Lernmythen aufgedeckt - Yvonne Konstanze Behnke - E-Book

Lernmythen aufgedeckt E-Book

Yvonne Konstanze Behnke

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Beschreibung

Lerntypen, Lernypyramide oder Vergessenskurve? Gamification, Video oder Grafik? Lernen Digital Natives und GenZ selbstgesteuert "on the job"? Das Festhalten an Lernmythen verursacht ineffektive Trainings, ungenutzte Potenziale und Schubladendenken. Es verschwendet Zeit, Geld und Energie – der Lernenden, der Lehrkräfte, der Organisation. Unterhaltsam und fundiert analysiert Yvonne Konstanze Behnke verbreitete Lernmythen. Sie erklärt den Ursprung, checkt Fakten, findet den wahren Kern und zeigt was wirklich zu effektivem Lernen führt – basierend auf wissenschaftlichen Fakten. Mit Checklisten, aktuellen Forschungsergebnissen, Tipps und Tools bietet das Buch umsetzbare Strategien für effektives Lernen, wirksame Trainings und Praxistransfer. Inhalte: - Mythen über das Lernen selbst - Mythen über Methoden und Medien - Trainings- und Seminarmythen - Neuromythen - Mythen aus der Populärkultur - Mythos zu Digitalisierung und künstlicher Intelligenz in der Bildung - Lernmythencheck statt Lerntypentest

