Liebe funkelt apfelgrün - Pauline Mai - E-Book
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Liebe funkelt apfelgrün E-Book

Pauline Mai

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Beschreibung

Manchmal braucht es eine ganze Dorfgemeinschaft, um ein gebrochenes Herz zu kitten …

Liebe braucht keine Ferien? Dem kann Mila nur widersprechen. Wochenlang war sie in Theo verliebt, und er hat ihre Hoffnungen geschürt. Nun stellt sich heraus, dass er eine Verlobte hat! Für Mila bricht eine Welt zusammen. Bleibt nur die Flucht – das House-Sitting-Angebot in Schottland aus dem Internet kommt da genau richtig. Kurz entschlossen reist sie in das verschlafene Örtchen Applemore. Doch der Dorfgemeinschaft ist der Neuzugang nicht geheuer. Erst Milas Backkünste und die Idee, ihre Brote zu tauschen – gegen Musikstunden, knackige Äpfel oder Freibier im Pub – öffnen die Herzen der Bewohner. Und als plötzlich der gut aussehende Finley auftaucht, macht auch Milas Herz einen unerwarteten Hüpfer.

Lassen Sie sich auch von den anderen zauberhaften Sommerromanen von Pauline Mai verführen:
Das Glück ist lavendelblau
Das Leben leuchtet sonnengelb

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Seitenzahl: 610

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Buch

Liebe braucht keine Ferien? Dem kann Mila nur widersprechen. Wochenlang war sie in Theo verliebt, und er hat ihre Hoffnungen geschürt. Nun stellt sich heraus, dass er eine Verlobte hat! Für Mila bricht eine Welt zusammen. Bleibt nur die Flucht – das House-Sitting-Angebot in Schottland aus dem Internet kommt da genau richtig. Kurz entschlossen reist sie in das verschlafene Örtchen Applemore. Doch der Dorfgemeinschaft ist der Neuzugang nicht geheuer. Erst Milas Backkünste und die Idee, ihre Brote zu tauschen – gegen Cellostunden, knackige Äpfel oder Freibier im Pub –, öffnen die Herzen der Bewohner. Und als plötzlich der gut aussehende Finley auftaucht, macht auch Milas Herz einen unerwarteten Hüpfer.

Autorin

Pauline Mai, 1987 geboren, wuchs am Tegeler See in Berlin auf. Sie studierte Literaturwissenschaft und lernte auf Reisen quer durch Europa die herzliche Lebensart der Menschen, malerische Landschaften sowie köstliches Essen lieben. Heute lebt die Autorin zwar wieder in Berlin, das Fernweh ist ihr aber immer noch geblieben – wie auch der Wunsch, die besondere Atmosphäre dieser Sehnsuchtsorte mit ihren Lesern zu teilen.

Weitere Informationen unter: www.paulinemai.de

Von Pauline Mai bereits erschienen

Das Glück ist lavendelblau · Das Leben leuchtet sonnengelb

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Pauline Mai

Liebe funkelt apfelgrün

Roman

Das Zitat stammt aus »E-M@il für dich«, Regie: Nora Ephron, Warner Bros., 1999.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Originalausgabe 2022 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Copyright © 2022 by Pauline Mai

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Michael Gaeb.

Redaktion: Angela Kuepper

Umschlaggestaltung und -motiv: www.buerosued.de

DK · Herstellung: sam

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-27660-7V002

www.blanvalet.de

1

APPLEMORE, JUNI 2019

Winzige silbrig graue Kieselsteine rieben aneinander und knirschten unter jedem meiner Schritte. Ich folgte dem schmalen Weg an Sträuchern und Hecken in einem leuchtenden Grün vorbei, wie es wohl nur hier in Schottland zu finden war. Es musste in den letzten Tagen geregnet haben – oder vielleicht sogar erst in den vergangenen Stunden. In der Luft lag noch der tiefe, erdige Duft, und das satte Pflanzengrün erzählte von vollgesogenen Wurzeln und Blättern. Doch nun brachen Sonnenstrahlen durch die Wolkenfetzen am Himmel und wärmten mich, was bitter nötig war, denn die raue Brise hatte sich längst unter all meine Kleiderschichten geschlichen und mir eine Gänsehaut am ganzen Körper beschert. Einige blonde Locken hatten sich aus meinem Dutt gelöst, der nur noch einem Kuddelmuddel glich; sie tanzten wild um mein Gesicht und kitzelten mir Stirn und Wangen.

Als sich die Rollen des Koffers auf dem Kies verhakten, hob ich ihn an und wuchtete ihn Schritt für Schritt über den Weg, wobei ich versuchte, über die Hecke zu blinzeln und einen Blick auf das Cottage zu erhaschen. Aber meine Einssechzig reichten einfach nicht aus, zumal ich mit dem schweren Gepäck nicht gerade beweglich war. Darin befand sich Kleidung für zwei ganze Monate. Zwei Monate – was mir zu Hause wie ein Fingerschnippen erschienen wäre, erstreckte sich nun vor mir wie eine kleine Ewigkeit: zwei Monate in einer mir völlig fremden Umgebung, in einem fremden Haus, einem fremden Dorf. Bei dem Gedanken daran begann sofort wieder das Wirbelspiel in meinem Bauch, und ein nervöses Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Doch gleichzeitig stiegen auch Zweifel auf: Würde ich mir all die Zeit überhaupt vertreiben können, so ganz ohne Freunde, die ich mal eben anrufen könnte, um sie auf einen Kaffee zu treffen, und ohne Arbeit? Nun gut, die hatte ich ja sowieso nicht mehr, seitdem das Hotel pleitegegangen war. Trotzdem schoss mir die Frage durch den Kopf, ob ich zu überhastet aus Heidelberg abgereist war. Ich hatte nur daran gedacht, dort wegzukommen. Was, wenn ich mich am Ende hier gar nicht wohlfühlen würde und ein Übel gegen das andere eingetauscht hätte?

Doch bevor ich dem Gedanken weiter nachhängen konnte, passierte ich das letzte Stück Hecke, das mir noch den Blick auf das Haus verstellt hatte – und blieb abrupt stehen. Der Koffer landete mit einem Rumsen auf meinem Fuß.

»Du blödes … du blödes Schrottding!«

Ich hob das Bein an und rieb mir den Fuß durch den dünnen Schuh. Doch der Schmerz konnte den Bann nicht lindern, den der Anblick des Hauses auf mich ausübte. Auf der Housesitting-Seite hatte ich bereits Bilder davon gesehen und mich sofort verliebt. Aber nun, da ich leibhaftig davorstand, spürte ich erst die volle Wirkung. Und sofort waren die Zweifel vergessen, die eben noch aufkommen wollten.

Es war ein waschechtes schottisches Cottage: größer, als ich erwartet hatte, zweigeschossig, mit gelbem Anstrich, der von einzelnen Natursteinen in der Fassade durchbrochen wurde. Hier und da wuchsen Efeu und gelb blühende Rankrosen an den Wänden empor. Die in weißes Gitter eingefassten Fenster waren im Erdgeschoss recht groß. Im oberen Stockwerk waren sie kleiner, dafür aber in Erker mit spitzen Dächern eingelassen. Eine Holzbank befand sich vor dem Haus. Und ich sah schon vor mir, wie ich dort saß, den Blick über die Wildwiese mit den grasenden Schafen schweifen ließ, die sich davor erstreckte, und den leicht moorigen Duft der Natur in mich aufnahm. Das Cottage stand zwar nicht ganz frei – rechts daneben ragte die Fassade des Nachbarhauses auf, dessen Garten an diesen hier angrenzte –, doch es war das letzte in der Reihe des Dorfes und wirkte bereits ziemlich abgeschieden und friedlich.

Ich war mit dem Bus aus Edinburgh angekommen. Wir hatten uns zwischen grün bewachsenen Hügeln, die einer Butterwerbung entsprungen schienen, und grauen Felsen hindurchgeschlängelt, um schließlich hier in Applemore zu landen, einem Nachbarörtchen von Killin im Herzen Schottlands. Zweimal hatte ich umsteigen müssen, doch all die Mühe war es wert gewesen, nun, da ich vor diesem Traum von einem Cottage stand.

Plötzlich wurde ich ganz zappelig. Ich wollte es von innen sehen! Ich zog mein Handy hervor und öffnete die letzte Mail, die Mrs. Bains, die Hausbesitzerin, mir geschickt hatte.

Hallo Mila,

das Cottage wartet nun auf dich. Wir sind schon zu meiner Schwester aufgebrochen und haben in der Eile alles hoffentlich noch so vorbereiten können, dass du dich wohlfühlen und angenehme zwei Monate in Applemore verbringen wirst. Der Schlüssel für die Eingangstür steckt unter dem Topf mit der Distel, von der ich dir auch ein Foto mitschicke. Du wirst sie sofort finden.

Im Haus erwarten dich weitere Erklärungen, für den Fall, dass du sie benötigst. Und falls doch eine Frage offenbleibt, zögere nicht, dich bei uns zu melden.

Eine sichere Anreise wünschen wir dir und eine tolle Zeit im guten alten Applemore!

