Long Covid nachhaltig lindern - Dr. med. Michaela Moosburner - E-Book

Long Covid nachhaltig lindern E-Book

Dr. med. Michaela Moosburner

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Beschreibung

 Etwa  10  bis 20 Prozent der Menschen, die an Covid-19 erkranken, leiden noch Monate später an massiven Beschwerden. Zu den 200 Symptomen von Lon g C ovid gehören neben Erschöpfung, Leistungsminderung und Atembeschwerden auch neurologische Ausfälle, kardiovaskuläre Komplikationen, autonome Dysfunktion und neuropathische Schmerzen. Auch das Fatigue-Syndrom und Brain Fog sind häufige Krankheitszeichen. Mit diesem Ratgeber erhalten Betroffene praktische Hilfe: Sie lernen, innerhalb ihrer Belastungsgrenzen zu agieren sowie Überlastungen zu verhinder n,  und erhalten praktische Anleitungen: Training der vegetativen Regulation, Entspannungs- und Atemübungen, Anleitung zur Phyto- und Aromatherapie, Ernährungstipps und vieles mehr.

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Seitenzahl: 167

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Franziska Daub

Lektorat: Daniela Weise

Bildredaktion: Simone Hoffmann

Covergestaltung: ki36 Editorial Design, München, Sabine Skrobek

eBook-Herstellung: Pia Schwarzmann

ISBN 9783833889592

1. Auflage 2023

Bildnachweis

Coverabbildung: Getty Images

Illustrationen: GU/Pia Bublies

Fotos: Adobe Stock; Debora Diem/Unsplash; Getty Images; Mitchell Griest/Unsplash; iStockphoto; Mauritius Images; Plainpicture; Stocksy; The noun project

Syndication: www.seasons.agency

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Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Meinung bzw. Erfahrung der Verfasserin dar. Sie wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für persönlichen kompetenten medizinischen Rat. Jede Leserin, jeder Leser ist für das eigene Tun und Lassen auch weiterhin selbst verantwortlich.Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Dieses Buch ist das richtige für Sie, wenn …

… Sie an Covid-19 erkrankt sind und Symptome nach der Akutphase bestehen bleiben.

… Sie eine erste Einschätzung von Symptomen vornehmen wollen.

… Sie Fragen rund um die Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung haben.

… Sie aktiv etwas für Ihr Wohlbefinden tun möchten.

… Sie naturheilkundliche Maßnahmen zu Hause selbst durchführen wollen.

»Besonders liegt mir das professionelle und respektvolle Miteinander von Schulmedizin und Komplementärmedizin am Herzen.«

DR. MED. MICHAELA MOOSBURNER

ist seit 2012 Chefärztin am Krankenhaus für Naturheilweisen in München. Die Fachärztin für Innere Medizin, Gastroenterologie, Naturheilverfahren, Homöopathie und Ernährungsmedizin verfolgt einen modernen integrativen Behandlungsansatz. Sie gehört zu den Expertinnen der ersten Stunde bei der Behandlung von Menschen mit Long Covid und ist überzeugt davon, dass die Komplementärmedizin häufig eine Symptomlinderung ohne Nebenwirkungen ermöglicht.

VORWORT

Erst seit 2021 fand in wissenschaftlichen Kreisen zunehmend Beachtung, dass eine Coronainfektion auch schwere Langzeitfolgen nach sich ziehen kann. Es kristallisierten sich zwei Gruppen heraus: zum einen die schwer kranken Intensivpatienten, die sich nur langsam von Organschäden und auch den psychischen Folgen erholten. Zum anderen Betroffene mit leichteren Erkrankungsverläufen. Gerade Betroffene der zweiten Patientengruppe wurden anfangs mit ihren Beschwerden oft nicht ernst genommen.