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Seitenzahl: 231

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

InhaltsverzeichnisHinweis zum UrheberrechtImpressumWie ich Lernmythendetektivin wurdeLernmythentest zum Einstieg1 Die Grundlagen1.1 Was sind Lernmythen?1.2 Warum wir Learning Professionals uns mit Lernmythen beschäftigen sollten 1.3 Quellen und Tipps zum Weiterlesen2 Mythen über das Lernen selbst2.1 Lerntypen – hartnäckig wie Kaugummi am Schuh2.1.1 Was ist der Mythos?2.1.2 Was ist der Haken?2.1.3 Der Ursprung2.1.4 Die Fakten2.1.5 Der wahre Kern des Lerntypenmythos und was wir daraus lernen können2.1.6 Was funktioniert stattdessen?2.1.7 Das Fazit 2.1.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen2.2 Die Ebbinghaus-Kurve – Fakt oder vergiss es?2.2.1 Was ist der Mythos?2.2.2  Der Ursprung2.2.3 Was ist der Haken?2.2.4 Die Fakten2.2.5 Der wahre Kern an der Ebbinghaus-Kurve und was wir trotzdem daraus lernen können2.2.6 Was funktioniert stattdessen?2.2.7 Das Fazit2.2.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen2.3 Machen 10.000 Stunden Übung tatsächlich den Meister?2.3.1 Was ist der Mythos?2.3.2 Der Ursprung2.3.3 Was ist der Haken?2.3.4 Die Fakten2.3.5 Der wahre Kern des 10.000-Stunden-Mythos und was wir daraus lernen können2.3.6 Was funktioniert stattdessen?2.3.7 Das Fazit2.3.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen3 Mythen über Methoden und Medien3.1 Sagt ein Bild mehr als tausend Worte?3.1.1  Was ist der Mythos?3.1.2 Was ist der Haken?3.1.3 Der Ursprung3.1.4 Die Fakten3.1.5 Der wahre Kern von »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte« und was wir daraus lernen können3.1.6 Was funktioniert stattdessen?3.1.7 Fazit3.1.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen3.2 Nehmen wir Bilder 60.000-mal schneller wahr als Text?3.2.1 Was ist der Mythos?3.2.2 Was ist der Haken?3.2.3 Der Ursprung3.2.4 Die Fakten3.2.5 Der wahre Kern des Mythos, dass wir Bilder 60.000-mal schneller wahrnehmen als Text – und was wir daraus lernen können3.2.6 Was funktioniert stattdessen?3.2.7 Fazit 3.2.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen3.3 Grafiken versteht jeder3.3.1 Was ist der Mythos?3.3.2 Was ist der Haken?3.3.3 Der Ursprung 3.3.4 Die Fakten3.3.5 Der wahre Kern des Mythos »Grafiken versteht jeder« und was wir daraus lernen können3.3.6 Was funktioniert stattdessen?3.3.7  Fazit3.3.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen3.4 Videos machen schnell schlau3.4.1  Was ist der Mythos?3.4.2 Was ist der Haken?3.4.3 Der Ursprung 3.4.4 Die Fakten3.4.5 Der wahre Kern des Lernmythos »Videos machen schnell schlau« und was wir daraus lernen können3.4.6 Was funktioniert stattdessen?3.4.7 Fazit3.4.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen3.5 Gamification – Allheilmittel oder Brokkoli mit Schokoladensoße?3.5.1 Was ist der Mythos?3.5.2 Was ist der Haken?3.5.3 Der Ursprung3.5.4 Die Fakten3.5.5 Der wahre Kern des Mythos »Gamification – Allheilmittel oder Brokkoli mit Schokoladensoße« und was wir daraus lernen können3.5.6 So funktioniert Gamification3.5.7 Fazit3.5.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen3.6 Selbstgesteuertes Lernen: je mehr Autonomie und je weniger Anleitung desto größer der Lernerfolg?3.6.1 Was ist der Mythos?3.6.2 Was ist der Haken?3.6.3 Der Ursprung3.6.4  Die Fakten3.6.5 Der wahre Kern des Lernmythos »Selbstgesteuertes Lernen« und was wir daraus lernen können3.6.6  So gelingt selbstgesteuertes Lernen3.6.7 Das Fazit3.6.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen4 Trainings- und Seminarmythen4.1 Die 7-38-55-Regel für den Präsentationserfolg4.1.1 Was ist der Mythos?4.1.2 Was ist der Haken?4.1.3 Der Ursprung4.1.4 Die Fakten4.1.5 Der wahre Kern des »Mehrabian-Mythos« und was wir daraus lernen können4.1.6 Was funktioniert stattdessen?4.1.7 Fazit4.1.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen4.2 Macht Ziele aufschreiben erfolgreich? Die Harvard-Studie4.2.1 Was ist der Mythos?4.2.2 Was ist der Haken?4.2.3 Was ist der Ursprung?4.2.4 Die Fakten4.2.5 Der wahre Kern der mythischen Harvard-Studie und was wir daraus lernen können4.2.6 Was funktioniert stattdessen?4.2.7 Das Fazit4.2.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen4.3 70-20-10 – formale Bildung ist überbewertet4.2.9 Was ist der Mythos?4.2.10 Der Ursprung 4.2.11 Was ist der Haken?4.2.12 Die Fakten4.2.13 Der wahre Kern des 70-20-10-Frameworks und was wir daraus lernen können4.2.14 Was funktioniert stattdessen?4.2.15 Das Fazit4.2.16 Quellen und Tipps zum Weiterlesen4.4 Irrtum Lernpyramide 4.4.1 Was ist der Mythos?4.4.2 Was ist der Ursprung?Was ist der Haken?4.4.3 Die Fakten4.4.4 Der wahre Kern des Mythos »Lernpyramide« und was wir daraus lernen können4.4.5 Was funktioniert stattdessen?4.4.6 Fazit4.4.7 Quellen und Tipps zum Weiterlesen5 Neuromythen5.1 Unsere Gehirnhälften: Links analytisch und rechts kreativ?5.1.1 Was ist der Mythos?5.1.2 Was ist der Ursprung?5.1.3 Was ist der Haken?5.1.4 Die Fakten5.1.5 Der wahre Kern des Gehirnhälftenmythos und was wir daraus lernen können5.1.6 Das funktioniert stattdessen5.1.7 Fazit5.1.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen5.2 Wir nutzen nur 10 Prozent unseres Gehirns5.2.1 Was ist der Mythos?5.2.2 Was ist der Ursprung?5.2.3 Was ist der Haken?5.2.4 Die Fakten5.2.5 Der wahre Kern des Mythos, dass wir nur 10 Prozent unseres Gehirns nutzen, und was wir daraus lernen können5.2.6 Das funktioniert stattdessen5.2.7 Fazit5.2.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen5.3 Speed Reading – lies wie der Blitz und behalte alles5.3.1 Was ist der Mythos?5.3.2 Was ist der Ursprung?5.3.3 Was ist der Haken?5.3.4 Die Fakten5.3.5 Der wahre Kern des Speed-Reading-Mythos und was wir daraus lernen können5.3.6 Das funktioniert stattdessen5.3.7 Fazit5.3.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen6 Mythen aus der Populärkultur6.1 Generation Z versus Boomer – Realität oder Businessmärchen?6.1.1 Was ist der Mythos?6.1.1 Der Ursprung6.1.2 Was ist der Haken?6.1.3 Die Fakten6.1.4 Der wahre Kern des Generationenmythos und was wir daraus lernen können6.1.5 Was funktioniert stattdessen?6.1.6  Fazit6.1.7 Quellen und Tipps zum Weiterlesen6.2 Digital Native oder digital naiv?6.2.1 Was ist der Mythos?6.2.2 Der Ursprung 6.2.3 Was ist der Haken?6.2.4 Die Fakten 6.2.5 Der wahre Kern und was wir trotzdem daraus lernen können6.2.6 Was funktioniert stattdessen?6.2.7 Das Fazit6.2.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen7 Mythos zu Digitalisierung und künstlicher Intelligenz in der Bildung7.1 Digitalisierung und künstliche Intelligenz machen dumm7.1.1 Was ist der Mythos?7.1.2 Was ist der Ursprung?7.1.3 Was ist der Haken?7.1.4 Die Fakten7.1.5 Der wahre Kern des Mythos »Digitalisierung und künstliche Intelligenz machen dumm« und was wir daraus lernen können7.1.6 Was funktioniert stattdessen?7.1.7 Das Fazit7.1.8 Quellen und Tipps zum Weiterlesen8 Lernmythencheck statt Lerntypentest8.1 Wie erkennst du Lernmythen?8.1.1 Ein paar Anhaltspunkte, bei denen du aufmerksam werden solltest 8.1.2 Lernmythencheckliste8.2 Warum halten sich Lernmythen so hartnäckig?8.3 Was führt wirklich zu effektivem Lernen?8.4 Usability-Parameter erfolgreicher Lernumgebungen8.4.1 Hast du das richtige Lernmedium ausgewählt?8.4.2 Quellen zum Nachlesen8.5 Relevanz und Motivation8.6 Noch eine Sache8.7 Die Wahrheit zum Schluss8.8 Quellen zum Nachlesen und Ausprobieren8.9 Auflösung LernmythentestStichwortverzeichnis

