Liebe mit Bergblick - Heidi Troi - E-Book
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Liebe mit Bergblick E-Book

Heidi Troi

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Beschreibung

Ein Almdorf zum Verlieben – von Liebe, Glück und Neubeginn. Für Leser:innen von Alexandra Zöbeli, Manuela Inusa und Maxi Hofer Du hast Lust, dir auf zweitausend Meter Meereshöhe jeden Gedanken aus dem Hirn zu arbeiten, genug von der Zivilisation und keine weiteren Ansprüche als das tägliche Abendrot? Dann bist du bei uns richtig. Die Brüder Matt, Mark und Alex verwirklichen sich einen Traum: ein wunderschönes Feriendorf in den Südtiroler Alpen. Doch dabei brauchen sie dringend Unterstützung. Als Emma das Jobangebot als Kellnerin sieht, bewirbt sie sich kurzentschlossen – sie hat genug von Liebeskummer und will ihrem tristen Alltag in Köln entkommen. Doch statt von Sommer und Alpenglühen wird sie von einem Schneesturm und dem missmutigen Matt empfangen, der sie aus irgendeinem Grund zu hassen scheint. Die Arbeit in den Bergen ist hart, das Dorf abgelegen und das Wetter kann tückisch sein. Und wenn auch noch Gefühle hinzukommen, ist das Chaos komplett ...  »Man möchte sofort die Glücksalm besuchen, auf der Terrasse die Aussicht genießen und sich mit den kulinarischen Spezialitäten verwöhnen lassen. Klare Leseempfehlung, nicht nur für Südtirol-Liebhaber!!!«  ((Leserstimme auf Netgalley))  »Dies war mein erstes Buch der Autorin und es war ein absoluter Genuss in die Welt der Glücksalm einzutauchen. Ich mochte das Setting sehr gern und der Schreibstil überzeugt durch Humor und Tiefgründigkeit. Ein wirklich schöner Lesegenuss und eine klare Leseempfehlung von mir für dieses Schätzchen.« ((Leserstimme auf Netgalley)) »Ein flotter Schreibstil und Szenen, die abwechselnd ein Stirnrunzeln hervorrufen und einem ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern, sorgen für gute Laune und beste Unterhaltung. Ein wunderschöner Roman zum Wohlfühlen und Ausspannen – ich empfehle die Südtiroler Bergwelt mit Chaos und Liebe jedenfalls sehr gerne weiter.« ((Leserstimme auf Netgalley))

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© Piper Verlag GmbH, München 2023

Redaktion: Maike Mergler

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: Giessel Design

Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Kapitel 1 – Trixi ist weg

Matt

Kapitel 2 – Emma kündigt

Emma

Kapitel 3 – Bewerbungsgespräche

Matt

Kapitel 4 – Auf in die Alpen

Emma

Kapitel 5 – Ankunft Emma

Matt

Kapitel 6 – Ein warmes Bad

Emma

Kapitel 7 – Willkommen

Matt

Emma

Matt

Kapitel 8 – Schneeschippen

Matt

Emma

Matt

Emma

Matt

Emma

Kapitel 9 – Sonnenbrand

Emma

Matt

Emma

Kapitel 10 – Träume

Emma

Matt

Kapitel 11 – Glückssee

Emma

Matt

Emma

Kapitel 12 – Gespannte Lage

Matt

Emma

Matt

Emma

Kapitel 13 – Zickenkrieg

Emma

Matt

Kapitel 14 – Umzug

Emma

Matt

Kapitel 15 – Aufregung

Emma

Matt

Emma

Matt

Kapitel 16 – Abgang

Emma

Matt

Emma

Kapitel 17 – Ohne Trixi

Emma

Matt

Emma

Matt

Kapitel 18 – Aufwachen

Emma

Kapitel 19 – Klare Worte

Emma

Matt

Kapitel 20 – Und dann …

Emma

Emma

Nachwort

Rezept für Kaiserschmarrn

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Kapitel 1 – Trixi ist weg

Matt

»Das klingt ja fast, als hätte ich es hinnehmen sollen, dass ich sie jetzt zum dritten Mal mit einem anderen Kerl erwischt habe.« Matthäus, kurz Matt, sah zwischen seinem Bruder Mark und ihrem besten Freund Alex hin und her und fuhr sich verzweifelt mit den Händen durch das Haar. »Ganz zu schweigen von all den anderen Malen, von denen ich gar nicht weiß.«

Alex hatte eine Krisensitzung einberufen und die war bitter nötig. Jetzt saßen sie in der zirbenholzgetäfelten Stube des Haupthauses im Almdorf auf etwa zweitausend Meter Meereshöhe und überlegten, wie es weitergehen sollte. Trixi war nicht unerheblich an dem Projekt beteiligt gewesen und vor diesem Hintergrund fiel es Mark schwer, den Bruch zwischen seinem Bruder und dessen Freundin zu akzeptieren, obwohl er Matts Entscheidung sehr wohl verstand.

