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Ventimigliaca. 24.500 Einw.
Eine hektische Grenzstadt, die von der Mündung des Flusses Roia in zwei Hälften geteilt wird. In der Neustadt tobt der Durchgangsverkehr, dagegen lädt oben am Hügel die beschauliche Altstadt zum Bummel ein.
Die Sehenswürdigkeiten von Ventimiglia finden sich fast ausnahmslos im mittelalterlichen Ortskern, einzig die Reste des römischen Amphitheaters liegen ein wenig unbeachtet am östlichen Rand der Neustadt. Von den Giardini Pubblici, dem kleinen, mit buschigen Palmen und Pinien bestandenen Stadtpark in der Neustadt, führt eine Fußgängerbrücke über die Roia-Mündung hinüber zum Altstadthügel Ventimiglia Alta.
Der historische Ortskern mit seinen verschachtelten Häuserfassaden östlich der Neustadt scheint von außen zunehmend zu verfallen, das Innere des Centro storico wirkt allerdings recht gepflegt. Eine schmale Treppengasse führt von der Piazza Marconi am Meer hinauf zur Cattedrale Santa Maria Assunta und weiter zur höchsten Aussichtsterrasse unterhalb der Castello-Ruine. Von dort blickt man auf den geradlinigen Küstenverlauf und die Hangterrassen mit ihren weitläufigen Gewächshäusern, in denen vorwiegend Rosen und Mimosen gezüchtet werden. Früher hatte Ventimiglia einen eigenen Blumenmarkt, mittlerweile wird die hiesige Produktion auf dem Großmarkt von Sanremo/Bussana umgeschlagen.
Unterhalb von Ventimiglia Alta erstreckt sich der neu angelegte, kreisrunde Jachthafen der Stadt, der trotz aller Modernität ein wenig leblos wirkt; Betreiber ist der Jachthafen von Monaco. Ein Straßentunnel unter der Altstadt hindurch verbindet diesen Teil Ventimiglias mit der Neustadt.
Bekannt ist die Grenzstadt für ihren großen Wochenmarkt mit dem vielleicht eindrucksvollsten Markttreiben ganz Liguriens. Freitags ab 7 Uhr früh wimmelt es am Lungo Roia am Flussufer der Neustadt und in den angrenzenden Straßen von Verkaufsständen, die wirklich alles Erdenkliche anbieten - die französische Kundschaft soll schon aus Marseille angereist sein, um in Ventimiglia ein Schnäppchen zu machen. In Verruf geriet der Markt ein wenig wegen der zahlreichen Fälschungen meist französischer Luxuslabels, deren Erwerb natürlich verboten ist und bei Kontrollen mit hohen Bußgeldern geahndet wird.
Geschichte
Vermutlich war Ventimiglia schon in der Frühgeschichte besiedelt, als die bronzezeitliche Urbevölkerung des Monte-Bego-Gebiets (im französischen Vallée des Merveilles/Parc National du Mercantour) den Höhepunkt ihrer Entwicklung erlebte. Viel später, beim Ausbau der römischen Heeresstraße nach Gallien, entstand Albintimilium, eine römische Kleinstadt mit Amphitheater, Thermen und Aquädukten. Die antike Arena sowie einige Ausgrabungsfunde aus römischer Zeit können von außen besichtigt werden. Von den Zerstörungen durch die Goten, Langobarden und Sarazenen erholte sich Ventimiglia erst im späten Mittelalter. 1130 mussten sich die Grafen der Stadt wohl oder übel dem übermächtigen Genua unterordnen. Als Grenzstadt und Genueser Vorposten gegen die Anjou, Savoyer und Grimaldi hatte Ventimiglia bereits ab dem 14. Jh. Bedeutung, wirtschaftliches Gewicht erlangte es durch seine Lage an der Salzstraße, dem alten Handelsweg durch das Roia-Tal nach Frankreich. Noch im 17. und 18. Jh. war Ventimiglia immer wieder begehrter Zankapfel der Politik, bis Napoleon die Stadt eroberte und sie 1797 zur französischen Bezirkshauptstadt ernannte.
Sehenswertes in der Altstadt
Ein Geflecht aus engen, dunklen Treppenwegen durchzieht den stillen Ortskern, teilweise so verwinkelt, dass man sich verlaufen kann. Hier oben herrscht Ruhe, kaum ein Auto stört die Beschaulichkeit von Ventimiglia Alta, dem alten Viertel oben in der Stadt (Auswärtige dürfen hier gar nicht erst hineinfahren). Massive Teilstücke der mittelalterlichen Stadtmauern begrenzen den Altstadthügel an einigen Stellen abrupt. Die Hauptachse des alten Viertels ist die Via Garibaldi, eine belebte Ladengasse mit viel mittelalterlicher Bausubstanz. Mehrere kleine Brunnenplätze öffnen diese dunkle Gassenschlucht, einige herrschaftliche Bürgerhäuser mischen sich unter die meist schmalen Wohnhäuser. Von der Porta Marina im unteren Teil der Altstadt führen mehrere Gassen zur Via Garibaldi hinauf. Ihr folgend, passiert man zwangsläufig die bedeutenden Sehenswürdigkeiten der Altstadt: die Cattedrale Santa Maria Assunta am Beginn, die BibliotecaAprosiana aus dem Jahr 1649 - eine der ältesten öffentlichen Bibliotheken Italiens - in der Via Garibaldi 10 und wenige Schritte weiter das OratoriodeiNeri (um 1650), das dem Stadtheiligen San Secondo geweiht ist. Noch ein Stück weiter - jetzt auf der Via Piemonte - stößt man schließlich auf die romanische Chiesa di San Michele. Folgt man dagegen der Via Garibaldi weiter zur Porta Nizza, sind es nur wenige Minuten hinauf zum Forte dell’Annunziata mit sehenswertem Museum und herrlichem Ausblick.