Besonders frustrierend für viele an Long Covid Erkrankte ist die Tatsache, dass es bisher keine Therapie gibt, die die Ursachen behandelt. Die Schulmedizin kann helfen, die Symptome zu lindern. Doch eine Krankheit, deren Ursachen man nicht kennt, lässt sich auch nicht zielgerichtet behandeln. Komplexe Krankheitsbilder wie dieses erfordern eine ganzheitliche interdisziplinäre Herangehensweise mit Blick auf den ganzen Menschen.

Mit diesem Buch möchte ich Anregungen geben, im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten und Grenzen aktiv zu werden. Wie können wir Körper, Geist und Seele dabei unterstützen, wieder zu gesunden? Welche ungenutzten Ressourcen schlummern in uns? Achten wir auf unsere körperlichen Bedürfnisse? Und erkennen wir unsere Grenzen? Was tut uns gut, was schadet? Wenn ich dazu beitragen kann, dass Betroffene einen Teil ihrer verlorenen Lebensqualität zurückgewinnen, würde mich das sehr freuen.

Long Covid hat viele Gesichter

Hier finden Sie alles Wissenswerte über die Coronainfektion und ihre Folgen.

Die akute Covid-19-Infektion

Die Covid-Pandemie beschäftigt uns seit dem Jahr 2020 mehr als jedes andere Thema. Anfangs lag der Fokus der Aufmerksamkeit auf den vielen zum Teil schwerst erkrankten Menschen. Man wusste wenig darüber, was das Virus mit unserem Körper macht. Ziel war die Behandlung der akuten Erkrankung.

Die Intensivstationen waren voll von Patienten, die zum Teilwochenlang um ihr Leben kämpften. Nicht wenige verloren diesen Kampf. Im Laufe der Zeit kristallisierten sich Risikogruppen heraus: ältere Personen sowie Menschen mit starkem Übergewicht oder bestimmten Vorerkrankungen. Aber auch junge, gesunde Menschen erkrankten oft schwer.

Der Fokus verschiebt sich

Die Entwicklung von Impfstoffen veränderte die Situation im Laufe der Zeit. Sie brachte einen gewissen Schutz, die Zahl an schweren Erkrankungsverläufen ging kontinuierlich zurück. Doch das Virus hält Schritt mit dieser Entwicklung, es passt sich an, wandelt sich beständig.

Neue Mutationen, also Veränderungen im Erbgut des Virus, tauchen alle paar Monate auf. Die Mutationen haben direkte Auswirkungen auf die Infektiosität, auf die Schwere des Krankheitsverlaufs und auch auf die Symptome, die eine Covid-19-Infektion, verursacht durch das SARS-CoV-2-Virus, nach sich zieht. Durch die Veränderung des genetischen Codes des Virus sind die Antikörper und immunkompetenten Zellen, die unser Körper durch eine Impfung entwickelt, nicht mehr so passgenau, da der Impfstoff nicht immer optimal auf die aktuell vorherrschende Virusvariante angepasst ist und unser Immunsystem somit keinen vollständigen Schutz gegen eine Infektion entwickeln kann. Sogenannte Durchbruchinfektionen, also die Infektion und Erkrankung von geimpften Personen, sind die Folge. Sie sind mittlerweile sehr häufig zu beobachten.

Patienten aller Altersstufen

In meiner täglichen Arbeit begleitet mich das Long-Covid-Syndrom – man spricht auch vom Long-/Post-Covid-Syndrom – auf Schritt und Tritt.

Den klassischen Long-Covid-Patienten gibt es nicht, denn Long Covid ist ein Chamäleon. Es ist komplex, hat kein einheitliches Erscheinungsbild, genauso wenig wie die Menschen, die es betrifft.

UNTERSCHIEDLICHE MENSCHEN

Fast jeden Tag kommen Patienten zu uns, die sich nach einer Coronainfektion nicht mehr erholen. Da gibt es den alten Mann, der seit Beginn seiner Erkrankung die Wohnung im zweiten Stock ohne Lift nicht mehr verlassen kann, da die Kraft fürs Treppensteigen fehlt.