Ruth und Rory Bains

Ich sah zwischen dem Blumenfoto und dem Eingang hin und her. Die dunkelgrüne Haustür wurde von einigen Töpfen aus Terrakotta mit Kräutern und bunt blühenden Blumen flankiert. Und da war sie, die Distel, pink unter all dem Grün und den pudrigen Blumen. Als ich die Mail bekommen hatte, hatte ich mich gefragt, warum man ausgerechnet eine Distel in einen Topf pflanzte, bei der es sich doch eigentlich um ein Unkraut handelte. Aber unter all den Wildblumen und dem Grün im Garten fand ich sie tatsächlich wunderschön. Ich tastete die Unterseite des Topfes ab und erfühlte das kühle Metall eines Schlüssels.

Gespannt zückte ich ihn und steckte ihn ins Schloss. Was mich wohl auf der anderen Seite der Tür erwartete? Es fühlte sich ein bisschen so an, als würde ich mit dem Öffnen dieser Tür ein neues Leben beginnen. Das war ja schließlich auch die Idee dieser Reise gewesen: Ich hatte einfach weggemusst, wollte all das Drama und die bösen Gefühle zurücklassen, die in Heidelberg an jeder Ecke gelauert hatten.

Als ich nun die Tür öffnete, entfuhr mir ein Laut des Staunens. Vom Schwung plötzlicher Euphorie erfasst, trat ich in den offenen Flur, der rechts den Blick auf ein geräumiges Wohnzimmer freigab. Warme honigfarbene Holzfußböden untermalten den heimeligen Eindruck der Polstermöbel, die um einen Kamin gruppiert waren. Ein Bücherregal links neben dem Sofa lud dazu ein, den Blick über die Buchrücken schweifen zu lassen. Und vor dem Fenster auf der rechten Seite stand eine weitere kleine Couch, die perfekt schien, um sich dort mit einer Decke einzukuscheln, zu lesen und dann und wann aus dem Fenster in den Himmel zu schauen.

Aufgeregt drehte ich eine Runde durch den Raum und lief dann schnell in den nächsten, der sich gleich gegenüber befand: eine geräumige Wohnküche, die von einem der großen Fenster erhellt wurde. Die Landhausmöbel waren in einem matten Gelb lackiert, eine Kücheninsel mit zwei Hockern stand in der Mitte, davor ein schöner alter Holztisch, an dem acht Stühle Platz fanden. Auf der Kücheninsel entdeckte ich einige Papiere und eine große Schale mit knackig grünen Äpfeln neben einer Grußbotschaft von Mrs. Bains: Willkommen in Applemore! Sie wünschte mir nochmals einen schönen Aufenthalt und hatte alle wichtigen Nummern notiert sowie verschiedenste Anleitungen und Anweisungen für die Geräte und sogar den Flyer eines Pizzalieferdienstes dazugelegt. Auf dem Boden standen zwei Näpfe, die entweder blitzeblank ausgeleckt oder von Mrs. Bains gespült worden waren. Als Housesitterin würde ich nicht nur das Cottage hüten, sondern auch zwei Katzen – von denen bisher allerdings nichts zu sehen war. Vielleicht wuselten sie irgendwo im Haus herum, oder sie waren durch die Katzenklappe entwischt und streunerten in der Gegend umher. Na, die würde ich schon noch herbeilocken!

Beschwingt ließ ich die Küche hinter mir und lief zu der schmalen Treppe, die in das zweite Geschoss führte. Während ich Stufe um Stufe nach oben nahm, besah ich die Fotos, die hier hingen. Die Bains’ schienen mir die typische Bilderbuchfamilie zu sein: Mutter und Vater, zwei Jungs, ein Hund. An der Konstellation änderte sich, bis auf das Verschwinden des Hundes, auf den neueren Bildern und das Altern der Familie nichts. Sie schien glücklich, geradezu sorgenfrei. Die Jungen hatten das blonde Haar und die beinahe weiße Haut des Vaters geerbt, dafür hatten sie die Grübchen von ihrer Mutter, die sich bei ihrem ansteckenden Lächeln fast über die gesamten Wangen zogen. Bestimmt hatten sie mit diesem Lächeln schon so manchem Dorfmädchen den Kopf verdreht.

Schmunzelnd kam ich oben an, wo fünf Türen von einem kleinen Flur abgingen. Ich folgte der einladenden Haftnotiz an der ersten Tür, auf der mit Edding dick geschrieben stand: Sweet dreams, Mila! Sie führte in ein Schlafzimmer mit großem Bett und Blumen überall. Den Bettüberwurf, die Vorhänge, selbst den Bezug der Nachttischlampen zierte ein blasses Rosenmuster. Ich fühlte mich sofort in meinem Element, denn ich liebte alles mit Blumen. So ziemlich jedes Kleidungsstück in meinem Koffer wartete mit Blumen in verschiedensten Formen und Farben auf. Besonders mochte ich geblümte Kleider, die mir bis zu den Waden reichten und sie luftig umspielten, sodass ich mich frei und romantisch wie eine Romanheldin fühlen konnte.

Ich jubelte auf, und nachdem ich mich einmal auf das Bett geworfen und die Festigkeit der Matratze getestet hatte, sprang ich wieder hoch, um die anderen Räume in Augenschein zu nehmen: ein zweites Schlafzimmer, das offenbar von den Hausbesitzern bewohnt wurde, und ein winziges Bad, in das zu meiner Freude eine Badewanne gequetscht worden war. Als ich das nächste Zimmer betrat, fiel ich vor Überraschung beinahe hintüber. Ein Kino! Ein richtiges Kino mit Sesseln, Leinwand, Samtvorhängen und Beamer. Davon hatte in der Hausbeschreibung auf der Internetseite gar kein Wort gestanden. Ob ich es überhaupt benutzen durfte? Da entdeckte ich ein weiteres Briefchen auf dem kleinen Rolltisch mit den Fernbedienungen und Gerätschaften: To the highly honoured guardian of this house – damit war wohl ich gemeint, musste ich mit einem Auflachen feststellen. Im Weiteren erklärte mir der Hausherr im Detail, wie ich die Geräte zu benutzen hätte und wie ich die Datenbank mit den Hunderten von Filmen abrufen könnte. Abschließend wünschte er mir stimmungsvolle Abende in all den unbekannten Welten. Glücklich seufzte ich auf. Ich liebte Filme, besonders RomComs und Romanverfilmungen mit schmalzig schönen Liebesgeschichten. Damit wäre dann wohl auch die Frage geklärt, wie ich zwei Monate hier herumbringen würde, sollten mir keine anderen Beschäftigungen in den Sinn kommen.

Die Tür neben dem Kinoraum war verschlossen. Seltsam. Mr. und Mrs. Bains hatten doch sonst alles beschriftet und erklärt; von einem Zimmer, das ich nicht betreten sollte, war nirgends die Rede gewesen. Ich versuchte noch einmal, die Klinke herunterzudrücken und die Tür mit mehr Kraft aufzustoßen, doch keine Chance. Nun gut, vermutlich hatten sie alles, was nicht für meine Augen gedacht war, in dieses Zimmer geschafft und es abgeschlossen. So hätte ich es zumindest gemacht. Trotzdem musste ich sofort an Jane Eyre denken und den unheimlichen Dachboden, den sie nicht betreten durfte. Halb gruselnd, halb kichernd überlegte ich, welches dunkle Geheimnis sich wohl in diesem Raum verbergen mochte: ein Haufen stinkender Socken oder ein Zehnjahresvorrat an Katzenstreu aus dem Sonderangebot?

Da fiel mir etwas ein. Wo steckten die beiden Katzen? Ich ging in die Küche, die noch immer verlassen war, und fand in einer Schublade Futter und Snacks. Kurzerhand verteilte ich einige Leckerbissen auf dem Boden vor der Katzenklappe und füllte den Futternapf. Vielleicht würde das die beiden anlocken – und sie mir gleich wohlgesinnt stimmen. Doch auch als ich durch die Küche tänzelte und mit der Trockenfutterschachtel klapperte, passierte nichts.

Also gab ich vorerst auf, suchte mir frische Sachen aus meinem Koffer zusammen und ließ oben Wasser in die Badewanne laufen. Der Reisedreck musste weg! Anschließend würde ich die Umgebung erkunden. Ich konnte es kaum erwarten, in die echt schottische Natur mit ihren grünen Wiesen einzutauchen. Doch ein schönes warmes Bad nach der langen Busfahrt, bei dem ich die Beine ausstrecken und mal durchatmen konnte, erschien mir verführerischer, als sofort wieder aufzubrechen.

Als die Wanne voll war, ließ ich mich in das warme Badewasser sinken. Der Schaum verströmte einen sanften Jasminduft. Ich schloss die Augen, atmete tief ein und gab mich der entspannenden Dunkelheit hin. Genau so hatte ich mir das vorgestellt.

Da flackerte ein Gesicht vor meinem inneren Auge auf. Markante Wangen- und Kieferknochen, schwarze Haare und stechend grüne Augen. Schnell riss ich die Lider wieder auf, doch es half nichts: Die Umrisse hatten sich bereits in meine Netzhaut gebrannt. Und mit ihnen kroch sofort wieder der Schmerz herbei und krallte sich in meinem Inneren fest. Es tat so weh, dass ich nur flach atmen konnte. Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich wollte nicht weinen. Nicht jetzt. Eben noch war ich so fröhlich und wirklich glücklich durch das Haus getänzelt, da konnte es nicht schon wieder drei Schritte zurückgehen, zurück in die Enttäuschung.