Blick auf die Altstadt von Ventimiglia
Cattedrale Santa Maria Assunta:Die dreischiffige romanische Kirche wurde im 11. Jh. auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus aus dem 9./10. Jh. errichtet. Ihre schlichte Fassade wird von einem tief gestaffelten Eingangsportal im frühgotischen Stil beherrscht. Die Barockkapellen im linken Seitenschiff stammen aus dem 16./17. Jh. Ebenfalls über das linke Seitenschiff gelangt man in das achteckige romanische Baptisterium (Battistero) mit abwechselnd halbrunden und eckigen Nischen und dem mächtigen Taufbecken in der Mitte. Das Battistero wurde wie die Kathedrale im 11. Jh. gebaut und befindet sich an der Stelle, an der in der Antike ein römischer Junotempel gestanden haben soll. Abschließend lohnt ein Blick in die Krypta, den ältesten Teil der Kathedrale, wo einige frühchristliche Reliefs zu sehen sind.
♦ Tägl. 8-19 Uhr.
Chiesa San Michele:Am nordwestlichen Altstadtrand, neben dem mittelalterlichen Stadttor Porta Piemonte. Diese im romanisch-gotischen Mischstil errichtete Kirche (12./13. Jh.) beherbergt eine interessante Krypta, die teilweise von antiken Marmorsäulen und Meilensteinen gestützt wird. Das Weihwasserbecken der Michaelskirche, ebenfalls aus einem antiken Meilenstein gearbeitet, weist noch die Entfernungsangabe nach Rom auf: 590 Meilen.
♦ Nur Sonntag 10.30-12 Uhr, Piazza Colletta.
Museo Civico Archeologico „Girolamo Rossi“:Im Forte dell'Annunziata. Das Archäologische Museum in der alten Küstenfestung wurde eigens für die Fundstücke aus dem römischen Albintimilium eingerichtet (am Corso Verdi, der Straße, die sich um den Altstadthügel zieht). Bei klassischer Musik kann man in aller Ruhe durch die großzügigen und komplett renovierten Räumlichkeiten der Festung schlendern; in den Vitrinen sind Funde aus der antiken Stadt zu sehen: Vasen, Schalen, Tongefäße, Krüge, eine beachtliche Sammlung an Büsten und Marmorköpfen, Reliefs, Grabinschriften, Statuetten usw. Die kostbarsten Gegenstände stammen aus der Nekropole, darunter auch einige filigrane Glasgefäße und Öllämpchen. Das aufschlussreichste Großobjekt ist ein römischer Gedenkstein mit über 50 gut lesbaren Inschriften.
♦ Di-Sa 9-12.30, Di-Do auch 15-17 Uhr, Fr und So 21-23 Uhr, Mo geschl. Winter: Di-Sa 9-12.30 und 15-17 Uhr, 1. und 3. So im Monat 10-12.30 Uhr, Mo geschl. Eintritt 6 €, erm. 3 €, mit Bookshop. Corso Verdi 41, Tel. 0184-351181, www.marventimiglia.it.
Forte San Paolo und Castel d’Appio: Am Piazzale Funtanin, der Panoramaterrasse des Altstadthügels, beginnt ein Fußweg hinauf zur Festung San Paolo, die die Seerepublik Genua Mitte des 13. Jh. als ihren westlichsten Vorposten errichtete. Von der ca. 200 m über dem Meer gelegenen wuchtigen Festungsanlage hat man einen wunderbaren Küstenblick. Weit oberhalb des Forte stand einst das Castel d'Appio (heute Hotel La Riserva, → unten). An dieser Stelle befand sich in frühgeschichtlicher Zeit bereits ein kleines ligurisches Castellaro, das später von den Römern zu militärischen Zwecken ausgebaut wurde.
Sehenswertes in der Neustadt
Area Archeologica di Nervia:Beim Bau der Eisenbahntrasse stieß man erstmals auf die Grundmauern der römischen Stadt Albintimilium, einem maritimen und landwirtschaftlichen Zentrum. Inzwischen wurden in der Ausgrabungsstätte am nordöstlichen Rand der Neustadt Spuren der antiken Mauern und Straßen freigelegt. Sehenswert sind vor allem die Thermen und ein Bogen des Amphitheaters mit Sitzreihen aus hellen Steinblöcken, in dem einst bis zu 5000 Zuschauer Platz fanden.
♦ Mi-Fr 9-17, Sa 9-14 Uhr sowie 1. und 3. So im Monat 9-14 Uhr. Eintritt 3 €, erm. 2 €. Corso Genova 134, Tel. 0184-252320.
Basis-Infos
InformationUfficio Turistico (I.A.T.), Via Roma/Ecke Lungo Roia 1 (in der Nähe der Straßenbrücke über den Fluss Roia), Tel. 0184-1928309. Di-Sa 9.30-12.30 Uhr, Fr auch 15.30-18.30 Uhr.
Übernachten
1 Camping Por la Mar 2 La Riserva di Castel d'Appio 3 Posta 4 Sole Mare
Essen & Trinken
2 La Riserva 5 Marco Polo
Anfahrt/VerbindungenAuto, Ventimiglia ist die westlichste Abfahrt der Autostrada dei Fiori (A 10) vor der Grenze nach Frankreich. Die alte Küstenstraße Aurelia (S 1) führt quer durch die Stadt und ist zwischen der italienisch-französischen Staatsgrenze und Sanremo während des Berufsverkehrs und in den Sommermonaten sehr stark befahren. Achtung: Wer aus dem Piemont durch den Tenda-Tunnel auf der SS 20 nach Ventimiglia anreisen will: Der Tunnel ist bis mindestens Ende 2023 gesperrt.
Parken, im Zentrum fast überall gebührenpflichtig oder mit Parkscheibe, frei parken kann man z. B. am Lungo Roia (Flussufer). Von hier führt die oben erwähnte Fußgängerbrücke direkt zum Altstadthügel. Parken kann man auch an der Passeggiata Marconi auf der Altstadtseite nahe der Flussmündung und am Lungomare.
Bahn,Bahnhof in der oberen Neustadt, Piazza Cesare Battisti, nur wenige Meter oberhalb der Via Cavour. Etwa stündlich nach Sanremo, Imperia, Alassio und weiter nach Savona und Genua (Fahrtzeit je nach Zug 2-3 Std., teils mit Umsteigen in Savona). Ebenso ca. stündlich mit dem Regionalzug nach Nizza, Fahrtzeit 1 Std.
