Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Hochzeiten sind für viele der Inbegriff von Perfektion – aber was passiert, wenn nicht alles so glatt läuft wie geplant? Dieses Buch erzählt von den charmantesten Pannen und den witzigsten Missgeschicken, die eine Traurednerin im Laufe ihrer Karriere erlebt hat. Wenn der Schleier brennt, die Braut in Lachkrämpfe ausbricht und nichts mehr so instagrammable ist, wie es sein sollte – dann entstehen die Geschichten, die wirklich in Erinnerung bleiben. In diesen humorvollen Kurzgeschichten erfährst Du, warum es manchmal gerade die unperfekten Momente sind, die eine Hochzeit so besonders machen. Ob für den Urlaub, zum Selberlesen oder als Geschenk – dieses Buch ist ein Muss für alle, die über das Chaos der Liebe lachen können.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 144
Veröffentlichungsjahr: 2024
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Karina Burgmann
Liebling, Dein Schleier brennt
2
Liebling
3
Impressum
Texte:
© 2024 Copyright by Karina Burgmann
Umschlag:
© 2024 Copyright by Karina Burgmann
Verantwortlich
für den Inhalt: PerfectWords Karina Burgmann N2,4
68161 Mannheim
www.karinaburgmann.de
Druck:
epubli – ein Service der Neopubli GmbH,
Berlin
4
Inhaltsverzeichnis
Lippenbekenntnis ------------------------------------------- 7
Durchfall, Liebe & Weinschorle, Eine indisch-
deutsche Hochzeit ------------------------------------------ 10
Tante Frieda sucht die Bibel ----------------------------- 17
Frozen Artichoke -------------------------------------------- 23
Hier kommt die Braut… oder doch nicht! ------------ 28
Ringtausch to go ------------------------------------------- 32
Liebling, Dein Schleier brennt --------------------------- 43
Das fliegende Ehegelübde am Strand ---------------- 53
Vögelnde Vögel am Traubogen ------------------------- 65
Griechischer Wein… --------------------------------------- 72
Wir haben Mutti vergessen! ---------------------------- 80
Sir Charles - royale Hochzeit alà Wuff ---------------- 84
Mr. Musicman im Tiefschlaf ----------------------------- 92
Irrfahrt ins Glück ----------------------------------------- 101
Hat hier jemand Pizza bestellt? ---------------------- 108
Der Verwechslungsfaktor ------------------------------ 117
Klappe, die Zweite! -------------------------------------- 121
Das geht doch wieder ab, oder?? -------------------- 127
Auf schlimmer und ewig - Antrag mit Hindernissen
5
---------------------------------------------------------------- 132
This Girl is on fire… -------------------------------------- 136
Something new, something old… -------------------- 139
Sempre con Calma in Bella Italia --------------------- 146
Wo sind die Ringe? -------------------------------------- 151
Monsieur Froonck`s Leckerli --------------------------- 156
Stromlos am Lockenstab ------------------------------- 161
Küsschen zum Schluss ----------------------------------- 168
6
Lippenbekenntnis
Ach ja, die Hochzeiten! Da gibt es so viele Pläne, Erwar-tungen und oft auch jede Menge Chaos. Wer mich kennt, weiß, dass ich schon so einiges erlebt habe – und das nicht nur als Traurednerin, sondern auch als dreifache Mutter und stolze Ehefrau. Ich bin Karina Burgmann, Gründerin von „PerfectWords_by Karina“, und seit über 12 Jahren begleite ich Paare auf dem Weg zu ihrem großen Tag. In dieser Zeit habe ich gelernt: Perfektion ist oft das Letzte, was wirklich zählt.
Wie kam es zu diesem Buch? Nun, eine gute Freundin sagte irgendwann zu mir: „Karina, Du musst diese Geschichten unbedingt aufschreiben – vor allem für all die Bräute, die eine 100% perfekte und instagrammable Hochzeit wollen.“
Und ich dachte mir, warum nicht? Denn ganz ehrlich: Perfektion ist überbewertet. In Wahrheit sind es die kleinen Pannen, die unbeabsichtigten Momente und die herzlichen Lacher, die eine Hochzeit unvergesslich machen. Und so habe ich mich hingesetzt und die besten, lustigsten und rüh-rendsten Geschichten aus meiner Zeit als Traurednerin in dieses Buch gepackt.
Natürlich sind alle Namen geändert – schließlich will ich niemanden in die Bredouille bringen. Aber vielleicht er-kennt sich die eine oder der andere ja doch wieder.