Aber es war zu spät. Weitere Bilder erkämpften sich den Weg in meinen Kopf. Erinnerungen an ihn, an Theo. Ich sah vor mir, wie ich in der Bar geradezu über ihn gestolpert war und wie wir unsere Blicke ineinander versenkt hatten, so tief und lange, wie ich es zuvor nie erlebt hatte. Es kam mir vor, als wäre seither eine Ewigkeit vergangen, dabei waren es nur wenige Wochen. In dem Wissen, dass ich mich selbst damit folterte, aber doch nichts dagegen tun konnte, ließ ich mich tiefer in das Badewasser sinken und erinnerte mich an diesen einen Abend, der alles verändert hatte.

2

HEIDELBERG, MAI 2019

»Und deswegen«, sagte ich und schloss das Buch in meinen Händen, »ist Lori Nelson Spielman eine meiner allerliebsten Liebesromanautorinnen.« Damit schob ich das Buch einige Zentimeter von mir über den Holztisch mit den vielen Einkerbungen. Ich hatte beinahe schreien müssen, so laut war es mittlerweile in der Bar geworden, in der ich mich mit Fiona, Leon und Josefine zu unserem monatlichen Romantikclub traf. Wir vier vergötterten alles, was sich um die Liebe drehte. Manchmal gingen wir zusammen ins Kino, um die neueste Romanze zu sehen, oder wir versackten vor einem unserer Fernseher zur Liebesfilmnacht mit Prosecco und schachtelweise Pralinen. Doch diesmal hatten wir mal wieder einen Roman gelesen und tauschten uns nun darüber aus – in einer viel zu lauten Bar. Um unseren Tisch drängten sich die Besucher mit gefährlich vollen und schwankenden Gläsern, während sich hinter den Fenstern die Dämmerung längst breitgemacht hatte. Zwei Stunden saßen wir schon zusammen und hatten diskutiert, doch allmählich wurde es immer schwerer, sich auf das Buch zu konzentrieren. Je später es wurde, desto ausgelassener wurde die Stimmung um uns herum. Die fröhlich quietschenden Saxofonklänge eines wilden Jazzsongs tönten über das Gewaber aus Stimmen hinweg. Die Luft hatte sich aufgeheizt und war biergeschwängert. Da half es nur noch, sich auf die Stimmung einzulassen und selbst das nächste Bier zu bestellen!

»Stimmt schon«, meinte Leon in seinem bedachten Tonfall, während er das Glas mit einer Hand durch die Luft schwenkte. Die Art, wie er sich durch die vollen braunen Haare strich, ließ mich wieder einmal an den jungen Hugh Grant denken. Leon hatte nicht nur die gleichen Haare, sondern auch den gleichen verträumten Blick. Und wenn Hugh dann noch den leicht verschrobenen Buchhändler in Notting Hill gab, wo Leon doch auch in einer Buchhandlung arbeitete … Ich unterdrückte ein Grinsen, als er weitersprach. »Bei ihr gibt es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick und den ganzen Quatsch nicht. Da entwickeln sich die Dinge langsamer. Und das ist doch eigentlich nur realistisch, oder?« Er sah zu mir und wackelte mit den Augenbrauen, da er genau wusste, dass er mich mit seinen Worten herausforderte.

»Den ganzen Quatsch? Hast du wirklich Quatsch gesagt?«, rief ich denn auch sofort und fasste mir theatralisch ans Herz, als hätte er soeben ein Stück davon herausgerissen. »Du sprichst von der Liebe, und da ist alles möglich, selbst Liebe auf den ersten Blick und dieser ganze Quatsch!« In dem Moment drückte sich ein dicker Bauch von hinten gegen meinen Kopf, als sein Besitzer versuchte, sich zwischen meinem Platz und der Menschenmenge hindurchzuschieben, und ich ruckelte mit meinem Stuhl die paar verbliebenen Zentimeter an die Kante des Tisches vor.

»In der Liebe mag ja alles möglich sein, aber doch eigentlich nur, weil sie einen völlig blind macht«, mischte sich Fiona ein, während sie das Ende ihres roten Pferdeschwanzes zwischen den Fingern zwirbelte und amüsiert beobachtete, wie ich dem Bauch auszuweichen versuchte. Fiona arbeitete als Managerin in demselben Hotel, in dem ich als Rezeptionistin tätig war. Anfangs hatte mich ihre entschiedene und manchmal strenge Art irritiert, doch während der vier Jahre, die wir nun zusammenarbeiteten, hatte ich sie von ganz anderen Seiten kennengelernt und sie ins Herz geschlossen. Mittlerweile war sie meine beste Freundin.

Endlich war der Bauch hinter mir verschwunden, und ich konnte mich wieder ganz auf das Gespräch konzentrieren.

»Aber«, rief ich in Fionas und Leons Richtung, »ihr glaubt doch auch an die große Liebe. Sonst wärt ihr doch nicht in unserem Club!«

»Ich glaube schon, dass es Liebe gibt und sie so stark sein kann, dass sie alles andere verdrängt«, sagte Fiona und wedelte mit einer Hand in der Luft, als wollte sie eine Fliege vertreiben. »Aber das hält nie länger an als ein paar Monate. Dann nimmt die erste Verliebtheit ab, und weg ist die Intensität. Danach wird die Beziehung zur Arbeit, und Liebe ist nur noch ein Gemisch aus Freundschaft, Gewohnheit und Zuneigung. Was natürlich auch schön sein kann, keine Frage.«

Leon nickte zustimmend und fuhr sich durchs Haar, um es dann sofort mit einer gewohnten Geste zurückzustreichen.

»Das denkt ihr, weil ihr es noch nicht anders erlebt habt«, meinte ich in grummeligem Ton.

Da meldete sich Josefine mit so leiser Stimme zu Wort, dass sie in dem Getümmel um uns herum beinahe unterging. Für eine Kickboxlehrerin war sie, das musste ich immer wieder feststellen, erstaunlich ruhig und zurückhaltend.

»Aber keiner von uns hat es je anders erlebt. Wie kannst du so sicher sein, dass es so etwas wie die große Liebe wirklich gibt?«

Sie klang nicht so skeptisch wie die anderen beiden, eher neugierig. Und sie hatte recht: Bei den Erfahrungen, die ich mit Beziehungen in meinen fünfundzwanzig Jahren gemacht hatte, war es vielleicht ein Wunder, dass ich überhaupt noch glaubte, zwei Menschen könnten so gut zueinanderpassen, dass sie ihr Leben miteinander verbringen wollten. Zwischen Typen, die während unserer ersten Verabredung unter dem Tisch schon das Handy mit der Dating-App gezückt hatten, um die nächste Kandidatin klarzumachen, bis hin zu klammernden Couchpotatoes hatte ich alles durch. Zwischenzeitlich hatte meine Motivation ordentlich gelitten, doch wenn ich in meinen Büchern blätterte oder zum x-ten Mal die Schlussszene von Stolz und Vorurteil mit Keira Knightley sah, keimte immer wieder die feste Überzeugung in mir auf: Es musste die wahre Liebe geben, und ich würde sie finden, irgendwann, irgendwo.

Ich überlegte einen Moment, in dem ich den Blick über die umherwuselnden Menschen in der Bar wandern ließ. Einige standen in Grüppchen an der Theke, andere tummelten sich um den Kickertisch und gaben Jubelschreie von sich, die mit dem Klackern des Balls auf dem Holz und der Musik einen ungewollt melodiösen Rhythmus eingingen. Mein Blick blieb an einem Pärchen hängen, das an einem Zweiertisch saß und von all dem um sich herum nichts wahrzunehmen schien.

»Ich glaube einfach daran«, sagte ich schließlich und zuckte mit den Schultern. »Ich muss daran glauben, sonst würde dieses ganze Datingspiel keinen Sinn mehr für mich ergeben. Die wahre Liebe taucht in so vielen Büchern, Filmen und Serien auf – es kann doch nicht sein, dass sie nur ein Hirngespinst ist. Irgendwo muss es sie geben!«

Im nächsten Moment platschte eine Ladung Bier auf unseren Tisch, und wir vier fuhren erschrocken zurück.

»Oh, sorry«, kam es lallend von einem Typen in der Menge. Während Josefine ein Taschentuch zückte, das Bier wegwischte und Leon dafür nacheinander alle Gläser anhob, warf Fiona dem Kerl einen entnervten Blick zu, rückte wieder an den Tisch vor und beugte sich zu mir rüber.

»Na ja«, sagte sie und zog leicht an einer meiner blonden Locken, als wollte sie mich damit in die Realität zurückholen, »es gibt auch unzählige Bücher und Filme über Aliens, aber bisher bin ich keinem einzigen begegnet.«

Trotz des inneren Widerstands musste ich lachen.