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

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ISBN 978-3-648-18396-0

Bestell-Nr. 12186-0150

Yvonne Konstanze Behnke

Lernmythen aufgedeckt

1. Auflage, Mai 2025

© 2025 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG

Munzinger Str. 9, 79111 Freiburg

www.haufe.de | [email protected]

Bildnachweis (Cover): © beast01, iStock

Produktmanagement: Mirjam Gabler

Lektorat: Ursula Thum, Text+Design Jutta Cram, Augsburg

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Der Verlag behält sich auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor. Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

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Wie ich Lernmythendetektivin wurde

Als Kind war mein Lieblingswort »Warum?«. Antworten wie »Darum!« reichten mir nicht – ich wollte es genau wissen. Dinge zu hinterfragen, neugierig und wissbegierig zu sein, prägt mein Leben bis heute. Dennoch begann meine Reise in die Welt des Lernens anders: Ich liebe schöne Gestaltung und die Arbeit mit Bild und Text. Deshalb habe ich eine Ausbildung zur Schriftsetzerin in einer kleinen Druckerei gemacht und setzte dort im Bleisatz schöne Drucksachen. Später wechselte ich in eine Werbeagentur.

Nach einiger Zeit wollte ich genau wissen, wie gute Gestaltung und wirkungsvolle Kommunikation funktionieren und welche Theorien dahinterstehen. Also kündigte ich meinen Job, studierte »Visuelle Kommunikation« und wurde Kommunikationsdesignerin.

Mein Studium führte mich um die Welt – nach Spanien, Großbritannien, Brasilien, Bolivien und Griechenland. Dort lernte ich, wie gutes Design in anderen Ländern funktioniert. Mein Diplomprojekt, ein Bildungsprojekt für Aymara-Frauen in Bolivien, brachte mich mit der Verbindung von Design und Lernen in Kontakt und mich zu meinem Glaubenssatz, dass man mit guter Bildung viel bewirken kann.

Nach dem Studium arbeitete ich als Lernmediendesignerin für Schulbuchverlage und Unternehmen. Irgendwann wollte ich genau wissen, wie man Lernmaterialien und -prozesse nicht nur schön, sondern auch wirkungsvoll gestaltet. Deshalb las ich viel zu den theoretischen Hintergründen und stellte fest, dass viele wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis kaum ankommen. Aber: Warum ist das so? Wie lässt sich das ändern? Wie kann ich eine Brücke zwischen Forschung und Praxis bauen? Diese Fragen führten mich zu meiner Doktorarbeit. An der Humboldt-Universität zu Berlin forschte und lehrte ich acht Jahre lang zu psychologischen, didaktischen und gestalterischen Aspekten multimedialen Lernens.

Parallel dazu arbeitete ich für Unternehmen an interessanten Learning-und-Development-Projekten und vertiefte mich in Strategie, Konzeption und Beratung für digitale und analoge Lernumgebungen. An meinen Projekten liebe ich, in neue Fachwelten einzutauchen und wissenschaftliche Erkenntnisse mit der Weiterbildungspraxis von Unternehmen zu verbinden. Außerdem bin ich ein Weiterbildungs-Junkie: Lerncoach, Lerntrainerin, E-Learning-Projektmanagerin, E-Teaching-Expertin, didaktische Designerin, AI-Trainerin, Smart Learning Facilitator, Transfer-Designerin – ich besuche kontinuierlich Fortbildungen. Wissbegierde und lebenslanges Lernen begleiten mich.

Während meiner Doktorarbeit habe ich auch die Rolle von Aufmerksamkeit im Lernprozess erforscht. Mit einem Eye-Tracker, der visuelle Aufmerksamkeitsprozesse sichtbar macht, untersuchte ich, wie Lernende Bildungsmedien für ihren Lernprozess nutzen. Viele Lernende glaubten, hauptsächlich über Bilder zu lernen, während die Eye-Tracking-Aufzeichnungen zeigten, dass sie die Informationen meist aus dem Text bezogen. Ich wollte genau wissen, warum das so ist, und stieß damit die Tür zu den Lernmythen auf.

Seitdem begleitet mich das kritische Hinterfragen von Annahmen, Lernweisheiten und Mythen darüber, wie Lernen, unser Gehirn und Lernmethoden funktionieren. Schon während meiner Doktorarbeit begann ich, Vorträge und Weiterbildungen zum Thema »Effektives Lernen und wirkungsvolle Lernumgebungen« zu halten und veröffentlichte zahlreiche Fachartikel und Buchkapitel zu diesem Thema.

