Literaturreviews für Gesundheitsberufe - Hanna Mayer - E-Book

Literaturreviews für Gesundheitsberufe E-Book

Hanna Mayer

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Beschreibung

Entwicklung von Informationskompetenz Eine der größten Herausforderungen im Bereich der Pflegewissenschaft ist es, den immer größer werdenden Bestand an Wissen aufzuspüren, ihn einzuordnen sowie die Qualität der Quellen bewerten und unterschiedliche Studien zu einer größeren Erkenntnis sinnvoll zusammenfassen zu können. Dieses Buch soll dabei helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen. Nach einem Überblick über die Grundlagen der Literatursuche werden die einzelnen Schritte von der Suche, über die Dokumentation, der Beschaffung, der Auswahl und der Qualitätsbewertung bis zur Synthese der Literatur vertieft. Beispiele unterschiedlicher Literaturreviews verdeutlichen am Ende des Buches den Prozess.

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Hanna Mayer, Silvia Raphaelis, Andrea Kobleder

Literaturreviews für Gesundheitsberufe

Recherchieren – Bewerten – Erstellen

Autorinnen

Hanna Mayer

Univ.-Prof. Mag. Dr., DGKP, Professorin für Pflegewissenschaft und Leitung des Fachbereichs Pflegewissenschaft – Schwerpunkt Person-Centred Care & Dementia Care Research an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, internationale Lehr- und Forschungstätigkeit.

Silvia Raphaelis

Mag. Dr., DGKP, Pflegewissenschafterin und Universitätsassistentin postdoc am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Wien.

Andrea Kobleder

Prof. Mag. Dr., DGKP, Professorin für Pflegewissenschaft am Institut für Angewandte Pflegewissenschaft an der Ostschweizer Fachhochschule (OST) und Studienleiterin des MAS Palliative Care.

Eine geschlechtergerechte Schreibweise wird in diesem Buch vorwiegend durch die Verwendung der Schreibung mit Stern * realisiert. Ist eine korrekte, alle Endungen berücksichtigende Schreibung auf diese Weise nicht möglich oder erfordert sie Ergänzungen, die den Lesefluss hemmen, so wird – stellvertretend für beide Geschlechter – die weibliche Form gewählt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der deutschen Ausgabe, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten.

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung der Autorinnen oder des Verlages ist ausgeschlossen.

2. Auflage 2023

Copyright © 2021 Facultas Verlags- und Buchhandels AG

facultas Verlag, Stolberggasse 26, 1050 Wien, Österreich

Umschlagbild: © Prathan Chorruangsak, istockphoto.com

Lektorat: Sabine Schlüter, Wien

Satz: Wandl Multimedia-Agentur

Druck und Bindung: finidr, Tschechien

Printed in the EU

ISBN 978-3-7089-2337-6

E-ISBN 978-3-99111-635-6

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Teil I: Grundlagen der Literaturarbeit

1Literatur – Was versteht man darunter?

1.1Bücher

1.2Fachzeitschriften

1.3„Graue Literatur“

1.4Das Internet

2Literatursuche – Wozu?

3Was braucht man zur Informations- bzw. Literatursuche?

4Welche Arten von Literaturarbeiten (Reviews) gibt es? – Ein Überblick

5Wie läuft eine Literaturarbeit ab? – Ein Überblick über den Gesamtprozess

Teil II: Der Prozess der Literaturarbeit

6Die Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes

6.1Die Formulierung von guten Fragen für eine Literaturrecherche

7Wo wird gesucht? – Auswahl von Suchhilfen

7.1Elektronische Fachdatendanken

7.1.1Die Datenbank PubMed

7.1.2Die Datenbank CINAHL

7.2Suchmaschinen im Internet

7.3Bibliothekskataloge

7.4Freihandaufstellung einer Bibliothek

7.5Suche per Hand in Fachzeitschriften

7.6Bibliografien

7.7Informationsvermittlungsstellen

7.8Weitere Möglichkeiten

8Wonach wird gesucht? – Suchbegriffe

8.1Festlegen von Suchbegriffen

8.2Formulieren von Einschluss- und Ausschlusskriterien

9Wie wird gesucht? – Entwickeln von Suchstrategien

9.1Schnellsuche

9.2Erweiterung der Suche durch Trunkierung und Maskierung

9.3Verknüpfung von Suchbegriffen mit Operatoren

9.3.1Operator UND

9.3.2Operator ODER

9.3.3Operator NICHT

9.3.4Kombination von verschiedenen Operatoren

9.3.5Weitere Möglichkeiten, Operatoren einzugeben

9.4Phrasensuche

9.5Feldsuche

9.6Suche nach Schlagworten

9.6.1Stichworte oder Textworte

9.6.2Schlagworte

9.6.3Unterschied zwischen Stichwort und Schlagwort – Zusammenfassung

9.6.4Schlagwortsuche in PubMed

9.6.5Schlagwortsuche in CINAHL

9.7Einschränken der Suche

9.7.1Thematische Einschränkung

9.7.2Einschränkung durch die Suchmethode

9.7.3Einschränkung nach der Form

9.7.4Einschränken der Suche in PubMed

9.7.5Einschränken der Suche in CINAHL

9.8Ausweiten der Suche

9.8.1Thematische Erweiterung

9.8.2Erweiterung durch die Suchmethode

9.8.3Erweiterung nach der Form

9.8.4Ausweiten der Suche in PubMed

9.8.5Ausweiten der Suche in CINAHL

9.9Citation Tracking

9.10Die Berrypicking-Methode

10Dokumentation, Sicherung, Export und Auswahl

10.1Literaturverwaltungsprogramme

10.2Der Export der Treffer

10.3Auswahl der Suchtreffer

11Beschaffung der Literatur

11.1Bibliothek

11.2Elektronische Zeitschriften

11.3Dokumentenlieferdienst

11.4Exkurs: Open Access

12Bewertung der Literatur

12.1Bewertung des engeren und weiteren Kontextes

12.2Bewertung der methodischen Qualität einer Publikation

12.2.1Fragen zur Einschätzung quantitativer Studien

12.2.2Fragen zur Einschätzung qualitativer Studien

12.2.3Fragen zur Einschätzung systematischer Reviews

12.2.4Internationale Instrumente zur differenzierten Beurteilung der Studienqualität

12.2.5Beispiel für eine CASP-Checkliste

13Synthese der Literatur

13.1Übersicht über den Suchverlauf

13.2Zusammenfassung der Studiencharakteristika und Studienqualität

13.3Synthese der Ergebnisse

14Das Verschriftlichen (Reporting)

Teil III: Das Literaturreview in der Praxis: von der Bachelorarbeit bis zum systematischen Review

15Möglichkeiten und Grenzen von Literaturreviews im Rahmen einer Bachelorarbeit

15.1Eine Bachelorarbeit – Mehr als ein Literaturreview

15.2Eine Bachelorarbeit publizieren? – Alles ist möglich!