»Ich finde es schön, dass Mila so fest an die Liebe glaubt«, verteidigte mich Josefine, die den mit Bier vollgesogenen Taschentuchklumpen in einen leeren Humpen fallen ließ. Ich warf ihr ein dankbares Lächeln zu, als sie zu mir aufsah. »Vielleicht wird sie uns ja irgendwann beweisen, dass wir falschliegen.«

Ich erkannte in ihren Augen, dass sie das genau wie ich zu hoffen schien – im Gegensatz zu unseren anderen beiden Freunden, die schon zu viele schlechte Erlebnisse mit der Liebe gemacht hatten.

»Darauf brauche ich erst mal einen neuen Drink«, sagte Fiona und exte den letzten Schluck ihres Cocktails. Sie wollte aufstehen, doch ich war schneller.

»Ich bin dran. Alle noch mal dasselbe?«

Leon warf einen raschen Blick auf die Uhr und nickte dann.

»Musst du etwa noch wohin?«, fragte ich.

»Nein, nein, aber ich bin mit einem Kumpel verabredet, der hier vorbeikommen wollte. Der müsste bald eintreffen.«

Es geschah immer wieder mal, dass sich Freunde von uns zu der Runde gesellten. Die einzige Regel war, dass sie erst kommen durften, wenn unser Club zu Ende getagt hatte.

»Also noch eine Runde«, wiederholte ich, strich mein Blumenkleid glatt, schnappte mir so viele leere Gläser, wie ich tragen konnte, und wandte mich der Bar zu, von der mich etwa drei Menschenreihen trennten.

Mühsam drückte ich mich an den warmen Körpern vorbei und nuschelte eine Entschuldigung nach der anderen. Verschiedene Parfümdüfte, Schweiß und Alkoholdunst stiegen mir in die Nase. Natürlich musste ich mich in den anstehenden Pulk einreihen, um irgendwann einen Platz vorn an der Theke zu ergattern. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich bestellen.

Ich war so erleichtert, als ich endlich die vollen Gläser in den Händen hielt, dass ich mich viel zu schwungvoll damit umdrehte. Eine kleine Fontäne spritzte heraus – und landete mitten auf dem Shirt eines Typen hinter mir.

»Auweia«, entfuhr es mir laut, und ich starrte auf den Fleck, der sich immer weiter auf dem Stoff ausbreitete. »Das tut mir wahnsinnig leid! Warte, ich besorge eine Serviette.«

Ich versuchte, mich umständlich, mit den Gläsern in den Händen, auf dem kleinen Platz, der mir zwischen den anderen Körpern blieb, zur Bar umzuwenden, doch ein anderer Gast hatte längst meine Lücke eingenommen. Ich wandte mich wieder dem Typen zu und sah unentschlossen von dem Fleck auf seinem Shirt zu den Drinks in meinen Händen und schließlich zum ersten Mal zu ihm auf. Grüne, durchdringende Augen waren mit amüsiertem Ausdruck auf mich gerichtet. Sein kantiges Gesicht umgaben schwarze Haare, die ihm bis zu den Ohren reichten. Die blasse Erinnerung an diesen einen sexy Vampir aus den Vampire Diaries zuckte durch meinen Kopf: genau, Damon! Im nächsten Moment wurde sie von den unglaublich strahlenden Augen meines Gegenübers verdrängt, die mich unverwandt anstarrten und mich sofort so fesselten, dass ich meine unangenehme Lage kurz vergaß. Als er zu merken schien, dass ich mir nicht recht zu helfen wusste, vertiefte sich das Lächeln um seinen Mund und weckte mich aus meiner Trance.

»Das tut mir so leid«, wiederholte ich und sammelte mich. »Warte, ich stelle die Gläser nur kurz an unserem Tisch ab, und dann besorge ich dir etwas zum Trocknen, okay?«

»Schon gut«, sagte er und enttäuschte mich kein bisschen mit seiner angenehm rauen Stimme, die zu seiner geheimnisvollen Aura passte. »Ehrlich gesagt ist so eine kleine Erfrischung bei der Hitze hier drin echt angenehm.«

Ungläubig sah ich zu ihm auf. Sein Lächeln zauberte ihm kleine Grübchen auf die Wangen.

»Bist du sicher?«, fragte ich, woraufhin er nickte. »Na gut, dann …« Ich zögerte noch, mich von ihm zu trennen. Irgendetwas hatte er an sich, was in meinem Bauch kleine Vibrationen auslöste und mich unter Spannung setzte, und mich überkam das Gefühl, eine Chance zu verpassen, wenn ich mich jetzt an ihm vorbei- und zu unserem Tisch durchdrängte. Doch da übernahm er diese Entscheidung für mich. Er lächelte mir zu und verschwand durch die Lücke, die sich neben mir aufgetan hatte, zur Bar.

Ich schob die aufwallende Enttäuschung fort, seufzte und suchte mir einen Weg zurück zu meinen Freunden, der sich, mit den Getränken in den Händen, weit schwieriger gestaltete als zuvor. Entsprechend machte ich kleine Tippelschritte und versuchte, allen Ellbogen auszuweichen, die sich mir in den Weg schieben könnten. Endlich erspähte ich den winkenden Leon und wollte gerade etwas rufen, als eine große, schlanke Gestalt sich an mir vorbeischob, Leon abklatschte und sich auf meinen Platz fallen ließ, um Fiona und Josefine die Hand zu reichen. Ich sah die Gestalt zwar nur von hinten, doch der schwarze Haarschopf ließ keinen Zweifel daran, dass es der Unbekannte war, dem ich gerade noch eine kleine Dusche hatte zukommen lassen. Es musste sich bei ihm um Leons Freund handeln. Dann hatte das Winken wohl gar nicht mir gegolten. Ich trat näher an den Tisch heran, direkt neben den Stuhl des Fremden – also meinen Stuhl –, und setzte mühsam die Getränke ab. Der Unbekannte bemerkte mich und blickte mich direkt an. Er schien zu denken, dass ich hier stand, weil ich mit ihm sprechen wollte. Beinahe hatte er mich mit diesem Blick schon so weit, irgendwelchen Quatsch zu stammeln, da wurde ich gerade noch von Leon gerettet, der über den Lärm hinweg rief:

»Theo, das ist die Vierte im Bunde und die größte unter uns Romantikern – Mila.«

»Eine Romantikerin mit ordentlich Schwungkraft«, sagte Theo gerade so laut, dass nur ich es hören konnte. Schuldbewusst zuckte mein Blick zu seinem noch immer feuchten Shirt, doch er hatte sich schon erhoben und hielt mir die Hand hin, die sich angenehm warm anfühlte. »Ich bin Theo, freut mich sehr, dass wir uns doch noch richtig kennenlernen.«

»Mich auch«, flüsterte ich fast und wollte mir am liebsten selbst einen Tritt geben. Ich war doch sonst nicht so schüchtern. Aber irgendetwas an diesem Kerl und unserer ersten Begegnung ließ mich kleinlaut werden. Theo deutete auf den Stuhl. »Ich habe dir den Platz weggenommen, oder? Bitte setz dich, ich hole schnell einen anderen Stuhl.«

Wie er das anstellen wollte, war mir ein Rätsel. Es war viel zu voll in der Bar, als dass irgendwo einfach ein leerer Stuhl herumstehen würde. Und doch kam er keine Minute später mit einem wieder und rückte ihn neben meinen Platz.

Die Getränke hatte Fiona mittlerweile verteilt. Sie sog an dem Strohhalm ihres Cocktails und beugte sich dann zu Theo vor.

»Leon hat gerade erzählt, dass ihr euch auf einer Lesung in der Buchhandlung kennengelernt habt, an der du teilgenommen hast. Bist du etwa Schriftsteller? Dann müssen wir sofort deine Bücher in unserem Club lesen!«

Theo lachte, und fasziniert beobachtete ich von der Seite das Spiel seiner Augen, als sie sich zu Halbmonden formten und sich das Strahlen darin noch vertiefte. »Um Gottes willen, nein. Ich bin bloß Übersetzer, ein mittelloser Übersetzer ohne jegliche Bedeutung, der an jenem Abend auf der Bühne sitzen und sich in dem Licht des Schriftstellers sonnen durfte.«

»Na, hör mal, ohne Leute wie dich könnten wir so viele Bücher gar nicht lesen. Also stell deine Arbeit mal nicht unter den Scheffel«, mischte sich Leon sofort ein. Hier lag seine Berufung. Er liebte alles und jeden, der mit Büchern zu tun hatte und an ihrer Entstehung beteiligt war. Stundenlang konnte er über die verschiedenen Verlage schwärmen, uns unzählige Namen von Lektorinnen und Übersetzern um die Ohren schmieren, bis sich uns der Kopf drehte. Er war einfach stolz, als Buchhändler ein Teil dieser Welt zu sein.

»Aus welchen Sprachen übersetzt du denn?«, fragte ich mit einer so zaghaften Stimme, dass sie mehr nach Josefines als nach meiner klang.

Theo wandte mir den Kopf zu, und als sein Blick sich auf mich richtete, spürte ich ein aufgeregtes Kribbeln durch meinen gesamten Körper fahren.