Heute gebe ich Trainings, halte Keynotes und unterstütze Unternehmen strategisch und konzeptionell bei der Entwicklung effektiver, wissenschaftlich fundierter Lernumgebungen und wirkungsvoller Trainings. Mein Anliegen ist, Brücken zwischen wissenschaftlicher Forschung und der Praxis des Corporate Learning zu bauen sowie evidenzbasiertes Lernen und Praxistransfer zu stärken.

Ich lebe in Berlin und habe ein schönes Büro in der Nähe der Museumsinsel. Auf ­LinkedIn veröffentliche ich seit Sommer 2023 wöchentlich den »Lernmythos der ­Woche«. Besuche mich gern auf LinkedIn.

Ich wünsche dir viel Freude dabei, mithilfe dieses Buches Lernmythen zu entlarven und zu entdecken, was stattdessen besser funktioniert – basierend auf handfester wissenschaftlicher Evidenz.

Dr. Yvonne Konstanze Behnke

Kontakt

Dr. rer. nat. Dipl. Des. Yvonne Konstanze Behnke

Büro: Hegelplatz 1, 10117 Berlin

www.e-learning-professional.com

Lernmythentest zum Einstieg

LernmythentestStatt eines blumigen Vorworts kommen wir gleich zur Sache. Mach den folgenden Test: Wie gut ist dein Lernmythen-Radar?

Aussage über das Lernen

Mythos

Fakt

Nach 20 Minuten haben wir 40 Prozent von dem, was wir gerade gelernt haben, vergessen. Nach einer Stunde sind es schon 55 Prozent, nach einem Tag 65 Prozent und nach sechs Tagen sind ganze 77 Prozent weg.

Wir lernen besser, wenn Lernmaterialien auf unseren Lerntyp (visuell, auditiv, haptisch) abgestimmt sind.

Unser Gehirn nimmt Bilder 60.000-mal schneller wahr als Text.

Je nachdem, welche Hirnhälfte bei uns dominant ist, sind wir entweder der intuitive, kreative oder der logische, analytische Typ. Diese Hirnhälften-Dominanz beeinflusst, wie wir lernen und Informationen verarbeiten und auch unsere Talente.

Es gibt Methoden, mit denen wir lernen können, mehr als 1.000 Wörter pro Minute zu lesen, dabei trotzdem alles zu verstehen und uns zu merken.

Unser Arbeitsgedächtnis hat nur eine begrenzte Kapazität.

Mit Bild und Text gemeinsam lernen wir erfolgreicher als nur mit Bildern oder nur mit Text.

Übung macht den Meister.

Wir haben eine Spur für die Verarbeitung von Text und eine Spur für die Verarbeitung von Bildinformationen in unserem Kopf.

Digital Natives sind mit Smartphone, Computer und Internet aufgewachsen. Deshalb bewegen sie sich wie selbstverständlich in der digitalen Welt und sind automatisch kompetent im Umgang mit digitalen Technologien.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Deshalb ist Lernen mit Bildern leichter als mit Text.

Digitale Medien, das Internet und künstliche Intelligenz machen uns dumm.

Lernvideos sind der schnellste und bequemste Weg zu erfolgreichem Lernen.

Präsentationen sind wie Eisberge. Es kommt nicht darauf an, was du sagst, sondern wie du es sagst. Dein Inhalt wirkt zu 7 Prozent, 38 Prozent bewirken Mimik und Gestik und 55 Prozent deine Stimme.

Wir brauchen genug Schlaf, um gut lernen zu können.

Wir nutzen nur 10 Prozent unseres Gehirns.

Deine Ziele aufzuschreiben, macht dich erfolgreich. Das ergab eine berühmte Studie unter Harvard- Absolventinnen und -Absolventen.

Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde mich erinnern. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.

Wir lernen 70 Prozent durch praktische Erfahrungen, 20 Prozent durch den Austausch mit anderen und nur 10 Prozent durch formelle Bildung.

Gamification macht langweilige Lerninhalte spannend.

Grafiken fördern das Lernen, weil wir sie intuitiv verstehen und sie für uns leichter zugänglich sind als Text.

Lernende wissen selbst am besten, was sie lernen müssen, wie sie lernen sollten und welche Strategien für sie am effektivsten sind. Je mehr Autonomie und je weniger Anleitung, desto erfolgreicher der Lernprozess.

Die Generation Z unterscheidet sich deutlich von früheren Generationen.

Die Auflösung findest du am Ende des Buches. Aber vielleicht brauchst du sie dann auch gar nicht mehr. Denn wenn du das Buch gelesen hast, sind alle Mythen und Fakten der Liste schon richtig zugeordnet.

Übrigens musst du das Buch nicht von vorn nach hinten durchlesen. Beginne einfach mit dem Lernmythos, der dich gerade am meisten anspricht, und arbeite dich von Lernweisheit zu Lernweisheit durch.

1 Die Grundlagen

Wir brauchen keine teuren Kurse, weil wir im Zuge von New Work und New Learning alles informell und selbstgesteuert »on the Job« lernen.