15.2.1Beispiel einer Bachelorarbeit

16Von der Forschungsfrage bis zur Publikation: Beispiele für Literaturreviews

16.1Beispiel 1: Aggressives Verhalten von Menschen mit Demenz gegenüber professionell Pflegenden im häuslichen Setting. Ein Scoping Review

16.2Beispiel 2: Wirksamkeit, Struktur und Inhalt von Pflegeberatung in der gynäkologischen Onkologie. Ein systematisches Review

16.3Beispiel 3: Einstellungen und Bedürfnisse der Bewohner*innen von Langzeitpflegeeinrichtungen in Bezug auf körperliche Aktivität – Eine systematische Übersicht und Synthese qualitativer Studien

Glossar

Literatur

Anhang

Einleitung

Angehörige aller Gesundheitsberufe stehen zu Beginn des 21. Jahrhunderts vor vielen neuen Herausforderungen. Dies gilt insbesondere für jene Disziplinen, die noch keine lange wissenschaftliche Tradition haben. Neben der Notwendigkeit, handwerklich-technische Fähigkeiten auszubilden und soziale Kompetenzen (die in zunehmendem Maße gefordert sind) zu entwickeln, rückt die Fähigkeit, sich laufend neues Wissen anzueignen, es zu bewerten und in den eigenen beruflichen Alltag zu integrieren, immer mehr ins Zentrum der beruflichen Qualifikation. Die Herausforderungen, die diese Entwicklung bedingen, kann man kurz in vier Schwerpunkten zusammenfassen:

1.Die Gesundheitsprobleme werden immer komplexer und immer mehr Faktoren müssen berücksichtigt werden. Wurde Anfang des 20. Jahrhunderts die Krankheit eher isoliert vom Menschen gesehen und behandelt, versucht man heute, für eine effektivere und nachhaltigere Gesundheitsversorgung die Lebenssituation, die Bedürfnisse, die Erfahrungen und das soziale Umfeld der Patient*innen bzw. Klient*innen miteinzubeziehen. Dazu kommen noch weitere Faktoren wie die Beziehung zwischen Betreuten und Betreuenden sowie die Organisationsform der Dienstleistung, die für Gesundung oder Gesunderhaltung eine wesentliche Rolle spielen. Aufgrund der Komplexität der Gesundheitsversorgung reicht reines Erfahrungswissen längst nicht mehr aus, um den Gesundheitsproblemen gerecht werden zu können. Daher muss wissenschaftliches Wissen miteinbezogen werden. Die Forderung, die Praxis (und daher natürlich auch die Lehre) nach den „neuesten wissenschaftlichen Methoden“ auszurichten, ist beispielsweise bereits seit 1997 im Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegegesetz verankert. Diese Entwicklung ist auch bei den anderen Berufen im Gesundheitswesen wie z. B. Hebammen, Physio-, Logo- und Ergotherapeut*innen sichtbar. Durch die Akademisierung der Gesundheitsberufe wird schon seit Längerem nicht mehr nur in der Medizin, sondern in allen Bereichen des Gesundheitswesens wissenschaftliches Wissen produziert. Es muss aber auch umgesetzt, d. h. in Gesundheitsentscheidungen miteinbezogen werden. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass diese Forschungsarbeiten oder wissenschaftlichen Abhandlungen auch gefunden und gelesen werden. Einer von vielen Gründen, warum bestehendes Wissen nur zu einem geringen Teil in der Praxis Anwendung findet, ist der Mangel an Wissen und an Kompetenz, fachspezifische Informationen im Allgemeinen und Literatur im Speziellen zu suchen und zu finden.

2.Durch die rasante Entwicklung des Gesundheitswissens werden die Gesundheitsberufe mit Informationen überhäuft. Weaver stellte schon im Jahr 1993 (!) fest, dass sich Pflegeinformationen alle fünf Jahre verdoppeln. Jedes Jahr entstehen neue Fachzeitschriften, unzählige Bücher zu gesundheitsrelevanten Themen werden gedruckt, die gesundheitsspezifischen Publikationen im Internet sind gar nicht mehr zu überblicken. Die Informationsflut erfordert es, wichtige und qualitätsvolle Informationen für die jeweilige Gesundheitsfrage rasch und effizient herausfiltern zu können.

3.Gesundheitswissen veraltet schnell und wird durch neues ersetzt. Klinisches Wissen ist möglicherweise schon nach einem halben Jahr nicht mehr aktuell. Gesundheitsberufe sind gefordert, sich laufend neu zu orientieren und sich aktuelles Wissen anzueignen. Lebenslanges Lernen ist gefragt.

4.Für die Lösung eines einzigen Gesundheitsproblems stehen oft zahlreiche, verschiedenartige Konzepte und einander widersprechende Informationen zur Verfügung. Um die dem konkreten Problem entsprechenden und qualitätsvollen Informationen herausfiltern und einsetzen zu können, ist kritisches Denken gefragt. Informationen müssen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und kritisch evaluiert werden, bevor sie im klinischen Alltag Anwendung finden.

Nur wer gelernt hat, mit Informationen effektiv umzugehen, kann diesen Herausforderungen gerecht werden. In der beruflichen Basisqualifikation in den jeweiligen Gesundheitsberufen kann man versuchen, Grundlagenwissen und Prinzipien zu vermitteln, man kann aber kommendes Wissen nicht voraussehen, nicht vertieft auf Spezialgebiete eingehen, nicht alle Arbeitsumstände und Probleme erahnen, die in Zukunft auf Angehörige der Gesundheitsberufe zukommen werden. Aus diesem Grund kann Lernen nicht mit der Basisausbildung enden, sondern muss in den Prozess des lebenslangen Lernens übergehen.

Für das lebenslange Lernen bedarf es der Fähigkeit, Wissen jederzeit selbstständig für spezifische Probleme und Bedürfnisse zu erarbeiten. Der Grundstein für diese Fähigkeit sollte bereits in jeder Basisausbildung gelegt werden. Die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit Informationen ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Möglichkeit, den Prozess des lebenslangen Lernens in Gang zu bringen und aufrechtzuerhalten.

