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»Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land«, wusste schon der Volksschriftsteller Ludwig Ganghofer. Als Postkartenidylle präsentiert sich die Region mit Watzmann, alten Bauernhöfen, barocken Kirchlein und glasklaren Seen. Traditionelles Handwerk wie die Schachtelmalerei hinterlässt Farbtupfer in der malerischen Kulturlandschaft von Laufen über Bad Reichenhall bis zum Königssee. Die Lieblingsplätze führen Sie in die einzigartige Alpenwelt, aber auch tief unter die Erde, zu gemütlichen Jausehütten und sympathischen Köchen. Mal rasant mit Bob und Rodel, mal gemütlich mit dem Boot oder in Wanderschuhen, mal schweißtreibend an der Felswand - das Berchtesgadener Land steckt voller Vergnügen und Überraschungen!
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Seitenzahl: 143
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Lieblingsplätze im Berchtesgadener Land
Christoph Merker
Aus Gründen der Lesbarkeit und Sprachästhetik wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Mit der grammatischen Form sind ausdrücklich weibliche sowie alle anderen Geschlechtsidentitäten berücksichtigt, insofern dies durch den Kontext geboten ist.
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Helmut Limmer 88
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1. aktualisierte Neuausgabe 2024
© 2013 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 07575/2095-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz unter Verwendung der Illustrationen von © SimpleLine, Ljupco Smokovski, SylwiaNowik, VRD, SimpLine, nicknik93759375, natbasil – stock.adobe.com; © Benjamin Arnold; © Katrin Lahmer; © Susanne Lutz
ISBN 978-3-7349-3144-4
Impressum
Gipfelglück im Paradies
Vorwort: Eine Liebeserklärung
1 Ein Hauch von Italien
Laufen: Marienplatz
2 Von einem Schiff, dem ein Stück fehlt
Laufen: Stiftskirche
3 In der Mitte verläuft die Grenze
Laufen: Europasteg
4 Immer am Wasser entlang
Laufen: Rad- und Spazierweg am Salzachufer
5 Die Wiege des Weihnachtsklassikers
Oberndorf: Stille-Nacht-Kapelle
6 Schwimmer oder Fischer?
Saaldorf-Surheim: Abtsdorfer See
7 Ein Wohnzimmer für Vögel
Saaldorf-Surheim: Haarmoos
8 Landurlaub in der Idylle
Saaldorf-Surheim: Paulbauernhof
9 Märchenhaftes aus Holz
Saaldorf-Surheim: Bildhauerwerkstatt von Helga Wagner
10 Der alte Brauch des Aperschnalzens
Saaldorf-Surheim: Schnalzerbrunnen
11 Handwerk aus Tradition
Saaldorf-Surheim: Handweberei Huber im Erlebnishof z’Berg
12 Mehr als nur Bier
Teisendorf: Spaziergang durch den Ort
13 Kleiner Ort voller Geschichte
Anger: Wallfahrtskapelle Vachenlueg
14 Trinität von Kirche, Wasser und Bier
Anger: Halbinsel Höglwörth
15 Zum Gipfel strampeln
Anger: Tour auf den Teisenberg
16 Natur aus zweiter Hand
Ainring: Ainringer Moos
17 Faszination Bahn auf 20 Gleisen
Freilassing: Lokwelt
18 Stadt der vielen Plätze
Salzburg: Residenzplatz
19 Frisch vom Baum in die Flasche
Piding: Kelterei Stadler mit Hofladen
20 Alter Kultplatz und frisches Bier
Piding: Berggasthof Johannishögl
21 Mehr als nur Milch
Piding: Laden der Molkerei Berchtesgadener Land
22 Durch Bilder glauben lernen
Bad Reichenhall: Kloster St. Zeno
23 Blühende Oase
Bad Reichenhall: Königlicher Kurgarten
24 Seeluft mitten in den Bergen
Bad Reichenhall: Gradierhaus
25 Sprudelnde Lebensquellen