Präsentationen sind wie Eisberge: 93 Prozent deiner Botschaft kommunizierst du nonverbal. Dein Inhalt zählt nur zu 7 Prozent. Leider merkst du dir selbst als visueller Lerntyp nur 30 Prozent von dem, was du in einer Präsentation siehst, obwohl du Bilder 60.000-mal schneller wahrnimmst als Text. Der Rest ist spätestens nach zwei Wochen vergessen.

Digital Natives sind Multitasking-Profis, die sich ihr Wissen spielerisch selbst organisieren. Gleichzeitig haben sie leider die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs und nutzen nur 10 Prozent ihres Gehirns.

Ein Lichtblick ist jedoch, dass wir dank künstlicher Intelligenz demnächst Lernprobleme in Nullkommanichts lösen, keine Trainer und Fachexpertinnen mehr benötigen und endlich Bildungsgerechtigkeit einziehen wird.

Wirklich?

In den folgenden Kapiteln nehmen wir in Detektivmanier die im oben stehenden Text enthaltenen Lernmythen unter die Lupe – und noch einige mehr. Wir erforschen ihren Ursprung, checken die Fakten, finden den wahren Kern und beschäftigen uns damit, was stattdessen wirklich zu effektivem Lernen und Praxistransfer führt.

Mit diesem Buch möchte ich eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis bauen und dir handfeste und wissenschaftlich fundierte Tipps und Methoden für effektives Lernen, zur Gestaltung moderner Lernumgebungen, wirksamer Trainings sowie für den sicheren Praxistransfer an die Hand geben.

1.1 Was sind Lernmythen?

Lernmythen, DefinitionLernmythen gehören in den Bereich der »Urban Legends«. Lernmythen, das sind verbreitete Annahmen darüber, wie das Lernen, unser Gehirn, Trainings, Lernmedien, Lernmethoden sowie die Digitalisierung der Bildung funktionieren und neuerdings – je nach Perspektive – welche Bildungsprobleme künstliche Intelligenz für uns lösen oder uns umgekehrt bereiten wird.

Diese Einteilung ist ganz persönlich und subjektiv. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Oft ansprechend grafisch aufbereitet und in griffige Formeln verpackt, finden wir sie überall: im Internet, in sozialen Medien, auf Flipcharts in Seminaren, in Keynotes und Präsentationen, auf Fachveranstaltungen und in Ratgebern. Probier es aus: Eine einfache Google-Suche nach den Lerntypen liefert unzählige Treffer.

Lernmythen haben eine starke narrative Kraft. Sie sind leicht verständlich, erscheinen uns als einfache, allgemeingültige Weisheiten und vermitteln eine klare, eingängige Botschaft. Darüber hinaus halten sie sich ausgesprochen hartnäckig.

Weisheiten wie »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr« oder »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte« haben wir bereits von unseren Eltern oder Großeltern gehört – und wenn nicht dort, dann spätestens in der Schule gelernt.

Lernmythen entstehen unter anderem durch die Fehlinterpretation oder die zu starke Vereinfachung wissenschaftlicher Erkenntnisse, durch Marketingsprüche, die für bare Münze genommen werden, oder indem wir von Einzelbeobachtungen auf Allgemeines schließen. Beliebt ist auch das Verwechseln von Kausalität und Korrelation. Nur weil zwei Ereignisse kurz nacheinander oder gleichzeitig auftreten, bedeutet dies jedoch nicht, dass das eine die Ursache des anderen ist.

Beispiel für die Verwechslung von Kausalität und Korrelation

Am Badesee »Zum Freischwimmer« gibt es einen Eiscreme-Stand.

Nachdem ein Badegast ein Eis gegessen hatte, ist er im See schwimmen gegangen. Beim Schwimmen bekam er einen Wadenkrampf und musste von der Bademeisterin gerettet werden.

Ist es deshalb gefährlich, an Badeseen Eis zu essen?

Der Charme von Lernmythen liegt darin, dass sie hochkomplexe Themen wie Lernen, visuelle Wahrnehmung oder zwischenmenschliche Kommunikation auf simple, griffige Aussagen oder plakative Formeln herunterbrechen und einfache Lösungen für komplizierte Sachverhalte liefern. Der Haken daran ist, dass die wissenschaftliche Evidenz dieser einfachen Patentlösungen meist dünn bzw. nicht vorhanden oder durch Studien widerlegt ist.

Kurz gesagt: Patentlösungen funktionieren selten und sind in vielen Fällen sogar kontraproduktiv. Dennoch gibt es in jedem Lernmythos einen wahren Kern, der es wert ist, genauer betrachtet zu werden, weil wir daraus etwas lernen können.

1.2 Warum wir Learning Professionals uns mit Lernmythen beschäftigen sollten

Egal, ob wir selbst etwas lernen möchten, als Lehrkraft oder Trainerin tätig sind, Lernumgebungen konzipieren oder für die Weiterbildung von Mitarbeitenden verantwortlich sind – es geht immer darum, dass unsere Maßnahmen wirken und durch das Training eine Veränderung angestoßen wird. Lern- und Performanceziele wollen erreicht werden. Trainingsinhalte sollen umgesetzt werden und ihren Weg in die Praxis finden. Wir möchten einen »Return on Learning« bzw. einen Lerneffekt sehen.