»Dir ist schon klar, dass wir gerade nicht nur eine Kellnerin verloren haben?«

Matt fixierte seinen Bruder mit zusammengekniffenen Augen. »Und dein Lösungsvorschlag ist, dass ich mir weiter die Hörner aufsetzen lasse, damit der Laden hier läuft?«

Bevor die Situation eskalieren konnte, legte ihm Alex beschwichtigend die Hand auf den Unterarm. »Natürlich musstest du sie zum Teufel schicken. Ich hätte dasselbe getan. Schon nach dem ersten Mal. Trotzdem stellt uns das jetzt vor Probleme. Wir brauchen schnellstmöglich Ersatz.«

»Erzähl mir was Neues«, sagte Matt frustriert. Er wusste ja selbst, dass es gelinde gesagt eine Katastrophe war, dass Trixi jetzt, kurz vor Beginn der Saison weggefallen war. Aber er hatte es einfach nicht mehr hinnehmen können. So oft hatte er ihr verziehen, wenn er wieder über eine ihrer Affären gestolpert war. Jetzt hatte er endgültig einen Schlussstrich unter diese verkorkste Beziehung gezogen. Einerseits war er erleichtert. Dieses Hin und Her zwischen der großen Liebe und der noch größeren Enttäuschung hatte an seinen Nerven gezerrt – ganz zu schweigen von seinem Herzen. Nie hatte er gewusst, ob er ihr wirklich vertrauen konnte, ob es ihr diesmal ernst war. Andererseits tat es ihm weh. Aber letztlich war ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende.

Mit einem dicken Knoten im Hals dachte er an ihr letztes schreckliches Aufeinandertreffen, als er ihr gesagt hatte, dass endgültig Schluss war zwischen ihnen. Und sie hatte einfach den Spieß umgedreht.

»Du hast dich nie um mich bemüht«, hatte sie ihm vorgeworfen.

Matt hatte nur genickt.

»Du hast mich nie geliebt.«

Wieder hatte er mit nichts als einem Nicken auf ihren Vorwurf reagiert. Wenn sie es brauchte, das Ganze so hinzustellen, als trüge er die Schuld daran, dann sollte es ihm recht sein. Hauptsache ihre Trennung blieb diesmal endgültig. Und so hatte er sich fast schon staunend angehört, wie sie die Tatsachen verdrehte, sodass auf einmal er den Aushilfskellnerinnen in den Ausschnitt geschaut hatte. Er reagierte auch nicht, als sie ihm an den Kopf geworfen hatte, dass dieses Projekt mitten im Nirgendwo eine Zumutung gewesen sei, und hatte sich den Kommentar verkniffen, dass Trixi selbst eine treibende Kraft dahinter gewesen war. Geduldig hatte er gewartet, dass das passierte, was passieren musste.

»Ich gehe!«

Da war der Satz, den Matt gefürchtet und doch herbeigesehnt hatte.

»Hörst du? Ich gehe!«

»Reisende soll man nicht aufhalten.« Er hatte gewusst, dass dieser Kommentar ihr Fass zum Überlaufen bringen würde und tatsächlich: Trixi war ausgerastet. Ohne ein weiteres Wort hatte sie ihren Koffer gepackt, ihn über die Holztreppe der Glücksalm poltern lassen, dabei das Spaßbarometer zerstört und war aus der Tür gerauscht, die Almstraße hinunter. Seit diesem Tag hatte er nichts mehr von ihr gehört oder gesehen.

Matt seufzte. Er würde in Zukunft einen großen Bogen um Frauen machen. Die waren doch alle gleich. Kaum kam einer mit einem dickeren Geldbeutel oder den teureren Klamotten, wechselten sie ihr Zielobjekt. Und was konnte er einer Frau schon bieten? Harte Arbeit, kaum Urlaub – und wenn, dann in Zeiten, in denen überall der Ferienbetrieb lahmgelegt war … ein karges, mühevolles Leben, das hauptsächlich aus Schufterei bestand.

Alex, der ihm diese Gedanken wohl vom Gesicht ablesen konnte, tätschelte seinen Arm. »Vergiss sie. Also. Was tun wir?«

Die drei Männer verfielen in Schweigen. Durch das Fenster der Almhütte sah man die Felsen glühen, die von der Abendsonne in leuchtendes Orange getaucht wurden. Der letzte Gast war gegangen, auf der Alm war Ruhe eingekehrt. Erst am Wochenende kämen neue, vorher würden höchstens ein paar Wanderer einen Zwischenstopp in der Hütte einlegen, um sich zu stärken. Noch war es ruhig. Doch schon bald würden sie von einer Lawine aus Menschen überrollt werden. Spätestens in zwei Wochen sollte die Bude voll sein. Dann brach die Wandersaison richtig an und sie hätten von morgens um sechs bis Mitternacht kaum eine Minute Zeit, um sich Gedanken über irgendwas zu machen. Auch wenn Matt diese Zeit herbeisehnte, weil er dann so in Arbeit vertieft sein würde, dass seine Gedanken nicht um Trixi kreisen konnten, graute ihm davor, was ihr Ausfall für sein eigenes Pensum bedeuten würde. Es ging nicht nur um die fehlende Servierkraft. Trixi hatte auch das Marketing übernommen und aus den einfachen Almhütten mit ein paar Handgriffen zauberhafte Rückzugsorte gemacht. Dazu hatte sie immer neue Ideen eingebracht, die weitere Gäste auf diese Höhe lockten.