Informationskompetenz

Informationskompetenz ist die deutsche Übersetzung von „information literacy“, ein Konzept, das um 1970 in den USA entstand und sich mittlerweile auch in Europa etabliert hat. Der Begriff kommt ursprünglich aus dem Bibliothekarswesen. Eine der frühen Definitionen von Informationskompetenz stammt von der American Library Association (1989) und lautet: “To be information literate, a person must be able to recognize when information is needed and have the ability to locate, evaluate, and use effectively the needed information” (zitiert nach Shorten 2001, S. 87). Frei übersetzt: Informationskompetenz ist die Fähigkeit, den Bedarf an Information zu erkennen und diese ausfindig zu machen, zu bewerten und effektiv einzusetzen. Auch wenn der Begriff der Informationskompetenz sich ursprünglich in erster Linie auf Universitätsangehörige bezog, so ist in der heutigen Gesellschaft, wo gerade durch das Internet allen Menschen eine Flut an Informationen und sich rasch änderndem „ungefiltertem“ Wissen zur Verfügung steht, Informationskompetenz längst zu einer Schlüsselkompetenz geworden, die unabhängig von Alter, Bildungsstand, Fachrichtung oder Berufsfeld verstanden werden muss. Informationskompetenz soll Menschen befähigen, selbstständig und auf effiziente Weise qualitativ hochwertige Informationen für Entscheidungsfindung und Problemlösung zu ermitteln und einzusetzen. Es geht dabei nicht nur darum, Informationen zu finden, sondern auch darum, sie und ihre Quellen kritisch zu bewerten, bevor sie für Entscheidungen herangezogen und sinnvoll umgesetzt werden. Im Zentrum steht dabei immer ein verantwortungsvoller und ethisch korrekter Umgang mit Informationen.

Vermittlung von Informationskompetenz

Informationskompetenz entsteht nicht von selbst und sollte während der (hoch-) schulischen und beruflichen Ausbildung eines Menschen gezielt entwickelt und gefördert werden. Dies reicht von der Vermittlung bestimmter Fertigkeiten wie der Verwendung von digitalen Hard- und Softwaresystemen oder der Benutzung einer Bibliothek bis hin zur kontinuierlichen Entwicklung aller Komponenten der oben genannten Definition durch Aus- und Weiterbildungen. Dies stellt die Grundlage für lebenslanges Lernen und kritisches Denken dar. Informationskompetenz entwickelt sich nicht in einem Unterrichtsfach oder Studiengang – sie ist etwas, das man ständig weiterentwickeln sollte.

Der Deutsche Bibliotheksverband entwickelte 2016 einen „Referenzrahmen Informationskompetenz“. Dieser stellt Informationskompetenz in mehreren Teilkompetenzen auf unterschiedlichen Niveaustufen dar. In der folgenden Tabelle sind die fünf Teilkompetenzen (fett gedruckt) abgebildet. Jede von ihnen ist wiederum in vier Arbeitsschritte/Kriterien untergliedert.

Tab. 1: Referenzrahmen Informationskompetenz (Deutscher Bibliotheksverband e. V. 2016)

Die unterschiedlichen Niveaustufen hier sind ebenso wie der gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen von A1 bis C2 unterteilt, wobei die beiden A-Level „elementare Informationskompetenz“ darstellen“, die beiden B-Level „selbstständige Informationskompetenz“ und die beiden C-Level „nachhaltige Informationskompetenz“. Jede Teilkompetenz kann auf diese Weise an jedes Niveau angepasst werden und man kann darauf eine stufenmäßige Entwicklung von Informationskompetenz in der Aus- und Weiterbildung erzielen.

Wenn Sie wissen wollen, über welche Fähigkeiten Sie verfügen müssen, um als „informationskompetente Studentin“ zu gelten, dann können Sie sich am Standard der Association of College & Research Libraries (2000) orientieren.

Informationskompetente Menschen sind in der Lage,

1.Art und Umfang der benötigten Informationen zu bestimmen;

2.sich einen effizienten und effektiven Zugang zu den Informationen zu verschaffen;

3.Informationen und ihre Quellen kritisch zu bewerten;

4.ausgewählte Informationen in die eigene Wissensbasis aufzunehmen;

5.Informationen effektiv zu nutzen, um einen bestimmten Zweck zu erreichen;

6.die wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Fragen im Zusammenhang mit der Nutzung von Informationen zu verstehen und Informationen ethisch und rechtlich zugänglich zu machen und zu nutzen.

(Association of College and Research Libraries, 2000)

Die Vermittlung von Informationskompetenz im umfassenden Sinn erfolgt hauptsächlich in der Zusammenarbeit von Expert*innen (Lektor*innen) des jeweiligen Studienfaches mit Bibliothekar*innen. Die Bibliotheksangehörigen sind Expert*innen für das Suchen und Finden von Informationen und können Grundlagenwissen anbieten, das Gesundheitsberufe befähigt, nicht nur die eigene Bibliothek zu benutzen, sondern sich weltweit in verschiedensten Suchsystemen zurechtzufinden. Die Expert*innen des jeweiligen Studienfaches stellen für die Lernenden den Bezug zum eigenen Fach her, die Inhalte werden fachspezifisch aufbereitet. Die Vermittlung kann auch zeitlich in die Lehrveranstaltungen, die diese Kompetenz erfordern, einbezogen werden. Die Anleitung zur kritischen Bewertung von Fachinformationen erfolgt ebenfalls durch die Fachexpert*innen, da sie die spezifischen Forschungsmethoden ihres Faches kennen. Informationskompetenz kann durch diese Kooperation von Fach- und Informationsexpert*innen praxisnah vermittelt werden.

Auch wenn wir im deutschsprachigen Raum auf eine vergleichsweise kurze Zeit der Akademisierung der Gesundheitsberufe blicken, so stehen wir doch wie alle anderen Länder im Gesundheitswesen vor der großen Herausforderung, mit einer enormen Menge an Wissen umzugehen und es im Sinne einer optimalen Gesundheitsversorgung einzusetzen. Daher ist die Entwicklung von Informationskompetenz für alle Angehörigen der Gesundheitsberufe auf jedem Ausbildungsniveau (entsprechend des jeweiligen Levels) vonnöten.