An dieser Stelle kommt der Glaube an Lern- und Trainingsmythen ins Spiel. Was ist die Konsequenz daraus, wenn wir Entscheidungen, wie wir Trainings oder Lernumgebungen gestalten, auf der Grundlage von wissenschaftlich nicht haltbaren Lernmythen treffen? Die Vorstellung, dass wir unsere Lernenden in vier Lerntypen einteilen können, dass ausschließlich informell »on the Job« gelernt werden sollte oder dass die Art der Präsentation wichtiger ist als ihr Inhalt, beeinflusst dann, wie wir Trainings, Lernreisen und individuelle Lernprozesse strukturieren und gestalten.

Das Resultat sind ineffektive Maßnahmen, ungenutzte Potenziale, Schubladendenken und die Verschwendung von Zeit, Geld und Energie – der Lernenden, der Lehrkräfte, der Anbieter von Trainings sowie der Organisation. Organisationen bezahlen wirkungslose Trainings dreifach: einmal die Konzeption, Erstellung und Durchführung des Trainings, ein zweites Mal die Trainingszeit der Mitarbeitenden und ein drittes Mal, wenn kein Praxistransfer stattfindet, sondern nach dem Training nichts anders gemacht und nicht anders gedacht wird als vorher.

Natürlich sind Lernmythen nicht die einzige Ursache für ineffektives Lernen oder ausbleibenden Transfer – dafür ist das Thema zu komplex. Nicht auf Lernweisheiten und Buzzwords, sondern auf evidenzbasierte Methoden zu setzen, ist jedoch eine geeignete Stellschraube, um Lernen und Trainings wirksamer zu gestalten, Zeit, Geld und Nerven zu sparen und den »Return on Learning« zu erhöhen.

Dazu ein paar Zahlen:

Interessante Zahlen

2022 investierten deutsche Unternehmen 46,4 Milliarden Euro in Weiterbildungsmaßnahmen für ihre Mitarbeitenden.

Im Jahr 2022 wurden durchschnittliche 20,3 Stunden Weiterbildungszeit pro Mitarbeitenden aufgewendet.1

Scrap LearningBleiben Lerninhalte ungenutzt und/oder findet kein Praxistransfer statt, sprechen wir von Scrap Learning. Scrap Learning ist ein erheblicher Zeit- und Kostenfaktor bei Bildungsmaßnahmen.

Interessante Zahlen zu Scrap Learning und der Transferlücke

Scrap Learning

Etwa 45 Prozent der in Lernumgebungen angebotenen Ressourcen werden von Lernenden

nicht/nicht effektiv genutzt,

nicht/nicht nachhaltig integriert oder

von den Lernenden nicht akzeptiert.2

Die Transferlücke

TransferlückePraxistransfer bedeutet: Deine Lernenden wenden die Trainingsinhalte richtig, nachhaltig und zielführend in der Praxis an. Aus der Transferforschung wissen wir jedoch, dass echter, voller Praxistransfer nur durchschnittlich 15 Prozent der Teilnehmenden einer Trainingsmaßnahme gelingt – wenn keine zusätzlichen transferfördernden Maßnahmen ergriffen werden. Konkret bedeutet dies: Durchschnittlich gelingt nur zwei von zwölf Teilnehmenden eines Trainings der volle Praxistransfer. Acht von zwölf Teilnehmenden bemühen sich, das Gelernte in der Praxis anzuwenden, und zwei versuchen es erst gar nicht.3

Arbeiten wir evidenzbasiert, statt auf der Basis von Lernweisheiten, Moden und ­Marketingsprüchen, verringern wir Scrap Learning und erhöhen die Transferquote. Damit haben wir einen wirkungsvollen Hebel für effektives Lernen und den effizienten Einsatz unserer Ressourcen.

1 Seyda, S.; Köhne-Finster, S.; Orange, F.; Schleiermacher, Th. (2024): IW-Weiterbildungserhebung 2023. Investitionsvolumen auf Höchststand, in: IW-Trends, 51. Jg., Nr. 2, S. 3–23

2 Mattox J. R.; van Buren, M. (2016)

3 Bob Brinkerhoff, zitiert nach Ina Weinbauer-Heidel (2016). Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch Timo Kortsch, Julian Decius und Hilko Paulsen (2024).

1.3 Quellen und Tipps zum Weiterlesen

Behnke, Y. (2023): Scrap Learning in digitalen Lernumgebungen: Wie Bildmedien den Lernprozess beeinflussen können. ELearning Journal, 2/23, S. 38–39

CEB (2014): Confronting Scrap Learning, https://comdev.osu.edu/sites/comdev/files/imce/Metrics_that_Matter_Whitepaper_-_Confronting_Scrap_Learning.pdf (abgerufen am 27.8.2024)

Über den QR-Code kannst du dir das PDF downloaden.