Innerhalb eines Jahres war die Jausenstation mit dem dazugehörigen Feriendorf zum Geheimtipp geworden. Wobei Feriendorf vielleicht ein etwas überzogener Begriff für die paar Chalets war, die sich am Talschluss in das Hochtal schmiegten. Matt und Mark hatten sie von ihrem Vater geerbt und das Haupthaus sowie den Stall zwei Sommer lang liebevoll renoviert und die fünf kleineren, teilweise völlig verkommenen Hütten zu schnuckeligen Ferienhäuschen umgebaut, die sie nun vermieteten. Nachdem die erste Saison all ihre Erwartungen übertroffen hatte, versetzte Trixi ihrem Gemeinschaftsprojekt nun womöglich den Todesstoß.

»Für den Anfang suchen wir einfach eine neue Kellnerin«, meinte Mark mitten in das Schweigen hinein.

Matt lachte kurz auf. »Ach, und wo findest du jemanden?«

Seit der Krise waren Servierkräfte Mangelware. In den langen Monaten, in denen das Gastgewerbe lahmgelegt gewesen war, hatten sich viele beruflich umorientiert. Um die wenigen, die noch übrig waren, wurde hart gekämpft. Ganz sicher war niemand auf einen Job in dieser Höhe angewiesen.

»Wir finden jemanden«, sagte Alex. »Irgendeine fleißige Frau, die Lust auf ein bisschen Bergluft hat, wird sich schon finden.«

»Keine Frau«, widersprach Matt sofort. Er wollte nichts mehr mit Frauen zu tun haben. Die machten alles nur unnötig kompliziert.

»Egal ob Mann oder Frau: Wir finden jemanden.«

Sie warfen sich zweifelnde Blicke zu.

»Studenten?«, schlug Alex vor.

»Die dann verschwinden, nachdem sie verstanden haben, dass sie die Arbeit nicht wegdiskutieren können? Ihnen hier wirklich etwas abverlangt wird? Die dann plötzlich eine Prüfung mitten im Sommer haben?« Matt malte Anführungszeichen in die Luft, während er das sagte. Im vergangenen Jahr hatten gleich drei Studenten auf geheimnisvolle Weise unvorhergesehene Prüfungen aus dem Hemdsärmel gezaubert und sie hatten leider den Sommerjob aufgeben müssen.

Nein. Sie brauchten jemanden, auf den sie sich hundertprozentig verlassen konnten, jemanden, der den Laden hier schmiss, der was von Dekoration und Marketing verstand und im Idealfall gut in einem Dirndl aussah. Matt verbannte den Gedanken schnell aus seinem Kopf. Nein, er wollte einen Mann. Also jemanden, der gut in Lederhosen aussah. Vor allem aber jemanden mit Humor und Geduld. An Wochenenden saßen von elf bis sechzehn Uhr an die hundert Menschen auf der Holzterrasse. Einer war immer darunter, der nur zu meckern hatte.

»Ausländer?«, machte Matt einen Gegenvorschlag.

»Die dann weder auf Deutsch noch Italienisch die Bestellung aufnehmen können? Nein danke!«, wehrte Mark ab. Zu gut erinnerte er sich an den Versuch mit einer tschechischen Angestellten, die ständig für Trubel gesorgt hatte, weil sie die Bestellungen falsch verstanden hatte. Und hier in Südtirol wurde schlicht vorausgesetzt, dass man sich nicht nur in einer Sprache fließend verständigen konnte, sondern dass man zumindest beide Landessprachen beherrschte – am besten noch dazu Englisch und Französisch.

»Kann vielleicht Jo …«, fing Alex an, doch Matt und Mark wehrten beide sofort ab. Ihre Schwester half häufig auf der Alm aus und das, obwohl sie die Woche über als Lehrerin in einer Brennpunktschule arbeitete.

»Lass Jo aus dem Spiel. Erstens hat sie noch bis Mitte Juni Schule und zweitens braucht sie auch mal ein paar Wochen, in denen sie ausspannen kann. Das war echt heftig in diesem Schuljahr«, verteidigte Matt sie.

Die beiden anderen nickten verständnisvoll. Jo hatte ein Horrorschuljahr hinter sich. Eine ehrgeizige Mutter, eine inkompetente Schulführungskraft und das ganze durch eine intrigante Kollegin aufgemischt. Sie war mehr als einmal mit blankgelegten Nerven bei ihnen aufgekreuzt und hatte sich den ganzen Kummer von der Seele geweint. Nein. Sie brauchte jetzt dringend ihre Ruhe.