Mit diesem Buch wollen wir jedoch in erster Linie Bachelorstudierende ansprechen, für die Informationskompetenz eine ganz zentrale berufliche Schlüsselkompetenz ist – nicht nur, weil die Bachelorarbeiten meist auf einem Literaturreview basieren, sondern weil Studierende auf diesem Niveau diese Kompetenz in weiterer Folge auch für ihre zukünftige Pflegepraxis brauchen. Die Kompetenz, Literatur gezielt zu suchen, zu ordnen, sie in einem ersten Schritt hinsichtlich ihrer Qualität kritisch einzuschätzen und die Ergebnisse daraus sinnvoll zusammenzufügen, ist für eine evidenzbasierte Pflegepraxis genauso wichtig wie als Grundlage für weitere Bildungswege in Richtung Advanced Nursing Practice, Lehre oder Wissenschaft. Doch natürlich kann und soll das Buch auch allen anderen Personen, die mit Literatur arbeiten müssen, eine gute Hilfestellung geben, um den dichten Informationsdschungel zu durchdringen.

Zuerst erhalten Sie einen kurzen Einblick in wichtige Grundlagen und einen Überblick über die Schritte gezielter Literaturarbeit (bzw. den Prozess des Erstellens eines Literaturreviews). Danach wird jeder Schritt vertieft dargestellt – von der Vorbereitung hin zur Suche in Datenbanken über Dokumentation, Sichtung und Export der Quellen, die Auswahl und Beschaffung von Literatur bis zur Bewertung, der Synthese und schlussendlich der Darstellung, dem Reporting eines Literaturreviews. Am Ende wollen wir Ihnen anhand von vier Beispielen unterschiedlicher Literaturreviews zeigen, wie man dabei von der Fragestellung zum Ergebnis kommen kann.

Teil IGrundlagen der Literaturarbeit

Bevor wir uns in das direkte Geschehen der Recherche stürzen, ist es durchaus von Interesse, sich mit ein paar grundlegenden Fragen auseinanderzusetzen: Was beinhaltet der Begriff „Literatur“, wozu werden Literaturrecherchen gebraucht und wo liegt die eigene Intention? Rahmenbedingungen, denen eine Literaturrecherche unterliegt, dürfen zu guter Letzt auch nicht außer Acht gelassen werden, damit man keine „bösen“ Überraschungen erlebt. Mit dem ersten Kapitel möchten wir Sie in einem kurzen Streifzug durch diese Fragen begleiten und Ihnen zusätzlich einen Überblick über die wichtigsten Review-Arten sowie darüber geben, wie eine Literaturarbeit als Ganzes abläuft.

1Literatur – Was versteht man darunter?

Die verschiedenen Publikationstypen können nach Publikationsform und/oder Publikationsart unterschieden werden. Die Publikationsform ist charakterisiert durch den Informationsträger, auf dem sich die jeweilige Information befindet (z. B. Bücher, Zeitschriften, Internet, digitale Datenträger). Die Publikationsart ist charakterisiert durch die Art der Darstellung und durch die Inhalte (z. B. Nachschlagewerke, Lehrbücher, Monografien, wissenschaftliche Fachartikel, Editorials, Kommentare). Innerhalb der wissenschaftlichen Fachliteratur unterscheidet man aber auch noch konzeptbezogene (theoretische) Literatur und datenbezogene (Forschungs-)Literatur.

Im Folgenden werden die für eine Literaturrecherche zentralen Publikationsformen und einige wichtige Publikationsarten im Überblick dargestellt.

1.1Bücher

Bücher sind wichtige Medien, aus denen unterschiedliches Wissen bezogen werden kann. Man muss sich jedoch vor Augen halten, dass vom Verfassen eines Buches über den Druck bis zum Verkauf im Buchhandel Monate oder Jahre vergehen. Daher zählen Bücher zu den Quellen jenes Wissens, das sich vergleichsweise langsam verändert. Sie sind hervorragende Lernmedien, da sie meist einen Überblick über ein Fachgebiet oder einen Lernstoff geben. Es gibt verschiedene Arten von Büchern, wie z. B.

▶Nachschlagewerke

Dies sind Bücher, in denen z. B. das Wissen eines Fachgebietes in Begriffen und deren Definitionen oder Kurzbeschreibungen zusammengefasst ist (siehe Beispiel).

Für die Suche nach Definitionen eines Begriffs sind Nachschlagewerke wichtige Hilfsmittel. Es empfiehlt sich, wichtige Lexika des eigenen Fachs und der wichtigsten angrenzenden Fächer (Psychologie, Soziologie, Medizin) ständig zur Verfügung zu haben. Gute Nachschlagewerke (Lexika, Enzyklopädien) nennen zu bestimmten Begriffen manchmal auch Grundlagenliteratur.

Beispiele:

1.Bartholomeyczik, S.; Linhart, M.; Mayer, H.; Mayer, H. (2011): Lexikon der Pflegeforschung. München: Urban & Fischer (Elsevier); Wien: Facultas.

2.Kolling, H. (Hg.) (2018): Biografisches Lexikon zur Pflegegeschichte. Who was Who in Nursing History, Band 8. Hungen: hpsmedia.

▶Lehrbücher

In einem Lehrbuch wird Wissen über ein bestimmtes Gebiet zusammengefasst und nach didaktischen Gesichtspunkten aufbereitet. Will man sich einen Überblick über ein Wissensgebiet verschaffen oder möchte man z. B. Näheres über eine bestimmte Forschungsmethode oder ein Design wissen, so ist ein Lehrbuch die richtige Wahl.

Obwohl Lehrbücher (aufgrund ihrer pädagogischen Funktion) oft große Autorität besitzen, ist ein kritischer Umgang mit ihnen (wie bei jedem anderen Buch auch) wichtig, weil die in ihnen enthaltenen Informationen oft nicht wissenschaftlich begründet bzw. nicht nachgewiesen sind. Der Schwerpunkt eines Lehrbuches liegt auf der didaktischen Aufbereitung des Stoffes. Da Wissen schnell veraltet, sollte immer die neueste Auflage eines Lehrbuches herangezogen werden.

Beispiele:

1.Ein Methodenlehrbuch: Mayer, H. (2022): Pflegeforschung anwenden. Elemente und Basiswissen für Studium und Weiterbildung. Wien: Facultas, 6. Auflage.

2.Ein Pflegefachlehrbuch: Hiemetsberger, M.; Messner, I.; Dorfmeister, M. (2019): Ethik, Geschichte und Berufskunde. Wien: Facultas, 5. Auflage.