»Aus dem Französischen und Italienischen. Ein bisschen englische Literatur habe ich zwischendurch auch gemacht, aber da ist die Konkurrenz einfach riesengroß, also bleibe ich lieber bei meinen Südländern.«

»Was war denn das letzte Buch, das du übersetzt hast? Das kommt ganz nach oben auf unsere Liste«, meinte Fiona und brachte Theo zum Schmunzeln. Er nannte einen mir unbekannten Namen, den sich Fiona notierte, um dann aufzusehen und zu fragen: »Hat das Buch überhaupt mit Liebe zu tun? Du musst wissen, das ist der Kern unseres Clubs. Wir sehen nur Filme und lesen nur Bücher, die sich um die Liebe drehen.«

»Liebesromane?«, fragte Theo nach und lächelte schief. »Ich glaube, wenn ein Wort in diesem Buch nicht vorkommt, dann ist das ›Liebe‹. Ehrlich gesagt war ich auch nicht besonders angetan von dem Buch, aber da ich die vorigen Werke des Autors übersetzt hatte, wollte ich ihm treu bleiben. Nein, warte, wenn ihr Liebe wollt, dann lest lieber diesen Roman hier.« Er zog Fionas Zettel zu sich heran, ließ sich den Stift reichen und schrieb einen weiteren Buchtitel auf. Ich beugte mich vor, um mitzulesen, kannte ihn aber nicht. Und bevor ich fragen konnte, sprach Theo schon weiter.

»Warum eigentlich Liebesgeschichten?« Er wandte sich an Josefine, die bisher noch gar nichts gesagt hatte. Ich bemerkte, wie er den Blick weiter durch die Runde schweifen ließ und am Ende wieder bei ihr landete, als würde er ihr gerne die Möglichkeit geben zu antworten, ohne sie unter Druck zu setzen. Tatsächlich ergriff sie das Wort.

»Das ist das, was uns vier verbindet«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme. »Vor zwei Jahren hat Leon in der Buchhandlung eine Lesungsreihe mit Liebesromanautorinnen und -autoren gestartet. Und als ich Fiona und Mila da auch bei der vierten Lesung traf, war mir schon klar, dass sie genauso vernarrt in Liebesgeschichten sein mussten wie ich.« Sie lächelte in die Runde, und wir anderen drei nickten zustimmend.

»Die Liebe schafft es, alle zu verbinden!«, rief Leon und grinste schief. »Oder manchmal eben auch nur der Traum von ihr.«

Theo sah zu mir, einen winzigen Augenblick nur fühlte es sich an, als brennte sich sein Blick in mich ein.

Wir führten das Gespräch über unseren Lesekreis, Bücher und die jeweilige Arbeit weiter, wobei Theo sich bald so gut in unsere Gruppe eingefügt hatte, als wäre er schon lange ein Teil von ihr. Irgendwann musste Josefine aufbrechen, da sie früh am nächsten Morgen einen Kurs im Kampfsportstudio gab. Leon und Fiona hingegen waren derart in einer Diskussion über einen Film verfangen, den ich nicht gesehen hatte, dass die Argumente nur so um unsere Ohren flogen. Ich folgte der verbissenen Debatte zwischen den beiden, die eigentlich immer irgendwann am Abend aufkam. Das Thema schien dabei eine nebensächliche Rolle zu spielen. Hier wurden die rhetorischen Werkzeuge verfeinert und unter Beweis gestellt. Da hörte ich, wie Theo sich neben mir räusperte. Er blickte mich an, und etwas in mir versteifte sich. Ein wenig nervös strich ich mir durch die Locken, die wieder einmal um mein Gesicht tanzten und taten, was sie wollten.

»Und du bist also die größte unter den Romantikerinnen«, sagte Theo und musterte mich interessiert, wobei sein Blick kurz meiner Hand folgte und weiter über mein Haar strich. War da ein Schmunzeln, als die vorderen, besonders widerspenstigen Locken wieder in mein Gesicht sprangen? »Was meinte Leon damit?«

»Ach, das sagt er nur so, weil ich in unserer Runde die große Verfechterin wahrer Liebe bin.« Als ich sah, wie er fragend eine Augenbraue hob, versuchte ich es zu erklären. »Na ja, ich weiß nicht, wie deine Datingerfahrung so ist, aber heutzutage fällt es einfach schwer, den Glauben an die Liebe aufrechtzuerhalten, wenn man das dreißigste Tinderdate ausmacht und schon im Vorhinein klar ist, dass das eigentlich nichts wird.«

»Und trotzdem glaubst du an wahre Liebe?«, fragte Theo, der mittlerweile den Ellbogen auf dem Tisch abgestützt und den Kopf in die Hand gelegt hatte.

»Es gibt da etwas, an das ich glauben will. Selbst wenn es mir noch nicht begegnet ist. Die Idee, in der Liebe zu jemand vollkommen aufzugehen, mich ganz und gar vertraut mit ihm zu fühlen, mit ihm jeden Tag verbringen und alt werden zu wollen, sodass wir auch mit achtzig noch händchenhaltend durch die Welt spazieren …« Ein wenig beschämt sah ich zur Seite. »Das wünsche ich mir einfach.«

Einen Moment lang waren nur die Musik und der Pulk aus Stimmen um uns herum zu hören, und ich war überzeugt, mich völlig blamiert zu haben. Doch da sagte Theo auf einmal: »Das klingt ziemlich schön.« Ich sah zu ihm auf. Er schaute mich ernst an, sein Blick war durchdringend und berührte etwas ganz tief in mir. Mein Kopf fühlte sich plötzlich an wie leer gefegt, und selbst wenn ich etwas hätte sagen wollen, war mein Hals so beengt, dass kein Wort hätte hindurchdringen können. Ich vertiefte mich ganz in diesen Blick, in diese grünen Augen. Es verging eine kleine Ewigkeit, die sich doch wie ein Wimpernschlag anfühlte, als Theo schließlich zu schmunzeln begann und den Blickkontakt abbrach. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, räusperte sich und nahm einen Schluck aus seinem Bierglas. Dann sah er mich mit einem Ausdruck in den Augen an, der die Überraschung spiegelte, die ich nach diesem intensiven Moment fühlte, und dem zugleich etwas Verschmitztes innewohnte.

»Sag mal«, wieder räusperte er sich, »wie viele Liebesbücher hast du eigentlich schon gelesen?«

Ich war noch leicht benommen, die Aufregung ließ sich nicht so schnell abschütteln.

»Ein paar«, meinte ich und schmunzelte, was er sofort erwiderte. Er beugte sich noch ein wenig näher zu mir heran.

»Schätz mal, wie viele.«

Ich ließ den Blick wandern, ohne etwas von dem um uns herum wahrzunehmen, während ich im Kopf überschlug.

»An die dreihundert vielleicht.«

»Und dann sind da natürlich noch all die Liebesfilme«, gab Theo zu bedenken und behielt mich genau im Blick. Er zog mich auf, das war mir klar, aber auf eine süße Weise. Flirtete er etwa mit mir?

»Manche habe ich mir auch doppelt und dreifach angeguckt«, gab ich grinsend zu. »Hast du E-Mail für dich mit Meg Ryan gesehen? Ich kenne jede Zeile auswendig.«

»Beweise es!«, sagte er mit einem herausfordernden Lächeln.

Mein Grinsen vertiefte sich, ich musste nicht mal nachdenken, richtete mich etwas auf und begann, eine meiner Lieblingsstellen runterzurattern, in der Tom Hanks alias Joe Fox über eine berühmte Kaffeekette meinte, dass dort »die Leute, die zwar keine Ahnung haben, wo sie hinwollen oder wer sie sind, für nur 2,95 Dollar nicht nur eine Tasse Kaffee, sondern auch eine wirklich entscheidende Festigung ihres Selbstwertgefühls« bekämen.

»Wow, das ist … beeindruckend!«, sagte er lachend.

»Na ja. Besser wäre es, ich würde mir sinnvolle Dinge merken. So besonders ist es nicht gerade, Liebesfilme auswendig zu kennen.«

»Ein bisschen besonders ist es schon«, sagte Theo und sah mich auf eine Weise an, die einen Sturm in meinem Kopf auslöste. So gern ich eine schlagfertige Antwort gegeben hätte – meine Gedanken wirbelten durcheinander.

Auch ich hatte mittlerweile den Ellbogen auf dem Tisch und den Kopf auf der Hand abgestützt und mich immer wieder nah zu ihm hinübergebeugt, um ihn in dem Lärm besser verstehen zu können – und vielleicht auch, um das Kitzeln seiner Haarsträhne auf meiner Wange und die Wärme zu spüren, die er ausstrahlte. Da spürte ich plötzlich eine Hand auf meinem Rücken und zuckte zusammen. Ich drehte den Kopf und sah auf, wobei ich mich fühlte, als wäre ich unsanft aus dem schönsten Schlaf geweckt worden.

Leon stand neben mir. Seine Augen wiesen dunkle Schatten auf, die sich immer bildeten, wenn er lange wach und ein, zwei Bier zu viel getrunken hatte. Zum ersten Mal, seitdem Theo an unserem Tisch aufgetaucht war, fragte ich mich, wie spät es wohl war.

»Fiona und ich gehen, wir müssen ins Bett«, erklärte Leon mit lauter Stimme. Ich sah zu Fiona hin, die sich gerade eine Jeansjacke überstreifte und wirkte, als würde sie jeden Moment vor Müdigkeit umfallen.

»Wie spät ist es?«, fragte ich.