Bus,Haltestelle am Largo Sandro Pertini (zwischen SS 1 und Bahnhof) und an der Via Cavour, stündlich mit der Linea 2 nach Bordighera, Ospedaletti und Sanremo, ca. 10-mal tägl. nach Dolceacqua, 6-mal nach Pigna und Castel Vittorio, 6-mal nach Perinaldo, 4-mal nach Apricale. 8-mal tägl. verbindet die Linea 1 Ventimiglia mit der italienisch-französischen Grenzstation Ponte San Luigi mit Halt an den Balzi-Rossi-Höhlen und bei den Hanbury-Gärten, Tickets am Kiosk bzw. in Tabacchi-Läden mit R.T.-Schild (RivieraTrasporti), www.rivieratrasporti.it.
Baden Die städtischen Kiesstrände an der Passeggiata Marconi unterhalb der Altstadt bis hin zum neuen Porto Turistico Cala del Forte (Jachthafen) sowie an der Passeggiata Oberdan bzw. Passeggiata Cavalotti in der Neustadt sind nicht unbedingt romantisch. Dennoch Bagni und diverse Restaurants am Strand, auch freie Abschnitte (Spiaggia libera).
EinkaufenMarkthalle (Mercato coperto), jeden Vormittag (außer So) Lebensmittel- und kleiner Blumenmarkt an Via della Repubblica (Neustadt), rundum Bars, Imbissstuben, Trattorien etc. Wochenmarkt, einer der größten Italiens mit enormem Waren- und Lebensmittelangebot; immer freitags ganztägig (im Sommer 6-18 Uhr, im Winter bis 17 Uhr) im Bereich Lungo Roia G. Rossi, Via Vittorio Veneto und Via Milite Ignoto (rund um die Palmenpiazza) sowie an der Passegiata Oberdan.
Feste & VeranstaltungenBattaglia di Fiori in der zweiten Junihälfte, eines der größten Blumenfeste der Ponente.
Agostomedievale, Veranstaltungen zu mittelalterlichen Themen Ende Juli/Anfang August, viel Kulinarisches.
Patronatsfest des Stadtheiligen San Secondo am 26. August.
ÜbernachtenKarte
*** Sole Mare4, gepflegtes Hotel an der Passeggiata Marconi am Meer, direkt gegenüber vom neuen Jachthafen, mit Terrasse, Parkplatz und nettem Personal. Alle Zimmer mit Balkon zum Meer. Parkplatz gebührenpflichtig. Passeggiata Marconi 22 (neben der Ausfahrt des Altstadttunnels), 18039 Ventimiglia (IM), Tel. 0184-351854, www.hotelsolemare.it. €€-€€€
*** Posta3, Stadthotel mit überwiegend renovierten Zimmern, freundlicher Service; in einer relativ ruhigen Seitenstraße des belebten Viertels um Via Cavour und Via Roma in der Neustadt gelegen. Behindertengerechte Ausstattung. Garage vorhanden (10 €/Tag). Auch Drei- und Vierbett-Zimmer. Via Sottoconvento 15, 18039 Ventimiglia (IM), Tel. 0184-351218, www.postahotel.net. €-€€
Außerhalb*** La Riserva di Castel d’Appio2, herrliche Lage und toller Blick auf der Spitze des Castel-d’Appio-Hügels weit oberhalb der Altstadt und ein gutes Stück außerhalb - wer sich hier einmietet, sollte motorisiert sein oder sich hin und wieder ein Taxi gönnen. Mit Hotelrestaurant (→ unten), Garten und Pool, ruhig und abgeschieden, freundlicher, hilfsbereiter Service. Nicht mehr ganz neu. Anfahrt: Ab Ventimiglia Alta (gegenüber dem Forte Annunziata) führt eine steile, schmale Straße hinauf, beschildert (ca. 5 km vom Zentrum). Auch Familienzimmer (Suite für 4 Pers.). Halbpension möglich (Restaurant mit Panoramaterrasse). April bis Sept. geöffnet. Loc. Peidaigo 71, 18039 Ventimiglia (IM), Tel. 0184-229533, www.lariserva.it. €€-€€€
Camping** Por la Mar1, an der S 1 Richtung italienisch-französische Grenze in der Ortschaft Latte, links der Straße, beschildert. Terrassiertes Gelände, nett im Grünen, teilweise Schatten, relativ ruhig, auch diverse Holzbungalows, für Zelte gibt es nicht allzu viele Stellplätze. Bar vorhanden, Einkaufsmöglichkeiten im Supermarkt von Latte. Fußweg zum eher schmalen, grobkiesligen Strand (unter der Bahn hindurch). Ganzjährig geöffnet. Stellplatz inkl. 2 Pers. 35-40 €, Bungalow 70-120 €. Corso Nizza 107, Località Latte, 18039 Ventimiglia (IM), Tel. 0184-229626, www.campingporlamar.com.
Essen & TrinkenKarte
Zahlreiche Ristoranti und Pizzerien befinden sich direkt an den Strandpromenaden von Alt- und Neustadt, die Auswahl fällt schwer. Fast überall werden 3- bis 4-gängige Menüs angeboten.
Marco Polo5, einladendes Holzhaus am Meer, hinter dem sich ein rustikales, aber gemütliches Strandrestaurant mit schöner Speiseterrasse verbirgt. Gute Meeresküche zu gehobenen Preisen. Die Fischerboote am benachbarten Strand passen zur Philosophie: Der Fisch wird vornehmlich lokal eingekauft. Antipasti/Primi 16-30 €, Secondi 25-30 €. Mittags und abends geöffnet, Mo geschl. Passeggiata Cavallotti 2, Tel. 0184-1952500.
AußerhalbLa Riserva2, elegantes Ambiente in den Innenräumen, Traumblick von der Panoramaterrasse hinüber zur Côte d’Azur, dazu gehobene Küche zu ebensolchen Preisen: Antipasti und Primi um 20-25 €, Secondi um 25-30 €. Wer sich etwas Besonderes leisten möchte, ist hier richtig. April bis Sept. tägl. mittags und abends geöffnet, Reservierung ratsam unter Tel. 0184-229533. Anfahrt → Hotel La Riserva.
Umgebung von Ventimiglia
Die Hanbury-Gärten
Ein Besuch der Giardini Botanici Hanbury lohnt unbedingt, nicht nur für Hobbybotaniker. Einen Vorgeschmack bietet schon die Küstenstraße zu den Gärten in Richtung italienisch-französischer Grenze. Die Macchia wuchert am bizarren Steilufer, an den Hängen gedeiht zwischen Zitronenbäumen und Palmen eine artenreiche Pflanzenpracht, während an den Straßenrändern üppige Bougainvilleen ranken.
