Lore-Roman 137 - Helga Winter - E-Book

Lore-Roman 137 E-Book

Helga Winter

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Beschreibung

Die Schwestern Heidrun und Viola leben zusammen. Während die tüchtige ältere Heidrun all ihre Energie in ihr eigenes Fotoatelier steckt, führt Viola den Haushalt und genießt die Gesellschaft gut aussehender Männer. Derzeit trifft sie sich jeden Abend mit Lutz von Ackermann. Sie schwärmt Heidrun in den höchsten Tönen von ihm vor, doch vorstellen will sie ihm "das Wundertier" scheinbar nicht.
Als die junge Frau ein Kind erwartet, will Lutz nichts mehr von ihr wissen. Längst hat er sich eine neue Gespielin gesucht. In ihrer Verzweiflung sieht Viola keinen Ausweg mehr und wirft sich vor einen Lastwagen. Heidrun empfindet neben ihrer Trauer um die Schwester nur noch Hass für diesen Lutz von Ackermann. Dieser skrupellose Verführer muss seine Strafe bekommen!
Das Schicksal führt ihr wenig später tatsächlich einen Lutz von Ackermann in den Weg. Heidrun schwört sich, dass sie Viola rächen wird und ihm ihre Liebe vorheucheln wird, genauso wie er Viola seine Liebe nur vorgespielt hat. Doch ihr Plan gerät ins Wanken, weil sie sich verliebt. Und es fällt ihr immer schwerer, diesen Mann zu hassen ...


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Inhalt

Cover

Geheuchelte Liebe

Vorschau

Impressum

Geheuchelte Liebe

Roman voller dramatischer Höhepunkte

Von Helga Winter

Die Schwestern Heidrun und Viola leben zusammen. Während die tüchtige ältere Heidrun all ihre Energie in ihr eigenes Fotoatelier steckt, führt Viola den Haushalt und genießt die Gesellschaft gut aussehender Männer. Derzeit trifft sie sich jeden Abend mit Lutz von Ackermann. Sie schwärmt Heidrun in den höchsten Tönen von ihm vor, doch vorstellen will sie ihm »das Wundertier« scheinbar nicht.

Als die junge Frau ein Kind erwartet, will Lutz nichts mehr von ihr wissen. Längst hat er sich eine neue Gespielin gesucht. In ihrer Verzweiflung sieht Viola keinen Ausweg mehr und wirft sich vor einen Lastwagen. Heidrun empfindet neben ihrer Trauer um die Schwester nur noch Hass für diesen Lutz von Ackermann. Dieser skrupellose Verführer muss seine Strafe bekommen!

Das Schicksal führt ihr wenig später tatsächlich einen Lutz von Ackermann in den Weg. Heidrun schwört sich, dass sie Viola rächen wird und ihm ihre Liebe vorheucheln wird, genauso wie er Viola seine Liebe nur vorgespielt hat. Doch ihr Plan gerät ins Wanken, weil sie sich verliebt. Und es fällt ihr immer schwerer, diesen Mann zu hassen ...

»Soll ich das Geschäft schließen, Fräulein Schilling?«, fragte Eva erwartungsvoll. »Es ist schon fünf nach sechs. War das heute wieder ein Tag!«, setzte sie in einem Ton hinzu, der Heidrun Schilling ein Lächeln entlockte.

»Schließ ab! Wartet dein Freund schon auf dich?«

Evas junges Gesicht überzog sich mit einer glühenden Röte. »Ich habe keinen Freund. Nur ... Kurt will mich heute abholen. Kurt ist ein Nachbar von uns. Fräulein Schilling, was ich Sie schon immer fragen wollte ...«

»Dann tu es«, schlug Heidrun schmunzelnd vor. Ihre kleine Ladenhilfe war sonst nämlich nicht auf den Mund gefallen, im Gegenteil oftmals zu keck und vorlaut.