Oder die junge Studentin, die sich einfach nichts mehr merken und daher ihr Studium nicht fortführen kann. Den erfolgreichen Endvierziger, der sich vor ein paar Jahren als Architekt selbstständig gemacht hat und seit Monaten nichts mehr verdient, weil er keinen Auftrag mehr ausführen kann. Die Frau Mitte dreißig, für die es bis zu ihrer Covid-Erkrankung kein Problem war, Familie und Job unter einen Hut zu bekommen, und deren Energie jetzt kaum noch für die Versorgung ihrer Kinder reicht.

Hinter jeder Long-Covid-Erkrankung verbirgt sich ein Schicksal. Es sind Menschen, die nach einer Coronainfektion zwar genesen, aber nicht gesund sind. Und viele dieser Patienten verzweifeln daran, dass eine oft harmlos verlaufende Infektion ihr ganzes Leben verändert hat.

NICHT IMMER DRAMATISCH

Natürlich ist nicht jeder Krankheitsverlauf so gravierend. Viele Betroffene erholen sich nach ein paar Wochen wieder, die Symptome bessern sich mit der Zeit. Aber einige finden auch nach Monaten nicht in ihr altes Leben zurück.

Das Schicksal dieser Menschen hat mich dazu bewogen, die Erfahrungen, die wir im Klinikalltag mit der integrativen Behandlung von Long Covid gemacht haben, hier in diesem Buch mit Ihnen zu teilen.

Erkrankungsgeschehen

Um Long Covid besser verstehen zu können, sollten wir uns zuerst einmal vor Augen führen, was bei der Infektion mit SARS-CoV-2 (»severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2«) in unserem Körper eigentlich vor sich geht und mit welchen Strategien das Immunsystem darauf reagiert.

WAS GESCHIEHT IM KÖRPER?

Covid-19 ist nach der aktuellen Studienlage eine Erkrankung, die unterschiedlichste Körpersysteme befallen kann. Doch wie schafft es das Virus, in den Körper zu gelangen und bestimmte Organe und Funktionssysteme in so kurzer Zeit zu infizieren, verfügen wir doch über ein ziemlich ausgeklügeltes Immunsystem? Dieses schützt uns in aller Regel sehr gut gegen Viren, Bakterien und andere Pathogene, mit denen unser Körper ständig in Kontakt kommt.

EIN VIRUS AUF DEM WEG

Das SARS-CoV-2-Virus dockt mit seinem Spike-Protein an Zellen an, die auf ihrer Zelloberfläche sogenannte ACE-2-Rezeptoren aufweisen. Durch diese Eintrittspforte kann es in die menschliche Wirtszelle eindringen. »Virale Türöffner« sind Zellen, die viele ACE-2-Rezeptoren besitzen. Sie kommen praktisch überall im Körper vor, in besonders hoher Dichte jedoch in der Lunge, im Herzen, im Darm, aber auch in den Blutgefäßen. In der infizierten Zelle wird die virale Nukleinsäure, also der Bauplan des Virus, freigesetzt. Die Wirtszelle wird nun so umprogrammiert, dass sie das Viruserbgut vermehrt.

Das Virus bedient sich also der zelleigenen Maschinerie, um sich zu vervielfältigen – ein Mechanismus, den auch andere Viren nutzen. Anschließend werden die neu produzierten Viruskomponenten in der Zelle wieder zusammengebaut. Die Wirtszelle wird zerstört und neu zusammengebaute Viren werden in die Umgebung freigesetzt, wo sie dann weitere Zellen infizieren können.

Das SARS-CoV-2-Virus dockt mit seinem Spike-Protein an der Zelle an und infiziert sie.