Bad Reichenhall: Streifzug durch die Brunnenstadt
26 Klaviatur des Musikvergnügens
Bad Reichenhall: Bad Reichenhaller Philharmonie
27 Raum für das Himmlische Jerusalem
Bad Reichenhall: Evangelische Stadtkirche
28 Von der Lagune zum Kurbad
Bad Reichenhall: Reichenhall Museum
29 Mozarts süßeste Seite
Bad Reichenhall: Café Reber
30 Rund 200 Jahre tönt die Glocke
Bad Reichenhall: Alte Saline mit Salzmuseum
31 Ein Stück gute alte Zeit
Bad Reichenhall: Florianiplatz
32 Älteste Großkabinenseilbahn
Bad Reichenhall: Predigtstuhlbahn
33 »Ja, ich will!«
Bad Reichenhall: Kirche St. Georg
34 Linksrum, rechtsrum, rundumadum
Bad Reichenhall: Reichenhaller Haus am Hochstaufen
35 Heimspiel der »Huberbuam«
Bad Reichenhall: Klettergebiet Karlstein
36 Beim Madlbauern auf seiner Wiese
Bad Reichenhall: Thumsee
37 Fast wie im Paradies
Schneizlreuth: Aschauer Klamm
38 Ein Bild sucht sich seinen Platz
Marktschellenberg: Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Ettenberg
39 Wenn Wasser wild wird
Marktschellenberg: Almbachklamm
40 Gefrorene Kunstwerke im Eiskeller
Schellenberger Forst: Schellenberger Eishöhle
41 Solange der König schläft
Bischofswiesener Forst: Untersberg
42 Sommerspaß und Wintervergnügen
Bischofswiesen: Naturbad Aschauerweiher
43 Mit Rapunzel auf Augenhöhe
Bischofswiesen: Märchenpfad Bischofswiesen
44 Weiße Pracht für die ganze Familie
Bischofswiesen: Skigebiet Götschen
45 Den Watzmann vor Augen
Bischofswiesen: Bachmannkapelle
46 Wilde Gesellen in Fell und Stroh
Bischofswiesen: »Buttnmandl«-Laufen in der Strub
47 Kraxeln für alle
Bischofswiesen: Kletterzentrum Berchtesgaden
Gut vorbereitet zum Gipfelglück
Alpinismus: Sicherheit beim Bergsteigen
48 Sehen, lernen, schützen
Berchtesgaden: Nationalparkzentrum Haus der Berge
49 Verborgene Botschaften
Berchtesgaden: Romanischer Kreuzgang im Königlichen Schloss
50 Streifzug durch die Epochen
Berchtesgaden: Rundgang durchs Königliche Schloss
51 Leckeres frisch vom Hof
Berchtesgaden: Bauern- und Wochenmarkt
52 Von Liebe und Irrungen auf dem Lande
Berchtesgaden: Berchtesgadener Bauerntheater
53 Kühler Stollen und alter Pulverturm
Berchtesgaden: Salzbergwerk mit Rundweg
54 Berchtesgadener Heimatstücke
Berchtesgaden: Museum Schloss Adelsheim
55 Vegetarischer Genuss der Extraklasse
Berchtesgaden: Biohotel Kurz
56 Das »Oarschpfeifenrössl« am Baume
Berchtesgaden: Adventmarkt im historischen Markt
57 Ein Ort gegen das Vergessen
Berchtesgaden: Dokumentation Obersalzberg
58 Die Farben des bayerischen Himmels
Berchtesgaden: Töpferei von Rita Schumacher in Maria Gern
59 Der Berchtesgadener Sonntagsberg
Berchtesgaden: Kneifelspitze
60 Bunte Blumen wachsen auf Holz
Berchtesgaden: Schachtelmalwerkstatt von Monika Baumgartner
61 Gebirgspass mit Ausblick
Berchtesgaden: Roßfeldpanoramastraße
62 Gipfel mit Busanbindung
Berchtesgaden: Kehlstein
63 Bayerisches Idyll
Ramsau: Kirche St. Sebastian
64 Aus den Augen eines Künstlers
Ramsau: Ramsauer Malerweg zum Hintersee
65 Fürs Auge und für den Gaumen
Ramsau: Bauerngarten am Klausbachhaus am Hintersee
66 Monumentaler Baum
Ramsau: Berg-Ahorn
67 Auf den Schlitten, fertig, los!
Ramsau: Hirscheckblitz Rodelbahn
68 Steine in Bewegung
Ramsau: Wimbachgries
69 Eine kühle Schönheit
Hochkalter
70 Der alles beherrschende Berg
Ramsau: Watzmann
Warum klettern wir so hoch hinaus?