▶Monografien

In einer Monografie wird von einem oder mehreren Autor*innen ein einzelnes, begrenztes Thema umfassend behandelt. Dabei kann es sich um eine theoretische Auseinandersetzung mit diesem Thema handeln, um die Publikation einer ganzen Forschungsarbeit, um eine Biografie o. Ä. Die (wissenschaftliche) Qualität ist auch bei Monografien sehr unterschiedlich, weshalb man als Leser*in einen kritischen Blick darauf werfen muss.

Beispiele für unterschiedliche Monografien:

1.Eine theoretische Auseinandersetzung mit einem Thema: Schrems, B. (2020): Vulnerabilität in der Pflege. Was verletzlich macht und Pflegende darüber wissen müssen. Weinheim: Juventa.

2.Eine Forschungsarbeit: Lilgenau, A. (2018): Der technisierte Lebensraum älterer Menschen. Perspektiven zum technikgestützten Leben am Beispiel des Forschungsprojektes „Ambient Assisted Shared Living for the Elderly“ (AMASL). Hungen: hpsmedia.

3.Eine Biografie: Schlingensief, Ch. (2010): So schön wie hier kann’s im Himmel gar nicht sein. Tagebuch einer Krebserkrankung. München: btb, 5. Auflage.

▶Sammelwerke

Als Sammelwerk bezeichnet man ein Buch mit mindestens zwei Einzelwerken von zwei oder mehreren Verfasser*innen. Sammelwerke werden auch als „Herausgeberwerke“ bezeichnet, d. h. es gibt eine oder mehrere Herausgeber*innen, die das Buch inhaltlich konzipieren, die Autor*innen auswählen und einladen. Meist verfassen sie auch selbst einen Artikel, zeichnen aber jedenfalls als für das Buch verantwortlich. Die einzelnen Beiträge eines solchen Herausgeberwerkes werden dann von ganz unterschiedlichen Autor*innen verfasst und geben einen breiten Einblick in die Materie. Ein Sammelwerk, das fachliche oder wissenschaftliche Texte zum Zweck des Studiums bzw. zur Einführung in ein Sachgebiet enthält, wird auch oft „Handbuch“ oder „Reader“ genannt. Manchmal entstehen solche Sammelbände anlässlich eines Jubiläums oder Festaktes oder kommen als Tagungsband, d. h. als Verschriftlichung der mündlichen Beiträge einer (wissenschaftlichen) Tagung zustande.

Ein Sammelwerk hat den Vorteil, dass es einen Gegenstandsbereich aus mehreren Perspektiven beleuchtet und eine größere Vielfalt von Standpunkten und Betrachtungsweisen aufweist als eine Monografie. Jedoch geht dies auf Kosten von Ausführlichkeit und Einheitlichkeit.

Beispiele für verschiedene Sammelbände:

1.Ein Herausgeberwerk (= Handbuch oder „Reader“) zu einem spezifischen Fachthema: Senn, B.; Mayer, H. (Hg.) (2018): Gynäkologisch-onkologische Pflege. Bedürfnisse der Patientinnen und interprofessionelle Praxis. Bern: Hogrefe.

2.Ein Sammelband anlässlich des 650-Jahr-Jubiläums der Universität Wien (= Festschrift): Fröschl, K. A.; Müller, G. B.; Olechowski, T.; Schmidt-Lauber, B. (2015) (Hg.): Reflexive Innensichten aus der Universität: Disziplingeschichten zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Göttingen: V&R Unipress.

3.Ein Tagungsband: Eisele, C. (Hg.) (2017): Roadmap in die Zukunft. Modelle und Überlegungen zur Ausbildung einer kommenden Generation von Pflegepersonen. Wien: Facultas.

Tipp:

Bücher werden immer wieder aktualisiert. Achten Sie daher stets darauf, welche Auflage Sie gerade in den Händen halten und ob das die aktuelle (d. h. die letzte Auflage) des betreffenden Buches ist. Verwenden Sie immer die letzte Auflage – hier wurde das Buch von den Autor*innen oft um wesentliche Teile aktualisiert, wurde Neues hinzugefügt bzw. nicht mehr Aktuelles weggelassen. Es ist daher nicht nur inkorrekt, aus einer alten Auflage zu zitieren, sondern man stützt sich damit möglicherweise auch auf Wissen, das veraltet ist.

1.2Fachzeitschriften

Zeitschriften sind periodisch erscheinende Veröffentlichungen. Es sind Medien, in denen aktuelles Wissen sehr rasch veröffentlicht werden kann. Fachzeitschriften unterscheiden sich voneinander in ihrer Ausrichtung (z. B. verfolgt die Zeitschrift eines Berufsverbandes eine andere Intention als eine wissenschaftliche Fachzeitschrift), in ihrem inhaltlichen Schwerpunkt (es gibt Zeitschriften, die auf eine bestimmte Fachrichtung oder ein Thema spezialisiert sind, wie z. B. das „European Journal of Palliative Care“ oder „Pain“) oder bezüglich ihres Niveaus. All diese Kriterien müssen miteinbezogen werden, wenn Sie bei Ihrer Recherche auf Literaturangaben aus Fachzeitschriften stoßen. Da Niveau und Anspruch sehr unterschiedlich sind, müssen gerade Zeitschriftenartikel einer kritischen Prüfung unterzogen werden.

Auch in Zeitschriften findet man unterschiedliche Publikationsarten, z. B. narrative Artikel, konzeptbezogene (theoretische) wissenschaftliche Artikel, datenbezogene (Forschungs-)Artikel, Editorials, Kommentare oder Leserbriefe.

Einige Beispiele dazu seien hier genannt:

▶Editorial

Ein Editorial kann ein Vorwort der Herausgeberin einer Zeitschrift sein (hier wird sozusagen die Meinung der Herausgeber*innen zu einem Fachthema oder einem aktuellen Thema präsentiert). Vor allem in wissenschaftlichen Zeitschriften ist ein Editorial gleichzeitig oft auch ein Leitartikel zu einem aktuellen Thema oder zu dem zentralen Thema, das in dieser Zeitschrift behandelt wird.

▶Fachbeitrag

Ein Fachbeitrag ist eine Abhandlung über ein Fachthema, die nicht auf wissenschaftlichen Quellen beruhen muss (was nicht heißt, dass diese nicht auch hinzugezogen werden können). Solche Artikel enthalten meist die Expertensicht zu einem bestimmten Thema, können aber auch Fallgeschichten o. Ä. sein.