»Und bevor du mit Lukas kommst: Er schafft das schon kaum mit dem Hof und hat sicher keine Zeit und Kraft, um uns auch noch hier auf der Alm auszuhelfen. Im Gegenteil: Er hat gefragt, ob es uns möglich ist, ihm beim Heumachen zu helfen.« Marks und Matts Bruder führte den Hof allein und war ständig überfordert. »Vielleicht könnte Evi … oder Leni …?« Matt ließ die Frage offen im Raum stehen.

Die beiden Genannten waren Alex’ Schwestern und halfen ebenfalls oft auf der Alm aus. Doch Alex schüttelte den Kopf. »Wie stellst du dir das vor? Soll Evi neben den Zimmern noch den Service übernehmen? Ihr Tag hat auch nur 24 Stunden.« Mehr als die Reinigung der Hütten am Vormittag konnte sie unmöglich schaffen, denn nachmittags war die Theaterschauspielerin meistens in Proben eingespannt und dafür musste sie oft durchs halbe Land fahren.

»Und wenn Leni kellnert, fallen ihre Angebote aus«, dachte Mark laut weiter. Und damit hatte er recht. Sie bespaßte die Gäste an den Wochenenden mit Animationsangeboten, die sehr beliebt waren. Beim Waldbaden, Kräuterwanderungen oder Heu-Yoga half sie ihnen, ihre innere Mitte zu finden. Für die Kinder bot sie Überlebenstraining in der Natur an und auch ihre Nachtwanderungen wurden gut angenommen. Auf diese Aktivitäten konnten sie nicht verzichten, wollten sie, dass die Gäste der Chalets ihr Almdorf am Glücksberg auch weiterhin in den höchsten Tönen lobten.

»Dann sind wir mit unserem Latein am Ende?«, fragte Alex.

»Na ja … zumindest mit unseren Geschwistern. Wir müssen inserieren«, meinte Matt.

»Na dann …« Mark rieb sich die Hände. Dann krempelte er die Hemdsärmel hoch, zog den Laptop zu sich heran und lockerte seine Finger. »Gutaussehendes Männer-Trio (Singles) sucht Kellner(in) in luftiger Höhe. Du solltest offen, charmant und zweisprachig sein (deutsch-italienisch-englisch) …«

»He, das sind drei Sprachen«, warf Alex ein und sah grinsend zu, wie sein Freund das Geschriebene korrigierte. Dann diktierte er: »Erfahrung im Service haben, außerdem Körbchengröße D und im Dirndl gut aussehen.«

»Das ist erstens keine Partnerschaftsbörse und zweitens Männerdiskriminierung«, erklärte Matt. »Außerdem haben wir doch gesagt, dass wir keine Frau wollen, sondern einen Mann, nicht?«

»Das hast du gesagt«, erwiderte Mark, löschte aber die Körbchengröße, das Dirndl und die Singles. »Was noch?«

»Du solltest die Uhr nicht lesen können und keine Hobbys haben?«, schlug Matt sarkastisch vor.

Die anderen nickten.

»Das wäre allerdings von Vorteil.« Alex sah die anderen an. »Ob wir jemanden finden, der sich das hier antut?« Er machte eine Bewegung mit der Hand, die den ganzen holzgetäfelten Raum umschloss.

Ohne dass er es aussprach, wussten die Zwillinge, was er meinte. Die Almwirtschaft mit angeschlossenem Feriendorf war mehr als ein Job. Wen es hier herauf verschlug, der musste sich nicht nur auf harte Arbeit einlassen, sondern sich außerdem darüber im Klaren sein, dass nicht der Gesetzgeber, sondern die Gäste das Pensum vorgaben. Morgens um sechs hatte das Frühstück für die Gipfelstürmer bereitzustehen und manchmal gingen die Letzten erst nach Mitternacht zu Bett. Derjenige sollte wissen, dass man als Lohn für all die Mühe manchmal auch noch Menschen zu ertragen hatte, die nichts anderes wollten, als ihren angestauten Jahresfrust an einem Kellner auszulassen, buchstäblich das Haar in jeder Suppe fanden … Und für all diese Strapazen winkte bloß ein geringer Lohn. Denn auch wenn es gut lief, war das Almdorf leider keine Goldgrube.

»Wisst ihr was? Wir sagen einfach die Wahrheit.« Mark grinste, dann schrieb er: »Du hast Lust, dir auf zweitausend Meter Meereshöhe jeden Gedanken aus dem Hirn zu arbeiten, kannst den Gästen auf Deutsch, Italienisch und Englisch Auskunft über die Berge und diplomatische Antworten geben, hast genug von der Zivilisation und keine weiteren Ansprüche außer den Blick auf den Glücksberg? Dann bist du bei uns richtig. Matt, Mark und Alex freuen sich auf dich.«

Matt schnaubte. »Die werden uns die Türen einrennen.«

»Einen Versuch ist es wert«, sagte Mark. »Wir spielen mit offenen Karten.«

Kapitel 2 – Emma kündigt

Emma

Emmas Arbeitskollege Jan war schon lange das Objekt ihrer Sehnsucht. Genau genommen seit sie in der Import-Export-Firma ihre Arbeitsstelle angetreten hatte. Und er ahnte nichts davon. Sie hatte zwar Signale gesendet, war auf ihn zugegangen und hatte ihn zu Dates eingeladen, aber während sie an dem Feuer, das er in ihr entfachte, beinahe verbrannt war, war nicht einmal ein klitzekleiner Funke auf ihn übergesprungen.

