Lieblingsplätze in der Rhön - Rüdiger Edelmann - E-Book

Lieblingsplätze in der Rhön E-Book

Rüdiger Edelmann

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Beschreibung

Von der Wasserkuppe, dem »Berg der Flieger«, schaut man auf das raue Land der offenen Fernen, das während der deutschen Teilung immer am Rande lag. Auch aus diesem Grund ist das malerische Biosphärenreservat heute noch weitgehend intakt. Residenzstädte und Kurbäder mit reichhaltiger Kultur und Tradition setzen bunte Punkte in die sattgrüne Landschaft, die geprägt ist von Tälern, Wäldern und Mooren. Gastfreundliche Menschen, kulinarische Innovationen und kuriose Museen machen die Rhön zum Erlebnisgebirge.

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Seitenzahl: 125

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Lieblingsplätze in der Rhön

Rüdiger Edelmann

Impressum

Aus Gründen der Lesbarkeit und Sprachästhetik wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Mit der grammatischen Form sind ausdrücklich weibliche sowie alle anderen Geschlechtsidentitäten berücksichtigt, insofern dies durch den Kontext geboten ist.

Alle Informationen wurden geprüft. Gleichwohl verändern sich Gegebenheiten, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Über Ihr Feedback zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected].

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Rüdiger Edelmann:

Rhön Marketing, Arnulf Müller 40, 110, 112; Rhön Marketing, Stefan Brähler 30; Klaus Brückner 126; Deutsche Bahn 142; Deutsches Fahrradmuseum 148; Tilman2007 commons.wikimedia.org/wiki/File:Bad_Kissingen,_Altenberg,_D-6-72-114-127,_003.jpg, Lizenz: CC BY-SA 3.0 creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en 152

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

1., überarbeitete Neuausgabe 2024

© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © SimpLine – stock.adobe.com; © SylwiaNowik – stock.adobe.com; © Susanne Lutz; © Fiedels – stock.adobe.com; © Bojanovic78 – stock.adobe.com; © VRD – stock.adobe.com; © mrr – stock.adobe.com; © Simmer2208– stock.adobe.com

Kartendesign: Susanne Lutz; © The World of Maps (123vectormaps.com)

Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-7954-0

Inhalt

Impressum

Land der offenen Fernen

Vorwort: Eine Annäherung an die Rhön

Die Rhön – natürlich

1 Määht für eine Region

Ehrenberg: Das Rhönschaf auf dem Spiegelshof in Melperts

2 Gesunde Kreisläufe erhalten

Hausen: Streifzug durch das Biosphärenreservat Rhön

3 Silberdistel und Quellschnecke

Ostheim: Pflanzen und Tiere im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

4 Das Rhönschaf als Herzenssache

Oberelsbach: Kolb’s Bio-Hof in Ginolfs

5 Paradies in Renaturierung

Gersfeld: Rundgang durch das Rote Moor

6 Intakt und wanderbar

Fladungen: Naturlehrpfad Schwarzes Moor

7 Tanz der Fledermäuse

Dermbach: Das Fledermausdorf Neidhartshausen

8 Die Rhön im Kleinen

Rhönblick: Rhönkulturgarten auf der Hohen Geba

9 Poetischer Fluss

Gersfeld: Fuldaquelle auf der Wasserkuppe

10 Schutz und Erlebnis der Nacht

Fulda: Sternenpark im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Die Rhön – aktiv