»Fast zwei. Höchste Zeit, ins Bett zu kommen.« Schon zwei? Überrascht sah ich zu Theo, der ebenfalls die Brauen hob. Leon blickte von mir zu Theo und zurück. »Bleibt ihr noch?«

Ich meinte, in Theos Augen das gleiche Bedauern auszumachen, das ich spürte. Doch er schüttelte den Kopf.

»Ich muss leider los. Sonst schaffe ich es morgen nicht an den Schreibtisch, und es droht eine wichtige Abgabe. Aber zuerst …« Er lächelte entschuldigend und verschwand in Richtung Toiletten. Ich sah ihm nach und konnte weder das kribbelige Gefühl in meinem Bauch noch die Traurigkeit darüber, Theo nun gehen lassen zu müssen, abschütteln.

»Mila?«, hörte ich Leon mit ahnungsvoller Stimme an meinem Ohr. »Was passiert hier gerade?«

Ich sah zu ihm auf, und mein Lächeln verriet ihm sofort alles, was sich in meinem Inneren abspielte.

»Nein, nein, nein, tu das nicht«, rief er voller Vehemenz. »Du verliebst dich nicht in ihn.«

»Warum denn nicht?«, fragte ich irritiert. »Außerdem ist es vielleicht schon längst zu spät. Du hast diesen Moment vorhin ja nicht mitbekommen. Wir haben uns einfach angesehen, minutenlang. Es war magisch, wirklich. Und ich bin mir ganz sicher, dass er ihn genauso besonders fand wie ich …«

Leon entfuhr ein Seufzen und er ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem eben noch Theo gesessen hatte.

»Mila, bitte, vergiss ihn einfach ganz schnell wieder.«

»Was, warum denn das?« Ich setzte mich auf und sah Leon stirnrunzelnd an. »Was, wenn er der Eine ist? Du weißt schon: mein Mr. Darcy, mein Will Traynor oder mein, ähm, Joe Fox. Und du willst, dass ich ihn einfach so wieder vergesse?«

»Mila, er ist nicht der Eine.« Leon legte eine Hand auf mein Knie. »Er kann es nicht sein.« Er warf einen Blick über meinen Kopf hinweg und lächelte ein wenig gequält. Schnell sah ich mich um: Theo hatte die Toilettenräume verlassen und steuerte auf uns zu. Leon beugte sich zu meinem Ohr vor: »Theo ist verlobt. Verstehst du? Er ist nicht der Eine, er kann es nicht sein.«

Als wäre ein Eiskübel über mir ausgekippt worden, breitete sich ein bitterkaltes Gefühl in mir aus. Nach und nach gefroren meine Gliedmaßen, mein Gewebe, meine Organe. Und in diesem Eisgewölbe hallte ein Wort immer und immer wider: verlobt – verlobt – verlobt.

3

APPLEMORE, JUNI 2019

Es fiel mir schwer, aus den Erinnerungen aufzutauchen und wieder im Cottage in Schottland anzukommen. Mühsam erhob ich mich aus der Badewanne, trocknete mich ab und zog mir frische Kleider über. Jede Bewegung fühlte sich schwer an, als würde sie von der Last in meinem Inneren behindert. Wäre da nicht die Online-Verabredung mit Leon, Fiona und Josefine gewesen, ich hätte mich einfach ins Bett plumpsen lassen und die blumige Decke über den Kopf gezogen. Stattdessen ging ich nach unten, nahm meinen Laptop aus der Tasche, verband ihn mithilfe von Mrs. Bains’ Angaben mit dem Internet und wählte mich bei Skype ein. Dort waren sie schon: meine drei besten Freunde. Ein warmes Flackern drang durch meinen zusammengezogenen Magen, als ich ihre lächelnden Gesichter in den drei Quadraten auf dem Bildschirm erblickte. Ein Wirrwarr aus Stimmen, die sich auf dem Weg durch die Internetleitung ein wenig verzerrten, tönte aus den Lautsprechern.

»Mila!«, riefen alle drei. »Du bist gut angekommen!«

»Wie ist es?«, fragte Fiona sofort, während Josefine leiser hinzufügte: »Wie geht es dir?«

Ob sie den traurigen Zug um meine Augen gleich bemerkt hatte? Es hätte mich nicht gewundert. Josefine hatte ein gutes Gespür für diese Feinheiten.

»Es ist wirklich wunderschön hier«, antwortete ich auf Fionas unverfänglichere Frage. »Das Haus ist ein Traum, es gibt einen Kamin und sogar ein kleines Kino. Und wenn ich aus dem Fenster sehe, ist da nur Natur: Wiesen, Wildblumen, Schafe, Felder …«

»Und wie sind das Dorf und die Nachbarn?«, fragte Leon. Im Hintergrund entdeckte ich die bunt gefüllten Reihen seiner Buchregale. Leon konnte einfach kein Buch aussortieren, selbst wenn es ihm nicht gut gefallen hatte.

»Ich habe es noch nicht geschafft, mir den Ort genauer anzusehen. Bei meiner Ankunft habe ich nur den letzten Zipfel davon gesehen, und da bin ich kaum einer Menschenseele begegnet. Auf den ersten Blick wirkt es nett hier, ein wenig verlassen vielleicht.«

»Ach, die kriechen bestimmt alle aus ihren Löchern, sobald sie erfahren, dass es eine neue Bewohnerin gibt, die freundlich und noch dazu wunderhübsch ist«, meinte Fiona im Brustton der Überzeugung.

»Hoffentlich«, sagte ich, »sonst wird es bestimmt einsam, so ganz ohne euch.«

»Was heißt denn hier ohne uns?«, rief Leon. »Wir skypen regelmäßig und schreiben uns. Du denkst wohl, du würdest uns so einfach loswerden, indem du für ein paar Wochen nach Schottland abhaust. Das kannst du vergessen!«

Ich lächelte dankbar.

»Das klingt ehrlich gesagt ziemlich gut.«

»Wie geht’s dir denn mit Du-weißt-schon-wem?«, traute sich Fiona endlich zu fragen.

Ich seufzte und biss mir auf die Lippe, um zu verhindern, dass meine Gefühle überhandnahmen. Die drei hatten mich in letzter Zeit zu häufig traurig erleben müssen.

»Geht so«, brachte ich schließlich hervor.

»Weiterhin kein Wort von ihm …?«, hakte Josefine vorsichtig nach.

»Nicht seit meiner Abschiedsnachricht.«

Alle drei nickten mit bedröppelten Mienen.

»Na ja«, meinte Leon, »es ist definitiv besser so, auch wenn es gerade hart sein mag.«

Ich nickte. Er hatte natürlich recht, aber trotzdem hatte ich auf irgendein Zeichen gehofft, das mir beweisen würde, dass ich Theo nicht ganz egal gewesen war. Es fiel mir schwer, meine Gefühle von heute auf morgen abzustellen.

»Du hast ihn nicht noch mal gesehen, oder?«, fragte ich, an Leon gerichtet, der Theo schon länger kannte als wir. Die beiden waren zwar nicht eng befreundet, aber hin und wieder trafen sie sich, um über Buchprojekte zu plaudern.

»Einmal kurz in der Buchhandlung«, meinte er.

»Das hast du mir gar nicht erzählt.« Mein Herzschlag beschleunigte sich sofort.

Leon zuckte entschuldigend mit den Schultern.

»Es gab eigentlich nichts zu erzählen. Und ich dachte, es würde dich nur aufwühlen.«

»Hat er irgendetwas gesagt?«

»Nein, nichts. Er hat nur ein Buch abgeholt, das er bestellt hatte. Dann wurde ich auch schon von einem anderen Kunden abgelenkt. Wir haben kaum zwei Worte miteinander gewechselt. Und ehrlich gesagt ist das für ihn auch besser so, sonst hätte ich ihm mal ordentlich die Meinung gegeigt.«

Ich nickte und fühlte die Enttäuschung in mir aufblubbern. Leon sah es mir an und fügte schnell hinzu: »Du hast alles richtig gemacht, Mila. Es hätte keinen Sinn ergeben, ihm weiter nachzuhängen. Er mochte dich bestimmt, aber die andere eben noch mehr.«

»Was bedeutet, dass er nicht der Richtige für dich ist!«, rief Fiona schnell dazwischen. »Sonst hätte er gesehen, was für ein besonderer und toller Mensch du bist. Glaub bloß nicht, dass es an dir liegt!«

Ich schüttelte den Kopf, ohne dass ihre Sätze richtig zu mir durchdrangen. Bevor noch mehr aufbauende Worte folgen konnten, die zwar lieb gemeint waren, aber mir gerade auch nicht weiterhalfen, hob ich den Kopf, versuchte mich an einem hoffnungsvollen Blick und fragte: »Wie steht es denn eigentlich um das Hotel? Hat das Gespräch mit den Anwälten gestern etwas Neues ergeben?«

Ich sah noch vor mir, wie Fiona vor anderthalb Wochen vor meiner Tür gestanden hatte, aufgelöst und mit wirrem Haar, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte …

»Hi, was ist denn …?«, hatte ich sogleich gefragt. Doch bevor ich noch zu Ende hatte sprechen können, hatte Fiona mich schon ins Wohnzimmer gezogen und sich auf meine Couch plumpsen lassen.