Das hatte erst Praktikantin Susi geschafft, die Emma vor zwei Wochen zugeteilt worden war. Ein Geschöpf, dessen intellektuelle Ausgangslage bescheiden war und das zu allem Überfluss auch noch lispelte.

Am ersten Tag hatte Jan ihr zugezwinkert, am zweiten hatte er sie an Emma vorbei mit einem »Guten Morgen« begrüßt, das Emmas Unterleib in Flammen versetzte und am dritten standen die beiden bereits küssend auf der Nottreppe.

Emma versuchte, die Stiche zu ignorieren, die ihr der Anblick des händchenhaltenden Paares in den darauffolgenden Tagen versetzte. Lächelnd hatte sie zugesehen, wie die beiden Turteltäubchen bei jeder sich bietenden Gelegenheit miteinander schnäbelten, während ihr Herz brannte, und hatte mit demselben Lächeln zugestimmt, als Jan sie darum bat, ihm ihre Praktikantin abzutreten.

Das Lächeln war so tief in ihr Gesicht eingemeißelt, dass sie es nur mit Mühe schaffte, es am Abend wieder vom Gesicht zu ziehen.

Und so saß sie an diesem Tag im Wonnemonat Mai an ihrem Arbeitsplatz im Großraumbüro von Briener Logistics und versuchte sich, trotz andauernder Schmatzlaute, auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

Schmatz. Flüstern. Kichern. Schmatz … Sehr geehrter Herr Kuss, … Emma schüttelte den Kopf und löschte die letzten drei Buchstaben wieder. … Küster, schrieb sie. Dann spitzte sie die Ohren, weil es plötzlich still geworden war. Doch als sie aufsah, wusste sie, dass das ein Fehler gewesen war. Jan und Susi küssten sich. So richtig. Er hatte seine Zunge so tief in ihrem Hals, dass er damit gewiss ihr Gaumenzäpfchen kitzeln konnte, und seine Hand lag auf ihrem …

Emma schluckte. Doch sie konnte nicht wegsehen. Sie musste zuschauen, wie Jan genau das tat, was sie sich all die Jahre über so sehr gewünscht hatte. Sie war wie gebannt, während ihr Herz sich anfühlte, als würde es mit tausend kleinen Nadeln durchbohrt.

Dann brach donnernder Applaus los und das ganze Büro pfiff und johlte, als wäre es eine Glanzleistung, sich während der Arbeitszeit so gehen zu lassen.

Das war der Augenblick, in dem Emma den Entschluss fasste. Sie konnte hier nicht länger bleiben. Sie musste weg. Weg von Susi, Jan und dieser ganzen vergifteten Umgebung. Es war schlimm genug, dass der Mann ihrer Träume sie nicht wollte. Dass sie nun auch noch jeden Tag dieses junge Glück vor Augen haben sollte, war zu viel. Das musste sie sich nicht antun.

»Ich mach kurz Pause«, sagte sie, griff ihr Handy und verschwand nach draußen in den kleinen Park, der jenseits der Straße lag. Dort ließ sie sich nieder und versuchte, sich erst mal zu sortieren. Als ihr Herzschlag sich einigermaßen beruhigt hatte, dachte sie nach.

Sie musste so schnell wie möglich hier raus. Im Kopf überschlug sie ihre angesammelten Urlaubstage. Es mussten an die sechzig sein. Damit konnte sie die Kündigungsfrist überbrücken. Das war also nicht das Problem. Nur … Was sollte sie stattdessen tun? Sie rief die Internetseite einer Jobbörse auf und scrollte durch die Angebote.

»Kranführer müsste man sein«, dachte sie bedauernd. Niemand suchte eine Sekretärin mit zehnjähriger Erfahrung. Es war wie verhext. Sie wollte einfach nur einen Job, der sie glücklich machte.

Obwohl sie wusste, dass es unsinnig war, gab sie in die Suchleiste ein: Job+Glück. Und plötzlich ploppte diese Anzeige auf:

Du hast Lust, dir auf zweitausend Meter Meereshöhe jeden Gedanken aus dem Hirn zu arbeiten, kannst den Gästen auf Deutsch, Italienisch und Englisch Auskunft über die Berge und diplomatische Antworten geben, hast genug von der Zivilisation und keine weiteren Ansprüche außer den Blick auf den Glücksberg? Dann bist du bei uns richtig. Matt, Mark und Alex freuen sich auf dich.

Emma grinste. Zumindest konnte man den dreien nicht vorwerfen, dass sie ihren potenziellen Mitarbeitern nicht reinen Wein einschenkten.