Die mediterran-exotischen Gärten der Villa Hanbury ziehen sich am CapoMortola zum schroffen Felsufer hinunter. Mitten im Park steht die herrschaftliche Villa, die im Lauf der Zeit häufig ihre Besitzer wechselte. Seit 1987 befindet sie sich wie auch die Gärten im Besitz der Universität Genua und beherbergt die Parkverwaltung.
Als die britische Upperclass Mitte des 19. Jh. die Riviera zum bevorzugten Urlaubsziel auserkor, verschlug es auch den weit gereisten Geschäfts- und Lebemann Sir Thomas Hanbury hierher. Der Brite sicherte sich 1867 das große Küstengrundstück an der damals noch weitgehend unbebauten Riviera und wurde hier sesshaft. Verkäufer war der italienische Graf Orengo, der nach zähen Verhandlungen den Grund samt Traumvilla abtrat. Der junge deutsche Botaniker, Gartenarchitekt und Landschaftsmaler Ludwig Winter- der Begründer der hiesigen Blumenzucht - trat 1868 in die Dienste des englischen Gentlemans und begann mit der Parkgestaltung. Bereits zur Jahrhundertwende sprossen über 5000 mediterrane, tropische und subtropische Pflanzenarten auf dem aufgeschütteten Erdboden der 18 ha großen Gartenanlage. Bei Luftangriffen wurde die Villa 1944/1945 stark beschädigt, auf Initiative von Dorothy Hanbury, der Schwiegertochter von Hanbury, aber ab 1946 wieder aufgebaut. 1960 fiel das Anwesen dann an den italienischen Staat.
Hier geht es zur „Geburt der Menschheit“
Nach jahrzehntelanger Aufbauarbeit sprießt hier heute wieder eine unglaubliche Pflanzenpracht. Unter den schirmförmigen Kronen riesiger Aleppokiefern wandelt man durch betörende Duft- und exotische Obstgärten. Die üppige Flora der Giardini Hanbury ist ein augenfälliger Beweis für das milde, fruchtbare Klima der Blumenriviera, in dem sich sogar die empfindliche afrikanische Papyrusstaude wohl fühlt. Weil sich die Blütezeit in diesem botanischen Paradies nicht nur auf Frühling und Frühsommer beschränkt, lohnt ein Besuch das ganze Jahr über.
Am unteren Ende der Giardini, nur durch die Mauer von der Küste getrennt, befindet sich in einem netten, kleinen Steinhaus eine Snack-Bar mit Terrasse, daneben eine schattige „Area Picnic“ mit Tischen und Bänken.
Öffnungszeiten/Eintritt 1. März bis 15. Juni und 16. Sept. bis 15. Okt. tägl. 9.30-17 Uhr; 16. Juni bis 15. Sept. tägl. 9.30-18 Uhr; 16. Okt. bis 28. Feb. tägl. 9.30-16 Uhr, Auslass bis eine Stunde nach Schließung der Kasse. 1. Nov. bis Ende Feb. Mo geschl. Eintritt 9 €, erm. 7,50 €, Familienticket 25 €, Kinder unter 6 J. frei, Hunde sind nicht erlaubt. Corso Montecarlo 43, La Mortola, 18039 Ventimiglia (IM), Tel. 0184-229507, www.giardinihanbury.com. Mit dem Ticket erhält man vergünstigten Eintritt im Castello Doria in Dolceacqua.
Anfahrt/Verbindungen Von Ventimiglia auf der SS 1 Richtung Frankreich, im Ortsteil Latte weiter auf der oberen Küstenstraße (beschildert). Der Eingang zu den Giardini befindet sich links der Straße, geparkt wird am Straßenrand. Ab Ventimiglia etwa 8-mal tägl. mit dem Bus Linea 1.
Grotte dei Balzi Rossi mit Museo nazionale preistorico
Die „Geburt der Menschheit“ lautet der Werbeslogan für die prähistorischen Höhlen bei Ponte San Ludovico. Tatsächlich sind die Funde spektakulär, von den Grotten selbst sollte man aber nicht zu viel erwarten.
Die Grotte dei Balzi Rossi befinden sich in unmittelbarer Nähe des italie nisch-französischen Grenzübergangs. Vorbei an dem modernen Apartmentkomplex, wo bis in die 1920er-Jahre das berühmte Spielcasino Balzi Rossi residierte, gelangt man (nach Kauf des Eintrittstickets am neuen Höhlenmuseum) zu der leicht rötlich schimmernden, fast 100 m hohen Steilwand, die von elf frühgeschichtlichen Wohnhöhlen durchlöchert ist. Die ältesten menschlichen Spuren, die in den Höhlen entdeckt wurden, reichen über 200.000 Jahre zurück, die „jüngsten“ datieren aus der Zeit um 20.000 v. Chr. Man geht davon aus, dass die Balzi Rossi während dieser gesamten Zeitspanne bewohnt waren.
Bio/Regional Ecovillaggio Torri Superiore
Im einsamen, bergigen Hinterland von Ventimiglia liegt das verschlafene Dörfchen Torri mit seinen alten Bauernhäusern. Darüber thront Torri Superiore, ein mittelalterlicher Komplex aus dem 14. Jh. mit ineinander verschachtelten, bis zu fünf Stockwerken hohen Häusern und über 150 Räumen. Anfang der 1980er-Jahre begann eine Handvoll ambitionierter Ökologen und Landwirte die seit langem verlassenen Ruinen zu sanieren. 1989 gründeten sie einen Kulturverein zum Erhalt des Ortes, heute leben hier 19 der Mitglieder dauerhaft. Im Gästehaus von Torri Superiore kann man in schlichten Zimmern (EZ, DZ oder Familienzimmer mit 4 Betten, mit oder ohne Bad) übernachten, im angeschlossenen Ristoro kommen biologische Produkte aus der Umgebung auf den Tisch (günstig: mittags 12-15 €, abends 15-22 €). Dazu ein buntes Kursprogramm (Yoga, Shiatsu, Kochen, Töpfern etc.), Wander- und Trekkingtouren sowie Seminare zu Ökologie und Nachhaltigkeit. Familiäre, lockere Atmosphäre mit internationalem Flair. DZ 100 €, mit Bad 124 €, inkl. Frühstück und Abendessen.