Alpinismus: Bergsteigen zum Gipfelglück
71 Sennerei in Traumlandschaft
Ramsau: Schapbachalm
72 Der Berg für alle Fälle
Schönau a. Königssee: Grünstein
73 Das Rätsel um Kuno
Schönau a. Königssee: Blick von der Rabenwand
74 Mit Muskelkraft übers Wasser
Schönau a. Königsse:e Ruderfahrt auf dem Königssee
75 Kittel, Pfoad und Röcki
Schönau a. Königssee: Trachtenschneiderei Stocker
76 Dankbarkeit, hier leben zu dürfen
Schönau a. Königssee: Marterl an der Alten Königsseer Straße
77 Gipfelsturm ohne Schweiß
Schönau a. Königssee: Auf den Jenner mit der Bahn
78 Das Kreuz am Gipfel
Golling a. d. Salzach: Hoher Göll
79 Ein Zweitausender der leichten Art
Golling a. d. Salzach: Schneibstein
80 Durchs Mausloch
Golling a. d. Salzach: Kahlersberg
Karte 1
Karte 1
Der beste Werbespruch für das Berchtesgadener Land stammt von Schriftsteller Ludwig Ganghofer. »Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land«, hat er über die Region gesagt. Dass er damit recht hat, ist für die Menschen, die hier leben, und für die vielen Gäste, die es besuchen, völlig klar. Vom lieblichen Voralpenraum bis hin zur dramatischen Bergwelt spannt sich der landschaftliche Bogen. Die Natur hält hier Festspiele und spielt dabei selber die größte Rolle.
Der vielleicht schönste Platz ist der alte Kreuzgang des ehemaligen Augustiner Chorherrenstifts in Berchtesgaden. Bedächtige Ruhe strahlt er aus und mit seinen romanischen Säulen bildet er einen wichtigen historischen Ort. Hier gründete Propst Eberwein vor mehr als 900 Jahren das erste Kloster, womit die Besiedlung des Berchtesgadener Tals begann. Doch die Natur zeigte sich unerbittlich und schon nach einem Jahr verließen die Mönche die raue Gegend wieder. Erst elf Jahre später fassten sie erneut Fuß und bauten das Kloster auf. So wenigstens behauptet es die Legende. Doch es ist gut vorstellbar, dass die Bergwelt es den Mönchen nicht leicht machte. Sie dominiert alles und das Leben muss sich ihr unterordnen. Ein wenig ist es heute nicht anders. Jeder erfahrene Bergwanderer weiß, wie schnell das Wetter in den Bergen umschlagen kann. Selbst Schneefall in Höhenlagen kann man im Sommer nicht ausschließen. Die Natur gibt den Rhythmus vor und die Menschen hier haben gelernt, nicht gegen, sondern mit ihr zu leben. Die Kultur, die Tradition und die Bräuche sind dem Jahreskreislauf angepasst. Das verleiht dem Berchtesgadener Land etwas Ursprüngliches und das macht auch seinen besonderen Reiz aus. Natürlich gibt es alle Errungenschaften der modernen Welt, doch etwas von der Urtümlichkeit der Natur hat auf seine Bewohner abgefärbt und sie haben es sich bis heute bewahrt. Angesichts der imposanten Bergwelt wird der Mensch in seine Schranken verwiesen. Da verliert man nicht schnell die Bodenhaftung. Genau diese Bodenständigkeit ist es, die den Feriengästen und Urlaubern so gefällt.