EFFEKTE DER INFEKTION

Man unterscheidet direkte und indirekte Effekte der Infektion. Anfangs vermehrt sich das Virus vor allen Dingen in den Zellen, die unsere Lungenbläschen auskleiden, den sogenannten Pneumozyten. Dies führt zu einer direkten Schädigung der Schleimhaut von Atemwegen und Lunge. Im weiteren Verlauf werden auch andere Organe und Organsysteme befallen, insbesondere das Gefäßsystem, das Nervensystem, das Herz, die Nieren und der Darm. Ähnlich wie bei einer Blutvergiftung reagiert das Immunsystem mit der Freisetzung von speziellen Entzündungsbotenstoffen. Auch immunkompetente Zellen, die Lymphozyten, spielen eine wichtige Rolle (siehe >, »Wie funktioniert das Immunsystem?«). Unter bestimmten Umständen löst die Reaktion des Immunsystems auf die Infektion eine fulminante Entzündungskaskade sowie Veränderungen im Gerinnungssystem aus. Das normalerweise perfekte und fein abgestimmte Gleichgewicht gerät aus den Fugen.

Der Begriff »Zytokinsturm« beschreibt diese potenziell lebensgefährliche Entgleisung des Immunsystems, bei der es zu einer sich selbst verstärkenden Rückkoppelung zwischen Entzündungsbotenstoffen und Teilen des Immunsystems kommt. Mit anderen Worten: Das Immunsystem schießt bei dem Bemühen, die Infektion zu überwinden, weit übers Ziel hinaus. In der Folge kann es zu schweren Organschäden kommen.

Diese Abläufe im Immunsystem treten jedoch nicht immer gleichartig auf, was das breite Spektrum von völlig symptomlosen Verläufen bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen erklärt. Individuelle Faktoren wie Vorerkrankungen, Alter, Geschlecht, Immunstatus und natürlich auch die Virusmutation spielen eine Rolle.

Klinischer Verlauf

Eine Infektion mit Sars-CoV-2 kann höchst unterschiedlich verlaufen. Manche Menschen erfahren nur durch Zufall, beispielsweise durch eine Routinetestung, von ihrer Infektion und erkranken gar nicht. Andere fühlen sich ein, zwei Tage etwas erkältet, dann ist der Spuk vorbei. Wieder andere, anfangs nur leicht Erkrankte können nach einer Woche plötzlich einen schweren Verlauf entwickeln. Einige Patienten sind für Wochen ans Bett gebunden, vielleicht kommt es sogar zu einer Lungenentzündung. Eventuell wird auch die stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus notwendig. Dies betrifft aktuell vorwiegend Risikopatienten oder Ungeimpfte und steht auch mit der jeweils vorliegenden Virusmutation in Zusammenhang. Jedoch können auch geimpfte Personen erkranken. Diese Infektionen verlaufen aber in der Regel leichter.

SYMPTOME

Eine milde verlaufende Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus fühlt sich meist wie eine banale Erkältung an, mit den klassischen Symptomen Fieber, Hals- und Gliederschmerzen, Kopfweh, Reizhusten und Abgeschlagenheit. Auch finden sich Magen-Darm-Symptome wie Appetitverlust, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Bauchschmerzen. Bindehautentzündungen kommen vor, ebenso Hautausschläge und Brustschmerzen.

Sowohl in der akuten als auch in der späten Phase der Erkrankung kann es zu neurologischen Beeinträchtigungen kommen. Diese umfassen eine gestörte Geschmackswahrnehmung bis hin zum vollständigen Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. In seltenen Fällen entwickeln sich gravierende Symptome wie Störungen des Bewusstseins oder Schlaganfälle.

Luftnot kann unter Umständen ein Hinweis auf einen schweren Verlauf mit Entwicklung einer Lungenentzündung sein. Diese Patienten müssen meist im Krankenhaus behandelt werden. Manchmal wird künstliche Beatmung notwendig. Oft versagen bei kritisch Kranken im Verlauf weitere Organe wie die Nieren, man spricht dann von Multiorganversagen. Die Sterberate bei diesen schwer kranken Patienten ist trotz aller medizinischen Fortschritte immer noch hoch.