Kontakt Associazione Culturale Ecovillaggio Torri Superiore, Via Torri Superiore 5, 18039 Ventimiglia (IM), Tel. 0184-215504 oder 351-9006836, www.torri-superiore.org.
Anfahrt Von Ventimiglia auf der S 20 zunächst Richtung Colle di Tenda/Cuneo, dann Richtung Bevera; von dort ca. 6 km nach Torri (beschildert). 6-mal tägl. Busse von und nach Ventimiglia (Linea 6).
Die Fundstücke aus den Höhlen sind heute im Museo Nuovo zu sehen (das Museo Vecchio oberhalb ist zurzeit Baustelle), darunter zahlreiche Kleinfunde wie Steinwerkzeuge und Grabbeigaben, außerdem diverse Skelette, z. B. die „Dreierbestattung“: ein Erwachsener und zwei Jugendliche aus der Cromagnonzeit (ca. 30.000-28.000 vor unserer Zeit). Die Grabstätte war mit symbolisch angeordneten Muschel- und Knochenketten sowie behauenen Steinen verziert. Darüber hinaus ist ein Frauenskelett zu sehen, das in der Grotta di Caviglione gefunden wurde. Ein weiteres Highlight sind die filigranen weiblichen Statuetten; darüber hinaus illustrieren Schaubilder den Meeresspiegel während der verschiedenen Phasen der Steinzeit, die damalige Fauna sowie die Grabungsarbeiten. Im hinteren der beiden Säle befindet sich das Modell eines jungen Elefanten, dessen Knochen man in der Grotta Barma Grande gefunden hat.
Öffnungszeiten Das Museum ist ganzjährig Di-So 8.30-19.30 Uhr geöffnet, Mo geschl. Eintritt 4 €, erm. 2 €. Tel. 0184-38113. Achtung: Die Höhlen waren zuletzt geschlossen, Zeitpunkt der Wiedereröffnung noch unklar, besser vorher anrufen, um sich zu vergewissern, ob die Höhlen auch zu besichtigen sind.
Anfahrt/VerbindungenAuto, von Ventimiglia Richtung Frankreich (nicht auf der Autobahn!); im Ortsteil Latte geht es am Kreisel beim Campingplatz Por la Mar links ab, ein unauffälliges braunes Schild weist den Weg. Nach einem Tunnel kommt man zum ehemaligen Grenzübergang, hier scharf links, mit Parkplatz. An der Schranke durchgehen, an einem Appartementhaus linker Hand entlang gelangt man zum neuen Museum.
Bus,Linea 1 fährt ab Ventimiglia 8-mal tägl. nach Ponte San Luigi mit Halt bei den Balzi Rossi.
Baden Geht man vom oberen Museum den Schotterweg weiter, erreicht man ein paar Klippen und Felsplatten zum Sonnenbaden, die darauffolgende Kiesbucht ist ein Privatstrand (sehr teuer).
Essen & TrinkenBalzi Rossi, das bekannte Feinschmeckerrestaurant war zuletzt wegen Renovierung geschlossen. Via Balzi Rossi 2, Tel. 0184-38132, www.ristorantebalzirossi.it.
Nervia-Tal
Eines der schönsten Täler an der Riviera di Ponente, üppig grün, durchzogen vom anmutigen Fluss Nervia, die Hänge mit Wein- und Oliventerrassen kultiviert.
Eine empfehlenswerte Rundfahrt in die abgeschiedene Hügelwelt Westliguriens führt von Ventimiglia durch das untere Nervia-Tal nach Dolceacqua mit seiner berühmten mittelalterlichen Brücke; ein Abstecher führt (bei Isolabona) ins schmalere Seitental des Merdanzo, an dessen steilem Hang sich weithin sichtbar das wunderschöne Dörfchen Apricale emporzieht. Nach weiteren 6 km kurvenreicher Straße erreicht man das auf einem Berggrat thronende, lang gezogene Dorf Perinaldo mit endlosen verwinkelten Gassen, Geburtsort des Astronomen Gian Domenico Cassini, der sich im 17. Jh. mit Forschungen zu den Planeten unseres Sonnensystems einen Namen machte.
Zurück im nun immer schmaler werdenden Nervia-Tal steigt die Straße hinauf nach Pigna mit seinem mittelalterlichen Dorfkern und bekannten Heilquellen. Auf dem südlich gegenüber liegenden Hügel springt das exponiert gelegene Castel Vittorio ins Auge; von hier geht es auf schmalem Sträßchen und über den Passo Ghimbegna, einen beachtlichen, 900 m hohen Bergpass, in südlicher Richtung nach Baiardo. Dann entweder über Apricale/Dolceacqua zurück nach Ventimiglia, an der Ostflanke des Monte Bignone (1299 m) entlang zur beliebten Sommerfrische San Romolo und hinunter zur Küste nach Sanremo oder auf einer panoramareichen Straße in das Valle Armea und über den pittoresken Ort Ceriana ebenfalls zurück nach Sanremo.
Dolceacquaca. 2000 Einw.
Die üppigen Weinterrassen um den Ort im Nervia-Tal lassen es schon ahnen: Dolceacqua ist ein wichtiges Zentrum in Sachen Wein. Hier reift vor allem der Rossese di Dolceacqua, ein leichter, fruchtiger Roter.
Die mittelalterliche Ortschaft dehnt sich an einer schwungvollen Flussbiegung aus. Die dunklen Dächer der oberen Altstadt zusammen mit den hellen Hausfassaden am Flussufer und dem alles überragenden Castello Doria prägen das Bild. Dolceacquas Wahrzeichen ist die 33 m lange Spitzbogenbrücke(Ponte Vecchio) aus dem 15. Jh., die Claude Monet 1884 in einem Gemälde verewigte. Die Brücke verbindet den Altstadthang Terra (den ältesten Ortsteil) mit dem ebenfalls mittelalterlichen Borgo Nuovo, dessen lang gestreckte Straßenpiazza sich an der flachen Uferseite ausbreitet, vom Durchgangsverkehr aber doch etwas gestört wird. Im düsteren Pflastergassengewirr des Altstadthügels haben sich einige Ladenwerkstätten und Ateliers eingerichtet, in denen Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus Olivenholz angeboten werden.