▶Theoretischer wissenschaftlicher Artikel

Dies ist eine wissenschaftliche Abhandlung über ein Thema wie z. B. „Professionalisierung“, „Caring“ etc. Einer wissenschaftlichen Fragestellung oder einer von der Autorin aufgestellten These folgend wird die vorliegende wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema einem Diskurs unterzogen.

▶Datenbezogener Artikel (Forschungsartikel)

Darin werden die Ergebnisse einer Studie vorgestellt (Primärarbeit) oder wird der aktuelle Forschungsstand zu einem Thema (in systematischer Weise) zusammengefasst (Metaarbeiten).

1.Empirische Studien

Darunter fallen alle Studien, in denen neue Daten erhoben werden, um eine Forschungsfrage zu beantworten (= Primärstudien). Aber auch Studien, in denen bestehende Datensätze entlang einer neuen Fragestellung nochmals statistisch oder qualitativ ausgewertet werden (= Sekundärstudien), kann man unter diese Kategorie subsummieren.

2.Metaarbeiten

Im Gegensatz zu den Primärstudien sind Metaarbeiten zusammenfassende wissenschaftliche Arbeiten. Zu ihnen gehören (systematische) Reviews, Metaanalysen und Metasynthesen. Sie geben einen Überblick über den Forschungsstand zu einem Thema.

(Systematische) Reviews (= Übersichtsarbeiten) sind Zusammenfassungen des aktuellen Forschungsstandes zu einem bestimmten Thema. Sie unterscheiden sich von „gewöhnlichen“ Literaturübersichten oder -zusammenfassungen insofern, als sie die dargestellten Ergebnisse nach klar definierten Kriterien auswählen und bewerten.

Die Metaanalyse hingegen ist ein Verfahren zur statistischen Zusammenfassung quantitativer Untersuchungsergebnisse. Dabei handelt es sich um die Ergebnisse verschiedener (experimenteller) Untersuchungen (Primärstudien) zu einer gemeinsamen Thematik. Ziel ist es, einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu einem Thema zu erhalten und zu überprüfen, ob ein bestimmter Effekt in der Population vorliegt bzw. wie groß er ist. Der Unterschied zwischen Metaanalyse und Review besteht darin, dass die Integration von Forschungsergebnissen bei der Metaanalyse nicht auf der sprachlichen Ebene, sondern auf der Ebene statistischer Indikatoren ansetzt.

Was für die quantitative Forschung die Metaanalyse ist, will die Metasynthese für die qualitative Forschung sein, d. h., es ist ein Verfahren, bei dem qualitative Untersuchungsergebnisse verschiedener Primärstudien zu einem Thema mittels qualitativer Auswertungsmethoden bearbeitet und zu einem neuen Ganzen zusammengefasst werden. Mit einer Metasynthese will man über die rein narrative Zusammenfassung mehrerer Studienergebnisse hinausgehen und eine „große Erzählung“, eine Interpretation oder eine übergeordnete Theorie schaffen.

3.Methodenartikel

Diese haben das Ziel, eine bestimmte empirische Methode der Datenerhebung oder -auswertung umfassend vorzustellen und kritisch zu diskutieren. Es können auch unterschiedliche Methoden einander gegenübergestellt und vergleichend diskutiert werden. Wichtig dabei ist, dass es nicht nur um die Beschreibung einer Methode geht (wie in einem Lehrbuch), sondern um einen kritischen Diskurs darüber. Manchmal findet man in wissenschaftlichen Zeitschriften auch die Kategorie „Methodensplitter“. Dies bezeichnet einen kurzen Artikel, in dem eine (meist neue oder eher unbekannte) empirische Methode auf ein bis zwei Seiten vorgestellt wird und wichtige Aspekte kurz diskutiert werden.

Beispiele für unterschiedliche Fachartikel:

1.Editorial: Mayer, H. (2023). Professionelle Pflege als soziales Handeln in komplexen Systemen. Über die Notwendigkeit eines guten theoretischen Fundaments zur Wirkungsweise pflegerischen Handelns (2023). In: Pflege: die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe, 36(2), 65–66.

2.Fachbeitrag: Mayer, H.; Wallner, M.; Hildebrandt, C.; Zojer, E.; Köck-Hódi, S. (2020): PeoP-Le – ein Rahmenkonzept zur Gestaltung Personzentrierter Praxis in der Langzeitpflege. Österreichische Pflegezeitschrift 73 (1), S. 18–21.

3.Theoretischer wissenschaftlicher Artikel: Wallner, M.; Mayer, H.; Adlbrecht, L.; Hoffmann, A.; Fahsold, A.; Holle, B.; Zeller, A.; Palm, R. (2023): Theory-based evaluation and programme theories in nursing — a discussion on the occasion of the updated Medical Research Council (MRC) Framework. International Journal of Nursing Studies. https://doi.org/10.1016/j.ijnurstu.2023.104451

4.Primärstudie: Eppel-Meichlinger, Jasmin; Stängle, Sabrina; Mayer, Hanna; Fringer, André (2022): “Family caregivers’ advocacy in voluntary stopping of eating and drinking: A holistic multiple case study”. Nursing Open, 9 (1), 624–636. https://doi.org/10.1002/nop2.1109

5a.Review: Adlbrecht, L.; Bartholomeyczik, S.; Hildebrandt, C.; Mayer, Hanna (2020): Social interactions of persons with dementia living in special care units in long-term care: A mixed-methods systematic review. Dementia: the international journal of social research and practice, S. 1–18. https://doi.org/10.1177/1471301220919937

5b.Metaanalyse: Stevens, B.; Yamada, J.; Ohlsson, A. (2010): Sucrose for analgesia in newborn infants undergoing painful procedures. Cochrane Database of Systematic Reviews 20 (1). CD001069.

7.Metasynthese: Hildebrandt, C.; Mayer, H.; Koller, A. (2018): Experiences of patients with colorectal cancer from diagnosis until completion of treatment: a meta-ethnography approach. Psycho-Oncology 28 (2), S. 219–227. DOI: 10.1002/pon.4946.

8.Methodenartikel: Wallner, M.; Mayer, H. (2022). Methodologische Prinzipien personzentrierter Forschung. QuPuG – Journal für qualitative Forschung in Pflege und Gesundheitswissenschaft 9 (2), 62-70.