11 Höhenflüge aller Art

Gersfeld: Wasserkuppe – »Berg der Flieger«

12 Grandiose Sportgeschichte

Gersfeld: Deutsches Segelflugmuseum

13 Ganz in Weiß

Gersfeld: Winterfreizeitparadies Wasserkuppe

14 Fesselnd – die Rhön von oben

Hilders: Ballonfahren in der Rhön

15 Einfach erhebend

Gersfeld: Premiumwanderweg Hochrhöner

16 Raubritterschicksal

Poppenhausen: Ruine Ebersburg

17 »Man sieht nur mit dem Herzen gut«

Poppenhausen: Der Liebesweg

18 Bade-, Rast- und Wandervergnügen

Poppenhausen: Guckaisee

19 Unterwegs mit dem Lamaflüsterer

Poppenhausen: Rhön-Lamas

20 Der Kletterbrocken

Poppenhausen: Steinwand

21 Die Burg ohne Burg

Hofbieber: Milseburg bei Danzwiesen

22 Radlerparadies Rhön

Hilders: Milseburgtunnel bei Oberbernhards

23 Romantisch radeln

Kaltensundheim: Radtour durchs Feldatal bis Kaltennordheim

24 Rumkommen ohne Auto

Bischofsheim: Mit dem Freizeitbus durch die Rhön

25 Der Berg für alle(s)

Bischofsheim: Kreuzberg

26 Sportliches mitten im Wald

Bischofsheim: Kreuzbergschanzen

27 Vierspännig unterwegs

Bad Kissingen: Die Rhöner Postkutsche

28 Zehn Mühlen und ein Schloss

Bad Bocklet: Schloss Aschach und die Mühlen

29 Alle glücklich machen!

Tann: Rhönerland Zentrum in Wendershausen

Die Rhön – historisch

30 Rhöner Ureinwohner

Unterbreizbach: Das Keltendorf in Sünna

31 Barocke Lebenslust

Fulda: Rund um den Domplatz

32 Fürstliche Zeitmaschine

Eichenzell: Schloss Fasanerie

33 Museen, Apostel und Schlösser

Tann: Rundgang durch die Altstadt

34 Lebendige dörfliche Vergangenheit

Fladungen: Fränkisches Freilandmuseum

35 Gut für schlechte Zeiten

Ostheim: Kirchenburg

36 Die zweite Erfindung des Rads

Schönau an der Brend: Rhönraddenkmal

37 Die Zeit gerade rücken

Ehrenberg: Stundensteine an der B 278 im Ulstertal

38 Theater, Hofkapelle und Skandale

Meiningen: Theater- und Musikstadt

39 Eisenbahnromantik à la Rhön

Meiningen: Museumsbahn Rhön-Zügle

40 Biotope, Schafe und ein Kolonnenweg

Fladungen: Grünes Band

41 Russisches Sperrgebiet

Rhönblick: Spionageorte auf der Hohen Geba

42 Wie du mir ...

Gersfeld: Spionageorte – Radom Wasserkuppe

43 Ich sah Dir in die Augen

Geisa: Gedenkstätte Point Alpha

44 Wanderer zwischen den Welten

Geisa: Führung am Point Alpha

45 Sperranlagen und Aktionskunst

Eußenhausen: Grenzübergang

46 Sandmann im Sandstein

Meiningen: Sandstein- und Märchenhöhle in Walldorf

Die Rhön – lecker

47 Plootz, Dätscher, Forelle und Lamm

Oberelsbach: Rhöner Kulinarium in Ginolfs

48 Ein Duft, dem man nicht widersteht

Meiningen: Thüringer Rostbratwurst am Marktplatz

49 Der Kloß und die Hütes-Holle

Meiningen: Hotel Schlundhaus

50 Mach dein Ding

Ehrenberg: krenzers rhön in Seiferts

51 Brennesselschnaps und mehr

Bischofsheim: Schaubrennerei und Gasthaus Dickas

52 Rhöner Küchensterne

Dermbach: Erlebnis Rhöner Botschaft

53 Bionade brauen

Ostheim: Bionade-Stammwerk

54 Klaus kocht konsequent

Bad Bocklet: Aschacher Schlossstuben

55 Das hohe Lied der Forelle

Bischofsheim: Restaurant und Hotel Rhönhäuschen

Die Rhön – spannend

56 Die Welt des weißen Goldes

Merkers: Erlebnisbergwerk Merkers

57 Fluch und Segen des Weißen Goldes

Heringen: Werra-Kalibergbau-Museum und Monte Kali

58 Eine Tradition fortschreiben

Hofbieber: Kunststation Kleinsassen

59 Pfundig und witzig

Hofbieber: Pfunds-Museum Kleinsassen

60 Woesinge ahoi – Karneval und Fachwerk

Wasungen: Rundgang durch die Fachwerkstadt

61 Meister der Restaurierung

Meiningen: Dampflokwerk Meiningen

62 Die Königin der Instrumente

Ostheim: Orgelbaumuseum Schloss Hanstein

63 Herzspezialisten und Feuerwehrleute

Fulda: Kinderakademie und Deutsches Feuerwehr-Museum

64 Freiherr von Drais wäre stolz

Bad Brückenau: Deutsches Fahrradmuseum

Die Rhön – entspannend

65 Vom Wandeln durch die Stadt