Dolceacquas Wahrzeichen: die perfekt geschwungene Brücke
Eine schmale Treppengasse führt hinauf zur Burg, die im 12. Jh. von den ortsansässigen Markgrafen errichtet wurde. Später fiel die Festung an die einflussreiche Genueser Familie Doria, die sie zum prunkvollen Burgschloss ausbaute. 1745 im Österreichischen Erbfolgekrieg von der französisch-spanischen Artillerie zerstört und 1887 von einem Erdbeben erschüttert, macht das Castello von Dolceacqua heute einen ziemlich lädierten Eindruck. Der Innenhof der leer stehenden Burgruine wird aber immer wieder für Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt.
♦ Tägl. 10-13.30 und 14.30-18 Uhr, von Mitte Okt. bis Mitte März Di-So 10-17 Uhr, Mo geschl. Eintritt 6 €, Familienticket 15 €. Über thematische Führungen, Weinverkostungen im Castello und andere Veranstaltungen informiert www.visitdolceacqua.it.
Sehenswert ist auch die Pfarrkirche Sant'Antonio Abate (15. Jh.) an der unteren Hauptpiazza mit Campanile aus dem 17. Jh.; ihre klassizistische Fassade stammt aus dem 19. Jh. Innen beeindruckt der kostbare Flügelaltar „Santa Devota“ von Ludovico Breaaus dem 15. Jh. An der gepflasterten Kirchenpiazza zieht der Palazzo Doria (16. Jh.) den Blick auf sich, dessen Bauherren in der Krypta der romanischen Friedhofskirche San Giorgio am Stadtrand (in Richtung Ventimiglia) ruhen.
InformationI.A.T. Touristen-Info, in der Via Patriot Martiri 30 (Durchgangsstraße). Juli und Aug. Di-So 10-12 und 15-18 Uhr, in der Nebensaison nur Sa/So 10-12 und 15-18 Uhr, im Winter Sa/So 10-12 und 14-17 Uhr. Tel. 0184-206666, www.visitdolceacqua.it.
VerbindungenBus,Linea 7 ca. 10-mal tägl. von und nach Ventimiglia, 4-mal tägl. nach Apricale, 6-mal nach Pigna und Castel Vittorio.
Einkaufen Einige Enoteche und Botteghe verkaufen Weine und andere kulinarische Produkte aus der Umgebung.
Enoteca Regionale della Liguria, Zweigstelle in Dolceacqua, in einem Gewölbe nahe des Castello können ligurische Weine probiert - und gekauft - werden. Sa/So 12-15 Uhr oder nach Voranmeldung. Via del Castello, Tel. 337-1004228, www.enotecaregionaleliguria.it.
Cantina del Rossese di Dolceacqua, im Laden gegenüber der Pfarrkirche Sant’Antonio Abate an der Piazza G. Mauro 3 gibt es die Weine der lokalen Winzerkooperative. In der Region werden überwiegend die Trauben Vermentino und Rossese angebaut. Tägl. (außer Di) 11-19 Uhr (klingeln). Tel. 0184-206849, www.maixei.it.
Mercatino di Dolceacqua, Bio- und Alternativmarkt am letzten Sonntag im Monat auf der Piazza Mauro.
„La Michetta“ ist die Spezialität des Ortes, ein süßes Gebäck, dem zu Ehren am 15. August ein großes Volksfest stattfindet.
Kino Eine besondere Attraktion ist das Visionarium 3D in der Via Doria gleich unterhalb der Burg. In einem umgebauten Stall aus dem 16. Jh. werden Naturdokumentationen und Reisefilme gezeigt. Alles in 3D (mit entsprechender Brille) und speziellen Licht- und Toneffekten. Ganzjährig geöffnet. Eintritt 3,50 €, erm. 2 €. Tel. 0184-206638, www.visionarium-3d.com.
ÜbernachtenTalking Stones, die Deutsche Monika Dausch hat dieses Haus aus Flusssteinen, in dem einst die erste italienische Königin Regina Margherita genächtigt haben soll, liebevoll restauriert und betreibt das B & B der „Sprechenden Steine“. Drei sehr schön eingerichtete Zimmer mit Bad, dazu zwei Suiten. Gelegen im mittelalterlichen Borgo Nuovo, Frühstücksraum, Terrasse. Via San Bernardo 5, 18035 Dolceacqua (IM), Tel. 0184-206393 und 333-6624255, www.talkingstones.it. €
La Camera dal Ponte, „das Zimmer an der Brücke“ ist ein nostalgisch anheimelndes kleines Appartement mit Blick auf die berühmte elegante Brücke, die Monet und viele weitere Maler und Menschen entzückte. Falls das romantisch roséfarbene Zimmer bereits belegt ist, an die Besitzerin wenden oder direkt in der California Bar (am Flussufer, Via Roma 14) nachfragen, deren Tresen gleichzeitig eine improvisierte Rezeption ist. „Das Zimmer“ sind eigentlich mehrere, verteilt im mittelalterlichen Dolceacqua. Frühstück in der Bar California. Tel. 0184-206175 oder Tel. 328-8855795. €
Essen & TrinkenA Viassa, kühles Ambiente in Weiß, aber warm die Atmosphäre und kreativ die ligurische Küche: saisonal, regional und passend dazu die Weine - natürlich von lokalen Winzern. Antipasti/Primi 14 €, Secondi 18 €, Degustationsmenü 35 €. Mittags und abends geöffnet, Mo geschl. Via Liberazione 13 (nahe Ponte Vecchio im Borgo Nuovo), Tel. 0184-206665 (Reservierung erbeten), www.ristoranteaviassa.it.
Tavernetta La Rampa, ebenfalls im Borgo Nuovo, gleich oberhalb der Straßenpiazza, Tische auch draußen. Leckere Antipasti (Auswahl diverser Crostini) und Secondi, z. B. Kaninchen (Coniglio) auf ligurische Art. Bekannt vor allem für die hervorragende Pizza (um 7-9 €) in vielen vegetarischen Varianten und mit Teig auch aus Kamut oder 5 Getreiden. Offener Rossesewein; Menü ab ca. 20 €. Mo Ruhetag. Via Barberis Colomba 11, Tel. 0184-206198.
Weitere Restaurants an der zentralen Piazza an der Durchgangsstraße.
Apricaleca. 600 Einw.