»Was ist denn nur los?«

»Ich erzähle dir, was los ist. Wir sitzen auf der Straße, das ist los.«

»Auf der Straße? Was meinst du? Warum bist du überhaupt hier, müsstest du nicht arbeiten?«

»Ganz genau. Und da liegt das Problem. Das Hotel ist hin. Die Kette ist bankrottgegangen. Das dürfte gerade die Runde durch die Presse machen. Ich wusste es, dass der Inhaber irgendetwas Faules vorhat! Aber dass er sich mit der Kohle einfach absetzt und sich ein schönes Leben auf den Bahamas macht, darauf sind wir nun ausgerechnet nicht gekommen. Und jetzt ist das Insolvenzverfahren abgelehnt worden!«

Ich hatte natürlich mitbekommen, dass die Hotelkette, für die wir beide gearbeitet hatten, insolvent gegangen war. Doch aus irgendwelchen Gründen hatten wir geglaubt, dass das Ganze noch irgendwie gut ausgehen würde. Dass sich die Kette durch das Insolvenzverfahren irgendwie retten ließe. Und nun war das Schlimmste eingetreten: Wir hatten auf einen Schlag unsere Arbeit verloren. Als hätte ich nicht schon genug Probleme gehabt …

Sogar über den Skype-Bildschirm sah ich meiner Freundin an, wie angespannt sie auch jetzt noch war.

»Also ist die Kette definitiv hin.«

»Absolut. Ich bin morgen zu einem Gespräch im Old Town eingeladen. Die hatten schon länger nach mir geangelt, aber bisher hatte ich ihre Abwerbungsversuche abgeblockt. Vielleicht kann ich ein gutes Wort für dich einlegen.«

»Das wäre toll«, sagte ich mit wenig Begeisterung in der Stimme. Eigentlich war das Old Town eines der Hotels, in denen ich mir immer zu arbeiten erträumt hatte: ein Luxushotel mit exquisiter Lobby, wo einem beim Eintreten schon der Page entgegeneilte und das Gepäck abnahm, um es über den flauschigen roten Teppich zu tragen. Aber gerade wollte keine Freude über die mögliche Aussicht auf einen neuen Job in mir aufkommen. Vielleicht lag es daran, dass ich eben erst in Schottland angekommen war und keinen Kopf hatte, mir Gedanken über das zu machen, was danach passieren würde.

Wir plauderten noch ein wenig über dies und das und machten einen neuen Skype-Termin für die nächsten Tage aus. Doch obwohl die drei sich alle Mühe gegeben hatten, mir zu versichern, trotz der Entfernung für mich da zu sein, regten sich düstere Gedanken in mir, als sich der Laptop-Bildschirm vor mir abdunkelte und ich plötzlich wieder allein dasaß.

Mein Blick wanderte über die Bücherregale und Polstermöbel des Wohnzimmers, das für einige Zeit meines sein würde, doch gedanklich war ich weit weg, in Heidelberg. Das Bild, wie Theo in Leons Buchhandlung trat und eine Bestellung entgegennahm, wollte mir nicht aus dem Kopf gehen und weckte die Erinnerung, wie wir zwei uns dort getroffen hatten. Er wirkte mit einem Mal wieder so nah – und zugleich so fern wie noch nie. Wieso fiel es mir so unheimlich schwer, ihn zu vergessen? Irgendeinen Punkt in mir hatte er berührt, so tief verborgen, dass bisher niemand dorthin vorgedrungen war. Ob ich mich deshalb überhaupt so in die Gefühle hatte fallen lassen, bei einem Kerl, der fest vergeben war? Das war ja eigentlich das Schlimmste an der ganzen Sache: Ich war von vorne bis hinten selbst daran schuld, dass es mir schlecht ging. Hätte ich auf meine Freunde gehört, als Theo mich auf einen Kaffee eingeladen hatte, und mich nie darauf eingelassen, säße ich jetzt nicht hier und würde mich im Kummer vergraben, obwohl mir ein bildschönes Haus zur Verfügung stand und eine neue Umgebung nur darauf wartete, erkundet zu werden. Hätte ich damals einfach Nein gesagt … Doch ich war von diesem Liebestaumel erfasst worden, hatte fest daran geglaubt, dass Leon sich geirrt haben musste und Theo keine Freundin haben konnte. Sonst hätte er mich doch nicht so angeguckt, wie er es in der Bar getan hatte. Selbst jetzt, da ich es besser wusste, ließ sich das Gefühl einfach nicht abschütteln …

4

HEIDELBERG, MAI 2019

Es war zwei Tage nach dem Barbesuch, bei dem ich Theo zum ersten Mal begegnet war. Seither war keine Sekunde vergangen, in der ich nicht an ihn gedacht hätte. Immer wieder sah ich vor mir, wie ich zum allerersten Mal in seine tiefen grünen Augen geblickt hatte, wie er über den Unfall mit den Drinks hinweggeschmunzelt hatte und wie unsere Blicke sich verfangen hatten, als ich ihm von meinem Traum von der wahren Liebe erzählt hatte.

Das Hotel, in dem ich arbeitete, war nicht besonders schick. Es gehörte zu einer Kette mit Hotels in ganz Deutschland, und in allen von ihnen herrschte dieselbe moderne, unterkühlte Atmosphäre. Es dominierten Grau- und Beigetöne, Sessel und Sofas aus Lederimitat und einfach zu reinigende, kratzige Teppiche. Alles in allem war es ein Ort, den man schnell wieder vergaß. Als ich meine Stelle vor gut fünf Jahren hier angetreten hatte, hatte ich gedacht, dies wäre nur eine kurze Übergangsstation, doch die Bezahlung war in Ordnung, ich hatte mittlerweile eine meiner besten Freundinnen immer in der Nähe und musste keine Nachtschichten mehr schieben. Also war ich geblieben, während ein Jahr nach dem anderen vergangen war.

Ich reichte gerade einem auscheckenden chinesischen Geschäftsreisenden seine Rechnung zur Unterschrift, als Fiona in einem schicken Kostüm hinter ihm vorbeilief – in dem eiligen, geschäftstüchtigen Schritt, den sie im Hotel immer anschlug –, mit den Augen in Richtung des Besprechungsraums rollte und zur nächsten Konferenz dorthin verschwand.

Das Telefon klingelte. Ich lächelte dem chinesischen Gast noch einmal zu und verabschiedete mich mit einem »Zaijian. Have a safe trip!«, dann nahm ich den Hörer ab.

»Welcome Inn. Mila Münzer, guten Tag«, flötete ich in den Apparat und öffnete am Computer nebenbei eine Reservierungsanfrage, die gerade per Mail reingekommen war.

»Mila, hi.«

Es war eine dunkle, raue Stimme. Eine Stimme, die sich mir an dem einen Abend so sehr eingeprägt hatte, dass sich vor Aufregung sofort meine Nackenhaare aufstellten.

»Theo?«, fragte ich völlig baff und nahm automatisch die Hand von der Computermaus. Mein Herz klopfte so stark, dass ich dachte, es müsse auf der anderen Seite der Leitung zu hören sein.

»Hi, ja. Ich hoffe, ich störe dich nicht?«

»Nein, Quatsch.« Ich sah mich schnell um, ob sich ein Gast näherte, doch die Lobby war leer.

»Gut.« Für einen Moment trat Stille ein, als wüsste keiner von uns beiden so recht, wie es nun weitergehen sollte. Dann meinte Theo: »Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob wir nicht mal einen Kaffee trinken wollen. Nur so, du weißt schon. Ich fand unser Gespräch wirklich toll und dachte, wir könnten es vielleicht fortführen.«

Ich biss mir auf Lippe. Am liebsten hätte ich laut gejubelt und wäre auf- und abgehüpft. Er wollte mich wiedersehen! Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht. Dann wurde die Euphorie von beißenden Zweifeln verdrängt: Sollte ich es wirklich tun, obwohl ich wusste, dass er verlobt war? Und obwohl klar war, dass ich mich gerade in ihn verguckte? Aber, sagte meine innere Stimme beruhigend, ganz offensichtlich stimmen Leons Informationen gar nicht mehr, und Theo hat sich von seiner Verlobten getrennt. In dem Fall würde ich hier die Chance meines Lebens verpassen … Und damit überwog sogleich wieder die Freude.

»Klar, gerne«, sagte ich so cool wie möglich. »Wann würde es dir denn passen?«

»Vielleicht morgen Nachmittag, oder musst du arbeiten?«

»Morgen muss ich tatsächlich spät arbeiten, aber wie würde es dir übermorgen passen?«

»Perfekt. Ich sitze ja den ganzen langen Tag in meinem dunklen Kämmerlein. Ich kann also praktisch immer.«

Ich lächelte vor mich hin.

»Magst du mich vom Hotel abholen? Dann können wir in ein Café hier in der Altstadt gehen. Um fünfzehn Uhr?«

»Einverstanden. Schön, ich freue mich, Mila.«

Meinen Namen von ihm ausgesprochen zu hören, löste kleine Glückswellen in mir aus.

»Ich mich auch. Sehr. Bis übermorgen dann.«

Kaum hatte ich den Hörer aufgelegt, nahm das Kribbeln in mir überhand, und ich musste einfach kurz dem Drang nachgeben und ein wenig umherhüpfen.