»Jeden Gedanken aus dem Hirn arbeiten«, wiederholte sie leise für sich. Das klang nach einem guten Plan und ohne, dass sie groß darüber nachdachte, füllte sie das Formular aus, das der Anzeige beigefügt war. Das klang nach dem idealen Job für sie.

Kaum, dass sie ins Büro zurückgekehrt war, verfasste sie ihr Kündigungsschreiben und druckte es auf dem firmeneigenen Drucker aus. Sie brauchte einen Tapetenwechsel. Wenn aus dem Job in den Bergen nichts wurde, hatte sie immer noch sechzig Tage Zeit, um sich anderswo zu bewerben. Auch wenn sie die Stelle noch nicht hatte und es vermutlich die größte Dummheit ihres Lebens war – sie musste es einfach tun. Emma atmete einmal tief durch, dann marschierte sie ins Büro ihres Chefs und legte ihm die Kündigung auf den Schreibtisch.

Fragend blickte er zu ihr hoch. »Kündigung? Was ist der Grund? Fühlen Sie sich nicht wohl, Fräulein Meißner?«

»Frau Meißner«, hatte sie ihn automatisch verbessert. »Und nein: Das ist es nicht«, hatte sie gesagt, obwohl alles in ihr »Lüge!« schrie. »Ich brauche eine Veränderung.«

»Die Kündigungsfrist …«, begann ihr Chef.

»Ich habe noch über sechzig unbeanspruchte Urlaubstage.«

»Und die wollen sie natürlich jetzt nehmen.«

Emma nickte.

»Ich kann nichts tun, um Sie zu halten?«

Emma schüttelte den Kopf.

»Na dann …« Ihr Chef hob hilflos die Schultern. »Ich … wünsche Ihnen Glück auf Ihrem Weg. Sollten Sie es sich anders überlegen … vielleicht innerhalb der Kündigungsfrist …«

»Ich glaube nicht, dass ich es mir anders überlegen werde«, sagte Emma. »Aber danke.«

»Na dann …«

»Na dann …« Emma nickte ihm noch einmal zu, suchte nach einem passenden Schlusswort und fand keins. Daher wandte sie sich unverrichteter Dinge um und verließ beinahe fluchtartig das Büro.

Sie blendete das Tuscheln ihrer Kollegen aus, während sie die wenigen Dinge in eine Plastiktüte packte, die ihr persönlicher Besitz waren. Dann grüßte sie in die Runde. »War nett mit euch. Macht es gut und …«, sie lächelte schief, »immer volle Fahrt?«

Dann wandte sie sich um und verließ das Büro. Auf dem Parkplatz atmete sie erst einmal durch. Asphalt, Abgase, Müll … So also roch die Freiheit. Eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie herumfahren. Es war Jan.

»Du gehst?«

»Mhm.«

»Er hat dich rausgeschmissen?«

»Ich habe gekündigt.«

»Weil er dich fertig gemacht hat?« Jan sah sie prüfend an. »Wenn es das ist, dann sag es mir. Wir stehen zu dir. Jeder von uns kann bezeugen, dass deine Arbeit sehr gut war.«

Emma lächelte und kämpfte gleichzeitig mit den Tränen. Ausgerechnet jetzt war er so nett zu ihr. Jetzt. Hätte er genauso reagiert, wenn sie früher gegangen wäre? Sie stellte sich vor, wie die Situation ohne Susi wohl weitergegangen wäre. Sie wäre weinend an seine Brust gesunken, er hätte ihr sanft über das Haar gestreichelt und ihr einen leisen Kuss auf den Kopf gedrückt. »Nicht weinen, Kleines«, hätte er gesagt, ihr Kinn mit zwei Fingern nach oben gedrückt, verliebt in ihre tränennassen Augen geblickt und ihr einen Kuss auf die Lippen gedrückt …

Emma seufzte.

»Dann machen wir das so?«

»Was?« Was um alles in der Welt hatte sie verpasst, während sie sich ihre romantische Begegnung mit Jan ausgemalt hatte?

»Wir gehen jetzt zusammen in sein Büro, hauen auf den Tisch und verlangen, dass er dich wieder einstellt. Komm!« Er hielt ihr die Hand hin und hätte Emma nicht den Plastikbeutel mit ihren Habseligkeiten und ihre Handtasche getragen, wäre ihr erster Impuls der gewesen, sie zu ergreifen und nie mehr loszulassen.

Unwirsch schüttelte sie den Kopf. Sie musste sich diese Gedanken aus dem Kopf schlagen. Jan war Vergangenheit. »Danke, du«, sagte sie mit fester Stimme. »Das musst du nicht machen. Ich habe aus anderen Gründen gekündigt.«

»Aber warum?« Fassungslos sah er sie an. »Du bist gut in deinem Job. Du liebst deine Arbeit.«

Ich liebe dich, schrie es in ihr. Dich, du trotteliger Hornochse. Aber du liebst eine andere und das kann ich nicht mehr mit ansehen. Du reißt mir mein Herz heraus und trampelst darauf herum. Das bringt mich um, verstehst du das nicht?