9.Methodensplitter: Schirghuber, J. (2018): Konzeptanalysen kritisch betrachtet. Pflege 31 (6), S. 339. DOI: 10.1024/1012-5302/a000645

Tipp:

Wenn Sie wissen wollen, wie „wissenschaftlich“ ein Text ist, so achten Sie darauf, eine Zeitschrift mit Peer-Review-Verfahren zu wählen. In solchen Zeitschriften werden alle Texte im Hinblick auf ihre wissenschaftliche Qualität einer Begutachtung durch mindestens zwei Wissenschafter*innen unterzogen. Nur Texte, die dieses Verfahren erfolgreich durchlaufen haben, werden veröffentlicht (manchmal muss ein Text vor der Publikation auch ein- oder mehrmals überarbeitet werden, bis er die erforderliche Qualität erreicht hat). Auch wenn das Peer-Review-Verfahren fehleranfällig ist – es ist natürlich immer nur so gut wie die Gutachter*innen –, können Sie davon ausgehen, dass Sie mit einem Artikel, der ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen hat, eine wissenschaftliche Arbeit in Händen halten, die den formalen und inhaltlichen Kriterien guter wissenschaftlicher Arbeiten entspricht.

1.3„Graue Literatur“

Unter „grauer Literatur“ versteht man nicht publizierte, d. h. nicht im Handel erhältliche Literatur. Dies können wissenschaftliche Arbeiten wie Diplomarbeiten oder Dissertationen sein, aber auch Forschungsberichte oder andere schriftliche Arbeiten wie z. B. Seminar-, Haus- und Fachbereichsarbeiten oder Abschlussarbeiten nichtuniversitärer Ausbildungen. Skripten, Festschriften, Standards oder Leitlinien können ebenfalls zur grauen Literatur gezählt werden. Diplomarbeiten oder Dissertationen findet man in Universitätsbibliotheken und in Print- oder Online-Katalogen.

1.4Das Internet

Der Begriff „Internet“ steht für ein weltweites digitales Netz, das aus zahlreichen Teilnetzen besteht. Es dient sowohl der Kommunikation (z. B. E-Mail oder Chatrooms) als auch dem Daten- und Informationsaustausch. In diesem Zusammenhang ist es auch für die Literaturrecherche von Bedeutung. Im Internet findet man alle Publikationsarten (von Fachartikeln über Forschungsarbeiten, Dissertationen, Nachschlagewerke bis zu Kommentaren, Leserbriefen u. Ä.). Man kann daher auch eine Literaturrecherche im Internet durchführen, z. B. über bestimmte Suchmaschinen wie Google Scholar. Da im Internet jedoch jede*r ohne Prüfung durch eine Qualitätssicherungsinstanz publizieren kann, müssen die gefundenen Informationen immer einer besonders kritischen Bewertung unterzogen werden (siehe Kap. 12). Außerdem muss man stets beachten, dass sich die Inhalte einer Website rasch ändern können. Daher ist es immer wichtig, die tagesaktuelle Version zu verwenden und bei der Quellenangabe auch das Datum hinzuzufügen.

2Literatursuche – Wozu?

Das generelle Ziel einer Literaturrecherche ist die Entwicklung einer tragfähigen Wissensbasis. Auch wenn der Ausgangspunkt einer Literaturarbeit immer die Erweiterung des persönlichen und/oder beruflichen Wissens ist, können im Detail doch ganz unterschiedliche Ziele damit verfolgt werden. Daher müssen Sie sich, bevor Sie den Prozess der Literatursuche starten, darüber im Klaren sein, zu welchem Zweck Sie die Informationen brauchen. Die erste Frage, die Sie sich stellen müssen, ist daher: Was ist mein Vorhaben? Will ich

1.mein Wissen prinzipiell erweitern?

2.ein bestimmtes Problem lösen?

3.zu einem Thema besser argumentieren können?

4.neue Entwicklungen kennenlernen?

5.neue Interventionsmöglichkeiten kennenlernen?

Der Anlass einer Literaturrecherche kann ganz unterschiedlich sein. Neben dem Schreiben einer niveauvollen Arbeit (Haus-, Seminar- oder Abschlussarbeit) sind Fragen rund um Evidence Based Practice ein häufiger Ausgangspunkt für eine systematische Literaturrecherche. Es geht dabei oft um die Frage nach der Wirksamkeit von Einzelinterventionen, aber auch darum, evidenzbasierte Standards oder Leitlinien zu entwickeln.

Beispiel:

Kohler, Mayer, Battocletti, Kesselring und Saxer (2016) erstellten ein systematisches Review zu nichtmedikamentösen Interventionen zur Förderung der Urinkontinenz bei Menschen nach einem cerebro-vaskulären Insult, da sie auf dieser Basis u. a. eine komplexe Intervention entwickeln wollten. Hingegen führten Burgstaller, Mayer, Schiess und Saxer (2017) die Literatursuche durch, um Material für eine Metasynthese zu erhalten, mit der sie ein neues theoretisches Verständnis der Erfahrungen von Angehörigen Demenzkranker im Spital gewinnen wollten.

Eine Forschungsidee entwickeln und/oder eine Forschungsarbeit durchführen zu wollen, sind natürlich auch wichtige Anlässe für eine gründliche Literaturrecherche. Im Rahmen einer Forschungsarbeit verfolgt man mit der Literaturrecherche

u. a. folgende Ziele:

1.einen Überblick über das bestehende Wissen und den Stand der Wissenschaft in Bezug auf das zu erforschende Thema zu bekommen;

2.das eigene Thema abzugrenzen;

3.den theoretischen Rahmen für die geplante Forschungsarbeit zu entwickeln oder

4.valide und reliable Messinstrumente zu finden.

Der Umfang der Literaturrecherche und der Anspruch an sie hängen vom Zweck ab, den Sie damit verfolgen. Eine Recherche, die als Grundlage für eine Forschungsarbeit dient, muss natürlich ausführlicher und genauer sein als eine Recherche zum Zwecke der persönlichen Wissenserweiterung. Eine Recherche, die durchgeführt wird, um eine evidenzbasierte Leitlinie zu erstellen, wird aber wiederum ganz anderen Regeln folgen als eine Recherche, die als Grundlage für eine empirische Arbeit fungiert.