Das mittelalterliche Gemäuer stapelt sich eindrucksvoll und weithin sichtbar den schroffen Steilhang hinauf - ein verschachteltes Häuserlabyrinth mit schmalen und steilen Gassen, ein friedliches Dorf und obendrein absolut autofrei.
Im malerischen Ortskern zwängt sich das italienische Dreiradwunder Ape gerade noch durch die Gässchen. Doch eben diese Unzugänglichkeit war es, die in der Vergangenheit die Abwanderung der Menschen beschleunigte. Noch vor wenigen Jahren wirkte Apricale wie ausgestorben, nur die schmale Hauptgasse, die sich zur oberen Piazza hoch windet, war noch weitgehend bewohnt. Dann startete der engagierte Bürgermeister einen Wiederbelebungsversuch, der inzwischen Früchte trägt: Der sympathische Ort hat sich langsam wieder bevölkert. Zu den neuen Bewohnern gehören auch einige Deutsche, die sich hier den Traum von einem Häuschen in Ligurien erfüllt haben. Hinzugekommen sind einige Künstlerwerkstätten, etwas Gastronomie und einige Unterkünfte.
Bunte Wandmalereien schmücken die Fassaden und Mauern entlang der Hauptgasse. Die Wandbilder zeigen vor allem Alltagsszenen aus dem bäuerlichen Leben sowie naive Landschaftsmalerei. Oben öffnet sich die vielleicht schönste Piazza aller Bergdörfer an der ligurischen Ponente-Küste: ein heller, luftiger Platz mit erhöhtem Kirchenvorplatz, eingerahmt von Arkaden, Steinbänken und verwitterten Dächern. Gleich oberhalb des Platzes (Piazza Vittorio Emanuele II) thront etwas baufällig das Castello della Lucertola (Eidechsenburg), die mittelalterliche Burg von Apricale, die heute das Museo della Storia di Apricale beherbergt; hier gibt es wechselnde kleine Kunstausstellungen und ähnliche Veranstaltungen. Wendet man sich auf der Piazza in die entgegengesetzte Richtung, fällt der Blick auf das ebenfalls etwas erhöht gelegene Oratorio San Bartolomeo mit barocker Fassade und einem hölzernen Flügelaltar aus dem Jahr 1544.
♦ Museo della Storia di Apricale (und Ausstellungen), Mai bis Sept. Di-So 15-18 Uhr; im Winter Di-So 14.30-17.30 Uhr. Eintritt zuletzt 3,50 € (zeitweise Ermäßigung).
Im Juli und August, wenn das Teatro della Tosse aus Genua hier gastiert, wird die Piazza zur mediterranen Freilichtbühne, dazu kommen Konzerte und Aufführungen anderer Theatergruppen. Am 8. September feiert die Gemeinde hier ihr Marienfest (festa delle pansarole), zu dem die leckeren süßen Pansarole aus Mürbeteig gebacken werden.
Anfahrt/Verbindungen Die Straße aus dem Nervia-Tal zweigt bei Isolabona nach Apricale ab, dann auf schmalem Sträßchen am Hang des Merdanzo-Tals entlang (knapp 3 km). 6-mal tägl. Busse nach Dolceacqua und Ventimiglia.
Parken Einen richtigen Parkplatz gibt es nicht; deshalb parkt man am besten unterhalb der Stadtmauern an der Straße, sobald sich eine Lücke auftut. Am nordöstlichen Ortsrand gibt es einen Parkplatz, der aber oft voll ist (Straße Richtung Baiardo, dann weit oberhalb von Apricale links ab).
ÜbernachtenApricus Locanda, zauberhaftes kleines Hotel unterhalb des Centro storico, am sonnigen Südhang. Fünf lichte, unterschiedlich gestaltete Zimmer mit Panoramablick ins Tal, vier davon mit Balkon, es gibt einen kleinen Pool, Garten und Terrassen - alles sehr romantisch und stilvoll. Sehr freundlich. Es werden auch zwei Ferienwohnungen im Centro storico vermietet. Via IV Novembre 5, 18035 Apricale (IM), Tel. 338-1733401, www.apricuslocanda.com. €€
Essen & TrinkenDa Delio, viel gelobtes Restaurant mit hübscher Terrasse am Eingang zur Altstadt. Sehr schick, aber das Menü ist erdverbunden - alte Rezepte aus der lokalen Küche, eher Fleisch als Fisch (abgesehen vom gebutterten Stockfisch mit Pistazien). Berühmt sind die hausgemachten Ravioli mit Kaninchen, Slow Food zeichnete das Delio mehrfach für die Auswahl an Käse aus. Antipasti/Primi 12-16 €, Secondi um 16-20 €. Mittags und abends geöffnet, Mo und Di Ruhetag. Unbedingt vorher anrufen. Piazza Vittorio Veneto 9, Tel. 0184-208008, www.ristoranteapricale.it.
La Capanna Da Bacì, traditionelles Ristorante im Herzen der Altstadt mit Tischen auf der schönen Kirchenpiazza. Sehr solide ligurische Küche, zusammengefasst in zwei Degustationsmenüs um 23-28 €. Mittags und abends geöffnet. Via Roma/Piazza Vittorio Emanuele, Tel. 0184-208137, www.baciristorante.it.
Bar/Trattoria A Ciassa,der Treffpunkt in Apricale an der Piazza Vittorio Emanuele 2 (Kirchenpiazza) mit einigen Tischen am Platz, hier kann man auch gut essen. Tel. 0184-208588. Mi geschl. Nebenan befindet sich der Tabacchi-/Zeitschriftenladen.
Perinaldoca. 850 Einw.
Weithin sichtbar drängen sich die Häuser des Dorfes auf einem lang gezogenen Bergrücken in absoluter Panoramalage.
Doch erst beim Bummel durch die langen, schmalen Gassen werden einem die erstaunlichen Ausmaße des Ortes bewusst. Mehrere Gassen verlaufen parallel zwischen hohen, dicht gedrängten Häuserreihen und geben an den schmalen Torbögen immer wieder überraschende Ausblicke auf das weite Hinterland im Norden und das glitzernde Meer am Horizont im Süden frei. Von den meisten Häusern bröckelt der Putz, viele wirken verlassen. Auf versteckten Bänken in verwinkelten Ecken dösen Katzen und insgesamt wirkt das historische Zentrum von Perinaldo ein wenig, als sei es weitgehend im Dornröschenschlaf versunken. Allerdings weisen einige Klingelschilder mit deutschen Namen darauf hin, dass sich hinter den Kulissen einiges getan hat.