Bad Kissingen: Altenberg mit Sissi-Denkmal

66 Die wertvollen Dinge des Lebens

Bad Kissingen: Spaziergang durch den Kurbezirk

67 Tradition bleibt

Bad Kissingen: Aparthotel Hohenzollern

68 Eiserne Gesundheit

Bad Bocklet: Durch das Staatsbad flanieren

69 Ludwig, Lola und Skandale

Bad Brückenau: Staatsbad Kuranlagen

70 Romantisch ummauert

Bad Neustadt an der Saale: Spaziergang durch den Stadtkern

71 Nordseequalitäten

Bad Salzungen: Kuranlage

72 Rhöner Wohngefühl

Gersfeld: Feriendorf Wasserkuppe

73 Ferienparadies für Familien

Hausen: Rhön Park Aktiv Resort auf der Rother Kuppe

74 Kulturgeschichte des Rauchs

Oberelsbach: Deutsches Tabakpfeifenmuseum

75 Der Tischler und die fixe Idee

Sulzfeld: Schäferwagenhotel in Leinach

76 Diese Stadt hat’s drauf

Hammelburg: Spaziergang durch die Altstadt

Karte

Land der offenen Fernen

Vorwort: Eine Annäherung an die Rhön

Es ist eine gewöhnungsbedürftige Eigencharakterisierung, die die Touristiker mit der Begrifflichkeit vom Land der offenen Fernen vor einigen Jahren geschaffen haben. Sie setzt auf den weiten Blick, der von der Mittelgebirgslandschaft im Zentrum Deutschlands gegeben ist, den teilweise kahlen Kuppen, wo der Wald in früheren Zeiten der Holzwirtschaft zum Opfer gefallen ist.

Das mit dem weiten Blick mag geografisch schon lange so sein, offen waren die Fernen allerdings bis 1989 nicht. Die Rhön als Dreiländer-Gebirge war eine Region der deutschen Trennung und wahlweise DDR-Sperrgebiet oder BRD-Zonenrandgebiet. Beides drängte das heute so zentrale Mittelgebirge an den geografischen wie wirtschaftlichen Rand. Das mit der Randlage gilt letztlich sogar innerhalb der Bundesrepublik. Die Rhön als nördlichster Zipfel von Bayern wurde genauso gerne übersehen wie die Rhön als der östlichste Bereich Hessens. Aber betrachten wir das Positive dieser historischen Randlage. Sie hat dazu geführt, dass die Region heute eine einzigartige Naturlandschaft besitzt. Sie führte zum Erhalt von Tradition und zum Heimatbezug der Menschen. Rhöner sind für die Rhön geboren. So wächst eine Idylle wieder zusammen, die zusammengehört, selbst wenn die Landschaft, schon wegen des rauen Klimas, immer etwas später erblüht.

Die Rhön spielte schon in meinen Kindheitserinnerungen eine Rolle. Da gab es entfernte Verwandtschaft in einem Örtchen mit dem schönen Namen Platz und den Skizug Rhön-Blitz, der uns Frankfurter in schneereichen Wintern bis nach Gersfeld fuhr. Später waren es Winterwochenenden mit Freunden. Die Reise zur Rother Kuppe und zum Rhön Park Hotel war dunkel und kalt, und die Fahrt wollte kein Ende nehmen. Ich denke aber auch an warme Sommertage und Wanderungen durchs Rote Moor und an köstliche Forellen, die auf dem Teller leider kalt wurden, weil ich der Gräten nicht Herr wurde. Die anschließende Übernachtung im Hotel Rhönhäuschen war geprägt von Einschlafschwierigkeiten wegen der fast schon beängstigenden Stille. Da war die Geburtstagsfeier eines Kollegen, die im November 1989 in Bischofsheim-Haselbach stattfand. Der in der Rhön legendäre Saal des Gasthofs Kreuzbergschanze war gefüllt mit freundlichen Menschen, und wir erfuhren ganz nebenbei, dass bei Lokalbesitzerin Hilde schon zwei Küchenhilfen aus Thüringen arbeiteten. So machte die Geburtstagsgesellschaft dann nach und nach Trabbi-Rundfahrten über die Dorfstraße von Haselbach und die Jungs aus der »Noch-DDR« beschlossen den Abend mit mehreren Hundert D-Mark »Benzingeld«. Die Zeit ging ins Land. DDR und BRD wurden eins, und aus den Ritzen vor dem Eingang der Kreuzbergschanze wächst heute Gras. Das Lokal scheint seit Ewigkeiten geschlossen. Viele Wirte geben auf, weil sich der Betrieb nicht mehr lohnt. Andererseits bemühen sich engagierte Gastronomen erfolgreich um die Wiederbelebung der heimischen Küche.