WARUM ERKRANKEN RAUCHER, MÄNNER UND ÄLTERE OFT BESONDERS SCHWER?

Bestimmte Zellen in der Schleimhaut von Lunge, Atemwegen oder Darm verfügen über besonders viele ACE-2-Rezeptoren auf ihrer Oberfläche. Über diese Bindungsstellen kann Sars-CoV-2 in die Wirtszelle gelangen. Zellen ohne diese ACE-2-Rezeptoren können vermutlich nicht infiziert werden. Forscher des Helmholtz Zentrums München fanden heraus, dass bei älteren Menschen im Vergleich zu jüngeren und bei Männern im Vergleich zu Frauen mehr dieser »viralen Türöffner« vorhanden sind.

Das gleiche Ergebnis fand sich bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern. Dies könnte eine mögliche Erklärung dafür sein, warum Männer, Ältere und Raucher oft schwerer erkranken.

Wie funktioniert das Immunsystem?

Der Mensch steht in ständigem Austausch mit seiner Umwelt, sei es über die Nahrung, die er zu sich nimmt, oder über die Atemluft. Daher besteht auch immer die Gefahr, dass pathogene, also krankheitsverursachende Erreger in den Körper eindringen. Zum Schutz verfügen wir über ein komplexes Immunsystem.

Man unterscheidet das unspezifische vom spezifischen Immunsystem. Während das unspezifische Immunsystem bereits von Geburt an vorhanden ist, entwickelt sich das spezifische Immunsystem erst im Lauf der Zeit und passt sich ständig an, es wächst sozusagen an seinen Aufgaben. Mit jedem neuen Erregerkontakt entwickelt es sich weiter.

ANGEBORENES IMMUNSYSTEM

Es funktioniert schnell und unabhängig davon, ob wir schon einmal Bekanntschaft mit einem Krankheitserreger gemacht haben. Haut und Schleimhäute bilden bereits eine natürliche Barriere, die Pathogene (Einflüsse, die eine Krankheit verursachen) am Eindringen in unseren Körper hindern. Unsere Atemwege verfügen beispielsweise über ein sogenanntes Flimmerepithel, welches Erreger aktiv wieder aus dem Körper befördert. Unterstützt wird die Wirkung durch den Hustenreflex. Auch der Schleim enthält infektabwehrende Substanzen.

Andere Sekrete wie etwa die Magensäure haben ebenfalls eine keimtötende Wirkung. Zudem ist unser Körper beispielsweise auf der Haut oder im Darm von einer unvorstellbar großen Zahl von Mikroorganismen besiedelt, die für unsere Gesundheit unentbehrlich sind.

Diese Symbiose schützt zum einen unsere Grenzzonen zur Umwelt durch Verdrängung krank machender Mikroorganismen. Zudem hindert sie diese an der Vermehrung und hält sie so unter Kontrolle.

Unser angeborenes Immunsystem verfügt aber auch über unterschiedliche zelluläre Mechanismen. Diese speziellen Zellen können einen Erreger, der es geschafft hat, in unseren Körper zu gelangen, bereits beim Erstkontakt angreifen. Sie erkennen typische Strukturen von Pathogenen, die quasi fest abgespeichert, also bereits bei der Geburt vorhanden sind. Dadurch können Erreger direkt abgetötet werden. Und noch ein weiteres, sehr komplexes Verteidigungssystem ist Bestandteil des angeborenen Immunsystems. Es handelt sich dabei um unterschiedliche Eiweißmoleküle, die ständig in unserem Blut zirkulieren und eindringende krank machende Keime direkt angreifen können.