Größte Sehenswürdigkeit von Perinaldo ist das nur am Wochenende geöffnete Observatorium. Das Osservatorio Astronomico Comunale G. D. Cassini ist nach dem hier im Jahre 1625 geborenen Astronomen benannt, der im Laufe seines Lebens u. a. am Hofe Königs Ludwig XIV. in Frankreich seinen Forschungen nachgehen durfte. Berühmt wurde er durch die Entdeckung eines Spaltes in den Ringen des Saturn, der nun seinen Namen trägt.
♦ Das Osservatorio befindet sich östlich vom alten Zentrum nahe der Durchgangsstraße Via Matteotti. Veranstaltungen mehrmals im Monat (meist 21 Uhr), mit entsprechenden Erklärungen (ital.), auch Wein und Snacks, Infos und Reservierungen über die Website. Piazza Mons. Antonio Rossi 1, Tel. 348-5823047 oder Tel. 339-1859360, www.flyorbita.com.
InformationI.A.T., Juli und Aug. Di, Do, Sa, So 15-19 Uhr, ansonsten nur Sa/So 10.30-12.30 Uhr. Via Gramsci 34, Tel. 0184-672095, www.perinaldoturismo.org.
Anfahrt Von Apricaleführt eine schmale und kurvige Straße steil empor nach Perinaldo. Alternativ erreicht man den Ort von Sanremo über San Romolo.
Verbindungen 6-mal tägl. Busse von Ventimiglia über San Biagio nach Perinaldo.
EinkaufenAzienda Agricola Ouca, „hier wird ein sehr schmackhaftes Olivenöl aus Taggiasca-Oliven hergestellt. Der Liter kostet 12 €.“ Strada Santa Giusta 26, 18032 Perinaldo (IM), Tel. 345-7988143. ♦ Lesertipp
Pignaca. 800 Einw.
Pignas interessante obere Altstadt, deren mittelalterlicher Kern sich über einen Felsvorsprung zieht, ähnelt mit ihrer festungsähnlichen Anlage ein wenig der gleichnamigen Altstadt („La Pigna“) von Sanremo.
Vom oberen Parkplatz ist der luftige Vorplatz des Stadttors, die Piazza XX Settembre, schnell erreicht. Gleich dahinter führen Treppen hinunter zur Loggia della Piazza Vecchia (15. Jh.), einer großen, offenen Gewölbehalle, die nach schwerer Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. Direkt daran schließt ein weit verzweigtes System aus überdachten Gassen und schmalen, steilen Treppen an, ein faszinierendes Labyrinth, in dem man den Ausgangspunkt nicht unbedingt auf Anhieb wieder findet. Um diesen mittelalterlichen Kern dehnt sich die übrige Altstadt aus. Insgesamt ein sehenswertes Viertel mit skulptierten Portalen und überraschend auftauchenden Plätzen - überall rauscht Wasser aus kleinen Brunnen, Becken und schmuckvollen Wasserspeiern. Viele der oft recht düsteren Gassen führen zum höchsten Punkt des Centro storico, zur Colla mit herrlichem Ausblick auf Castel Vittorio auf dem gegenüberliegenden Hügel.
Sehenswert ist die Chiesa San Michele gleich rechts von der Loggia della Piazza Vecchia. Trotz mehrfacher Zerstörungen und Wiederaufbau der Kirche hat sich die Fensterrose der Fassade samt Fensterglas (von 1450) mit einer Darstellung der Zwölf Apostel unbeschadet über die Jahrhunderte gerettet. Weiterer Blickfang ist das Portal mit dem Erzengel Michael, der im Kircheninnern ein zweites Mal mit dem besiegten Drachen zu sehen ist. Prunkstück der dreischiffigen Kirche ist der kostbare Flügelaltar von Giovanni Canavesio aus dem 15. Jh., dessen 36 goldgrundige Bildfelder neutestamentarische Szenen darstellen
♦ Ganztägig geöffnet.
An der Stadtausfahrt in Richtung Castel Vittorio steht überraschend eine gewaltige Hotelanlage, die so gar nicht zu den sonst eher bescheidenen Maßen von Pigna passt. Das Kurhotel aus dem Jahr 2000 will an die Bädertradition des Ortes anknüpfen, die bis ins 13. Jh. zurückreicht und Ende des 19. Jh. von den Briten neu belebt wurde. Unter dem wuchtigen Baukomplex der Terme di Pigna sprudelt die Madonna-Assunta-Quelle. Das schwefelhaltige Quellwasser hat konstante 30 °C und strömt mit zehn Litern pro Sekunde an die Oberfläche.
VerbindungenBusse, 6-mal tägl. mit Linea 7 von und nach Ventimiglia (über Dolceacqua).
Übernachten/Essen B & B La Casa Rosa, fünf bildhübsche, shabby-schicke Zimmer in einem liebevoll restaurierten Altstadthaus. Corso de Sonnaz 35, 18037 Pigna (IM), Tel. 347-5227119, www.bebcasarosa.com. €
Terme, Trattoria und Hotel in einem schlichten Neubau oberhalb der Thermalanlage, ruhig gelegen, 17 Zimmer. Halbpension möglich. Das Ristorante ist ein sehr beliebtes Ausflugslokal mit einladend rustikalem Speisesaal mit großen Fensterfronten, dazu eine hübsche, laubüberdachte Terrasse mit Ausblick. Viel gelobt werden die ligurische Landküche und die große Weinkarte. Degustationsmenü 35 €, ansonsten Antipasti/Primi und Secondi je 10-13 €. Mittags und abends geöffnet, Mi geschl., im Herbst und Winter auch Di. Loc. Madonna Assunta (außerhalb von Pigna, an der Straße nach Castelvittorio), 18037 Pigna (IM), Tel. 0184-241046, www.ristoranteterme.com. €
Castel Vittorio ca. 300 Einw.
Das beschauliche Bergdorf in besonders exponierter Lage fällt schon vom benachbarten Pigna aus in voller Größe ins Auge.
Vom Parkplatz vor dem Ortsaufgang gelangt man ins gemeinsame Wohnzimmer der Dorfbewohner, auf die Piazza XX Settembre