Die Rhön zu entdecken ist historisch interessant, körperlich mitunter anstrengend, geprägt von Schneefall im April, heißen Sommertagen im Juli und lauen Sommerabenden im August. Da sind die Nachmittage mit gesundem Wasser in Bad Kissingen, die Fahrt mit dem Rhön-Zügle in Fladungen oder der Postkutsche nach Bad Bocklet. Es ist das gute Bier vom Kreuzberg, wohlschmeckender Wein aus Hammelburg, Bratwürste und Klöße aus Meiningen, Apfelsherry aus Seiferts und der RWOX (Rhöner Weideochse) aus Dermbach. Diesen bringt uns Sternekoch Björn Leist näher. Einige Rhöner sind echte Botschafter ihrer Heimat – sei es als historische Figur, als Gastgeber, als Postkutscherin, als Schäfer oder auch nur als Rhönschaf. Määh!

Die Rhön ist schön! Das klingt nach Plattitüde. Kein Wunder, auch dieser Spruch diente lange Zeit der Tourismuswerbung.

Rüdiger Edelmann

Die Rhön – natürlich

1 Määht für eine Region

Ehrenberg: Das Rhönschaf auf dem Spiegelshof in Melperts

Es ist gleich, ob das Schäfchen Wolli heißt und vom Schäfer Kolb aus Oberelsbach-Ginolfs in der bayerischen Rhön stammt oder ob es bei Schäferin Julia Djabalameli auf dem Spiegelshof im ­hessischen Ehrenberg-Melperts auf den Weiden steht. Das Rhönschaf war und ist immer etwas Besonderes.

Lexika beschreiben es als hochbeinig, hornlos und am schwarzen Kopf unbewollt bis hinter die Ohren. In Akten des Fuldaer Hochstifts aus dem Jahre 1844 wird es bezeichnet als »gemeines teutsches Schaf in einer eigenthümlichen Art, welches selbst im Ausland unter dem Namen »Rhönschaf« gekannt wird.« Nun war und ist diese Rasse nicht von ungefähr in dieser Umgebung heimisch. Die kargen Böden der Rhön machen den Schafen nichts aus, ganz im Gegenteil, die Tiere dienen der Pflege von Streuobstwiesen und anderer magerer Böden. Im Gegensatz zur teilweise unfruchtbaren Erde, auf der sie stehen, sind die Rhönschafe selbst extrem fruchtbar und gleichzeitig un­empfindlich gegenüber der feuchtkühlen Witterung. So waren sie ein Segen für die Rhöner Bauern in Sachen Wolle, Fleisch und Landschaftspflege. Umso unverständlicher ist es, dass die Tiere fast ausgerottet wurden. Gab es im 19. Jahrhundert noch mehrere Hunderttausend, so waren es 1970 nur noch 300. Der BUND Naturschutz startete 1985 das ­Rhönschaf-Projekt. Glücklicherweise waren die Bemühungen dank der Zusammenarbeit mit aktiven Schäfern ­erfolgreich. Inzwischen hat sich der Bestand bei etwas über 7.000 Tieren stabilisiert.

Gleichzeitig wurde das Rhönschaf zum Werbeträger und Botschafter seiner Heimat. Der skurrile Streit um Comicschaf Rhönhilde, das wegen seiner schwarzen Beine von humorlosen Fachleuten nicht akzeptiert wurde, ist nur eine Petitesse. Rhönhilde tritt nach wie vor auf und behauptet, es habe schwarze Strümpfe über die weißen Beine gezogen.

Der Spiegelshof bietet Rhönschafwanderungen mit Besuch der Schafherde an. Um teilzunehmen, ist eine Anmeldung über die Homepage erforderlich.

Das Rhönschaf auf dem Spiegelshof

Julia Djabalameli

Waldstraße 25

36115 Ehrenberg-Melperts

06683 917859

2Gesunde Kreisläufe erhalten

Hausen: Streifzug durch das Biosphärenreservat Rhön

Die Ernennung zum UNESCO-Biosphärenreservat kam im Jahr 1991 und das Gebiet erstreckt sich über die drei »Rhön-Bundesländer«. Einige Randgebiete zählen nicht dazu. Trotzdem entspricht die Gesamtfläche der des Saarlands. Durch die ehemalige Randlage ist diese Naturlandschaft einigermaßen intakt. Landwirtschaft ist in der Rhön noch ausgeprägt. Das Kerngebiet, die Hohe Rhön, hat neben Buchen- und Laubwäldern viele offene Landschaftsflächen. Die Holzwirtschaft hatte schon vor Jahrhunderten zur Entstehung dieser Weide- und Grasflächen beigetragen. Innerhalb der Kernzone sind auch Moore angesiedelt.