Grundsätzlich ist zwischen „orientierender“ und „systematischer“ Recherche zu unterscheiden (Simon 2017). Eine „orientierende“ Recherche dient vor allem dazu, einen ersten Einblick in den Wissensstand über ein bestimmtes Thema zu gewinnen. Sie steht immer am Beginn jeder empirischen Arbeit. Eine „systematische“ Recherche hingegen ist eine eigene Art des wissenschaftlichen Arbeitens. Sie folgt bestimmten Regeln, man kann mit ihr konkrete Fragen beantworten, und sie stellt eine eigene Gattung wissenschaftlichen Arbeitens dar. Egal, welches Ziel Sie verfolgen: Eine erfolgreiche Literaturrecherche sollte immer gezielt und in gewisser Weise systematisch durchgeführt werden.

Der erste Schritt – noch vor dem eigentlichen Rechercheprozess – ist die Ermittlung des Informationsbedarfs. Wenn Sie den Informationsbedarf festgestellt haben, dann können Sie in einem zweiten Schritt der Frage nachgehen: „Welche Informationen brauche ich für mein Vorhaben?“ Dazu sollten Sie folgende Überlegungen anstellen:

1.Wie vollständig müssen die Informationen sein? Wie viel Wissen ist über den Gegenstand schon vorhanden? Genügt ein kleiner Ausschnitt aus der Literatur oder müssen alle erhältlichen Informationen miteinbezogen werden?

Wenn Sie sich einen ersten Überblick über ein Thema verschaffen wollen, kann Ihnen fürs Erste ein Lehrbuch große Dienste erweisen. Wenn Sie Informationen zu einer einzelnen spezifischen klinischen Frage haben und schon viel über Ihr grundsätzliches Thema wissen und gearbeitet haben, dann kann das Informationsbedürfnis unter Umständen schon mit dem Fund einer einzelnen spezifischen Literaturstelle ausreichend beantwortet werden. Wollen Sie jedoch eine wissenschaftliche Arbeit verfassen oder einen klinischen Standard entwickeln, ist möglichst große Vollständigkeit anzustreben.

2.Wie aktuell müssen die Informationen sein?

Für Arbeiten im klinischen Bereich, wie z. B. über Thromboseprophylaxe, muss in erster Linie nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gesucht werden, während Ihnen in Bereichen, die nicht so raschen Veränderungen unterworfen sind, auch weiter zurückliegende Arbeiten wertvolle Erkenntnisse bringen können (z. B. bei Themen über Wertvorstellungen wie „Hoffnung“). Normalerweise geht man von einem Zeitraum von fünf Jahren aus, wenn man von „aktuellen“ Forschungsarbeiten spricht. Bei einer Literaturrecherche wird man sich aber nicht immer auf diesen Zeitraum beschränken (vor allem, wenn es in den letzten Jahren wenig Forschung zum betreffenden Thema gegeben hat), sondern man beginnt bei einer Spanne von fünf Jahren und kann sie dann in einem weiteren Schritt auf z. B. zehn Jahre erweitern. Zu beachten ist auch, dass gewisse „Klassiker“ – z. B. Theoriewerke – als Standardwerke gelten und nicht der Fünf-Jahres-Aktualitätsbewertung unterworfen werden müssen.

3.Müssen die Informationen auf Forschung basieren?

Suchen Sie zu einer Fragestellung prinzipiell immer nach jenen Informationen, welche die beste Qualität haben. Für die persönliche Meinungsbildung kann ein fundierter Fachbeitrag ausreichen, für eine Frage nach klinischer Evidenz über die Wirksamkeit einer Intervention in einer Institution werden Sie grundsätzlich nach Forschungsliteratur suchen. Aber auch hier werden Sie neben der Lektüre englischsprachiger Forschungsartikel nicht umhinkommen, fundierte Fachbeiträge aus dem deutschsprachigen Raum zu bearbeiten. Damit werden Sie sich der regionalen Kultur und ihrer Probleme bewusst, können die internationalen Forschungsergebnisse unter diesem Aspekt betrachten und sinnvoll in die eigene Kultur übertragen. Zu bestimmten Fragestellungen existiert genügend wissenschaftlich entwickeltes Wissen, doch auf vielen Gebieten bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf Expertenwissen zu stützen.

4.Genügt Literatur in der Muttersprache oder muss auch nach fremdsprachiger Literatur gesucht werden?

International gesehen ist die Wissenschaftssprache Englisch. Daher ist eine Einschränkung auf die Sprache „Deutsch“ nie ausreichend, wenn Sie den aktuellen Wissensstand recherchieren wollen – selbst wenn Sie nach Forschungsarbeiten aus dem deutschsprachigen Raum suchen. Denn diese sind oft in internationalen Fachzeitschriften (und daher auf Englisch) publiziert. Die ausschließliche Verwendung deutschsprachiger Literatur, z. B. für eine Arbeit über Dekubitusprävention, könnte nur einen sehr kleinen Ausschnitt des heutigen Wissensstandes bieten und wäre weder für eine wissenschaftliche Arbeit noch für eine Problemlösung in der Praxis zu gebrauchen.

5.Welche Publikationsarten müssen einbezogen werden?

Sich auf einen Typ festzulegen (z. B. nur nach Büchern oder nur nach Zeitschriften zu suchen), ist für eine gute Recherche die falsche Strategie. Da unterschiedliche Publikationsarten unterschiedliche Informationen beinhalten, sollte man sich hier möglichst wenig einschränken. Forschungsliteratur wird z. B. vorwiegend in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert. Bei einer wissenschaftlichen Arbeit oder bei der Frage nach dem aktuellsten Forschungswissen zu einem praktischen Problem wird man in erster Linie auf Fachzeitschriften zurückgreifen. Um Wissen in einem Bereich zu vertiefen, wird man hingegen auch Monografien, Nachschlagewerke oder Lehrbücher miteinbeziehen müssen. Aber auch Editorials, Kommentare oder Leserbriefe können wertvoll sein, will man z. B. einen Einblick in unterschiedliche Standpunkte und Argumentationen gewinnen.

3Was braucht man zur Informations- bzw. Literatursuche?

Bevor Sie eine Literaturrecherche beginnen, sollten Sie darauf achten, dass die dafür notwendigen Voraussetzungen gegeben sind.

▶Informationskompetenz

Um Literatur gezielt suchen und einsetzen zu können, bedarf es der eingangs erwähnten Fähigkeiten und Fertigkeiten. Es braucht neben dem Erlernen von Informationskompetenz auch viel Erfahrung, um diese Fähigkeiten effizient umsetzen zu können.

▶Zugang zu Bibliotheken, Datenbanken