»Wo kaufen Sie eigentlich Ihre Kleider?«

»Bei Beermann!«

»Das verstehe ich nicht. Da habe ich auch schon etwas gekauft, aber ich finde nie so etwas Schickes wie Sie.« Eva schaute ihre Chefin von oben bis unten an. »Ich glaube, es liegt an Ihnen, dass die Kleider alle so flott aussehen. Würde ich so etwas tragen, dann wäre es ein Kleid wie jedes andere. Wie machen Sie das bloß?«

Heidrun lachte unbekümmert. Sie war eine elegante Frau, auch wenn ihre Eleganz nicht viel kostete. Sie besaß einen ausgezeichneten Geschmack, vielleicht hob sie sich darum aus der Masse der übrigen Frauen heraus.

»Ich brauchte auch mal wieder einen neuen Mantel«, meinte Eva und betrachtete ihr gutes Stück abfällig. »Mal sehen, vielleicht kaufe ich mir nach dem Ersten einen.«

»Möchtest du Vorschuss haben?«, fragte Heidrun lächelnd. Und Evas erneutes Erröten verriet ihr, dass sie richtig getippt hatte.

»Sie dürfen nicht denken, ich hätte es nur deshalb gesagt. Aber wenn Sie mir vielleicht schon zweihundert Mark geben würden. Ich will nämlich am Wochenende mit Kurt ausgehen, und in diesem Mantel ...«

»Du kannst auch gern dreihundert Mark haben.« Heidrun schätzte ihre junge Mitarbeiterin und dachte gar nicht daran, ihr gegenüber knauserig zu sein.

»Vielen Dank, Fräulein Schilling, Sie sind wirklich prima. Ich habe da einen irre schicken Mantel ausgestellt gesehen, er kostet nur hundertachtundneunzig Mark. Passende Schuhe besitze ich bereits. Nochmals vielen Dank. Und einen schönen Abend wünsche ich Ihnen noch.«

»Danke, aber daraus wird nichts werden. Ich muss noch ein paar Filme entwickeln.«

»Sie haben es auch nicht leicht«, äußerte Eva. »Wenn ich so aussehen würde wie Sie ...« Den Türgriff in der Hand drehte sie sich noch einmal zu ihrer Chefin herum. »Wissen Sie, was ich dann machen würde?«

Heidrun wusste es wirklich nicht.

»Ich würde heiraten. Einen reichen Mann! Und dann, Fräulein Schilling, dann würde ich überhaupt nichts mehr tun. Morgens im Bett liegen, so lange ich wollte, mir tolle Kleider kaufen, Schmuck ...«

Heidrun lachte.

»Wenn man so aussieht wie Sie, da tun Männer alles für einen. Eigentlich sind Sie schön dumm, sich hier so abzurackern. Dieser Herr ... Wie hieß er noch, der mit den grauen Schläfen, Sie wissen schon, wen ich meine.«

»Ja.«

»Also dem brauchten Sie bloß ein bisschen zuzulächeln, dann würde er Sie auf Händen tragen.«

»Er ist verheiratet.«

»Na und?«, fragte Eva mit ungespieltem Erstaunen. »Man braucht ja nicht gleich zu heiraten. Finden Sie meine Beine eigentlich zu dick?«

»Nein, ganz und gar nicht.« Sie passten zu Eva, denn sie war im Ganzen etwas stämmig gebaut, aber das erwähnte Heidrun natürlich nicht.

»Kurt, der meint nämlich, ein Mädchen müsse ganz schlanke Beine haben. Aber eigentlich ... dick sind sie ja nicht. Ich halte Sie auf, nicht? Kurt soll ruhig ein bisschen auf mich warten. Das tut den Männern gut, wenn man sie warten lässt. Wenn man pünktlich ist, dann bilden sie sich ein, man könne es gar nicht abwarten, bei ihnen zu sein. Und das steigt den Männern zu Kopf.«

»Du weißt viel von Männern!«

Eva schaute ihre Chefin forschend an. Hatte sie das ernst gemeint oder machte sie sich nur über sie lustig? Bei Fräulein Schilling wusste sie manchmal nicht genau, woran sie war. »Man hat so seine Erfahrungen gemacht«, äußerte sie. »Es ist schade, dass Sie immer nur zu Hause rumsitzen ...«

»Ich fühle mich zu Hause aber recht wohl.«

»Und ich bin immer froh, wenn ich ausgehen kann«, verriet Eva. »Fände ich doch bloß einen Mann, mit einem dicken Bankkonto. Doch die, die ich kennenlerne, die haben selbst nichts. Aber jetzt muss ich wirklich gehen, sonst wird Kurt sauer.«

Sie lächelte Heidrun zu und schloss dann die Ladentür von draußen ab. Gewissenhaft ruckelte sie danach noch an der Klinke, um sich zu überzeugen, dass die Tür tatsächlich verschlossen war.