Die Rhön weist zehn unterschiedliche Landschaftsformen auf, vom Ackerland über Streuobstwiesen bis hin zu Ortschaften, Grünland, Gewässern und Wäldern. Darin gedeiht eine Pflanzenvielfalt, leben viele Tiergattungen und ist der Mensch zu Hause. Dieses Zusammenleben funktioniert aber nur, wenn sich die Einzelelemente in einem gesunden Gleichgewicht befinden. Dafür will man zum Beispiel den ursprünglichen Baumbestand aus Buchen und anderen Laubbäumen wiederherstellen. Alte Haus- und Nutztierrassen sollen durch Zucht wieder verstärkt heimisch werden. Gerade Landwirte müssen von der Notwendigkeit dieser Vorhaben überzeugt werden und geschäftlich lohnen muss es sich ebenfalls. So sorgt man zum Beispiel mit der Rhöner Apfelinitiative zum Erhalt von Streuobstwiesen und ein mobiles Käsereiprojekt eröffnet zusätzliche Einnahmequellen.

Die Herausforderungen an ein Biosphärenreservat sind groß. Es soll ja kein Naturschutzgebiet eingerichtet, sondern ein natürlicher Kreislauf gefördert oder wiederhergestellt werden. Ziel ist die Erhaltung der Rhön als Natur- und Kulturlandschaft. Auch wir, als Rhönbesucher, werden damit Nutznießer der Bemühungen.

Es werden viele Veranstaltungen und Führungen durch das Biosphärenreservat angeboten. Das Programm ist in allen Tourist-Informationen der Region erhältlich.

Geführte Biosphären­wanderungen Startpunkt: Wanderparkplatz

Eisgrabenstraße 1

97647 Hausen

UNESCO-Bio­sphärenreservat Rhön

Bayerische VerwaltungOberwaldbehrunger Straße 4

97656 Oberelsbach

0931 3801665

3 Silberdistel und Quellschnecke

Ostheim: Pflanzen und Tiere im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Das Rhönschaf steht zwar als tierischer Botschafter ganz vorn, aber es könnte auch in anderen Lebensräumen prima überleben. Dies gilt jedoch nicht für alle Tiere in dieser sehr ursprünglichen Natur. Das Birkhuhn, das sonst nur noch in den Alpen vorkommt, lebt hier, außerdem der Schwarzstorch und der Rotmilan. Letzterer ist der größte in der Rhön beheimatete Greifvogel mit einer Flügelspannweite von bis zu 1,70 Metern. Er wird von Naturschützern in einem besonderen Projekt betreut. Nachgewiesen für die Region ist inzwischen auch wieder die Wildkatze. Eine etwas kleinere Tierart und sicher nur für Kenner auszumachen ist die Alpenspitzmaus, die außerhalb der Alpen nur noch in der Rhön existiert. Stark gefährdete Tiere in Deutschland sind Reptilien. Nicht so in der Rhön. Blindschleiche und Ringelnatter sind in diesem Landstrich heimisch, und in den Mooren wurde sogar, als einzige deutsche Giftschlange, die Kreuzotter nachgewiesen. Einzigartig in der Rhön ist die Rhön-Quellschnecke. Trotz ihrer geringen Größe von nur zwei Millimetern ist sie sehr anspruchsvoll und reagiert empfindlich auf die Zerstörung von Quellbiotopen, wie das bei der Fassung von Quellen geschieht. Ihr Vorkommen ist deshalb inzwischen fast ausschließlich auf die Hohe Rhön beschränkt.

Die Silberdistel steht, ähnlich wie das Schaf, für die Rhön. Sie steht auf der Roten Liste der 106 gefährdeten Pflanzenarten, die hier heimisch sind. Regional auf die Moore beschränkt ist zum Beispiel die Karpatenbirke. Aber auch der Ackerrittersporn, die Echte Betonie oder der Deutsche Enzian zählen zu den bedrohten Pflanzenarten, die in der Rhön noch zu finden sind. Es ist eine der Aufgaben des Biosphärenreservats Rhön, diese Vielfalt zu erhalten. Bliebe noch zu erwähnen, dass die Rhön eines der orchideenreichsten Mittelgebirge Deutschlands ist.

Eine ausführliche Beschreibung von bedrohten Tieren und Pflanzen findet sich auf der linksstehenden Homepage des Biosphärenreservats Rhön.

Die Silberdistel am

Ostheimer-Wanderweg

Startpunkt: Parkplatz Burgstraße

97645 Ostheim vor der Rhön

UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Bayerische Verwaltung

Oberwaldbehrunger Straße 4

97656 Oberelsbach

0931 3801665

4 Das Rhönschaf als Herzenssache

Oberelsbach: Kolb’s Bio-Hof in Ginolfs