Seitdem die Maler des 19. Jahrhunderts die landschaftliche Schönheit der Region mit ihren Bildern in ganz Europa bekannt machten, hat sich das Berchtesgadener Land als beliebte Ferienregion etabliert. Fuhr man früher zur Sommerfrische, so nennt man es heute Urlaub. Doch der Zweck ist derselbe geblieben – Erholung zu finden und die Batterien wieder aufzuladen. Gelegenheiten dafür bieten sich mehr als genug. Man kann in einem der zahlreichen Seen schwimmen gehen, mit dem Rennrad die Gegend erkunden oder mit dem Mountainbike die Berge hinaufstrampeln, bis die Waden brennen. Bergwanderern stehen zahlreiche Routen zur Verfügung. Von leichteren Touren wie auf den Teisenberg bis hin zur anspruchsvollen Watzmannüberschreitung – hier kann jeder nach Herzenslust und Ausdauer wandern. Wem das Wandern nicht reicht, der kann einen der Klettersteige gehen oder sich gar an der weltberühmten Ostwand versuchen. Doch aufgepasst, sie ist nur etwas für erfahrene Bergsteiger. Genug vom Sport? Dann lädt das Gradierwerk in Bad Reichenhall zum Flanieren ein, während man die mit Sole angereicherte, gesunde Luft tief einatmet. Der prächtige Kurgarten ist schön anzuschauen und wenn die Bad Reichenhaller Philharmonie zum Kurkonzert bittet, haben auch die Ohren Urlaub.
Neben der Natur glänzt der Landstrich aber auch mit zahlreichen kulturellen Höhepunkten. So ist die Laufener Stiftskirche die älteste gotische Hallenkirche Süddeutschlands. Von der tiefen Volksfrömmigkeit zeugen die vielen Devotionalien in der idyllisch gelegenen ehemaligen Wallfahrtskapelle in Vachenlueg. Die Menschen im Berchtesgadener Land wussten schon immer, dass dieser Landstrich etwas Besonderes ist. Schöne Fernblicke eröffnen sich allerorten, man muss eigentlich nur die Augen aufmachen. Da kann ein Steinbock plötzlich vor einem stehen oder man entdeckt gleich neben dem Weg einen tiefblau blühenden Enzian. Wunder und Wunderschönes kann hier jeder finden, der sich in dieses Land hineinfallen lässt.
Wussten Sie schon? Bis 1803 war Berchtesgaden eine reichsunmittelbare Fürstpropstei, also ein selbstständiges Land. Erst 1810 wurde Berchtesgaden bayerisch.
Berchtesgadener Land im Norden
Mitten in der prägnanten Flussschleife der Salzach liegt die schöne Altstadt von Laufen. Ihre Straßen zeigen noch heute ihren spätmittelalterlichen Verlauf und die Häuser stammen meist aus dem 17. Jahrhundert. Die großen Patrizierhäuser zeugen von dem Reichtum, der einmal in der Stadt herrschte. Der Salztransport auf dem Fluss hatte Laufen reich gemacht. Jahrhunderte hatten die Laufener Patrizierfamilien das Schiffherren-Privileg inne. Nur sie durften zwischen Reichenhall und Hallein das dort gewonnene Salz auf der Salzach bis nach Laufen transportieren. Die vor Laufen gelegenen Stromschnellen machten ein Umladen des Salzes nötig, was eine wichtige Einnahmequelle darstellte. Es entwickelte sich ein reges wirtschaftliches Leben.
Als im 19. Jahrhundert Laufen zu einem unbedeutenden Grenzort zusammenschrumpfte, da die Verkehrswege sich zugunsten der Eisenbahn verlagerten, stagnierte Laufens Entwicklung. Glücklicherweise, möchte man sagen, denn deswegen blieb es von weitreichenden Veränderungen verschont und zeigt sich heute in seinem historisch bemerkenswerten Zustand.
Den Mittelpunkt der Altstadt bildet der Marienplatz mit seiner Mariensäule. Dass man sich an eine italienische Piazza erinnert fühlt, kommt nicht von ungefähr: Waren es doch oberitalienische Baumeister, die den Inn und die Salzach entlang ihr Handwerk ausübten und ihren Baustil mitbrachten. Typisch sind die hohen Blendfassaden, die ein Übergreifen des Feuers bei Bränden verhindern sollten. Die Dächer dahinter waren so besser vor Funkenflug geschützt.