Heidrun schaltete das Licht im Laden aus und ging nach hinten. Sie war stolz auf ihr Atelier, das sich in kurzer Zeit einen ausgezeichneten Namen erworben hatte. Sie hatte schon viele bekannte Leute fotografiert, deren Bilder mit handschriftlichen Widmungen als Reklame im Laden hingen.

Bald bin ich ganz über den Berg, dachte sie. Es war damals ein großer Entschluss für sie gewesen, sich selbstständig zu machen. Und hätte ich nicht für Viola sorgen müssen, dachte Heidrun, vielleicht wäre ich noch immer eine kleine, schlecht bezahlte Angestellte.

Zufrieden blickte sie sich um. Ich brauche keinen Mann, dachte sie. In meinen Leben würde ein Mann nur stören. Später, wenn ich alles abbezahlt habe, stelle ich noch einen tüchtigen Fotografen ein und dann mache ich einen ausgedehnten Urlaub. Im Augenblick war noch nicht daran zu denken, aber eines Tages würde dieser Traum Wirklichkeit werden.

Als sie über den Flur nach hinten in den Wohnteil des Hauses ging, zog sie die Luft schnuppernd durch die Nase.

»Fein, dass du kommst«, freute sich Viola, ihre um zwei Jahre jüngere Schwester. Sie stand am Herd, eine Küchenschürze vor dem hübschen Kleid, das Gesicht vom Kochen erhitzt. Mit vorgeschobener Unterlippe versuchte sie, eine Strähne ihres weichen blonden Haares aus der Stirn zu pusten. »Das Essen ist sofort fertig.«

»Du hast dein gutes Kleid an«, stellte Heidrun fest, als sie sich auf einen Küchenstuhl setzte. Hier in der Küche durfte sie nichts anfassen, Viola duldete es nicht. »Du hast genug im Laden zu tun, lass dich ein bisschen von mir verwöhnen«, hatte sie erklärt, und Heidrun war nur zu gern bereit, sich diesem Wunsch zu beugen.

»Ja ... ich wollte heute noch einmal weg.« Viola wendete das Schnitzel in der Pfanne. »Du kannst ruhig schon ins Wohnzimmer gehen, der Tisch ist bereits gedeckt. Was möchtest du als Nachspeise? Obst oder Eis?«

»Ist mir egal. Triffst du dich wieder mit Lutz?«

»Ja!« Ein seliges Lächeln verklärte Violas junges Gesicht. Wenn sie so lächelte, kam sie ihrer Schwester noch immer vor, wie ein Kind. Man hatte sie immer verwöhnt, zuerst die Eltern, und nach deren Tode die große Schwester.

Die große Schwester, dachte Heidrun und schüttelte leicht den Kopf. Ja, für Viola war sie das, und dabei bin ich nur zwei Jahre älter.

»Warum bringst du Lutz nicht einmal mit?«

»Er wird schon einmal mitkommen. Weißt du, er hat vielleicht das Gefühl, angebunden zu sein, wenn er hier offiziell aufkreuzt, verstehst du, was ich meine?«

»Nein«, erklärte Heidrun rund heraus. »Ihr liebt euch und ihr wollt heiraten.«

»Natürlich ...« Die Röte in ihrem Gesicht stand ihr reizend.

»Wann wollt ihr heiraten?«

»Ich denke, ich hole eine Packung Eis aus der Truhe. Fürst Pückler, das magst du doch gern.«

»Weiche mir nicht aus. Oder habt ihr noch gar nicht vom Heiraten gesprochen?«

»Nicht direkt. Manchmal bist du schrecklich, Heidrun. Wir lieben uns, genügt das nicht? Natürlich werden wir heiraten.«

»Aber darüber spricht man doch dann.«

»Was weißt du schon von Männern«, murmelte Viola und ahnte nicht, dass sie etwas ganz Ähnliches sagte, wie Eva Bollmann. Klug war sie, ihre große Schwester, tüchtig und energisch, aber wenn es um Männer ging, da konnte man keinen Rat von ihr holen. Da konnte man ihr nur Ratschläge geben.