Kortsch, T.; Decius, J.; Paulsen, H. (2024): Lernen in Unternehmen. Formal, informell, selbstreguliert. Hofgrefe

Mattox J. R.; van Buren, M. (2016): Learning Analytics. Measurement Innovations to support employee development (CEB What the best Companies do). Kogan Page

Seyda, S.; Köhne-Finster, S.; Orange, F.; Schleiermacher, T. (2024): IW-Weiterbildungserhebung 2023. Investitionsvolumen auf Höchststand, in: IW-Trends, 51. Jg., Nr. 2, S. 3–23

Weinbauer-Heidel, I. (2016): Was Trainings wirklich wirksam macht. 12 Stellhebel der Transferwirksamkeit. tredion

2 Mythen über das Lernen selbst

2.1 Lerntypen – hartnäckig wie Kaugummi am Schuh

Wenn ich der visuelle Typ bin – lerne ich dann Fahrradfahren am schnellsten über Youtube-Videos?

2.1.1 Was ist der Mythos?

LerntypenMenschen sind entweder auditiv, visuell, haptisch oder kognitiv Lernende. Mithilfe eines Lerntypentests erfährst du im Handumdrehen, welcher Lerntyp du bist. Sind Lernmedien, Lernmethoden und Lernumgebungen auf deinen Lerntyp angepasst, lernst du besser.

2.1.2 Was ist der Haken?

Lerntypen sind seit Langem wissenschaftlich widerlegt. Trotzdem gehören sie zu den am weitesten verbreiteten und sich am hartnäckigsten haltenden Lernmythen. Es gibt Forschende, die sie als »Zombies« unter den Lernmythen bezeichnen, weil sie immer wieder »auferstehen«. Aus der Vielzahl der Papers, die Lerntypen widerlegen, habe ich dir eine kleine Auswahl in den Quellen aufgelistet.

Lerntypentests sind wenig hilfreich. Sie haben die Aussagekraft eines Horoskops, vor allem wenn Lernende den Test selbst durchführen und auswerten.

Confirmation BiasBarnum-EffektEin Grund dafür ist der sogenannte Bestätigungsfehler (Confirmation Bias): Wir tendieren dazu, Informationen so zu filtern, dass sie unsere Überzeugungen bestätigen, und gegenteilige Fakten zu ignorieren. Bin ich beispielsweise überzeugt, ein visueller Typ zu sein, tendiere ich dazu, die Testfragen so zu beantworten, dass meine Überzeugung bestätigt wird. Hinzu kommt der Barnum-Effekt. Er besagt, dass wir aus allgemein gehaltenen Aussagen gern einen für uns passenden Aspekt herausfiltern und deshalb meinen, dass diese Aussage auf uns zutrifft.

Trotz gegenteiliger wissenschaftlicher Fakten glauben viele Menschen (auch aus dem Bildungsbereich) nach wie vor an die Wirksamkeit der Lerntypen. Sie sind auch heute noch Lerninhalt von Aus- und Weiterbildungen für Trainerinnen und Lehrkräfte. Du begegnest ihnen in Trainings, Büchern und digitalen Lernumgebungen. In sozialen Netzwerken wie LinkedIn und Instagram erfreuen sie sich ebenfalls großer Beliebtheit, oft illustriert mit hübschen Grafiken.

Bis du eher der visuelle oder der auditive Typ?

Der Glaube an Lerntypen ist besonders unter Lehrkräften und Lehramtsstudierenden verbreitet. Ich habe dir dazu eine Metastudie von Newton und Salvi (2020) in den Quellen aufgelistet.

2.1.3 Der Ursprung

VARK-KlassifikationDer Ursprung der Lerntypen reicht bis in die 1970er-Jahre zurück. Der deutsche Biochemiker Frederic Vester machte das Konzept 1975 mit seinem Buch »Denken, Lernen, Vergessen« populär. Er stellte die Hypothese der Existenz von Lerntypen auf. Sein Buch legte den Grundstein für die spätere Verbreitung der Lerntypen. Inzwischen gibt es zahlreiche Varianten und Weiterentwicklungen wie z. B. die VARK-Klassifikation von Flemming aus 1980er-Jahren. VARK steht für visuell, auditiv, read/write und kinästhetisch.

2.1.4 Die Fakten

Beim Lernen geht es darum, Lerninhalte aktiv kognitiv zu verarbeiten und zu verstehen – unabhängig davon, mit welcher Medienform oder Methode diese präsentiert werden.

Individuelle Präferenz bedeutet nicht automatisch Effektivität. Nur weil man Sahnetorte lieber mag als Brokkoli, ist Sahnetorte nicht gesünder.

Studien belegen, dass die Anpassung von Lernmedien, -methoden und -umgebungen an Lerntypen weder lernförderlich ist noch den Lernerfolg verbessert (u. a. Coffield et al., 2004 und Pashler et al., 2008, Hattie, 2012).

Lernerfolg ist von vielen Faktoren abhängig. Lernprozesse werden unter anderem durch das Vorwissen, das Lernthema, die Motivation und die Lernumgebung der Lernenden beeinflusst.