Vom Marienplatz führt die Salzachbrücke hinüber nach Oberndorf. Die 1901 bis 1903 gebaute Hängebrücke aus Eisen besticht durch ihre Jugendstilornamentik. Ein Spaziergang über die 165 Meter lange Brücke gehört zum Pflichtprogramm, bevor man sich auf dem Marienplatz zu einem Kaffee niederlässt.
Es gibt eine historische Laternenführung durch die Altstadt Laufens. Ein Nachtwächter erzählt bei dem romantischen Rundgang aus der Geschichte der Stadt.
Marienplatz
83410 Laufen
Touristinfo Laufen
Rathausplatz 1
83410 Laufen
08682 898749
Der Kunsthistoriker in mir ist entsetzt. Ich stehe im Mittelgang der Laufener Stiftskirche und sehe – nichts. Eigentlich müsste das Hauptschiff in einem halbrunden Chor enden, so wie es sich für eine ordentliche Kirche gehört, vor allem wenn es sich um die älteste gotische Hallenkirche Bayerns handelt. Aber Fehlanzeige. Die Stiftskirche Zu unserer Lieben Frau hat keinen Chor! »Skandal«, möchte man rufen. Anscheinend gab es schon im Mittelalter Pfusch am Bau. Einer Kirche mit so wunderbaren Bündelpfeilern, die das mächtige Kreuzrippengewölbe tragen, fehlt einfach ein Stück.
An Geldmangel kann es nicht gelegen haben. Wurde der 1330 begonnene Bau doch schon nach acht Jahren fertig dank einer großzügigen Spende des Ritters Heinrich von Lampoding. Sein Wappen, die fünfblättrige Rose, ziert als Dank deswegen viele Schlusssteine des Gewölbes. Auch war es kein reiner Neubau, denn Teile des romanischen Vorgängerbaus, wie der Kirchturm, wurden in den Neubau einbezogen. So sparte man sich Geld. Der früher an drei Seiten frei stehende 57 Meter hohe Turm wurde ganz in die Westwand integriert, was man heute noch am Mauerwerk erkennen kann. Warum also die plötzliche Sparsamkeit gerade an der wichtigsten Stelle?
Die Erklärung ist schnell gefunden, allerdings nicht in der Kirche, sondern draußen: Die Stiftskirche steht direkt an der Salzach und der Platz für einen Chor fehlt schlichtweg. In das weiche Flussufer konnte man keine Fundamente legen. Gut, das beruhigt uns und zurück in der Kirche betrachten wir die Innenausstattung. Der barocke Hochaltar passt nicht so ganz in das wiederhergestellte mittelalterliche Raumbild. Doch der Barock hat sich in Bayern gerne breitgemacht. Sehenswert ist das Altarbild im rechten Seitenschiff. Geschaffen hat es Laufens berühmtester Sohn, der Barockmaler Johann Michael Rottmayr.
Empfehlenswert ist eine Kirchenführung, bei der auch die vielen Grabsteine im Laubengang erläutert werden – und der sehenswerte Stiftsschatz.
Stiftskirche
Spannbrucker Platz 2
83410 Laufen
Bei Niedrigwasser sieht man die alten hölzernen Brückenpfeiler. Sie sind Zeugen der langen Brückentradition zwischen Laufen und seinem ehemaligen Vorort Oberndorf. Für viele Jahrhunderte war die Brücke der einzige Übergang über die Salzach zwischen Salzburg und Tittmoning. Doch die vielen Hochwasser, alleine vier Ende des 19. Jahrhunderts, beschädigten die Brücke immer wieder, bis sie 1899 sogar ganz einstürzte. Schließlich wurde an weniger hochwassergefährdeter Stelle die eiserne Salzachbrücke gebaut und sogar der Ort Oberndorf etwas flussaufwärts verlegt, um ihn vor Hochwasserschäden zu schützen.