7
Eines kann ich jedenfalls versprechen: Diese Geschichten sind humorvoll, kurzweilig und zeigen, dass auch das Chaos seinen ganz eigenen Charme hat. Beim Schreiben hatte ich meistens ein Lächeln auf den Lippen und krib-belnde Finger – fast so, als würde Magie durch mich hin-durchfließen.
Und die letzten vier Kapitel? Die habe ich in Paris geschrieben, weil wo sonst könnte man so wunderbar über Liebe und Hochzeiten sinnieren?
Danken möchte ich meiner kleinen großen Familie, die immer für mich da ist. Besonders stolz bin ich auf meine drei Jungs, Eric, Marc und Julian – was soll man als Mutter auch sonst sein? Ihr seid einfach spitze, und ich bin unendlich dankbar, dass Ihr mich immer wieder inspiriert.
Mein größter Dank geht jedoch an meinen Mann Carsten, der mir gezeigt hat, dass man alles erreichen kann, wenn man nur an sich glaubt. Du bist mein Partner in Crime, mein Anker und die Liebe meines Lebens.
Und dann ist da noch mein Seelenmädchen Smilla, die leider zwei Wochen vor der Veröffentlichung dieses Buches verstorben ist. Dieses Buch widme ich Dir, Smillinchen.
Du hast mich 1373 Tage bedingungslos geliebt und warst stets an meiner Seite. Ich werde Dich für immer in meinem Herzen tragen.
8
Nun, liebe Leser:innen, während Ihr Euch auf die folgen-den Seiten einlasst, möchte ich Euch einladen, gemeinsam mit mir zu schmunzeln, zu lachen und vielleicht sogar ein paar Tränen zu verdrücken. Dieses Buch ist mehr als nur eine Sammlung von Anekdoten – es ist eine Hommage an die Liebe in all ihren Facetten. Es zeigt, dass es die unvor-hersehbaren, unperfekten Momente sind, die eine Hochzeit wirklich besonders machen. Denn am Ende geht es nicht darum, dass alles perfekt läuft, sondern dass man den Weg gemeinsam geht – mit einem Lächeln im Gesicht und der Bereitschaft, das Leben so zu nehmen, wie es kommt. Und wenn Ihr dabei auch noch ein bisschen über die Liebe und das Leben lachen könnt, dann habe ich genau das erreicht, was ich mir vorgenommen habe.
Ich wünsche Euch viel Freude beim Lesen, viele herzliche Lacher und vielleicht sogar den ein oder anderen liebevollen Klaps auf den Hintern – egal, ob Ihr gerade heiratet oder schon 85 seid. Denn am Ende zählt nur eines: die Liebe.
Herzlichst,
Karina Burgmann
9
Durchfall & Weinschorle, eine Pfälzerindisch-deutsche Hochzeit
Manche Liebesgeschichten beginnen mit einem romantischen Abendessen oder einem zufälligen Treffen im Park.
Die von Tarek und Anisha hingegen begann inmitten einer globalen Pandemie, zwischen Homeoffice-Sitzungen und Videoanrufen. Was als lockeres Chatten auf Tinder begann, entwickelte sich schnell zu einer tiefen Verbindung. Schon bald waren sie unzertrennlich und verbrachten die nächsten 1,5 Jahre gemeinsam im Lockdown – Seite an Seite, in ihrer kleinen, aber gemütlichen Wohnung.
Tarek, ein charmanter Inder mit einem Herz voller Wärme und Humor, hatte Anisha sofort mit seiner positiven Ausstrahlung und seinem charmanten Akzent für sich gewon-nen. Anisha, eine kluge und lebensfrohe Deutsche, war beeindruckt von Tareks Liebe zur Poesie und seiner Begeisterung für indische Küche – und auch wenn sie beim ersten Mal etwas vorsichtig mit den Gewürzen war, lernte sie schnell, dass ein bisschen Schärfe nicht schaden kann. So wuchs ihre Liebe zwischen abendlichen Kochsessions und gemeinsamen Spaziergängen im leeren Park.
Nach monatelangem Zusammensein im Lockdown, in denen sie gemeinsam durch nächtelange Zoom-Meetings, hektische Homeoffice-Mittagspausen und zahllose „Net-flix & Chill“-Sessions gegangen waren, wussten sie: Das hier ist für immer.
10
Als sie dann noch die freudige Nachricht erhielten, dass Anisha schwanger war, stand fest – sie wollten heiraten.
Und das besser heute als morgen.