»Ist das deine Mittagsgymnastik, oder übst du für den nächsten Sackhüpfmarathon?«, ließ mich eine Stimme hinter mir zusammenfahren. Es war Fiona.

Siegesbewusst grinste ich ihr entgegen.

»Rate mal, wer gerade angerufen hat.«

Sie brauchte nur einen winzigen Moment, dann weiteten sich ihre Augen.

»Sag bloß«, murmelte sie, kam an den Tresen heran und lehnte sich dagegen. »Was wollte er?«

»Er will mich wiedersehen. Wir treffen uns übermorgen auf einen Kaffee.«

»Und seine Verlobte?«

»Die gibt es offenbar nicht mehr.« Auf Fionas strengen Blick hin fügte ich schnell hinzu: »Nach ihr kann ich ihn dann ja immer noch fragen, wenn wir uns sehen. Wieso sollte er mich auf einen Kaffee einladen, wenn er verlobt ist? Bestimmt hat Leon etwas durcheinandergebracht, und Theo ist längst wieder Single.«

»Mach keinen Blödsinn«, mahnte Fiona. »Wenn du einmal in einer Dreiecksgeschichte drinsteckst, ist es schwierig, da wieder herauszukommen, glaub mir.«

»Ich lass mich schon nicht auf ihn ein, solange er noch eine Freundin hat, keine Sorge.«

»Ich hoffe es. Denn glaub mir, Jane Austen hätte das gar nicht gutgeheißen.«

»Ich weiß, ich weiß«, tat ich ihre Warnung mit einem Winken ab. »Das Wichtigste ist doch aber gerade, dass mein Gefühl mich nicht getäuscht hat. Du wirst schon sehen: Am Ende geht alles gut aus!«

Fiona warf mir einen skeptischen Blick zu, während sie sich von mir wegdrehte und durch die Lobby zur Personaltür ging.

»Das glaube ich erst, wenn es so weit ist.«

Am Tag der Verabredung mit Theo stand ich zur vereinbarten Zeit vor dem Hoteleingang. Die brave Uniform hatte ich gegen eines meiner Blumenkleider ausgetauscht, mein rotes Lieblingskleid mit den schwarz umrandeten Mohnblumen. Dazu trug ich eine schwarze Strumpfhose, Stiefel und eine Strickjacke. Kaum dass ich Theos schwarzen Haarschopf unter den Passanten auf der Straße entdeckte, fiel die Hibbeligkeit der letzten beiden Tage von mir ab. Er kam wirklich – weder hatte er mich also vergessen, noch hatte er es sich anders überlegt, wie ich die ganze Zeit über befürchtet hatte.

Als er mich erblickte, breitete sich ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Ähnlich wie bei unserer ersten Begegnung in der Bar trug er Jeans und ein Langarmshirt. Moment, war das nicht sogar dasselbe Shirt, das ich vor wenigen Tagen noch mit einem Gemisch aus Bier, Cocktail und Wein bekippt hatte? Doch bevor ich genauer hinsehen konnte, war er schon bei mir angelangt und nahm mich zur Begrüßung kurz in den Arm. Ich genoss es, seinen Körper so nah an meinem zu spüren und seinen Duft zu riechen, den ich mir in den letzten Tagen so oft zu vergegenwärtigen versucht hatte.

»Schön, dass es geklappt hat«, sagte er. »Wollen wir gleich weiter?«

»Gerne.« Ich deutete in die Richtung des Cafés, das mir vorschwebte. Es war eines mit größerem Gastraum, vielen Nischen und Pflanzen.

»Wie ist es dir die letzten Tage ergangen?«, fragte Theo mich, als wir nebeneinander die Straße hinunterschlenderten. »Musstest du viel arbeiten?«

»Eigentlich war es sehr entspannt. Momentan ist wenig Betrieb. Die Saison beginnt gerade erst so richtig. In ein paar Wochen rennen uns die Touristengruppen aus aller Welt sicher wieder die Bude ein.«

»Die wollen alle das Schloss besichtigen?«, fragte Theo mit seiner angenehmen Stimme nach, die in mir den Wunsch auslöste, mich wie eine schnurrende Katze an ihn zu schmiegen.

»Genau. Meistens bleiben sie nur ein, zwei Tage, werden durch das Schloss und die Altstadt gejagt, um dann zum nächsten Ziel ihrer Deutschlandtour weiterzureisen.«

»Und dafür kommen sie extra den weiten Weg hierher.«

»Ja, ich finde das auch ein wenig seltsam, aber immerhin haben sie zuhause dann bestimmt jede Menge zu erzählen.«

Wir durchquerten die Fußgängerpassage, Theo öffnete die Tür des Cafés und ließ mich vorangehen. Als wir einen Tisch im hinteren Bereich ausgewählt und uns gesetzt hatten, fuhr er mit der Unterhaltung fort, als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben. »Wie reist du denn am liebsten?«

Ich rückte den schweren Metallstuhl etwas näher an das runde Tischchen heran.

»Mit viel Zeit. Ich bin gern im Auto unterwegs, mit Zelt im Gepäck, sodass ich mich einfach treiben lassen und dort anhalten kann, wo es mir am besten gefällt.«

Theo nickte, und seine Augen blitzten auf.

»Das klingt traumhaft. Ich lande leider meistens dann doch wieder im Pauschalhotel.«

»Wirklich? Wieso das denn?«

»Na ja, ich reise selten allein. Und Marie liebt es, sich für ein paar Wochen im Hotel verwöhnen zu lassen.«

Wumm! Da war sie also, die Freundin. Das Lächeln gefror auf meinen Lippen, und ich wandte den Blick schnell ab und auf die aufgeschlagene Karte auf dem Tisch, um mich nicht direkt zu verraten.

»So schlimm ist es da gar nicht, glaub mir«, sprach Theo weiter, der offenbar dachte, dass ich mich wegen meiner Abneigung gegen Pauschalreisen der Karte zugewandt hatte. »Man hat seine Ruhe und kann den ganzen Tag lesen.«

Ich nickte und war froh, als die Kellnerin mich aus meiner misslichen Lage befreite. Wie dumm ich mir vorkam! Meine Freunde hatten vollkommen recht damit, wenn sie mich naiv nannten. Ich hatte mich in einem meiner romantischen Träume verfangen, hatte mir eingeredet, dass Leon Theo falsch verstanden haben musste. Bestimmt, so hatte ich es mir zurechtgelegt, hatte Theo ihm von der Verlobten seines Bruders oder eines Freundes erzählt, und Leon hatte nicht richtig zugehört und alles durcheinandergebracht. Oder Theo war mal mit einer Frau in die Buchhandlung gekommen. Leon hatte geschlussfolgert, dass sie seine Verlobte sein müsste, und dabei war es nur die Schwester. Lief es so nicht immer in Liebesfilmen ab?

Wir bestellten Kaffee und schwiegen ein paar Sekunden, die sich für mich nach einer Ewigkeit anfühlten. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

»Leon hat dir erzählt, dass ich eine Freundin habe, oder?«, erkundigte Theo sich dann vorsichtig.

»Er meinte, dass du verlobt bist«, sagte ich und versuchte, unbedarft zu klingen.

»Gut, das hatte ich gehofft. Ich wollte keine falschen Erwartungen bei dir wecken. Aber unser Gespräch war so schön, dass ich Lust hatte, es weiterzuführen und mich vielleicht mit dir anzufreunden. Ich habe nicht allzu viele enge Freunde, weißt du?«

Trotz der Enttäuschung fühlte ich mich von diesen schönen Worten geschmeichelt und sah auf. Als ich das sanfte Lächeln auf seinem Gesicht erblickte, musste ich es einfach erwidern. Seine Offenheit war entwaffnend.

»Es war ein wirklich schönes Gespräch«, bestätigte ich und dankte der Kellnerin, die die Kaffeetassen vor uns abstellte. Dann riss ich mich zusammen: »Und eine Lücke wäre in meinem Freundeskreis vielleicht sogar noch frei.«

»Vielleicht?« Theo legte den Kopf schief, und ich musste grinsen.

»So lange kennen wir uns eigentlich noch nicht, dass ich diesen einen Platz so leichtfertig an dich vergeben könnte.«

Da musste Theo lachen.

»Recht hast du. Vielleicht habe ich ja Glück und kann dich heute überzeugen.«

Wir gingen wieder in ein gefahrloses Plaudern über. Ich erzählte von der Backstube meines Vaters, in der ich den Großteil meiner Kindheit verbracht hatte und die immer so wunderbar nach warmem, frischem Brot und buttrigen Croissants geduftet hatte. Und Theo berichtete von langen Sommern im Garten seines Elternhauses, wo er stundenlang in der Hängematte gelegen, gelesen und die Schmetterlinge im Fliederbusch beobachtet hatte. Alles war so frei von Sorgen gewesen, bis das Bild zu bröckeln begonnen und Theo als junger Teenager verstanden hatte, dass die Ehe seiner Eltern eine einzige Scharade gewesen war. Die beiden waren sich eigentlich nur aus dem Weg gegangen. Unser Gespräch wurde ernster und vertiefte sich, und ich konnte es kaum glauben, als ich irgendwann einen Blick aus dem Fenster warf und es schon dämmerte.