Wir lernen selten nur mit einem Sinneskanal. Meist lernen wir mit Mischformen wie z. B. mit Bild-Text-Kombinationen in einem Buch, indem wir zuhören und uns Notizen machen oder wenn wir etwas anschauen und dann nachmachen.

Multimedia-PrinzipLernen mit Bild und Text gemeinsam ist effektiver als nur mit Bildern oder nur mit Text. Dieses Multimedia-Prinzip (Mayer, 2020) ist gut erforscht. Das Prinzip widerspricht damit dem Konzept der Lerntypen, z. B. für visuell Lernende nur Bilder bereitzustellen.

Herausforderung: Sinnvolle Integration von Bild und Text

Studien zeigen, dass viele Lernende Schwierigkeiten haben, Bild- und Textinformationen sinnvoll im Lernkontext zu integrieren. Diese Herausforderung kannst du durch gezielte Unterstützung adressieren, z. B. indem du Lernmedien nach wissenschaftlichen Prinzipien erfolgreichen multimedialen Lernens gestaltest.

Gefahr des Schubladendenkens und der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Die Einteilung in Lerntypen kann dazu führen, dass Lernende ineffektive Lernstrategien entwickeln und ihr Potenzial nicht ausschöpfen, weil sie sich auf ihren vermeintlich optimalen Lernkanal verlassen und für das Lernthema effektivere Lernstrategien ignorieren. Teilen wir Lernende in Lerntypen ein, besteht die Gefahr, dass wir sie in eine Schublade stecken und Potenziale nicht ausschöpfen wie z. B.: »Das ist ein auditiver Lerntyp, also empfehle ich ihm dieses hilfreiche Buch besser nicht.«

Confirmation BiasBarnum-EffektWas wir glauben zu tun und wie wir es tun, ist nicht immer dasselbe! Das gilt auch für Lerntypentests. Sie haben oft die Aussagekraft eines Horoskops. Es lebe der Confirmation Bias und der Barnum-Effekt. Wir neigen dazu, die Fragen in solchen Tests nicht objektiv zu beantworten, sondern entsprechend unserer bereits getroffenen Vorannahmen und Überzeugungen und erkennen uns in allgemein gehaltenen Aussagen wieder (siehe oben).

Visuelle Typen, die Bilder ignorieren?

Eine kleine Geschichte dazu: In einem Forschungsprojekt habe ich untersucht, wie Lernende die Seiten eines Schulbuchs betrachten, während sie eine Aufgabe aus dem Buch lösen.

Unter anderem fragte ich sie, welches Medium sie beim Lernen gerne nutzen, z. B. Fotos oder Text. Viele antworteten, sie bevorzugten Bilder und würden kaum auf den Text schauen.

Dann lösten die Probanden eine Aufgabe aus dem Schulbuch, während ich deren Augenbewegungen aufzeichnete. Mithilfe von Eyetracking kann man die Reihenfolge, Dauer und Intensität messen, mit der Lernende Elemente einer Schulbuchseite betrachten.

Als wir die Aufzeichnung anschließend gemeinsam anschauten, gab es Erstaunen. Häufig war es umgekehrt! Bilder wurden kaum beachtet und viele Lernende holten sich die Informationen zur Lösung der Aufgabe aus dem Text.4

Wenn dich meine Studien zu diesem Thema interessieren: Am Ende des Buches findest du eine Publikationsliste, oder schau auf meine Website.

2.1.5 Der wahre Kern des Lerntypenmythos und was wir daraus lernen können

Frederic Vester hat eine wichtige Diskussion über individuelle Unterschiede in der Art und Weise, wie wir lernen, angestoßen.

Menschen haben unterschiedliche Vorlieben beim Lernen und können auf verschiedene Art und Weise lernen. Der eine mag Podcasts, die andere ist eine Leseratte. Manche sind beides zugleich.

Nach der Dual-Coding-Theorie von Allan Paivio (siehe Quellen unten) nehmen wir Bild- und Textinformationen mit zwei unterschiedlichen Kanälen wahr. Haben wir erfolgreich gelernt, wurden die Informationen aus beiden Kanälen verbunden, mit unserem Vorwissen verknüpft und zu einem kohärenten Modell im Langzeitgedächtnis zusammengefügt (Kohärenzbildung).

2.1.6 Was funktioniert stattdessen?

Gestalte Lernumgebungen so, dass sie eine schnelle und sinnvolle Verknüpfung von zusammengehörigen Bild- und Textinformationen fördern. Nutze dafür wissenschaftlich fundierte Modelle zum erfolgreichen multimedialen Lernen aus der pädagogischen Psychologie wie die Multimedia-Prinzipien von R. E. Mayer (siehe Quellen unten). Viele dieser Prinzipien beruhen auf alten, bewährten Gestaltungsprinzipen z. B. aus der Gestalttheorie von Max Wertheimer. Dazu gehört z. B. das Prinzip der Nähe, das besagt, dass zusammengehörige Bild- und Textinformationen in enger räumlicher Nähe präsentiert werden sollten.

Bild und Text zusammen, sinnvoll aufeinander abgestimmt, sind lernwirksamer als Bild oder Text allein (Multimedia-Prinzip).

Kenne deine Lernenden!