Doch da war dieses kleine Detail, das die Sache etwas komplizierter machte: Tareks Familie in Indien. Rund 300 Verwandte waren es, und natürlich wollten alle bei der Hochzeit dabei sein. Aber durch die strengen Reisebeschränkun-gen war das einfach nicht möglich. Also beschlossen wir, eine deutsch-indische Hochzeit mit einem professionellen Livestream zu organisieren, damit auch die Familie in Indien alles miterleben konnte.
Der große Tag rückte näher, und ich, als ihre Traurednerin, hatte die Ehre, diese ganz besondere Hochzeit zu gestalten.
Natürlich war die Aufregung groß – und wie es bei Hochzeiten oft der Fall ist, ging alles drunter und drüber. Die Location war perfekt dekoriert, die Gäste brav in sicherer Distanz und durch liebevoll arrangierte Blumen voneinan-der getrennt. Das Filmteam war bereit, jedes Lächeln und jede Träne einzufangen, und das Livestream-Team stellte sicher, dass auch Tante Bina in Chennai und Onkel Raj in Mumbai alles in bester Qualität miterleben konnten. Wir hatten sogar ein TV-Team dabei, das ganz wild darauf war, eine Fernsehreportage über Hochzeiten in Corona-Zeiten zu drehen. Für sie war das ein gefundenes Fressen – und ich, mittendrin im Getümmel, sorgte dafür, dass alles nach Plan lief.
11
Doch während draußen die Sonne strahlte und die Gäste gespannt auf den Beginn der Zeremonie warteten, herrschte im Brautzimmer pures Chaos. Anisha war so nervös, dass sie den halben Tag auf der Toilette verbracht hatte – Durchfall vor der Hochzeit ist wohl ein Klassiker, aber nicht weniger unangenehm. Ich riet ihr zu Immodium, aber sie lehnte strikt ab. Schließlich, völlig entkräftet und leicht blass, gab sie doch nach. „Karina, du meinst, das hilft wirklich?“, fragte sie mich mit einem verzweifelten Blick.
„Vertrau mir, in 30 Minuten bist du fit wie ein Turnschuh“, versicherte ich ihr. Und tatsächlich, nach einer halben Stunde schritt eine erfrischte und deutlich ruhigere Anisha im Brautkleid durch das Zimmer. Alles schien bereit für den großen Moment.
Doch als der Einzug beginnen sollte, stellte sich heraus, dass jemand fehlte: der Bräutigam! Ein kurzer Moment der Panik erfasste das Team, bis Jost, unser Hochzeitsplaner, um die Ecke gestürmt kam. Mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen Verzweiflung und Belustigung schwankte, brachte er die Schocknachricht: „Karina, der Bräutigam ist betrunken!“
„Was? Wie betrunken?“ fragte ich ungläubig und sah Jost an, als ob er mir gerade erzählt hätte, dass die Ringe verschwunden seien.
12
„Tarek hat sich mit der Pfälzer Weinschorle komplett über-nommen“, flüsterte Jost verschwörerisch. „Er dachte, drei Schorlen wären kein Problem, aber das sind 1,5 Liter!“
Nun, für diejenigen, die sich nicht so gut mit Pfälzer Weinschorle auskennen: Das Getränk besteht zu 80% aus Wein und zu 20% aus Wasser oder Limonade. Also im Grunde hatte Tarek gerade über einen Liter Wein intus – und für jemanden, der normalerweise nur gelegentlich ein Glas Whisky genießt, war das eindeutig zu viel.
„Er liegt hinten auf der Couch und murmelt irgendwas von
‚Die Deutsche sind zu stark für mich…‘“, berichtete Jost weiter, und ich konnte mir ein Lachen kaum verkneifen. Es war so typisch Tarek – er hatte wohl nicht geahnt, dass diese Weinschorlen so viel stärker waren als ein paar Gläschen Bier.
Aber was nun? Der Zeitplan drängte, die Gäste warteten, und Tarek war absolut nicht in der Lage, den Gang entlang-zuschreiten, geschweige denn das Ja-Wort zu geben. Doch aufgeben war keine Option – und zum Glück hatte ich eine Notfalllösung in meiner mentalen Trickkiste parat.
„Bringt mir eine Tasse starken Espresso, gemischt mit dem Saft einer Limette, etwas Ingwer und zwei zerstoßenen As-pirin, Pronto!“ ordnete ich an, während ich innerlich hoffte, dass mein Plan auch diesmal aufgehen würde.
13
Dieses Rezept war mein Geheimwaffe gegen jede Art von Übermüdung oder – in diesem Fall – Überalkoholisierung.
Während die Inder im Livestream durch ein spontanes Livekonzert vertröstet wurden und die deutsche Seite gespannt tuschelte, kam Tarek langsam wieder zu sich.