»Warum?«, fragte er noch einmal und riss Emma damit wieder aus ihren Gedanken.

»Ich brauche eine Veränderung«, sagte sie, nestelte den Autoschlüssel aus ihrer Tasche und öffnete die Beifahrertür.

»Emma …«

Sie stellte die Plastiktüte auf den Beifahrersitz, dann knallte sie die Tür zu.

»Jan?«

»Ich … Schade. Ich … mochte dich.«

Nicht genug, dachte Emma. Noch bevor sich verräterische Tränen zeigen konnten, umrundete sie das Auto. »Mach’s gut, Jan«, sagte sie in seine Richtung, ohne ihn wirklich anzusehen. Dann gab sie Gas und sah zu, dass sie wegkam. Der Text dieser verrückten Annonce kam ihr wieder in den Sinn. »Du hast Lust, dir auf zweitausend Meter Meereshöhe jeden Gedanken aus dem Hirn zu arbeiten«, hatte darin gestanden. Genau das, was sie jetzt brauchte.

Kapitel 3 – Bewerbungsgespräche

Matt

»Das ist jetzt die letzte«, stellte Matt lakonisch fest. Sie saßen in dem kleinen Büro des Haupthauses vor dem Laptop und der Frust stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

»Vielleicht ist das genau die, auf die wir gewartet haben?« Mark zwinkerte ihm zu.

»Ich darf dich dran erinnern, dass ich eigentlich keine Frau möchte.«

Alex schnaubte. »Die zwei Männer davor wolltest du aber auch nicht.«

»Als ob ihr die genommen hättet!« Matt sah seinen Bruder und seinen Freund verständnislos an.

Mark schüttelte entschieden den Kopf. »Die waren auf Bergsteigen aus. Wenn die zu uns kommen, dann als Gäste.«

Die anderen nickten.

»Außerdem ist sie eine Deutsche. Stellt euch mal vor, wie peinlich das ist, wenn die Gäste bei ihr bestellen und sie spricht nicht einmal den Südtiroler Dialekt.«

»Das hätten wir dann mal in die Jobausschreibung mit aufnehmen sollen«, sagte Mark und grinste. »Außerdem kann sie wenigstens Deutsch. Das können wir nicht von allen behaupten, die hier gearbeitet haben.«

»Die Leute lieben unseren Dialekt. Erst dadurch, dass wir sprechen, wie wir sprechen, machen wir Südtirol zu ihrem Sehnsuchtsort«, wandte Matt ein.

»Dann sollten sie weniger oft nachfragen, was die Worte auf der Karte bedeuten.« Mark grinste schon wieder. Alles, was in ihrer Gastwirtschaft schriftlich festgehalten wurde, war im breitesten Südtiroler Dialekt geschrieben. Natürlich gab es Übersetzungen ins Deutsche und Italienische, aber die übersahen die meisten Gäste, weil sie so klein geschrieben waren, und das sorgte regelmäßig für mehr oder weniger lustige Situationen.

»Warten wir doch erst mal ab, ob sie online kommt. Noch ist nichts entschieden«, unterbrach Alex die beiden und sprach damit ihrer aller Befürchtung aus.

Genau drei Bewerbungen hatten sie auf ihre ungewöhnliche Annonce erhalten: Zwei Männer, die unabhängig voneinander von der Besteigung des Himalayas geschwärmt hatten und sich genauestens nach der Bergwelt in der Umgebung erkundigt hatten, und eine Frau, deren Anschreiben etwas chaotisch gewesen war. »Oh, hi«, hatte darin gestanden. Lust, dir auf zweitausend Meter Meereshöhe jeden Gedanken aus dem Hirn zu arbeiten … das klingt verführerisch. Dann bewerbe ich mich mal und hoffe, dass das keine leeren Versprechungen sind.«

»Wir sollten ihr noch fünf Minuten geben«, schlug Mark vor. »Wenn sie bis dahin nicht da ist, setzen wir eben eine 0815-Anzeige auf und schalten sie in der lokalen Zeitung. Kellner(in) gesucht und basta. Einverstanden?«

In dem Moment blinkte die Meldung auf, dass EmmaM den Warteraum betreten hatte.

»Da ist sie schon«, sagte Alex. »Und ich wette, dass sie ein Glücksgriff ist.«

»Ich wette, sie hat zwei linke Hände«, sagte Matt.

»Und ich wette, dass sie Körbchengröße D hat«, ergänzte Mark die Wetteinsätze.

»C«, kam da eine Stimme vom dunklen Bildschirm. »Hi.«

»Hoppla«, formte Mark lautlos mit den Lippen und grinste verlegen. »Hallo Emmi, wir dürfen dich doch duzen, oder?«

»Emma«, sagte die Stimme und Matts Herz machte einen Satz. Die Stimme löste etwas in ihm aus. Er ballte seine Fäuste. Nein. Das durfte nicht sein! Er hatte sich geschworen, keine Frau mehr an sich heranzulassen, und diese hier schaffte es allein mit ihrer Stimme, dass sich seine Vorsätze in Luft auflösten?