Hochwasser kann dem 2006 gebauten Europasteg nichts anhaben, da er sich frei über die Salzach schwingt. Er führt hinüber zur Nepomukstatue und der Kalvarienbergstiege, an deren Ende eindrucksvoll die Kalvarienkapelle mit ihrer Kreuzigungsszene steht. Mitten auf der Fußgängerbrücke befindet sich die Landesgrenze. »Freistaat Bayern« und »Land Salzburg« sind als Schriftzüge entlang der Grenze auf dem Brückenboden eingelassen. Mit einem Schritt ist man in Österreich und mit einem wieder zurück in Deutschland. Es ist ein gutes Symbol für das Zusammenwachsen in Europa – kein Grenzbeamter fragt hier nach dem Ausweis.
Springen Sie ein paar Mal zwischen den Ländern hin und her und steigen Sie dann die 139 Stufen der Kalvarienstiege hinauf. Ein wenig außer Atem oben angelangt, genießen Sie den herrlichen Ausblick auf die mittelalterliche Stadt und die Salzach, die sie umfließt. Wer will, kann von dort oben in zehn Minuten die Wallfahrtskirche Maria Bühel erreichen und bei entsprechend klarem Wetter bis in die Alpen schauen. Zurück am Fuße der Stiege bietet es sich an, einen Abstecher nach Alt-Oberndorf zu machen. Ein paar der alten kleinen Schifferhäuser sind noch erhalten und gleich dahinter liegt der Stille-Nacht-Bezirk.
Ein Zwei-Städte-Rundweg führt durch Laufen und Oberndorf. Auf 21 Infotafeln werden die Geschichte und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der historisch zusammengehörigen Städte erläutert.
Europasteg
Gordian-Guckh-Straße 6
83410 Laufen
Sie trainieren für den nächsten Marathon? Oder wollen Sie einmal so richtig Power-Walking machen? Aber auch wenn man nur ein wenig mit den Kindern radeln will, ist das Salzachufer genau das Richtige für Sie. Hier kann man sich nach Herzenslust den Uferweg entlang mehr oder weniger intensiv sportlich betätigen. In Laufen beginnt unterhalb der Salzachbrücke, die zum Marienplatz führt, eine ausgeschilderte Salzachrunde. Sie ist 8,3 Kilometer lang und führt auch an Schloss Triebenbach vorbei, in dem Mozart oft weilte.
Auf Höhe Triebenbachs, bei Flusskilometer 51,9 um genau zu sein, rauscht die Salzach mehr als sonst. Das liegt an der Sohlabstufung, die in das Flussbett eingebaut wurde. Das Modellprojekt soll die Flusssohle um zwei Meter anheben und gleichzeitig eine weitere Eintiefung verhindern, um die Salzach mit den angrenzenden Auen wieder besser zu verbinden. Über verschiedene Rampen fließt nun die Salzach hinweg, was sie richtig zum Rauschen bringt. Die neu gebauten sogenannten »weichen Ufer« laden dazu ein, sich ein wenig auf die großen Steine zu setzen. Wie leicht man da ins Sinnieren kommt. Man kann niemals zweimal in den gleichen Fluss steigen, stellte schon der griechische Philosoph Heraklit fest.
Es braucht nicht viel Fantasie, um sich die Salzsäumer vorzustellen, die jahrhundertelang das Salz den Fluss entlangtransportierten – auf flachen Kähnen ohne Kiel, Plätten genannt, eben weil sie so platt waren, um nicht an den tückischen Sandbänken stecken zu bleiben. Das Salz brachte Wohlstand in die Region und gab dem Fluss seinen Namen. In die eine Richtung geht es nach Salzburg, in die andere weiter nach Tittmoning und nach Burghausen, bis die Salzach in den Inn und der wiederum in die Donau mündet. Das Salz fand so seinen Weg nach Wien und von dort weiter bis nach Ungarn. Doch keine Angst, so weit müssen Sie wirklich nicht joggen.
Im Schloss Triebenbach finden im Sommer die Salzach Festspiele statt. Die Theater- und Konzertaufführungen erlebt man im Schlosshof unterm Sternenhimmel.
Rad- und Spazierweg am Salzachufer
Startpunkt: Salzachbrücke
am Marienplatz
83410 Laufen
Schloss Triebenbach
Triebenbach 31
83410 Laufen