Anisha flößte ihm den „Cocktail des Tages“ ein, und Tarek, der tapfer jede bittere Note hinnahm, murmelte dabei:
„Niemals wieder Pfälzer Wein…“
Doch siehe da, nach etwa 30 Minuten – und einem leicht säuerlichen Rülpser – war Tarek wieder auf den Beinen, wenn auch etwas wackelig. Aber der Wille war da, und das war es, was zählte. Mit einem schelmischen Lächeln zwinkerte er Anisha zu und sagte: „Ich bin bereit, meine Liebe
– aber lass uns die Weinschorle in Zukunft lieber weglas-sen, okay?“
Nun endlich konnte die Trauung beginnen. Anisha, nun beruhigt und erfrischt, schritt den Gang entlang, während Tarek tapfer versuchte, sein Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig strahlend seine Braut anzusehen. Der Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, war magisch – alle Hektik, alle Pannen schienen plötzlich keine Rolle mehr zu spielen.
Es war dieser Augenblick, in dem alles andere verblasste und nur die Liebe zwischen den beiden zählte.
14
Die Zeremonie selbst war wunderschön. Die Mischung aus deutschen und indischen Traditionen, die Musik, die Atmosphäre – alles fügte sich perfekt zusammen.
Ich erinnerte die Gäste daran, wie stark diese Liebe war, die inmitten von so viel Unsicherheit und Chaos erblüht war.
Tarek und Anisha gaben sich das Ja-Wort, und die Freude in ihren Augen sprach Bände.
Als die Ringe getauscht wurden, fügte Tarek mit einem breiten Grinsen hinzu: „Ich verspreche, dich immer zu lieben… und nie wieder Pfälzer Weinschorle zu trinken.“ Das brachte die Menge zum Lachen, und ich war mir sicher, dass auch die Familie in Indien über den Livestream herzlich gelacht hatte, auch wenn diese nur mit den Köpfen wa-ckelte, und etwas pikiert dreinschaute.
Nach der Zeremonie brach ein wahrer Jubelsturm los. Die Gäste, die so lange auf diesen Moment gewartet hatten, klatschten und jubelten, während Tarek und Anisha sich endlich als Mann und Frau in die Arme schlossen.
Das TV-Team, das alles aufgezeichnet hatte, war begeistert von dieser einzigartigen Hochzeit, die sie zweifellos zu einer unvergesslichen Reportage verarbeiten würden.
15
Der Rest des Abends verlief reibungslos, und als das Licht der Abendsonne langsam die Festlichkeit in ein warmes Gold tauchte, wusste ich: Diese Hochzeit war ein voller Erfolg. Trotz aller kleinen Katastrophen, trotz aller Aufregung – oder vielleicht gerade deswegen – war es ein Tag, den keiner der Anwesenden so schnell vergessen würde.
Denn wenn Liebe den Weg findet, ist kein Durchfall zu stark, kein Weinschorlenrausch zu tief und keine Pandemie zu furchteinflößend, um sie aufzuhalten.
Als ich mich später von Tarek und Anisha verabschiedete, schienen sie nicht nur glücklich, sondern auch tief verbunden und bereit, gemeinsam alles zu meistern, was das Leben ihnen in den Weg stellen würde.
Und ich, mit einem Lächeln auf den Lippen, wusste, dass ich an diesem Tag nicht nur Zeugin einer wunderschönen Hochzeit gewesen war, sondern auch eines großen Abenteuers, das gerade erst begonnen hatte.
Nur wenige Wochen später heirateten die beiden nochmals traditionell in Indien, ohne Pannen und Schorle.
Auf diese Reportage bin ich noch Jahre später angespro-chen worden.
16
Tante Frieda sucht die Bibel Es war einer dieser magischen Tage im Spätsommer, als der Schlosspark in Weimar in goldenen Farben erstrahlte. Die Luft war klar, der Himmel strahlend blau, und alles schien perfekt für die bevorstehende Trauung von Sandra und Eric. Es war eine meiner ersten Trauungen, und obwohl das mittlerweile schon 13 Jahre her ist, erinnere ich mich daran, als wäre es gestern gewesen.
Damals war es in Thüringen noch etwas Neues, eine freie Traurednerin zu engagieren. Manche nannten es „neumodisch“, andere spotteten über den „Ami-Quatsch“. Doch Sandra und Eric, die ich schon seit unserer gemeinsamen Schulzeit kannte, wollten ihre Liebe auf ihre ganz eigene Weise feiern. Und ich, nun ja, ich war doppelt aufgeregt.