SPEZIFISCHES IMMUNSYSTEM

Bei den vielen unterschiedlichen Krankheitserregern reicht das angeborene Immunsystem aber nicht aus, um uns ausreichend zu schützen. Wenn Pathogene in den Körper gelangen, wird deshalb zusätzlich das spezifische Abwehrsystem aktiviert. Es entwickelt sich von Geburt an weiter, solange wir leben. Im konkreten Fall benötigt es allerdings deutlich länger, bis es seine volle Wirkung erreicht – das kann Stunden bis Tage dauern.

Wesentlicher Bestandteil des spezifischen Immunsystems sind die Lymphozyten. Diese Zellen tragen an ihrer Oberfläche unterschiedliche Bindungsstellen, sogenannte Rezeptoren, mit denen sie typische Strukturen von Krankheitserregern erkennen können. Bei Kontakt vermehren sie sich und stoßen weitere Reaktionen des Immunsystems an.

Es gibt unterschiedliche Arten von Lymphozyten. Einige T-Lymphozyten können virusinfizierte Zellen direkt abtöten, andere wiederum unterstützen weitere immunkompetente Zellen in ihrer Abwehrfunktion. Eine weitere Gruppe, die sogenannten B-Lymphozyten, bildet Antikörper, die ihrerseits krankheitsauslösende Strukturen unschädlich machen.

Lymphozyten können auch ein immunologisches Gedächtnis ausbilden, sie merken sich die Struktur eines Pathogens. Bei einer erneuten Infektion mit demselben Keim reagiert der Körper viel schneller als beim Erstkontakt.

Das ist im Prinzip auch der Mechanismus, mit dem Impfungen helfen, Infektionen schneller zu überwinden oder gar nicht erst daran zu erkranken. Unser Immunsystem nutzt viele verschiedene Mechanismen.

AUTOIMMUNITÄT

In einem gesunden Organismus sorgt ein Gleichgewicht zwischen aktivierten und regulatorischen Immunzellen normalerweise für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen der Toleranz gegenüber dem Körpergewebe und der Immunantwort gegenüber Krankheitserregern und Fremdstoffen. Ein intaktes Immunsystem erkennt »eigen« und »fremd«. Das bedeutet: Körpereigene Strukturen werden in der Regel nicht angegriffen, es besteht eine Immuntoleranz. Geht diese immunologische Toleranz verloren, spricht man von Autoimmunität. Bei diesem Phänomen spielen die Lymphozyten eine wesentliche Rolle. Bei einer Fehlfunktion – beispielsweise, wenn die Lymphozyten körpereigene Strukturen fälschlicherweise plötzlich als »fremd« deuten – werden diese Zellen im Normalfall im Knochenmark, in der Milz, im Thymus oder in den Lymphknoten eliminiert. Versagt dieser Schutzmechanismus, greifen diese fehlprogrammierten Lymphozyten den eigenen Körper an. Die Folge sind Autoimmunreaktionen.

Es kommt zu Entzündungen. Die dadurch entstehenden Schäden können zur Zerstörung ganzer Zellgruppen oder eines Organs führen. Ein klassisches Beispiel ist der Typ-1-Diabetes, bei dem durch den autoimmun vermittelten Untergang aller Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse kein körpereigenes Insulin mehr produziert werden kann. Eine andere Autoimmunerkrankung ist die Multiple Sklerose, bei der Nervenfasern durch autoimmune Prozesse im zentralen Nervensystem irreversibel geschädigt werden.

Die Ursache für Autoimmunität ist vermutlich multifaktoriell. Bei manchen Erkrankungen wurde eine genetische Veranlagung nachgewiesen.

Da Infektionen manchmal im zeitlichen Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen stehen, wird auch eine sogenannte molekulare Mimikry als mögliche Ursache postuliert: Manche Erregerbestandteile sind körpereigenen Strukturen so ähnlich, dass das Immunsystem keine sichere Unterscheidung mehr zwischen »eigen« und »fremd« treffen kann. Deshalb attackiert es nicht nur die Krankheitserreger,sondern auch körpereigene Strukturen. Ein Beispiel hierfür ist die Infektion mit Chlamydia trachomatis, Yersinia enterocolitica oder Klebsiella pneumoniae.