»Wir können dich noch nicht sehen, Emmi«, sagte Mark.

»Emma. Wartet mal … Was muss ich machen, damit ihr mich sehen könnt?« Knistern und Rascheln kam aus dem Lautsprecher, doch am Bild änderte sich nichts. »Geht es jetzt?«

»Leider nein«, sagte Alex.

»Jetzt?«, fragte sie nach weiteren Geräuschen.

»Immer noch nicht. Egal, Emmi. Es geht ja nicht um dein Aussehen. Solang du zwei Hände hast, sollte das kein Problem sein.«

»Zwei linke, um genau zu sein«, entgegnete sie und lachte leise. »Und Emma bitte.«

»In Ordnung. Ich werds’ mir merken. Das hier ist Matthäus also Matt – und das ist sein Zwillingsbruder Markus – kurz Mark. Bevor du dich über die Namen wunderst: Ihre Eltern haben sich einen Spaß draus gemacht, ihre Kinder nach den Evangelisten zu benennen. Der andere Bruder heißt Lukas, die Schwester Johanna. Aber ich schweife ab.«

»Und du bist dann Alex?«

»Genau. Und wir drei leben in einem wunderschönen Almdorf weit weg von jeder Zivilisation, vermieten Almhütten an Menschen, die im Einklang mit der Natur zu sich selbst finden wollen und verköstigen andere, die hoch hinaus wollen.«

Schweigen.

»Bist du noch da?«

Es knackste in der Leitung und sie antwortete: »Ja. Ich hatte bloß den Ton abgeschaltet. Sonst hört ihr den Lärm der Baumaschinen im Hintergrund.«

»Alles klar. Woher kommst du denn?«

»Köln. Warum?«

»Wir fragen uns nur, ob du vielleicht Italienisch kannst?«

»Zufällig ja. Ein wenig. Ich hatte mal einen Kurs in der Volkshochschule belegt. Weil ich im Urlaub an der Adria diesen Typen kennengelernt hatte. Der wollte was von mir. Dachte ich zumindest. Also machte ich den Kurs, um zu wissen was … Na ja. Es war nicht das, was ich von ihm gewollt hätte. Tja. Was wäre denn meine Aufgabe bei euch?«

Matt wollte nichts von irgendwelchen Typen hören, die sie kennengelernt hatte und für die sie sogar bereit gewesen war, eine fremde Sprache zu lernen. Er wusste, die Frau wäre sein Untergang und er musste verhindern, dass sie zu ihnen auf die Glücksalm kam. Er griff sich den Kuli, der neben dem Laptop lag und schrieb, ohne hinzuschauen, auf ein bereitliegendes Papier: Sie sagt selbst, sie hat zwei linke Hände. Bitte sagen wir ihr, dass wir den Job schon vergeben haben.

Gib ihr eine Chance, schrieb Alex zurück, während er in die Kamera lächelte.

Ich will sie nicht, schrieb Matt.

Aber ich, war die Antwort von Alex und Mark signalisierte mit einem leisen Nicken, dass er seiner Meinung war.

»So viel?« Ihre amüsierte Stimme riss die Männer aus ihrer geschriebenen Konversation zurück vor den Bildschirm.

Alex schob das Blatt beiseite und räusperte sich. »Also. Ein typischer Tag sieht so aus: Ab sechs Uhr sollten die Gäste das Frühstück einnehmen können, nach zehn hast du Pause, ab elf ungefähr kommen die ersten Mittagsgäste, gegen drei klingt der Stress dann ein bisschen ab, und zum Abendessen kommen nur noch die Gäste aus den Hütten. Also mehr oder weniger das, was auch wir tun.«

»Nur dass mir der Laden nicht gehört.«

Alex lächelte und fuhr fort. »Dich interessiert sicher auch das Gehalt. Da richten wir uns nach den gesetzlichen Vorgaben.« Bei denen es sich um absolute Mindestlöhne handelte, wie Matt wusste. »Die Trinkgelder darfst du natürlich behalten. Wenn du freundlich bist und Matt anständig kocht, macht das schon was aus.«

»Also viel Arbeiten für wenig Geld?«

Matt beobachtete amüsiert, wie Alex’ Adamsapfel nervös auf- und abtanzte und mischte sich ins Gespräch. Das war seine Chance, zu verhindern, dass sie auf die Glücksalm kam. »Stimmt. Ich vermute, das heißt, du bist nicht interessiert? Dann danke für die Zeit, die du dir genommen hast.« Er wollte eben nach der Maus greifen, um das Gespräch zu beenden, da meinte sie: »Im Gegenteil. Ich bin interessiert. Ich wollte nur klarstellen, dass mir bewusst ist, was ihr zwischen den Zeilen sagt. Wann kann ich anfangen?«

Perplex zog Matt die Hand zurück.

»Wann kannst du denn anfangen?«, fragte Alex vorsichtig.

»Gestern?« Ein sympathisches Lachen klang aus dem Lautsprecher. »Okay, das ist vielleicht doch übertrieben. Aber vielleicht am Wochenende?«