Nicht nur, weil dies eine besondere Hochzeit für mich war, sondern weil etwa 70 % der knapp 200 Gäste mir bekannt waren.
Viele von ihnen waren alte Bekannte aus unserer Schulzeit, neugierig darauf, wie ich diesen besonderen Tag gestalten würde – und natürlich wollten sie sehen, was ich anders machte als ein Pfarrer oder die Standesbeamtin.
Der Tag begann hektisch. Ich richtete mich ein, platzierte meine Mappe, machte einen Soundcheck und sprach die Abläufe mit der Floristin und dem Fotografen durch.
17
Alles schien nach Plan zu laufen, bis ich einen Anruf von der Braut erhielt. Sandra war nervös, richtig nervös. Als erfahrene Springreiterin hatte sie beschlossen, auf ihrem Pferd Lazlo zur Zeremonie einzureiten – ein Bild, das alle in Ehrfurcht erstarren lassen sollte.
Doch nun, kurz vor dem großen Moment, plagten sie Zweifel. Sie wollte, dass alles perfekt wird. Und dann erwähnte sie noch eine besonders eigensinnige Patentante, die sich unter die Gäste gemischt hatte.
Ich sollte, so bat sie mich eindringlich, auf keinen Fall jemand anderen als mich selbst zu Wort kommen lassen.
Ich versprach ihr, mein Bestes zu tun, und versuchte, die Aufregung aus meiner Stimme zu verbannen. Kurz darauf kamen die Gäste. Unter ihnen eine kleine, ältere Dame, die ich sofort als die besagte Patentante erkannte. Sie wirkte aus der Zeit gefallen, mit einem Kopftuch, das eng um ihren grauen Dutt gebunden war, und einem skeptischen Blick, der mich durchbohrte. Während sich die 199 anderen Gäste auf ihre Plätze setzten und meinen Willkommens-worten lauschten, unterbrach mich plötzlich eine ungeduldige Stimme.
„Junges Fräulein, nun machen Sie hier mal nicht so ne Show! Auf den Plätzen liegen noch keine Gesangsbücher und Bibeln aus!“
18
Ich erstarrte. Es war Tante Frieda, keine Frage. Innerlich musste ich schmunzeln, doch ich blieb ruhig und versuchte, ihr freundlich zu erklären, dass wir heute keine kirchliche Trauung hätten, sondern eine Feier für Sandra und Eric –
ganz ohne Gesangbücher und Predigt. Hannes, unser Musiker, der neben mir seine Gitarre stimmte, würde den mu-sikalischen Teil übernehmen. Frieda schien wenig beeindruckt, brabbelte etwas vor sich hin und zog sich missmutig zurück. Doch in genau diesem Moment erschien am Ende des Parks unsere Braut, hoch zu Ross, und alle Augen wandten sich ihr zu.
Sandra auf Lazlo war ein Anblick, der den Atem raubte. In ihrem elfenbeinfarbenen Kleid sah sie aus wie eine Mär-chenprinzessin, das Haar im Wind flatternd, die Zügel locker in der Hand. Es war, als würde sie in einer anderen Welt schweben, eine Welt voller Magie und Romantik.
Selbst Tante Frieda verstummte, als sie das beeindruckende Bild sah.
Neben mir stand Eric, fast versteinert vor Aufregung. Seine Augen leuchteten, als er Sandra erblickte, und ich konnte förmlich spüren, wie stark seine Liebe für sie in diesem Moment war. „Sie ist so schön“, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu mir, und ich wusste, dass dieser Tag unvergesslich werden würde.
19
Die Zeremonie begann, und ich erzählte die Geschichte von Sandra und Eric – von ihren ersten Begegnungen in der Schule, von den kleinen Gesten, die sich über die Jahre in tiefe Zuneigung und Liebe verwandelten. Ich sprach dar-über, wie sie gemeinsam Herausforderungen gemeistert hatten und dass sie nun hier standen, um ein neues Kapitel aufzuschlagen.
Während ich sprach, beobachtete ich, wie sich die Atmosphäre um uns herum veränderte. Die anfängliche Skepsis der Gäste, insbesondere von Tante Frieda, begann zu wei-chen. Ihre Stirn glättete sich, als ich eine Passage vorlas, die ich speziell für das Paar geschrieben hatte:
„Liebe ist wie das Reiten auf einem Pferd. Es braucht Vertrauen, Balance und die Fähigkeit, gemeinsam den Weg zu finden. Manchmal ist der Pfad gerade und einfach, manchmal steinig und schwer. Aber wenn man die Zügel gemeinsam hält, wird man jedes Hindernis überwinden und jede Reise genießen.“