»Ich würde ihn wirklich gern kennenlernen, deinen sagenhaften Lutz.«

»Er wird dir gefallen, sei unbesorgt. Er sieht fantastisch aus. Wenn er lächelt, dann dreht sich mir richtig das Herz um. Und wenn er mich küsst ...« Viola schloss die Augen. »Man kann es nicht beschreiben, das muss man erlebt haben. Es ist, als würdest du durch die Luft gerissen. Aber du verstehst das natürlich nicht.«

Heidrun ging ins Wohnzimmer hinüber. Violas Schwärmen konnte sie nicht ernst nehmen, beim besten Willen nicht. Sie fühlte sich für ihre kleine Schwester immer noch verantwortlich und würde erst zufrieden sein, wenn sie selbst festgestellt hatte, dass dieser Lutz ein vertrauenswürdiger Mann war, der ernste Absichten hatte.

***

»Tschüss«, rief Viola ihrer Schwester zu. »Arbeite nicht mehr so viel.«

»Viel Vergnügen«, wünschte Heidrun. »Und mach keine Dummheiten, Kleines.«

Violas Antwort war ein sehr glückliches Lachen. Heidrun hatte keine Ahnung, wie schön das Leben war. Natürlich musste man Geld verdienen, das sah Viola ein, aber deshalb brauchte man sich doch nicht nur in seiner Wohnung zu vergraben. Wenn sie heute Abend mit der Arbeit fertig ist, dachte Viola, dann nimmt sie sich ein Buch und liest.

War es nicht viel schöner, mit einem netten Mann tanzen zu gehen und sich von ihm bewundern zu lassen? Auf Violas hübschem Gesicht lag ein erwartungsvolles Lächeln. Das ganze Leben lag vor ihr, und sie war sicher, dass es ein wunderschönes Leben sein würde, ein Leben ohne Sorgen, ein Leben, in dem immer die Sonne scheinen würde.

Am vereinbarten Platz wartete Lutz schon auf sie. Er fuhr einen unauffälligen Wagen, das Einzige, was Viola ein bisschen störte. Zu ihm, fand sie, hätte ein rassiger Sportwagen viel besser gepasst.

Ihr Herz begann, prompt schneller zu schlagen, als er ausstieg und ihr ein paar Schritte entgegenkam. Er sah fantastisch aus, ein schlanker, hochgewachsener Mann mit dunkelblondem Haar und fröhlichen blauen Augen. Er hielt sich viel an der frischen Luft auf, das verriet seine gebräunte Haut.

»Wie schön, dass du pünktlich bist.« Unbekümmert nahm Lutz sie in seine Arme und küsste sie.

»Ich bin eine Viertelstunde zu spät.«

Lutz lachte. »Ich weiß. Aber das gehört dazu, und eine Viertelstunde Verspätung ist bei einer schönen Frau Pünktlichkeit. Ganz logisch.«

»Ich musste noch das Geschirr abwaschen, sonst wäre ich bestimmt früher gekommen. Ich mochte es nicht Heidrun überlassen. Sie war den ganzen Tag im Atelier. Du, Lutz ...« Im Auto beugte sie sich zu ihm herüber. »Möchtest du Heidrun eigentlich nicht einmal kennenlernen?«

»Doch, aber im Augenblick reicht mir Heidruns bezaubernde Schwester völlig. Was befehlen gnädiges Fräulein?«

»Was du willst«, meinte Viola. Sie war es gewohnt, andere für sich entscheiden zu lassen, und damit hatte sie bisher nur die besten Erfahrungen gemacht.

Lutz sah sie an. »Ich besitze in der Nähe ein hübsches Wochenendhaus. Möchtest du es einmal sehen? Zufällig habe ich den Schlüssel bei mir.«

»Gern.« Viola lächelte ihn arglos an. »Und hinterher gehen wir tanzen?«

»Wenn du Lust hast.« Der Mann lächelte ihr zu, bevor er den Motor anließ. Bald schon lag die Stadt hinter ihnen.

