Kinn nach oben, und mahlt dabei mit dem Unterkiefer, sollten Sie den Abend noch mal richtig genießen. Viele werden nicht mehr folgen.

Fletschen

Wenn Trump sich zu einem Lächeln aufrafft, macht er das schulbuchmäßig. Er spannt nämlich einfach den großen Gesichtsmuskel an. Dieser zieht die Mundwinkel nach hinten. Weniger nach oben, mehr nach hinten. Dazu öffnet er auch gerne die Lippen. Das macht er so nachdrücklich, dass sich diese weit nach hinten spannen und seine Zähne sichtbar werden. Auch wenn ich ihm damit vielleicht unrecht tue, erinnert sein Lächeln oft an ein Zähnefletschen. Beide Vorgänger, Bill Clinton und Barack Obama, lächeln da holistischer. (Ja, solche Worte schüttle ich einfach aus dem Ärmel.*blästsichFusselvomSakko*) Das heißt, deren gesamte Gesichtsmimik stellt sich auf ein Lächelgesicht ein. Verstehen Sie mich nicht falsch, auch die beiden haben sehr oft ein Lächeln einfach aufgesetzt. Aber es hat trotzdem glaubwürdiger gewirkt. Der Grund ist simpel: Sie tun es oft. Und damit wirkt es rund und selbstverständlich.

Trump fordert von seinen Gesichtsmuskeln weniger Lächeltraining. Somit bleibt es beim Lächeln mit dem Mund, der Rest der beteiligten Gesichtsmuskeln bleibt unbewegt.

Das kann man sich merken

Im Alltag setzen wir sehr oft ein Lächeln auf. Lassen Sie sich nicht irritieren durch: »Das ist ja dann kein ehrliches Lächeln.« Stimmt, ist es nicht. Aber es ist ein willkommener Schmierstoff im sozialen Zusammenleben. Wer lächelt, wenn er jemanden versehentlich anrempelt, wer lächelt, wenn er einen Raum betritt, wer lächelt, wenn er mit dem Glas Wein anstößt, der weiß, wie man harmonisch zusammenlebt. Und je öfter Sie es machen, desto natürlicher wird es wirken. (Das Lächeln, nicht das Trinken.)

Peng – der Zeigefinger als Waffe

Jetzt lächelt der große Blonde schon einigermaßen angespannt. Und dann zieht er auch noch regelmäßig eine Waffe. Eine, die ihm zwar keine Mitgliedschaft bei der NRA (National Rifle Association) einbringt, aber in der Körpersprache trotzdem ziemlich Radau machen kann. Den Zeigefinger.

Waffen- und Werkzeugkunde

Entwicklungsgeschichtlich ist er ein Werkzeug, das sich erst im vollen Umfang entwickeln konnte, nachdem wir die Hände nicht mehr zum Fortbewegen einsetzen mussten. Das hat die Menschheit ordentlich nach vorne gebracht. Pommes im Schwimmbad, SMS an den Chef »Ich bin total erkältet und kann wirklich nicht reden. Muss mich leider krankmelden«, ja selbst in der Nasen bohren – für Pferde äußerst schwer.

Wollte der frühe Mensch leckere Termiten aus dem Loch stochern, einen Fisch ausnehmen oder ein kleines Tier erstechen, hat er es zum Beispiel mit einem Stock gemacht. War kein Stock zur Verfügung, diente eben der Zeigefinger als solcher und wurde zum Stechwerkzeug zweckentfremdet. Heute gerne mal, um Schuldige, Argumente oder auch Gegner imaginär zu erstechen.

Trump sticht gerne zu. Zusammen mit seiner angespannten Mimik wirkt er damit einigermaßen aggressiv. Zum Hingucker aber wird sein Zeigefinger im Zusammenspiel mit dem aufgeklappten Handgelenk.

Seine restlichen Finger sind dazu nicht voll angespannt, es wirkt »halb gar«: weder richtig aggressiv noch wirklich harmlos.

Pass auf – der Zeigefinger als Signal