Einige Patienten entwickeln oft Wochen nach der akuten Infektion Entzündungen in unterschiedlichen Körperregionen wie beispielsweise im Bereich der Gelenke oder der Harnröhre. Infektiöse Erreger lassen sich zu diesem Zeitpunkt aber schon lange nicht mehr nachweisen. Dieser Pathomechanismus wird auch bei Long Covid diskutiert. Oft bleibt die Ursache für Autoimmunphänomene aber unklar.

Genesen, aber nicht gesund

Die meisten Menschen erholen sich nach einer Covid-19-Erkrankung relativ gut, insbesondere wenn der Verlauf leicht oder moderat war. Bei einigen Betroffenen bleiben Symptome der akuten Erkrankung allerdings bestehen, obwohl das Virus im Körper gar nicht mehr nachweisbar ist.

Auch kann es passieren, dass es nach ein paar Wochen der scheinbaren Genesung erneut zum Auftreten von bekannten oder neuen Beschwerden kommt. Die Betroffenen sind also genesen, aber leider nicht gesund.

Definitionen

Long Covid ist der Überbegriff für körperliche und psychische Langzeitfolgen nach einer überstandenen Coronainfektion und wird vielfach gleichgesetzt mit dem Begriff »Post Covid«. Dazu auf > mehr.

LAUT WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Post Covid im Delphi-Konsensus vom 6. Oktober 2021 folgendermaßen: »Post-COVID-19 tritt bei Personen mit einer wahrscheinlichen oder bestätigten SARS-CoV-2-Infektion auf, in der Regel 3 Monate nach Beginn der COVID-19-Symptome und für eine Dauer von mindestens 2 Monaten und kann nicht durch eine alternative Diagnose erklärt werden. Häufige Symptome sind Fatigue, Kurzatmigkeit und kognitive Dysfunktion sowie weitere Symptome, welche sich im Allgemeinen auf die Alltagsfunktionen auswirken. Die Symptome können nach der anfänglichen Genesung von einer akuten COVID-19-Episode neu auftreten oder nach der anfänglichen Krankheit bestehen bleiben. Die Symptome können im Zeitverlauf schwanken und es kann zu Rückfällen kommen. Es handelt sich bei Post-COVID um eine eigenständige Erkrankung.«

LAUT DEUTSCHER LEITLINIE

Die deutsche Leitlinie, am 17. 08. 2022 aktualisiert, spricht zusammenfassend vom »Long-/Post-Covid-Syndrom«. Ihr gemäß können bei Beschwerden, die über eine Zeitspanne von vier Wochen ab Infektion hinaus anhalten, für die Diagnose folgende drei Kategorien herangezogen werden:

~Symptome, die nach der akuten Covid- 19-Phase oder deren Behandlung fortbestehen.

~Symptome, die nach dem Ende der akuten Phase neu auftreten, aber als Folge der Sars-CoV-2-Infektion verstanden werden können.

~Die Verschlechterung einer vorbestehenden Grunderkrankung.

Post Covid, Long Covid – was ist der Unterschied?

Es existieren unterschiedliche Begriffe zu den Langzeitfolgen einer Coronainfektion.

Für Symptome einer akuten Coronainfektion, die länger als vier bis maximal zwölf Wochen anhalten, wurden in der wissenschaftlichen Literatur die Begriffe Long Covid und »ongoing symptomatic Covid-19« eingeführt. Der Begriff Long Covid hat sich in der deutschsprachigen Literatur durchgesetzt. Von Post Covidspricht man, wenn die Beschwerden nach drei Monaten immer noch vorhanden sind.

LONG COVID ALS ÜBERBEGRIFF – AUCH IN DIESEM BUCH