Nach einer halben Stunde Fahrt bog er von der Straße ab auf einen Waldweg.

»Hier ist es«, sagte er mit leicht belegter Stimme. Er schaltete die Scheinwerfer aus, ging um den Wagen herum und öffnete Viola die Tür.

»Wie schön es hier ist.« Das Mädchen schaute sich mit glänzenden Augen um. »Sieh nur den Vollmond. Ist es nicht, als wenn er zu uns herunterlacht?«

»Du bist bezaubernd«, sagte der Mann. »Du bist das bezauberndste Mädchen der Welt, Viola.«

»Nun übertreibe nicht so maßlos«, lächelte sie zu ihm auf.

»Komm herein.«

Im Innern des geräumigen Holzhauses roch es ungelüftet. Lutz öffnete ein Fenster, dann drehte er sich zu Viola herum und nahm sie in den Arm.

»Jetzt sind wir beide endlich einmal allein«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Du glaubst nicht, wie sehr ich mich danach gesehnt habe.«

»Ich auch«, bekannte Viola. Sie hatte keine Scheu, dem Mann zu zeigen, dass sie ihn liebte. Er erwiderte ihre Gefühle, deshalb brauchte sie sich nicht vor ihm zu schämen.

»Komm, ich zeige dir das Haus ...« Die Stimme des Mannes war nach diesem langen Kuss heiser. »Dies ist das Wohnzimmer und hier ist die kleine Küche ...«

Viola ließ sich nicht so schnell weiterführen, die Küche interessierte sie. »Es muss Spaß machen, hier zu kochen«, meinte sie. »Kocht ihr mit Gas?«

»Ja, Propangas. Komm, ich zeig dir den Rest.«

»Bist du oft hier?« So schnell konnte Viola sich nicht von der Küche trennen. Neugierig öffnete sie die Schranktüren und schaute hinein. Es war wirklich alles da, was man brauchte, um gut kochen zu können.

»Gelegentlich. Viel zu wenig. Komm schon.« Seine Stimme klang jetzt ungeduldig.

Als sie weitergingen, schmiegte sich Viola vertrauensvoll an ihn.

»Das Schlafzimmer ...« Der Mond schien durch das Fenster auf das breite Bett.

»Hübsch«, meinte Viola, drehte sich um und wollte zurückgehen.

Aber da stand Lutz: »Viola ... bitte ...« Er riss sie in die Arme und küsste sie mit einer Leidenschaft, die das Mädchen erzittern ließ.

***

»Was haben wir getan?«, murmelte sie später und presste ihren Kopf an seine Brust. »Ich schäme mich ja so.«

Lutz lachte verhalten. »Dazu hast du keinen Grund, Liebling.« Er tastete in der Dunkelheit nach seinen Zigaretten, fand sie und zündete sich eine an.

Wie gut er aussah im flackernden Licht des Feuerzeuges. Er war der bestaussehende Mann, den Viola bisher getroffen hatte. Und er liebte sie.

»Du, Lutz?« Mit den Fingerspitzen fuhr sie über seine Brust. »Warst du ... hast du schon häufig ...?«

Der Mann lachte wieder. »Nein, Kleines, du bist das erste Mädchen, das ich hierher mitgenommen habe. Ich schwöre es dir.« Und er hob tatsächlich die Hand zum Schwur, und das Lächeln blieb dabei auf seinem Gesicht.

»Schön. Das ist schön, Lutz«, flüsterte Viola. Sie war die Erste und Einzige, die große Ausnahme in seinem Leben. Keine vor ihr hatte ihm jemals so viel bedeutet wie sie.

»Liebst du mich?«

Lutz drückte die Zigarette aus, bevor er antwortete.

»Mehr, als ich mit Worten sagen könnte«, bekannte er. »Du bist zauberhaft, Viola, ein richtiges Wunder. Dass ich dich kennenlernen durfte ...«

Viola schloss beseligt die Augen. Er sprach noch mehr, aber wichtig war nicht das, was er sagte, wichtig war allein, wie er es sagte. Seine Stimme war wie das Streicheln zärtlicher Hände, wie sanfte Küsse.

»Kommst du Sonntag zu uns?«, wollte sie später wissen. »Ich koche etwas besonders Gutes.«

»Sonntag?« Automatisch griff Lutz wieder nach einer Zigarette. »Nein, Sonntag geht es nicht. Bitte, dräng mich nicht, Viola.«

»Ich dränge dich doch nicht«, beteuerte das Mädchen. »Ich habe dir schon viel von Heidrun erzählt ... Sie möchte dich so gerne kennenlernen. Damit sie sieht, dass ich in guten Händen bin.«

Lutz krauste die Stirn. »Familie«, sagte er knurrend. »Ich mache mir nicht viel aus Familie. Genügt es nicht, dass wir beide wissen, was wir voneinander zu halten haben?«

»Natürlich. Aber du machst dir ein ganz falsches Bild von Heidrun. Sie ist keine Schwiegermutter. Obwohl ... eigentlich hat sie immer ein bisschen Mutterstelle an mir vertreten.«

»Sie hat Haare auf den Zähnen?«

Viola lachte. »O nein, da denkst du ganz falsch über Heidrun. Natürlich weiß sie, was sie will. Sie ist sehr tüchtig. Und wenn sie verhandelt, dann komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Aber trotzdem ist sie ganz und gar weiblich geblieben. Sie wird dir bestimmt gefallen.«

»Davon bin ich überzeugt«, beteuerte Lutz höflich. »Aber schieben wir diese Freude noch ein bisschen hinaus. Ich möchte dich ganz für mich allein haben, Liebling, verstehst du das?«

»Ja«, antwortete Viola. Kam es denn auf ein paar Wochen an? Irgendwann würden Lutz und Heidrun sich schon kennenlernen, und ganz sicher würden sie sich gut verstehen.

Jemand klopfte an die Tür. Mit einem Schrei fuhr Viola hoch.

Lutz drückte sie zurück. »Wer ist da?«, rief er unwirsch.

»Korff«, kam es zurück. »Sind Sie es, Herr von Ackermann?«

Lutz zog sich rasch einen Morgenmantel über und ging zur Tür.

»Ja. Was machen Sie um diese Zeit hier?«

»Eine Runde durchs Revier. Als ich sah, dass die Fenster offen standen ... Hätten ja auch Einbrecher sein können, Herr von Ackermann. Sind Sie allein hier?«

»Ja.«

»Dann bitte ich um einen Gruß an Ihren Vetter. Er hat sich lange nicht mehr sehen lassen. Schade. Nichts für ungut, Herr von Ackermann. Ich hoffe, ich habe Sie nicht im Schlaf gestört.«

»Absolut nicht. Auf Wiedersehen, Herr Korff.« Lutz verschloss die Tür sorgfältig. »Nur der Förster«, sagte er zu Viola. »Er konnte wohl nicht schlafen ...«

Das Mädchen lächelte ihm entgegen. »Und ich dachte schon, es wäre ein Einbrecher.«

»Die pflegen nicht anzuklopfen.« Lutz warf den Morgenmantel auf den Boden. »Wie schön du bist«, flüsterte er.

***

Viola bemühte sich zwar, die Wohnung leise zu betreten, aber Heidrun hörte sie doch zurückkommen. Sie schaltete sofort das Licht an und richtete sich im Bett auf. Nach einem Blick auf den Wecker rieb sie sich die Augen.

Sie hatte sich nicht geirrt, es war sechs Uhr morgens. »Viola.«

Ihre Schwester blieb erschrocken auf dem Flur stehen.

»Ich dachte, du schläfst noch.« Sie hatte die Tür nur einen Spalt geöffnet, fast so, als hätte sie Angst, sich Heidrun zu zeigen. »Habe ich dich geweckt?«

»Nein. Ich war schon wach. Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«

»Ziemlich spät ... Du kannst noch eine Stunde schlafen.« Viola beeilte sich, die Tür zu schließen, aber es half ihr nichts, Heidrun sprang aus dem Bett, warf sich einen Morgenmantel über und folgte ihr.

»Wo warst du so lange?«